Gerhard Rohlfs
Im Auftrage Sr. Majestät des Königs von Preussen mit dem Englischen Expeditionscorps nach Abessinien
Gerhard Rohlfs

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Vorwort.

Wie ich die Eindrücke bekam und gleich zu Papier brachte, so übergebe ich diese Tagebuchblätter dem Publikum. Sie stellen insoweit den Gang der englischen Expedition dar, als ich von Senafe an als Dolmetsch den Chef der "reconnoitring party", den Oberst Phayre, bis zum Falle Magdala's begleitete.

Wenn es mir durch die Grossmuth Seiner Majestät des Königs von Preussen ermöglicht wurde, dieser interessanten Expedition beizuwohnen, welche an Schwierigkeiten und Hindernissen weder von der in China, noch von der französischen in Mexico überboten wurde, an glänzendem Erfolge, freilich durch ausnahmsweise Glücksumstände begünstigt, beide bedeutend übertraf, so muss ich andererseits hier auch anerkennen, dass der Engländer gastliches Benehmen gegen uns Fremde nicht genug hervorgehoben werden kann.

Vielleicht werden die Engländer finden, ich hätte manchmal zu scharf über Sir Robert und seine Kriegführung (die Seele der Expedition bildete das Triumvirat Phayre, Merewether und Munzinger) geurtheilt: indess, die nachstehenden Zeilen wurden während der Expedition geschrieben; man vergleiche nur die Correspondenzen der "Times", des "Daily Telegraph" und anderer Journale aus jenen Tagen, und man wird finden, dass mein Urtheil nur darin von dem jener Correspondenten, also der Engländer selbst, abweicht, dass es milder und unparteiisch gehalten ist.

In neuerer Zeit sind nun in der Presse in Deutschland Stimmen laut geworden, welche sich sogar darzuthun bemüht haben, Sir Robert habe Theodor gegenüber nicht ehrlich gehandelt; das sind boshafte Verleumdungen. Man hat selbst der englischen Armee schlechtes Betragen den Eingebornen gegenüber vorgeworfen, und doch wissen alle fremden Offiziere, von denen es in Abessinien Repräsentanten fast aller Nationen gab, dass nicht nur das Privateigenthum eines jeden Abessiniers geschätzt war, sondern auch jedes Geringste baar bezahlt, auch nie die kleinste eigenmächtige Gewaltthätigkeit gelitten wurde.

Die aus Magdala befreiten Europäer wurden mit aller Sorgfalt und jeder Zuvorkommenheit von den Engländern behandelt, und als sie sich von der Armee trennten, grossmüthig mit Geld für die ersten nothwendigen Bedürfnisse unterstützt.

Man könnte fragen, warum ich meine Rückreise über den interessanten Ort Lalibala und Axum nicht dem Tagebuche beigefügt habe. Theilweise ist in den "Geographischen Mittheilungen" jene Reise nebst einer Specialkarte schon erschienen, theilweise wird dieselbe in der "Zeitschrift der Berliner Gesellschaft für Erdkunde", ebenfalls mit einer Specialkarte, zur Veröffentlichung kommen.

Hier habe ich eben dem Publikum nur den Marsch der englischen Armee von Zula nach Magdala im Zusammenhange vorführen wollen. Eine ausgezeichnete Karte, von Petermann's Meisterhand entworfen und in Justus Perthes' Anstalt ausgeführt, veranschaulicht dem Leser den Weg der Armee.

G.- R.


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