Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Heilkräuter und Unkräuter

Warum hat der liebe Gott so viel Unkraut erschaffen, dass man immer geplagt ist mit Jäten? Gewiss nicht aus Leidwerkerei; sämtliche Unkräuter sind nämlich Heilkräuter. Der liebe Gott hat sie daher überall dem Menschen in den Weg gestreut, dass er gern oder ungern sie immer zur Hand habe. Selbst Katz und Hund wissen das und fressen immer von Zeit zu Zeit Gras. Einer Frau, die immer schlecht und elend aussah, immer kränkelte und doch nicht starb, gab ein alter Schmied den Rat, sie solle doch einmal ihre graue Katze fragen, die wisse bestimmt Bescheid. Die Frau beobachtete ihr Büsi genau, schnitt vom gleichen Grase ab, das Mizi verkostet hatte, sott es und trank davon eine Zeitlang und genas vollständig. Was ist das für eine Grasart? Knäuelgras (Dactylis glom. und Agropyrum rep.) und Schliessgras; beide sind Unkraut, galten jedoch den Ärzten 2000 Jahre lang als treffliches Mittel zur Reinigung der Nieren und der Blase und gegen alle Wasserleiden.

Ein alter Kräuterdoktor verordnete einem Manne, der an hartem Stuhlgang litt, er solle täglich eine Handvoll gewöhnliches Wiesengras rupfen, sieden und davon trinken, und es half.

Entsetzlich verhasst als Unkraut sind die Winden (Convolvulus-Arten). Sie sind nicht auszurotten, haben Wurzeln bis in die Hölle hinab und wachsen immer nach, umschlingen alle Gemüse und reissen sie zu Boden. Aber gerade diese Winden, auch Windeln genannt, sind ein herrliches Fiebermittel und stillen allen inneren Brand (z.B. Abweichen).

Viele Äcker sind im Frühling ganz überzogen mit Vogelkraut (Stellaria media), wie mit einem grünen Teppich. Im Mai, oft im April schon, ist dann alles voll weisser, kleiner Sternblümchen. Dies Kraut muss die Feuchtigkeit im Acker vor Ausdünstung schützen. Zerdrückt und auf Wunden gelegt, nimmt es schnell alle Hitze und heilt, getrunken, das Fieber.

Andere Äcker sind überzogen mit der stark und würzig riechenden Ackerminze (Mentha arvensis). Dieses Unkraut ist unschätzbar für Menschen und Vieh, löst innere Geschwüre, verhockten Schleim usw. auf und sollte in Masse von allen Viehzüchtern gesammelt werden. Wo man nicht erkennen kann, woran's dem Vieh fehlt, sollte man drei Tage lang Minzenwasser eingeben, hernach dürre Brennesseln mit Wacholderbeeren, worauf die Gesundung oft schnell eintritt.

Verschupft und verhasst ist die graue Melde (Artiplex hort.), eine meterhohe Pflanze mit vielen Seitenästen, sie sieht aus wie eine buschige Tanne und ist immer katzgrau. Wer einen guten Magen besitzt, darf sie sieden und davon trinken; sie führt schnell und gewaltig ab, ist somit gut für alle schwer verstopften Sünder und verstopftes Vieh; aber mit halb Wein mischen.

Als unnützes Plagekraut gilt auch die gemeine Ackerdistel (Senecio vulg.) mit vielen gelben Kopfblüten. Zerquetscht und auf die Wunden gelegt, heilt sie aber Wespenstiche, Brand und Geschwüre.

In manchen Äckern gedeiht der kleine Katzenschwanz (Equisetum-Arten) vorzüglich und lässt sich gar nicht austilgen; wie ist der schon verschimpft und von ergrimmten Jätern dem Fizlibuzli verschrieben worden! Aber mancher der Schimpfer ruht längst im «Kirchlöchli». Hätte er beizeiten den Katzenschwanz aufgelesen, gedörrt und gebraucht, er würde noch leben und würde vielleicht noch so alt wie die Raben von Baschär, von denen keiner das Testament macht, bevor er neunzigmal den Falknis grünen und wieder verwintern gesehen hat.

Pfarrer Kneipp gibt ihm den Namen Zinnkraut und verordnet ihn äusserlich gegen alle faulenden Wunden, als Dampf, über den man sitzen soll, gegen furchtbare Steinleiden; ich habe selbst gesehen, wie ein 86jähriger Mann nach einem einzigen solchen Dampfe vom fürchterlichsten Steinleiden genas und dann noch viele Jahre lebte. Die stärksten Blutflüsse und Blutbrechen heilt der Katzenschwanz innerlich als Tee genommen in kurzer Zeit, ja fast augenblicklich.

Als lästiges, amtlich verbotenes und gesetzlich unzulässiges, allen Gemeinderäten und Landjägern verfallenes Unkraut gilt die Mistel (Viscum album); in allen 22 Kantonen eigentlich zum Trotz ist sie immer noch da. Pfarrer Kneipp sagt, er könne dies Unkraut allen Frauen nicht dick genug empfehlen; eine einzige Tasse gesottener Mistel stille den Blutfluss und hebe Störungen im Blutumlauf.

So hat denn der liebe Gott in den verachteten und geschmähten Unkräutern den Menschen liebevoll und vorsorglich und unvertilglich herrliche Heilmittel in den Weg, in die Hand und unter die Füsse gelegt.

Nichts in der Natur kommt von ungefähr,
Alles kommt vom Höchsten her.
Drum tadle nie im Unverstand,
Was du nicht gründlich hast erkannt;
Was du zerstampfest als den Feind,
Ist oft dein allerbester Freund.

 

Giftpflanzen

soll man nie als Tee gebrauchen. Bevor das Pulver erfunden ward, war man froh um die Giftpflanzen, um Wölfe, Bären, Luchse zu töten. Die Ärzte gebrauchen jetzt noch gewisse Gifte als Gegengifte oder zu Einspritzungen bei tödlichen Krankheiten. Hier erwähnen wir nur die bekanntesten Gifte, um davor zu warnen.

Die Zeitlose (Colchicum autumnale) ist sehr giftig. Wenn ein Kind davon genossen hat, gebe man ihm sofort Tee von Angelika. Hat man keine Angelika zur Hand, zwinge man dem Kind viel Milch ein. Auch rufe man sofort den Arzt. In den Wiesen stiftet die Zeitlose grossen Nutzen, indem der Abgang ihrer Wurzel ein starkes Treibmittel ist für die Gräser. Ähnliches gilt vom gelb und strahlend schönen

Hahnenfuss, der zwar kein tödliches Gift hat, jedoch dem Magen schädlich ist. Auch hier ist der Abgang der Wurzel wachstumsfördernd für die Gräser; ebenso wirkt das strahlende Gelb der Blumen kräftigend auf die Umgebung. Das Vieh rührt Giftpflanzen nicht an, indem der Schöpfer der Natur ihm Aberwillen eingepflanzt hat gegen die Gifte.

Die Tollkirsche findet man nicht selten auf sonnigen Beerenplätzen. Für die Ärzte ist sie sehr wertvoll. Die glänzenden, schwarzen, den Kirschen ähnelnden Beeren sind jedoch tödliches Gift. Als Gegengift gilt auch hier, was bei der Zeitlose gesagt ist.

Der Schierling mischt sich hie und da unter Angelikagebüsch, gleicht ihm auch etwas, ist jedoch viel kleiner, magerer und hat stinkenden Geruch, indes die Angelika angenehm riecht. (Der botanische Name heisst Cicuta.) Der Schierling ist tödliches Gift, das Gegengift ist die Angelika. Wespen, Hummeln, Bienen und Fliegen besuchen häufig die Angelika, indes sie alle den Schierling meiden.

 

Heilsame Frühlingskräuter

Eine wirksame Frühlingskur mit den heilkräftigsten Pflanzenauszügen ermöglichen die «Johannistropfen». Es müssen aber die echten, d.h. Pfarrer Künzles Johannistropfen sein, die unter dem Namen Beverol im Handel sind. Vor unwirksamen Nachahmungen hüte man sich.

Der Löwenzahn (Taraxacum vern.), «Schwiblueme» genannt, wird von den Italienern gierig ausgegraben, wie Salat bereitet und gegessen. Gesotten und getrunken reinigt er das Blut und treibt verhockte und kranke Stoffe aus dem Unterleib; heilt auch Gallensteine, doch muss so eine Kur 3 bis 4 Wochen lang eingehalten werden.

Das wohlriechende Veilchen (Viola odor.), «Veieli» genannt, ist ein herrliches Mittel gegen Keuchhusten; auch die jungen Blätter werden hierzu benutzt, speziell aber die Wurzeln.

Die Schlüsselblume (Primula odor.), «Schlüsseli» genannt, bilden einen lieblichen, duftenden Tee; alle Arten sind heilsam; besser jedoch die dunkelgelben, wohlriechenden, hier «Herräschlüsseli» genannt; die allerbesten aber wachsen auf den Alpen und sind als «Steischlüsseli» bekannt.

Man trinkt sie als Tee; viel besser sind sie jedoch in Wein gesotten und abends vor dem Schlafengehen getrunken. Kneipp rühmt sie gegen Gicht, Gliedsucht, Schlaganfall, doch nur bei längerem Gebrauch.

Das Hustenblüemli (Tussilago farfara), hier «Märzablüemli», ist ein gelbes Köpflein und kommt fast zuerst im Frühling hervor an Bachborden und auf lehmigem Grund. Man gebraucht diese Blümchen mit den «Schlüsseli» gegen den Husten.

Noch wertvoller sind die im Mai sich bildenden grossen Blätter, «Sandblaggä» und «Schneggeblaggä» genannt, unten grau, oben grün, gewaltig gross, in den Alpen wie ein Regenschirm. Innerlich sind sie trefflich gegen den Husten, müssen jedoch lange und gründlich an der Sonne gedörrt werden.

Äusserlich sind die grossen Blätter unschätzbar gegen jede Art Brandwunden, aufgelaufene Füsse, brennende Wunden und Geschwulste, zerquetscht und aufgelegt. Die gedörrten werden im Wasser aufgeweicht.

Bei starken Verstauchungen und Verrenkungen sofort eine Handvoll auflegen, heilt in kürzester Zeit.

Wie viele Kräutlein hat doch der liebe Gott gesät! Ihm sei Ehre und Dank!

siehe Bildunterschrift

Bitterklee Menyanthes trifoliata

siehe Bildunterschrift

Pfefferminze Mentha piperita

siehe Bildunterschrift

Stechpalme Ilex aquifolium

siehe Bildunterschrift

Königskerze Verbascum thapsiforme

siehe Bildunterschrift

Johanniskraut Hypericum perforatum

siehe Bildunterschrift

Wegwarte Cichorium Intybus

siehe Bildunterschrift

Hauhechel Ononis spinosa

siehe Bildunterschrift

Ringelblume Calendula officinalis

 

Frühlingskur

Es gibt viele Leute, die, ohne bettlägerig zu sein, doch fast immer unwohl sind, sie haben keinen Appetit und verschmähen den besten St. Galler Schübling, sind verstopft wie die Tore der Hölle, auf der Brust und im Magen fühlen sie sich voll und beklemmt, und im Kopfe ist Hitze und Weh. Schlafen können sie selten und dann noch unruhig und sind voll böser Träume; sie laufen allen Ärzten nach und sind deren Kreuz, haben schwankenden Gang wie Parteiführer nach einem Wahlsieg, sind lebendige Jammerorgeln mit 365 Registern, oft noch mit Orchesterbegleitung.

Wenn solche Leute den ernsten Willen haben, gesund zu werden, so sollen sie 8 bis 14 Tage eine der sogenannten Frühlingskuren machen.

Sie schicken den Toni oder den Jakob mit einem Korb und einem Messer ins nächste Gebüsch. Der schneidet dort viele Schosse ab von allen Dornenarten, die es gibt, Rosendorn, Schwarzdorn, Weissdorn, Spitzbeerendorn, und Schosse von Brombeeren, Himbeeren, Tannen, Buchen, Haselstauden, Kirschbäumen, Eichen, Lärchen, Eschen, Pappeln. Dazu kann man noch Schosse nehmen von Johannisbeeren, Stachelbeeren, Obstbäumen.

Eine Handvoll dieser Mischung wird dann in die Pfanne geworfen, 1 bis 2 Liter Wasser werden dazugeschüttet, dann wird gekocht. Hiervon soll die kranke Person täglich 1 bis 2 Liter trinken mit Zucker. Dieser Tee reinigt und säubert den ganzen Leib. Hat schon ganz elend kranke Menschen wieder gesund und blühend gemacht. Soll jedoch die Wirkung nachhaltig sein, muss man diese Kur 8 Tage lang fortsetzen. Der verlorene Appetit kehrt wieder. Kopfweh und Druck im Leibe sind fort, die Mehlsackfarbe vergeht, der Totengräber kann seine Schaufel wieder in den Schopf stellen, und die vordem so bleiche, wankende Urschel kann wieder mit Macht und Majestät mit Kelle und Schöpflöffel in der Küche walten. Nimmt sie dann noch 5 bis 7 tüchtige Bäder im Föhrenkries, so ist sie wieder frisch und sonnig wie eine Braut!

Bekannt ist, dass der Senf zieht, daher wendet man öfters Senfpflaster an für schmerzende, rheumatische Stellen. Die bekannten amerikanischen Pflaster enthalten solche Stoffe.

Auch der Hahnenfuss (Ranunculus acer), (Galliseli) ist bei den Sennen bekannt wegen seiner Zugkraft; kommt eine Kuh mit dem Euter auf Hahnenfuss zu liegen, so schwillt das Euter rasch auf. Man wendet daher den Hahnenfuss ebenfalls an wie ein Zugpflaster; aber nie trinken, er ist giftig!

Zugkraft haben alle Pflanzen mit scharfen Säften. So der Knoblauch, die Zwiebeln, Allermannsharnisch, Zyklamen, rohe Kartoffeln, Geissfuss Aegopodium, Horstrinze.

Wenn irgendwo Schmerz entsteht ohne sichtbare Geschwulst, wie bei Zahnweh, Ohrenweh, in den Gelenken, legt man auf die schmerzende Stelle eine der obigen Knollen oder Zwiebeln, roh oder zerquetscht, und sehr oft ist schon nach einigen Stunden der Schmerz entfernt; ich weiss Fälle, wo furchtbar schmerzendes Ohren- oder Halsweh auf diese Weise schnell geheilt wurde. Auch frisch abgehauener Schnittlauch hat öfters geholfen.

Auch die bekannte Meisterwurz oder Horstrinze, bei sich getragen, zieht allerlei Krankheitsstoff aus. In Ställen, wo immer allerlei Krankheiten auftreten trotz aller Reinlichkeit, würde ein Korb voll Horstrinzen hineingestellt allem schnell abhelfen. Auch die Bibernellwurzel (Bockswurzel) besitzt diese Zugkraft.

So hat denn der liebe Gott uns um und um mit Heilmitteln umgeben und Kräuter, Blüten, Früchte und Wurzeln heilsam gemacht.

 

Was bekommt am besten als Frühstücksgetränk?

Es ist besonders wichtig, dass unsere erste Tagesmahlzeit kräftig und bekömmlich sei. Da ist als Frühstücksgetränk ein kräftiger Milchkaffee mit «Virgo», eine nach meinen Angaben zusammengestellte Mischung von Kaffee, Früchten und Cerealien, zu empfehlen. Das wohlschmeckende «Virgo» ist ein rechtes Familiengetränk und besonders auch denen anzuraten, die reinen Bohnenkaffee nicht vertragen, wie z.B. Nervösen und Kindern. «Virgo» ist nur in der Schweiz erhältlich.

«Sykos» dagegen ist der gute Feigen-Kaffeezusatz. Über die Wirkung der Feigen lese man den Abschnitt «Feigenkur».

Feigenkur

Viele Krankheiten haben ihre Ursache in der Verstopfung. Ist die Verstopfung nicht behoben, schlägt keine Medizin an und kehrt das Übel nach scheinbarer Heilung wieder zurück.

An Verstopfung leiden alle jene Personen, die nicht täglich wenigstens einmal Stuhlgang haben, oder die immer harten, erzwungenen Stuhlgang haben.

Die Gase, die beim Stuhlgang und bei Winden ausströmen, steigen dann solchen Personen in den Kopf und bereiten Kopfweh, Augenweh usw.; andern drücken sie auf Brust, Magen, Unterleib; diese Personen klagen dann immer, sie seien so voll oder bang. Längere Verstopfung bewirkt Magengeschwüre, Darmgeschwüre, Hämorrhoiden, Blinddarmentzündung, zuletzt Magenschluss, Magenkrebs – Magenleiden, Darmleiden und offene Wunden sind oft erst heilbar, wenn genügend Stuhlgang und Darmtätigkeit vorhanden sind.

Das einfachste, unschädlichste und wirksamste Mittel für guten Stuhlgang ist die Feigenkur 1 bis 2 Monate angewendet. – Wie machst du die Feigenkur?

Nimm jeden Abend 5 bis 10 Stück gewöhnliche Kranzfeigen, wasche dieselben in lauem Wasser sauber, dann lege sie in ein Glas und giesse kaltes Wasser hinein, bis sie zugedeckt sind. Am Morgen nüchtern iss dann alle Feigen und trinke das Wasser, das noch im Glase ist.

Viel wirksamer ist die Kur, wenn du die Feigen zerschneidest und einen Tag in Olivenöl einlegst; statt Feigen kann man auch dürre Birnen oder dürre Zwetschgen in gleicher Weise verwenden.

Die Feigen sind bekanntlich voll kleiner Körnchen; diese nehmen allmählich den Schleim weg vom Magen und von den Därmen, worauf dann Magenhaut und Darmhaut frei und rein sind und wieder richtig arbeiten können. Bekommst du allmählich zuviel Stuhlgang, d.h. mehr als dreimal täglich, hör einstweilen mit der Feigenkur auf. – Kleinen Kindern kann man die Feigen fein zerhacken. – Wer an hartem Stuhlgang leidet, hüte sich vor Schokolade und vor Kakao wie vor der Pest.

Ebenso wirken dürre Birnen, dürre Zwetschgen, dürre Aprikosen, einen Tag im Wasser eingelegt, nüchtern gegessen und abends vor Bett.

 

Sammeln und Trocknen der Kräuter

Die Kräuter dürfen nie nass gesammelt werden. Geruchlose Kräuter trocknet man an der Sonne, riechende jedoch im Schatten, bis sie ganz dürr sind, dann jedoch setzt man sie kurze Zeit der Sonne aus, um so die Pilzbildung zu verhüten; aufbewahren soll man sie nie an feuchten Orten, am besten in der Oberdiele leicht zugedeckt.

Wurzeln grabe man im Frühling oder im Herbst und säubere sie gut.

Kräuter, die an Sonnenhalden wachsen, sind immer stärker als jene der Schattenseite; ebenso sind Kräuter aus Föhnlagen besser als jene aus nördigen Gegenden.

Wildwachsende sind besser als Gartengewächse.

 

Teeregeln

Auf einen Esslöffel voll Tee kann man ungefähr ein Deziliter heisses Wasser schütten, lässt ihn etwa 10 Minuten ziehen. Nimmt man etwas mehr, so schadet es nicht, da keine giftigen Kräuter verwendet werden. Für schwachen Magen ist es immerhin besser, den Tee nicht zu stark zu nehmen.

Zucker darf überall beigemischt werden, wo nicht das Gegenteil bemerkt ist. Doch ist die Wirkung grösser, wo kein Zucker verwendet wird. Brauner, gelber und schwarzer Zucker ist besser als weisser.

Öfters des Tags schluckweise genossen, wirkt der Tee immer besser als tassenweise. Bist du gehindert, öfters davon zu nehmen, dann trinke wenigstens drei- bis viermal täglich eine halbe Tasse. Im leeren Magen ist die Wirkung grösser als im vollen.

Man achte darauf, dass die Tees an trockenem Ort aufbewahrt werden. Tee soll man jeden Tag frisch zubereiten.

Viele Teemischungen, welche unter Hinweis auf dieses Büchlein «Chrut und Uchrut» verkauft werden, sind nicht von mir hergestellt. Selbstverständlich übernehme ich für solche Tees keine Garantie.

Sämtliche von mir zusammengesetzten Spezialitäten tragen ohne Ausnahme auf der Packung die Schutzmarke.

 

Blutstiller

Bei Magen-, Lungen- und sonstigen Blutungen helfen rasch folgende Kräuter, als Tee genossen (stark sieden!): die Blutstillerin (Sanguisorba), besonders die Wurzel, der grosse und der kleine Weihwedel (Globularia maior et minor), beides Alpenkräuter, die Steichrücherä oder Sillur (Dryas octopetala), in den Hochalpen zu finden.

Blutstillen bei leichten wie bei schweren Verletzungen

Im ersten Augenblick herrscht bei plötzlichen Verwundungen mit starkem Blutverlust grosse Kopflosigkeit. Ist nicht gleich ein Arzt zur Stelle, weiss man für gewöhnlich nicht, wie man die heftige Blutung stillen soll. Möge sich jeder das folgende einfache, aber sichere Verfahren merken: Man nimmt ein Bäuschchen sterile Gaze, oder wenigstens ein sauberes Taschentuch, taucht es in heisses, natürlich ganz reines Wasser und legt es auf die Verwundung. Der Erfolg ist überraschend; selbst bei Verletzung der Pulsader hört momentan die Blutung auf. Nur Watte allein aufgelegt oder solche in kaltes Wasser getaucht, äussert nicht die gleiche Wirkung. (Wundarzt.)

 

Heilsalbe

Auf mehrfachen Wunsch veröffentliche ich hier ein Rezept zur Bereitung einer Heilsalbe. Folgende Kräuter, einzeln oder gemischt, sind dazu geeignet:

Johanniskraut, Schafgarbenblätter, Ringelblumen, Wegerich, Heidnisch Wundkraut, Bönern, Wallwurz, Arnika, Frauenmänteli, Sanikel, Bibernell, Geissbart.

Diese Kräuter werden zerquetscht, womöglich grün, mit Schweineschmalz 3 bis 4 Stunden gesotten, das flüssige Schmalz dann geseiht durch ein Tuch; sobald es erkaltet, ist die Salbe fertig.

Eine ausgezeichnete Heilsalbe, die von uns unter dem Namen Anthyllis-Heilsalbe hergestellt wird, ist dann gut für alle Schnitte, Wunden, Schürfungen, die zuheilen müssen. Als blosse Kühlsalbe hingegen eignet sie sich nicht.

 

Auf die Krankheiten des Blutes und des Magens

wirken die richtigen Kräuter viel besser als alle künstlichen Präparate. Magen und Blut sind in Beziehung zueinander wie beide Augen. Wo der Magen nicht richtig verdaut, können Leber und Nieren nicht richtig ausscheiden und werden angegriffen; auch die Gedärme leiden darunter, weshalb viele unverschaffte Stoffe ins Blut kommen.

Für Magenbrennen wirkt am besten das Tausendguldenkraut.

Für Geschwüre im Magen und in den Gedärmen wirkt unvergleichlich gut die Brennessel und der Thymian, tüchtig gesotten, viel getrunken und 4 Wochen lang angewendet.

Für alles Aufstossen und Blähen und Vollwerden wirken Fenchel, Kümmi, Änis, in die Speisen gestreut.

Für fortwährenden Durchfall (Abweichen) wirken Schafgarbe, Chäslichrut, Hirtentäschli, Frauenmänteli, Blätter von Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, aber längere Zeit gebraucht.

Wo beständig Aissen, Ruden, Flechten oder bleiche Farbe vorhanden sind, ist Wegerich und Wacholder das beste.

 

Gutes Mittel für alle Krankheiten des Blutes und des Magens

Das von mir unter der Bezeichnung Johannistropfen (jetzt mit Johanniselixier Beverol bezeichnet) geschaffene Mittel ist eine vielfach erprobte Blutreinigung. Nur ein von Schlacken und sonstigen Abfallstoffen freigehaltenes Blut kann dem Körper seine volle Kraft und sein gesundes, frisches Aussehen erhalten und verschaffen. Darum bildet eine mit unserem Johanniselixier Beverol ein- bis zweimal im Jahr durchgeführte Blutreinigungskur eine wahre Quelle der Gesundheit und des Wohlbefindens.

Johanniselixier Beverol regt die Tätigkeit der Verdauungsorgane (Magen und Darm), der Nieren und Leber an. Es bildet aus diesem Grunde auch ein wirksames Unterstützungsmittel bei Gicht, Rheuma, offenen Beinen, Flechten, Hautausschlägen, Pickeln sowie bei Magen-, Darm-, Leber- und Nierenleiden.

Die «Johannistropfen» sind aber unter gleichem Namen von anderer Seite nachgeahmt worden. Die echten Johannistropfen – jetzt also unter dem Namen Johanniselixier Beverol – werden nur von unserer Firma hergestellt. Die bezüglichen Packungen sind ohne Ausnahme mit der Schutzmarke versehen.

 

Blinddarmentzündung

wird manchmal schnell behoben durch Tee von Brombeerblättern oder Stechpalmen. In jedem Falle rufe man sofort den Arzt.

 

Mittel gegen Diarrhöe

(Abweichen, Durchfall bei Menschen und Vieh)

Baummoos, gesotten und getrunken. Buchs, wie er in den Gärten wächst, gesotten und getrunken. Brombeerblätter, grüne, gesotten und getrunken. Jungfernrebenblätter, Haselnusslaub, grünes, gesotten und getrunken.

Wer's erträgt, kann Haselnusslaub oder Brombeerblätter oder Jungfernrebenblätter einfach mit Brot essen, ohne sie zu sieden, was manchmal auf der Reise kann zustatten kommen.

Ein gutes Gegenmittel ist Edelweiss (4 bis 5 Blumen genügen) und das ihm verwandte, bekannte Katzentöpli (Gnaphalium) in allen seinen Arten. Siede diese Blumen tüchtig und trinke 1 bis 2 Tassen, und das Übel ist behoben. Mit Wein bereitet, ist es wirksamer.

Ein anderes Mittel ist das in den Riedern wachsende Wollgras (Eriophorum-Arten), das oben eine Krone von feiner weisser Wolle trägt; wird gesotten und getrunken.

Als bestes Mittel, das in den verzweifeltsten Fällen hilft, habe ich die Blutwurzel erprobt (Potentilla tormentilla). Wird mit Wein gekocht getrunken.

 

Frauenleiden

Gegen «Weissen Fluss» und alle Unregelmässigkeiten und Schmerzen der Periode gibt es ebenfalls heilsame Kräuter, welche diese Übel heilen.

4 Handvoll weisse oder gelbe Taubnesseln (Lamium album);
4 Handvoll St.-Benedikts-Kraut (Geum urbanum oder alpinum);
2 Handvoll graues Fünffingerkraut (Silberkraut, Krampfkraut, Potentilla anserina);
2 Handvoll Frauenmänteli (Taumänteli, Alchemilla vulg.);
2 Handvoll Ackerminze (Mentha arvensis).

Auch Geissbart (Spiraea ulmaria), Steinknöterich (Polygonum), Quecken und Katzenschwanz arbeiten in diesem Fach gut.

Besser aber als diese einfache Mischung, welche man sich selbst zusammenstellen kann, ist ein komplizierteres Rezept, das ich dem «Frauentee» zugrunde gelegt habe. Wer sich also für ein solches wirksames Mittel entscheiden will, verlange eines dieser genannten Präparate.

Von dieser Mischung täglich drei- bis viermal je 2 Tassen trinken. Die Kräuter müssen jedoch jeden Tag frisch angebrüht werden.

Diese Mittel entfernen auch die Krämpfe bei der Periode und regulieren dieselbe.

Gegen Weissen Fluss hilft oft auch fortgesetzter Genuss von Weissklee (Klee mit weissen Köpfchen, blüht auf Magerwiesen). Tee anbrühen und davon trinken.

Wer den Weissen Fluss nicht entfernt, bei der schlägt keine Arznei an. Frauen, die viele Kinder haben, leiden viel seltener an diesem entsetzlichen Übel als solche, die es mit den Französinnen halten!

 

Frostbeulen

und aufgesprungene Hände werden sicher und schnell geheilt mit Bädern oder Auflagen der Mistel; das Kraut soll man tüchtig versieden lassen.

Wir haben dafür auch eine bestbewährte Salbe unter dem Namen

 

Gfrörnisalbe «Frigor»

für gefrorene Hände und Füsse, gegen Frostbeulen.

 

Schwache Füsse

Für Leute, die wegen vorgerückten Alters oder wegen überstandener Krankheit schwach auf den Füssen sind, wirken kräftigend öftere Fussbäder in gesottenen Weidenrinden; die Korbflechter geben solche billig ab.

 

Für Gallensteine

nehme man Nesselwurzeln und auch -blätter; siede dieselben in der Milch einige Zeit und trinke davon. Es führt die Gallensteine fort und führt auch sonst noch Wasser ab; auch Löwenzahnwurzel hilft. Noch stärker wirken Efeublätter mit dreimal soviel Salbei in heissem Wein angebrüht; davon nehme man nach jedem Essen einen Esslöffel voll ein, aber ja nicht mehr, da es sonst den Magen angreift.

 

Rasche Heilung von Gelenkrheumatismus

(Gliedersucht, Ischias, Hexenschuss)

Auf einmal kannst du nicht mehr gehen; es bohrt dir und würgt dich im Knie oder den Schenkeln; oder du kannst den Arm nicht mehr aufheben; im Schulterblatt und in den Gelenken bohren und nagen die «Gsüchter»; es hilft dir kein Pflaster, kein Ameisengeist, kein Wacholdergeist. Der Arzt meint, 3 bis 4 Wochen müssest du ruhig im Bett liegen; er wolle dich unterdessen behandeln mit Salizyl. Aber gerade dies Salizyl kennst du von 2 Jahren her. Es heilte deine Gliedersucht und verdarb deinen Magen.

Willst du rasch des bösen Gastes ledig werden, spätestens in 5 bis 7 Tagen, so mach es so:

1. Nimm 1 bis 2 Farnwurzeln, die ganz und innerlich noch frisch sind (gedörrte und geschnittene verlieren in einigen Tagen die Kraft), zerschneide sie klein, wasche sie jedoch nicht, lege alles in ein Säcklein und lege oder binde dies auf die leidende Stelle und lass es dort, bis der Schmerz weg ist. Oft schon nach einem halben Tag ist aller Schmerz weg. – Ist der ganze Rücken leidend, so brauchst du mehr Wurzeln und einen längeren Sack und musst darauf liegen.

2. Kannst du oder willst du nicht ins Bett, so bade am gleichen Tag (aber nicht am gleichen halben Tag) das kranke Glied nochmals eine halbe Stunde im gleichen Kräuterwasser.

3. Vor dem Einschlafen trinke entweder guten Glühwein oder Holundertee, oder – was das beste ist – Geissbarttee (Spiraea ulmaria), in Wein angebrüht.

Mach es so 4 bis 6 Tage lang und du bist geheilt. – Ist aber das rheumatische Leiden nicht plötzlich gekommen, sondern schon Jahre alt oder du bist selber schon 60 und mehr Jahre, so nimm Vollbäder in Farnwurzelabsud oder Farnextrakt. Täglich jedoch einen Tee aus Birkenblättern, Geissbart, Hauhechel und Galium verum (Chrüzlichrut), etwa alle Stunden einen Schluck, dann kannst du, je nach der Tiefe und Länge des Übels, in 3 bis 6 Wochen geheilt sein. Viele wurden schon geheilt mit dem speziellen «Rheumatee» und mit Einreibungen von Farngeist («Filix»), wobei täglich öfters Nieren- und Blasengegend eingerieben werden. Auch Lapidar Nr. 9 hat schon ganz hoffnungslose Fälle geheilt.

 

Geschwülste, die von der Sommerhitze herrühren

Ohne dass ein Tierbiss oder eine Verwundung oder Vergiftung vorliegt, beginnen die Füsse aufzuschwellen, oft bis über die Knie; bei andern sind selbst die Arme geschwollen, andern schwillt auf einmal das Gesicht auf unter grossen Schmerzen, zeitweilen mit Fieberbegleitung. Erschrick nicht, denn gefährlich ist es nicht, wenn auch schmerzlich. Die Geschwülste zerteilen sich bald, wenn du den Storchenschnabel (Geranium, Gottesgnadenkraut, St.-Katharinen-Kraut) zerschlägst und auf die schmerzenden Stellen bindest. Dabei trinke fleissig Tee vom Taumänteli oder vom Chäslichrut oder den Blüten und Blättern der Winden. Statt des Storchenschnabels kannst du ein Stubengeranium zerquetschen und aufbinden; es ist dieselbe Pflanze.

 

Grippe

Hier werden immer angegriffen: Kopfnerven, Nieren, Blase, Lungen, öfters auch Herz und Magen. Unser Grippetee (heute Erkältungstee genannt) hat alle, die ihn zeitig gebraucht haben, in kurzer Zeit geheilt. Man gibt dem Kranken jede Stunde einen Schluck. Die Hauptsache ist, dass recht viel Wasser abgeht; gelingt dies nicht trotz Trinkens des Grippetees, dann heisst es aufpassen. In diesem Falle arbeiten eben die Nieren nicht mehr: hier hilft jedoch ein einfaches Mittel. Nimm 2 Zwiebeln oder 2 Knoblauch, zerquetsche sie und lege sie roh auf beide Nieren und lasse sie 3 bis 7 Stunden dort; die Nieren beginnen hierauf wieder zu arbeiten und es geht viel Wasser ab. Alsdann kann auch keine Lungenentzündung mehr entstehen.

 

Nachwehen der Grippe

Viele Personen sind seit der Grippe nicht mehr recht wohl. Die einen lösen viel zuwenig Wasser im Vergleich zu früher; diese gebrauchen Zwiebeln und Knoblauch, wie vorhin beschrieben oder eine Zeitlang unsern Nierentee. Andere sind schwach auf dem Herzen; diesen rate ich Lapidar Nr. 6. Andere haben den Appetit verloren; diesen rate ich mein Lapidar Nr. 8. Andere sind matt und haben kein rechtes Leben; diesen rate ich das einfache Lapidar Nr. 11 oder meinen Kraftwein.

 

Herzleiden

Pfarrer Kneipp sel. wusste aus Erfahrung, dass viele Leute, denen man weisgemacht hatte, sie seien herzleidend, ein ganz gesundes Herz haben; dennoch klagen sie über Schmerzen in der Herzgegend.

Dieser Schmerz und diese Bangigkeit rührt oft her von hartem Stuhlgang; bei der ewigen Fleischesserei unserer Zeit kommt dies Übel entsetzlich viel vor. Hier hilft die Feigenkur (Seite 30), ferner Lapidar Nr. 3, bei starker Verstopfung Lapidar Nr. 10.

Ist keine Verstopfung da, bist du aber früher Fusskrämpfen unterworfen gewesen und jetzt nicht mehr, so ist das Leiden krampfhaft; hier helfen dir Fussbäder in Farnwurzel-Absud.

Ist weder das eine noch das andere der Fall, bist du «auf den Zug gesprungen» oder bist du mit einem Schnellzug um die Wette gerannt, oder hast dich «überlupft», bist von einem Säntis heruntergerannt, als ob 10 Kosaken dich verfolgen, dann darfst du glauben, dass dein Herz wirklich angegriffen sei. In diesem Falle heisst es, eine Zeitlang recht piano und dolce tun, etwas länger schlafen, nicht rennen, nicht «jucken», nicht schwer lupfen, ja nicht der «Täubi» und dem «Chib» sich hingeben, geistige Getränke meiden wie Gift, und die Herzgegend täglich ein- bis zweimal waschen mit Wasser und Essig.

Bei Herzanfällen sollst du sofort über die Herzgegend kalte Umschläge machen mit Wasser und Essig.

Für Herzschwache, Wasser auf dem Herzen, Herzverkalkung ist folgendes Rezept ratsam: 5 Teile Sternmiere (Cerastium- oder Stellaria-Sorten), 5 Teile Benediktskraut, 2 Teile Silbermänteli, ½ Teil Wermut; täglich fünfmal eine halbe Tasse getrunken. Eine wirksame Mischung erhältst du in meinem Herztee oder Herztabletten.

 

Einfaches Hühneraugenmittel

Viele zerschneiden eine Zwiebel (Böllen) in Scheiben, legen sie in Essig und legen jede Nacht ein Stück auf; hilft vielen. Schuld an den vielen Hühneraugen ist meist der Hochmut, da man viel zu kleine Schuhe trägt.

 

Influenzatee

Eine Handvoll Wermut, eine Handvoll Salbei, eine Handvoll Alpenehrenpreis, eine Handvoll Süssholz, gemischt, jeden Morgen und Abend ein Schluck, bewahrt vor Influenza. Influenzakranke nehmen alle halbe Stunde einen Löffel voll und gesunden in 2 Tagen.

 

Schnupfen und Katarrh

üben ihre Herrschaft aus den ganzen Winter, besonders die erste Kälte packt Millionen Menschen. Starke und kerngesunde, im Freien arbeitende Leute haben den Katarrh gewöhnlich bald überwunden. Leute dagegen, die in Stube, Werkstätten, Fabriken usw. sich aufhalten, werden viel schärfer angegriffen; sind dann diese Leute noch von schwacher Gesundheit, so will der Katarrh nicht mehr weichen und geht über in Heiserkeit und Lungenverschleimung.

Gottlob hat der Schöpfer auch für diese Leiden zahlreiche Heilkräfte in die Pflanzen gelegt. Erfasst dich der Schnupfen und Katarrh, so trink abends vor Schlafengehen eine tüchtige Portion von Tee aus Wegerich (Wegeliballen), Schlüsseli, Taumänteli und Pfefferminze. Tust du dies gleich anfangs, wenn das Übel erscheint, so bist du schon am folgenden Morgen frei; hast du dagegen gesäumt, so trink den Tag hindurch öfters von diesem Tee (immer warm), dann wirst du meistens bis zum Abend katarrhfrei sein. Gleiche Dienste leistet auch Pfarrer Künzles Professorentee II.

Kommt die Kälte, so muss sich der Mensch anders kleiden; alle Tierlein werden vom lieben Gott entweder mit wärmerem Kleide ausgestattet, wie Hasen, Füchse, Wiesel, Hühner, Enten usw., oder in wärmere Orte verschickt, wie die Zugvögel, oder in Ritzen, Löchern, Höhlen und wettergeschützten Orten verborgen, wie die Murmeltiere und viele Insekten. Das ist ein Wink für den Menschen; hier heisst es dann Füsse warm und trocken, Kopf und Hals frei. Nur keine Schleifen und dicken Tücher um den Hals, denn diese verzärteln den Hals und sind das sicherste Mittel, alle möglichen Halsübel zu züchten.

Leute, die sich den Sommer hindurch ans kalte Wasser gewöhnt haben (Ganzwaschungen!) und bei offenem Fenster zu schlafen pflegen, sind lange nicht so empfindlich für Wetterveränderungen wie wasserscheue und luftdicht verschlossene Menschen.

Kinder, die den Sommer über barfuss gegangen sind, ertragen dreimal soviel Kälte und sind dreifach ausdauernder als die verwöhnten und verhätschelten Kinder, die selbst im Hochsommer als Adelszeichen Schüeli und Strümpfli tragen. Wenn diese bei 40 Grad Wärme noch frieren und Strümpfli brauchen, um's Himmels willen, welches Bärfell wird dick genug sein bei 10 Grad Kälte! Sie sehen auch immer danach aus, diese Puppenkinder, bleich wie Mehlsäcke, leicht wie Federn und gebrechlich wie «Kaffeebeckeli»; kaum der Schule entlassen, müssen sie oft doktern, tragen im Winter Bänder und Decken wie vermummte Wilderer, verfallen der Bleichsucht und dem Kopfweh und ewigem Zahnweh; fallen dann solche Puppen in den Ehestand wie die Fliegen ins heisse Wasser, dann hat der Mann seiner Lebtag Musik genug, denn er hat eine Jammerorgel im Hause, und mit jeder Geburt kommt ein neues Register hinzu.

 

Behandlung von Kinderkrankheiten

Es gab in der Schweiz Gegenden, in denen seit Jahrzehnten gewöhnlich die Hälfte der Neugeborenen im ersten Lebensjahre starb. Ich kenne einen Pfarrer, welcher der Ursache dieser Sterblichkeit nachforschte und sie bald fand. Die Kinder entbehrten nämlich jener Milch, wie sie Gott der Mutter verleiht. Darauf versammelte der Pfarrer öfters die Mütter, legte ihnen die Erfüllung ihrer Pflicht ans Herz, belehrte sie auch über die Behandlung der Kinderkrankheiten und hatte den Trost, die Kindersterblichkeit von 60 Prozent auf 8 Prozent hinuntersteigen zu sehen, bei welchem Prozentsatz es seit Jahren verblieben ist.

Jener Pfarrer hatte zuerst das übliche Bedenken, es schicke sich nicht für den Geistlichen, sich in Sachen der Gesundheit und körperlicher Gebrechen zu äussern; er bat daher einen befreundeten Arzt, einen aufklärenden Vortrag zu halten, worauf dieser, ein Menschenkenner, ihm die treffliche Antwort gab: « Warum nicht Sie selbst? Hat denn der Heiland sich bloss mit rein geistigen Dingen befasst? Hat er nicht jedes körperliche Elend geheilt? Zudem haben Sie als Seelsorger mehr Autorität als ich bei Ihren Leuten; bei mir würde es sofort heissen: Er spricht eben für seinen Sack.»

Auf diesen Ausspruch des Arztes hin mahnte jener Pfarrer die Mütter an ihre Pflicht, den Kindern die natürliche Nahrung zu reichen, und wies sie an, wie sie die Kinderkrankheiten zu behandeln hätten, welche Nahrung passend sei, wie sie Luft, Licht, Wasser nicht sparen sollen. In diesem Sinne will auch ich kurz das Wesentliche behandeln.

1. Vor der Geburt. Viele Kinder werden schon im Mutterleib verdorben. Eltern, die irgendeinem Gewohnheitslaster ergeben sind, wie Trunksucht, oder an schwerer Empfindlichkeit leiden, vererben diese Anlagen meist auf die Kinder. Mütter, die in der Schwangerschaft tanzen, sich schwerem Zorne oder grosser Traurigkeit hingeben, über die Massen arbeiten, schädigen das Kind.

2. Nach der Geburt. Es ist ein Gebot, das Gott in die Natur gelegt, dass die Mütter ihre Kinder solange als nur möglich mit der Muttermilch nähren; selbst die wildesten Völker beobachten diese Sitte. Maria die jungfräuliche Gottesmutter und die erhabenste und benedeite unter dem Frauengeschlecht, wird ausdrücklich deshalb gepriesen in der Heiligen Schrift. Es gibt nun leider Gottes Mütter genug, welche diese heilige Naturpflicht nicht mehr erfüllen können wegen Schwächlichkeit oder Krankheit oder eines Fehlers in der Naturanlage. Diesen will ich keinen Vorwurf machen. Viel zahlreicher aber sind jene Mütter, welche aus Bequemlichkeit, falscher Scham und eitler, hochmütiger Vornehmtuerei diese heilige Pflicht unterlassen oder nur ganz kurze Zeit, 8 bis 14 Tage, erfüllen. Sie gebrauchen alsdann allerlei künstliche Nährmittel, die aber sowenig die Muttermilch ersetzen können, als die Magd die Mutter ersetzt.

3. Kinderkrankheiten.

Vorbemerkung. Bei fast allen Kinderkrankheiten, besonders bei Ausschlägen, Ruden, Rotlauf, Masern, fehlt es bei den Kindern an richtiger Wasserlösung. Jede Mutter sollte zuallererst hierauf achten; denn die Kinder sagen hiervon nie, auch gar nie ein Wörtlein. Geht zuwenig Wasser ab, so verhockt es im Leibe, bildet Drüsen oder Säuren oder Rufen oder Fieber; ja, es können schwere Augen- und Ohrenleiden daraus entstehen, sogar Veitstanz und fallendes Weh. In letzterem Falle lasse man die Ausscheidungsorgane durch einen Arzt untersuchen.

Nichts ist leichter zu heilen als mangelnder Wasserabgang. Gib dem Kinde täglich ein- bis zweimal eine halbe Tasse Tee von Schliessgraswurzeln (Triticum repens) und beachte nachfolgende Winke:

a) Ausschläge Rüden Säuren, Bibeli, Aissen, Tüpfli kommen alle unfehlbar her von zuwenig gelöstem Wasser. Äusseres Schmieren und Salben und Baden führt allein nicht zum Ziele. Da heisst es stark das Wasser treiben. Hier helfen Schliessgraswurzeln, Silbermänteli, Katzenschwanz, Maisbart, Hauhechel, einzeln oder gemischt, täglich öfters davon getrunken, bis die Ausschläge wegfallen. Erwachsenen gebe ich hierfür das Lapidar Nr. 3 oder Beverol, eine Blutreinigung, die vorzüglich wirkt.

Wenn Kinder Fieber, Rufen, Säuren, Ausschläge haben, starkes Beissen fühlen, immer matt und müde sind, fehlt es meistens nur in den Nieren; sobald dieser Nierenkatarrh weg ist, erfolgt starkes Wasserlösen, und die Heilung ist oft schon in einem Tag da. Hierzu brauchen wir Schliessgras und etwas Minzen; ist auch Verstopfung da, fügt man Fenchelpulver bei. Fertig zu beziehen unter dem Namen Pfarrer Künzle's « Kindertee».

b) Bei Masern, Überröti, Scharlach gebe man obigen Tee und beobachte folgendes: Anfangs haben die Kinder meistens Fieber und sind heiss am ganzen Leibe. Solange die Hitze da ist, vermeide man warme Bäder und decke die Kleinen ja nicht zu stark zu; dicke Decken vermehren Fieber und Hitze und töten mehr Kinder als die Krankheit selbst. Da heisst es, alle Stunden und noch öfters das Kind tüchtig abwaschen mit kaltem Wasser, bis die Hitze fort ist. Dann erst gib ihm acht Tage lang täglich ein Bad aus Heublumen und Tannenkries. Dies zieht den Krankheitsstoff heraus, so dass das Kind nachher gesünder ist als vorher.

c) Bei Keuchhusten bade das Kind zweimal täglich in gesottenem Tannenkries warm, je eine halbe Stunde; die Brust reibe täglich sieben- bis zwölfmal ein mit unserm Filix (Farngeist); innerlich gib ihm Keuchhustentee (Thymian, Melisse, Pfefferminze, Schliessgraswurzeln, Salbei), alle Stund' einen Schluck oder noch besser unsere Hedramed-Tropfen.

d) Würmer haben sehr viele Kinder. Gegen diese hat der liebe Gott die kleinen Farnsorten geschaffen, die an den Mauern und in den Felsen wachsen, die Mauerraute (Ruta murorum), das Frauenhaar (Capillus veneris). Die grossen Farnsorten sind den Kindern nicht zuträglich und müssen selbst bei Erwachsenen mit dreimal soviel Wacholderbeeren vermengt werden. Man gibt den Kindern von diesem Tee morgens nüchtern eine Tasse und lässt sie darauf zwei Stunden fasten; man wiederholt diese Anwendung vier bis fünf Tage.

e) Durchfall (Abweichen) kannst du schnell beheben mittels Tee von Brombeerblättern, diese sind ja auch im Winter grün und an Waldrändern immer zu finden; noch schneller wirkt das Katzentöpli (vier bis fünf Blumen, tüchtig gesotten, genügen), am schnellsten Tee von Blutwurz (Tormentill).

f) Englische Krankheit. Von Kindern, die mit einem Jahr noch so schwach sind wie vierteljährige, ja selbst mit zwei und mehr Jahren noch nicht stehen können, sagt man, sie haben die Englische Krankheit. Ein ganz wirksames Mittel besteht darin, dass man Forrenkries von den höchsten Bergen nimmt, besonders das Kries der Legföhre, die an den allerobersten Felsen hinkriecht, solches zwei bis drei Stunden siedet und in diesem Absud das Kind täglich je eine Viertelstunde warm badet, etwa vier bis acht Wochen lang. Das Kind wird bald lebhafter, beginnt zu «trüejen» und kommt zum Stehen und Springen. Auch Bäder in der gelben Weidenrute oder im Steinknöterich (Polygonum aviculare) führen zum Ziele. Innerlich gib dem Kinde fleissig Wegerichsirup und Schliessgraswurzeltee.

g) Vorbeugungsmittel bei auftretenden Kinderkrankheiten, wie Masern, Scharlach, Überröti, Keuchhusten. Sobald die Krankheiten in der Nähe auftreten, nähe zwei bis drei Knoblauch oder Zwiebeln oder Allermannsharnisch in ein Säcklein und häng es dem Kinde an den Hals; ich kenne eine Familie mit sechzehn Kindern, die immer so verfuhr und von allen diesen Kinderkrankheiten gänzlich verschont blieb; es ist keinerlei Aberglaube dabei, sondern einfach die natürliche Auswirkung dieser scharfen Pflanzen.

Wie gütig hat doch die göttliche Vorsehung bei Erschaffung der Pflanzen an die Menschheit gedacht!

h) Die Mundfäule und ihre Heilmittel. Im Mund drinnen sind eine Menge Bläschen, bald mit, bald ohne Eiter; öfters ist heftiges Zahnweh damit verbunden. Heilmittel: Frische Rosen zerkäuen und im Munde behalten, oder St.-Katharina-Blümlein (Storchenschnabel), aber nicht schlucken, obwohl es kein Gift ist; oder Himbeer- oder Brombeerschosse sieden und damit den Mund spülen; auch Heidelbeerblätter zerkäut oder gesotten und damit den Mund gespült, tun dasselbe; auch Erdbeerblätter und « Chäslichrut» kann man dazu verwenden. Also einfache und wohlfeile Heilmittel genug.

i) « Muetter, i ha Buuchweh!» Wer hat nicht als Kind so gejammert? Dem ist bald abgeholfen. Siede Kümmi oder Änis in der Milch und gib's dem Kinde zu trinken; sofort finden die Winde ihren Weg, und das «Buchweh» ist fort.

k) Es steckt etwas im Halse, kann nicht hinab und nicht hinauf. Steck dem Kinde einen oder zwei Finger in den Hals, dann erbricht es alles, was im Wege ist.

l) « Es het mi ä Wäspi g'anglet!» Chäslichrut zerquetscht und aufgelegt, nimmt augenblicklich allen Schmerz, auch nasse Erde aufgelegt, hilft bald.

m) « Muetter, i ha mi ghaue!» Wasch die Wunde in warmem Wasser, dann nimm ein paar Wegerichblätter, zerquetsche sie und leg sie auf; heilt gar schnell.

n) « Muetter, i ha mi kluppet!» «Kluppet» ist viel schlimmer als «ghaue». Das Kind halte möglichst lange den Finger in Speiseöl oder Olivenöl; dann nimm das Weisse vom Ei und bind's ihm auf.

o) Nagelbrühe heilt am schnellsten, wenn das Kind täglich mehrere Male die Hand in Heublumenwasser badet; dazwischen kann man irgendeine Heilsalbe auflegen.

p) Ein Kind hat giftige Kräuter gegessen, wie Zeitlosen, Eisenhut, Tollkirschen. Gib ihm sofort warme Milch und zwinge es, gewaltig viel zu trinken. Unterdessen grab in der Wiese ein paar Wurzeln von Bibernell (Bockswurzel) oder Iberich (Scharten) oder Angelika (Riedpaguden, Gugen), mach daraus einen Tee und zwinge es, selben zu trinken, dann hast du sein Leben gerettet. Auf alle Fälle den Arzt sofort rufen.

q) Diphtheritis oder Halsbräune. Hier musst du den Arzt rufen; bis er eintrifft, umwickle den Hals mit kalten Essigumschlägen. – Sehr wichtig ist bei der Diphtheritis, dass man das Fieber nicht aufkommen lässt; sobald es kommen will, wäscht man den ganzen Leib tüchtig ab mit kaltem Wasser. Dann mische fünf Esslöffel Bibernellpulver mit zweimal soviel Honig oder Latwerge oder Sirup und gib dem Kind alle Viertelstunde einen Esslöffel voll davon ein. – Ebenso wirksam ist die Goldrute (Solidago virga aurea) oder das Heidnische Wundkraut (Senecio Fuchsii), innerlich und äusserlich angewandt.

Gegen die Krupp gebrauche die gleichen Mittel.

r) Bettnässen rührt her von Blasenschwäche. Wirksam hat sich folgende Mischung gezeigt: 1 Teil Johanniskraut, 1 Teil Schafgarbe, 3 Teile Fünffingerkraut, 2 Teile Knöterich, 1 Teil Wacholderbeeren. Man gibt davon den Kindern täglich zweimal eine Tasse. Wo man starken Schlaf als Ursache annimmt, bindet man dem Kind ein Nastuch um den Leib und macht den Knoten mitten im Rücken. Wenn der Handel losgeht, legt es sich auf den Rücken und erwacht ab dem Knopf. Probatum est!

Sehr viele Kinderkrankheiten kommen daher, dass die Kinder auf der feuchten Erde sitzen und auf steinernen Stiegen, sogar auf den giftigen Zementstiegen, denen sogar die Katze ausweicht.

Vor allem aber empfiehl die Kinder täglich ihren lieben Schutzengeln, dann werden diese sie gerne behüten.

 

Kolik

erfordert sofortige Hilfe, sonst ist der Kranke verloren. Der Patient empfindet furchtbare Schmerzen im Gedärm, hat keinen Stuhlgang, muss alles erbrechen.

Äusserlich ein vierfaches Leintuch, in heisses Wasser eingetaucht, auflegen auf den Unterleib.

Innerlich: ein Glas echten Enzianschnaps, jedoch ganz warm; wo man dies nicht hat, siede man Milch mit drei Zinken Knoblauch und fünf Löffelvoll Kümmi. Wo selbst dies nicht hilft, trinke der Patient ein Glas Johannisöl.

Ein weiteres Mittel gegen Kolik und Unterleibserkältung und selbst Blinddarmentzündung ist Kümmimilch. Kümmi wird zerquetscht, tüchtig in Milch gesotten, die Milch dann gut gesiebt und warm alle Stunde dem Kranken eingegeben.

 

Kopfweh

kommt oft von Magenbeschwerden her; diese Personen leiden an hartem Stuhlgang und an Aufstossen nach dem Essen. Die Gase, die bei richtigem Stuhlgang ins Freie kommen, können wegen der Stuhlverstopfung nicht fort und steigen dann zum Kopfe. Hier hilft eine regelmässige Feigenkur (Seite 30) oder Lapidar Nr. 10.

Bei anderen ist das Kopfweh krampfhaft, was man daran erkennen kann, dass die Person früher viel an Fuss- und Wadenkrämpfen litt, seitdem sie aber über Kopfweh klagt, die Krämpfe in den Füssen ohne weiteres verloren hat. Hier helfen Fussbäder mit der Farnwurzel oder Farnwurzelextrakt.

Endlich kann das Kopfweh herkommen von zeitweiser Überanstrengung, auch von Katarrh, nicht geheilter Gesichtsrose. Hier hilft der Professorentee II (Seite 66).

Bei Leuten, die tief in die Nacht hinein gewohnheitlich arbeiten, bei übermässig Studierenden, Gelehrten, bei Bahnbeamten, die im ewigen Getöse und «Gestrebel» sind und wenig schlafen können und in dieser Lage monatelang bleiben, tritt endlich das nervöse Kopfweh auf. Für dieses Leiden ist Ehrenpreis (Veronica officin.) zeitweilig recht gut; im übrigen aber heisst es: « 's ist Zit met der Geiss ab em Mart!» Weg von aller geistigen Beschäftigung, weg vom Getöse, vom «Gestrebel», fort aus dem Büro und der Stadt aufs Land, so hoch hinauf als möglich, viel, viel Bewegung in der frischen Luft, und das so lange, bis man wieder ruhig schlafen kann. Recht stille Luftkurorte, wo weder viele Fremde noch Klaviere und Hunde sind, aber dafür viele Tannen und rauschende Bäche, wie Vättis und Weisstannen usw.; das allein kann noch helfen.

 

Rezept für Lungenkranke

Die Zahl der Lungenkranken, Keucher und Hüstler ist Gott bekannt. Viele wollen nicht gesund werden. Sie sind zu träg, ein Mittel vier Wochen zu gebrauchen, sind verwöhnte Leute, die alles verschmähen, was nicht wohlschmeckend ist. Diesen ist freilich nicht zu helfen.

Ist ferner die Natur schon derart abgeschwächt, dass diese Kranken bettlägerig sind, so wirkt kein Mittel mehr, auch wenn es noch so sehr angepriesen wird. Viele jedoch können sich noch im Freien bewegen und wollen ernstlich gesund werden. Für diese schreibe ich ein erprobtes Rezept.

Grünes Forrenkries oder, wo man dieses nicht bekommt, Rottannenkries wird fein zerhackt. Damit füllt man 8 bis 10 Zainen voll und stellt sie auf im Schlafzimmer des Kranken oder hängt sie bei Raummangel auf wie Lampen; jeden Abend vor dem Schlafengehen rührte man alles Kries tüchtig auf, damit der Duft herauskommt.

Duftet das Kries nach 3 bis 4 Wochen nicht mehr, muss es durch frisches ersetzt werden.

Ich habe gesehen, wie Schwindsüchtige, die sich nur noch mit Hilfe von Stöcken bewegen konnten, auf diese Weise geheilt wurden.

In den Berggegenden gedeiht eine viel stärkere und wirksamere Sorte Forren; es ist die Legföhre, auch Steinforre, Arle, Tschuppen genannt; sie wird kaum mannshoch, treibt jedoch zahllose Ausläufer und kriecht über die Felsen hin, wo sie bis zuoberst an der Baumgrenze gedeiht.

Als innere Medizin empfehle ich den Lungenkranken aller Art, auch den Influenzakranken, folgenden Sirup:

3 Handvoll Wacholderkries, grünes,
3 Handvoll Wegerich,
1 Handvoll Brennesseln,
1 Handvoll Johanniskraut,
3 Handvoll Angelika,
1 Handvoll Königskerze,
1 Handvoll Gundelrebe,
1 Handvoll Pfefferminzen,
½ Handvoll Änis und Fenchel,
1 Handvoll Isländisch Moos,
1 Handvoll Ehrenpreis,
2 Handvoll echtes Lungenkraut (Pulmonaria),
½ Handvoll Aronablätter (Arum),
½ Handvoll Attichwurzeln (wilder Holder),
½ Handvoll Bibernellwurzeln (Bockswurzeln).

Wer obigen Sirup nicht selbst herstellen will, wähle meinen Husten- und Bronchial-Sirup Liquisan.

Ist Tuberkulose vorhanden, muss die Sache nach dem Gesetz ärztlich behandelt werden.

 

Lungenentzündung, Nierenentzündung, Brustfellentzündung

(erstere kenntlich am Stechen in der Seite und vorhergehendem starkem Kopfweh) wird am schnellsten geheilt, wenn man sofort dem Kranken einige frische Blätter der Stechpalme (Ilex aquifolia, Palme, Stechlaub), siedet und zu trinken gibt; über Brust und Seite mache man tüchtig Aufschläge mit halb Essig und halb Wasser, kalt.

In manchen Fällen wirkt noch schneller Tee von Weihwedel (Globularia) oder Sanguisorba (Blutstillerin, Wiesenknopf), viel getrunken.

Woher kommt die Lungenentzündung? Von starker Verkältung; diese staut das Wasser, das nicht mehr abgeht und in die Lungen hineinkommt und dort sofort Entzündung bewirkt. Willst du der Lungenentzündung zuvorkommen, so trinke, sobald du merkst, dass das Wasser nicht abgeht, Stechpalmentee oder Schliessgrastee oder Katzenschwanz; sollte das Wasser trotzdem nicht abgehen, dann ist halt die Blase geschwollen; in diesem Falle nimm ein halbstündiges warmes Sitzbad in Katzenschwanz; das hilft; damit hast du Lungenentzündung verhütet.

Bei der nassen Brustfellentzündung sowie bei Rippenfellentzündung ist die Ursache die gleiche wie bei Lungenentzündung; somit muss auch die Heilung erfolgen, sobald viel Wasser abgeht. Als sehr gut bei diesen Krankheiten hat sich folgendes Rezept bewährt: 1 Teil Weinraute (Ruta offic.), 3 Teile Salbei, 2 Teile Maisbart, täglich fünfmal eine halbe Tasse. Die Weinraute beschleunigt die Blutzirkulation, Salbei und Maisbart stärken die Nieren und führen viel Wasser ab.

 

Nasenbluten

hört fast augenblicklich auf, wenn du eine Handvoll frischer Hirtentäschli dem Bluter um den Hals bindest. Sind Hirtentäschli nicht gleich zur Hand, so verfahre ebenso mit einer Handvoll frischen Grases, bei öfterem Bluten hilft nur Habichtskraut mit Ei.

 

Steter Nachtschweiss

schwächt ungemein. Recht wirksam dagegen ist der Katzenschwanz in allen seinen Arten, anbrühen und vor Schlafengehen trinken.

 

Fußschweiss

ist die gesündeste Krankheit, die es gibt. Aller kranke Stoff geht bei diesen Leuten unten zur Fußsohle hinaus. Direkt vertreiben soll man ihn daher nie, sonst entstehen immer schwere und unheilbare Krankheiten, die so lange dauern, bis der Fußschweiss wiederhergestellt ist. Letzteres erreicht man mühsam durch viele Heublumenfussbäder.

Nur mildern darf man ihn, aber nie, nie, nie durch kalte Fussbäder, sondern durch Reinigung der Nieren, indem man Tee von wassertreibenden Kräutern trinkt, wie von Silbermänteli, Katzenschwanz, Maisbart, Schiessgras usw. oder unseren Nierentee.

 

Schwini

Schwini, Schwund heisst man das Kürzerwerden oder Dünnerwerden eines Armes oder eines Fusses; bald ist dieses Übel noch mit Schmerzen verbunden, bald schmerzlos. Ist es schmerzlos, so lässt es sich heilen, wenn man 4 bis 6 Wochen täglich mehreremal das betreffende Glied tüchtig mit kaltem Wasser übergiesst und dann tüchtig abreibt von oben nach unten.

Ist jedoch die Schwini schmerzhaft, dann ist Rheumatismus damit verbunden; alsdann wird man mit kaltem Wasser wenig ausrichten oder nur schaden. In diesem Falle reibe man täglich mehrere Male das betreffende Glied ein mit folgender Mischung:

Nimm je eine Handvoll Frauenmänteli und eine Handvoll Hirtentäschli, schütte guten Branntwein daran oder Vorlauf, verbinde es gut und setze es 10 bis 14 Tage der Sonnen- oder Herdwärme aus; dann seihe es ab. Täglich mehrmaliges Einreiben damit hilft in den meisten Fällen. Fertig zu beziehen unter dem Namen «Robur».

 

Schwerhörigkeit

Bei noch jungen Leuten kommt sie meist von verhocktem Katarrh her. Professorentee II mit Lavendel und Ehrenpreis führt die verhockten Stoffe aus und stellt das Gehör wieder her; äusserlich leistet ein Ohrenbalsam gute Dienste.

Bei älteren Leuten ist die Schwerhörigkeit meist eine Folge der Adernverkalkung oder von Blutstauungen und meist unheilbar.

 

Wassersucht

ist am Anfang heilbar. Man gibt dem Patienten Kräuter, welche die Urinausscheidung fördern, so Katzenschwanz und Frauenmänteli. Hat er kein Fieber, so gib ihm noch als Pulver oder als Tee gesotten die Wurzel der ungeheuren «Hutblaggen» («Sandblaggen», «Schneggenblaggen»); je grösser und feister das Blatt, um so wirksamer ist die Wurzel.

Bei anderen wirkt folgendes Mittel: Verbrenne Reckolderkries, sammle die Asche und schütte guten Wein dazu, stell ihn an die Sonne 8 bis 10 Tage oder an die Wärme, dann seihe den Wein ab und gib alle Stunden davon dem Patienten einen Schluck.

Leute, die Anlage zur Wassersucht haben, sollten jede Woche einmal Tee trinken von Katzenschwanz (gleichviel welcher Art) und Frauenmänteli.

Gegen Wassersucht wirkt auch fortgesetzter Genuss von Blättern der Birke (Betula alba, Billeche), mit Wein gesotten, morgens und abends getrunken.

Bei anderen wirken besser die Blüten des Geissbartes, in Wein gesotten und getrunken.

Ferner wirken ausgezeichnet die Wurzeln der Hauhechel oder Wiberhächle (Ononis spinosa), und das Hieracium murorum und alpinum, vor allem der Maisbart.

 

Zuckerkrankheit (Diabetes)

Diese böse Krankheit kommt mehr vor, als man glaubt. Die Bauchspeicheldrüse ist dabei krank. Demzufolge wird der Blutzucker nicht abgebaut und gelangt durch die Nieren in den Urin. Dadurch kommt der Mensch schnell um seine Kraft.

Im Anfang lässt sich diese Krankheit oft mit folgendem Tee heilen:

Benediktskraut 3 Teile,
Brombeerblätter 1 Teil,
Heidelbeerblätter 1 Teil,
Goldenes Fünffingerkraut 2 Teile.

Man trinkt täglich fünfmal eine halbe Tasse, vermeidet Zucker und alle Süssigkeiten sowie geistige Geränke. Auch später vermeide der Genesende noch lange alle geistigen Getränke.

In fortgeschrittenen Fällen ist dieser Tee gut zur Unterstützung der Insulinbehandlung.

Bei Zuckerabgang empfehle ich auch meinen Diabetestee, der bei mir auch in Pillenform erhältlich ist.

Wer auffällig an Durst leidet, sich müde und unwohl fühlt, auch oft von Hautkrankheiten befallen ist, der sollte seinen Urin untersuchen lassen.

 

Ansteckende Krankheiten

Wenn Typhus, Cholera und andere Epidemien umgehen, geniesst man täglich Knoblauch oder einen halben Teelöffel Bibernellpulver oder Horstrinzenpulver oder Angelikapulver, in Most, Wein oder Milch. Die Wurzeln werden zerschnitten und sehr stark gedörrt und dann in der Kaffeemühle gemahlen. Diese Stoffe zerstören eine Menge Krankheitskeime.

Sollte, was Gott gnädig verhüten wolle, die Pest umgehen, so versehe man sich mit Pestwurz (Tussilago, Petasites); es ist dies die Wurzel des grossen Berghuflattichs, dessen Blätter oft 50 Zentimeter Durchmesser haben, oben grün, unten weiss sind. Die Wurzeln müssen stark gedörrt werden und können dann gemahlen werden; eingenommen, erzeugen sie starken Schweiss; nur wer recht schwitzen kann, wird geheilt.

 

Mixtura professoralis – Professorentee II

(Name gesetzlich geschützt)

So benenne ich den Tee, der hauptsächlich für Leute bestimmt ist, die wie Professoren, Kommandanten, Hauptleute, Prediger, Katecheten, Lehrer, Portiers an Bahnhöfen, Ausrufer usw. viel und laut sprechen müssen und daher ein sicheres, schnell wirkendes Mittel benötigen, um Schnupfen, Katarrh, Heiserkeit, Zahnweh, Kopfweh zu verhüten oder zu heilen; er entfernt auch die Anlage zu Gesichtsrose sowie zur Mandelanschwellung.

Es ist ein sehr angenehmer und wohlschmeckender Tee, der an Wohlgeschmack den chinesischen Tee übertrifft, dabei den Nerven ganz unschädlich ist, indem er nicht aufregt wie der Chinese, sondern beruhigt, so dass er als Familientee jedermann gereicht werden kann.

Er enthält unter anderem auch folgende Alpenkräuter:

  1. Primula officinalis, wohlriechende Schlüsselblümli;
  2. Alchemilla alpina, Silbermänteli;
  3. Dryas octopetala, Steichrüchere, Sillur;
  4. Geum reptans, St.-Benedikts-Kraut, Nagelchrut;
  5. Potentilla aurea, Goldenes Fünffingerkraut;
  6. Meum mutellina, Muttern;
  7. Plantago alpina, Ritzen;
  8. Mentha piperita, Pfefferminze;
  9. Triticum repens, Schliessgraswurzel.

Die Kräuter 2, 3, 4, 5 gehören in die Familie Potentillaceen und sind etwas radioaktiv, daher kommt wahrscheinlich ihre Heilkraft.

Man brüht den Tee an, lässt ihn 10 Minuten ziehen, setzt Zucker dazu nach Belieben und trinke ihn warm, soviel man will. Bevor man daran gewöhnt ist, nimmt man ihn lieber zur Vesperzeit als vor dem Schlafengehen, weil er anfangs gewaltigen Urinabgang bewirkt und so die katarrhalischen Stoffe ausführt.

Wer den echten Professorentee II, zu dessen Zusammensetzung viele Pflänzchen, wie Muttern, Ritzen, St.-Benedikts-Kraut, die nur ganz hoch oben zu finden sind, sich kaufen will, verlange ausdrücklich Pfarrer Künzles Professorentee II.

Dieser Tee entfernt in wenigen Stunden den stärksten Schnupfen. Leute mit hohlen Zähnen, die bei jedem Witterungswechsel mit Zahnweh geplagt sind, bekommen bei regelmässigem Genuss dieses Tees vollkommene Ruhe. Der gleiche Tee entfernt auch den Durchfall, heilt Blasen- und Wasserleiden und ist daher älteren Leuten sehr heilsam. Wegen der Kräuter 2, 3, 4, 7 ist er sehr zu empfehlen bei Fall, Stoss, innerer Verletzung, nur müssen in diesem Falle täglich 1 bis 2 Liter getrunken werden.

Dieser Tee ist auch, weil er Fieber, Brand, Entzündung verhütet und die Muskeln stärkt, allen Kindbetterinnen anzuraten. Wirksam sind hierbei besonders 2, 3, 4.

 

Hütet euch vor Zementböden!

Es ist jetzt Mode, in Küchen, Gängen, Kellern, Waschküchen, Metzgereien usw. Böden aus Zementplatten zu legen.

Diese Zementböden sind für 90 Prozent der Personen, die dort stehen und gehen müssen, die Quelle fortgesetzter Leiden in Hals, Zähnen, Kopf, Schluck, verursachen ungeheuer viel Krämpfe, Rheumatismen, Hexenschuss, Ischias. Frauen, die noch solche Böden fegen müssen und ohne Brett darauf herumknien, bekommen oft fürchterliche Schmerzen. In manchen überfüllten Kirchen stehen zu spät Angekommene auf dem blossen Zementboden des Ganges während der ganzen Dauer des Gottesdienstes, oft noch mit nassen Schuhen, und klagen dann am folgenden Tage über allerlei Schmerzen.

Wer auf Zementplatten oder -guss arbeiten muss, soll sofort ein dickes Brett hinlegen oder Korklinoleum. Gehts nicht anders, so schaffe dir Schuhe an mit Holzsohlen. Vom Oktober bis Mai soll man solche Böden nur wischen, nie fegen oder dann zum voraus Arztkosten und Schmerzensgeld verlangen. Die Gesundheitskommissionen sollten hierauf sehen!

Wer's irgendwie vermag, sollte sich sofort einen Holzboden oder dickes Korklinoleum legen lassen. Selbst Schweine, Hunde und Katzen erkranken auf solchen Böden. Also hütet euch vor den Zementböden! Lasset nie die Kinder drauf sitzen, das gibt immer Husten und Fieber.

 

Schokolade und Kakao

lieben grosse und kleine Kinder; wo sie ein paar Rappen bekommen, wird Schokolade gekauft, und wenn den Eltern Geld gestohlen wird, geht's gewiss auf in Schokolade und Biberli. In Fabriken und weiblichen Geschäften schlecken viele wie alte Rosse den ganzen Tag die schwarzen Täfeli; als Zeichen beleckter Kultur findest du auf allen Strassen Schokoladepapier und Schokoladehelgeli. Hat einmal jedes Liseli und Babeli Stimmrecht und willst du Grossrat werden, so kauf ihnen ein Fuder Schokolade, und sie stehen begeistert für dich ein, wärest du auch röter als Bebel und schwärzer als der älteste Jesuit.

«Kräutermann, was hälst du von der Schokolade?», fragte mich eine Mutter.

Hier meine Meinung, die auf Erfahrung beruht:

1. Die Schokolade nützt jenen Personen, die an Durchfall (Abweichen) leiden, denn sie verstopft.

2. Sie nützt besonders den Ärzten, welche dadurch eine zahlreiche Kundschaft bekommen. Die Schokolade bewirkt eben Verstopfung, der öftere Genuss macht die Verstopfung bleibend; die Verstopfung ist aber die Mutter der Hälfte aller Krankheiten. Schokoladekinder werden mit der Zeit alle magenkrank.

So, jetzt weisst du, was von der Schokoladeschleckerei zu halten ist. Wer somit die Gesundheit der Kinder verderben will, reiche ihnen oft Schokolade; wer sie fördern will, gebe ihnen Früchte aller Art, Nüsse, Feigen, Orangen, Datteln, Äpfel, Birnen usw.

 

Fleisch, Fleisch, Fleisch!

Fleisch zu Mittag, Fleisch am Abend, ein Würstli z'Vesper; Fleisch, auch wenn's noch so teuer ist; Fleisch, auch wenn's der Metzger kaum mehr auftreiben kann! Fleisch für die Kinder sogar! Fleisch, bis die Parlamente ratlos dastehen und nicht mehr wissen, woher bekommen!

O weh, der Magen schafft nicht mehr, die Därme sind geschwächt, beständige Verstopfung oder entsetzlicher Durchfall ist auf dem Platz; man rennt zu den Ärzten, zu den Apothekern, zu allen Quacksalbern und Spekulanten diesseits und jenseits des grossen Wassers, schluckt Pillen, Gifte, massiert, badet, jammert und heult, ruft aber dennoch: «Fleisch, Fleisch will ich, täglich Fleisch!»

Geht's nobel zu und her, so gehören mindestens dreierlei Fleisch auf den Tisch, natürlich jedesmal in einem anderen Teller, aber leider nicht in einen anderen Magen; zweierlei Fleisch verlangt die «bürgerliche Küche». Nur einerlei Fleisch gilt schon als arm oder unzivilisiert.

Aber der Kopf ist so eingenommen, der Leib so voll, der Schlaf so unruhig, die Laune so übel. Darum einen starken Wein her, oder einen Schnaps, der zerteilt alles! Aber die Verstopfung will nicht weichen. Also wieder zum Doktor! Aber eineweg Fleisch, Fleisch, Fleisch! Fleisch unter allen Umständen!

Bis vor hundert Jahren konnte die katholische Kirche noch zwei Abstinenztage in jeder Woche festhalten, Freitag und Samstag, an denen jeder Fleischgenuss untersagt war; dazu kamen noch die Fronfasten, je 3 Tage in jedem Vierteljahr; vom Aschermittwoch bis Ostern verlangte sie Enthaltung von Fleischspeisen mit Ausnahme der Sonntage, somit vierzig Tage lang. Es gab eine Zeit, wo diese Fasten samt Abbruch gehalten wurden in der ganzen Christenheit; damals wusste man noch nichts oder weniger von Verstopfung und dem langen Schwanz der Krankheiten, welche die Verstopfung mit sich führt; das Fleisch war wohlfeil, die Lebensdauer länger, das Aussehen besser.

Im 19. Jahrhundert aber beschworen Pfarrer und Kapläne zu Hunderten und Tausenden den Papst, das Fleischverbot zu mildern, indem sie riefen: «Das Verbot wird nicht mehr eingehalten, kann nicht mehr eingehalten werden, alles will Fleisch, man steinigt uns, um Gottes willen, mildere das Gebot!» Und die Dispens wurde notgedrungen erteilt, so dass jetzt nur noch der Freitag in jeder Woche übriggeblieben ist; von den vierzigtägigen Fasten aber blieben noch die drei letzten Tage der Karwoche. Und wie schwer erträgt man diese! Wie viele halten selbst den Freitag nicht mehr!

Die Gebote Gottes und der Kirche sind aber begründet in der ganzen Natur. Naturgesetz und positives Gesetz kommen schliesslich vom gleichen Gesetzgeber, dem Schöpfer der Natur, und jede Übertretung rächt sich selbst. Wer auf dem Kopf steht, dem steigt das Blut in den Kopf, auch wenn er Dispens erzwungen hat, und wer sich schneidet, wird bluten, auch wenn er den Dispensschein in der Tasche trägt, und wer die nun einmal in der Menschennatur begründeten Speisegebote nicht achtet, wird den Schaden in seiner Natur erfahren müssen.

Aber da höre ich von allen Seiten jammern: «Gerade die Fastenspeisen kann ich am wenigsten ertragen; diese beschweren meinen Magen, stossen mir auf, machen mir übel, also Fleisch her, Fleisch!»

Welche Fastenspeisen, ihr Seufzerbrüder? Nicht wahr, Eier, Mehlspeisen, Käse, alles triefend von Butter oder Margarine oder sonst einem Fett. Ja, wenn du nach einem solchen Mahl Holz spaltest oder den Acker umgräbst oder Heuburden einträgst, wirst du es verdauen können, wenn dein Magen nicht schon geschwächt ist durch die ewige Fleischkost.

Bringt deine Arbeit jedoch keine grosse körperliche Anstrengung mit sich, so wirst du die genannten schweren Speisen eben vermeiden müssen. Soll ich dir leichte und erträgliche und doch nahrhafte Fastenspeisen nennen, so schlage ich dir mit Pfarrer Kneipp sel. vor:

1. Habermus, die Nahrung unserer Väter. «Chömmet, Chinder, esset Habermues, wechset und trüeihet», ruft der alemannische Dichter Hebel. Moderne Dichter, Klaviere und Schulgesetze, diese Erzeugnisse einer überreizten Kultur, mag ich sonst nicht ausstehen, aber Hebel ist kein moderner Mondscheindichter, der hohle Bäume und Kellnerinnen ansingt!

Herrje, Habermues, das mag i nöd! Warum nöd? Es schmeckt mer nöd! Aber schmeckt dir das Kopfweh, das Magenreissen, das Aufstossen und ein früher Tod? Schmecken dir die Pillen und Gütterli? Schmeckt dir die Doktorrechnung: Probier's acht Tage, dann bist du's gewöhnt und ziehst dein Habermues allen Hochgerichten und Zuckereien vor.

An Habermus gewöhnte Leute sind gesund wie Bulgaren, bei Humor wie der Geissbub, schlafen wie Bären, aber sind nicht bärbeissig und stechig. Habermuskinder sind rotwangig, pausbäckig und schauen drein wie Gottes liebe Sonne im Heuet.

2. Gerste, Erbsen und Bohnen zusammen gesotten, etwas Sellerie, Peterli, Schnittlauch drin, geben eine schmackhafte Kraftsuppe; zwei bis drei Teller voll zu Mittag sättigen den stärksten Mann und halten ihn gesund. Das ist die Suppe der Väter und der natürlichen alten Zeit; diese Suppe machte Männer wie Eisen – und Frauen, die nach dem zwölften Kind noch stark und kerngesund waren wie Eichen.

3. Alle Arten Gemüse, frisches und gedörrtes Obst, dürre Schnitze und Birnen, dürre Zwetschgen, Feigen, Weinbeeren bilden ein leichtverdauliches und gutes Fastengericht. Und erst die Kartoffeln, frisch aus der Pfanne!

Fleisch sollte nicht die Regel, sondern die Ausnahme sein, wie es bei den Vätern war. Nur durch solche Lebensweise wird die Verstopfung mit ihrem ganzen Anhang von Weh sicher und dauernd behoben oder verhütet.

4. Wer es hat und vermag, findet endlich in der Milchsuppe, gerösteter Mehlsuppe usw. Fastensuppen von hohem Werte.

Ich kenne einen Mann in den Vierzigerjahren, der verstopft war wie eine alte Weinflasche; keine Pille und kein Gift half mehr auf die Länge. Da brachte es das Geschäft mit sich, dass der Mann ein Vierteljahr unter den Bauern des nördlichen Frankreichs leben musste. Dort bekam er kein Fleisch mehr, aber Milch, Gemüse, Habermus, Dünnbier. Diese Lebensweise stellte ihn vollständig wieder her.

Hätten wir die vierzigtägigen Fasten noch in der alten Strenge und dabei die Fastenspeisen der Alten, so wären 60 Prozent aller Arzneien überflüssig. Die Alten hatten an gewissen Tagen das Magro stretto: an diesen Tagen durfte überhaupt nichts von warmblütigen Tieren genossen werden, weder Eier, noch Butter, noch Milch und Käse, somit ganz vegetarische Kost. Das heilte auch die verstopftesten Sünder.

Also auch hier gilt der Grundsatz: «Zurück zur Natur!»

Sehr schädlich ist endlich die Vielesserei. Heutzutage gehört es zur Kultur, ja zum Anstand, zum Gebildetsein, mindestens siebenerlei Speisen aufzutischen; der letzte Arbeiter klagt über Majestätsbeleidigung, wenn ihm nur eine Suppe, und wäre sie noch so dick und stark und tief, aufgetragen wird. Und doch nähren 2 bis 3 Teller voll Gsödsuppe (Gerste, Erbsen und Bohnen) mehr als sieben Gerichte. Diese vielen Gerichte kommen ganz bestimmt im gleichen Magen zusammen (man mag noch so viele gesonderte Teller auftischen und noch sooft Messer und Gabel wechseln) und bewirken dort genau eine Gärung wie in den s. v. Saustanden; die entstehenden Säuren greifen die Wände des Magens und der Gedärme an, die vielen Gase aber dringen im ganzen Leib herum, machen Unbehagen, verhocken oft und bilden so Krankheitsstoff, weshalb ein alter Dichter den Tod sagen lässt, der Koch liefere ihm mehr Leute als Krieg und Pest.

Damit Fleischesserei und Vielerleiesserei ihr Ziel ja nicht verfehlen können, dafür sorgt die Katz, die jeder andere bei sich trägt: es ist die Bequemlichkeit und Weichlichkeit. Man will nicht mehr zu Fuss gehen, selbst wenn man Zeit genug dazu hat und das Wetter ganz ordentlich ist; vor einer Stunde Entfernung erschrickt Alfred mehr als ehedem sein Grossvater vor 20 Stunden. Leute, die im Welschland Würste verpacken und Flaschen spülen lernten oder eine oder zwei Titel führen, wollen ausser dem Schirm, den sie meist vergessen und der jedenfalls nicht 500 Gramm übersteigen darf, kein Paket mehr tragen. Einen Pack tragen gilt schon als unanständig; warum nicht? Es befördert das Laufen, Tragen und Arbeiten, die Verdauung und damit die Gesundheit, ist somit den Modeanschauungen des 20. Jahrhunderts zuwider. Der Götze unserer Zeit, vor dem die grosse Masse der Gebildeten und Halbgebildeten das Weihrauchfass schwenkt und die Knie beugt, die Armee der Eingebildeten, Glacéherren, Schleierfräulein, Gecken und Pomadehelden aber auf dem Bauche liegt, ist eine auf Rädern gehende, breite, über und über mit Spitzen, Schleiern, Pomadefläschchen und Schokoladepapier und Romantiteln behängte, innen übervolle Saustande mit einem Gasinhalt, der für zwanzig Motoren genügt.

Ein Ideal muss der Mensch nun einmal haben, und etwas betet jeder an, oft ohne dass er's merkt. Ist dies Ideal nicht Gott, der Schöpfer und Erlöser, so ist's der Unsinn in irgendeiner Gestalt und damit das Tötende und Bindende und Krank- und Siechmachende.

Fleischesserei, Vornehm-Fresserei und Viel-Tellerei haben hauptsächlich die studierten Leute eingeführt. Die Viel-Tellerei findet man in allen Instituten, wo man den jungen Leuten nebst der Vielwisserei auch die Vornehmtuerei und Viel-Tellerei aufnötigt, bis auch sie verbildet sind. Später können sich die wenigsten mehr vom Hunde losmachen, lieben bis in die alten, grauen Tage die hochmütigen, kleinen Tässeli und Löffel, wollen frisches Tischtuch und möglichst viele Teller und fressen wie Hunde von allen Gerichten, auch wenn zehnerlei kommen. Und diejenigen, die von Standes wegen andern ein Vorbild sein sollten, sind oft gerade die schlimmsten. Uns scheint, der Herrgott sei jetzt daran, die Fresskerle noch zu lehren, aus grossen Tassen zu trinken und mit einem Teller sich zufrieden zu geben. Nirgends findet man weniger natürliche und ganz vernünftige Leute als unter den Gebildeten. O glückseliger Bauernstand, dein grösster Miststock stinkt bei weitem nicht so arg wie der Hochmut der Gebildeten! Nicht umsonst wollte unser lieber Herrgott im Stalle auf die Welt kommen!

Soll ich in kurze Worte alles fassen und zugleich ein unübertreffliches, absolut sicheres Muster gesunder und vernünftiger Lebensweise aufstellen, so sage ich, zurück zu Christus, dem Herrn der auch einen menschlichen Leib haben wollte wie wir, die gleichen menschlichen Bedürfnisse von Natur hatte wie wir (mit Ausnahme der Sünde), Hunger und Durst, Hitze und Kälte empfand, arbeitete und müde wurde; Christus, der Herr, ist auch das vollendete Muster für das rein natürliche Leben, das Ideal eines Menschen.

Ecce homo, sehet, welch ein Mensch! Der Gottessohn war einfach und natürlich in Nahrung und Kleidung, ass mit den Fischern, den Taglöhnern, was sie gerade hatten, konnte auch, wenn es die Umstände verlangten, bei der Hochzeit zu Kana Wein spenden, aber auch 40 Tage fasten, an der Tafel des Pharisäers sitzen, aber auch lange und beschwerliche Fussreisen machen landauf, landab, und hungern bis zum Abend, warnte in der Erzählung vom reichen Prasser vor Völlerei und Trunkenheit, gab den Aposteln den Rat: « Esset, was euch vorgesetzt wird!», war so anspruchslos in Speise und Trank und Wohnung, dass Er von sich sagen konnte: « Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester, aber der Menschensohn hat nichts, wo Er sein Haupt hinlegen kann.»

Er wollte nicht, dass der Mensch krank sei, sondern heilte die Kranken und stellte die verletzte Natur wieder her, freilich nicht mit Kräutern und nicht mit Gift und nicht mit Bädern, sondern durch göttliche Kraft. Aber gerade der Umstand, dass Er Wunder wirkte, um die Menschen gesund zu machen, beweist, dass Er die Menschen gesund haben wollte und dass es gegen Gottes Willen geht, wenn man durch unvernünftige Lebensweise den Leib krank macht. Christus, der Herr, als Ideal des körperlichen Lebens, bewahrt die Anhänger der Naturheilmethode vor Verrücktheiten, vor Einseitigkeiten, vor Verwilderung und Waldteufeleien!

Also: Auch hier kann niemand ein anderes Fundament legen als jenes, das gelegt ist, das heisst Jesus Christus. Und wer nicht mit Ihm sammelt, der zerstreut.

 

Viehkrankheiten

a) Strengel oder schweres Keuchen beim Vieh. 1. Nimm Meisterwurz (Horstrinzen), 1 Handvoll, zerhacke sie fein, vermenge sie mit 4 Handvoll Salz und gib's dem Vieh von Zeit zu Zeit. 2. Nimm Pfefferminzen und Änis, streu es gut zerhackt aufs Futter und gib es so ein.

b) « Völli» beim Vieh besteht in der Ansammlung von Gasen, so dass der Leib gewaltig anschwillt. Fenchel, Änis und Kümmi, eines von diesen dreien fein zerhackt und gesotten (fünf Minuten) und 1 bis 2 Liter eingegeben, macht sofort Winde, entfernt so das Übel.

«Gegen Völle beim Vieh verfahren wir gewöhnlich wie folgt: Ungefähr 1 bis 1½ Liter Milch heiss machen und zirka zehn Stück Knoblauchzinken ungeschält zerdrücken und in die heisse Milch getan und einen Löffel Kümmi und Pfeffer darin und dem Vieh warm eingeben, ist ein sehr gutes Mittel und gebrauchen wir dasselbe jedes Jahr.» (Eingesandt.)

c) Durchlauf und « Kälberlähmi». Gib ihm wacker dürre Frauenmänteli zu fressen; hilft gar bald.

Brand bei Kälberkühen. Geissleiter (auch wilder Hirsch, Geissbart genannt) sieden und eingeben.

d) Magenerkältung. 2 bis 3 Handvoll Wacholderbeeren mit Pfefferminze.

e) Allgemeines Übelbefinden, wenn man nicht recht weiss, wo's fehlt. Siede Pfefferminzen und Wacholderbeeren und Kümmi und gib's ihm wiederholt ein; hernach recht viel dürre Brennesseln, die das Vieh mit Gier frisst, hilft in vielen Fällen.

f) Geschwulste ohne Eiter gehen schnell wieder, wenn du zerquetschtes Farnkraut auflegst oder Farn mit Essig siedest und davon einreibst.

g) Geschwulste mit Eiter. Heublumen sieden und Überschläge machen. Bergheublumen von Magerheu sind immer wirksamer als solche von Fettheu.

h) Entzündung der Augen, des Mundes, Halses usw. Storchenschnabel (St. Katharinenchrut, Gottesgnadenchrut) zerquetschen und auflegen; auch Farnkraut tut's.

i) Rotlauf bei den Schweinen. Nimm recht viel Moos von den Steinen, Dächern, vom Walde, möglichst feuchtes, bette das Schwein darauf und decke es damit zu; nimmt allen Brand. Falls du ihm Johannisöl einschütten kannst, ist es noch besser (auch Rizinusöl). Ist sehr ansteckend, deshalb anzeigepflichtig.

 

Maul- und Klauenseuche

Ein absolut sicheres Vorbeugungsmittel kenne ich nicht. Dagegen sind mir aus neuester Zeit viele Fälle bekannt, wo Bauern ganze grosse Ställe verseuchtes Vieh in der Zeit von 8 bis 14 Tagen vollständig geheilt haben.

a) Man gibt dem Vieh täglich mehrmals 1 bis 2 Liter Tee ein von Thymian oder Majoran, auch wäscht man die Klauen damit.

b) Man gibt dem Vieh täglich dreimal einen Esslöffel voll Meisterwurz mit etwas Salz siedet Meisterwurz mit Wasser und wäscht damit die Klauen.

c) In beiden Fällen reibe man die Nierengegend der Tiere täglich mehrere Male stark ein mit zerriebenen rohen Zwiebeln, denn hier ist gewöhnlich der Sitz des Übels. Da sehr ansteckend, anzeigepflichtig.

.

Die Schutzmarke


 << zurück weiter >>