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Als ich ein kleiner Bube war, 
        War ich ein kleiner Lump; 
        Zigarren raucht' ich heimlich schon, 
        Trank auch schon Bier auf Pump.
        Zur Hose hing das Hemd heraus, 
          Die Stiefel lief ich krumm, 
          Und statt zur Schule hinzugehn, 
          Strich ich im Wald herum. 
Wie hab' ich's doch seit jener Zeit 
          So herrlich weit gebracht! – 
          Die Zeit hat aus dem kleinen Lump 
          'nen großen Lump gemacht.  | 
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Der Mond und all die Sterne, 
        Die scheinen in der Nacht, 
        Hinwiederum die Sonne 
        Bei Tag am Himmel lacht.
        Mit Sonne, Mond und Sternen 
          Bin ich schon lang vertraut! 
          Sie scheinen durch den Ärmel 
          Mir auf die bloße Haut. 
Und was ich längst vermutet, 
          Das wird am Ende wahr: 
          Ich krieg' am Ellenbogen 
          Noch Sommersprossen gar.  | 
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Ich hatt' einmal zehn Gulden! – 
        Da dacht' ich hin und her, 
        Was mit den schönen Gulden 
        Nun wohl zu machen wär'.
        Ich dacht' an meine Schulden, 
          Ich dacht' ans Liebchen mein, 
          Ich dacht' auch ans Studieren, 
          Das fiel zuletzt mir ein. 
Zum Lesen und Studieren, 
          Da muß man Bücher han, 
          Und jeder Manichäer 
          Ist auch ein Grobian; 
Und obendrein das Liebchen, 
          Das Liebchen fromm und gut, 
          Das quälte mich schon lange 
          Um einen neuen Hut. 
Was sollt' ich Ärmster machen? 
          Ich wußt' nicht aus noch ein. – 
          Im Wirtshaus an der Brücken, 
          Da schenkt man guten Wein. 
Im Wirtshaus an der Brücken 
          Saß ich den ganzen Tag, 
          Ich saß wohl bis zum Abend 
          Und sann dem Dinge nach. 
Im Wirtshaus an der Brücken, 
          Da wird der Dümmste klug; 
          Des Nachts um halber zwölfe, 
          Da war ich klug genug. 
Des Nachts um halber zwölfe 
          Hub ich mich von der Bank 
          Und zahlte meine Zeche 
          Mit zehen Gulden blank. 
Ich zahlte meine Zeche, 
          Da war mein Beutel leer. – 
          Ich hatt' einmal zehn Gulden, 
          Die hab' ich jetzt nicht mehr.  | 
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Im Karneval, da hab' ich mich 
        Recht wohlfeil amüsiert, 
        Denn von Natur war ich ja schon 
        Fürtrefflich kostümiert.
        Bei Maskeraden könnt' ich so 
          Passieren frank und frei; 
          Man meinte am Entree, daß ich 
          Charaktermaske sei. 
Recht unverschämt war ich dazu 
          Noch gegen jedermann 
          Und hab' aus manchem fremden Glas 
          Manch tiefen Zug getan. 
Darüber freuten sich die Leut 
          Und haben recht gelacht, 
          Daß ich den echten Lumpen so 
          Natürlich nachgemacht. 
Nur einem groben Kupferschmied, 
          Dem macht' es kein Pläsier, 
          Daß ich aus seinem Glase trank – 
          Er warf mich vor die Tür.  | 
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Von einer alten Tante 
        Ward ich recht schön bedacht: 
        Sie hat fünfhundert Gulden 
        Beim Sterben mir vermacht.
        Die gute alte Tante! – 
          Fürwahr, ich wünschte sehr, 
          Ich hätt' noch mehr der Tanten 
          Und – hätt' sie bald nicht mehr!  | 
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Ich bin einmal hinausspaziert, 
        Hinaus wohl vor die Stadt. 
        Da kam es, daß ein Mädchen mir 
        Mein Herz gestohlen hat.
        Ihr Aug war blau, ihr Mund war rot, 
          Blondlockig war ihr Haar.– 
          Mir tat's in tiefster Seele weh, 
          Daß solch ein Lump ich war.  | 
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Seit ich das liebe Mädchen sah, 
        War ich wie umgewandt, 
        Es hätte mich mein bester Freund 
        Wahrhaftig nicht gekannt.
        Ich trug, fürwahr, Glacéhandschuh, 
          Glanzstiefel, Chapeau claque, 
          Vom feinsten Schnitt war das Gilet 
          Und magnifik der Frack. 
Vom Fuße war ich bis zum Kopf 
          Ein Stutzer comme il faut, 
          Ich war, was mancher andre ist. 
          Ein Lump, inkognito.  | 
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Was tat ich ihr zuliebe nicht! 
        Zum erstenmal im Leben 
        Hab' ich mich neulich ihr zulieb 
        Auf einen Ball begeben.
        Sie sah wie eine Blume aus 
          In ihrer Krinolinen, 
          Ich bin als schwarzer Käfer mir 
          In meinem Frack erschienen. 
Für einen Käfer – welche Lust, 
          An einer Blume baumeln! 
          Für mich – welch Glück, an ihrer Brust 
          Im Tanz dahinzutaumeln! 
Doch ach! Mein schönes Käferglück, 
          Das war von kurzer Dauer; 
          Ein kläglich schnödes Mißgeschick 
          Lag heimlich auf der Lauer. 
Denn weiß der Teufel, wie's geschah, 
          Es war so glatt im Saale – 
          Ich rutschte – und so lag ich da 
          Rumbums! mit einem Male. 
An ihrem seidenen Gewand 
          Dacht' ich mich noch zu halten - 
          Ritsch, ratsch! Da hielt ich in der Hand 
          Ein halbes Dutzend Falten. 
Sie floh entsetzt. – Ich armer Tropf, 
          Ich meint', ich müßt' versinken, 
          Ich kratzte mir beschämt den Kopf 
          Und tat beiseite hinken.  | 
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Den ganzen noblen Plunder soll, 
        Den soll der Teufel holen! 
        Ein Leutnant von der Garde hat 
        Mein Liebchen mir gestohlen.
        Du neuer Hut, du neuer Frack, 
          Ihr müßt ins Pfandhaus wandern. 
          Ich selber sitz' im Wirtshaus nun 
          Von einem Tag zum andern. 
Ich sitz' und trinke aus Verdruß 
          Und Ärger manchen Humpen. 
          Die Lieb, die mich solid gemacht, 
          Die macht mich nun zum Lumpen. 
Und wem das Lied gefallen hat, 
          Der lasse sich nicht lumpen; 
          Der mög dem Lumpen, der es sang, 
          Zum Dank – 'n Gulden pumpen.  |