Carl Spitteler
Ei Ole
Carl Spitteler

Carl Spitteler

Ei Ole

Das Floß war bereit, die Hütte am Steuer mit Pelzen, Brennholz und gedörrten Fischen für ein halbes Jahrzehnt ausgerüstet, und die beiden Flößer stiegen einer nach dem andern mit schweren Tritten, daß das Wasser durch die Fugen plätscherte, auf die stattlichen Stämme. Am Ufer vor dem Häuschen stand die kleine Familie: der alte Rakka, neben ihm Mutter Muora und an ihrem Rockzipfel die kleine Rethi, mit offenem Munde die abreisenden Brüder anstarrend.

Jetzt erschien auch der fremde Agent, der in dem Häuschen seine Brille verlegt hatte, und las zum dritten Male den Kontrakt vor, zuerst in schwedischer, dann in finnischer Sprache: «Die Gebrüder Ingen und Kompanie, Holzhändler in Stockholm, kaufen hiemit durch ihren Agenten Gustav Lindequist aus Åbo zweihundert Stück junges, sauberes Tannenholz, zwanzig Fuß lang und neun Zoll dick, um sechzig finnische Mark von Ruppari Rakka zu Rüttelä, Kreis Kuopio in Finnland, zahlbar in Stockholm am Tage der Ankunft des Floßes an die Söhne des obgenannten Ruppari Rakka, Heikki und Rizzi Rakka.

Gezeichnet: Für die Gebrüder Ingen und Kompanie Gustav Lindequist. – Ruppari Rakka.»

«Hyvä», murmelte der Alte, als die Lesung zu Ende war. Darauf schob der Agent den Vertrag sorgfältig in eine lederne Mappe, band dieselbe mit Schnüren vierfach zu, zweimal übers Kreuz und zweimal über die Winkel, und überreichte das Ganze dem ältern der beiden Flößer.

Der wischte erst die Hände an seinem grauen Kittel ab, dann nahm er das wichtige Stück feierlich entgegen, um es in der Hütte zwischen den Heringen und dem «Knäckebröd» zu vergraben.

Damit war man reisefertig. Aber es schien allen, als ob jemand von ihnen noch etwas sagen wollte. Da indessen keiner den andern den Mund auftun sah, nahmen die Männer die Ledermütze vom Kopf, drehten sie zwischen den Fingern und beteten, während Muora die Stirn der kleinen Rethi umspannte. «Far väl», rief der Agent, sobald das Floß sich bewegte. Die Flößer lehnten sich über die Ruder und arbeiteten eifriger als nötig war, die übrigen blieben unbeweglich am Ufer stehen, der Alte mit der Mütze in den Händen und Muora den Kopf der kleinen Rethi an sich drückend.

 

Eine halbe Stunde währte es, bis die stämmigen jungen Burschen das Fahrzeug um die nächste Ecke gebracht, dann ließen sie die Ruder fahren und wischten sich die Stirn. «Ei ole Rüttelää», sagte der Ältere ruhig; hierauf schritt er bedächtig zu einer Kiste, zog einen Streifen Tabak hervor und zerschnitt ihn mit dem Gürtelmesser. «Hyvä», sagte er nachdrücklich und nötigte dem Bruder die Hälfte in die Hand. Nachdem er endlich noch die Angelschnur hinten an den Pflock befestigt, legten sich beide zum Rauchen nieder und ließen das Floß von der Strömung des Sees langsam dahintreiben, nahe dem Ufer, um nicht den Dampfschiffen in den Weg zu geraten. Nur wenn das Fahrzeug zu hart an die Felsen oder zu tief in den See hinein takelte, rutschte der eine oder der andere gemächlich nach dem Steuer, damit er demselben eine bessere Wendung gebe.

In der zweiten Woche gewahrten sie eine Stadt auf einem Berge und über der Stadt noch einen Berg und auf dem obern Berg einen See. Heikki nahm die Pfeife aus dem Munde: «Kuopio.» – «Hyvä Kuopio», antwortete Rizzi.

Darauf kam der Johannistag und nach dem Johannistag die Johannisnacht. An den Vorgebirgen standen steile Holzburgen aufgerichtet, und mit Sonnenuntergang, kurz vor Mitternacht, flammten von allen Hügeln die Feuer gegen den tageshellen Himmel hinan. Wilde, ungeschlachte Gesänge schlugen herüber, wenn die Schiffer sich einem Dorfe näherten, und ab und zu konnten sie die Worte «Kukkuu, Kukkuu» unterscheiden. Da begannen die Augen der beiden Rakka zu spielen.

Heftig schoben sie einige Armvoll Brennholz übereinander, und kaum züngelte die rote Flamme aus dem Rauch empor, so sprangen sie wie besessen darum und herüber und hinüber, in einem fort singend, so laut sie konnten:

«Kultani kukkuu, kaukana kukkuu,
Saimaan rannalla ruikuttaa;
Ei ole ruuhta rannalla,
Joka minun kultani kannattaa.»

«Mein Liebchen ruft, von ferne ruft es,
Am Strand des Saimaasees wimmert es;
Kein Kahn ist am Ufer,
Um mein Liebchen herüberzuführen.»

Wie die Feuerwehrmänner von Kuopio stampften und grölten sie um die Flamme, bis daß gegen ein Uhr die Morgensonne strahlend vom Himmel schien. Da legten sie sich wieder rauchen und sprachen während fünf Tagen kein Wort nicht.

Sie glitten von Seen in Kanäle und von Kanälen in Seen, dann fingen die Septemberstürme an zu blasen, welche sie wochenlang ans Ufer zwangen, endlich froren sie ein. Jetzt mauerten sie die Hütte außen mit Schnee zu, inwendig heizten sie, wie Nordländer heizen, und wenn ihnen der Rauch die Augen biß, daß die Tränen herunterrieselten, dehnten sie sich vor Behagen. Ein Hamsterschlaf kürzte ihnen die Zeit, deren Maß bei der ewigen Sturmnacht ohnehin keinem zum Bewußtsein kam, und die Vorräte wurden ob diesem schlummernden Dasein kaum angegriffen.

Eines Nachts, zwischen den dumpfen Schüssen des Sturmes und dem kläglichen Geheul der Wölfe, sangen aus der Ferne die Kirchenglocken. Von links eine, von rechts eine und endlich von allen Seiten zusammen, lang anhaltenden, zitternden Gesanges, wie nur europäische Glocken singen können. «Joulu», murmelte Heikki. Hierauf schlich er leise auf den Absätzen zwischen den Kisten herum, ängstlich den schlummernden Rizzi beobachtend, ob er nicht aufwache, suchte an Fetzen und Lappen das Bunteste zusammen, stülpte ein Hemd über den Kopf und steckte die Arme in zwei Stiefel. Nachdem er diese Vorbereitungen beendet, überfiel er den Schlafenden mit einem markerschütternden Gebrüll. Der griff mit entsetzten Gebärden an sein Gürtelmesser, da er nichts anderes erwartete, als einen Bären zu erblicken. Plötzlich jedoch sprangen ihm zwei Tränen über die Backen. Er hatte begriffen: es war das Weihnachtskind. Nun legte sich Rizzi seinerseits auf den Schragen, und so dauerten die Überraschungen abwechslungsweise fort, solange die Glocken summten. Als aber die letzte Glocke verklang, tauschten sie ihren Tabak und ihr Feuerzeug. Das war das Geschenk zum neuen Jahr.

Im andern Sommer, nachdem das Eis aufgetaut, gelangten sie ins Meer. Dort schlüpften sie zwischen den Schären so friedlich und still hindurch, als ob das Meer ein finnischer See wäre. Eines Tages aber trugen die Schären Häuser und die Klippen Kanonen. Gegenüber auf dem festen Lande sahen sie eine schokoladebraune Kirche, mit schneeweißen Zwiebeldächern überzuckert. Heikki nahm die Pfeife aus dem Mund: «Helsinki.» Und Rizzi antwortete: «Hyvä Helsinki.» Ein Boot kam herangefahren mit zwei grünen Soldaten darin, welche auf das Floß stiegen und in fremder Sprache grimmig gegen die Flößer schrien. «En ymmärrä», erwiderte Heikki. Die Soldaten taten noch ungebärdiger und schrien noch lauter. Heikki erwiderte noch dreimal «En ymmärrä», jedesmal mit abnehmender Stimme, dann schwieg er endgültig still. Schließlich zuckten die Grünen die Schultern und wackelten mit dem Boote heim.

Die Schären hatten nun wieder keine Häuser, sondern Tannenbäume, Felsen und Wasserfälle.

Eines warmen Tages, als die Sonne untergegangen war und das Abendrot Hand in Hand mit dem Morgenrot über das lichte, kaum dämmernde Meer wanderte, hörten sie in einer Bucht ein Plätschern und Schwallen, untermischt mit rauhen, gurgelnden Lauten. «Veden koira», flüsterte Heikki und legte den Finger an die Lippen. Dann ruderte er so sachte als möglich darauf los und lauerte mit vorgebeugtem Nacken. Plötzlich drehte er sich um und verzog seinen Mund zu einem breiten Behagen, während sein ganzes Gesicht leuchtete. «Tyttö», grinste er. Und beide begrüßten das Wort mit einem lautschallenden Gelächter. Die erschrockene «Tyttö» wollte zuerst aus dem Wasser flüchten. Kaum gewahrte sie aber die friedlichen, gutmütigen Landsmannsgesichter, so kehrte sie getrost um, stimmte in das Gelächter ein und klammerte sich, mit den Armen übergreifend, ans Floß, indem sie bis an den Hals untertauchte, so daß ihre langen, krausen Flachshaare sternenförmig auf den Wellen schwammen wie eine Wasserblume. Darauf wickelte sich ein lebhaftes, überstürztes Gespräch zwischen ihr und Rizzi ab, und bald waren sie soweit vertraut, daß die «Tyttö» ihren Namen nannte: «Maarian.» Dabei zeigte sie auf ihre Heimat, mit dem Arm nach dem Dorfe auf dem Hügel deutend. Zur größern Gemütlichkeit streckte sich Rizzi der Länge nach nieder, die Ellbogen aufgestemmt, das Kinn in den Händen, die qualmende Pfeife im Mund. So rauchte er der Maarian in die Augen. Inzwischen war der Ältere bedacht, das Floß mit dem Ruder stillezuhalten, damit die Freundschaft keine Unterbrechung erleide. Als er jedoch allmählich Anstalten machte, das Fahrzeug verstohlen an einen Baum festzubinden, warf sich Maarian rückwärts fliehend ins Wasser, wobei sie statt des Abschiedes den schmauchenden Rizzi mit einer großen Welle übergoß, daß ihm der Sturzregen bachweise aus den Haaren über die Augen flutete. Durch das Wasser verblendet, hörte er noch ein Gelächter, dann ein wildes Wasserwogen und endlich ein Platschen und Triefen, wie wenn ein Eisbär mit breiten Sohlen ans Land steigt. Als er wieder klar sehen konnte, war Maarian verschwunden. «Ei ole tyttö», spottete Heikki. «Hyvä tyttö», entgegnete Rizzi, während er dem Bruder gutmütig lachend seine durchweichten Kleider und seine ausgelöschte Pfeife wies. Und die folgenden Tage, sooft die Pfeife des Rizzi nicht gleich brennen wollte, schmunzelte der Bruder spöttisch: «Tyttö.»

Dann stürmte wieder der Regen, später der Schnee, und sie froren zum andernmal ein. Dieses Mal jedoch begab sich der Ältere öfters ans Land, wo er mitunter tagelang verweilte. Wenn er dann heimkehrte, fertigte er mit großem Eifer die neue Hütte zurecht, an welcher er seit dem Herbst gearbeitet. Endlich, am Weihnachtsabend, erschien er mit zwei fremden «Tyttö» und einem «Herrapappi». Bei ihrem Anblick wurde Rizzi dunkelrot vor Zorn. «I», schrie er, darauf zog er sich an das äußerste Ende des Floßes zurück, den Ankommenden den Rücken kehrend. Heikki stieß die eine der «Tyttö» von hinten an den Bruder heran und suchte denselben mit unartikulierten Lauten zur Annahme zu bewegen. «I», wiederholte Rizzi, und dabei blieb es. Der «Herrapappi» machte der Werbung mit vernünftigem Zuspruch ein Ende, und die verschmähte «Tyttö» schlich traurig ans Land. Heikki jedoch ließ sich mit der andern «Tyttö» vom «Herrapappi» einsegnen. Darauf erhielt der «Herrapappi» für seine Arbeit einen geräucherten Lachs zum Geschenk, den er in den rechten Stiefel steckte. Heikki aber zog mit Lussika, seiner jungen Frau, in die neue Hütte ein.

 

Im dritten Sommer sahen sie viele hundert Schiffe aneinandergepökelt, alle so groß wie der «Pyhä vuori», mit Stangen darauf, so hoch wie der Kirchturm von Kuopio. Hinter den Schiffen lag eine unglaubliche Zahl von Städten auf Inseln und Bergen herumgestreut. Heikki nahm die Pfeife aus dem Mund: «Tukholma», und Rizzi antwortete: «Hyvä Tukholma.» Als aber Lussika den Kopf aus der Hütte steckte, um «Tukholma» zu betrachten, schrie Heikki mit zorniger Stimme: «Perkele», und sogleich verschwand der Kopf wieder. Zwei blaue Soldaten kamen in einem Boot dahergewackelt, stiegen auf das Floß und schwatzten in fremder Sprache freundlich, aber schnell wie Mühleräder auf die Flößer ein. «En ymmärrä», entgegnete Heikki dreimal; nach dem dritten Mal schwieg er still. Da fingen die Blauen endlich an zu lachen und zogen wieder heim. Die Flößer aber steuerten nach der Seite, wo sie die Holzstämme in langen Gassen haushoch am Ufer aufgerichtet sahen, bis ihnen die vorliegenden Barken den Weg versperrten und die Wellen allmählich ihr Fahrzeug unbeweglich einkeilten. Jetzt kramten sie die Mappe aus den Heringen hervor, zerschnitten die Schnüre mit dem Messer, schälten den Vertrag heraus und stellten sich vorn an das Floß, jeder zwei Zipfel des Papiers mit den Händen festhaltend, damit dasselbe ja nicht ins Wasser gleite. Eine Stunde lang standen sie geduldig da, ab und zu von einem jähen Wellenstoß geschüttelt, wenn nebenbei eine Barke plötzlich geladen oder entladen wurde oder wenn sich ein Fahrzeug aus der allgemeinen Umarmung löste. Einmal wurden sie von einem harten Rucke nach verschiedenen Richtungen geschleudert, wobei das Papier, trotz seiner ehrwürdigen Dicke, tief einriß. Dadurch belehrt trafen sie die Vorkehrung, den Vertrag abwechslungsweise zu halten, doch so, daß der Müßigstehende die Hände des andern scharf überwachte. In der zweiten Stunde kroch ein dicker Mann im grauen finnischen Kittel über eine Barke bedächtig zu ihnen herunter und fragte in ihrer Landessprache, was sie begehrten. Der Mann trug einen weißen Sichelbart, und seine Stimme klang rauh und polternd wie die Stimmen in Kuopio. Statt der Antwort gaben sie ihm den Vertrag. Den steckte er einfach in die Tasche und kletterte mit ihm über die Barken nach dem Ufer. Zwei Stunden lang sahen sie nichts mehr von ihm. In der dritten Stunde jedoch kam jener zurück, begleitet von einem vornehmen Herrn und einem blauen Soldaten. Die beiden letzten blieben auf dem Verdeck der Barke stehen, der Alte dagegen kroch wieder auf das Floß herunter, um den Flößern Bescheid zu geben, welche jetzt angesichts des vornehmen Herrn ihre Mütze höflich in die Hand nahmen, ohne sich übrigens im mindesten zu verbeugen. «Ei ole Ingen», erklärte der Alte und gab ihnen das Papier zurück; zum Beweise zeigte er auf eine Randbemerkung, mit lauter Stimme vorlesend: «Ei ole Ingen» und auf schwedisch «Ingen finds inte». «Finds inte», bestätigte der vornehme Herr von der Barke herunter. Inzwischen buchstabierten die beiden Rakka, welche besser zu lesen als zu sprechen verstanden, die Bemerkung nach, und als die Schrift zu den Worten stimmte, nickten sie, und einer nach dem andern erklärte: «Hyvä.» Die Fremden verzogen sich nach einigen mitleidigen Bemerkungen. An ihre Stelle traten mehrere Händler, welche allerlei Angebote machten und mit heftigen Gebärden einander überschrien. Scheuen Blickes hörten die Flößer zu; als jedoch der Haufe beständig wuchs und der Lärm immer stärker wurde, sagten sie plötzlich: «I» und setzten sich auf den Boden, ohne sich mehr um die Reden zu kümmern, die ihnen entgegenflogen. Den andern Morgen aber stießen sie das Floß wieder ins Meer. Bei diesem Anlaß bekam Lussika, welche hartnäckig aussteigen wollte, um in «Tukholma» etwas Unnützes zu kaufen, so viele «Perkele» zu hören, daß sie sich monatelang nicht mehr muckste.

 

Nicht lange nachher, im zweiten Monat ihrer Heimfahrt, es mochte Ende September sein, die Nächte wurden schon länger, weckte Heikki den Bruder früh am Morgen und schaute ihn pfiffigen Blickes an, mit den Ohren zuckend. Rizzi richtete sich auf und lauschte. Das Wimmern eines Kindes zitterte aus der andern Wohnung herüber. «Yksi», erklärte der Vater. Im folgenden Sommer meldete er: «Kaksi

Zwischen den Schären von Helsinki, unweit der Stelle, wo sie die Maarian getroffen, bekamen sie nach vierjähriger Reise den ersten Streit. Heikki hatte eine kürzere Durchfahrt ausgespäht, Rizzi wollte durchaus nicht leiden, daß man die frühere Straße aufgebe. Die Köpfe wurden röter, die «Perkele» ließen immer mehr «r» hören, welche unheildrohend zwischen den Brüdern hin und her rollten, bis endlich Rizzi das Messer aus dem Gürtel zog. Da legte sich Lussika ins Mittel, und Heikki gab nach. So kamen sie denn wieder zu dem Badeplatz der Maarian. Hier begehrte Rizzi zu halten. Ein Büblein fischte am Ufer. «Missä Maarian?» fragte Rizzi. «En muista», lautete die barsche Antwort. «Missä Maarian?» wiederholte Rizzi. «En muista», gab der andere nochmals zurück. «Missä Maarian?» wiederholte Rizzi zum drittenmal. Jetzt warf der Junge die Angel weg und eilte mit den bloßen Füßen schnurgerade über Gestrüpp und Stein durch den kärglichen Wald hinan zum Dorf. Bald darauf erschien er mit einigen Bauern. «Missä Maarian?» fragte Rizzi. «Ei ole Maarian», tönte es im Chor. Da fuhren sie mit dem Floß weiter. Am nächsten Johannistag aber weigerte sich Rizzi zu tanzen, und zu «Joulu» wollte er nicht das Weihnachtskind spielen.

An einem kalten Herbstmorgen, bei strömendem Regen, kamen sie gegen Rüttelä. Heikki nahm, sobald er das väterliche Häuschen erblickte, aus dessen Tür der Rauch in regellosen Wolken zwischen dem Regen in die Höhe zog, die Mütze in die Hand und stellte sich vorn hin. Lussika mit ihren vier Kindern hielt sich versteckt hinter der Hütte. Rizzi lehnte am Steuer. Das Plätschern des näherkommenden Floßes wurde endlich gehört, und der alte Rakka kam hastig, obschon mühsam, ans Ufer gehumpelt. Seine Freude verwandelte sich indessen beim Anblick der unverkauften Tannen jählings in ein zorniges «Perkele». «Ei ole Ingen», erklärte Heikki, den Vertrag überreichend. Danach stieß er ein rauhes Gurgeln aus der Kehle, und Lussika mit den Kindern kam zum Vorschein. Die Vorstellung war bündig und klar: Lussika, Ruppari, Heikki, Rizzi, Ranzi. «Hyvä», antwortete der Alte. Aber Rizzi rührte sich noch immer nicht vom Steuer und blickte über die Maßen betrübt ins Wasser. Der Bruder glaubte ihn entschuldigen zu müssen. «Maarian», erklärte er dem Vater. «Missä Maarian?» fragte dieser. «Ei ole Maarian», entgegnete Heikki. Jetzt fiel es ihm auf, daß die Mutter nicht da war. «Missä Muora?» Der Alte zog seine runzlige Stirn hart zusammen: «Ei ole Muora.» Nach einer Weile fragte Heikki wieder: «Missä Rethi?» Da begann der Alte zu schluchzen. «Ei ole Rethi.»

In diesem Augenblick hörten sie einen schweren Körper hinter dem Floß ins Wasser fallen, und als sie sich umdrehten, war Rizzi verschwunden. Fürchterliche Töne ausstoßend, eilten sie nach dem Steuer und fischten mit Stangen und Rudern in dem See herum. Nach einer Viertelstunde legte Heikki sein Ruder weg und ließ die Arme hangen. «Ei ole Rizzi», sagte er mit trüber Stimme. «Perrrkele», knirschte der Alte.