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Rasputin
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Die geheime Polizei – Ochrana – engagiert einen armen Teufel von Deutschen in einer Spelunke,

um gegen Zahlung von 500 Rubeln und garantierter Freilassung ein Revolverattentat auf den Zaren zu unternehmen.

Er wird von der Polizei selbst in den Park von Zarskoje Selo geschmuggelt,

hinter ein Gebüsch versteckt.

Der Zar kommt auf seinem gewöhnlichen Morgenspaziergang die Kieswege entlang geschritten mit dem kleinen Zarewitsch –

Da springt ein verdächtiges Individuum hinter einem Busch hervor – legt an,

Der Zar deckt den Zarewitsch mit seinem Leib. Das Individuum schießt mehrmals,

daneben,

wird von herbeilaufender Palastwache überwältigt.

Der Zar im Schloß.

Die Zarin bei ihm, außer sich,

Rapport des Palastkommandanten:

»Der Attentäter ist ein Deutscher!«

Der Großfürst Nikolaj kommt:

»Da siehst du, wie die Deutschen sich gegen dich benehmen!«

Die Botschafter Englands und Frankreichs beim Zaren,

Großfürst Nikolaj,

Die Minister,

Die Generäle.

Der Zar,

noch immer unschlüssig,

spielt mit den Würfeln, die von einem Spiel mit dem Zarewitsch zurückgeblieben –

Die Zarin kommt,

Zar:

»Wenn ich achtzehn würfle, soll es ein Gottesurteil sein!«

Er wirft die Würfel um: Achtzehn!

Er unterzeichnet die Kriegserklärung, die Großfürst Nikolaj ihm fast aus der Feder, noch feucht, entreißt.

Großfürst Nikolaj wird zum Oberkommandanten ernannt.

Die Zeitungen bringen die Nachrichten von dem Attentat, von der Kriegserklärung.

Kriegsstimmung und -begeisterung

auf den Straßen.

Umzüge bilden sich.

In den Lokalen wird die Zarenhymne gespielt.

Fahnen.

Einrückende Reservisten.

Schluchzender Abschied von Frau und Kind, von der Braut.

Abschied Irinas von Jussow, der ins Feld rückt.

Der Thronfolger Alexej ist infolge der beim Attentat erlittenen Aufregung erkrankt. Er leidet an schweren, kaum stillbaren Blutungen.

Große Aufregung im Schloß.

Die Ärzte kommen und gehen,

die Mutter ist verzweifelt,

der Zar niedergedrückt.

Die Ärzte zucken die Achsel.

Es steht sehr schlimm.

Die Zarin schickt Anna Wyrubowa zu Rasputin.

Rasputin geht ans Telephon,

läßt sich mit Zarskoje Selo verbinden,

läßt die Zarin ans Telephon rufen:

»Bist du da, Mammuschka? Höre, nimm den Kranken aus dem Bett, und halte ihn mir ans Telephon, daß er meine Stimme hört.«

Die Zarin selbst trägt den Knaben ans Telephon:

Rasputin: »Bist du da, Aljoscha?«

Der Knabe, lächelnd, matt: »Ja«.

Rasputin: »Hörst du mich?«

Der Knabe: »Ja«.

Rasputin: »Du wirst jetzt schlafen – sofort – schlafen – wirst vierundzwanzig Stunden schlafen – und dann gesund sein –«

Der Knabe beginnt schon während des Gespräches lächelnd einzuschlafen.

Glückselig, trägt ihn die Mutter ins Bett.

Der Knabe genest langsam.

Der riesige Matrose Derewenko trägt den rekonvaleszenten Knaben im Park auf den Armen zu seinen Lieblingssitzen.

Ein Bernhardiner, sein Lieblingshund, begleitet ihn immer.

Der Matrose läßt den Knaben sorgsam auf eine Bank nieder.

Die Zarin und Rasputin kommen gegangen.

Rasputin geht auf den Knaben zu,

setzt sich neben ihn,

er nimmt seine Hand,

er beginnt zu erzählen:

»Es war einmal ein kleiner Zarewitsch, der war immer brav und folgsam – und folgte seiner lieben Mutter und seinem lieben Onkel Grischa...«

Der Knabe lächelt.

Er reißt einen Blütenzweig von dem Baum über ihm und reicht ihn Rasputin,

der ihn der Zarin überreicht.

Rasputin und die Zarin entfernen sich.

Sie gehen durch dunkle Laubgänge des Parkes,

Die Zarin fällt vor Rasputin nieder,

sie küßt ihm die Hand.

Rasputin: »Gott hat deine Tränen gesehen und deine Gebete erhört! Dein Sohn wird leben!«

Die ersten Verwundeten von der Front treffen ein.

Die Zarin geht, gefolgt von Damen der Gesellschaft, darunter Irina, in Schwesterntracht, durch die Lazarette,

spricht hier mit einem,

legt dort die Hand auf die Decke,

verteilt Zigarren und Zigaretten,

Süßigkeiten,

Blumen.

Rasputin macht seinen Frieden mit dem Krieg.

Er verkauft Heereslieferungen an den Meistbietenden.

Bankiers, Schieber, Spitzel drängen sich in seinem Vorzimmer, denen er Waffen-, Zwieback-, Schuh-, Pulverlieferungen für das russische Heer zuschanzt.

Ein Wachskerzenfabrikant bittet ihn um Hilfe. Rasputin: »Die Zarin wird zehn Kerzen für jede Kirche Rußlands stiften. Beteiligung fünfzig Prozent?«

Der Schieber, erfreut: »Abgemacht«.

Und während an der Front,

im Schützengraben,

der Muschik heldenhaft kämpft und stirbt, zieht im Hinterland die Korruption,

von Rasputin geschürt,

ihre grausigen Kreise.

Die Schuhe, die den Soldaten geliefert werden, enthalten Pappsohlen.

Ein Zug mit Lebensmitteln fährt von Petersburg zur Front ab, kommt nie an.

Tausende von Munitionskisten werden an der Front ausgeladen –

alles springt vorsichtig zur Seite –

die Vorsicht ist unnötig:

oben sind zehn Zentimeter Pulver,

darunter alles Staub –

In den Restaurants werden »Sammlungen zugunsten der Kriegsblinden« veranstaltet, Porfiri und Ossip gehen sammeln,

das Geld fließt in ihre Hände.

Während der Muschik von Granaten zerrissen wird,

die Maschinengewehre knattern,

knallen in den Vergnügungsrestaurants

in Petersburg

die Sektpfropfen.

Verwundete und Kriegskrüppel,

die betteln,

werden hinausgeworfen.

Sie stören den Gästen den Appetit.

Rasputin verjubelt die Bestechungsgelder,

in Lokalen zweifelhafter Art,

mit Zigeunerinnen, Negerinnen, Chinesinnen –

Zuweilen predigt er auch

in der Trunkenheit

vom Podium der Musikkapellen herunter,

und alle Gäste,

betrunken wie er,

wälzen sich vor Lachen.

Er hat sich in seiner Wohnung eine Kapelle eingerichtet,

mit Beichtstuhl,

vor ihm die vornehmen Damen

und auch die minder vornehmen leichten kommen,

er benebelt sie

mit Weihrauch und Phrasen.

Zuweilen sieht man eine Karosse

durch die Straßen fahren,

die an einer Ecke hält,

eine tief verschleierte Dame geht

zu Fuß durch enge Straßen

zur Wohnung Rasputins

und verschwindet durch den Hinteraufgang.

(Es ist die Zarin.)

Die anfängliche Siegesstimmung im Volk

hat Zweifeln und Depressionen Platz gemacht.

Man hört die Leute in den Cafés und den kleinen Straßen verstohlen tuscheln.

Sie glauben den Heeresberichten nicht mehr.

Sie sehen die Korruption im Hinterland

und ballen die Fäuste.

Manche Faust ballt sich gegen Rasputin,

wenn er durch die Straßen geht.

Der Zar spielt am Fußboden mit dem Zarewitsch.

Es sind Holzsoldaten aufgestellt.

Sie spielen,

schießen mit kleinen Kanonen,

Soldaten fallen um.

Ein Kurier wird gemeldet,

tritt ein.

Der Zar blickt kniend vom Fußboden auf,

ärgerlich: »Was gibt's?«

»Majestät haben die Schlacht bei Lodz verloren – achtzigtausend Tote –«

In diesem Moment

schießt der Zarewitsch.

Eine ganze Reihe Holzsoldaten

fällt um.

Er klatscht jubelnd in die Hände:

»Gewonnen!«

Die Russen auf dem Rückzug

in Sturm und Regen.

Rasputins unheiliges Leben erregt immer mehr Anstoß, besonders, da er sich der Maske des Mönches bedient, obwohl er nie die Priesterweihen empfangen. Der oberste Synod der russischen Kirche beschäftigt sich mit der Rasputiniade.

Rasputin wird vor den obersten Synod geladen,

und erscheint,

da er Feigheit nicht kennt.

Der oberste Geistliche,

ein uralter Herr,

verflucht ihn:

»Du schändest Rußland,

du schändest die heilige Kirche,

du schändest den Namen des Zaren und der Zarin,

die unter deinem furchtbaren Einfluß stehen.

Du bist der Antichrist!«

Alle Geistlichen stehen erregt auf,

schütteln die Hände gegen Rasputin,

speien auf ihn –

der sich nicht wehrt.

»Du gibst dich aus als einen Mönch! Wo aber sind die drei Mönchsgelübde: Keuschheit, Armut, Gehorsam, bei dir?

Du gehorchst nur dem Teufel,

nimmst Bestechungsgelder und lebst in Saus und Braus,

du bist ein Rasputnik,

ein Wüstling,

wie dein Name sagt!«

Rasputin: »Hochwürden, du irrst:

Ich heiße Rasputin, weil ich an der Raspute, an der Wegscheide zweier Weltalter stehe – Gott liebt mich – und seinen Lieblingen vergibt Gott viel –«

Der oberste Geistliche schwingt das Kruzifix, und alle Geistlichen dringen mit Kruzifixen auf ihn, daß es aussieht, als wollen sie ihn mit den Kruzifixen erschlagen:

»Schwöre auf das Kruzifix, Buße zu tun und nie mehr den Palast des Zaren zu betreten –«

Rasputin

in die Enge getrieben,

schwört!

Die Geistlichen lassen von ihm ab. –

Rasputin hat nichts Eiligeres zu tun als den Schwur zu brechen und den Vorfall der Zarin zu erzählen, die in ihm einen Märtyrer sieht:

»Heilige werden immer verleumdet.«

Es gelingt, den Zaren zu veranlassen, den obersten Geistlichen des Synods abzusetzen, »wegen Erpressung«, und nach Sibirien zu verbannen.

An seine Stelle tritt,

von Rasputin vorgeschlagen,

der Abt des Klosters von Pokrowskoje,

der ihn einst schreiben und lesen gelehrt,

und den er nicht vergessen.

Währenddessen zieht der Unwille über Rasputins Günstlingswirtschaft immer weitere Kreise.

In der Duma spricht der Abgeordnete Purischkewitsch von den »geheimnisvollen Mächten, die Rußland entehren« und von einer gewissen »verabscheuungswürdigen Person«, dem »Antichrist in Person«. Auf der Galerie lauscht ihm Felix Jussow, glühender Patriot,

auf Urlaub gekommen,

Dem das Unglück Rußlands im Herzen brennt.

Er klatscht Purischkewitschs Worten begeistert Beifall,

wie das ganze Publikum auf der Galerie.

Die Galerie wird wegen ungebührlichen Benehmens geräumt.

Jussow sucht den Abgeordneten Purischkewitsch in seiner Wohnung auf.

Er schüttet ihm sein Herz aus –

seinen Plan,

das Unheil Rußlands:

Rasputin,

zu beseitigen.

Ein hergelaufener Muschik darf doch nicht länger über Rußland herrschen,

ein wildes Tier,

eine ungezähmte, unzähmbare Bestie.

Purischkewitsch lauscht ihm nachdenklich. Er schüttelt ihm die Hand:

»Wir werden einen Weg finden, der aus dem Sumpf herausführt, in dem wir zu versinken drohen.«

Abends geht Jussow mit Irina in ein elegantes Restaurant Petersburgs speisen.

Sie nehmen Platz.

Sprechen zärtlich zueinander.

Nach einer Weile

kommt Rasputin

mit seinen Getreuen: Ossip, Porfiri,

dem ehemaligen Abt von Pokrowskoje.

Er bestellt Sekt.

Sie trinken,

sie saufen,

Musik!

Der Zigeunerprimas tritt ganz nahe an Rasputin, geigt ihm die Melodien ins Ohr.

Rasputin steht auf,

tanzt.

Er tanzt immer näher zu Irina hinüber,

bis er sie umtanzt

und vor ihr niederfällt.

Er greift nach ihren Händen,

ihren Brüsten.

Jussow ist erbleicht,

er ist aufgestanden

und schlägt Rasputin mit der Faust ins Gesicht,

welcher zurücktaumelt.

Alle Anwesenden sind entsetzt.

Polizei ist sofort im Lokal.

Jussow wird von dannen geschleppt –

Irina steht ganz betäubt.

Niemand ist mehr im Lokal

als Rasputin

und Irina.

Sie scheint völlig willenlos.

Er sieht sie groß an.

Sie weicht entsetzt vor ihm zurück.

»Irina, Täubchen –«

Er geht auf sie zu.

Sie bricht ohnmächtig zusammen.

Rasputin fängt die Ohnmächtige in seinen Armen auf.

Jussow im Gefängnis.

Schlägt wütend an die Stäbe.

 

Irina

von den Ereignissen der Nacht noch wie betäubt,

geht zu Rasputin.

Rasputin empfängt sie

in seinem schönsten gestickten Seidenhemd –

»Was wünschest du, Irina, Täubchen?

Du weißt, ich liebe dich, dein Wunsch sei im vorhinein erfüllt!«

Irina,

das Taschentuch knüllend,

mit verweintem Gesicht:

»Ich bitte euch: verzeiht Felix Jussow!

Er war betrunken!«

Rasputin, lächelnd:

»Dir zuliebe – sei ihm verziehen –«

Sie, leise lächelnd:

»Darf ich hoffen – daß er aus der Haft entlassen wird?«

Rasputin kritzelt einen Zettel:

»Sofort! Gib dies dem Polizeidirektor! Er kennt mich!«

Rasputin streicht sich seinen Bart.

»Noch eins, Irina, Täubchen. Schicke mir deinen Jussow. Ich habe mit ihm zu reden!«

Glücklich eilt Irina ins Gefängnis,

übergibt dem Direktor den Zettel Rasputins.

Der Direktor verneigt sich,

läßt einen Schließer rufen,

der Jussows Zelle sofort aufschließt.

Irina und Jussow sinken sich in die Arme.

Kaiserliches Theater,

Gala-Abend.

Der Zar und einige Großfürsten in der Hofloge,

beim Eintritt des Zaren erhebt sich das Publikum.

Das berühmte kaiserliche Ballet.

Die Pawlowa tanzt den »sterbenden Schwan«.

Sie sinkt in sich zusammen.

Großfürst Nikolaj zum Zaren:

»So wird Rußland dahinsinken!«

Der Zar verläßt das Theater.

Mit fortschreitendem Kriege

wagen sich deutsche Agenten nach Petersburg.

Der Finanzmann Manus, ein deutscher Agent,

veranstaltet üppige Gelage

mit Sekt und Weibern,

zu denen er Rasputin einlädt.

Rasputin wird betrunken gemacht

und plaudert in der Betrunkenheit seine Gespräche mit dem Zaren aus.

Rasputin wird die Idee eines Sonderfriedens mit Deutschland ins Ohr geträufelt. Es wird ihm viel versprochen.

Rasputin setzt beim Zaren die Ernennung des dem Sonderfrieden geneigten Ministerpräsidenten Stürmer durch.

Und die russischen Truppen werden immer wieder geschlagen.

Im Hinterland wird die Bevölkerung unruhig.

Brot und Fleisch werden rar.

Hungersnot droht.

Kohlenmangel in Petersburg, alles friert.

Nur vor Rasputins Haus werden Kohlen abgeladen.

Schon im Morgengrauen stehen die Frauen an den Bäcker- und Metzgerläden an.

In den Vorstädten

die erste Plünderung!

Flüche des Pöbels erschallen

gegen den Krieg,

gegen den Zaren,

gegen Rasputin.

Auf riesigen Exerzierplätzen üben die Reservisten – mit Knüppeln, weil die Gewehre fehlen.

Versammlung der Großfürsten.

Man beschließt, dem verblendeten Zaren über die verräterischen Machenschaften Rasputins die Augen zu öffnen.

Großfürst Nikolaj, der Oberkommandierende der russischen Armee, läßt sich beim Zaren melden.

Großfürst: »Du mußt Rasputin fallen lassen. Er ist ein Verräter, die Schande Rußlands. Schon spricht man in der Duma offen von seinem unverantwortlichen Regime, als sei er der Herrscher Rußlands, nicht du!

Man spricht auch unehrerbietig von der Zarin – ja, man scheut sich nicht –«

Der Zar erregt: »Schweig! – Sprichst du nur in deinem Namen?«

Großfürst: »Ich spreche im Namen aller Großfürsten – und im Namen Rußlands.« –

Der Zar telephoniert mit Rasputin.

Bei Rasputin nimmt die Zarin den Hörer ab,

um ihn Rasputin zu reichen.

Rasputin: »Es ist Väterchen!«

Die Zarin erschrickt.

Rasputin: »Gut, ich komme sofort zu dir.«

Der Zar empfängt Rasputin.

Er raucht nervös eine Zigarette nach der andern.

»Unser Heer ist geschlagen.«

Rasputin: »Ich habe dir immer vom Krieg abgeraten. Du wolltest nicht hören.«

Zar: »Was soll ich tun?«

Rasputin: »Befrage den Geist deines Vaters, des Zaren Alexander, im Gebet. Zitiere ihn heute nacht um zwölf! Er wird dir antworten.«

Der Zar nachts im Gebet.

Es schlägt zwölf Uhr.

Aus der Portiere im Hintergrund des Zimmers

tritt der Geist Alexanders II.,

tritt auf den erblassenden Zaren zu.

»Du hast mich gerufen, Sohn! Was willst du?«

Zar: »Wie soll ich den Krieg weiterführen?«

Der Geist: »Du hast einen unfähigen Oberkommandanten, den Großfürsten Nikolaj. Er verliert alle Schlachten. Setz' ihn ab! Setze dich selbst an die Spitze der Truppen. Übernimm du den Oberbefehl! Und schließe einen günstigen Frieden mit den Deutschen – ehe es zu spät ist. Gewinne die Bauern! Gib ihnen ›Land‹, das ihnen seit Jahrhunderten versprochen wird!«

Der Geist verschwindet –

hinter die Portiere,

dann in einen Seitengang.

Man sieht Rasputins Gesicht im Mondschein dämonisch aufleuchten.

Der Geist: Rasputin.

Ein Ukas des Zaren enthebt den Großfürsten Nikolaj des Oberbefehls.

Der Zar selbst übernimmt ihn.

Ein Anschlag des Zaren an das Volk:

»Ich entbiete dir meine Grüße, o mein tapferes Volk! Ich werde dich führen! Halte durch! Ohne Sieg kein Frieden! Ihr Bauern, ihr sollt nach dem siegreich beendeten Krieg ›Land‹ haben!«

Der Anschlag findet Hohn, Verachtung beim Volk: »Ohne Sieg kein Frieden! Sehr richtig! Fragt sich nur, wer siegt!«

Es finden geheime Versammlungen der Arbeiter statt.

Eine Munitionsfabrik wird in die Luft gesprengt.

Der Kaiser hört die Detonationen in seinem Palast.

Der Zar reist mit Sonderzug in die Mitte seiner Truppen ins große Hauptquartier.

Abschied von der Zarin,

vom Zarewitsch,

von seinen Töchtern,

auf dem Bahnsteig in Zarskoje Selo.

Endlich meldet sich Jussow bei Rasputin.

Er bittet ihn um Verzeihung für jenen peinlichen Auftritt.

Rasputin wehrt ab:

»Ich habe hier einen Brief – mit Siegel – an den Zaren – den ich niemand sonst anvertrauen mag als dir – fahr ins große Hauptquartier – gib ihn persönlich ab!«

Jussow ist erstaunt über Rasputins Güte, versucht sein Erstaunen zu verbergen.

Rasputin: »Ich habe dir verziehen – um ihretwillen.«

Jussow trifft Irina.

Erzählt von Rasputins Auftrag.

Sie rät ihm, auf der Hut zu sein.

Er reist ins Hauptquartier.

Wird vor den Zaren geführt.

Gibt Rasputins Brief ab.

Der Zar erbricht ihn und liest:

»Dieser tapfere Offizier brennt darauf,

in der vordersten Linie zu kämpfen.

Gib ihm Gelegenheit dazu! – Gottes Segen über Dich! Grigory.«

Der Zar: »Ihr seid ein Patriot! Euer Wunsch soll erfüllt werden.«

Der Zar wirst den Brief zerknüllt zum Papierkorb,

er fällt daneben –

Der Zar verläßt das Zimmer.

Jussow bleibt zurück, stramm stehend,

dann rührt er sich.

Entdeckt den zerknüllten Brief am Boden,

Hebt ihn schnell auf,

glättet ihn,

liest ihn,

steckt ihn schnell ein.

Ein Kurier befiehlt ihn zu einem gefährlichen Patrouillenritt.

Unmöglich, sich zu widersetzen.

Er küßt Irinas Bild.

Er reitet.

Er wird vom Pferde geschossen.

Sanitäter finden ihn.

Er kommt in einen Sanitätszug, der nach Petersburg geht,

wird in ein Lazarett eingeliefert,

wo Irina Krankenpflegerin ist.

Erst, als sie das Tuch zurückschlägt,

erkennt sie ihn.

Sie pflegt ihn mit zärtlicher Inbrunst.

Langsam genest er.

Er zeigt ihr den Brief Rasputins.

Irina, entsetzt: »Er wollte dich ermorden!«

Jussow: »Was liegt an mir! Er wird Rußland ermorden!«

Die Zarin ist allein im Schloß Zarskoje Selo zurückgeblieben,

mit dem Thronfolger

und den Prinzessinnen.

Rasputin kommt zur Zarin.

Rasputin: »Mütterchen! Ich brauche Geld!«

Zarin sieht auf.

Rasputin: »Für fromme Werke! Will eine Kapelle bauen zu Ehren des kleinen Alexej, des Thronfolgers. Soll in ihr immer für ihn gebetet werden!«

Zarin: »Ich habe kein Geld, frommer Vater –«

Rasputin: »Aber du hast den Kronschatz der Romanows! – Zeige ihn mir!«

Die Zarin, furchtsam, führt Rasputin in unterirdische Katakomben – in Gemächer, zu denen nur sie den Schlüssel hat –

sie kommen in einen Raum,

der ist voller Edelsteine, Gold, Kronen.

Rasputins Augen glänzen gierig.

Er nimmt die Krone der Romanows,

setzt sie sich auf den Kopf,

reißt sie dann herunter,

reißt mit rohen Fingern die kostbarsten Brillanten, Smaragde, Perlen aus der Krone, stopft sie in seine Taschen wie Kieselsteine –.

Am nächsten Abend

in der Villa Rhode

bei den Zigeunerinnen,

Rasputin trinkt,

tanzt,

lacht,

wirft den Mädchen Perlen und Brillanten aus der Zarenkrone zu,

die sich darum balgen.

Jussow ist genesen. Eines Tages kommt Rasputin in das Lazarett,

die Soldaten zu segnen und Irina zu suchen.

Da findet er Jussow.

Rasputin: »Du lebst?«

Jussow: »Fromme Gebete haben mich beschützt!«

Jussow hat das Aufgebot seiner Hochzeit mit Irina bestellt.

Er trifft mit Purischkewitsch zusammen, wo er auch den Großfürsten Dimitrij antrifft. Er zeigt ihm den Brief Rasputins an den Zaren, der ihn fast das Leben gekostet.

Die drei kommen überein, das Untier Rasputin, das Unheil Rußlands, zu beseitigen. Niemand soll von dem Plan erfahren.

Die drei schwören sich Treue.

Sie beschließen, Rasputin zu vergiften:

mit vergiftetem Wein,

vergiftetem Kuchen,

die Purischkewitsch besorgen will.

Die Verschwörer kommen auch überein, daß die Zarin in ein Kloster verbannt werde,

der Zar abdanke zugunsten seines Sohnes Alexej,

und daß Großfürst Nikolaj die Regentschaft übernehmen müsse,

damit Rußland wieder aufwärts schreite.

Die Verschwörer beschließen, Rasputin am Tage der Hochzeit Jussows mit Irina im Hause Jussows zu ermorden.

Jussow übernimmt es, Rasputin einzuladen.

Jussow lädt Rasputin zur Hochzeit ein.

Rasputin: »Ich habe ein besonderes Hochzeitsgeschenk für dich – wenn du mir das ius primae noctis einräumst, welches das Recht der heiligen Männer ist –«

Jussow zögernd: »Ich werde dir Irina für eine Nacht – schenken.«

Rasputin jubelt.

Jussow: »Und was wirst du mir schenken?«

Rasputin: »Der Zar ist hier« (Bewegung mit dem Finger an die Stirn). – »Ich werde dich zum Zaren machen! Ich habe die Macht! Du bist ein Russe! Der Zar ist überhaupt kein Russe. Er hat mehr deutsches als russisches Blut.«

Rasputin nimmt einige Gläser – gießt in eines Rotwein, in die andern Wasser –

»Der Rotwein, das ist das russische Blut! Sieh, so ist es beim Zaren verdünnt!«

Er gießt die Hälfte des Rotweins in ein Wasserglas, danach davon die Hälfte in ein weiteres Wasserglas und noch ein-, zweimal, hält das letzte Glas gegen das Licht:

»Dies ist das Zarenblut!«

Es ist durchsichtig wie Wasser.

Rasputin erzählt der Zarin, daß er der Hochzeit Irinas beiwohnen werde.

Die Zarin: »Hütet euch vor ihr!«

Rasputin: »Sie ist so sanft!«

Zarin: »Die sanftesten Katzen sind die bösesten Kater! –

Geht wenigstens nicht allein zur Hochzeit!« –

Rasputin: »Ich fürchte niemand –«

Zarin: »Nehmt den Matrosen Derewenko als Leibwache mit! Meinen getreuesten Diener! Ich habe Angst für euch!«

Rasputin willigt ein.

Der Zarewitsch kommt mit Derewenko.

Rasputin begrüßt den Zarewitsch zärtlich,

hebt ihn hoch,

küßt ihn auf die Stirn.

Die Hochzeit von Jussow und Irina.

Einsegnung des Paares durch den Popen in der Kirche.

Die Vorfahrt der Gäste vor Jussows Haus.

Die Festtafel, daran auch:

Purischkewitsch,

Großfürst Dimitrij,

die Verschwörer.

Rasputin ist zur Tafel nicht erschienen.

Die Verschwörer werden schon unruhig.

Rasputin zu Hause.

Er hat sein schönstes, von der Zarin gesticktes Seidenhemd angezogen.

Er sitzt mit Derewenko, dem riesigen Matrosen, am Tisch und würfelt.

Sie trinken beide Wodka.

Derewenko wird müde,

schläft ein.

Ein Schlitten fährt bei Rasputin vor,

ihm entsteigt Jussow,

steigt die Stiegen zu Rasputin hinauf,

klopft:

Rasputin öffnet.

Jussow: »Ich hole dich! Irina – wartet.«

Rasputin umarmt ihn,

küßt ihn.

Derewenko schnarcht.

Rasputin will ihn erst aufwecken,

läßt ihn schlafen.

Folgt Jussow in den Schlitten.

Die Gäste bei Jussow sind schon gegangen.

Die abgegessene, noch nicht abgedeckte Tafel.

Umgeworfene Weinflaschen.

Jussow führt Rasputin durch die Säle,

zu seinem Arbeitszimmer

lädt ihn in einen Klubsessel.

Vor ihm ein Tisch mit Portwein,

kleine weiße und schwarze Kuchen.

Die schwarzen Kuchen sind vergiftet,

der Portwein ist vergiftet.

Jussow: »Ein Gläschen Wein?«

Rasputin: »Trink du zuerst!« Mißtrauisch.

Jussow trinkt: eines der Gläser ohne Gift –

Rasputin trinkt: eines der Gläser mit Gift –

Jussow: »Ein Kuchen?«

Rasputin ißt von dem vergifteten schwarzen Kuchen –

Nichts erfolgt.

Jussow erblaßt.

Rasputin: » Wo bleibt Irina, das Täubchen?«

Jussow: »Gleich –«

Er läßt eine Grammophonplatte laufen:

ein russisches Lied,

das Rasputin mitsummt.

Jussow geht hinaus, eine Treppe höher,

wo die Verschworenen warten.

Jussow bleich: »Ein Wunder! Das Gift wirkt nicht!«

Purischkewitsch: »Er darf uns nicht entwischen! Es geht um Rußlands Heil. Hier –« gibt Jussow seinen Revolver, den Jussow zögernd nimmt. »Geh hinunter, sonst schöpft er Verdacht! Du mußt handeln!«

Jussow wieder im Zimmer bei Rasputin, der nervös auf und ab geht.

Rasputin: »Wo bleibt Irina?«

Bleibt vor Jussow stehen, nimmt ihn an beiden Schultern,

sieht ihm offen in die Augen,

Jussow kann nur mit größter Willenskonzentration diesen Blick ertragen –

Rasputin: »Felix Jussow – ich liebe dich – dich und deine Frau – ich bin einsam – allein mit meiner Seele – der Zar ist hier« (tippt an die Stirne) – »ist schwach – weibisch – töricht. Du, Felix Jussow, bist jung – schön – stolz – klug –. Du sollst herrschen an seiner Statt. – Der Krieg war eine Dummheit – und ein Verbrechen – er bringt täglich das Herz Christi zum bluten – ich mache dich zum Zaren – ich habe die Macht – und du wirst Frieden schließen!«

In diesem Augenblick geht im Hintergrund

Irina unter den Kolonaden vorbei,

im Brautkleid,

Rasputin sieht sie,

breitet die Arme –

in diesem Augenblick, wo Rasputin wie die Parodie des gekreuzigten Heilands dasteht, hebt Jussow den Revolver und schießt auf ihn –

Jussow: »Stirb! Verräter! Schande Rußlands!«

Rasputin fällt um

und reißt im Fallen Tischtuch und daraufstehende Lampe mit.

Es wird sofort stockdunkel.

Jussow schreit nach Licht.

Diener kommen mit Lichtern durch die Gänge des Hauses gelaufen –

als es im Zimmer hell wird –

ist Rasputin verschwunden –

Jussow steht entsetzt.

Er rennt hinaus in die Gänge.

Rasputin ist entwischt.

Man sieht Irina durch die Gänge Palastes fliehen –

ihr nach Rasputin –

ihm nach Jussow –

Irina gelingt es, in einem Säulengang Rasputin irre zu führen –

Rasputin findet sich plötzlich im Hof –

Mondlicht –

Rasputin atmet tief auf –

Er spuckt.

Er spuckt Blut in den Schnee.

Langsam schreitet er im Mondlicht über den Hof,

der Ausgangspforte zu.

Da sieht ihn im letzten Moment

Jussow von einem Fenster.

Er schießt ein-, zwei-, dreimal.

Rasputin bricht am Gitter des gerade erreichten Tores zusammen.

Jussow,

Purischkewitsch,

Großfürst Dimitrij kommen gelaufen.

Purischkewitsch fühlt dem toten Rasputin den Puls.

Die drei hüllen ihn in seinen eigenen Pelz, tragen ihn in den bereitstehenden Schlitten, den Jussow selbst kutschiert.

Im Moment, wo Jussow sich auf den Kutschbock schwingt,

erscheint ein Polizist am Tor,

der die Schüsse gehört hat.

Salutierend: »Was gibt es, meine Herren?«

Jussow: Mit dem Peitschenstiel auf den toten Rasputin deutend:

»Wir haben Rasputin – das Unheil Rußlands – erschossen. Verstehst du das?«

Polizist, salutiert: »Zu Befehl! – Ihm geschah recht!«

Jussow kutschiert den Schlitten an die Newa,

wo die Verschworenen ein Loch ins Eis hacken

und den Leichnam darein versenken,

 

Wie ein Lauffeuer verbreitet sich am nächsten Tag die Nachricht von der Ermordung Rasputins in Petersburg.

Jubel bei den Bürgern,

in den höheren Kreisen,

die in den Kirchen Kerzen entzünden,

vor dem Bild des heiligen Dimitrij,

zum Dank für die Befreiung von Rasputin –

Während in den Offizierskasinos Champagner in Strömen fließt –

weint die Zarin –

die dem Matrosen Derewenko die ärgsten Vorwürfe macht, daß er Rasputin allein hat zu Jussow gehen lassen.

Derewenko zuckt die Achseln –

Sie hält ihm die Faust unters Kinn,

die er ergreift und hinuntertut.

Derewenko: »Eure Zeit ist zu Ende.«

Er stampft davon.

Die Arbeiter,

besonders die Bauern,

haben andere Gedanken über die Ermordung Rasputins.

Er war – trotz allem – einer der ihren, ein Muschik,

ganz unten aus dem Volk,

und bis an den Zarenthron hinaufgestiegen.

Durch ihn hatte das russische Volk das Ohr des Zaren besessen.

Er ließ vor dem Thron die Stimme des Volkes ertönen.

Der Niederste hatte sich mystisch dem Höchsten gesellt.

Und es gingen Gerüchte:

Rasputin ist von den feinen Leuten ermordet worden, damit das russische Volk nicht mehr das Ohr des Zaren besitze –

er ist gestorben, weil er den Frieden wollte – und weil er dem Zaren immer zu einer »Landverteilung« an die Bauern geraten hatte. Die »Großen« wollen das »Land« für die »Kleinen« nicht hergeben.

 

Die Gärung im Volk, das hungert an der Front, wo man sinnlos stirbt,

nimmt zu.

Es fallen ungeheure Mengen Schnee, die Lebensmittelzüge bleiben im Schnee stecken.

Wölfe kommen bis in die Städte.

Es ist dreiundvierzig Grad Kälte.

Straßenunruhen.

Ein Regiment weigert den Offizieren den Gehorsam beim Befehl, in die Menge zu schießen.

Sie werfen die Gewehre weg.

Das Volk trägt die waffenlosen Soldaten jauchzend auf seinen Schultern.

Die Verschworenen hatten sich verrechnet.

Sie, die das Zarentum neu festigen wollten, wurden selbst überrannt,

ehe sie ihre weiteren Pläne ausführen konnten.

Die Soldaten in den Unterständen,

die Matrosen der Nordseeflotte,

der Matrose Derewenko,

der den Zarewitsch auf den Armen getragen hatte,

sie standen auf,

sie wollten nicht mehr Krieg führen,

sie stürzten den Zaren.

Rasputins Prophezeiung ging in Erfüllung;

»Wenn ich nicht mehr sein werde,

wirst auch du, Zar, nicht mehr sein!«

Der Zar,

der vom Hauptquartier im Salonzug in die Hauptstadt zurückkommen wollte, von der ihm Unruhen gemeldet wurden, wurde auf freier Strecke von den revolutionären Bauern, Arbeitern und Soldaten angehalten. Einer, der Matrose Derewenko, winkte mit der roten Fahne, wie früher der Bahnwärter mit der Streckenflagge winkte,

da stand der Zug.

Der Kaiser sah aus dem Waggon.

Mit übergehängten Gewehren, Revolver in Händen, kamen die Revolutionäre in sein Coupé.

Er wird gezwungen, mit vorgehaltenem Revolver,

die Abdankungsurkunde zu unterzeichnen. Rußland hat keinen Zaren mehr.

Er wird gefangengenommen.

Die gesamte kaiserliche Familie wird in Zarskoje Selo gefangengehalten:

Zar, Zarin, Zarewitsch, die vier Prinzessinnen.

Ihr Oberwärter ist der Matrose Derewenko.

Die Leiche Rasputins ist im Park von Zarskoje Selo beigesetzt worden, dem Leichenzug folgten unzählige Frauen,

und oft verrichtet die Zarin ihre Andacht vor dem Grab des »heiligen Mannes«.

Der Zar spielt mit seinem Sohn Soldaten wie einst.

Oder geht im Park spazieren,

oder sie bauen im Park aus Schnee einen Schneemann

und werfen mit Schneeballen nach ihm.

Der Zarewitsch lacht.

Eines Nachts

werden sie alle,

die ganze kaiserliche Familie,

roh aus den Betten gerissen.

Die »Weißen« sind im Anmarsch,

sie alle zu befreien,

unter dem Kommando von Jussow,

dem es gelungen ist, in der Revolution zu fliehen.

Beratung Derewenkos und der Revolutionäre:

»Wir müssen mit dem Zarentum ein für allemal Schluß machen!«

Bei Fackelschein

wird die gesamte kaiserliche Familie

an das Grab Rasputins geführt.

Aufrecht schreiten sie zwischen ihren Henkern,

die Prinzessinnen weinend,

die Zarin tränenlos,

der Zar an der Hand den Zarewitsch führend.

Sie stehen vor dem Grab.

Das Pikett legt an!

Da wirft der kleine Zarewitsch seine Mütze in die Luft:

»Es lebe Rußland!«

Die Salve knallt.

Um das Grab Rasputins

beginnt bereits die Legende zu sprießen.

Scharen von Gläubigen kommen,

zu beten,

beim Grab des Muschik, der Rußlands Untergang vorausgesehen.

Die revolutionäre Regierung läßt das Grab Rasputins aufreißen,

um die Legende zu zerstreuen.,

Sein Leichnam wird ausgegraben,

auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

Die Asche wird gesammelt

und vom Turm des Kreml

in Moskau in alle Winde gestreut.

Noch einmal taucht auf der Wölbung des Himmels das Gesicht Rasputins auf,

seine Züge verblassen,

sie gehen in die Züge Lenins über,

der auf einer Tribüne auf dem Roten Platz in Moskau steht

und zum Volke spricht.


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