Hans Paasche
Die Forschungsreise das Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland
Hans Paasche

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Sechster Brief

Mukama! Freund der Stiere!

Die Berge und Täler Kitaras sind durch schmale Steige verbunden, auf denen Rinder, Schafe und Menschen gehen. Wo der Boden von Quellen erweicht ist, treten die Rinder in ihre alten Spuren und lassen Erdschollen wie Schwellen zwischen ihren Tritten. Über die Papyrussümpfe der Talsohlen legen Deine Wahutu Rohrbündel, und am Strom wartet ein ausgehöhlter Baumstamm, der als Fähre dient. An den Strohhütten unterm Felsen stehen Bananen: das Korn lagert in geflochtenen Körben, die auf Pfählen stehen, und in einer hohlen Kürbisschale reicht ein Mädchen dem Wanderer den Honigtrunk. Die Häuptlinge der Vulkane Karissimbi, Sabinjo, Niragongo grüßen herüber. Die Wolken, die über ihnen lagern, ergießen ihre Tropfen auf die Täler, und das Wasser fließt in lieblichen Bächen zur Ebene des Kagara. Und jetzt wende Deinen Blick von dieser erhabenen Ruhe und Schönheit in das Land der Wasungu. Es ist, als wenn Du auf einen Schwarm von Termiten sähest, die der Steppenbrand in Todesangst versetzte. Die einen tragen hier, die anderen dorthin Steinchen, Eier, Blätter. Du kannst nicht von Wanderern sprechen, auch nicht von Fußwegen und von der Ruhe der Täler. Die Wasungu rasen durch ihr Land hin und her. Sie ebnen die Wege, legen glatte Eisenbalken darauf und lassen Wagen darauf entlang toben, in die sie sich setzen. Du glaubst, sie hätten sehr Wichtiges am andern Ort zu tun. Ich habe das noch nie erfahren. Sie haben wie wir Eltern, Geschwister und Kinder, die krank werden oder sterben, sie haben Sorgen und Änste. Deshalb, sagen sie, rasen sie durch das Land; also in all den Fällen, in denen wir in Kitara gehen oder zu Hause bleiben. Aber noch merkwürdiger ist, was sie mit den Sachen anstellen, die sie überall zusammenkratzen. Auch die packen sie auf Wagen und lassen sie völlig sinnlos so schnell durch das Land fahren, daß man nicht nebenher laufen kann. Sinnlos sage ich; denn ich sah es oft, daß Wagen aneinander vorbeifahren, die mit derselben Ware beladen sind. Überall an diesen Eisenbalkenstraßen stehen Männer, die aufpassen, pfeifen, b asen und winken, klingeln und nach den Zeitzeigern sehen, die aufgestellt sind oder die sie an einer Kette am Leibe tragen. Diese Narrheit nennen sie Verkehr und halten den Unfug für so wichtig, daß sie nachts nicht schlafen, sondern Fackeln anstecken und bunte Lichter schwenken. Die Menschen, die in den Wagen fahren, haben Bücher, in denen geschrieben steht, wie schnell die Wagen hin und her rasen. Sie sehen immerzu in diese Bücher und auf die Zeitzeiger in ihren Kleidertaschen. Die ältesten Leute noch freuen sich kindisch über diese Verrücktheiten.

Ich folgte, um die Freude an dem Unfug kennenzulernen, einem Narren, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, aufzuschreiben, wie viele Menschen, Tiere, Steine, Kürbisse, Bäume auf dem Wagen hin und her gesandt werden. Er trug ein Buch bei sich, in dem er mir zeigte, daß es in jedem Jahr mehr würden. Ich fragte, wann es denn genug sei? Er wußte das nicht. Ich habe, großer König, die Torheit dieser Wasungu jetzt deutlicher erkannt und werde Dir von meiner Weisheit abgeben, so gering sie bleiben mag. Das eine sage ich Dir: Hüte Dein Volk vor diesen Mördern und Räubern. Meine Tränen rinnen, wenn ich das schreibe: denn leider kannst Du weder Dein stolzes Volk noch Dein stilles Land vor Wesen schützen, die irre sind und nicht sehen, daß sie mit Feuerbränden die Strohdächer der Hütten segnen wollen. Sie sehen nicht, daß sie sich im Kreise drehen, daß sie nichts tun, als durcheinanderwerfen, was auf oder in der Erde ist, und daß sie die Schönheit und den Reichtum der Erde zerstören. Dabei haben sie einen Wetteifer gegeneinander. Nicht nur einzelne Menschen, auch Menschen ganzer Gegenden und Völker wetteifern, wer von ihnen mehr Unsinniges tut, mehr Schätze zerstört, mehr hin und her rast. Sie nennen das Leben. Ich nenne es Tod. Sie nennen es gesund: ich sehe, daß es Krankheit ist. Der Narr, mit dem ich reiste, hieß Karl. Er war stolz, mir seine Narrheit zeigen zu können. So höre, wie er es trieb: Sein Vater hatte ihm einen Kasten mit Papier hinterlassen.

Durch den Besitz dieser Papiere kam er, indem er an der richtigen Stelle und zur richtigen Zeit von ganz bestimmten Narren etwas schreiben ließ, zur Herrschaft über ein Tal, wo Bauern wohnten. Hier nun war ein Ort, wohin Karl immerzu fahren mußte, oder wenn er nicht dorthin fuhr, so fuhr er, weil das geschrieben worden war, woanders herum, sah in das Zahlenbuch, wann die Wagen losrasen und sah auf die Zeitzeiger. In den Besitz der Papiere, die solche Macht hatten, war aber Karls Vater dadurch gekommen, weil er es verstanden hatte, tausend Menschen das Ackerland und also das Korn wegzunehmen, so daß sie arm waren und eine Narrheit für ihn tun mußten, um nicht zu verhungern. So waren die Papiere entstanden, die tatsächlich die Macht hatten, andere Narren glauben zu machen, Karl sei zur Herrschaft über ein Tal gekommen. In dem Tal aber hatte Karl viele Menschen zusammengebracht, die etwas taten, was er Arbeit nannte. Sie rannten hin und her. Einige verbesserten den Lauf eines Flusses, den Gott falsch angelegt hatte. Er ging, wie der Nyawarongo, in Windungen durch die Ebene. Jetzt wurde er gerade gemacht. Andere fuhren einen Berg ab, der unnütz war, wie Karl sagte, und warfen ihn in einen Sumpf, in dem bisher nur Reiher wohnten. Ein großer Bach war schnell zu Tal geflossen. Karl befahl, das dürfe nicht sein, ließ Erde davor schütten und gebärdete sich wie ein Irrsinniger vor Freude, weil das Wasser nicht über die Erde fließen konnte, sich sammelte und weil sich Räder drehten, auf die das überfließende Wasser fiel, was sich jedes Kind denken kann, wenn es unter einem Wasserfall badet. Diese Bewegung benutzte Karl dazu, von dem Brotgetreide, das er überall zusammenholte, etwas abkratzen zu lassen. Das Schlechte, was übrig blieb, bekamen die Menschen. Karl sorgte dafür, daß die Menschen nur dies Schlechte kaufen können und mehr Geld dafür geben müssen als für das Korn. Um das zu erreichen, fährt er mit dem Wagen hin und her. Er will aber, daß die armen Menschen von dem verschlechterten Korn krank und schwach werden, den er hat Papiere, die bezeugen, daß er reicher wird, wenn die Menschen ein Kräftigungsmittel kaufen, das sein Bruder mischen läßt. Ein anderer Bruder von ihm ist Wundermann und bekommt von den Armen Geld dafür, daß sie ihm vorklagen dürfen, wie schwach sie sind, und daß er ihnen auf ein Stück Papier aufschreibt, wie das Kräftigungsmittel heißt, das sie kaufen sollen. Außerdem aber kaufen die Menschen täglich ein Papier, in dem Karl schreiben läßt, daß das Kräftigungsmittel gut sei. Ich fragte, was denn in dem Mittel enthalten sei? Darauf sagte mir Karl, das dürfe niemand wissen. Da sehe ich nun also folgendes: Karl und seine Brüder fahren mit Wagen so viel umher, um dafür zu sorgen, daß die Menschen arm und dumm bleiben und freiwillig ihre Sklaven werden. Sie sorgen dafür, daß die Sklaven ohne Geld nicht leben können, daß sie aber von dem Gelde nie zuviel bekommen und nie aufhören zu arbeiten und von dem Gelde das zu kaufen, was sie in Armut und Krankheit hält und ihn reicht macht. Die Kinder dieser Sklaven lernen lesen. Das aber ist ihr Unglück: denn Karl sorgt dafür, daß sie nur lesen, was dazu dient, ihn reicher, sie ärmer zu machen. Wenn sie nicht lesen könnten, würden sie den Namen des Kräftigungsmittels und das, was Karl darüber schreiben läßt, nicht kennen, sondern beobachten, was jeder Hutu weiß, daß der, der geröstetes Korn ißt, gesund bleibt. Weil aber das Volk so ist, daß es nicht mehr beobachtet, sondern liest, und weil es den Unterschied zwischen wenigen Reichen und vielen Armen als etwas Großes und Bewundernswertes ansieht, nennt es sich ein Kulturvolk.

Wie aber, fragst Du, wenn Karl und seine Brüder immer reicher werden, was geschieht mit dem Gelde? Dann bauen sie unnütze Häuser und beschäftigen die Sklaven damit. Oder sie stiften Geld, damit die Kranken, die Krüppel, die Bettler und die Verrückten ihnen nicht begegnen, sondern in schöne Häuser eingesperrt werden... Wenn aber doch mit der Zeit zu viele Sklaven sich aus der Armut und dem Hunger erheben sollten, was sich nicht ganz vermeiden läßt, so sorgen sie dafür, daß große Zerstörungswerkzeuge alles, was gebaut wurde, vernichten und eine Not über das Land bringen. Auch dabei werden die Wenigen reicher, die Vielen ärmer. Die größte Freude der Wasungu aber ist das Zählen. Du hast es ja schon erlebt. Sie sind wirklich der Meinung, daß zehn Hütten zehn Hütten seien, und können sich nicht vorstellen, daß wir in Kitara es für unanständig halten, zu zählen, wieviel Hütten dastehen oder wieviel Körbe Matama (=Negerhirse) geerntet werden. Ich erinnere Dich an das Gespräch, das Du mit dem Sungu hattest, der Dich besuchte. Der Sungu schrieb in sein Buch und sagte: »Hier stehen also zehn Hütten.« Du sagtest ganz erschrocken: »Zehn? Nein, Herr, einige; vielleicht viele.« Da ging der Sungu hinaus und zeigte mit dem Finger auf jede Hütte und sagte laut: »Eins, zwei, drei ...« Als dies die Umstehenden hörten, packte sie ein Entsetzen, sie liefen davon und jammerten und opferten in ihren Hütten. Das brachte den Narren zum Glück davon ab, zu Ende zu zählen. Erschrocken sagte er zu Dir: »Sind es denn nicht zehn?« Du erbleichtest, batest ihn, auf dem Schemel niederzusitzen, der aus einem Stück Holz geschnitzt war, und sagtest: »Herr, eine Hütte ist zum Wohnen da; weiß man von außen, ob sie leer steht? Oder wenn Menschen darin wohnen, ob mit ihnen das Glück dort wohnt? Auch ist es eigentlich keine Hütte; denn die Wahutu haben Stangen aus dem Kabegewald geholt und trockenes Gras von den Bergen, wo keine Rinder weiden, und das nennst Du, wenn es dort steht, eine Hütte. Aber es kann abbrennen, und dann ist es nicht mehr da, oder de Bewohner wird auf dem Berge beim Hüten der Rinder verwundet und kann nicht heim, dann ist es für ihn keine Hütte. Deshalb ist es ein Irrtum, wenn Du die Hütten zählst, und die Strafe Riangombes bleibt nicht aus, so Du es tust.« Da sagte der Sungu, indem er hochmütig lächelte: »Ihr seid eben ungebildet und abergläubisch; ich werde Euch mal Missionare schicken, die Euch den rechten Glauben und das Zählen beibringen, damit Ihr ein nützliches Kulturvolk werdet und Euch am Weltmarkt beteiligt; paßt mal auf, hier wird es bald anders aussehen; die nackten Menschen werden Kleider kaufen können, jeder kriegt sein Haus aus Zement und eine Hausnummer dran und das Ganze eine Kirche und ein Gefängnis. Die Unkosten dafür werdet Ihr aufbringen oder Ihr werdet eingesperrt. Dann kommt Ordnung und Kultur in diese Gegend, und der Unsinn wird Euch aus den Köpfen getrieben, wenn nötig mit Gewalt.« So sagte er; nicht alle aber verstanden ihn.

An dieses Gespräch muß ich denken, wenn ich jetzt sehe, was den Wasungu geschah. Es war für Kitara ein Glück, daß erst mal der eine Sungu vom Elefanten am Russissi getötet wurde, so daß er mit in die Zahl kam, die zählt:

Auf der Jagd verunglückt 1910 A. Europäer a) ev 3 b) kath. 1 c) Diss. – B. Eingeborene a) Kristen ev. 8 kath. 10 b) Heiden 13

Wie irrsinnig aber das Zählen ist, und daß es die Strafe der Gottheit nach sich zieht, das haben die Wasungu jetzt erfahren. Sie zählten die Schiffe, die auf dem Meere fuhren, die Menschen, die geboren wurden, die Kleider, die gesponnen wurden, das Korn, das geerntet wurde und wieviel mit Schiffen und Wagen hin und her gefahren wurde. Deshalb kam ein Krieg und nahm ihnen alle Schiffe, tötete die Menschen, verhinderte, daß Kleider gemacht wurden und verminderte das Getreide. Du glaubst nun, das bringe sie zur Besinnung? Nein! Was machen sie? Sie zählen und schreiben auf, wieviel Schiffe untergehen, wie lange der Krieg dauert, wieviel Menschen getötet, wie viele vor Angst irrsinnig wurden, wie viele verwundet wurden, wie viele von diesen wiederum an den einen, wie viele an den andern Gott glaubten. Sie tragen das in schöne Bücher ein, und die, die das anordnen, werden, wenn es fertig ist, »Herr Geheimer Ober« genannt, man macht Bilder von ihnen und sagt, sie seien berühmt. Es gibt also für die Wasungu kein eigentliches Unglück; denn auch das Unglück und der Tod verstehen sie zu zählen, und dann sind sie glücklich.

Die Freude des Zählens ist es auch, die sie hindert, dafür zu sorgen, daß das Unglück im armen Volke abnehme. Sie wissen, daß die Rauschgetränke dem Menschen schädlich sind. Es macht ihnen aber Freude, alle Jahre zählen zu können, wie viele Menschen im Rausche erschlagen wurden, wie viele Kinder von berauschten Eltern ohne Verstand geboren werden, wie viele Verbrechen der Pompetrank bringt, wie viele der verschiedenen Getränke nötig waren, um eine gewisse Menge Totschlag, Verarmung und Bosheit hervorzubringen, und wie viele Menschen deshalb in Gefängnisse eingesperrt werden. Es geschieht, daß sie in großen Gebäuden zusammenkommen und darüber sprechen, als sei es ein Fest, und alle freuen sich über die schönen Bücher mit den Zahlen von Mord, Totschlag, Hurerei und Krankheit. Zum Schluß feiern sie den »Geheimen Ober« und loben sich gegenseitig. Dann gehen sie hin und gießen selbst Rauschgetränke in ihren Hals und sprechen von der Menge, Farbe, Wärme des Getränkes und wieviel man hineintun kann.

Besonders witzig kommen sich die Wasungu vor, wenn sie zählen können, wie schnell die Menschen sterben, wenn man ihnen die Nahrung verschlechtert, viele in eine Hütte einsperrt oder sie zwingt, ununterbrochen dieselbe Sache zu machen. So zeigte mir Karl in einem schönen Buche an Zahlen, daß den gelehrten Wasungu ein großer Spaß gelungen sei. Vor fünfzig Jahren hatten alle Wasungu noch im Alter sehr schöne Zähne. Das sah ich selbst, als der Schädel eines alten Mannes aus einem Grabe genommen wurde, das weg mußte, weil ein Weg nicht so gerade war, wie er bei den Wasungu sein muß. Früher also standen, ebenso wie heute, Rüben mit süßem Saft auf den Feldern, und die Menschen kochten diesen Saft ein. Dann sah er braun aus und floß langsam wie Honig. Da bemühten sich die Leute vom Schlage Karls, diesen Saft durch Maschinen, die nur sie haben durften, zu verändern. Sie machten weiße, feste Körner daraus, die wie Quarzsand aussehen. Nun wurde ein großer Lärm gemacht, daß das gelungen sei, mehrere Karle durften sich »Herr Ober« nennen und ein glänzendes Stück Messing über der Brustwarze befestigen, so daß die Menschen glauben mußten, das, was erfunden sei, sei etwas sehr viel Besseres und machte sie glücklicher, wenn sie es kauften. So gelang es den Karlen, dem Volk abzugewöhnen, das zu essen, was kostenlos auf den Feldern wächst, und es zu veranlassen, die Rüben an ein großes Haus abzuliefern, wo Feuer, Dampf, Rauch, verschiedener Radau und Gestank gemacht wurde, wo sich Räder drehten und angeschrieben stand »Eintritt verboten«. Diese ganze Sache wurde abends schön beleuchtet, und in einem kleineren Raum wurde viel Papier beschrieben. Mehrere Karle wurden sehr dick, trugen schöne Kleider und hatten immer große Rauchrollen im Munde, viele andere Menschen wurden blaß und sahen dreckig aus. Die weißen Körner aber wurden sehr teuer verkauft.

Jetzt wurden neue Zahlenkarle angestellt, die aufschreiben mußten, wie das dumme Volk jährlich mehr weiße Körner aß, wieviel Zähne deshalb verfaulten, wie viele Zahnzieher beschäftigt wurden und wieviel schneller die Menschen jetzt starben. Wenn jetzt einige Menschen sagten: wir wollen die weißen Körner nicht mehr bestellen, sondern wieder Rübensaft essen lassen, dann sagten die Zahnflicker: »Wozu sind wir denn da; wir müssen doch zu tun haben.« Und sie zeigten, wie groß ihr Geschick war, Zähne mit Gold zu füllen und ganze Gebisse aus Gold und Stein zu machen. Und die Karle, die die weißen Körner machen lassen und dadurch reicher werden, ließen schreiben, das weiße Zeug sei gesund; denn nach Versuchen eines geheimen Oberklugen, mit mehreren Metallstücken über den Brustwarzen, ginge es im Bauche des Menschen sofort ins Blut. Das glauben alle die Wasungu, die nicht Ober heißen, nichts Geheimes haben dürfen und keine Metallstücke auf der Brust tragen. Wie mit den süßen Rüben machen sie's nun auch mit dem Korn. Sie machen ein ganz staubiges, weiches Mehl daraus und geben die Lebensstoffe, die abgekratzt werden, den Tieren. Dadurch erreichen sie es, daß die Menschen schwach und krank werden und zum Wundermann gehen. Der schreibt auf, wie viele kommen, wie viele an der, wie viele an jener Krankheit leiden, und schickt die Zahl einem Zahlenkerl. der sich darüber freut und alle zusammenzählt. Damit sie mehr zu zählen haben, üben sie auch noch folgenden Aberglauben: Die Wunderpriester nehmen blutigen Eiter vom Bauch kranker Kälber, die getötet werden, schneiden den kleinen Kindern mit einem geheiligten Messer Schnitte in das Fleisch und schmieren von dem Eiter hinein. Es ist das ein Gottesgericht. Sie zählen dann, wie viele Kinder davon krank werden und wie viele sterben. Dies Gottesgericht üben die Priester als ihr heiliges Recht auch an jedem Fremdling, der die Grenze des Sungulandes überschreitet, und ich selbst bin ihm nur wie durch ein Wunder entgangen.

Die Wasungu sind für ihren Zahlenwahnsinn schwer bestraft worden. Es ist eine gewaltige Not gekommen und hat alles geändert. Sie sagen, Korn koste eine ganz bestimmte Anzahl Geldstücke.

Ihr Frevel ging so weit, daß sie sich anmaßten, eine ganz bestimmte Menge für diese bestimmte Anzahl zu handeln. Da fuhr eine zürnende Macht dazwischen und machte es, daß das Korn verschwand und das Geld verschiedenen Wert hatte. Da wurden selbst die Bäuche der Zahlenkarle vor Hunger kleiner -aber denke nicht, daß sie aufgehört hätten zu zählen. Das Ganze nennen sie eine Wissenschaft. Es ist also eine Wissenschaft vom Hin und Her unnützer Dinge, mit denen Narren das Volk verdummen und in Not halten.

In Schmerz und Leid und Demut, Dein

Lfd. Nr.: 1 Name: Mukara Vorname: Lukanga Tag der Anmeldung: 4.4.12 Religion: Heide Geburtstag: unbek. Geburtsort Ukara Staatsangehörigkeit: Kitara Impfvermerk: Erfolg Vorbestraft: -Lukanga


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