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Eva und Peter

Die dreijährige, flachsblonde Eva wäre der Liebling der Windisch-Garstener gewesen. Aber sie lebte als Waise bei ihrer Großmutter, der alten Stoderin, die der Hexerei verdächtig war. Das war schlimm für die alte Frau und für ihre Enkelin, die Eva.

Die Stoderin, Witwe des einst weit und breit bekannten Wundarztes Eusebius Theophil Stoder, sammelte Würz- und Heilkräuter an den Hängen des Toten- und des Sengsen-Gebirges. Sie tat ihr Bestes, um Mensch und Tier von Gebrechen zu heilen. Daß sie die Wirkung der Heilpflanzen durch uralte heidnische Sprüche erhöhen wollte, bestärkte die Menschen in der Meinung, sie sei eine Zauberin. Und doch waren es nur uralte Segensworte aus verschollener Zeit, mit denen die Stoderin zum Beispiel den verrenkten Fuß eines Pferdes »besprach«, bevor sie einen kühlenden Umschlag aus zerdrückten Huflattichblättern darumband. Wo ein Kranker starkes Vertrauen hatte zur erfahrenen Witwe des Arztes, trat oft Besserung ein.

Als im Frühsommer 1683 ein Hagelwetter die Fluren von Windisch-Garsten verwüstete, wurde die Stoderin, die das Unwetter in den Wäldern draußen erlebt hatte, angeklagt, sie habe das böse Wetter gemacht. Nur durch eilige Flucht gelang es der alten Frau, einem Hexenprozeß zu entgehen, der sie auf den Scheiterhaufen gebracht hätte. Jeder, der ihr geholfen hätte, wäre selbst der Hexerei verdächtig geworden.

Wie ein gehetztes Wild im Dickicht Bergung sucht, so wanderte die alte Frau im Schutz der Gebirgswälder südwärts, um bei ihrem Bruder Hans Zuflucht zu suchen. Der hauste als Köhler und Pechsieder in der menschenfernen Einöde der Geiergräben, wenn er nicht gerade irgendwo am Eisack eine Rindenhütte bezogen hatte und seinen Kohlenmeiler betreute.

Fünf Wochen lang zog sie mit ihrer Enkelin Eva auf dem Rücken dahin. Sie nährte sich und die Kleine von rohen Pilzen, Wurzeln und Beeren. Endlich gelangte sie in die Geiergräben, von wo aus sie ins Gelände aufstieg. Vom Bruder wurde sie gern aufgenommen. Sie war ja erst einundsechzig, zehn Jahre jünger als er, und so durfte er von ihr und dem Mädchen Eva Pflege im Alter erhoffen.

Der Stoderin, die von ihrem Manne her wußte, wie Arzneipflanzen anzuwenden waren, gelang es meist, Tiere und Menschen von Krankheit zu heilen. Sie tat es um Gotteslohn und verlangte nie etwas; da sie aber arm war, nahm sie gern, was ihr die Leute aus Dankbarkeit gaben. Im Tauschhandel brachte sie ihre Büschel wilden Kümmel, Fenchel, Bitterklee, Quendelkraut, Schafgarbe und andere Gewürz- und Arzneipflanzen leicht an. Von ihren weiten Streifzügen zu Bergbauern und Hirten kehrte sie erschöpft heim, beladen mit Feldfrüchten, mit Brot, Mehl, Hühnerfutter, süßen Kastanien, Käse, Butter, geräuchertem Fleisch und Speck, manchmal sogar mit einem Stück grober Leinwand oder hausgewebten Wollzeugs.

In der verräucherten Köhlerhütte war es behaglich, obwohl ihre Bewohner hart arbeiten mußten. Alles, was sie brauchten, mußten sie auf dem Rücken eintragen, denn die Pfade und Steige vom Tal herauf waren nicht einmal für einen Schiebkarren befahrbar. Bald nach der Ankunft der Stoderin belebten einige Ziegen und Schafe, eine graue Hauskatze und ein halbes Dutzend Hühner die kleine Wirtschaft.

Eva gedieh in der Einsamkeit der Bergwelt; nur still war sie und viel zu ernst. Auch die Ahnl, die Großmutter, war wenig gesprächig, und den Großonkel, den Eva nicht ganz zutreffend Ähnl, Großvater, nannte und trotz seines langen, struppigen Graubarts und verwitterten Aussehens liebgewann, sah die Kleine nur selten.

Von den Kindern der entlegenen Gehöfte abgeschnitten, war Eva in ihren Spielen auf das angewiesen, was sie sich ersann und zusammenbastelte.

Wollige Rosengallen, in die sie vier Hölzchen steckte, waren ihre Schäfchen. Auch einen Hühnerhof schaffte sie sich, indem sie Eicheln mit Federn besteckte und auf zwei Holzbeine stellte. Holzpüppchen mit Köpfen aus Galläpfeln stellten den Ähnl, die Ahnl und sie selbst dar. Beim Spiel mit diesen Dingen redete sie leise vor sich hin. Wohl gab es Zeiten, wo ihr helles Lachen durch die Einsamkeit schallte, weil die jungen Zicklein oft mit allen vieren in die Höhe sprangen und sich vor Eifer überpurzelten, wenn sie ihnen Futter streute. Aus dem wenigen, das ihr die beiden Alten über Wichtel, Kobolde und Waldfrauen erzählten, und aus dem, was sie selber sah, baute sie sich eine eigene, eine Märchenwelt.

Als Eva fünf Jahre alt war, erlebte sie einmal spät nachts etwas, das sie zu neuen Grübeleien zwang. Vom flackernden Schein des angezündeten Kienspans geweckt, sah sie, wie Ähnl und Ahnl sich an der sonst verschlossenen Wandnische zu schaffen machten. Der Ähnl nahm ein schmales Holzkästchen aus dem Wandschrank, öffnete es und holte ein zottiges Wurzelmännlein heraus. Es war mit einem Ledergurt, mit Pantöffelchen und einem Feuerschwammhütchen angetan. Die Ahnl zog den Alraun aus, badete ihn in einer bereitgehaltenen Schüssel und murmelte etwas Unverständliches. Dann goß sie das Wasser vorsichtig in eine irdene Flasche, denn jeder Tropfen dieses Badewassers galt als kostbare Arznei. Das Wurzelmännchen wurde wieder angekleidet und in sein Bett gelegt. Eva, die sich auf ihrem Lager aufgerichtet hatte, sah, wie der Ähnl allerlei Glitzerndes und Klingendes um das Männlein ordnete. »Vergiß das Gold nicht!« hörte sie die Ahnl sagen, die dem Alten winzige Stücke des Edelmetalls zureichte. »Ach!« entfuhr es Eva unwillkürlich – da blies der Ähnl so stark in die Flamme des Kienspans, daß sie erlosch, und beeilte sich, beim Schimmer der Glut den »Hausgeist« wieder in seinen Schrank zu stellen. Jetzt wußte Eva um ein Geheimnis der Großen. Mehr erfuhr sie freilich nicht.

Doch wie es mit verbotenen Dingen geht: Der Alraun reizte Evas Neugierde. Obwohl sie wußte, daß sie unrecht tat, öffnete sie heimlich den mit einem Pflock verschlossenen Wandschrank, nahm das geheimnisvolle Kästchen aus dem Dunkel der Mauernische und betrachtete den Inhalt.

Da waren Rosengallen, Haselnüsse, Zirbelzapfen, Stücke von Edelsteinen, aber auch Körner und Fäden eines hellgelben Metalls, an denen Eva sich nicht sattsehen konnte.

Immer wieder nahm sie das Gelbe, Schimmernde in die Hand. Es mußte etwas ganz Kostbares sein. »Vergiß das Gold nicht!« hatte die Ahnl gesagt ... Da hörte sie den Bergstock der heimkehrenden Großmutter aufschlagen und stellte mit Windeseile das Holzkästchen in sein Versteck zurück. Die Ahnl hielt den Besitz des Alrauns, dieses heidnischen Hausgeistes, vor aller Welt geheim. Er hätte sonst nach ihrer Meinung seine Heilkraft verloren.

Später, als Eva schon gut das Haus hüten konnte, begann die alte Frau ihre Wanderungen auszudehnen. Mochten auch die abergläubischen Älpler glauben, sie sei mit dem Teufel im Bunde, man rief sie doch, wenn man sie brauchte, diese alte, hagere Frau mit dem scharfgeschnittenen, vom Leid gezeichneten Gesicht und den entzündeten Lidern. Argwöhnisch und hoffnungsvoll zugleich lauschten die Menschen auf die unverständlichen Worte ihrer »Besprechungen«.

Da geschah etwas Schlimmes. Eine Bäuerin, die einen Heiltrank der Stoderin getrunken hatte, erkrankte an einer Gliederlähmung, gegen die kein Mittel helfen wollte. Das Gerücht, die Stoderin habe ihr's »angehext«, gewann so viel Glauben, daß die alte Frau wieder flüchten mußte, wenn sie nicht auf dem Scheiterhaufen brennen wollte. Der Bruder selbst geleitete sie bei Nacht übers Gebirge südwärts nach dem »Heimlichen Grund«, der ihm aus seiner Jugendzeit bekannt war; dort hatte er als junger Bursch mit Armbrust und Pfeilen Steinböcke gejagt. Von den abergläubischen Anwohnern wurde der Bergkessel Jahrzehnte ängstlich gemieden. In der engen Klamm, die den einzigen Zugang bildete und die »Teufelsschlucht« hieß, waren drei tollkühne Eindringlinge nacheinander vom Steinschlag getötet worden. In seiner Fürsorge schleppte der alte Mann trotz der schwierigen nächtlichen Wanderung eine Ziege mit; sie sollte der Schwester wenigstens so lange Nahrung geben, bis die Kastanienbäume, eine Hauptnahrungsquelle der Tiere des Heimlichen Grunds, Früchte trugen.

Nach dem lebensgefährlichen Anstieg durch das noch wasserarme Bett des Klammbachs wies der alte Hans seiner Schwester die Wohnhöhlen unter den Salzwänden des Heimlichen Grunds und kehrte eiligst in die Geiergräben zurück, wo Eva allein zu Hause war. Als die Ahnl wochen- und monatelang ausblieb, wurde das Mädchen immer bedrückter, denn der alte Onkel war noch mürrischer und noch wortkarger geworden.

Ein Jahr verging. Die gelähmte Bäuerin war inzwischen fast genesen, und die Verdächtigungen gegen die Stoderin verstummten. Schon wollte sich Hans auf den Weg machen und seine Schwester wieder heimholen, als sie ungerufen zurückkehrte. Sie kam ohne die Ziege, aber nicht allein. Ein stämmiger, braunäugiger, schwarzhaariger Junge von ungefähr sieben oder acht Jahren, den sie unterwegs aufgelesen hatte, begleitete sie. Er hieß Peter.

Seine Mutter, auch eine Flüchtige, wie es damals viele im Lande gab, war im einsamen Bergwald bei der Geburt eines toten Mädchens in den Armen der ihr völlig fremden alten Frau gestorben. Die Stoderin hatte sie begraben und mit dem verwaisten Buben ein Gebet gesprochen. Als könnte es gar nicht anders sein, führte sie ihn an der Hand mit sich fort und brachte ihn heim in die Geiergräben; auch ihm wurde sie eine fürsorgende Ahnl. Peter war ein früh gereifter, fleißiger Bub.

Er und Eva gewöhnten sich rasch aneinander – ja, die stille Eva wurde zusehends heiterer und gesprächiger.

Der kräftige Junge half unermüdlich beim Einschleppen von Holzvorräten und beim Heuen und erwies sich auch beim Kräutersuchen und Wurzelgraben, beim Sammeln von Pilzen als gelehrig und geschickt. Besser denn je zuvor konnte die Stoderin ihrer Sammelarbeit nachgehen und zeitweise ihre Talwanderungen unbesorgt tagelang ausdehnen. Für die verlorene Ziege tauschte sie nach und nach mehrfach Ersatz ein, und Peter wurde ein verläßlicher Ziegenhirt, der seine kleine Herde beisammenzuhalten wußte. Die Tageszeiten las er vom Stand der Sonne ab; Größe und Gestalt des Mondes sagten ihm, welche Woche es war. Sein Verstand entwickelte sich im Laufe der nächsten Jahre durch die Anforderungen der Arbeit, durch Beobachtung der Wetterzeichen und nicht zuletzt durch die Erklärungen der alten Stoderin über die Wirkung der Gift- und Heilkräuter. Sie behandelte den Jungen bald wie einen verständigen Erwachsenen und besprach mit ihm alles, was mit ihrer und seiner Arbeit zusammenhing. Mit dreizehn Jahren war er ein tüchtiger Hirt, der den Muttertieren alle Sorgfalt angedeihen ließ. Je mehr die Stoderin den Buben liebgewann, um so öfter sprach sie zu ihm von ihren Heilerfolgen bei Menschen und Tieren; es war, als wollte sie ihm alle ihre Erfahrungen vererben. Was Peter im Gebirge an Wundern erschaute und erlauschte, verwob sich mit den Erzählungen der alten Frau zu einem Bild von der Welt, das reich an Vermutungen und Irrtümern war. Von dem, was er an der Seite der Mutter gelernt hatte, vergaß er vieles.

Alles Wissen der alten Stoderin von den Heilkräutern war ein Erbe vergangener Geschlechter und Zeiten und samt den Pflanzennamen, die an längst vergessene Götter, Holde und Trolle erinnerten, überliefert worden. Die Heckenrose, deren Gallen sie als Schlafmittel sammelte, nannte sie »Friggadorn«, die Hauswurz »Wodansbart«, die Mistel »Marentaken«, die Tollkirsche »Lokiwurz«. Die Blüten der Ragwurz, »Frauentränen«, gemahnten an die »Liebe Frau« der Vorfahren, an Freia, die als blaublühende »Wegwarte« der Heimkehr ihres Gatten Odin harrt.

Peter kannte die eßbaren Kräuter und Wurzeln der Alpenwelt bald so gut, daß er draußen um eine Mahlzeit nie verlegen war. Wenn es ihm an Quellwasser fehlte, kaute er saftigen Sauerklee und löschte so seinen Durst. Vor den Tollkirschen, vor den appetitlichen Beeren des Seidelbastes und anderer Giftpflanzen war er gewarnt; er kannte die gefährlichen Pilze und vermied sie wie die Ziegen die giftigen Blätter der Nieswurz. Alles, was die Ahnl dem Peter beim gemeinsamen Kräutersammeln mitteilte, erzählte er Eva. Und während sie, allein gelassen, die gesammelten Pflanzen und Pilze verlas, schnitt und trocknete, war sie mit ihren Gedanken in einer Welt des Wundersamen und Geheimisvollen.

Der Sonntag war der einzige Tag, an dem die Kinder in ihrer Märchenwelt schwelgen konnten. Die alte Stoderin wußte nichts von den Sonntagsbräuchen der heidnischen Vorfahren. Verwirrt vom Glaubensstreit der Zeitgenossen, hielt sie jedoch daran fest, daß nach der harten Arbeitswoche der heilige Tag ein Feiertag sein sollte, durch keine grobe Arbeit entweiht. Dann führte Peter seine Gefährtin auf die hochgelegenen Halden, wo Edelweiß und leuchtend rote Alpenrosen prangten.

Da die Geiergräben mehr als eine Tagreise weit vom nächsten Kirchdorf entfernt waren, wußten nur wenige Menschen von den Höhlensiedlern, und niemand kümmerte sich darum, daß die Kinder bei der Stoderin fast als Heiden aufwuchsen. Aber es war kein reines Heidentum. Ab und zu entnahmen sie aus einem Stoßseufzer der Ahnl, daß sie mit einem allmächtigen Gott sprach, dem Allvater, der aber nicht zu sehen war.

Peter arbeitete gern und war stolz, wenn die Ahnl zu ihm sagte: »Du schaffst wie ein Großer!«

Auch dem Ähnl war der Junge ans Herz gewachsen. Er zeigte ihm, wie man von grünen Weidenschößlingen durch Klopfen die Rinde lösen und daraus Hirtenflöten machen kann. Unermüdlich schleppte er für den Jungen heim, was er an Kristallen im Urgestein fand, aber auch Mergelplatten aus dem Kalkgebirge, sonderbar geformte Baumschwämme, Knorren, Gams- und Rehkrickel aus dem Lawinenschutt. Peter barg in seinem Winkel auf dem Dachboden einen reichen Schatz, den er durch neue Funde vermehrte, ohne mit den Dingen viel anfangen zu können, weil die Arbeit ihm keine Zeit ließ. Nur an regnerischen Sonntagen, wenn er die Haustiere versorgt, Holz und Wasser geschleppt hatte, pflegte er seine Schätze vor Eva auszukramen und hatte seine Freude daran. Ab und zu regte ihn die Form eines Gegenstandes an, daraus ein Gerät zu basteln. So diente ihm ein Ziegenhorn als Scheide für den Wetzstein zu seiner Sichel, und einen dünnen Bergkristall benützte er als Griffel, mit dem er so gut es ging die Umrisse von Tieren und Menschen in die Mergelplatten ritzte.

War Peter mit seinen Ziegen allein im Gefels, so vertrieb er sich die Zeit nach Hirtenbubenart: Er warf mit Steinen nach allerlei Zielen. Bald gelang es ihm, einen faustgroßen Steinbrocken, den er auf die Spitze eines Felsens gelegt hatte, aus ziemlicher Entfernung zu treffen und wurde darin so geschickt, daß er ein Murmeltier vor dem Bau und einen Alpenhasen beim Äsen erlegte. So steuerte er wie ein Jäger der grauen Vorzeit manches Stück Wildbret für die Küche bei und schulte Auge und Hand. Für die Bälge der erlegten Tiere, die Peter sorgfältig abgezogen hatte, tauschte die Ahnl bei den Bauern allerlei Eßbares ein.

Der altwerdende Köhler Hans pries den Tag, an dem Peter ins Haus gekommen war; nun brauchte ihm vor den Jahren der Gebrechlichkeit nicht mehr angst zu sein. Und wenn er mit seiner weißhaarigen Schwester ausruhend vor der Hütte saß, sprachen beide davon, daß Eva einst Peters Frau werden sollte.

Da kam wieder Unglück in das bescheidene Leben dieser Menschen. An einem Sommernachmittag hielt der Knecht des Kohlenbauern mit seinem Ochsengespann am Meiler. Er erzählte, im Stall eines Bauern, der die alte Stoderin in der Futterkammer hatte übernachten lassen, sei die Klauenseuche ausgebrochen. Das alte Gerücht, die Stoderin sei eine Hexe, sei wieder laut geworden, und die Meraner Gerichtsbarkeit habe Soldknechte ausgeschickt, sie gefangen zu nehmen. Daß ein Hexenprozeß nicht nur der Greisin den Martertod, sondern auch ihren Angehörigen Unheil bringen konnte, das wußten die beiden Alten nur zu gut. Noch am Abend mußten sie mit den beiden Kindern nach dem Heimlichen Grund aufbrechen. Die Stoderin verkleidete sich als Mann, um wenigstens von weitem Verfolger zu täuschen.

Über pfadlose Schutthalden stiegen sie empor zu einem Gebirgssattel, der südwärts führte.


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