Paul Scheerbart
Na prost!
Paul Scheerbart

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das Windspiel.

Eine Hundsvignette.

Der berühmte Kapellmeister Gluck lebte friedlich mit einem alten Windspiel zusammen.

Eines Tages rief der Hund:

«Gluck, spiel auf der Flöte!»

Gluck spielte, jedoch das Tier heulte ganz fürchterlich.

«Warum heulst du denn?» fragte Gluck...

Das Windspiel aber bellte laut und rief fortwährend:

«Gluck, spiel auf der Flöte!» Gluck wußte sich nicht zu helfen und spielte wieder, und der Hund heulte dazu – fürchterlich, gräßlich, wimmernd!

Hörte Gluck zu spielen auf, so verlangte der Hund gleich wieder von Neuem nach Musik.

Glucken sowohl wie dem Windspiel – Beiden war das Spiel eine Qual, und doch mußte Gluck immer spielen und der Hund immer heulen.

Das war sehr schrecklich anzusehen und anzuhören.

Nu – das bringt wieder Leben in die Bude.

«Da hast du», brüllt Brüllmeyer, «die Geschichte von dem, der was macht, und dem, der bloß zukickt. Ja, die kritischen Windspiele! Sie sehen so klug und gewandt aus und sind doch so dumm wie die Windspiele, die einst auf der Erde herumliefen. Ja, die überflüssigen Luxustiere! Kusander, du bist ein Luxus-Germanist!»

Die Drei werden furchtbar gemütlich, machen sich ein prächtiges Fischessen zurecht und probieren ihre sämtlichen 100 Schnapssorten.

Nach langer Zeit gehts mal wieder etwas lustig in der Achtkantigen zu.

Gluckens dummen Hund läßt man 100mal hochleben.

Die Emailwände dröhnen.

Draußen flitzen ein paar grünliche Blitze vorüber – es donnert dazu.

Die Gelehrten lachen aber und schreien:

«Na prost!»

*           *
*

Als am Ende der Zecherei der Passko die Echtheit der altdeutschen Dichtungen anzweifelt und ganz dreist zu behaupten wagt, daß Brüllmeyer all die Späße ganz allein gemacht habe, entsteht natürlich ein ungeheures Halloh.

Brüllmeyer schwört beim heiligen Semâfi, daß er unschuldig sei.

Um seine Unschuld zu beweisen, liest er mit donnernder Stimme die folgende etwas lange Geschichte vor:


 << zurück weiter >>