Oskar Panizza
Ein skandalöser Fall
Oskar Panizza

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Inzwischen waren Henriette und Alexina oben bei Madame geblieben, wo nicht minder leidenschaftliche Gespräche stattgefunden hatten. Zum Nachmittagkaffee kam la Superieure herunter zum Abbé. Sie erklärte, es müsse etwas zur Rettung des Rufes des Klosters dem Landadel gegenüber geschehen. Die Briefe der Mädchen könne man ja verhindern, aber bei den sonntäglichen Besuchen, wenn einzelne Zöglinge von ihren Eltern im Wagen abgeholt würden, werde die Sache doch ruchbar und dann entsprechend aufgebauscht und entstellt werden. – Monsieur trug seine moraltheologischen Unterscheidungen und Bedenken vor, von denen einzig und allein der Ausgang des Falles abhänge. – La Superieure erwiderte etwas gereizt: von wissenschaftlichen Spitzfindigkeiten verstände die Welt draußen so viel wie sie; zunächst handle es sich um Abschneidung aller weiteren Redereien. Sie gedenke die beiden Mädchen fürs erste auf einige Zeit aus dem Kloster zu entfernen. – Dem widersprach sehr ernst der Abbé; damit gestehe man eine Schande zu, bevor sie erwiesen sei. Er wünsche in jedem Falle Alexina zu verhören. Das könne er – meinte Madame pikiert – inzwischen werde sie ihre Nichte, um sie weiteren Beschimpfungen zu entziehen, beim Pfarrer des Dorfes unterbringen. – Sie verließ, ohne eine Antwort abzuwarten, das Zimmer des Abbé.

Wenige Minuten darauf betrat la Maitresse mit verweinten Augen das Zimmer des Abbé, warf sich ihm zu Füßen und begann zu schluchzen und zu weinen. – »Ah, Mademoiselle«, begann der Abbé, »Sie haben dem Kloster jetzt schon einen großen, unberechenbaren moralischen Schaden zugefügt, und ich glaube, Sie haben eine noch weit größere Sünde auf dem Gewissen.« – »Mon père«, fiel Alexina mit großem Nachdruck ein und sah den Abbé mit großen, glänzenden Augen an, »meine Liebe zu Henriette ist rein wie der Schnee auf dem Hebron; meine Gefühle sind wie Tauben, die nichts vom Argen wissen!« – Diese Sprache überraschte den Abbé nicht wenig, der in seiner sublimen Art für poetische Wendungen nicht unempfindlich war. Trotzdem kam ihm diese ideale Verwahrung im Zusammenhang nur all den bekannt gewordenen Schlüpfrigkeiten wie die Faust aufs Auge passend vor. Und so konnte er sich nicht enthalten, hinzuzufügen: »Aber wie steht es mit den Berührungen, Umarmungen, Untersuchungen zwischen Ihnen und Henriette?« – »Ah, mon père«, fiel Alexina wieder mit dem Ton des vollsten Gefühlsenthusiasmus ein, »ja, ich bewunderte Henriettes Erscheinung, ihren Körper, ihre Augen, ihre Haare, ihre Stimme, ihren Gang, kurz alles, alles, ihre Strümpfe, ihre Schuhe, alles, was sie war und was sie trug! Weil ich selbst so gar nichts bin und nichts habe und in nichts ihr gleich bin! Und ebenso bewunderte, glaube ich, Henriette meinen Geist, meine Energie, meine Kenntnisse, enfin, das bißchen, das ich von Gott bekommen habe: meine Seele. Gewiß berührten wir uns, wo es nur möglich war, wo es nur geschehen konnte; sie meine Seele, ich ihren Körper; oh, mit einer Inbrunst, mon père, wie sich nie zwei Mädchen geliebt haben! Und Inbrunst, mon père, ist doch in der Freundschaft, in der Liebe erlaubt, wie im Gebet, in der Reue, in der Verehrung zu Gott.« – Jetzt war der Abbé doch baff. Dieses Mädchen war stärker als er. – »Und niedrige, unziemliche Empfindungen und sündhaftes Verlangen kam nie in Eure Seele, ma fille?« fragte nochmals der Abbé eindringlich. – »Nur die Begeisterung« rief Alexina und streckte beide Arme mit Enthusiasmus empor, »nur die Begeisterung, die Gott selbst in unsere Seele gepflanzt hat.« – »C'est bien!« sagte nun der Abbé und hob das Mädchen auf, das noch immer auf den Knien lag: »C'est bien, wir hoffen, daß sich noch alles zum besten wenden wird. Gott wird deine Seele auch ferner bewahren.« – Alexina ging wieder hinauf zu Madame; und nun schien alles eine befriedigende Wendung zu nehmen.

Aber schon um vier Uhr kam la Première und brachte ein Paket Briefe, welche man Henriette, als sie in höchst geheimnisvoller Weise ihr Schreibfach ausleeren wollte, um es mit zum Pfarrer zu nehmen, abgenommen hatte. Die Briefe zeigten die Handschrift Alexinas – vielleicht würde ihr Inhalt zur Aufklärung über das Verhältnis von la Maitresse zu Henriette beitragen. – Monsieur öffnete die Briefe und las und las und merkte nicht, wo er war. Er las diese Briefe, wie er Liguori oder die Kirchenväter las. Monsieur war viel zu fein, zu geschult, zu klassisch und zu geistreich, um den kostbaren Äther, der aus diesen heißen Lettern emporstieg, nicht zu erkennen, sich an ihm nicht zu berauschen. Das war der gute, französische Stil, der an Alexina so bewundert wurde, der sie in erster Linie als Lehrerin qualifizierte, wenn nicht zur Schriftstellerin. Aus diesen leidenschaftlichen Ergüssen an Henriette war er hervorgewachsen: aus einer schließlich doch weltlichen Neigung! Und Alexina berief sich immer auf Gott! Da fand sich in einem Brief folgende Stelle: »Du willst vor mir fliehen, Henriette, Du fürchtest meine Augen, wenn sie am Erlöschen, und den Ton meiner Stimme, wenn sie am Ertrocknen ist. Weißt Du, daß es zu spät ist? Weißt Du, daß Du in meine Hände gegeben bist, wie Wachs dem Bildner? Daß Du das unglückliche Mädchen Alexina lieben mußt, weil Du so reich bist und ich so arm?! Fürchtest Du Gott? Fürchtest Du nicht, jammervoll unglücklich zu werden, weil Du das arme Dorfkind, Alexina, das Du liebst, und das Dich anbetet, verstießest? Haben wir zusammen nicht alles? Hat nicht jedes von uns für sich nichts! Du siehst meine dürren, kraftlosen Arme! Hast Du nicht Arme gefüllt mit Wollust? Du streichst über meinen mageren Leib und findest meine welken Brüste! Hast Du nicht strotzende Lebensfülle und Brüste quellend wie Milch und Blut? Du mißt meine Beine und findest nur Krücken und kindliche Schwäche! Sind Deine Schenkel nicht so stark wie Marmorsäulen, und Deine Knie zierlich wie die Eier des Rebhuhns? – Deine Seele schläft oft und Dein Gedächtnis will nichts behalten! Hab' ich nicht Kraft der Seele und kenne Dich und mich auswendig? Du bist zurückgeblieben und Deine Worte sind die eines Kindes! Bin ich nicht über alle vorgeschritten und habe Dich mit mir gerissen? Bist Du nicht die Taube, und ich der Geier, der auf Dich herabstößt? Bist Du nicht in meiner Gewalt? Und Du fürchtest Dich vor mir, der Dich allein erretten kann! Und willst Dich in die bestialischen Arme eines Mannes werfen, wo nur Grausamkeit, Unflätigkeit und Gemeinheit herrscht? Bin nicht ich Dein Mann!?...« – In einem anderen Brief kam die Stelle vor: »Du fliehst vor mir, und dann suchst Du mich wieder auf. Du meinst, ich wäre anders als alle Mädchen im Kloster, und Du müßtest mich verabscheuen, weil ich Dinge forderte und Gewalttätigkeiten verübte, die ein braves Mädchen nicht erdulden dürfe; und dann müssest Du sie doch wieder gewähren. Die Klostervorschriften, Henriette, und die sogenannten Anstandsregeln sind nicht Maßstab und Grenze für unser Empfinden. Und was wir verbrochen haben, Berührungen, unerlaubte Küsse, Umarmungen und Ergießungen, und was wir im geheimen taten, ist an und für sich nichts, ist nicht das Eigentliche, was wir wollten! Das war nur symbolisch gemeint, weil wir es durch Worte nicht ausdrücken konnten; wie Händefalten nur symbolisch gemeint ist für das, was im Innern vorgeht. Was dahinter steckt, ist etwas ganz anderes, Unaussprechliches; was wir empfinden, Henriette, Du und ich, wenn wir uns anblicken oder an uns denken, ist etwas Unaussprechliches. Was wir tun, was gegen die Klostervorschriften verstößt, ist demgegenüber nebensächlich, nur eine Ausdrucksform, eine Art Explosion, die auch anders ausfallen könnte, die aber zufällig so ausgefallen ist. Deine Liebe zu mir, Henriette, das ist für mich alles. Bist Du deren sicher, dann halte an mir fest. Ich beschütze Dich...« – In einem dritten Brief hieß es: »... Woher die Menschen geboren werden! Ja, wir wissen es jetzt! Weil ich Dich aufgeklärt habe! Aber ist es nicht eine Summe von Unflat, Gestank, Erbrechen, gemeines Atmen, Glotzen und scheußliche Aufführung, was drum und dran hängt, und was ihm vorausgeht? Hier sind die äußeren Taten greulich, und das innere göttliche Empfinden minimal. Unsere Verkehrsformen, Henriette, sind zierlich, sanft, kleinlich und minimal; aber unser inneres Empfinden, der göttliche Impuls, riesengroß! Oh, ich könnte die ganze Welt mit meinem Innern erfassen, umgreifen, aufsaugen! Und Du, Henriette, bist nur ein kleines, unsäglich schönes Figürchen-Ebenbild dieser Welt; ein kleiner glänzender Fisch in dem großen Meer!...« –

Bei der Lektüre dieser Briefe war es inzwischen fünf Uhr geworden. Der Abbé wußte wohl, daß er hier einem außerordentlichen Fall gegenüberstand, einem Ereignis, einem Verhältnis, das auf Monate zurückdatierte, das langsam gereift war, wie ein Wespennest sich Zelle um Zelle vergrößert hatte und nun einen gewaltigen Stock bildete. La Maitresse war der eigentliche Baumeister, der Schöpfer und Angreifer, während Henriette sich auf eine mehr passive Rolle beschränkt hatte. Aber worüber sich Monsieur nicht klar werden konnte, war, wie weit die materiellen Beziehungen in dem erotischen Leben der beiden Mädchen gediehen waren, deren geistige Seite in den überschwenglichen, gefühlsenthusiastischen Briefen Alexinas ihm vorlagen. Ob man hier nicht an einen höchst schlauen und versteckten Angriff des Teufels selbst denken mußte!? Daß Alexina eine naive, wenn auch dämonische, auf die Echtheit ihres Gefühls in der Brust pochende, aber noch unverdorbene Natur war, darüber war kein Zweifel. Aber was jetzt zu geschehen habe: Strafe, Ermahnung, Entfernung, Trennung der zwei, darüber konnte Monsieur zu keinem Entschluß kommen. Auf ein so glänzendes Talent wie das Alexinas, wollte er sehr ungern verzichten.

Es war jetzt Vesperzeit. Die Mädchen hatten eine halbe Stunde Erholung, bevor die zwei Abendstunden die Arbeit des Tages schlossen. Wie ein Bienenschwarm gärte und brauste es unter den jungen Geschöpfen, die, ermahnt, mit ihren Beobachtungen und Ansichten Monsieur l'Abbé nicht länger zu behelligen, um so eifriger unter sich und mit ihren eigentlichen Vertrauten, den Schwestern, Rat pflogen und Ansichten austauschten. Die Entfernung Henriettes zum Pfarrer des Dorfes hatte man als eine Art Bestätigung aller Vermutungen angesehen. Man wußte aber auch, daß la Maitresse, in der doch auch alle Mädchen den eigentlichen actor rerum sahen, noch oben bei la Superieure weile. Und so konzentrierten sich denn alle Kombinationen und Erörterungen noch einmal auf ihre Person. Schlimmer aber als alles dies war der Umstand, daß mit der Entfernung Henriettes ins Dorf Beauregard nun auch dieses anfing sich an der Diskussion zu beteiligen und daher Gelegenheit fand, neues Material herbeizuschaffen. Ein Resultat dieser neuen Beziehungen war, daß gegen das Ende des Interstitiums, um halb sechs, eine der Mägde an die Tür des Abbé klopfte und, eingelassen in Begleitung von la Première, welche sie dazu aufforderte, folgende Mitteilung machte: Als sie Henriette heute nachmittag zu Seiner Hochwürden ins Dorf gebracht, den Brief von Madame la Superieure abgegeben und das Haus schon wieder verlassen hätte, da hätten sich mehrere Personen aus dem Dorf an sie gedrängt und zu erkennen gegeben, sie wüßten schon, daß sich Außerordentliches im Kloster zugetragen habe. Sie habe, wohl erkennend, daß eigentlich nichts mehr zu verheimlichen sei, das Tatsächliche des Vorgefallenen zugegeben. Alle hätten sich fast dahin geäußert, daß belle Henriette, wie man sie nenne, ein ganz braves, ehrbares Mädchen sei, diese Mademoiselle Alexina dagegen mit ihrem hohen Gang, ihren eckigen Schultern, ihrer hohlen Sprache, tiefen Wangen und zusammengewachsenen Augenbrauen eine ganz verdächtige Person sei, vor der unser Herrgott das Kloster bewahren möge. Darauf sei ein großer sonnenverbrannter Mensch mit einem großen Bart unter dem Kinn und hinter den Backen und mit einer Axt auf der Schulter, der die ganze Zeit aufmerksam zugehört, hervorgetreten und habe erzählt, er habe vor etwa sechs Wochen auf einem seiner Kontrollgänge – er sei Waldhüter – mitten im Dickicht, weit von der Landstraße, ein Stöhnen gehört. Er sei nähergekommen, habe sich aber durch das Knicken und Brechen der Zweige verraten; er habe immer eine hohe wimmernde, weibliche Stimme vernommen und eine kräftige, tiefe, beruhigende Männerstimme. Als er dann die letzten Zweige auseinandergebogen, sei er erstaunt gewesen, zwei Mädchen zu finden, die eben aus dem Gebüsch aufgesprungen waren, also dort gelegen hatten. Und zwar hätte die mit der hellen Stimme unten gelegen, da sie sich nicht so rasch erheben konnte; die mit der tiefen Stimme aber wäre schon aufgesprungen, und alles, die ganze Lage, die Stellung und der Eindruck am Boden hätten gezeigt, daß sie nicht neben ihrer Freundin gelegen habe. Beide Mädchen seien unten am Körper entblößt gewesen und hätten nicht rasch genug ihre Kleider ordnen können, um dies zu verheimlichen. Auch sei ihm aufgefallen, daß die größere, schlankere an den Beinen stark behaart gewesen sei. Die beiden hätten sich dann schnell wegbegeben, und er habe sie nicht weiter verfolgt. – Alle Anwesenden und auch sie – die Magd – hätten darauf den Waldhüter gebeten, sich in die Nähe des Klosters zu begeben, um, für den Fall, daß Monsieur l'Abbé ihn zu sprechen wünsche, dazusein. Monsieur möge nun nach Belieben handeln.

Nach dieser Erzählung ließ der Abbé die Magd abtreten, um sich mit la Première allein zu besprechen. Aber beide hatten noch nicht zwanzig Minuten Unterredung gepflogen, wobei Monsieur la Première verschiedentliche Stellen aus lateinischen und französischen Büchern zeigte und ihr übersetzte, als eine zweite Schwester in heller Bestürzung hereinkam und die Meldung brachte, vor dem Kloster ständen mehrere hundert Leute, mit Mistgabeln und Äxten, die die Faust gegen das Gebäude ballten, Verwünschungen ausstießen und fortwährend riefen, der Teufel sei im Kloster. Der Abbé war anfangs im Zweifel, was dieser neuen Sachlage gegenüber zu tun sei, beauftragte aber dann die zweite Schwester, welche die Meldung überbracht hatte, die Affäre Madame la Superieure zu melden und sie zu bitten, zu kommen. Zu la Première gewendet, meinte dann der Abbé, es sei wohl das beste, den Waldhüter mit seiner Axt hereinzulassen, um die Menge zu beschwichtigen. – Auf dem Wege dies auszuführen, traf aber la Première vor der Klosterpforte mit dem Pfarrer des Orts zusammen, der im Begriff war, zu Monsieur zu eilen. Beide kamen zurück, und Seine Hochwürden fragte voll Erregung Monsieur l'Abbé, was vorgefallen sei. Das halbe Dorf sei vor seiner, des Ortspfarrers, Wohnung versammelt und habe ihn beschworen, hierher ins Kloster zu eilen: ein Inkubus oder der Teufel selbst habe die schöne Henriette, die Nichte von Madame, im Walde vergewaltigt oder zu vergewaltigen versucht und habe dies unter der Gestalt einer Lehrerin im Kloster getan, die allgemein nur la Maitresse genannt werde; man solle diese Lehrerin zu einem Geständnis bringen, eventuell den bösen Geist exorzisieren. Und er, der Pfarrer, solle deshalb zu Monsieur l'Abbé ins Kloster eilen. – Während der Abbé seinen Amtsbruder in Kürze über die Ereignisse des Tages aufklärte, hörte man draußen die Zöglinge treppauf, treppab stürmen und schrille Rufe ausstoßen: »Le diable et sa fianßä! – Le diable et sa fianßä!« – Andere rezitierten nach festem Takt den rasch zustande gekommenen Vers:

»Le diable est triste
Et a bien peure:
Il a perdu sa fiancée
Et craint la Superieure!«

Gleich darauf kam auch Madame zitternd vor Erregung herein: die Mädchen seien wie auf ein gemeinsames Zeichen aus den Klassen gestürmt, hätten geschrien, der Teufel sei im Kloster! Sie wollten Alexina aus ihrer Stube ziehen. Sie sei jetzt überzeugt, das Ganze sei ein gegen sie, die Superiorin, gerichtetes Komplott. Der Teufel habe mit der ganzen Sache so wenig zu tun als mit ihr! – Die beiden Geistlichen machten zweifelhafte Gesichter. – Um aber den ganzen Schwindel mit einem Schlag aus der Welt zu schaffen, meinte Madame weiter, schlage sie vor, der Arzt des Dorfes solle in ihrer Gegenwart oben in ihrer Wohnung Alexina untersuchen; fänden sich die bekannten Male und Zeichen von Teufelsbesessenheit an ihrem Körper, woran sie stark zweifle, so könne man weiter sehen und eventuell Exorzismus anwenden; ergebe sich aber Alexina, wie sie sicher annehme, als tadelloses, unberührtes Mädchen ohne Mal und Stigma, dann solle man die zur Verantwortung ziehen und züchtigen, die diese Fabel aufgebracht und wissentlich verbreitet hätten. – Damit waren alle einverstanden. Nur, meinte der Ortspfarrer, man solle dem Waldhüter, der unten stehe und die Dorfbewohner aufrege, Gelegenheit geben, Alexina unbemerkt zu sehen, um so durch einen unverdächtigen Zeugen, im Falle des Nichtwiedererkennens, zur Beruhigung der Menge und des Klosters beizutragen. – Auch dies fand allgemeinen Beifall. – Was die Klosterinwohner selbst angehe, so wurde angeordnet, alle hätten im Refektorium sich unter Aufsicht der Schwestern ruhig zu halten, bis das Resultat der Untersuchung bekanntgegeben werde.


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