Arthur Schnitzler
Liebelei
Arthur Schnitzler

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dritter Akt

Dasselbe Zimmer wie im vorigen. Es ist um die Mittagsstunde.

Christine allein. Sie sitzt am Fenster; – näht; legt die Arbeit wieder hin.

Lina die neunjährige Tochter Katharinens, tritt ein Guten Tag, Fräul'n Christin'!

Christine sehr zerstreut Grüß dich Gott, mein Kind, was willst denn?

Lina Die Mutter schickt mich, ob ich die Karten fürs Theater gleich mitnehmen darf –

Christine Der Vater ist noch nicht zu Haus, Kind; willst warten?

Lina Nein, Fräul'n Christin', da komm' ich nach dem Essen wieder her.

Christine Schön. –

Lina schon gehend, wendet sich wieder um Und die Mutter laßt das Fräulein Christin' schön grüßen, und ob's noch Kopfweh hat?

Christine Nein, mein Kind.

Lina Adieu, Fräul'n Christin'!

Christine Adieu! –

Wie Lina hinausgeht, ist Mizi an der Tür.

Lina Guten Tag, Fräul'n Mizi.

Mizi Servus, kleiner Fratz!

Lina ab.

 
Christine, Mizi

Christine steht auf, wie Mizi kommt, ihr entgegen Also sind sie zurück?

Mizi Woher soll ich denn das wissen?

Christine Und du hast keinen Brief, nichts –?

Mizi Nein.

Christine Auch du hast keinen Brief?

Mizi Was sollen wir uns denn schreiben?...

Christine Seit vorgestern sind sie fort!

Mizi Na ja, das ist ja nicht so lang! Deswegen muß man ja nicht solche Geschichten machen. Ich versteh' dich gar nicht... Wie du nur aussiehst. Du bist ja ganz verweint. Dein Vater muß dir ja was anmerken, wenn er nach Haus kommt.

Christine einfach Mein Vater weiß alles.

Mizi fast erschrocken Was? –

Christine Ich hab' es ihm gesagt.

Mizi Das ist wieder einmal gescheit gewesen. Aber natürlich, dir sieht man ja auch gleich alles am Gesicht an. – Weiß er am End' auch, wer's ist?

Christine Ja.

Mizi Und hat er geschimpft?

Christine schüttelt den Kopf.

Mizi Also was hat er denn gesagt? –

Christine Nichts... Er ist ganz still weggegangen, wie gewöhnlich. –

Mizi Und doch war's dumm, daß du was erzählt hast. Wirst schon sehn... Weißt, warum dein Vater nichts darüber geredet hat –? Weil er sich denkt, daß der Fritz dich heiraten wird.

Christine Warum sprichst du denn davon!

Mizi Weißt du, was ich glaub'?

Christine Was denn?

Mizi Daß die ganze Geschicht' mit der Reise ein Schwindel ist.

Christine Was?

Mizi Sie sind vielleicht gar nicht fort.

Christine Sie sind fort – ich weiß es. – Gestern abend bin ich an seinem Hause vorbei, die Jalousien sind heruntergelassen; er ist nicht da. –

Mizi Das glaub' ich schon. Weg werden sie ja sein. – Aber zurückkommen werden sie halt nicht – zu uns wenigstens nicht. –

Christine angstvoll Du –

Mizi Na, es ist doch möglich! –

Christine Das sagst du so ruhig –

Mizi Na ja – ob heut oder morgen – oder in einem halben Jahr, das kommt doch schon auf eins heraus.

Christine Du weißt ja nicht, was du sprichst... Du kennst den Fritz nicht – er ist ja nicht so, wie du dir denkst – neulich hab' ich's ja gesehn, wie er hier war, in dem Zimmer. Er stellt sich nur manchmal gleichgültig – aber er hat mich lieb... Als würde sie Mizis Antwort erraten – Ja, ja – nicht für immer, ich weiß ja – aber auf einmal hört ja das nicht auf –!

Mizi Ich kenn' ja den Fritz nicht so genau.

Christine Er kommt zurück, der Theodor kommt auch zurück, gewiß!

Mizi Geste, die ausdrückt: ist mir ziemlich gleichgültig.

Christine Mizi... Tu mir was zulieb'.

Mizi Sei doch nicht gar so aufgeregt – also was willst denn?

Christine Geh du zum Theodor, es ist ja ganz nah, schaust halt vorüber... Du fragst bei ihm im Haus, ob er schon da ist, und wenn er nicht da ist, wird man im Haus vielleicht wissen, wann er kommt.

Mizi Ich werd' doch einem Mann nicht nachlaufen.

Christine Er braucht's ja gar nicht zu erfahren. Vielleicht triffst ihn zufällig. Jetzt ist bald ein Uhr; – jetzt geht er grad zum Speisen –

Mizi Warum gehst denn du nicht, dich im Haus vom Fritz erkundigen?

Christine Ich trau' mich nicht – Er kann das so nicht leiden... Und er ist ja sicher noch nicht da. Aber der Theodor ist vielleicht schon da und weiß, wann der Fritz kommt. Ich bitt' dich, Mizi!

Mizi Du bist manchmal so kindisch –

Christine Tu's mir zuliebe! Geh hin! Es ist ja doch nichts dabei. –

Mizi Na, wenn dir soviel daran liegt, so geh' ich ja hin. Aber nützen wird's nicht viel. Sie sind sicher noch nicht da.

Christine Und du kommst gleich zurück... ja?...

Mizi Na ja, soll die Mutter halt mit dem Essen ein bissel warten.

Christine Ich dank' dir, Mizi, du bist so gut...

Mizi Freilich bin ich gut; – jetzt sei aber du vernünftig... ja?... Also grüß dich Gott!

Christine Ich dank' dir! –

Mizi geht.

 
Christine, später Weiring

Christine allein. Sie macht Ordnung im Zimmer. Sie legt das Nähzeug zusammen usw. Dann geht sie zum Fenster und sieht hinaus. Nach einer Minute kommt Weiring herein, den sie anfangs nicht sieht. Er ist in tiefer Erregung, betrachtet angstvoll seine Tochter, die am Fenster steht.

Weiring Sie weiß noch nichts, sie weiß noch nichts... Er bleibt an der Tür stehen und wagt keinen Schritt weiter zu machen.

Christine wendet sich um, bemerkt ihn, fährt zusammen.

Weiring versucht zu lächeln. Er tritt weiter ins Zimmer herein Na Christin'.. . Als riefe er sie zu sich.

Christine auf ihn zu, als wollte sie vor ihm niedersinken.

Weiring läßt es nicht zu Also... was glaubst du, Christin'? Wir Mit einem Entschluß wir werden's halt vergessen, was? –

Christine erhebt den Kopf.

Weiring Na ja... ich – und du!

Christine Vater, hast du mich denn heut früh nicht verstanden?...

Weiring Ja, was willst denn, Christin'?... Ich muß dir doch sagen, was ich drüber denk'! Nicht wahr? Na also...

Christine Vater, was soll das bedeuten?

Weiring Komm her, mein Kind... hör mir ruhig zu. Schau, ich hab' dir ja auch ruhig zugehört, wie du mir's erzählt hast. – Wir müssen ja –

Christine Ich bitt' dich, sprich nicht so zu mir, Vater... wenn du jetzt darüber nachgedacht hast und einsiehst, daß du mir nicht verzeihen kannst, so jag' mich davon – aber sprich nicht so...

Weiring Hör mich nur ruhig an, Christin'! Du kannst ja dann noch immer tun, was du willst... Schau, du bist ja so jung, Christin'. – Hast denn noch nicht gedacht... Sehr zögernd daß das Ganze ein Irrtum sein könnt' –

Christine Warum sagst du mir das, Vater? – Ich weiß ja, was ich getan hab' – und ich verlang' ja auch nichts – von dir und von keinem Menschen auf der Welt, wenn's ein Irrtum gewesen ist... Ich hab' dir ja gesagt – jag mich davon, aber...

Weiring sie unterbrechend Wie kannst denn so reden... Wenn's auch ein Irrtum war, ist denn da gleich eine Ursach' zum verzweifelt sein für so ein junges Geschöpf, wie du eins bist? – Denk doch nur, wie schön, wie wunderschön das Leben ist. Denk nur, an wie vielen Dingen man sich freuen kann, wie viel Jugend, wie viel Glück noch vor dir liegt... Schau, ich hab' doch nicht mehr viel von der ganzen Welt, und sogar für mich ist das Leben noch schön – und auf so viel Sachen kann ich mich noch freuen. Wie du und ich zusammen sein werden – wie wir uns das Leben einrichten wollen – du und ich... wie du wieder – jetzt, wenn die schöne Zeit kommt, anfangen wirst zu singen, und wie wir dann, wenn die Ferien da sind, aufs Land hinausgehen werden ins Grüne, gleich auf den ganzen Tag – ja – oh, so viele schöne Sachen gibt's... so viel. – Es ist ja unsinnig, gleich alles aufzugeben, weil man sein erstes Glück hingeben muß oder irgend was, das man dafür gehalten hat –

Christine angstvoll Warum... muß ich's denn hingeben...?

Weiring War's denn eins? Glaubst denn wirklich, Christin', daß du's deinem Vater erst heut hast sagen müssen? Ich hab's längst gewußt! – Und auch, daß du mir's sagen wirst, hab' ich gewußt. Nein, nie war's ein Glück für dich!... Kenn' ich denn die Augen nicht? Da wären nicht so oft Tränen drin gewesen und die Wangen da wären nicht so blaß geworden, wenn du einen lieb gehabt hättest, der's verdient.

Christine Wie kannst du das... Was weißt du... Was hast du erfahren?

Weiring Nichts, gar nichts... aber du hast mir ja selbst erzählt, was er ist... So ein junger Mensch – Was weiß denn der? – Hat denn der nur eine Ahnung von dem, was ihm so in den Schoß fällt – weiß denn der den Unterschied von echt und unecht – und von deiner ganzen unsinnigen Lieb' – hat er denn von der was verstanden?

Christine immer angstvoller Du hast ihn... – Du warst bei ihm?

Weiring, Aber was fällt dir denn ein! Er ist ja weggefahren, nicht? Aber Christin', ich hab' doch noch meinen Verstand, ich hab' ja meine Augen im Kopf! Schau, Kind, vergiß drauf! Vergiß drauf! Deine Zukunft liegt ja ganz woanders! Du kannst, du wirst noch so glücklich werden, als du's verdienst. Du wirst auch einmal einen Menschen finden, der weiß, was er an dir hat –

Sehr rasch:

Christine ist zur Kommode geeilt, ihren Hut zu nehmen.

Weiring Was willst du denn? –

Christine Laß mich, ich will fort...

Weiring Wohin willst du?

Christine Zu ihm... zu ihm...

Weiring Aber was fällt dir denn ein...

Christine Du verschweigst mir irgend was – laß mich hin –

Weiring sie fest zurückhaltend So komm doch zur Besinnung, Kind. Er ist ja gar nicht da... Er ist ja vielleicht auf sehr lange fortgereist... Bleib doch bei mir, was willst du dort... Morgen oder am Abend schon geh' ich mit dir hin. So kannst du ja nicht auf die Straße... weißt du denn, wie du ausschaust...

Christine Du willst – mit mir hingehn –?

Weiring Ich versprech' dir's. – Nur jetzt bleib schön da, setz dich nieder und komm wieder zu dir. Man muß ja beinah lachen, wenn man dich so anschaut... für nichts und wieder nichts. – Hältst du's denn bei deinem Vater gar nimmer aus?

Christine Was weißt du?

Weiring immer ratloser Was soll ich denn wissen... ich weiß, daß ich dich lieb hab', daß du mein einziges Kind bist, daß du bei mir bleiben sollst – daß du immer bei mir hättest bleiben sollen –

Christine Genug – – – laß mich – Sie reißt sich von ihm los, macht die Tür auf, in der Mizi erscheint.

 
Weiring, Christine, Mizi, dann Theodor

Mizi schreit leise auf, wie Christine ihr entgegenstürzt Was erschreckst mich denn so...

Christine weicht zurück, wie sie Theodor sieht.

Theodor in der Tür stehen bleibend, er ist schwarz gekleidet.

Christine Was... was ist denn... Sie erhält keine Antwort; sie sieht Theodor ins Gesicht, der ihren Blick vermeiden will Wo ist er, wo ist er?... In höchster Angst – sie erhält keine Antwort, sieht die verlegenen und traurigen Gesichter Wo ist er? Zu Theodor So sprechen Sie doch!

Theodor versucht zu reden.

Christine sieht ihn groß an, sieht um sich, begreift den Ausdruck der Mienen und stößt, nachdem in ihrem Gesicht sich das allmähliche Verstehen der Wahrheit kundgegeben, einen furchtbaren Schrei aus ... Theodor!... Er ist...

Theodor nickt.

Christine sie greift sich an die Stirn, sie begreift es nicht, sie geht auf Theodor zu, nimmt ihn beim Arm – wie wahnsinnig ... Er ist... tot...? Als frage sie sich selbst.

Weiring Mein Kind –

Christine wehrt ihn ab So sprechen Sie doch, Theodor!

Theodor Sie wissen alles.

Christine Ich weiß nichts... Ich weiß nicht, was geschehen ist... glauben Sie... ich kann jetzt nicht alles hören... wie ist das gekommen... Vater... Theodor... Zu Mizi Du weißt's auch...

Theodor Ein unglücklicher Zufall –

Christine Was, was?

Theodor Er ist gefallen.

Christine Was heißt das: Er ist...

Theodor Er ist im Duell gefallen.

Christine Aufschrei Ah!... Sie droht umzusinken, Weiring hält sie auf, gibt dem Theodor ein Zeichen, er möge jetzt gehen.

Christine merkt es, faßt Theodor Bleiben Sie... Alles muß ich wissen. Meinen Sie, Sie dürfen mir jetzt noch etwas verschweigen...

Theodor Was wollen Sie weiter wissen?...

Christine Warum – warum hat er sich duelliert?

Theodor Ich kenne den Grund nicht.

Christine Mit wem, mit wem –? Wer ihn umgebracht hat, das werden Sie ja doch wohl wissen... Nun, nun –

Theodor Niemand, den Sie kennen

Christine Wer, wer?

Mizi Christin'!

Christine Wer? Sag du mir's Zu Mizi ... Du, Vater, Keine Antwort. Sie will fort. Weiring hält sie zurück. Ich werde doch erfahren dürfen, wer ihn umgebracht hat, und wofür –!

Theodor Es war... ein nichtiger Grund...

Christine Sie sagen nicht die Wahrheit... Warum, warum...

Theodor Liebe Christine...

Christine als wollte sie unterbrechen, geht sie auf ihn zu – spricht anfangs nicht, sieht ihn an und schreit dann plötzlich Wegen einer Frau?

Theodor Nein –

Christine Ja – für eine Frau... Zu Mizi gewendet für diese Frau, für diese Frau, die er geliebt hat – Und ihr Mann – ja, ja, ihr Mann hat ihn umgebracht... Und ich... was bin denn ich? Was bin denn ich ihm gewesen...? Theodor... haben Sie denn gar nichts für mich... hat er nichts niedergeschrieben...? Hat er Ihnen kein Wort für mich gesagt... haben Sie nichts gefunden... einen Brief... einen Zettel –

Theodor schüttelt den Kopf.

Christine Und an dem Abend wo er da war, wo Sie ihn da abgeholt haben... da hat er's schon gewußt, da hat er gewußt, daß er mich vielleicht nie mehr... Und er ist von da weggegangen, um sich für eine andere umbringen zu lassen – Nein, nein – es ist ja nicht möglich... hat er denn nicht gewußt, was er für mich ist... hat er...

Theodor Er hat es gewußt. – Am letzten Morgen, wie wir hinausgefahren sind... hat er auch von Ihnen gesprochen.

Christine Auch von mir hat er gesprochen! Auch von mir! Und von was denn noch? Von wie viel andern Leuten, von wie viel anderen Sachen, die ihm grad so viel gewesen sind wie ich? – Von mir auch! Oh Gott!... Und von seinem Vater und von seiner Mutter und von seinen Freunden und von seinem Zimmer und vom Frühling und von der Stadt und von allem, von allem, was so mit dazu gehört hat zu seinem Leben und was er grad so hat verlassen müssen wie mich... von allem hat er mit Ihnen gesprochen... und auch von mir...

Theodor bewegt Er hat Sie gewiß lieb gehabt.

Christine Lieb! – Er? – Ich bin ihm nichts gewesen als ein Zeitvertreib – und für eine andere ist er gestorben –! Und ich hab' ihn angebetet! – Hat er denn das nicht gewußt?... Daß ich ihm alles gegeben hab', was ich ihm hab' geben können, daß ich für ihn gestorben wär' – daß er mein Herrgott gewesen ist und meine Seligkeit – hat er das gar nicht bemerkt? Er hat von mir fortgehn können, mit einem Lächeln, fortgehn aus dem Zimmer und sich für eine andere niederschießen lassen... Vater, Vater – verstehst du das?

Weiring Christin'! Bei ihr.

Theodor zu Mizi Schau, Kind, das hättest du mir ersparen können...

Mizi sieht ihn bös an.

Theodor Ich hab' genug Aufregung gehabt... diese letzten Tage...

Christine mit plötzlichem Entschluß Theodor, führen Sie mich hin – ich will ihn sehn – noch einmal will ich ihn sehn – das Gesicht – Theodor, führen Sie mich hin.

Theodor wehrt ab, zögernd Nein...

Christine Warum denn nein? – Das können Sie mir doch nicht verweigern? – Sehn werd' ich ihn doch noch einmal dürfen –?

Theodor Es ist zu spät.

Christine Zu spät? – Seine Leiche zu sehn... ist es zu spät? Ja... ja – Sie begreift nicht.

Theodor Heut früh hat man ihn begraben.

Christine mit dem höchsten Ausdrucke des Entsetzens Begraben... Und ich hab's nicht gewußt? Erschossen haben sie ihn... und in den Sarg haben sie ihn gelegt und hinausgetragen haben sie ihn und in die Erde haben sie ihn eingegraben – und ich hab' ihn nicht noch einmal sehen dürfen? – Zwei Tage lang ist er tot – und Sie sind nicht gekommen und haben's mir gesagt –?

Theodor sehr bewegt Ich hab' in diesen zwei Tagen... Sie können nicht ahnen, was alles in diesen zwei Tagen... Bedenken Sie, daß ich auch die Verpflichtung hatte, seine Eltern zu benachrichtigen – ich mußte an sehr viel denken – und dazu noch meine Gemütsstimmung...

Christine Ihre...

Theodor Auch hat das... es hat in aller Stille stattgefunden... Nur die allernächsten Verwandten und Freunde...

Christine Nur die nächsten –! Und ich –?... Was bin denn ich?...

Mizi Das hätten die dort auch gefragt.

Christine Was bin denn ich –? Weniger als alle andern –? Weniger als seine Verwandten, weniger als... Sie?

Weiring Mein Kind, mein Kind. Zu mir komm, zu mir... Er umfängt sie. Zu Theodor Gehen Sie... lassen Sie mich mit ihr allein!

Theodor Ich bin sehr... Mit Tränen in der Stimme Ich hab' das nicht geahnt...

Christine Was nicht geahnt? – Daß ich ihn geliebt habe? – Weiring zieht sie an sich; Theodor sieht vor sich hin. Mizi steht bei Christine.

Christine sich von Weiring losmachend Führen Sie mich zu seinem Grab!

Weiring Nein, nein –

Mizi Geh nicht hin, Christin' –

Theodor Christine... später... morgen... bis Sie ruhiger geworden sind –

Christine Morgen? – Wenn ich ruhiger sein werde?! – Und in einem Monat ganz getröstet, wie? – Und in einem halben Jahr kann ich wieder lachen, was –? Auflachend Und wann kommt denn der nächste Liebhaber?...

Weiring Christin'...

Christine Bleiben Sie nur... ich find' den Weg auch allein...

Weiring Geh nicht.

Mizi Geh nicht.

Christine Es ist sogar besser... wenn ich... Laßt mich, laßt mich.

Weiring Christin', bleib...

Mizi Geh nicht hin! – Vielleicht findest du grad die andere dort – beten.

Christine vor sich hin, starren Blickes Ich will dort nicht beten... nein... Sie stürzt ab... die anderen anfangs sprachlos.

Weiring Eilen Sie ihr nach.

Theodor und Mizi ihr nach.

Weiring Ich kann nicht, ich kann nicht... Er geht mühsam von der Tür bis zum Fenster Was will sie... was will sie... Er sieht durchs Fenster ins Leere Sie kommt nicht wieder – sie kommt nicht wieder! – Er sinkt laut schluchzend zu Boden.

 
Vorhang


 << zurück