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17

Jimmy saß am Steuer und war nicht im mindesten nervös. Con betrachtete ihn mehrmals verstohlen von der Seite. Er hatte schon bei manchen Menschen merkwürdige Veränderungen erlebt, aber Jimmy überraschte ihn.

»Was wollte Kelly eigentlich bei Tony?« fragte er plötzlich.

»Kelly?«

»Ja. Er ging gerade ins Haus, als Sie herauskamen. Ich dachte, Sie hätten ihn auch gesehen.«

Jimmy gab keine Antwort.

Die Verkehrsampel vor ihm wechselte gerade von grün

O'Hara sah ihn erstaunt an.

»Wie gefällt Ihnen das Leben, Con?«

O'Hara sah ihn erstaunt an.

»Wie meinen Sie das?«

»Nun, wie finden Sie's auf dieser Welt? Möchten Sie nicht gern weiterleben – mit Ihrer Frau und all den anderen schönen Dingen?«

Con grinste.

»Aber klar! Das Leben sagt mir ungemein zu.«

»Dann will ich Sie lieber vor unserem Rendezvous absetzen.«

»Vor unserem Rendezvous?« wiederholte Con verblüfft.

»Ja, vor der Stelle, wo wir den Captain treffen sollen«, erklärte Jimmy. »Es ist besser, wenn ich allein gehe.« – »Aber warum denn?«

»Wissen Sie, was es bedeutet, in den Tod geschickt zu werden?«

Ein kurzes Schweigen trat ein. Die Ampel zeigte jetzt wieder grün, und der Wagen fuhr in schnellem Tempo weiter.

»Wer soll denn in den Tod geschickt werden?« fragte Con dann langsam.

»Vermutlich wir.« Jimmy seufzte leise. »Ich werde anhalten, damit Sie aussteigen können. Oder Sie bleiben im Wagen und lassen mich aussteigen.« Er dachte eine Weile nach. »Nein, ich glaube, es ist besser, wenn ich weiterfahre, denn wenn sie den Wagen nicht sehen, glauben sie, Perelli hätte sein Wort nicht gehalten ...«

»Wir sollen hinfahren, damit uns die andern niederknallen ...? Dieser gemeine Schuft ...«

»Ich glaube es bestimmt«, erwiderte Jimmy ernst.

Con O'Hara atmete schnell.

»Wer hat Ihnen denn das gesagt?«

Jimmy lächelte im Dunkeln.

»Jemand, der mich nicht anlügt.«

»Minn Lee?«

»Jemand, der nicht lügt«, wiederholte Jimmy. »Ich will Sie jetzt absetzen.«

Er hielt dicht neben dem Gehsteig.

»Sie sind verrückt«, sagte Con. »Wenn das wahr ist, werden Sie doch nicht hinfahren und sich von diesen Kerlen abknallen lassen?«

Jimmy McGrath gab darauf keine Antwort, und Con O'Hara schöpfte plötzlich einen Verdacht.

»Sie wollen wohl allein mit dem ganzen Geld abhauen?«

Jimmy drehte das Licht an, nahm den Briefumschlag aus der Tasche und riß ihn auf. Ein Bündel weißer Papierfetzen fiel heraus.

»Hier – sehen Sie selbst«, entgegnete er ironisch. »Mit diesen Moneten kann ich mir für den Rest meines Lebens jeden Luxus leisten!«

Con griff nach dem Papier und untersuchte es genau.

»Das sind ja nichts als wertlose Schnipsel!« stieß er erregt hervor.

»Wollen Sie jetzt aussteigen?«

Jimmy öffnete die Tür, und O'Hara zögerte keinen Augenblick. Er schaute die dunkle Straße entlang, aber es war niemand zu sehen.

»Ich werde aufpassen«, sagte er atemlos. »Fahren Sie weiter, Jimmy ... Haben Sie wenigstens ein Schießeisen?«

»Das brauche ich nicht.«

Er schloß die Tür, winkte Con zu und fuhr an.

An der verabredeten Stelle hielt er und stieg aus. Er konnte niemand entdecken, aber bald darauf tauchten die beiden hellen Scheinwerfer eines Autos auf, das rasch an ihm vorbeifuhr. Ein wenig später näherte sich ihm ein anderer Wagen mit geringerer Geschwindigkeit.

Er war nur noch einige Schritte entfernt, als sich am Seitenfenster etwas bewegte ...

Jimmy McGrath blieb ruhig stehen. Er rührte sich auch nicht, als er in die Mündung eines Maschinengewehrs blickte ...

Lautlos brach er auf dem Gehsteig zusammen. Er hörte nicht mehr den aufheulenden Motor des Autos, das sich rasch entfernte.


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