Friederike Kempner
Gedichte
Friederike Kempner

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Auf das Zimmer meines Vaters,
des Rittergutsbesitzers
Joachim Kempner

      Fast verfallen ist das Fenster,
Keiner wohnt im Zimmer drin,
Der Erinnerung Gespenster,
Sie umnebeln meinen Sinn. –

Wohnt der Vater nicht leibhaftig,
Wie das Leben selber drin?
Wünschend, wollend, einzig-kräftig
Stets mit einem frischen Sinn? –

Blaue Augen, braune Haare,
Stark und groß, ein Riese fast,
Ungebleicht, trotz sechzig Jahre,
Urgeschäftig ohne Rast!

Und verschwunden ist das Alles,
Die lebendige Gestalt,
Und kein Nachhall eines Schalles,
Mehr aus diesen Fenstern schallt!!

O, die Träume nur, sie leben,
Und die Wirklichkeit sie stirbt, –
Nur der Dichtung Reich entschweben
Geister, die kein Hauch verdirbt!


 << zurück weiter >>