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Schluß.

Einige Zeit nach dem Tage, der Louisen einen Vater geschenkt hatte, vermählte sie Herr von Monfréville, der sie öffentlich als seine Tochter anerkannt hatte, mit dem Marquis Cherubin von Grandvilain.

Und an diesem Tage kam Nicolle nach Paris, doppelt glücklich, der Verbindung Dessen, den sie noch immer ihr Söhnchen nannte, mit dem Kinde, bei dem sie so lange Mutterstelle vertreten, beiwohnen zu können.

Und Jasmin, der seine ganze Jugendkraft wieder gewonnen zu haben schien, wollte zum Hochzeitsfeste seines Gebieters durchaus ein Kunstfeuerwerk in dem Hofe des Hôtels abbrennen; allein die dicke Turlurette widersetzte sich, indem sie ihn an die Unfälle erinnerte, die sich bei Cherubins Geburt ereignet hatten, und Jasmin begnügte sich, einige Schwärmer loszulassen, mit welchen er sich den letzten kleinen Rest seiner Haare abbrannte.

Was Herrn Gerundium betrifft, so hatte ihm Cherubin, nach Auszahlung einer artigen Summe, den Rath ertheilt, sich nach andern Zöglingen umzusehen.

Der Hofmeister, als er sich im Besitze eines anständigen Stück Geldes sah, wollte in Paris von sich sprechen machen! er gründete eine lateinische Zeitung, schrieb ein Trauerspiel, hielt Vorlesungen über allgemeine Wissenschaften und wollte die Damen bewegen, sich ohne Schnürleib zu kleiden. Nach Verlauf von einiger Zeit, war er, da ihm nichts als die Einbuße seiner Ersparnisse gelungen, noch sehr glücklich, nach Gagny zurückkehren und dort das Amt des Schulmeisters wiederum übernehmen zu können.

Darena, welcher in Folge seines Falles auf Teller und Gläser verunstaltet blieb, konnte sich bei hellem Tage nicht mehr sehen lassen; er überließ sich mehr als jemals seinem Hange zur Ausschweifung, und nach einer Orgie und einer mit Abenteurern, deren Geld er gewonnen hatte, beim Spiele zugebrachten Nacht, fand man ihn todt und vollständig geplündert auf der Straße.

So endigte ein Mann von vornehmer Geburt, der im Schooße des Reichthums erzogen und mit vorzüglicher Bildung begabt war, den aber seine Laster bis zu den untersten Stufen der Gesellschaft hatten herabsinken lassen.

Nachdem Herr Poterne seinen Busenfreund verloren hatte, wurde er Kontremarkenhändler an den Eingängen der Theater, und zog sich auch bei diesem Handel noch häufig thätliche Zurechtweisungen zu, da man mit den von ihm gekauften Billetten fast nie zugelassen wurde.

Der kleine Bruno benützte die von Cherubin erhaltenen Rathschläge und dessen Gold; er verzichtete auf den Handel mit gestohlenen Hunden, errichtete ein kleines Geschäft, machte seine Sachen gut, und wurde ein rechtschaffener Mann, wobei er oft wiederholte: Das sei weit leichter, als ein Schelm zu sein.

Louise wurde eine glückliche Gattin und glückliche Tochter; niemals jedoch nannte ihr Monfréville den Namen ihrer Mutter; allein wenn sie in Gesellschaften ging, wo man die junge Gemahlin des Marquis Cherubin überall mit Freuden aufnahm, begegnete sie zuweilen der Familie Noirmont; dann umarmte sie mit innigem Vergnügen Ernestinen, die stets die zärtlichste Freundschaft für sie an den Tag legte; hierauf suchten ihr Blicke die der Frau von Noirmont, die ebenfalls nach den ihrigen forschte; und wenn durch Gleichgültige gedeckt, oder hinter der Menge verborgen die Augen der Frau von Noirmont auf Louisen ruhen konnten ... so drückte sich in ihren gegenseitigen Blicken die volle Liebe aus, die das Herz einer Tochter und das einer Mutter in sich fassen kann.

Cherubin wurde das Muster aller Ehemänner; man versichert sogar, er sei seiner Frau treu geblieben. Dieser junge Mann mußte eben immer etwas Besonderes an sich haben!


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