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Maropampeck/Appolonia Weinzierl

Wenn W. II als Schutzmann hell behelmt zwei Heckenröschen
      im Schnurrbart auf der Milchstraße patrouilliert,
Wenn von Haiti bis Holland der Schulzwang für
      Sexualakrobatik eingeführt wird,
Wenn im Anfang das Ende ist, zuerst Blechmusik, dann kurze
      Spazierfahrt im Leichenwagen,
Wenn der theaterkundige Pillendreher Ra Krah alles tödliche
      Menschenhirn zu Hämorrhoidalzäpfchen verarbeitet hat,
Wenn der nackte Adam im Paradies seine Taschenuhr zieht,
      um nachzusehen, ob die Stunde der Verführung da ist,
Dann wecken die Glocken die schottischen Schafherden,
      auf »Püppchen, du bist mein Augenstern« gestimmt.
Und ich trete aus meiner Tür in Specklöbsburg unter die
      bunten Sterne und erwarte, daß mich die Meerkatzen
      grüßen mit Geschrei:
      »O Sch., du bist groß und leuchtend im tropischen Flor.«
Dann grüßt der Tor die Weisen: »O ihr Hinterwäldler,
      ich habe nicht gewußt, daß die Welt einen Hintern hat.«
Dann surren die Wutuhren los, die Sonnenuhren schlagen,
      und die Werkleute der Wolkenwerften und Regenbogenfärbereien
      treten in Streik;
Dann lüften die musikalischen Minister der Republik Lächerlichkeit
      die feinen Zylinder und rufen: Es müssen noch viel
      mehr Weltkriege geführt werden;
Dann bricht aus dem Blau der Asmusbuchten der Neue
      neunhörnige Kammgarngott;
Dann küsse ich der Milchfrau die Hand und teile ihr unter
      Diskretion die Verba auf tö mit;
Dann errötet Vasco da Gama im Grab Neros, und Selbstmörder
      marschieren mit den Fahnen des Roßdorfer Kriegervereins
      auf der Straße von Gibraltar nach Dachau bei Wien;
Dann wächst der Wohllaut auf den Ölhäfen der Feld-, Wald-
      und Wiesenlyrik, und der Hüttenrauch der alpischen Jäger-
      und Hirtenvölker formt jodelnd am Firmament in zitternden
      Runen Ludwig Ganghofers unsterbliche Werke;
Dann hauchen die Grammofone: Stille Nacht, heilige Nacht,
      wenn auf den Straßen die heilige Roßapfelernte geht;
Dann erntet die Hand des Rechtlosen den Adamsapfel knapp
      über dem Astwerk der Arme;
Dann versuchen es die Schornsteinfeger der Lavakrater um-
      sonst, die Zuckerhüte der Dolomiten zu erklimmen;
Dann sackt nachnähmlich das Zährenwasser der
      Selbstbeweinung in die Rinde des Karst;
Dann meldet die Banbüx mit Siegfriedsaugen: Es wird weiter
      gedroschen. Behalt mich lieb,
Denn ich habe dir meine Zuckermarke geschenkt, damit du
      sähest, wie süß du mir bist,
Aber ich weiß nicht, warum du dein Glasauge als Hühnerauge
      trägst, der Wind summt doch.
Ich sah deine Zähne auf Litfaß-Säulen mit Jawohl und Odol.
      Steine Stirn reht,
Die Ur-Kuh kaut noch immer die Gezeiten unter dem Stundenbaum,
      und die Adlerdrossel verzückt sich nistend in dein
      schwan-schwarzes Haar.
Die Altaffen laben ihr Auge am meerschäumenden Schönheitsideal,
      die Hasen kläffern, und scheinwerfelnd fallen
      Würfel aufs Blech.
Dein Mieder hat mir die Sehnsucht nach Blausäure gestohlen,
      und ich bin bereit, werbend deines Vaters Kassenschrank
      zu erwerben, noch eh dus gedacht.


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