Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Erster Akt.

Dekoration.

Ländliche Gaststube im Kruge zu Tolk. In der Mitte des Hintergrundes eine Doppeltür nach der Hausdiele führend. Links davon eine einfache Tür. Eine eben solche in der Mitte der Seitenwand links. In der Seitenwand rechts, in der Nähe des Hintergrundes, eine einfache Tür nach der Küche, und in der Nähe des Vordergrundes eine solche nach einer Schlafstube führend. Vor dem Hintergrunde, rechts von der Doppeltür, eine Schankeinrichtung mit Flaschen verschiedenen Inhalts, Gläsern und Bierseideln. Ziemlich weit nach rechts, und etwa in der Mitte der Bühnentiefe ein größerer, runder Tisch. Darauf eine aus Holz gedrechselie, große Schnupftabaksdose und einige Schnapsgläser und Bierseidel mit Resten darin. Um den Tisch drei Stühle. An der linken Seite, in der Stube zwei Tische, mit der Seitenmand parallel, der eine ziemlich weit nach vorn, der andere mehr im Hintergrunde stehend. An der linken Seite des ersten, im Vordergrunde stehenden Tisches 4 Stühle und diesen gegenüber, an der rechten Seite ein Stuhl, sowie vor dem hinteren Tischende gleichfalls 1 Stuhl. An der linken Seite des im Hintergrunde stehenden Tisches 8 Stühle und vor dem hinteren Ende desselben 1 Stuhl. Rechts und links immer vom Zuschauer aus.

Erste Szene.

Hans-Krüger.

Hans-Krüger (während des Monologs einige der Schnapsreste, welche auf dem Tische stehen, in die Schnapsflasche, ebenso einige Bierreste in eine der leeren Bierflaschen gießend) Gott bewahr uns, wat 'n Tid! – Op'n eersten Osterabend, und keen Mensch mehr in'n Krog! – Mi sünd de Ohren noch ganz dov vun all dat ewige Scheeten vundag! – Un wenn't würklich wahr ist, als dat munkeln deit, dat de Dän rittereert, denn künnt wi man inpacken! – Düsse Frischaarn, de Räuberbann, heff ick in'n Kiker! – De Kerls makt hier ja mit ehrn Landstorm noch alle Buern verrückt! – Dat weern wedder mal söss Köm und söss Buddel Beer för 't grote Vaderland.

Zweite Szene.

Bauervogt. HansKrüger.

Bauervogt. Gu'n Abend, Hans-Kröger!

Hans-Krüger. Gu'n Abend, Burvagt!

Bauervogt (sich an den runden Tisch rechts setzend) En Lütten un'n Glas Beer!

Hans-Krüger. Schast du hebb'n! (einschenkend und hinsetzend) du büst ja wul ni so, als din Rekruten?

Bauervogt. Als min Retruten? – waso?

Hans-Krüger. Na, ebn weern hier wedder welke vun'n Landstorm, – un du als Burvagt büst ja de rechte Hand darvun! – Als de Wilden störten se herin, un din Buknecht, Peter Ramm, de Driewer, natürlich wedder de eerste Mann dazwischen! – Söss Köm un Beer! Prost! – kling! – Hebbt keen Tid! – betahlt dat morgen! un denn hallo! – weg weern se! –

Bauervogt. Dat's denn ja wul de Patrullje we'n! – wa grot weer de Zech?

Hans-Krüger. Söss und söss makt twölf!

Bauervogt (ihm Geld gebend) Dar! – – Hest all hört? In Sleswig schüllt de Dütschen we'n.

Hans-Krüger. Wat'n Wunner! – wenn s' all in Missunn sünd! – Nu ward't ock wul so lang ni mehr dur'n, denn kummt dar noch mehr vun dat Räuberpack!

Bauervogt. Wat för'n Rauberpack?

Hans-Krüger. Düsse Frischarn – de Banditen!

Bauervogt. Bi Missunn sünd vundag doch man de reguleren Sleswig-Holsteener in't Für we'n! –

Hans-Krüger. Ock ni beter! – Owerlöpers! – Landsverräters!

Bauervogt. Hans-Kröger, schamst du di denn garni, noch ümmer mit so'n Gesinnung herumtolopen?! Gott bewahr uns! – Unse braven Sleswig-Holsteeners för Öwerlöpers un Landsverräters, – un de Frischaarn för Räubers un Banditen to schimpen!

Hans-Krüger. Sünd se dat denn ni? – – Wat hebbt se denn da'n in all de Tid? – Nix als Freten un Supen hebbt se da'n – un de Buern to Last legen!

Bauervogt. So? dat hebbt se da'n? – Dar hebbt se ja garni mal de Tid to hatt! – Noch densülwigen Dag, als't losgung, den veeruntwintigsten März, hebbt se mit den Prinzen von Noer Rendsborg nahmen, un den söfsuntwintigsten stunn'n se all bi Bau!

Hans-Krüger. Un tonöß, den negnden April bi Bau! – (sich hinter den Ohren kratzend) au! au! au! – Bi Bau! – bi Bau!

Bauervogt. Ick weet all, wat di keddelt! – Makt nix! – Se hebbt sick likers wehrt, als de Löwen! – – Un den achtteinsten April bi Aschepel – un den eenuntwitigsten bi Ollenhoff, un vundag bi Missunn, wakeen hebbt dat da'n? – Unse Sleswig-Holsteener un de Frischarn! – Un du kannst seker sin, ock vundag bi Sleswig, se harrn ehr Deel mit daran in Ehren! – – – Un de wullst du mi beschimpen? – Du – du! – – – Du büst ja mit'n Dummbüdel sla'n – un sühst ni wider, als de Näs di lang is! – – – – – (Hans-Krüger mit offenem Munde. Bauervogt lauter.) Ja, sparr dat Mul man apen!

Hans-Krüger. Mit di is ni to striden!

Bauervogt. Un eerst recht ni mit di!

Hans-Krüger. Un ick – ick bün dänsch!

Bauervogt. Un ick bün dütsch!

Hans-Krüger. Un ick – ick – – – wat ick bün, dat will ick bliben!

Bauervogt (aufstehend) Un ick ock! – – (Rasch seinen Schnaps trinkend und mit dem Fuße stampfend.) Gottsdunnerwetter!! (Hannis Mißfeldt tritt auf durch die Mitte.). Na, wakeen is dat?

Hans-Krüger. Dat's ja Hannis Mißfeldt, min Swestersöhn ut Stippsdörp!

Dritte Szene.

Hannis. Die Vorigen.

Hannis. J, j, ja! – Da da dat bün ick! (Musik, er singt, auch beim Singen stotternd.).

Nu, nu hebbt s' mi mit in'n Landstoim kregn,
Nu nu mutt ick mit marscheeren,
Mu mutt Posten stahn un't Kalvfell dregn,
Un scha schanzen, un exerzeeren!
So so'n Krieg, dat is en bö böses Lebn,
En Sche Scheeten un en Ge Getuter!
Ick wu wull, ick we weer in Sti Sti Stippsdörp blebn,
Ick wu wull, ick weer bi Mu Mu Mu Mutter!

De de drapen wa ward, de de kriggt en Lock, –
Da dat slimmst vun all de Lö Lö Löcker! –
Wa wat nützt mi nu mi min Ohm sin Rock
Un all mi min Pi Pi Pijäcker?! –
So so'n Kugel, de de flüggt nich allebn,
De de sust ock noch dör't Fu Fu Futter! –
Ick wu wull, ick we weer in Sti Sti Stippsdörp blebn,
Ick wu wull, ick weer bi Mu Mu Mu Mutter!

Nu nu hebbt s' mi mi fat, mi mi arm Krabat!
Mi mi mit mö möt se all tohopen!
Nu nu 's Ha Hannis Mi Mißfeldt ock Suldat
Un mu mu mutt Pa Patrullje lopen!
In'n Krieg si sick op de Rei Rei Reis' begebn,
Da dar ku kummt nix bi bi heruter!
Ick wu wull, ick we weer in Sti Sti Stippsdörp blebn,
Ick wu wull, ick weer bi Mu Mu Mu Mutter!

Hans-Krüger (ihn streichelnd). De arm Jung! – He 's doch man to'n Besök hier, un mutt dar all likers mit in'n Landstorm!

Hannis. La La La Landstorm!

Bauervogt. För't Vaderland is nüms ni to gut! – Ha! Ha! Ha! – Junge, Hannis, wa heft du di utstaffeert!

Hannis. He hett A A Anna da'n!

Hans-Krüger (sich froh die Hände reibend). Anna, min Anna! – se hölt en Barg vun em! – Ward noch mal en glücklich Paar! – Hett se em min oln Karkenrock antagen un min ol Pudelmütz opsett un ock noch sogar een vun min Nachmützen darünner.

Hannis (die Pudelmütze lüftend). Fö för de O Ohrn!

Hans-Krüger. Wa se all försorglich för em is! – Dat em doch man jo ni de Ohrn verklamt!

Bauervogt. Un wat heft denn dar in all de Pasen bi di rumbummeln?

Hannis. Me Me Mett- un Le Le Leberwuss!

Hans-Krüger (einen Beutel anfassend). Un dar?

Hannis. Ke Ke Kees un Spe Speck!

Hans-Krüger. Un dar kiekt ja ok noch sogar en Buddel herut!

Hannis. Kö Kö Kö Köm!

Hans-Krüger. Ock noch Köm! – Se sorgt ja för di, als wenn se all din Fru weer!

Bauervogt. Ha! Ha! Ha! Ha! – Na denn hau un stek dar man frisch op los! – Hörst du?! – Allns öwer de Kling! keen Pardon!

Hannis. Ke ke keen Pa Pa Pardon!

Hans-Krüger. Waso? – Woto? Du büst ja man in'n Landstorm! – Vergeet keen Menschenblot, hörst du! – Un wenn di mal en Dän bemött – – – –

Bauervogt (rasch) Denn stickst 'n dod!

Hannis. Sti sti stickst 'n dod!

Hans-Krüger. Den Deuscher ock! (ihn rasch nach vorn ziehend, leise). Denn hölst em de Wuss hin un den Kömbuddel – hörst du?! – (ihn rasch wieder zurückschiebend). Hannis, Jung, wat büst du en Baas!

Bauervogt. Ha! Ha! Ha! Ja, dat weet Gott! – Na, denn mak man, dat du hinkummst! –

Hans-Krüger. Ja, Jung, denn mak man!

Hannis. Ja, denn ma ma ma mak man! (Ab durch die Mitte.).

Bauervogt. Un den heft du för din Anna bestimmt? – Düssen Teeputt för den lüttjen Vagel mit sin hellen Ogn Un sin lustig Hart?! – A ne! A ne!

Hans-Krüger. Ja, wat denn?! – Se stutzt em bi lüttjen wul so veel torecht! – De Hauptsak sünd de Finanzen! – Un he bringt ehr eben so veel bar mit, als ick Schulden op min Krog heff!

Bauernvogt. Wenn ick recht seeg, is min Buknecht ehr doch dusendmal leewer!

Hans-Krüger. Dat is 't ja man, wat mi ärgert! – Peter Ramm, de Strick, hett ehr den Kopp verdreiht! – Awers de un min Anna, – ni un nümmer!

Bauervogt. Un dochen is dar swarlich en betern in 't ganze Kaspel! – Awers du heft in düsse Sak jüst akkerat eben so'n Brett för 'n Kopp, als in de Poletik!

Hans-Krüger. So? Ha! Ha! – Ja, dat seggst du! –

Bauernvogt. Ja, dat segg ick! – Awers wat schall ick mi hier noch lang mit di herumstriden?! – Dar is mi de Tid veel to wichtig to! – Ick mutt maken, dat ick wedder röwerkam! –

Hans-Krüger. Wullt denn all gahn? – Wullt ni noch en Lüttjen drinken? –

Bauernvogt.Man kann ni weten, – dar kunn wat passeeren, – en Ordonanz oder 'n Stafett un sowat! – Ick bün ja de Burvagt!

Hans-Krüger. Ja, Deuscher! – wenn du dat meenst! Du Burvagt, – denn gah ick noch gau mal mit di röwer, dat ick Bescheed weet! – Na 'n Krog störmt dat tonößen dochen jümmers toeerst hin!

Bauernvogt. Ja, denn kumm man!

Hans-Krüger (seine Mütze holend). Ja glieks! – (durch die Küchentür rufend). Anna, min Dochder! – De Burvagt meent, dar kunn noch wat passeern! – Sett den groten Kedel op un böt ünner! – Ick gah man eben mal mit röwer!

Anna (in der Küche). Ja, Vader!

(Bauervogt und Hans-Krüger durch die Mitte ab.).

Vierte Szene.

Anna (aus der Küche kommend).

(Musik, sie singt).

Kein Feuer, keine Kohle kann brennen so heiß,
Als ein Herz, das da liebet und geliebet sich weiß!

Keine Rose, keine Nelke kann blühen so schön,
Als wenn zwei verliebte Seelen bei einander tun stehn!

Peter (vor dem Schlafstubenfenster rechts) Zwei Sternlein am Himmel, zwei Röslein im Hag, –

Anna (dazwischen, freudig, schnell). Ha! Mein Herz und das deine sind vom selbigen Schlag!

Anna (dazwischen, wie vorhin). Peter? – wo is he?

Peter

Setze du mir einen Spiegel ins Herze hinein, –
Damit du kannst sehen, wie so treu ich es mein'!

Anna (wie vorhin) Dar! (Sie geht nach der Tür 8 rechts.). Peter, du? – Wenn Vader di hier seeg! –

Peter (durch die Tür in die Stube tretend). De is ja bi'n Burvagt! Un dör't Fenster kummt he ja nich; – – un bidessen, dat du em inlettst, bün ick dar (nach der Tür 8 zeigend). all lang wedder rut! – – – Du Anna, Hannis Mißfeldt is ock mit bi uns! – Awers Posten stahn wull he ni. – Nu löppt he denn so mit bi an, als 'n Provijantwagen! –

Anna. Wo sünd se denn nu in de Tid, dat du hier büst?

Peter. Se Mascheert dat Dörp herum! – Ick sä, ick wull gau mal to Hus, ick keem se wedder in de Möt, – un bidessen, dat se nu dat Dörp herummascheert, bün ick hier 'n beten bi di! – Nu kumm un sett di bi mi dal! – – Du Anna, ick will di mal wat seggn, – – – schast mi awers ni bös warrn!

Anna. (herzlich). Wa kunn ick di bös warrn! –

Peter. Wat meenst! – wenn ick mit de Frischar'n gung? Mars Bumann will ock mit!

Anna. Leewers ni! du kunnst schaten warrn – un denn ween ick mi de Ogen ut! –

Peter. Ach wat! – För de Kugeln is dar Platz genog bito! – Awers wenn se dar all so bang vör weern, wo bleev denn uns' Sleswig-Holsteen? Denn wull de Dän uns wul kriegen!

Anna.. Ja, ja! Dar heft du recht! – Awers dar sünd ja all 'nog ahn' di!

Peter. Un de meisten darvun sünd ja doch nich enmal ut Sleswig-Holsteen, un hebbt Vader und Moder verlaten, – ja vellicht mennigeen sogar Fru un Kinner, um uns to hölpen! – un wi hier schulln de Hann in 'n Schot leggn un tosehn, wenn se sick för uns sla't? – för uns fallt? – un för uns starvt? – A ne! – Dat kann min Anna doch ni meen'n! –

Anna. Wat schall ick seggn?! – Ick heff di ja man so leev!

Peter. (ihr die Hände drückend). Anna! – Kunn ick di noch leewer hebbn, als ick di alltid harr, – so weer 't nu! (Man hört Geräusch.).

Anna. Still mal! – Mi düch, ick hör wat!

Peter. Ja, dar ward kloppt! – (küßt sie schnell). Hurra! – Di un Sleswig-Holsteen min Hart un min Leben!

(Er geht rasch nach der Schlafstube und steigt durchs Fenster. Anna ihm folgend, um das Fenster zu schließen, während dessen draußen geklopft wird. Sie kommt rasch zurück und eilt durch die Mitte hinaus.).

Fünfte Szene.

Hans-Krüger. Anna.

Hans-Krüger (beim Eintreten). Wo stickst du denn, dat du mi so lang kloppen lettst?

Anna (ihm folgend). Ick weer in de Slapstuv un mak dat Fenster to! Vader harr dat apen laten!

Hans-Krüger. Deuscher, ja! – Hest 't wedder tomakt? – Bi so 'n Tid mutt man oppassen! – Dar kann een allerlei Gesindel herinflieken! – Heft den Kedel all to Für? – De Burvagt hett 'n Schrieben kregen, dat dar hier herum vellicht noch Inquateerung kummt. – – Dat is richtig so! De Dütschen sünd all in Sleswig, – un de Dän rittereert! –

Anna. Wat meent Vader denn, wat dar kam'n kann? – Vun de Dän' oder nun de Dütschen?

Hans-Krüger. Ja, dat kann man garni weten! De Scholmeister meen: De Frischar'n, de wi hier all hebbt, de harrn sick ja verleden Nacht dör de dänsche Postenkeed sleken un weern nu all den Dän in 'n Rügg; – un denn weer dat garni unmöglich, dat wi hier vun de Dän' un vun de Dütschen to liker Tid to sehn kreegen!–

Anna. Gott in 'n Himmel! – Wenn se sick denn hier man nich ock noch slagen ward! –

Hans-Krüger. Ja, wakeen kann 't weten! – (Es wird geklopft). Still mal! – wurr dar ni kloppt? – Jawul! – Dar 's wat bi de Döhr! – (Hans-Krüger geht hinaus, Anna bleibt mit der Lampe in der offenen Tür stehen, man hört Hans-Krüger auf der Diele sagen): Deuscher, Jung, büst du dat?

Sechste Szene.

Hannis. Die Vorigen.

Hannis (nach Hans-Krüger eintretend). Se hebbt mi mi mi we wegjagt!

Anna. Hans-Krüger (zugleich) Wat!? Wakeen?!

Hannis. Pe Pe Peter Ra Ramm un Ma Ma Ma Mars Bumann!

Hans-Krüger. Peter Ramm, de Galgenstrick! – Dar kann doch nix passeern, wo de Stankmaker ni mit mank is!

Anna. Vader!

Hans-Krüger (zu Anna). Hol den Snabel! – Warum, hebbt se di denn wegjagt? –

Hannis. Ick schull ma ma man to Hu Hu Hu Hus gahn!

Hans-Krüger. Ja, warum?

Hannis. Ick ku kun ja ni We We We Werda? schrien!

Anna (lacht). Ha! Ha! Ha! Ha!

Hans-Krüger. Wat heft darna to lachen?! – Na, nu künnt se di to'n minnsten doch ni dodscheeten! – Awers, wo büst du denn mit all din Provijant bleben? (einen Beutel befühlend). Dar is ja nix mehr in all de Pasen?!

Hannis. Hebbt s' mi mi op fre fre freten!

Hans-Krüger. Opfreten? Wakeen?

Hannis. Pe Pe Peter Ramm un Ma Ma Mars Bumann!

Hans-Krüger. All wedder de Daugenixen! (Die Flasche herausziehend.). Un all den Köm hebbt se em utsapen! De Banditen schulln doch man leewer glieks mit de Frischar'n gahn! Un du Stackel büst ja wul ganz verklamt! – Denn gah man gau na din Kamer un treck di um! – un tonößen, denn kannst hier 'n beten achtern Abend sitten, denn schall Anna di en warm Glas Grog maken! – Ja, denn lop man!

Hannis. Denn lo lop man! (Ab nach seiner Kammer, Tür 9.).

Hans-Krüger. De arm Jung! – Na dat's man gut, dat he wedder hier is! –

Anna. Wat schall de ock mit in 'n Landstorm! –

Hans-Krüger. O, he steiht sin Mann noch ebnso gut, als all de annern! – Awers beter is beter! – un in'n öwrigen schullst du di doch am meisten darto freun!

Anna. Wil he min Vedder is – ja!

Hans-Krüger. Un wil he ock noch mal din Mann ward!

Anna. Min Mann? – Nümmermehr!

Hans-Krüger. So? Nümmermehr?! du ungeraden Deern, du! – Schall ick mi nu ock noch an di argern? (Man hört klopfen.). Na, wat is dar nu all wedder los?! (Hans-Krüger geht durch die Mitte hinaus.).

Anna. Wa kann en Vader enmal so hart we'n gegn sin eenzig Kind! – – Veel leewer sprung ick ja in't Water un neehm mi dat Leben!

Siebente Szene.

Bauervogt. Die Vorigen.

(Der Bauervogt tritt zuerst auf, schnell nach ihm Hans-Krüger.).

Hans-Krüger. Wa? – Wat? – Inquateerung seggst du?

Bauervogt. Ja, to'n minnsten doch welke in Loschi! – veer vun de Frischar'n un veer dänsche Dragoner, de se gefangen nahm'n hebbt. Se wüllt hier in'n Krog bliben. (Man hört Stimmen draußen.). Dar sünd se all!

Hans-Krüger (erregt auf- und abgehend). Nu hebbt wi't all so gut! – Acht Mann! Weer ick se man eerst wedder los! –

Achte Szene.

Peter Ramm. Unteroffizier Heintze. Fröhlich, Martens, Lange. Vier gefangene Dänen: Jens, Nils, Lars und Sören. Die Vorigen.

Peter Ramm (zuerst durch die Mitte auftretend, ihm Heintze und dann rasch die andern folgend). Süh so! – hier sünd Se in'n Krog!

Heintze. Dank, lieber Freund! – Dann paßt nur gut auf! – Wir bedürfen sehr der Erholung!

Peter Ramm. Se künnt sick op uns verlaten! (Drückt Anna die Hand.).

Hans-Krüger (dazwischen fahrend). Wullt du mal, du Spitzbov! (Peter Ramm ab durch die Mitte.).

Heintze (zu den Freischärlern). Nun, Kameraden, macht's euch bequem! (Sie legen ab und setzen sich an den oberen Tisch 1, links. Zu den Dänen.). Sidde! Sidde!

Hans-Krüger (zu den Dänen, sie streichelnd und klopfend.). Sidde! Sidde!

Jens. Niels (zugleich) Mange Takk! Mange Takk!

Sören. Lars (zugleich) Takk stall di harr! Takk stall die harr!

(Die Dänen setzen sich hinter den unteren Tisch 2, links.).

Jens. Jeg (gesprochen: jei). er so tredd! (gähnt laut und schuppt sich.).

Niels. Jeg ogsaa! (ebenso.).

Lars. Sören. (zugleich). Jeg og saa!

Jens, harr du ingen Skraa?

Jens. Nei, men her er Kasse! (nimmt sich einen Schrot aus der im Kasten befindlichen Tüte und schiebt den Kasten Niels hin, Niels ebenso, Lars ebenso, Sören ebenso und schiebt den Kasten wieder zurück.).

Heintze. Ah sieh, da ist ja auch der Bauervogt! – Wo ist der Wirt?

Hans-Krüger. Hier! – Dat bün ick!

Heintze. Na, Herr Wirt, was haben Sie?

Hans-Krüger. Brod un Bodder un Kees!

Anna (rasch) Wuss, Eier, Schinken!

Hans-Krüger (ärgerlich). Deern!

Heintze. Gut! – Das beste, was Sie haben und nicht zu vergessen eine gute, warme Bowle Punsch! Die Hälfte davon auf unsern Tisch, die andere auf den andern! – Wir bezahlen alles!.

(Die Dänen haben die Köpfe auf den Tisch gelehnt und schlafen ein.)

Hans-Krüger. So? – bezahlen alles?! – Ja, dat's ja denn wat anners! – Na, Anna, denn kumm man, – dat dar wat op'n Disch kummt! (Beide ab nach der Küche.)

Fröhlich. Hat der alte Knuppen aber 'ne hübsche Tochter!

Bauervogt. Ja, hett ok 'n smucken Frier! – Dat heet: eegentlich twee! – awers den se schall, den mag se ni – un den se mag, den schall se ni, – min Buknecht, Peter Ramm, – Se hebbt em ja all sehn, – de eerste vun de Patrullje!

Lange. Wird ausgestochen! – Das besorge ich! (die Dänen schnarchen laut.)

Bauervogt. Dat laten Se man na! – Dar ward Se doch nix bi! – Un wat ick man noch seggn wull – singen kann de Deern, als 'n Nachtigall!

Fröhlich. Herrlich! – Dann muß sie noch mal singen!

Heintze (nach den Dänen zeigend) Na, das scheinen die schon zu besorgen!

Bauervogt. Ja, de sagt dar'n ördentlichen Knast dör! – Wo hebbt Se sick de denn mitnahm? (Heintze und die anderen Freischärler zünden sich Pfeifen und Zigarren an.)

Heintze. Hier ganz in der Nähe! – Hei, war das ein Fang! – Wir standen in Brodersby – kommt die Meldung: »Ein dänischer Train in der Nähe«.

Martens. Fünfzehn Wagen! – und auf einem die Kriegskasse!

Fröhlich. Und nur zwanzig Dragoner Bedeckung!

Heintze. »Kinder«, rief unser Hauptmann, »den holen wir uns! – Im Krug an der Landstraße hielt ein Bauernwagen. – Unser Hauptmann der erste darauf und neun ihm nachgesprungen! –

Lange. Mehr faßte nämlich der Wagen nicht!

Heintze. Und dann, was die Pferde nur laufen konnten, der Hauptmann unser Kutscher! – Im Handumdrehen waren wir da! Zum Angriff! – Sturm! – Hurra! piff paff! – Einige wenige wurden nur leicht verwundet, – elf entkamen, neun gefangen und dies sind vier davon! –

Martens. Die anderen fünf befinden sich bei einer anderen Abteilung. –

Fröhlich. Und in der Kriegskasse waren drei tausend Taler!

Heintze. Mit der fährt unser Hauptmann. Sie sind alle hier in der Umgegend, nur auf verschiedenen Wegen, – und wir sammeln uns wieder in Boren.

Bauervogt. Wa is't eenmal möglich! – Jüst als de Scholmeister dat seggt: Dän un Dütsche een mank'n anner dör!

Martens. Aber immer nur in kleinen Scharen, meistens Vorposten und Patrouillen vom äußersten linken Flügel der Dänen!

Heintze. So ist es! – Und wir haben uns diese Nacht durch ihre Kette geschlichen und sind ihnen nunmehr schon im Rücken.

(Die Dänen noch immer laut schnarchend.).

Neunte Szene.

Anna. Hans-Krüger. Die Vorigen.

(Anna und Hans-Krüger kommen aus der Küche 9. Anna zwei Teller mit Butterbrot und Hans-Krüger die Bowle und die Gläser tragend. Anna voran.).

Heintze. Ah, da kommt ja schon unser Butterbrot und die Bowle!

Anna. Ja, wenn Se nu so gut sin wüllt! (setzt die Teller je einen auf Tisch 1 und 2.).

Hans-Krüger. 'n schöne Bool! – Twee Buddel vun'n besten Rum! – un öwer dree Viddel Pund Sucker, – un ock noch en paar Zitron'! (setzt Bowle und Gläser auf Tisch 1.).

Heintze. Kameraden, nun weckt die Hannemänner! – Die Kerle machen ja einen Lärm, wie eine Sägemühle!

Martens

Fröhlich

Lange

  (zugleich die Dänen rüttelnd).   

Heda, Landsmann!

He, hallo Kamerad!

He, Hannemann, Hannemann!

(Die Dänen schnarchen weiter.).

Anna. Künnt Se se nich ut'n Slap kriegen? – Denn mutt ick se man mal wecken! – (Sie nimmt von dem Tisch 3 die große hölzerne Schnupftabaksdose.) So mak ick dat ümmer, wenn hier mal een in'n Krog besitten blifft! (Hält jedem der Dänen der Reihe nach eine Prise unter die Nase.)

Niels (niesend) Hapies!

Freischärler (zugleich) Gesundheit!

Jens (niesend) Hapies!

Freischärler (zugleich) Wohl bekomm's!

Lars. Sören (zugleich niesend) Hapies!

Freischärler (zugleich) Prosit!

(Die Dänen erwachen gähnend. Anna füllt rasch die Gläser und setzt auch jedem der Dänen ein Glas hin.)

Heintze (sich Brot nehmend) So, bitte meine Herren! (Die andern nehmen sich Brot.) Martens, sorgen Sie, bitte, dort unten für die Dänen!

Martens. Mit Vergnügen! (Geht dahin, setzt sich zu ihnen, dann den Teller hinhaltend.) Nu kumm! Spise, Spise!

Hans-Krüger (die Dänen klopfend) Ja, kumm! Spise, Spise!

Jens. Niels (zugleich) Mange Takk!

Lars. Sören (zugleich) Takk skall di harr!

(Jeder nimmt mit dem Finger den Schrot aus dem Munde, steckt ihn in die Tasche und nimmt sich dann Brot, sie nehmen sich fleißig, kauen sehr hoch, so daß es anssieht, als ob sie sehr stopften.)

Heintze. Aber, Herr Bauervogt! Trinken Sie nicht ein Glas mit? – Und Sie auch, Herr Wirt!

Bauervogt. Danke! – Danke!

Hans-Krüger. Ja, Deuscher, Anna, Deern! – Denn hal man noch gau en paar Gläs'! (Er setzt sich unten bei den Dänen, Anna holt rasch noch zwei Gläser, füllt sie und gibt dem Bauervogt an dem runden Tisch 3 das eine, Hans-Krüger das andere.)

Heintze (trinkend). M! Vortrefflich! – Schön! Schön!! – Kameraden, das erste Glas unserm Hauptmann! Er lebe!

Heintze

Martens. Fröhlich. Lange zugleich. Hoch!

(Alle trinken, nur Hans-Krüger und die Dänen nicht.).

Niels. Skaal, Jens!

Jens. Skaal, Niels! (beide trinken und kratzen sich.).

Lars. Skaal, Sören!

Sören. Skaal, Lars! (beide ebenso).

Hans-Krüger (stößt mit ihnen an und trinkt aus).

Bauervogt. Ehr Hauptmann, dat mutt ja en ganzen Baas wesen!

Heintze. Ist er auch! – Die ersten Gefangenen in diesem Kriege hat er gemacht!

Fröhlich. Das heißt: wir mit ihm und unter ihm! Bei Ascheffel, – die achtzehn dänischen Dragoner.

Lange. Der Herzog von Braunschweig verlieh ihm den Löwenorden dafür!

Bauervogt. Het he Se denn ock vergangen Nacht mit dör de Ked bröcht?

Heintze. Gerade er! – Heißa! war das eine Nacht! Die Nacht vorher noch im Biwak zwischen Haby und Großwittensee!

Bauervogt. In all den Regen? – Dat regen ja de ganze Nacht!

Heintze. In all dem Regen und durchnäßt bis auf die Haut! – Und gestern bei Osterby sollte es wieder losgehn, aber der Hauptmann hatte es dicke! – »Freiwillige vor!« – Und im Nu sprangen sechzig vor! – »Seid ihr bereit, mir zu folgen?« »Zu Sieg und Tod!« – »Gut! – Dann macht euch fertig! – Wir schleichen uns diese Nacht durch die Postenkette der Dänen und greifen den Feind im Rücken an!« – Und vorwärts ging es in die stockfinstere Nacht hinein!

(Während der Erzählung wird gegessen und getrunken. Anna füllt etwaige leere Gläser und Hans-Krüger ermuntert unter Klopfen und Streicheln dann und wann die gefangenen Dänen zum Essen und Trinken.)

Fröhlich. Drei von unseren Kameraden: Sonnenkalb, Levysohn und Stamerjahn, die Braven, immer hundert Schritte voran!

Lange. Weil sie die Gegend kannten und dänisch verstanden! – sie waren unsere Führer!

Heintze. Und in beständiger Lebensgefahr! Levysohn wurde gefangen genommen.

Bauervogt. Ah, dat is schad!

Hans-Krüger (beiseite) Weern se doch man all gefangen wurrn!

Heintze. Stamerjahn versprengt, – zuletzt blieb uns nur noch Sonnenkalb allein! – – – Und weiter ging es, immer weiter! – totenstill – in peinlicher Spannung, – und in beständiger Lebensgefahr! – Oft auf Händen und Füßen kriechend längs den Gräben, – hinter Wällen und Knicken, – jeden Augenblick eines feindlichen Postens oder Angriffs gewärtigt! – Da! – was ist das? – ein dänischer Posten, aber er lehnt an einem Baum und schläft! Sonnenkalb mit gezücktem Dolche neben ihm, bis wir alle glücklich vorüber sind!

Bauervogt. Dar krupt een ja de Haar bi to Barg! –

Heintze. Ja, und zuletzt zum Umfallen müde, – fast der eine über den andern stolpernd! – – Aber unser Hauptmann immer der erste, hinten und vorn, für alle ein freundlich Wort, – alle ermutigend und ermunternd, – und noch eine Stunde – und da! – Viktoria! – es war geglückt! – – Um Mitternacht befanden wir uns schon im Rücken der Dänen.

Bauervogt. Un wenn ick fragen dörf – wo weern Se denn dar!

Heintze. Auf einem Gute! – ich glaube, es hieß Rögen! – Die Bewohner schienen uns erwartet zu haben. – Die Zimmer waren erleuchtet, – die Bedienung vollständig angekleidet! – Eine Stunde Rast, – eine stärkende Tasse Kaffee, – und vorwärts! – aber nun zu Wagen! – Und gegen Morgen waren wir zu Stubbe an der Schlei!

Bauervogt. Ah, op den Grafen Luckner sin Gut! – En echten Sleswig-Holsteener!

Hans-Krüger (beiseite). Ock so 'n Landsverräter!

Fröhlich. Auch hier waren wir erwartet. Ein brillantes Frühstück erquickte uns.

Heintze. Und wieder ein paar Stunden der Ruhe und dann auf bereitgehaltenen Böten im Glanz der goldenen Ostersonne über die Schlei in das gepriesene Land der Angeln!

Bauervogt. Aber den Stackel, den de Dän darbi satkreegen?!

Heintze. Sie meinen Levysohn? – Er wäre sicherlich schon heute morgen als Spion erschossen worden, wenn nicht durch den frühzeitigen Angriff der Schleswig-Holsteiner auf Missunde die Exekution verhindert worden wäre. Nun befand er sich bei einem dänischen Train, den schon heute morgen zu nehmen wir das Vergnügen hatten. Levysohn ist schon wieder bei uns!

Bauervogt. Na, de kann vun Glück seggn!

Lange. Das kann er auch! – Dem Mutigen hilft das Glück!

Heintze. Aber Kinder, eßt und trinkt doch! – Und Martens, sorgen Sie doch für unsere Gefangenen!

Martens. Tut der Wirt schon! – Er klopft und streichelt und nötigt sie in einem fort! – Ich glaube, der Kerl ist dänisch!

Hans-Krüger. Gott bewahr uns! – Ick heff ja man Mitleid mit de Stackels! – Nix wider als dat pure Mitleid.

Lars (macht ein Geräusch, als wenn er sich verschluckt hätte).

Heintze. Na, was hat denn der Däne da?

Martens. Er scheint sich verschluckt zu haben.

(Niels und Sören klopfen ihm auf den Rücken.).

Hans-Krüger. Lars, Jung, heft du di versluckt? Denn man gau en lütten Köm! (Holt einen Schnaps).

Lars. M! M! (würgend nach dem Munde zeigend).

Sören. Ah, det kommer! (Er zieht ihm ein langes Stück Schinken aus dem Munde.).

Hans-Krüger (mit dem Schnaps). Is't all rut? – Denn man gau noch den lüttjen Köm achterna! (Lars trinkt den Kümmel aus. Hannis erscheint, aus der Küche kommend.).

Zehnte Szene.

Hannis. Die Vorigen.

Hans-Krüger. Süh dar! – Na, kummst du?

Heintze. Ha! Ha! Ha! – Wer ist das?

Martens

Lange. Fröhlich (zugleich). Ha! Ha! Ha!

Hans-Krüger. Dat is min Swestersöhn, Hannis Mißfeldt ut Stippsdörp!

Hannis. Ja, da da dat bün ick!

Heintze. Ah, verstehe! also der!

Fröhlich. Den sie soll und nicht mag!

Hans-Krüger. Den sie soll und nicht mag? – Waso?

Anna. Ah, wat schall dat!

Fröhlich. Na, na! – Nichts! – Ich meinte nur so! – 'n prächtiger Kerl, dieser Hannis!

Hans-Krüger. Hannis, Jung, hörst du?

Martens. 'n strammer Bursche! – Muß Rantzauer werden!

Hannis. Ra Ra Rantzauer werden!

Hans-Krüger. Wat schull he warrn?

Martens. Freischärler, wie wir!

Hans-Krüger. Dat fehl ock noch! – Ne! – Kröger schall he warrn! un dat hier in Tolk!

Heintze. Aber wo steckte er denn, daß wir ihn jetzt erst sehen?

Hans-Krüger. In de Kamer!

Hannis. In de de Ka Ka Kamer

Hans-Krüger. He hett sick umtrocken. – Ja denken Se mal. – He is hier doch man to'm Besök, un muß dar likers mit in'n Landstorm! – Un nu hebbt se em wegjagt vunwegen sin lüttjen Fehler an de Tung! – Un all sin Provijant hebbt se em opfreten! All de schöne Wuss un den Kees un dat Speck!

Heintze

Fröhlich. Martens (zugleich). Ha! Ha! Ha!

Lange. Ha Ha Hannis ist mein Ideal!

Hans-Krüger. Wat is he!

Martens. Ha! Ha! Ha! – Meins auch! (zu Hannis.). Jung, Hannis, wullt du Suldat warrn?

Hannis. Ne, ne, ne, ne, ne!

Heintze. Da haben wir's!

Hans-Krüger. Dat's recht, Hannis! – Denn wull ick dochen leewer de Swien höden, als Suldat spel'n!

Fröhlich. Was wissen Sie davon! – Komm, Hannis, setz dich! – 'n Glas Punsch auf unsere neue Kameradschaft!

Hans-Krüger. Du deist dat nich! – Kannst di bi 'n Burvagt setten! – (Hannis setzt sich an den Tisch beim Bauervogt.).

Fröhlich. Na, meinetwegen auch da! – Aber Ha Ha Hannis wird Soldat! (Er nimmt sein Glas und tritt vor, zu Anna.). Schenk ihm ein, schönes Kind! – und auch du nimm ein Glas! und laßt uns singen und trinken! – Es gibt kein schön'res Leben, als das Soldatenleben! – Unserm Stande seine Ehre!

(Musik. Er singt.).

Es lebe hoch der Stand der Ehre!
Es lebe hoch der Kriegerstand!
Wenn er auch so manches entbehre,
Kämpft er doch für's Vaterland!

Dem Sohne des Ruhmes und der Ehre,
Reicht ein jeder so freundlich die Hand!

Es lebe hoch

Chor

Es lebe hoch

Fröhlich.

Es lebe hoch

Chor.

Es lebe hoch

Fröhlich und Chor.

Es lebe hoch der Kriegerstand!
Ja überall, allüberall
Höret man der Hörner Schall!
Ja überall, allüberall
Höret man den Schall!
O, welche Freude, welche Lust, Soldat zu sein!

Erschallt die Trompete in der Weite,
Ertönet die Trommel, die uns ruft,
Eilen wir zum verweg'nen Streite,
Und ein Hurra erschallt durch die Luft!
Dem Sohne u. s. w.

Bringen wir dann die Feinde zum Sinken,
Ist vernichtet die blutige Schar,
Frische Lorbeern des Ruhmes uns winken
Auf der Ehre hohem Altar!
Dem Sohne u. s. w.

Wenn am Herd uns die Freunde umschlingen
Und das Vaterland dankbar uns grüßt,
Hoch die Herzen der Mädchen aufspringen,
Die der Held in die Arme sich schließt!
Dem Sohne u. s. w.

Elfte Szene.

Peter Ramm. Die Vorigen.

Peter Ramm (durch die Mitte eintretend, erregt). Herr Ünneroffzeer, Herr Ünneroffzeer, wi hebbt 'n Gefangn!

Heintze. Fröhlich. Martens. Lange (aufstehend, zugleich). Was!?

Bauervogt. Hans-Krüger (aufstehend, zugleich). Wat!?

Peter Ramm. Ja, en dänischen Rittmeister! Se sünd dar all op de Dehl mit em! – (durch die Tür rufend). Hier man rin mit em!

Zwölfte Szene.

Rittmeister von Flindt. Mars Bumann. Einer von der Patrouille. Die Vorigen.

(Rittmeister von Flindt durch Mars Bumann und einen von der Patrouille hineingeführt. Die Dänen stehen auf und machen Honneurs vor dem Rittmeister.).

Rittmeister (schnell). Tusend Djäwel! – Friskarer! – Og fangene Kamerader! (Zu den Dänen, abwinkend). Det er godt, Kamerader! (Die vier gefangenen Dänen setzen sich. Hannis und Hans-Krüger stummes Spiel.).

Peter Ramm. He wull sick vör uns ni gefangn gebn, – wil wi man vun'n Landstorm sünd!

Mars Bumann. Dat Perd hett all een na'n Burvagt bröcht!

Hans-Krüger (beiseite). O, düsse beiden Bösewichter!

Heintze (zum Rittmeister). Erklären Sie sich für gefangen?

Rittmeister. Jeg (jei). föger mig! (mei).

Heintze. Darf ich Sie um Ihren Namen bitten?

Rittmeister. Rittmester von Flindt! – Jeg (jei). anförte en Patrullje og vovede mig (mei). allene altfor langt frem.

Heintze. Und wo sind die andern geblieben?

Rittmeister. Da de maerkede; at jeg (jei). var bleven angreben,– jagede de tilbage!

Peter Ramm. Ja, wat de Per' man lopen kunn! Wi harrn ock richtig unse Not mit em! – Twee greepen dat Perd in'n Tögel, – un ick greep em to liker Tid na de Hann, dat he man ni hau'n un scheeten kunn! Un als ick em man eerst ördentlich fat harr, dar reet ick em denn vun't Perd hendal!

Hans-Krüger (beiseite, die Hände ballend). O, de Daugenix, de!

Heintze. Das habt ihr brav gemacht! – Kommt und trinkt! (Anna schenkt ein, sie trinken. Hans-Krüger klopft den Rittmeister auf die Schulter, Hannis ebenso).

Heintze. Herr Rittmeister! – ich bedaure Ihren Unfall und ehre und achte Sie als Feind. – Dies tatsächlich zu beweisen, lasse ich Ihnen die Waffe! – – Darf ich Sie einladen, hier Platz zu nehmen, oder kann ich Ihnen sonst wie gefällig sein?

Rittmeister. Tusend Tak, jeg (jei). er saa trat, naar jeg (jei). bäre kunde sove lidt.

Heintze. Sehr gern! (Zu Hans-Krüger.). Herr Wirt, haben Sie ein anständiges Zimmer für einen dänischen Offizier?

Hans-Krüger. Ja wiß! – Ja wiß! heff ick dat! – (Nach der Tür 8 zeigend.). Dar in de Stuv is'n feines Bett, mit'n Waschdisch un mit'n Hanndok, un'n Putt und allns!

Heintze. So nahe? – Desto besser! (Zum Rittmeister, nach der Tür 8 zeigend). Wollen Sie die Güte haben?

Rittmeister. Mange Tak! (Mit Hans-Krüger nach der Schlafstube gehend).

Hans-Krüger (bei der Tür, schnell). Dar is 'n Fenster na de Strat!

Rittmeister (schnell). Vinduet! – Jeg (jei). forstaaer! (Beide ab).

Heintze (zu Peter und Mars). So, nun pflegt euch doch, ihr beiden!

Peter Ramm. Ja, wi hebbt all 'n paar ut! – Awers nu, kumm man, Mars, dat wi wedder na de annern kamt. – Na, gude Nacht denn ock!

Mars Bumann. Gude Nacht!

Heintze. Gute Nacht, ihr Braven! – Paßt nur gut auf!

Peter Ramm und

Mars Bumann. Hebbt Se keen Sorg! (Beide ab durch die Mitte).

Hans-Krüger (zurückkehrend). Süh so! de arme Stackel full meist um vör Mödigkeit!

Heintze. Und uns hat dieses Abenteuer nur um so lustiger gemacht! – Ich denke, wir trinken noch eins! (Sieht in die Bowle.). Ja, nun ist die Bowle leer!

Hans-Krüger (schnell) Dar is ja Rat för! – Denn makt wi noch een!

Heintze. Ja, brauen Sie uns noch eine, aber eine eben so gute, wie die erste! (Anna nimmt die Bowle und will damit abgehen, Hans-Krüger ihr sie wieder abnehmend.).

Hans-Krüger. Bliv du man hier! – bliv du man hier, min Kind! – Dat hier doch ock man een bi de Gäst is! – (zu Hannis.). Kumm, Hannis! – Du kannst mit mi gahn!

Hannis. Mit mi mi mit mi gahn! (Beide ab nach der Küche.).

Martens. Anna, kam'n Se her! – Setten Se sick en beten mit an unsen Disch!

Fröhlich

Lange. Heintze (zugleich). Ja, bitte!

Anna. Ne, ick danke! – De Herrn sünd mi doch 'n beten gar to lustig!

Bauervogt. Awers, weetst du wat, Deern? – Denn do' uns den Gefalln un sing mal een!

Heintze. Fröhlich (zugleich, rasch). Ja, bitte, bitte!

Martens

Lange

Anna. Ne, ick schaneer mi doch! – Un wenn Vader kummt, – – wat ick am leevsten sing, dat mag he ja ni hörn!

Dreizehnte Szene.

Hannis. Die Vorigen.

Hannis (aus der Küche kommend mit der Bowle). Hie hie hie hier is de Pu Pu Pu Punsch!

Anna. Wo is Vader?

Hannis. He 's bi bi bi de Swi Swi Swien!

Bauervogt. Denn kummt he ock noch so gau ni wedder! – Anna, Deern, denn man to! De Herrn to Gefalln, de uns hölpen wüllt gegen de Dän'!

Fröhlich. Martens (zugleich) Ja, bitte!

Lange

Anna. Ick schaneer mi doch! – Awers, wenn 't darför is! – Vun Harten geern!

Heintze. Silentium! Hier, mein schönes Kind! Dein Glas!

(Reicht ihr das volle Glas. Die Musik beginnt. Anna singt.)

Kennt ihr das Land in Deutschlands Norden,
Von zweier Meere Flut umspült?
Stimmt an in kräftigen Akkorden,
Was für das teure Land ihr fühlt!
Es ist das Land, das mich gebar,
Wo meiner Väter Wiege stand!
Singt, Brüder, heut' und immerdar:
Ja, Schleswig-Holstein ist mein Vaterland!

Chor (Freischärler, Bauervogt und Anna)

Es ist das Land, das mich gebar,
Wo meiner Väter Wiege stand,
Singt, Brüder, heut' und immerdar:
Ja, Schleswig-Holstein ist mein Vaterland!

Anna.

Kennt ihr das Land in Deutschlands Norden,
Wo Männer wohnen gut und brav?
Wo Holstentreu zum Spruch geworden,
Zum Wahlspruch: Lieber tot, als Sklav?
Es ist das Land, das mich gebar etc.

Chor (Freischärler, Bauervogt und Anna)

Es ist das Land, das mich gebar,
Wo meiner Väter Wiege stand!
Singt, Brüder, heut' und immerdar:
Ja, Schleswig-Holstein ist mein Vaterland!

Anna.

Kennt ihr das Land in Deutschlands Norden,
Mit Wald und Flur so schön umkränzt?
Und wo des Landmanns reiche Horden
Die Elb' und Königsau begrenzt?
Es ist das Land, das mich gebar etc.

Chor (wie vorher)

Heintze (sein Glas erhebend) Kameraden! Diesem Lande, so schön wie keins! – Mit seinen grünen Wäldern, seinen blauen Seen und goldenen Feldern, mit seinem fleißigen, treuen und mutigen Volk unsere vollen Gläser! Schleswig-Holstein, es lebe!

Freischaren. Bauervogt (zugleich) Hoch!

Anna

(Dann sofort singend mit vollem Orchester.)

Schleswig-Holstein, meerumschlungen,
Deutscher Sitte hohe Wacht,
Wahre treu, was schwer errungen,
Bis ein schönrer Morgen tagt!
Schleswig-Holstein, stammverwandt,
Wanke nicht, mein Vaterland!

Man hört unter dem Fenster der Schlafstube 8 Schreien und Tumult. Alle die in der Stube sind, sehen überrascht dahin.)

Heintze (schnell, sehr erregt) Was war das?

Martens (schnell, erregt) Unser Gefangener!

Fröhlich (schnell, erregt) Er ist entflohn!

Lange. Heintze (zugleich, schnell, erregt) Ihm nach!

(Alle stürzen nach dem Schlafzimmer und gleich wieder zurück in die Gaststube, nach ihren Waffen greifend. Man hört auf der Diele Tumult.)

Rittmeister

Hans-Krüger

Peter Ramm

  (zugleich auf der Diele))  

Fanden! Pine Död!

Lat mi los! lat mi los!

Ja töf! Ick will Ju!

Vierzehnte Szene.

Peter Ramm. Rittmeister. Hans-Krüger. Die Vorigen.

Peter Ramm (beide am Rockkragen hereinziehend) Ja, Herr Ünneroffzeer, dar hebbt Se em to'n tweeten mal! – Dat hett so sin schullt! – Lat ick de Patrullje gahn un denk: Du schast mal na dat Perd sehn. – – Un als ick hier um de Eck bog, – wat seeg ick? – – Hans-Kröger vör't Fenster, un den Rittmeister herut stiegen. – – Töf, denk ick! – un wuppdi harr ick se ock all beid' bi'n Kragen.

Bauervogt (zu Hans-Krüger) Hans-Kröger, wat hest du dar för'n dummen Streich makt?!

Hans Krüger. Lat Mi! Lat Mi!

Anna. Herr Ünneroffzeer, ick bitt Se för min Vader!

Peter Ramm. Ja, bi den is't jüst keen Slechtigkeit! – He is to dumm!

Hannis. To du du dumm!

Heintze. Schon gut! (zu Peter.) Sie braver, mutiger junger Mann, das verdient volle Anerkennung, und ich bedaure sehr, Sie für Ihre Tat nicht gleich belohnen zu können! – (zum Rittmeister) Aber Sie, Herr Rittmeister, schämen Sie sich nicht, unser Wohlwollen in dieser Weise gemißbraucht zu haben?!

Rittmeister. Jeg (jei) har ikke givet mit Äresord.

Heintze. Sprechen Sie doch nicht von Ehre! (nach der Schlafstube 8 zeigend.) Da hinein mit Ihnen! – – Fröhlich und Martens, gehen Sie mit! – Und Ihnen, Herr Rittmeister, gebe ich den Rat, sich schlafen zu legen! (Martens, Fröhlich, Rittmeister ab in die Schlafstube.)

Heintze (zu Hans-Krüger) Und Sie, mein lieber Freund, wissen Sie auch, was Sie verübt haben? – Verrat am Vaterlande! – Und darauf steht in Kriegszeiten die Kugel!

Anna (erregt) O Gott, Herr Ünneroffzeer, – ick bitt Se för min Vader!

Bauervogt. Ja, dat möch ick doch ock!

Peter Ramm. Herr Ünneroffzeer, nu künnt Se mi dat ja all wedder vergelten, laten Se den olen Mann wedder fri!

Bauervogt. Peter, dat weer brav vun di!

Heintze. Nun gut! – Werde sehen, was ich tun kann! – (nach der Tür links, 7, zeigend) Ist dort ein Zimmer?

Anna. Min Vader sin Slapstuv!

Heintze (zu Hans-Krüger) Dahinein mit Ihnen! – Legen Sie sich schlafen! – Das weitere wird sich finden! (Hans-Krüger ab in sein Zimmer 7.)

Peter Ramm (zu Heintze) Ja, nu schulln Se sick ock man noch en beten utruhn!– – Ick gah nu wedder na de Patrullje! – Wenn dar wat passeern schull, künnt Se seker we'n, dat ick to rechter Tid hier bün! (Anna die Hand gebend) Anna!

Anna. Min Peter!

(Peter ab durch die Mitte.)

Bauervogt. Ja, nu mutt ick to Hus! – (durch die Tür rufend.) Töf, Peter – ick gah mit! – Gude Nacht denn ock! – wünsch en wohlslapen Nacht!

Heintze

Anna

  (zugleich)  

Gu'n Nacht!

Gute Nacht, Bauervogt!

 

Lange Gute Nacht!

(Bauervogt ab durch die Mitte.)

Hannis. Na Na Na Nacht! – Nu will ick ock to Be Be Be Bett!

Lange. Ha Ha Hannis will auch zu Bett! – Ha Ha Hannis, wo schläfst du?

Anna. Buten in sin Kamer!

Hannis. In de, de de – Ka Ka Ka Kamer!

Lange (die Lampe nehmend) Mit Erlaubnis! (zu Hannis.) Komm, ich will dir leuchten! –

(Hannis und Lange ab durch die Tür nach der Küche.)

Heintze (zu Anna) Und Sie, liebes Kind?

Anna. Ick gah na min Vader rin un sett mi an sin Bett, – un wenn't nödig deit, will ick em trösten! – Gude Nacht! (Anna ab in des Vaters Schlafstube, 7)

Heintze. Gute Nacht, liebes Kind!

Lange (zurückkehrend) Sieh so! – Nun geht Ha Ha Hannis auch zu Bett! – Wo ist Anna?

Heintze (dahinzeigend) Dort bei ihrem Vater! – Legen wir uns schlafen! (Beide suchen sich ihren Platz und legen sich nieder.)

Lange. Unsere Tapperen dort haben wohl schon bald wieder ausgeschlafen.

Heintze. Die Kerle sind zu beneiden!

Lange (gähnend) Sie meinen, ihres Gleichmuts wegen?! –

Heintze (gähnend) Des vielgepriesenen Horazischen – (Er schläft ein.)

Lange (gähnend) aequus – a – ni – mus! (Er schläft ein.)

Fünfzehnte Szene.

Anna. Heintze. Lange.

Anna (singend in der Schlafstube) Gude Nacht!

Heintze (schnell) Ha, was ist das!

Anna (singend) Mit Rosen un Nelken bedacht!

Lange (schnell) Anna!

Anna (singend) Uns' Herrgott schickt dör de Welt den Drom!

Heintze (schnell) Sie singt!

Anna (singend) Sin Engeln streut em herrünner als Blom!

Lange. Ihr Abendgebet!

Anna. Lange. Heintze (zugleich, singend) Gude Nacht!

Anna (singend) Mit Rosen und Nelken bedacht!

Anna. Heintze. Lange (zugleich, singend) Gude Nacht!

Anna (singend) Gude Nacht! Mit Rosen un Nelken bedacht! Un drückt di Kummer un drückt di Leid, Slap in! un dröm man vun Glück un Freud!

Anna. Lange. Heintze (zugleich, singend) Gude Nacht!

Anna (singend) Mit Rosen un Nelken bedacht!

Anna. Lange. Heintze (zugleich, singend) Gude Nacht!

Anna (singend) Gude Nacht! Mit Rosen un Nelken bedacht! Un kummt de Morgen so hell un schön, He bring di allns, wat in'n Drom du sehn!

Anna. Lange. Heintze (singend, zugleich) Gude Nacht!

Anna (singend) Mit Rosen un Nelken bedacht!

Anna. Lange. Heintze (zugleich, singend) Gude Nacht!

(Der Vorhang fällt langsam herunter.)


 << zurück weiter >>