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Vierter Akt.

Erste Scene.

Franz sitzt auf der Rasenbank und verzehrt sein Abendbrod. Gleich darauf der Major.

Fr. Als ich noch in der Stadt auf dem Kaffeehause diente, da gab es täglich Leckerbissen, aber Gott sey Dank! dies Brod schmeckt mir doch besser. Das macht, ich war damals ein fauler Gesell.

Major. Mein Freund, ich muß seinen Herrn sprechen.

Fr. Kann nicht dienen.

Major. Warum nicht?

Fr. Ist mir verboten worden.

Major. (will ihm Geld in die Hand stecken) Da, melde er mich.

Fr. Brauche kein Geld.

Major. Nun, so melde er mich nur.

Fr. Ich will Sie melden, gnädiger Herr, aber was kann das helfen? Ich werde ausgescholten und er schließt sich ein.

Major. Wer weiß. Sag' er ihm, ich bäte nur um eine einzige Minute, wolle ihm nicht beschwerlich fallen. Wenn er ein Mann von Erziehung ist, so wird er hier unter freiem Himmel mich nicht vergebens warten lassen.

Fr. Nun, in Gottes Namen! ich will's versuchen. (ab)

Major. Aber wenn er nun kommt, wie soll ich ihn behandeln? Knigge hat ein Buch geschrieben, über den Umgang mit Menschen; aber wie man einem Menschenfeinde schicklich beikommen soll, davon sagt er nichts. Wohlan! auf gut Glück! ein offenes, freundliches Gesicht, weder blöde noch dreist, damit kommt man so ziemlich bei Jedermann fort.

 

Zweite Scene.

Der Unbekannte. Der Major.

Unb. Was steht zu Befehl?

Major. Verzeihen Sie, mein Herr (ihn plötzlich erkennend) Meinau!

Unb. Horst! (sie stürzen sich in die Arme.)

Major. Bist du es wirklich, alter Freund?!

Unb. Ich bin's.

Major. Mein Gott! wie entstellt!

Unb. Die Hand des Unglücks liegt schwer auf mir. Stille! Wie kommst du hieher? was willst Du?

Major. Wunderlich! ich stehe hier und sinne, wie ich den einsiedlerischen Fremden anreden, was ich ihm sagen soll er erscheint und siehe da, ich finde meinen braven Meinau!

Unb. Du hast mich also nicht erforscht? du wußtest nicht, daß ich der Bewohner dieser Hütte sey?

Major. So wenig, als ich weiß, wer auf dem Kaukasus wohnt. Du hast diesen Morgen meinem Schwager das Leben gerettet; eine dankbare Familie wünschte, dich in ihrer Mitte zu sehen, du schlugst es dem Kammermädchen meiner Schwester ab, und um der Einladung mehr Gewicht zu geben, sandte man mich selbst. Siehe da, das Vehikel, dessen der Zufall sich bediente, um mir den Freund wieder zu schenken, den mein Herz so lange entbehrte.

Unb. Ja, ich bin dein Freund, dein wahrer Freund. Du bist ein guter Mensch, ein seltener Mensch, mein Herz ist unverändert gegen dich. Ist aber diese Versicherung dir lieb und werth so Horst so verlaß mich und komm nie wieder zu mir.

Major. Alles, was ich von dir sehe und höre, ist mir ein Räthsel. Du bist es, dein Gesicht steht vor mir, aber das sind nicht die Züge, die einst die Herzen aller Mädchen bezauberten, Freude in jede Versammlung brachten, dir Freunde erwarben, ehe du noch sprachst.

Unb. Du vergissest, daß ich um sieben Jahre älter geworden bin.

Major. Freilich, dann bist du ein paar Jahre über dreißig. Warum vermeidest du, mich anzusehn? ist Freundes Antlitz dir zuwider geworden? wo ist der offene Feuerblick, der sonst in Aller Herzen las?

Unb. Mein Blick las in Aller Herzen? Ha! ha! ha!

Major. O Gott! dies gräßliche Lachen, es klingt wie ein Fluch! Mensch, was ist dir wiederfahren?

Unb. Alltägliche Dinge der Welt Lauf Begebenheiten, wie man sie auf allen Straßen hört. Horst! wenn ich dich nicht hassen soll, so verschone mich mit Fragen, und wenn ich dich lieben soll, so verlaß mich.

Major. Pfui! wie das Schicksal einen Menschen verhunzen kann! Ich bitte dich, wecke die schlummernde Vergangenheit, daß dein Herz wieder warm werde und fühle, daß ein Freund ihm nahe ist. Erinnere dich unserer froh durchlebten Tage im Elsaß; nicht jener tollen Schwärmereien im lärmenden Gewühl unserer Kriegskameraden, nein, jener heitern, sanften Stunden, wo wir Arm in Arm uns den Wällen von Straßburg, oder am Ufer des Rheins den Schönheiten der Natur unsere Herzen öffneten, und für Wohlwollen und Freundschaft sie empfänglich machten. In jenen seligen Augenblicken ward der Bund unserer Herzen geknüpft; in einem jener seligen Augenblicke gabst du mir diesen Ring zum Pfande treuer Bruderliebe. Erinnerst du dich dessen noch?

Unb. O ja!

Major. Bin ich seitdem deines Vertrauens unwerth geworden?

Unb. Nein! nein!

Major. Waren wir bloße Alltagsfreunde, durch Laune, Zufall und Lustbarkeiten an einander geknüpft? haben wir und nur in bunten Zirkeln mit einander herum getrieben? Haben wir nicht auch dem Tod unter den Batterien vor Gibraltar Hand in Hand getrotzt? Karl! es thut mir weh, daß ich alle meine Rechte auf dich geltend machen muß. Gedenkst du noch des schwülen Tages, an dem der Rheinstrom dich, den Badenden, verschlang?

Unb. Du rettetest mein Leben.

Major. So vergilt mir und rede.

Unb. Ach! wozu!?

Major. Ich kann auch mit dir weinen.

Unb. Ich habe längst keine Thränen mehr!

Major. So gib mir Worte, die das Herz erleichtern.

Unb. Mein Herz ist gleich einem lange verschlossenen Grabe. Laß faulen und verwesen, was dort verscharrt wurde; warum es öffnen und die Luft umher verpesten?

Major. Lüften wollen wir's und reinigen, und der Strahl der Hoffnung möge es mild erwärmen.

Unb. Hoffnung? Ha! ha! ha! Horst, ich glaubte, es sey mir gleichgültig geworden, was irgend ein Mensch in der Welt von mir denken möchte; aber ich fühle in diesem Augenblicke, es ist nicht ganz so. Der Freund soll den Schatten des Freundes nicht verlassen, ohne zu erfahren, was für jede Freude des Lebens ihn mordete. Wohlan in ein paar Worte läßt sich viel Unglück fassen. Bruder, ich verließ dich und die französischen Dienste. Seit jenem Augenblicke floh mich das Glück. Mir winkte mein Vaterland. Was träumte ich mir nicht für süße Bilder, wie ich da leben und wirken, manchen alten Schlendrian ausrotten, manche Thorheit zu Schanden machen wollte. O, wem seine Ruhe lieb ist, der wage sich nicht an die Thorheiten der Menschen! ich wurde verfolgt, gehaßt, für einen gefährlichen Menschen ausgeschrien. »Witz hat er,« so sprach man überall, »aber ein böses Herz.« Das ärgerte mich. Ich schwieg, tadelte nichts mehr, lobte Alles, buhlte um das Zutrauen der Menschen zu spät! sie konnten mir's nie vergessen, daß ich einst hatte klüger seyn wollen, als sie. Ich zog mich zurück, war mir selbst genug, lebte einsam mitten in der Residenz. Die Stände wählten mich zum Sprecher für ihre bedrängten Rechte. Ich that meine Pflicht, erzürnte den Fürsten, ward verleumdet und saß ein Jahr lang auf der Festung, ohne Verhör, ohne Urtheil und Recht. Man gab mir endlich die Freiheit. Ich raffte mein Vermögen zusammen und ging aus dem Lande. Mit Menschenkenntniß gewaffnet so bildete ich mir ein sollte es mir nun leicht werden, mit und unter den Menschen zu leben. Ich wählte Kassel zu meinem Aufenthalt. Alles ging vortrefflich. Ich fand Freunde, die mir liebkosten, mich verhätschelten, mir mein Geld abborgten und meinen Wein austranken. Endlich fand ich auch ein Weib ein kindlich frommes Geschöpf! owie liebte ich sie! ja, damals war ich glücklich! sie gebahr mir einen Sohn und eine Tochter beiden hatte die Natur die Schönheit ihrer Mutter verliehen owie liebt' ich mein Weib und meine Kinder! Ja, damals war ich recht glücklich! (er wischt sich die Augen) Sieh da, noch eine Thräne. Hätt' ich's doch kaum gedacht. Willkommen ihr alten Freunde! wir haben uns lange nicht gesehn! Nun, Bruder! meine Geschichte ist gleich zu Ende. Einer meiner sogenannten Freunde betrog mich um mein halbes Vermögen. Ich verschmerzte das. Dem Zufriedenen blieb noch immer genug. Da kam ein Anderer ein Heuchler, der mich bestrickte, den ich mit meinem Gelde unterstützte, durch mein Ansehen ihm empor half ja, ich vertraute ihm mein Alles, mein Weib und meine Kinder, als mich ein lästiger Proceß nach Schwaben rief. Endlich war er verglichen! endlich kehrt ich heim auf den Flügeln der Liebe und fand mein Haus leer, mein Weib verführt, entwichen! ist dir das genug für meinen Menschenhaß?

Major. Sie war deiner unwerth.

Unb. Ach! ich liebe sie noch!

Major. Und wo ist sie?

Unb. Das weiß ich nicht, verlange es auch nicht zu wissen.

Major. Und deine Kinder?

Unb. In einem nahen Städtchen ließ ich sie, bei einer Bürgerswitwe, die mir dumm genug, und also ehrlich schien.

Major. Warum behieltest du die Kinder nicht bei dir? sie würden dir manche schwermüthige Stunde weggegaukelt haben.

Unb. Daß die Aehnlichkeit mit ihrer Mutter mir täglich das Bild entflohener Freuden zurückgerufen hätte? Nein, ich habe sie in drei Monaten nicht gesehn. Ich mag keinen Menschen um mich haben, weder Kind, noch Greis; das Kind ist ein werdender Bösewicht, und der Greis ein vollendeter Schurke! wahrlich! hätte unsere vornehme Erziehung mir nicht einen Bedienten zum Bedürfniß gemacht, ich würde den meinigen längst weggejagt haben, ob er gleich nicht der Schlechteste unter den Schlechten ist.

Major. Das kommt dabei heraus, wenn man eine Frau aus unsern sogenannten guten Familien wählt. Darum, Meinau, siehst du mich entschlossen, ein Weib aus dem Bürgerstande zu heirathen.

Unb. Hüte dich! hättest du mein Weib gekannt, du würdest keiner trauen.

Major. Diese ist geprüft. Du sollst sie sehen. Komm mit mir! meine Familie erwartet dich mit Sehnsucht.

Unb. Verschone mich.

Major. Du würdest alle Zartheit der Empfindung beleidigen, wenn du meinem Schwager nicht wenigstens eine Stunde opfertest. Jemanden eine Wohlthat erzeugen und keinen Dank fordern, ist edel und schön; aber diesem Danke so geflissentlich ausweichen, daß die Wohlthat zur Last wird das thut kein edler Mann.

Unb. Wohlan, ich komme. Doch unter zwei Bedingungen.

Major. Welche?

Unb. Daß du meinen Namen verschweigst

Major. Zugestanden.

Unb. Und daß du morgen ohne Widerrede mich abreisen lässest.

Major. Abreisen? wohin?

Unb. Wohin Gott will! unter Menschen, die mich nicht kennen.

Major. Thu' morgen und übermorgen was dir gefällt, aber leere heute ein Glas Wein mit mir.

Unb. Zum letztenmale!

Major. Folge mir.

Unb. Ich muß mich doch erst ein wenig umkleiden.

Major. So erwarten wir dich bald. Du gabst mir dein Wort.

Unb. Ich gab es.

Major. Leb' wohl! (ab)

 

Dritte Scene.

Der Unbekannte. Gleich darauf Franz.

Unb. (geht mit finsterm Blicke einigemal auf und nieder. Endlich bleibt er stehen und ruft:) Franz.

Fr. (kommt) Gnädiger Herr!

Unb. Morgen reisen wir.

Fr. Mir recht.

Unb. Vielleicht in ein anderes Land.

Fr. Mir auch recht.

Unb. Vielleicht in einen andern Welttheil.

Fr. Mir alles recht.

Unb. Ihr friedlichen Insulaner der Südsee, zu Euch will ich; Ihr werdet mich bestehlen, aber meine Ruhe mir nicht rauben. Oder zu euch, ihr wackern Bewohner von Bisnapore, wenn ihr Raynal's Gemählde gleicht. Oder nun ja, wohin Gott will! Fort! fort aus diesem kultivirten, moralischen Lazareth! Hörst du, Franz? morgen, mit dem Frühsten.

Fr. Ganz wohl.

Unb. Doch zuvor noch ein Geschäft für dich. Geh ins Dorf, miethe Pferde und Wagen von einem Bauer, und eile in das nahe Städtchen. Du kannst vor Sonnen-Untergang zurück seyn. Ich will dir einen Brief an eine Bürgersfrau mitgeben, die ich kenne. Dort wirst du zwei Kinder finden, es sind meine Kinder.

Fr. (erstaunt) Ihre Kinder, Herr?

Unb. Nimm sie, packe sie auf den Wagen und bringe sie hieher.

Fr. Ihre Kinder, Herr?

Unb. Nun ja doch, meine Kinder. Ist denn das so unbegreiflich?

Fr. Ich begreife wohl. daß Sie Kinder haben können; aber daß ich nun schon seit drei Jahren in Ihren Diensten bin, ohne jemals ein Wörtchen davon zu hören

Unb. Viel von seinen Kindern sprechen, ist thörichte Eitelkeit.

Fr. Sie waren also verheirathet?

Unb. Belästige mich nicht mit unnützen Fragen. Geh, mach' dich reisefertig.

Fr. Dazu brauche ich fünf Minuten.

Unb. Ich folge dir sogleich, um den Brief zu schreiben.

(Franz ab.)

 

Vierte Scene.

Der Unbekannte allein.

Ja, ich will sie mit mir nehmen. Ich will mich an ihren Anblick gewöhnen. Die unschuldigen Geschöpfe sollen nicht vergiftet werden, weder durch ein Philanthropin, noch durch eine Pension. Mögen sie lieber auf irgend einer wüsten Insel ihren täglichen Unterhalt mit Bogen und Pfeil erjagen, oder, wie die Hottentotten, in einem Winkel kauernd, die Spitze ihrer Nase betrachten. Besser nichts thun, als Böses. – Narr, der ich war, mir das Versprechen entlocken zu lassen, noch Einmal unter Menschen zu erscheinen, unter Menschen, wie Europa sie liefert! – Doch es gilt einen Freund, den Einzigen, den ich hatte! – Möcht' er fühlen, daß dieses Opfer mir schwerer fällt, als ihm der Sprung für mich in den Rhein. (ab)

 

Fünfte Scene.

Der Major und die Gräfin.

Major. (die Gräfin nach sich ziehend) Bin ich endlich deiner habhaft geworden? Schwester, du bist grausam! du siehst meine Unruhe, meine Winke, und bleibst wie angenagelt an deinem Theetisch sitzen.

Gräfin. Nun ja, deine Winke sind mir nicht entgangen. Meinst du, ich wäre dir nicht schon längst gefolgt, wenn ich etwas Tröstliches dir zu sagen hätte?

Major. Du hast mit ihr gesprochen?

Gräfin. Ja.

Major. Ihr gesagt, daß ich sie liebe?

Gräfin. Ja.

Major. Und sie verschmäht mich?

Gräfin. Sie schätzt dich hoch, allein sie kann die Deinige nie werden.

Major. Warum nicht?

Gräfin. Frage mich nicht.

Major. Hat sie dir entdeckt ?

Gräfin. Alles.

Major. Und die Hindernisse?

Gräfin. Sind unüberwindlich.

Major. Dir mag das so scheinen, du begreifst nicht, wie ich sie liebe.

Gräfin. Und wenn du, wie Schillers Taucher, den Trauring aus dem Strudel holen wolltest, es ist vergebens!

Major. Also schon verheirathet?

Gräfin. Ich darf ihr Geheimniß nicht verrathen.

Major. Vertrauen hätte ich doch verdient?

Gräfin. Es sey dir genug zu wissen, daß sie unglücklich ist, sehr unglücklich! Du bist bedauernswerth, aber sie erbarmungswürdig! sey edel, schone sie!

Major. Nun wohl, ich bin ein Mann, ich muß mich fassen aber kann ich denn gar nichts für sie thun? mein Vermögen, mein Leben

Gräfin. Sie ist nicht zu retten!

Major. Ha! ich wähnte: ihr entsagen müssen, sey das Schwerste, aber du hast ein Schwereres auf mich gewälzt.

Gräfin. Nur mildern kann die Freundschaft ihre Leiden. Bruder, wir wollen thun, was wir können.

Major. Sprich, was kann ich thun?

Gräfin. Sie mit der zartesten Schonung behandeln; sie weder an ihr Unglück, noch an deine Liebe erinnern. Still! man kommt.

 

Sechste Scene.

Der Graf. Eulalia. Die Vorigen.

Graf. Zum Henker! denkt ihr denn, ich sey ein Xenocrat? oder ein Marmorbild, wie der arme Sultan Uzim Oschantey? Da lassen Sie mich immer in Gottes Namen mit Madam Müller allein, als ob mein Herz ein Kieselstein wäre. Ich sage es Ihnen, Frau Gemahlin, wenn das noch einmal geschieht, so hab ich meine Liebeserklärung schon in petto.

Gräfin. Vermuthlich von Ihrem Secretair entworfen?

Graf. Ich hatte noch keinen Secretair, als ich die schönsten billets doux an Sie schrieb.

Gräfin. Die wollen sie doch nicht zum zweiten Male brauchen?

Graf. Verdammtes Weib! ich komme nicht gegen sie auf. Herr Schwager, wie steht's? wird der Fremde kommen?

Major. Ich erwarte ihn jeden Augenblick.

Graf. Das ist mir lieb. Wieder eine Gesellschaft mehr. Auf dem Lande kann man deren nicht zu viel haben.

Major. Durch diesen Fremden wird unser Zirkel eben nicht erweitert werden. Er reist schon morgen ab.

Graf. Das soll er wohl bleiben lassen. Nun, Frau Gräfin, nun einmal alle Ihre Reize aufgeboten. Es ist keine Kunst, sich an einem Ehemanne zu reiben, der ist schon abgeschliffen; aber so ein fremder Sonderling, der hat scharfe Ecken. Da versuchen Sie Ihr Heil.

Gräfin. Wahrhaftig, die Eroberung wäre schon der Mühe werth. Aber was der Madam Müller in vier Monaten nicht gelungen, das werd' ich nie zu Stande bringen.

Eul. Doch, gnädige Frau. Er hat mir nie Gelegenheit gegeben, meine Reize auf ihn wirken zu lassen. Wir haben in diesen vier Monaten einen sehr geistigen Umgang gepflogen, denn wir haben uns auch nicht ein einziges Mal gesehn.

Graf. Er ist ein Narr und Sie sind ein Närrchen.

Bitterm. (tritt herein) Der fremde Herr will die Ehre haben, aufzuwarten.

Graf. Herzlich willkommen! Immer herein.

 

Siebente Scene.

Der Unbekannte. Die Vorigen.

Unb. (tritt mit einer ernsthaften Verbeugung in das Zimmer.)

Graf. (geht mit offnen Armen auf ihn zu.)

Eul. (erblickt ihn, stößt einen lauten Schrei aus und fällt in Ohnmacht.)

Unb. (wirft einen Blick auf sie, entsetzt sich, läßt seinen Hut fallen und rennt zur Thür hinaus.)

Graf. (sieht ihm voll Erstaunen nach.)

Die Gräfin und der Major (beschäftigen sich um Eulalien.)

 


 


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