Johann Jakob Reithard
Die Frauen in Burgdorf, oder Entstehung der Hühnersuppe
Johann Jakob Reithard

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Zweites und letztes Kapitel

Wie der Schneidermeister Werni von Aarburg seinen Widersachern eine Grube gräbt, in die er selber fällt. Item: was dem vorausgegangen.

Drei Monate nachdem begegnet, was du, geneigter Leser, im ersten Kapitel erfahren hast – es war im Anfang des Herbsts – zog in der Abenddämmerung zitternden Gangs ein alter Pilger mit weißem Bart, in dunkelm, weitem Gewande – abermals durch das Winigerthor – in die Stadt Burgtorf. Er nahm seinen Weg gegen den untern Spital, trat aber nicht in das Haus, sondern in die dabei stehende St. Verenakapelle, wo er sich sogleich brünstig betend an den Stufen des Altars niederwarf. Der Greis schien so in Andacht versunken, schien so dem Vergessen alles Irdischen hingegeben zu sein, daß der Kirchner, der um 10 Uhr die Thüre zu schließen kam, ihn erst aufrütteln und ermahnen mußte, sich, wenn er nicht eingesperrt sein wolle, von hinnen zu begeben. Ei, entgegnete der Fremde mit dumpfer Stimme: es ist denn in eurer Stadt einem frommen Wallfahrer nicht erlaubt, seinem Gelübde gemäß, die Nacht in einer Kapelle zuzubringen, ohne eingekerkert zu werden? Das wäre mir doch wunderlich, hm hm! Gelobt sei Jesus Christ!

In Ewigkeit! sprach der Andere. Frommer Mann, ohne die Erlaubniß meiner Obern, des Spitalvogts, darf ich die Kapelle nicht offen lassen. Doch, so ihr's begehrt, will ich ihn fragen, oder ihr möget es selbst thun. Es wird euch ohnehin lieb sein, ein wenig ins Haus zu treten und euch durch den Genuß einiger Speise für euere nächtliche Andacht zu stärken.

Der Pilger hieß mit einem ernsten Kopfnicken den Vorschlag des Kirchners gut und folgte ihm in die Wohnstube des Spitalvogts Hans Bickinger, welcher eben mit dem Kapellan des Spitals, Pater Augustin, am traulichen Bretspiele saß. Der Vogt war sogleich geneigt, dem Wunsche des Pilgers, dessen feines Gewand und vornehmes Thun auf einen höhern Stand schließen ließ, zu entsprechen, und lud ihn ein, bis die Abendsuppe bereitet sei, Platz zu nehmen; was der Alte auch mit einer stummen Verbeugung that, indem er sich in einen finstern Winkel drückte. Bald war das Spiel zu Ende und Herr Bickinger wandte sich nun gesprächsweise an den Pilgrim, welcher auf die an ihn gerichteten Fragen vorgab, nach Mariäeinsiedeln wallfahrten und auf seinem Wege dahin überall die heiligsten und merkwürdigsten Reliquien aufsuchen und adoriren zu wollen, an welchen die Stadt Burgdorf, wie er gehört, keinen Mangel leide.

Gewiß nicht; erwiederte der fromme Spitalvogt. Unsere Stadt ist in dieser Hinsicht absonderlich, vor vielen tausenden gesegnet. Die hochwürdigen Väter Barfüßer z. B. besitzen: die große Zehe der heiligen Margareth, die Gebeine der heiligen Dorothea, den Vorderarm St. Georgs, das Steißbein St. Bernhards. Unsere Kapelle erfreut sich des Halswirbels vom heiligen Wilhelm und des ganzen heiligen Ursus. Die Stadtkapelle verschließt sogar fünf Haare der Jungfrau Maria, einen von den Steinen, womit St. Stephanus gesteinigt wurde; ein halbes Pfund Kalch aus des Erlösers Grab; und die Schloßkapelle ist so glücklich, eine Rippe St. Johannis, des Täufers, einen Stockzahn der Königin Adelheid und zwei von den Windeln zu besitzen, worein die Mutter Gottes Jesum auf der Flucht nach Aegypten gewickelt hat. Gelobt sei Gott sammt seinen Heiligen für diese unschätzbaren Güter! Hat doch der Vorderarm des gebenedeiten Lindwurmtöders noch vor wenig Wochen seine siegende Kraft dort zu Bickingen gegen unsere und Berns Feinde, die Oesterreicher, glorreich bewährt!

Ei, wie sehr würden ihr mich verpflichten, näselte der Fremde, den Hals weit vorstreckend, wenn ich jenes Ereigniß, das mir auf so mannigfaltige Art erzählt worden ist, aus euerm glaubwürdigen Munde hören könnte, hm hm!

Wir haben bis zum Nachtimbiß noch eine Viertelstunde Zeit, erwiederte Herr Bickinger und begann:

Euch ist vielleicht bekannt, daß unsere liebe Stadt Burgdorf vordem den Grafen von Kyburg gehört und von diesen vor nun bereits vier Jahren der Stadt Bern käuflich abgetreten worden ist. Ohne Zweifel seid ihr auch im Wissen, wie schon Graf Rudolph von Kyburg, welcher ehemals auf dem Bergschloß Bipp, unweit Solothurn, seine Hofburg hielt, heimlich Volk warb um die seinem Geschlechte ehemals zugehörigen Städte Aarburg und Thun, welche pfandweise an Bern gekommen waren, wieder an sich zu reißen. Weltbekannt ist ebenfalls, was maßen er die biedere Stadt Solothurn auf eine verrätherische Weise in seine gräfliche Gewalt bekommen wollte. Schon zog er im Finstern und auf heimlichen Wegen gegen die sichern, unbewehrten Mauern. Der St. Ursuspropst, sein Ohm, mit ihm einverstanden, hatte den Chorherrn Amstein, dessen Wohnung auf der Stadtmauer lag, in Mitwissenschaft gezogen und um schweres Geld bewogen, die Kyburgischen Söldner durch sein Haus in die Stadt zu schwärzen und die Sturmglocke mit Tüchern zu umwinden, damit sie nicht töne. Wäre damals der wackere Hans Rott von Rumisberg, der die Verschworenen belauscht hatte, ihnen nicht mit Lebensgefahr vorausgelaufen, um den ganzen Anschlag der Wache am Eichthor zu verrathen – traun, die freie Stadt Solothurn seufzte jetzt unter Kyburgischer Eisenfaust. Wenn ihr gen Solothurn kommet, gewahret ihr jetzt noch auf dem Rade am Galgen die Gebeine und den grinsenden Schädel des verrätherischen Chorherrn, den die Gerechtigkeit Gottes erreicht hat. – Auf dieses hin machte Graf Rudolph noch einen Anschlag auf Aarburg, der ebenfalls mißlang. Nun aber ergingen über das Kyburgische Haus Berns und Solothurns strenge Zorngerichte. Die zahlreichen Schaaren der beiden Städte fielen überall verheerend und erobernd in das gräfliche Gebiet ein und die Berner namentlich rückten auch vor unsere Stadt Burgdorf. Darüber grämte sich Graf Rudolf und starb. Aber seine Brüder und namentlich Graf Eberhard, stritten hartnäckig um ihr uraltes Erbe; Schulden und Fehdeunglück zwangen sie endlich, die alte Hauptstadt von Burgund ihren Feinden kaufsweise zu überlassen, ohne jedoch die Hoffnung aufzugeben, ihrer auf irgend einem Wege wieder Meister zu werden. Keine Zeit schien ihnen hiefür günstiger, als die gegenwärtige, wo der österreichische Haß wegen der Räfelserschlacht mehr als je gegen die Eidgenossenschaft entbrannt ist und wo Herzog Albrecht, nachdem er mit dem Schwert nicht hat siegen können, es mit List und Bestechung versucht, Burgdorf sollte jetzt ein Kyburgisches Erblehen unter österreichischer Oberherrschaft werden; so war es im Rathe Albrechts und Eberhards, aber ganz anders war es im Rathe des Himmels beschlossen.

Die Rüstungen der Oesterreicher im Unterergäu wurden sehr geheim betrieben: so daß wir hiervon der Gefahr erst Kunde erhielten, als sie im Dunkel der Nacht fast bis nach meinem Stammhofe Bickingen vorgerückt waren, wo ein Knecht die daher schleichenden Söldner gewahrte, deren einige eben einen Hühnerstall leerten, dessen heftig gackernde Einwohnerschaft seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Schnell wurden die Thore geschlossen, die Sturmglocken geläutet. Alles in der Stadt, Männer, Weiber, Greise und Kinder, griff zu den Waffen. Ein edler Kampfes- und Todesmuth hatte Alle ergriffen. Unser greiser Schultheiß, Johannes Pfister von Bern, schritt mit dem breiten Schlachtschwerte, das schon im Jahr 1335 den herrlichen Sieg bei Laupen über den hochmüthigen Adel miterringen half, ermunternd und ordnend durch unsere Reihen. Die Mauern, durch unzählige Laternen erleuchtet, boten ein höchst belebtes Schauspiel dar; von ihnen herunter sah man die zahlreichen Feinde den Stadtkranz dunkel umschleichen, gleich schlauen Füchsen einen wohlverwahrten Hühnerstall. Es war drei Uhr des Morgens, den 26. Heumonds. Auf der nördlichen Seite der Stadt, welche durch Mauern am schwächsten bewehrt ist, sammelten sich die Buschklepper und begannen den Hügel gegen die Stadtkapelle, seitwärts vom Barfüßerkloster, hinaufzuklimmen. Es war, als ob der Wald, von dem Beatenkirchlein her, sie zu Hunderten ausspeie. Unter leisem Gesurr und Geklirr kamen sie immer näher. Als sie kaum noch auf halbe Bogenschußweite von uns waren (ich befand mich gerade an jener Stelle), gab Cunrad von Rütschelen, der Stadt Venner, welcher hier befehligte, das Zeichen zur Abwehr. Und nun rollten eine Menge zusammengetragener Steine, Kessel und Töpfe voll siedenden Oels und Wassers – und unverweilt stürzten dann wir, einem brausenden Wetter vergleichbar, aus unserm Verstecke und den Abhang hinunter, in die gebrochenen und erschrockenen Reihen; füraus die herzhaften Frauen von Burgdorf, bewaffnet mit Knitteln, Kärsten, rostigen Spießen und Schwertern, wie sie eben der Augenblick reichte; Waffen, welche, wie mancher Feindesleichnam zeugte, auf furchtbare Weise gehandhabt wurden. Die feigen Schufte, die uns unvorbereitet zu überfallen und zu bewältigen gemeint hatten, stießen ein Geheul des Entsetzens aus. Es war das Zeichen zu allgemeiner und schimpflicher Flucht gegen die Grafenscheuern und Bickingen. Hier aber erwartete sie erst ihr schlimmstes Geschick; denn bereits hatte der wackere Schultheiß Pfister, vom Winigerthor her, einen Ausfall gemacht und ihnen bei Bickingen den Weg abgeschnitten.

Inzwischen war der schönste Julitag angebrochen. Im Strahl der aufgehenden Sonne konnten wir unsere Feinde genau unterscheiden. Sie waren von dem mir gar wohl bekannten Ritter von Rüßeck, Stadthauptmann zu Zofingen und Herrn zu Bottenstein, angeführt, einem edeln Kriegsmann, der sich zu so hinterlistigem Angriff nicht hätte sollen gebrauchen lassen. Es schien auch, als ob der alte Muth, den er bei Sempach und anderwärts bewiesen, gänzlich von ihm gewichen sei. Wie unsinnig sprengte er auf seinem rothen Streitroß hin und wieder und schrie, das Antlitz auf den silbernen Brustharnisch bergend, seinem flüchtigen Volk allerlei verkehrte Befehle zu. Fast wäre er auch von Frau Ursula Kupferschmid, des Bürgers und Rathmanns von hier, mit einer Hellbarde umgebracht worden. Schon hatte sie zum Schlage ausgeholt und hätte ihn unfehlbar getroffen, wenn nicht, zum Glück für ihn, das schwere Mordinstrument sie so bedenklich hinten übergezogen hätte, daß sie es, um nicht selbst unglücklich zu werden, mußte fahren lassen. So entkam er. Schlimmer erging es dem Junker von Safenwyl. Elsebeth Dysli, Tochter des Wildmannwirths, hielt ihm, wie er in vollem Rennen um den Waldsaum herumkam, gen Winigen zu fliehen, mit so tapferer Hand eine Ofengabel entgegen, daß er sich daran spießte, unter jammervollem Geschrei vom Rosse sank und seinen hochmüthigen Geist aufgab. Ich könnte euch noch eine Unzahl Heldenthaten erzählen, die unsere braven Frauen an jenem Morgen verübten; könnte euch erzählen von Rebekka Surer, des Zeugschmieds Frau, welche mit einem Hackmesser, das an langer Stange befestigt war, einem Reisigen von Köllikon seine Bogennase rein vom Kopfe wegschlug; von Jungfer Regula Stampf, der Schneiderin, welche dem Trompeter der feindlichen Heerschaar, mittelst eines eichenen Knittels, die Trompete so kräftig ins Maul schlug, daß das Mundstück hinten beim Halswirbel wieder zum Vorschein kam; von Petronella Schwatzmann, des Schärers Frau, welche, trotz ihres hohen Alters, mit einem alten zweihändigen Schlachtschwerte des Junkers von Rütschelen, bei dessen Frau sie in selber Nacht gerade Hebammendienste verrichtet hatte, so tapfer drein schlug, daß ihr darüber selber Hören und Sehen verging; von Perpetua Stüßelinger, Köchin des hochwürdigen Kaplans Füchsli, welche einen mit den Feinden ziehenden Franziskanermönch von Zofingen von freier Hand zu Boden warf und ihm mit dem Strick, den er um den Leib trug, die Hände auf dem Rücken zusammenschnürte – – kurz, ich könnte euch von Großthaten unserer Frauen erzählen bis am Morgen und würde doch nicht fertig; sie stehen in den väterlichen Herzen unserer Regenten aufgeschrieben, die auch, wie ihr nachher vernehmen werdet, weise Anstalten getroffen haben, daß das dankbare und ehrenvolle Gedächtniß dieser weiblichen Tapferkeit und Vaterlandsliebe bei der spätesten Nachwelt nicht erlösche.

Das Gefecht bei Bickingen war eine Zeitlang von unserer Seite nichts als ein Schlachten, eine bloße Metzelei. Die erschrockenen Soldbuben, im Gefühl umzingelt zu sein, ließen sich in stumpfer Verzweiflung spießen, wie Salmen, und todtschlagen, wie Rinder. Endlich gelang es dem Freiherr von Wildegk, kenntlich am riesigen Wuchs, glänzendem Harnisch und den wehenden Pfauenfedern, die zerstreuten Uebergebliebenen zu sammeln und sich mit ihnen da durchzuschlagen, wo unsere Reihen am dünnsten waren. Bei der Gelegenheit verlor Miriam Schaber, des Kleinweibels sechzehnjährige Tochter, welche dem vorübereilenden Standartenträger das Fähnlein entreißen wollte, durch einen Stich das junge Leben.

Auch die Männer von Burgdorf zeichneten sich durch absonderliche Tapferkeit aus, und ich darf, ohne Ruhm zu melden, auch meiner eigenen Wenigkeit etwas Erwähnung thun. Die Armwunde, um deren willen ich jetzt noch den Arm in der Schlinge trage, ist mir auch nicht im Schlaf geworden. Dank aber vor Allen, dem ehrwürdigen, muthig-besonnenen Schultheißen Junker Pfister; dem schlachtkundigen Junker Konrad von Rütschelen und dem jungen leumuthigen Peter am Graben! Ihren Anordnungen und ihren belebenden, kräftigenden Beispielen ist der Sieg von Bickingen entsprungen.

Als wir die Menge der todten Feinde (es mochten ihrer gegen Zweihundert sein) auf dem Schlachtfeld bestattet und die acht Leichname der Unsrigen auf Wagen geladen hatten, um sie der geweihten Erde des Gottesackers zu übergeben – zogen wir mit Beute belastet und triumphirend heim in die befreite Stadt. In unserer Mitte gingen fünfundzwanzig Gefangene, worunter auch ein Junker von Schenkenberg, der wehmüthig hinter seinem prächtigen Rappen herschritt, auf dem Melcher Saron saß, der Stadt Seckelmeister, welcher den Flüchtigen im Weiherwalde, wo er sich versteckt hielt, gefangen genommen, Petronella Schaber führte ihren dicken, seufzenden Franziskaner an einem Ende des Ordensstricks, der seine frommen Hände auf dem breiten Rücken zusammenhielt. So zogen wir unter dem Freudenjauchzen der Einwohnerschaft und der Umwohner, die von allen Seiten zusammenströmten, in die Stadt ein.

Wem schon einmal Kettengerassel, ewiger Kerker oder Tod auf der Ferse gewesen; wem das Eulengekrächz unauslöschlicher Schmach und Entehrung schon in ahnungsvollen Tönen in die Ohren geklungen; wessen Wohnstatt die zerstörende Flamme schon angeleckt hat, wer schon in Gefahr gewesen ist, durch den einschlagenden Blitz sein Liebstes auf der Welt zu verlieren – der wird begreifen, wie es uns war, nach diesem uns von Gott und seinen Heiligen verliehenen Siege ...

Hier hielt der Erzähler inne, um sich einen Augenblick den Gefühlen andächtiger Dankbarkeit zu überlassen, in welchen ihn aber der Pilgrim mit seltsamer Hast unterbrach, fragend: Ei, was ist dann aber mit dem Heini Vogelsang und der Tochter des Roßwirthes, von welcher das Gerücht verbreitet, sie hätten eigentlich, bei Hause verharrend, den besten Fang in dieser Fehde gethan, hm hm?

Alles hat seine Zeit, frommer Pilgersmann! entgegnete Herr Bickinger fast empfindlich. Ich konnte Euch doch nicht erzählen, was unterdessen in der Stadt vorgefallen, ehe denn ich dort war. Mit dem, was ihr eben gesprochen, verhält sichs wirklich so. Heini Vogelsang und Küngold Ochsenbein haben in diesem Krieg den besten Fang gethan. Ihr müßt nämlich wissen, was ich vorher auch nicht wußte, daß von der Herberg zum Roß ein unterirdischer Gang außer die Stadt führte und in der Beatenkapelle endete. Nun hatte Heini Vogelsang in Erfahrung gebracht, daß ein schlechter Mensch aus Aarburg, ein gewisser Schneider Werni (hier ließ der Pilger ein grunzendes hm »haha!« hören), Vetter des Roßwirthes und ein herdreicher Kauz, der trotz seines Alters und seiner abschreckenden Häßlichkeit, die schöne Küngold als Ehestandsthier in seine Silbertruhe sperren wollte (hier grunzte der Pilger heftiger), daß dieser Gauch in der zweiten Pfingstnacht zwischen 11 und 12 Uhr draußen um die Beatenkapelle herumgestänkert und wieder in die Stadt gekommen sei, ohne sich das Thor öffnen zu lassen. Er theilte seine Beobachtungen der Küngold mit, die ihm heimlich mit Minne zugethan war, und diese vertraute ihm dagegen das Geheimniß vom verborgenen Gang; welches sie – ich weiß nicht wie – in Erfahrung gebracht hatte. Als nun die Nachricht in die Stadt kam, die Feinde seien heimlich im Anzug, verfiel Heini Vogelsang gleich auf die Vermuthung, diese Erscheinung sei in Verbindung mit gedachtem Gang und gedachtem Schneider, von dem man genau wußte, daß er, obgleich ein Aarburger und Berner'scher Unterthan, doch häufig mit den österreichischen Edelkälbern des Ergäus pflügte, die er herauszuputzen und zu kleiden berufen war; denn seine Werkstatt ist eine der gesuchtesten und berühmtesten zwischen Aare und Doubs. Heini theilte seine Gedanken der Dirne mit. Gewiß, behauptete er, haben die Strauchdiebe durch Werni vom Dasein eines solchen Ganges Kenntniß erhalten und begehren, auf diesem Wege in die Stadt zu dringen. Küngold besann sich einen Augenblick und meinte dann, dagegen ließe sich eine höchst wirksame Kriegslist treffen. Vor dem Eingang sei eine Fallthüre, welche in den Unterkeller führe, wo die Fleisch-, Obst- und Buttervorräthe aufbewahrt werden, und in welchem man auf einer Leiter etwa dreißig Fuß hinuntersteige; verdunkle man nun die ohnehin schon finstere Stelle noch mehr durch ein vorgeschobenes Faß, und nehme man die Leiter weg, so werde der ganze Nudel der Eindringlinge, zumal bei dem engen Durchpaß, der nie mehr als Einen hereinlasse, hinunterfahren in die Hölle und erst mit Erlaubniß des hiesigen Magistrats wiederum auferstehen, wofern nämlich alsdann die Mehrheit nicht Hals und Bein gebrochen, was gar leicht geschehen könnte. An lange Ueberlegung war hier nicht zu denken. Die Beiden eilten stracks in den Keller hinunter; den Alten konnten sie nicht berathen, denn er war zum Weinkauf nach Neuenburg gereiset. Alles geschah nach der Dirne Anordnung – und richtig: kaum war der Unterkeller zum Empfang der fremden Gäste bereit, und der Boden reichlich mit Stroh ausgelegt, damit der Fall weniger zu hören sei, – kaum hatten sich die Beiden wohlbewaffnet hinter das schützende Faß zurückgezogen, als sich auch schon ein dumpfes Gerassel hören ließ und der verhängnißvolle Pfeiler knarrend sich drehte. Zu sehen war Nichts, als ein Gleißen und Blinken von glänzendem Stahl und bald darauf ein dumpfer Sturz in die Tiefe, dem rasch sich drängend, ein zweiter, dritter, vierter – – zwanzigster folgte. So schnell fiel Einer auf den Andern, daß sich im Uebermaß des Schreckens kein Geschrei erheben konnte. Wieder blitzte es, glänzender als je zuvor, unter dem Eingang, dann sprach eine dumpfe Stimme: Zurück, Meister Werni! hier ist's dunkel wie in einer Kuh und unheimlich wie in einem Grab – geht voran!

In dem Augenblick ließ sich von unten ein dumpfes Geheul vernehmen, da ließ der Heini flugs die Fallthüre über die Oeffnung fallen und drang mit bloßem Schwerte auf den glänzend Gerüsteten ein, der wohl im Anfang meinen mochte, es sei Einer der Seinen und sich daher auch erst zur Wehre stellte, als er bereits einen Stich durch die Halsberge empfangen hatte. – Das ist deine Verrätherei, satanische Schneiderbrut! donnerte der Verwundete, daß es im Gewölbe wiederhallte, und zog sich fechtend zurück. Hinter ihm erklangen die eiligen Schritte eines hastig Davoneilenden, ohne Zweifel war das der Verräther Werni, den ich heute noch in Stücke zerhacken möchte, den Schelm!

Hier fuhr der Pilgrim heftig zusammen, murmelte sein hm hm! und klapperte dabei etwas mit den Zähnen, daß seine Bewegung dem Spitalvogt nicht entgehen konnte: Was ist euch, alter Mann, fragte er theilnehmend; ihr scheint unwohl zu sein? Worauf der Pilger Herrn Bickinger mit heiserer Stimme fortzufahren bat, bemerkend, die Erzählung habe ihn allerdings tief ergriffen, um so tiefer, da er sich eben recht lebhaft gedacht, in welcher dringenden Gefahr die gute Stadt Burgdorf in jenem Augenblick sich befunden, und wie wunderbar Gott sie gerettet habe. Damit bekreuzte er sich, und der Vogt fuhr arglos fort:

Heini verfolgte – während Küngold auf dem Fallladen Wache stand – unausgesetzt und hitzig den Geharnischten, welcher, rückwärts gehend, sein Schwert in steter Schwingung erhielt, daß es gerade war, als versende er Blitze. Lange zog er sich so vertheidigend zurück – schon hatte er die Treppe erreicht, welche hinauf in die Kapelle führte, nun aber gänzlich verschüttet ist. Plötzlich, mit der Wuth eines Löwen, stürzt der Verfolgte über den Heini her, welcher durch das ununterbrochene Zurückziehen seines Feindes überkeck gemacht, sich eine Blöße gegeben hatte. Ein furchtbarer Stich in die rechte Seite streckte ihn sogleich zu Boden, und über seinen Körper wegsetzend, eilte der Sieger den Gang zurück.

Während dessen war Küngold über Heini's langes Ausbleiben ängstlich geworden; sie zog die Laterne unter dem Scheffel hervor, welcher sie bedeckt hatte und wollte eben hineinzünden in das finstere Gewölbe, als sie schwere Eisentritte die Stufen heraufkommen hörte. Das ist nicht des leicht gekleideten Heini's Tritt. Besonnen kauert sie, die Laterne sorgfältig in die Schürze verhüllend und mit der schweren Keule zum Schlage ausholend, dem Eingange gerade gegenüber. Jetzt erscheint eine leuchtende Rüstung unter dem Eingang; vorsichtig prüft ein blitzendes Schwert, mit der Spitze herumstupfend, den Boden. Dabei vermehrt sich das dumpfe Geheul und Gewimmel unter der Fallthüre. Endlich tritt die Gestalt zögernd heraus; sie beugt das behelmte Haupt zu Boden, augenscheinlich, um zu horchen. Plötzlich erhebt sich Küngold. Fast zugleich mit dem Strahl der enthüllten Laterne, fällt des Mädchens Keule auf das Haupt des Ueberraschten, und rasselnd sinkt von dem gewaltigen Schlag der muthigen Dirne ein geharnischter Ritter zu ihren Füßen. Es war Hugo von Hohenramstein aus dem Emmenthal, ein junger Edelknecht, den Kyburgern dienstbar und Anführer des »unterirdischen« Streifzuges. Regungslos lag er da, und Küngold hatte nun nichts Eiligeres zu thun, als mit der Laterne den geheimnißvollen Gang zu durchstreifen. Ungefähr in der Mitte desselben wankte ihr eine blutige Gestalt entgegen. Es war Heini Vogelsang, der, von seiner Ohnmacht genesen, aber vom Blutverlust äußerst geschwächt, in den Keller zu seinem Lieb zurück zu gelangen suchte. Nie hat sich über der Erde wohl eine heißere und heiligere Minne gefunden, als hier unter der Erde! Küngold verhielt ihm die quellende Wunde mit dem Taschentuch, sie unterstützte, sie trug ihn halb zurück, und sprang die Treppe hinauf, Leinenzeug und Binden und stärkende Essenzen oben im Hause zu holen. In einer Minute stand sie wieder da und bald war das Blut gestillt, die Wunde verbunden. Kaum geschehen, tönte von der Gasse her in den offenen Keller herunter, erst ein dumpfes, dann ein immer lauter werdendes Getümmel, in welchem sich bald ein ungeheurer Volksjubel und der Ausruf unterschied: Viktoria! Es lebe Bern! Verderben Kyburg! In rascher Bewegung und mit einem innigen »Gottlob!« erhob sich Heini Vogelsang vom Boden; ja, diese Stimmen schienen selbst die Pforten des Orkus zu durchdringen; denn der todtgeglaubte Ritter fing sich, tief aufseufzend, an zu regen, und erhob ein wenig das schwerbehelmte Haupt, um es sogleich wieder sinken zu lassen; das gutherzige Bernerkind eilte, ihn des gewichtigen Eisenhutes zu entlasten. Da klaffte ihr die tiefe Halswunde entgegen, durch die das Leben in warmen rothen Wellen rann, und die goldenen Locken befeuchtete, während der bleiche Tod über das wohlgebildete Antlitz zog, das blaue Auge brach, und die jugendlichen Züge mit starrem Gletschereis übergoß. So erzählte sie's selbst mit herzinniger Wehmuth. Noch ein tiefes schmerzliches Aechzen und Zucken – und der Ritter Hugo von Hohenramstein, der Letzte seines Geschlechtes, war nicht mehr. Heini Vogelsang hatte ihn in der Knabenzeit wohl gekannt und dem Junker, der einmal in der Emme badete und untersank, mit eigener Gefahr das Leben gerettet, um es ihm hier, im Verein mit der Maid seines Herzens, feindlich zu nehmen.

Auf sein Treulieb gestützt, verließ Heini, nachdem er die schwere Fallthüre und die drei Riegel derselben nochmals sorgfältig untersucht und sich überzeugt hatte, daß für die Gefangenen an kein Entkommen zu denken sei, den Keller. Schon hatten sich fröhliche Gäste in der Wirthsstube eingefunden; ihnen erzählten die Beiden das bestandene Abenteuer, die wunderliche Gefangennehmung der heimlich einbrechenden Gäste und den Tod des Hohenramsteiners. Ungläubig schüttelten die guten Bürger ihre Häupter und stellten dies Kopfschütteln erst ein, als sie die Leiche des Ritters mit Händen griffen und beim Schein einer großen Stalllaterne sich vom Dasein der überlisteten Brandfüchse mit eigenen Augen überzeugten. Welch' neuer Jubel! Die ganze Stadt war des Ruhmes der Beiden voll, und selbst die reichern Spießbürger, welche vorher eine Heirath zwischen der Tochter des geldstolzen Roßwirths und Rathsherrn Ochsenbein und dem Sohn des armen Thorwächters für eine Sünde gegen den heiligen Geist gehalten hätten, fanden nach diesem wundersamen Ereigniß die Sache ganz in der Ordnung und sprachen im Sinne des Evangeliums: »Was Gott zusammengeführt, das soll der Mensch nicht trennen.« Heini's Wunde war nach der Versicherung des Schärers ungefährlich, das Schwert des Ramsteiners hatte keine edeln Theile verletzt, doch mußte er sich sogleich zu Bette legen.

Am Abend kam der Roßwirth von seiner Weinreise nach Hause zurück. Das Gerücht hatte ihm auf dem Wege die Nachricht von der Gefahr seiner Vaterstadt zugetragen und er eilte, nach seiner eigenen Versicherung, auf Windesflügeln heim. Er wunderte sich nicht wenig, fast ganz Burgdorf, Groß und Klein, Reich und Arm, Vornehm und Gering, selbst den ehrwürdigen Schultheißen und Ritter Rudolf Pfister in seinem Hause zu finden.

»Wahrlich!« rief der freundliche Regent dem Alten entgegen, »die Stadt Burgdorf hat in euerer Abwesenheit die Blutprobe ausgehalten, und ich bin überzeugt, achtbarer Herr, wäret ihr zu Hause gewesen, auch ihr hättet euch als ein treuer Anhänger Berns gezeigt. Euere Stelle ist indessen wacker vertreten worden; eure Tochter Küngold hat gezeigt, daß ein frisches eidsgenössisches Bürgerblut in ihren Adern fließt.« Hierauf erzählte er dem Roßwirth selbst, was sich in seinem Hause zugetragen, schilderte die rührende Minne Küngolds und Heini's, die so treulich Gefahr und Noth getheilt und gemeinsam die Stadt errettet; er schloß mit dem Wunsche, daß es dem jungen Paar wohlergehen möge!

Erst war der Wirth ob der Gefahr, welche der Stadt durch den Gebrauch des unterirdischen Ganges, über welchen bereits eine völlige Verschüttung beschlossen war, ganz gelb vor Entsetzen geworden. Nach und nach hatte er sich wieder erholt, und bei dem Schlußwinke des Schultheißen rief er fast grimmig: »Erlaubet mir, gnädiger Herr, so weit sind wir noch nicht. Ich glaube denn doch, die Tochter des Rathsherrn und Roßwirths Ochsenbein zu Burgdorf hat noch andere Ansprüche zu machen, als auf einen Wächterssohn, der überdies ein leichtfertiger Junge ist, welcher die Dirne behext oder wenigstens verführt hat.«

»Meine Nachrichten über den Jüngling lauten anders, Herr Roßwirth,« entgegnete der Schultheiß. »Nichts als Liebes und Gutes wird von ihm gesprochen; alle Urtheile stimmen überein, und daß das eurige so hart und unbillig ist, beweiset gerade, daß man sehr unrecht thäte, alles Liebe und Gute über euch zu sagen.«

Der Roßwirth warf hochmüthig die Lippe auf, besann sich einen Augenblick und wandte sich dann plötzlich mit einem höhnischen Lächeln an den jungen Pfister Erbo, der da am Tische saß, um nach dem heißen Tage, an dem er wacker mitgestritten, sich am kühlen Wein zu erlaben.

»Meister Erbo!« begann Ochsenbein, »ihr habt vor vier Monden um meine Tochter angehalten; ungern wies ich damals euere Werbung zurück; gebieterische Rücksichten haben mich dazu gezwungen. Diese Rücksichten sind nicht mehr. Nehmt die Dirne hin und mit ihr hundert baare Goldgulden Heirathsgut. Seid Ihr's zufrieden?«

Aller Blicke waren auf den jungen Erbo gerichtet; man wußte, daß er die Maid zärtlich liebe und war nun sehr begierig zu erfahren, ob Selbstsucht, Stolz oder Großmuth seinen Entschluß bestimmen würde. Der Jüngling besann sich nicht lange; er warf dem Alten einen finstern Blick zu und antwortete:

»Ochsenbein! Ihr sind weder einer Tochter, wie Küngold, noch eines Eidams, wie Heini Vogelsang, würdig. St. Ursus bewahre mich, Werkzeug eueres blinden Hochmuths zu sein und den wackersten Gesellen in Burgdorf von einem Herzen zu verdrängen, wohin er gehört, weil es nur für ihn schlägt, und weil er seiner so sehr würdig ist. Gott sei mein Zeuge: meine Liebe zu Küngold ist warm und innig; sie wär es aber nicht, wenn sie der Jungfrau Besitz auf Unkosten des Glückes derselben erzwingen wollte. Weiche von mir, Versucher.«

Damit leerte Erbo hastig seinen Becher und stürmte aus der Stube. Aber der Wirth zum Roß biß sich wild in die feißten Lippen, stampfte den Boden und murmelte: »Und wenn alle Kaiser und Könige vor mir auf den Knieen lägen, dem Buben gäb' ich meine Tochter nicht; ich bin ein freier Mann!«

»Es wird Niemand vor Euch knieen!« entgegnete eine schwache männliche Stimme, die dem guten Heini gehörte, welcher, auf Küngold gestützt, eben in die Stube getreten war. Ich habe einen Werbebrief an euch, der mir gewiß keinen Korb einbringt, Vater Ochsenbein. Kommt einen Augenblick dort unters Fenster und leset! ich wette mein Leben, ihr werdet keinen andern Tochtermann begehren, denn eben gerade mich.«

»Du glaubst an Wunder, Heini, wie mich dünkt,« hohnlachte der Gastwirth zum weißen Roß.

»An Wunder nicht, aber an Zeichen,« entgegnete lächelnd Heini; langte in den Busen und reichte dem dicken Herrn einen Pergamentbrief, den dieser, in die Fensternische gelehnt, mit verletzendem Uebermuth empfing und entfaltete. Aber kaum hatte er einige Blicke hineingethan, als er gewaltig zu zittern anfing und bleich wurde, wie ein Leichentuch. Heini trat besorgt auf ihn zu, las das Pergament, das seiner bebenden Hand entglitten war, sorgfältig vom Boden auf, und steckte es wieder in sein Wamms.

»Ich bin überzeugt, Herr Ochsenbein,« sprach er dann, »daß Ihr jetzt weiter gegen meine Freiwerberei Nichts einzuwenden habt. Der Brief, den ihr soeben gelesen, hat Euch über meine Verhältnisse so trefflichen Aufschluß ertheilt, daß ich glaube, ihr werdet euch schwerlich weigern, eure väterliche Zustimmung zu meiner Verheirathung mit euerer einzigen, eheleiblichen Tochter Küngold vor dieser ehrenfesten Versammlung auszusprechen.«

»In der That,« – stotterte jetzt Ochsenbein, indem er im Haar kratzte und dem guten Heini einen wundersam verwirrten Blick zusandte, »auf diesen Brief hin – infolge jenes Schreibens – in Hinsicht der vorliegenden Umstände – läßt sich die Sache bedenken, und ich will dir morgen Antwort geben, Heini Vogelsang!«

»Ei, wozu denn ein so langes Bedenken, hochachtbarer Herr Rathsmann und Gastgeber? Ich werde einmal mit euerer Erlaubniß sothanen Brief dem hier anwesenden Publici mitheilen und dasselbe unpartheiisch urtheilen lassen, ob Ihr mir unter Bedingungen, wie sie dieses Schreiben enthält, nicht euere Tochter geben könnet? Ob Ihr, wenn Ihr mich abweiset, nicht jenem Blasbalg gleichet, welcher so lange in's Feuer blies, bis es ihn selbst zuletzt verzehrte?«

Mit diesen Worten nahm der Wächterssohn das Pergament wieder hervor und machte Anstalten, es abzulesen, worauf ihm aber Herr Ochsenbein mit ängstlichem Eifer in die Rede fiel:

»Ihr habt Recht, Herr Vogelsang! Ein Narr müßt ich sein, wenn ich unter solchen Conditionibus nicht Euer Schwäher werden wollte. Behaltet diese Conditiones inzwischen immerhin für Euch, und bindet sie Niemand auf die Nase; sie gehen nur uns Beide an. Uebrigens soll allen Anwesenden hiemit kund und zu wissen sein, daß euch, theuerster Eidam, meine Tochter nicht nur hundert, sondern zweihundert Goldgulden Mitgift bringt.«

Alle Anwesenden staunten über diese plötzliche Sinnesänderung des Roßwirthes und wunderten sich ob des seltsamen Briefes, welcher, wie ein Talismann, dies harte Herz erweicht, diesen störrischen Sinn und Hochmuth gebeugt hatte. Daß es ein Werbebrief sei, der gewisse, besonders annehmbare Anträge und Bedingungen enthalte, glaubte Niemand, denn man kannte Heini's Verhältnisse zu gut; aber eben so wenig konnte Jemand den eigentlichen Inhalt des Pergaments ergründen. Nur der verehrte Schultheiß schien Etwas zu vermuthen, indem er bemerkte, es stände vielleicht an ihm, als Stellvertreter seiner hochweisen gnädigen Herren und Obern zu Bern, die Conditiones dieser Heirath zu ermitteln, und den wunderkräftigen Werbebrief, an dem er das herzoglich-österreichische Siegel bemerkt zu haben glaube, zur Einsicht zu begehren; die Wirkung freue ihn aber zu sehr, als daß er der Ursache nachgrübeln möchte, und er wünsche dem braven jungen Paare nochmals Gottes und der lieben Heiligen besten Segen.

Mit diesen Worten verließ der Schultheiß und sein Gefolge, die Gefangenen mit sich führend, wovon mehrere jämmerlich hinkten, das Haus zum weißen Roß, welches er erst vier Wochen später, an Heini Vogelsangs Hochzeit, wieder mit seinem Besuche beehrte. Ein stürmischer Jubel, eine begeisterte Menge begleitete ihn bis hinauf ins alte Grafenschloß.

Am folgenden Morgen beschied ein Herold, in der Landesfarbe durch die Stadtgassen reitend, sämmtliche Einwohner, Männer und Frauen, auf den Nachmittag um zwei Uhr in den Schloßhof. Hier empfing uns, deren Keiner zu Hause blieb, der greise Schultheiß zu Pferde und redete, mitten in unsern Kreis reitend, uns ungefähr folgendermaßen an:

»Liebe und insbesonders Getreue. Der gestrige Tag ist für die Regierung, in deren Namen ich hier bin, und für euch, wackere, streithafte Bürger und Bürgerinnen, ein Tag bleibenden Segens geworden. Er hat unwidersprechlich bewiesen: euere Liebe und Anhänglichkeit an Bern, die altgefreite Stadt, er hat in diese auf ewige Zeiten das Gefühl der Dankbarkeit und innigen Wohlwollens niedergelegt. Seid versichert, daß von der gerechten und erkenntlichen Obrigkeit, deren Diener und Stellvertreter ich zu sein die Ehre habe, nicht nur euere verbrieften und besiegelten Rechte und Freiheiten, euere alten Herkommen, Privilegien und Gebräuche werden in Ehre gehalten, sondern selbst, je nach Umständen und Bedürfnissen durch neue vermehrt werden. Ich erfülle, indem ich euch für euere gestern bewiesene Tapferkeit und Treue danke, nicht allein den Auftrag meiner Obern, sondern den meines eigenen Herzens. Besonders euch, Frauen und Töchter hiesiger Stadt, die ihr sonst nur der Spindel, Nadel und der ungefährlichen Häuslichkeit gewohnt, voll begeisterten Eifers für die Vertheidigung dieser Mauern zu den Waffen gegriffen, und noch glorreicher als einst die Frauen von Zürich, die nicht zum Kampfe kamen, zu dem gewonnenen Siege durch euere thätliche Mithülfe beigetragen habt; euch Frauen und Töchter von Burgdorf zeig ich hiermit an, daß meine weise und gnädige Obrigkeit, in gerechter Würdigung eueres Verdienstes, auf meinen Antrag beschlossen hat: Es soll für ewige Zeiten, je am Jahrestag der Bickinger Schlacht, die Frau des regierenden Schultheißen eine Mahlzeit anrichten, und unter die Frauen und Töchter in den acht Gassen der Stadt vertheilen. Dieses Essen soll zur Erinnerung, daß der Anzug der Feinde durch die Hühner in Bickingen verrathen worden, Hühnersuppe heißen, und bestehen aus sechzig Hühnern, achtzehn Stücken Fleisch und genügsamem Brod. Kommet nun herauf ins Schloß und seid fröhlich.

Möge euer treuer und tapferer Sinn von Geschlecht zu Geschlecht sich forterben! Es wird geschehen, denn so wackere Mütter können keine schlechte Kinder gebären!«

Doch das fröhliche Siegesmahl, das wir im Rittersaale hielten, erinnert mich, daß auch unser Nachtessen längst wartet. Ist es euch genehm, frommer Mann, so setzt euch mit uns zu Tische. Zieht ihr vor, allein zu sein, so wird man euch die Speise hierher bringen. – »Ich bitte um das Letztere, erwiederte dumpf der Pilger. Einsamkeit thut mir Noth, und mich ruft ein Gelübde zeitig nach den Altarstufen euerer Kapelle. Eins aber muß ich euch noch fragen, lieber Herr – denn euere Erzählung hat meine ganze Theilnahme erweckt – wie geht's jetzt den beiden jungen Eheleuten, Heini und Küngold?«

»Die gehaben sich sehr wohl,« erwiederte Herr Bickinger aufstehend. »Der Alte hat ihnen, schon acht Tage nach der Hochzeit, die ganze Wirtschaft eigenthümlich übertragen, und eine Wallfahrt nach St. Jago di Compostella in Hispania angetreten, von der er bis auf heutigen Tag noch nicht zurückgekehrt ist.«

Damit nahmen Herr Bickinger und der Kapellan freundlich Abschied von dem Pilger und der Pater erbot sich noch, ihm am Morgen die Reliquien zu zeigen, ein Anerbieten, das der Fremde mit Dank annahm. Hastig verschlang er dann das aufgestellte Erbsmuß, den dampfenden Braten, einen Pokal des reinsten Reifweins und entfernte sich mit tückischem Grinsen.


Ein paar Stunden später stieg aus dem hölzernen Anbau der Herberge zum weißen Roß ein dicker Rauch auf, und bald brach die verzehrende Flamme, das Gasthaus ergreifend, aus dem leichten Strohdach. – »Feuer! Feuer!« donnerte es durch die Gassen, und die Sturmglocke läutete. Von allen Seiten strömten die aus dem besten Schlafe geschreckten Einwohner herbei, zu löschen und zu retten, was zu retten war. Mit Besonnenheit und unermüdlichem Eifer flüchtete der junge Hauseigenthümer und Wirth, Heini Vogelsang, seine und seiner Nachbarn bewegliche Habe vor das Thor; ihm stand getreulich seine Gattin Küngold und sein Freund und Nachbar, Spitalvogt Bickinger bei. Als dieser von einem solchen Gang wieder zurückeilte, huschte der Pilgrim von gestern Abend wie ein Schemen an ihm vorbei; aber er erkannte ihn beim Licht des umsichgreifenden Feuers. Ein schneller Verdacht stieg in dem wackern Bürger auf. »Halt, guter Freund!« rief er, und faßte ihn mit kräftiger Faust. »Ihr seid der Einzige, der, statt zu helfen, davonläuft, gebietet euch vielleicht auch ein Gelübde, das Feuer, wo es Häuser verzehrt, nicht zu löschen?«

Der Angeredete zitterte in der Hand des Burgdorfers wie ein Espenlaub, »Ich habe – ich bin – hm hm! – – mir ist – halt nie wohl, wo's brennt;« stotterte er. »Ich habe – hochachtbarster Herr! – eine schreckliche Abneigung gegen Feuersbrunsten – hm hm! Das ist – ich versichere Euch, hochweiser Herr Spitalvogt! – ein Familienübel und kömmt glaube ich – hm hm! von meiner Urgroßmutter her, welcher das Bett unter dem Leibe verbrannte, als sie mit meiner guten, seligen Großmutter schwanger ging, hm hm: – Aber laßt mich jetzt um Gotteswillen meines Weges ziehen, Hochedler! sonst werdet Ihr noch erleben, daß ich in Ohnmacht falle, hm hm! Aus lauter Abneigung gegen Feuersbrunsten, auf Ehre! Gelobt sei Jesus Christ!«

»In Ewigkeit – kommt Ihr so nicht los,« entgegnete Bickinger, dessen Argwohn durch des Pilgers Benehmen gewaltig gestiegen war. »Ihr kehrt mit mir zurück, frommer Mann« –

In diesem Augenblick stieß ein Vorübereilender mit einem umfangreichen Bündel Hausrath unserm verdächtigen Pilger aus Versehen den großen Kremphut vom Kopfe. Der Mann mit der Bürde, welcher kein Anderer als Heini Vogelsang war, sah sich rasch um, und blieb beim Anblicke des Wallfahrers wie versteinert stehen; dann ließ er achtlos den ganzen Kram sinken und rief! »Heilige Mutter Gottes! Das ist ja der Werni von Aarburg!«

Die Schauer der Vernichtung warfen den Verbrecher ohnmächtig zu Boden. Wie das Feuer, welches er angelegt, vom scharfen Morgenwinde gepeitscht, in wenig Minuten die ganze untere Stadt ergriffen hatte, so ging auch der Ruf: »Man hat ihn, man bringt ihn, den Mordbrenner!« blitzschnell von Mund zu Mund, und es würden die herbeiströmenden Brandbeschädigten über ihrem rächerischen Zorn die Rettung ihrer Habe versäumt haben, wenn nicht der greise Schultheiß sie zurückgewiesen und den Elenden ihren Augen entzogen hätte, indem er ihn in's tiefste Verließ der Burg werfen ließ. Vierzehn Tage später, Nachmittags um zwei Uhr stieg aus der Stadt Burgdorf wieder eine Rauchsäule auf. Aber nicht die Sturmglocke, sondern das Armensünderglöcklein der Schloßkapelle wurde geläutet – und nicht einer brennenden Wohnung galt es, sondern einem Verbrecher auf brennendem Holzstoße. Dieser Verbrecher war der Berner'sche Unterthan, Basilius Werni, Schneidermeister und Spendvogt von Aarburg, der, überwiesen des Hochverraths und der Brandstiftung, in Folge welcher die ganze untere Stadt Burgdorf in einen Aschenhaufen verwandelt war, hier den Feuertod erleiden sollte. Der Richtplatz war auf der Wiese unter dem Schlosse, am jetzigen alten Markt. Eine unzählige Volksmenge hatte sich versammelt und sah schaudernd den Verbrecher das schuldbeladene Haupt auf der Brust, regungslos in den Ketten hangen, womit er an den Pfahl festgebunden war. Die Angst hatte ihn getödtet, ehe die Flammen es thun konnten. Seine Asche wurde verflucht und in den Wind gestreut.

Aber aus der Asche der untern Stadt blühten gesegnete Wohnungen auf, unter diesen vor allen stattlich die Herberge zum weißen Roß. Wer zwei Jahre nach der grauenvollen Brunst dort einkehrte, konnte einer aufgeblühten Rose gleich, an welche die Knospe sich schmiegt, die junge Wirthin sehen mit ihrem Knäblein im Arm, und da war Eins gegen Zehn zu wetten, daß er – und wenn es auch gegen Gebrauch und über den Durst war, sich einen zweiten Becher einschenken ließ, nur um den holden Anblick noch eine Weile genießen oder sich länger mit dem Wirth und Rathsmann, dem geehrten und verständigen Herrn Heinrich Vogelsang unterhalten zu können, der die Gegenwart seines Schwähers im Mindesten nicht vermissen ließ. Dieser war, wie die Sage ging, auf seiner Wallfahrt nach St. Jago an zu reichlich genossenem spanischem Rosinensaft gestorben. Gott habe ihn selig.


Fast fünfhundert Jahre sind seit diesen Ereignissen in die unergründliche Tiefe der Zeit hinabgerauscht und mit ihm eine Menge Generationen, und ihre Leiden und Freuden. Vergebens suchst Du, o freundlicher Leser, das Grab des ehrwürdigen, ritterlichen Schultheißen, oder den Ort, wo Küngolds und Heini's Gebeine ruhen; das Gras, das über ihnen wächst, giebt Dir keine Kunde; der Schutt, den die Zeiten darüber gehäuft, redet nicht. Die Vergangenheit ist ein ungeheures Buch, und die Geschichte ein schwacher lückenvoller Abriß, gemäß dem kurzsichtigen Auge der Sterblichen. Dem Blicke des Ewigen, Unveränderlichen geht zwar kein Blatt, keine Zeile, kein Wort des großen Buches verloren, und das tröste Dich, wenn Du den Staub Deiner Lieben zum andern Staube legst, und das Gefühl einer gleichen Zukunft Dich schmerzlich durchdringt. Allein, es ist ein schöner Gedanke, schon auf Erden nicht vergessen zu werden, noch auf die späte Nachwelt begeisternd zu wirken, ein Gedanke, »des Schweißes der Edeln werth«. Darum lasset uns das Gedächtniß unserer Altvordern ehren und feiern, und ihre Thaten verewigen, so viel wir können, und schaffen wir, daß wir einer ähnlichen Bemühung unserer Nachkommen würdig seien!


Wie wir glauben, wird es unsern Lesern nicht unangenehm sein, zu vernehmen, daß das nach dem Gefechte bei Bickingen zu Ehren der tapfern Frauen gestiftete Hühnersuppenfest, wenigstens dem Namen nach, bis auf den heutigen Tag sich in Burgdorf erhalten hat. Wir sagen: »dem Namen nach«, – denn die Zeit hat auch an ihm, so viel sie es vermochte, ihre Kraft ausgeübt und ihm einen modischen Zuschnitt verliehen. Was ihr nicht ganz gelang, wollte vor fast hundert Jahren der Geiz und Hochmuth der spendpflichtigen Schultheißin vollenden. Aber die Frauen von Burgdorf zeigten sich ihrer Vorfahrerinnen werth und vertheidigten ihr gutes, altes Recht in ihrer Art ebenso mannhaft, als ihre Eltermütter die Stadt. Als Belege führen wir wörtlich an, was uns die handschriftliche Burgdorfer Chronik von Joh. Rud. Aeschlimann, Bürger dieser Stadt, hierüber in treuherziger Sprache meldet:

»Anno 1737 weigerte sich die damalige Frau Schultheissin, Ursula Manuel, geborne Ernst, denen Frauen zu Burgdorf das zu dieser Festivität Schuldige jeder Art ferner auszurichten. Die Frauen aber, die bis dahin ihre Männer nicht aus Schuldigkeit, sondern aus bloßer Complaisance am Genusse dieser Stiftung haben Antheil nehmen lassen, beklagten sich darüber vorerst bei ihren Ehegenossen, welche aber, sowie auch der Magistrat nachher, sich nicht in die Sache mischen, sondern lieber stillschweigend zusehen wollten. Auf dieß hin ernannten die hierüber ziemlich entrüsteten Frauen eine Deputation aus ihrer Mitte,Die Namen dieser mit der Reklamation an die Frau Schultheißin und deren Aktionirung vor dem täglichen Rath in Bern beauftragten zwei Frauen verdienen, hier der Nachwelt aufbehalten zu werden. Die erste war Frau Margaritha Trachsel, geb. Langhans von Bern, Herrn Oberspitalvogt Albrecht Trachsels Gattin, sie starb 1741. Die zweite war Herrn Bendicht Aeschlimanns, Einungers Frau, Anna Maria König, von Bern, Hieronymus und Anna Maria Perrets Tochter; sie starb im Januar 1766. sandten selbige mit bestimmtem Auftrage an die Schultheißin, – wurden aber von dieser Rabsake schnöd abgewiesen. Die gleichen deputirten Frauen, im Bewußtsein ihrer gerechten Sache, beklagten sich sofort hierüber bei dem täglichen Rathe in Bern, wo auch zugleich der Herr Schultheiß seine Opposition gegen die fernere Ausrichtung der fraglichen Beiträge vorlegte. Den Erfolg davon zeigt die hier wörtlich beigefügte Erkenntniß:

»Weilen diejenigen Desmarches von Herrn Venner Jankhauser zu Burgdorf gegen den Herrn Schultheiß daselbst nicht erheblich gewesen, denen Frauen allda die Hünersuppen wieder zukommen zu lassen, da doch solche von seinem Herrn Vorfahrer unverweigerlich entrichtet worden, als Mnhg. Hrn erkennt: Weilen Hrn. Schultheiß das Amt in Nutz und Beschwerde angetreten, solche Ausrichtung ein sehr altes Herkommen, so soll er solche laut Hünersuppen-Nodels de 1659, von Bestens wegen entrichten, – weilen Ihr Gnaden solche alte Gebräuche nicht gern abschaffen.

Datum den 14. Fbr. 1737.«

Der Herr Schultheiß mußte nun überdies noch den deputirten Frauen ihre gehabten Auslagen dießorts mit Crn. 24. 2. 1. und für ihre wegen Information über dies Geschäfte versäumten 16 Tage vier neue Doublonen als Discretion bezahlen. Noch hatte er Lust, diese Sache coram Zweihundert, als der höchsten Gewalt, zu ziehen. Das Factum dazu war wirklich dem Druck übergeben, als es ihm von guten Freunden widerrathen wurde, und nun konnten sich die guten Frauen eines zweiten Sieges freuen.

»Anno 1798 bei damaliger Staatsumwälzung gerieth diese den Frauen Burgdorfs ausschließlich geeignete Hühnersuppen-Stiftung zu gänzlicher Aufhebung. Mit der neu eintretenden Ordnung der Dinge wurden die Landvogteien und Schultheißenamt abolirt. Die Schlösser des Landes erhielten eine auf Oekonomie berechnete Bestimmung; mithin andere Bewohner, Landvögte und Schultheißen zogen wieder dahin, wo sie hergekommen. An ihre Stelle ward in jedem Distrikt der neuen Eintheilung ein sogenannter Statthalter, ein Sohn des Landes, geordnet. So wie sich nun der Herr Schultheiß von hier am 17. April 1798 entfernte, so verloren auch die guten Frauen von Burgdorf in der Person der Frau Schultheißin ihre dießörtige rechtmäßige Schuldnerin, als welche die questionirlichen Beiträge, infolge alten Herkommens zu liefern hatte. Die neuen Statthalter sowohl als ihre Frauen kannten keine dergleichen Schuldigkeiten; am allerwenigsten war bei der damaligen Regierung Lust und Willen zu Ausrichtung dieser durch das Alterthum heilig gewordenen Gefälle. Manche unserer Schönen mag da den Verlust eines so ausgezeichneten Privilegii geheim beseufzet haben; – manche hätten lieber andere Vorrechte – nur dieses nicht – der Revolution zum Opfer gebracht.

»Doch die Stunde der Wiederherstellung dieses Freudenfestes erschien endlich nach achtzehnjährigem Ausbleiben, für Burgdorfs schöne Frauen. Durch die Bemühungen des damaligen sehr schätzbaren Herrn Oberamtmanns Gatschet kam es wieder dahin, daß die Oberamtmänninnen jeder der zu diesen Gefällen von jeher berechtigten acht Gassen ihre dießörtige Reklamation einstweilen à tout hazard eingeben durften.«


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