Henrik Ibsen
Die Stützen der Gesellschaft
Henrik Ibsen

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vierter Akt

Das Gartenzimmer bei Bernicks.

Der Arbeitstisch ist weggeräumt. Es ist ein stürmischer Nachmittag und schon Dämmerung, die während des Folgenden zunimmt.

Ein Diener steckt den Kronleuchter an; einige Dienstmädchen bringen Blumentöpfe, Lampen und Lichter, die auf Tische und Wandgesimse gestellt werden. Rummel im Frack, mit Handschuhen und weißer Halsbinde, steht im Zimmer und trifft Anordnungen.

Rummel zum Diener. Nur jede zweite Kerze, Jakob. Es darf nicht gar zu festlich aussehen; es soll ja eine Überraschung sein. Und die Blumen da –? Na, laßt sie nur stehen; man kann ja denken, sie ständen alle Tage da –

Bernick kommt aus seinem Zimmer.

Bernick in der Tür. Was soll das heißen?

Rummel. Au weh, au weh! Du bist da? Zu den Dienstboten. Na, jetzt könnt Ihr einstweilen gehen.

Der Diener und die Mädchen ab durch die oberste Tür links.

Bernick kommt näher. Aber, Rummel, was soll das heißen?

Rummel. Es soll heißen, daß der stolzeste Augenblick Deines Lebens gekommen ist. Die Stadt bringt ihrem ersten Mann heut abend einen Festzug!

Bernick. Was sagst Du?

Rummel. Einen Festzug mit Musik! Wir hätten auch gern Fackeln genommen; aber das durften wir bei diesem stürmischen Wetter nicht wagen. Na, illuminiert wird jedenfalls; und das klingt ja auch ganz gut, wenn es in den Zeitungen steht.

Bernick. Hör' mal, Rummel. Ich will das nicht.

Rummel. Ja, nun ist es zu spät; in einer halben Stunde sind sie da.

Bernick. Aber warum hast Du mir das nicht früher gesagt?

Rummel. Eben weil mir bange war, Du würdest was dagegen haben. Und da habe ich mich hinter Deine Frau gesteckt; sie erlaubte mir, ein weniges zu arrangieren, und wird auch für Erfrischungen sorgen.

Bernick horcht. Was ist das? Kommen sie schon? Mir ist, als hörte ich Gesang.

Rummel an der Gartentür. Gesang? Ach, das sind bloß die Amerikaner; man holt »Indian Girl« zur Tonne hinaus.

Bernick. »Indian Girl« holt man hinaus? – Ja –; ach, ich kann nicht heut abend; ich bin krank.

Rummel. Ja, Du siehst in der Tat jämmerlich aus. Aber Du mußt Dich aufraffen. Zum Donnerwetter, Du mußt Dich aufraffen! Ich wie auch Sandstad und Vigeland legen das größte Gewicht auf das Zustandekommen dieser Veranstaltung. Unsere Gegner müssen unter der Wucht einer möglichst großartigen Demonstration zum Schweigen gebracht werden. Es bilden sich Gerüchte; mit der Mitteilung von den Terrainkäufen kann man nicht länger hinter dem Berge halten. Du mußt unter allen Umständen schon heut abend bei Gesang und Gläserklang und schönen Reden, kurz unter dem Eindruck einer rauschenden Feststimmung, verkünden, was Du zum Besten der Gesellschaft riskiert hast. Unter dem Eindruck solch einer rauschenden Feststimmung, wie ich mich eben ausdrückte, läßt sich ungeheuer viel bei uns machen. Aber die muß vorhanden sein, – sonst geht es nicht.

Bernick. Jawohl, ja –

Rummel. Und ganz besonders, wenn man mit einer so delikaten und kitzlichen Sache herausrücken soll. Na, Bernick, Du hast ja, Gott sei Dank, einen Namen, der einen Puff vertragen kann. Aber hör' mal, wir sollten uns doch vorher ein wenig verständigen. Hilmar Tönnesen hat ein Lied auf Dich gedichtet. Es beginnt sehr hübsch mit den Worten: »Hoch die Fahne der Idee!« Und Rörlund hat den Auftrag, die Festrede zu halten. Auf die mußt Du natürlich antworten.

Bernick. Ich kann heut nicht, Rummel. Könntest Du nicht –?

Rummel. Unmöglich, so gern ich auch wollte. Die Rede wird ja doch, wie Du Dir denken kannst, vor allem an Dich gerichtet. Na, vielleicht werden auch für uns andere ein paar Worte abfallen. Ich habe mit Vigeland und Sandstad darüber gesprochen. Wir haben gedacht, Du könntest mit einem Hoch auf das Gedeihen unserer Gesellschaft antworten; Sandstad will einige Worte über die Eintracht der verschiedenen Gesellschaftsklassen sprechen; Vigeland wird dann auseinandersetzen, wie wünschenswert es sei, daß durch das neue Unternehmen das moralische Fundament, auf dem wir jetzt stehen, nicht erschüttert wird, und ich habe vor, in wenigen passenden Worten der Frauen zu gedenken, deren bescheideneres Wirken auch nicht ohne Bedeutung für die Gesellschaft ist. Aber Du hörst ja gar nicht –

Bernick. O doch – gewiß. Aber sage mir, glaubst Du wirklich, daß es auf See draußen jetzt sehr schlimm ist?

Rummel. Aha, Du fürchtest für den »Palmbaum«. Der ist doch gut versichert.

Bernick. Versichert, ja; aber –

Rummel. Und in gutem Stand; und das ist die Hauptsache.

Bernick. Hm –. Wenn einem Fahrzeug etwas zustößt, so ist ja damit noch nicht gesagt, daß Menschenleben zugrunde gehen müssen; es können aber Schiff und Ladung zum Teufel gehen –; und man kann Koffer und Papiere einbüßen –

Rummel. Zum Kuckuck! An Koffern und Papieren ist doch nicht viel gelegen.

Bernick. Das nicht! – Nein, nein, ich meinte bloß –. Still, – da singen sie wieder.

Rummel. Das ist an Bord des »Palmbaum«.

Vigeland kommt von rechts.

Vigeland. Ja! Nun holen sie den »Palmbaum« heraus. Guten Abend, Herr Konsul.

Bernick. Und Sie, als seekundiger Mann, Sie bleiben nach wie vor dabei, daß –?

Vigeland. Ich bleibe bei der Vorsehung, Herr Konsul. Überdies war ich selbst an Bord und habe etliche Traktätchen ausgeteilt, die hoffentlich Segen stiften werden.

Sandstad und Krap kommen von rechts.

Sandstad noch in der Tür. Ja, wenn das gut geht, so geht alles gut. Sieh da! Guten Abend, guten Abend!

Bernick. Ist was los, Herr Krap?

Krap. Ich sage nichts, Herr Konsul.

Sandstadt. Die ganze Bemannung von »Indian Girl« ist betrunken; ich will kein ehrlicher Mann sein, wenn die Bestien mit lebendigem Leibe davonkommen.

Lona kommt von rechts.

Lona zu Bernick. Ja, – so kann ich Dich denn von ihm grüßen.

Bernick. Schon an Bord?

Lona. Wenigstens bald. Wir haben uns vor dem Hotel getrennt.

Bernick. Und sein Vorsatz steht fest?

Lona. Felsenfest.

Rummel im Hintergrunde an den Fenstern. Der Henker hole diese neumodischen Einrichtungen! Ich kriege die Vorhänge nicht herunter.

Lona. Sollen sie herunter? Ich dachte, im Gegenteil –

Rummel. Zuerst herunter, Fräulein. Sie wissen doch, was es geben wird?

Lona. Freilich. Lassen Sie mich helfen. Ergreift die Schnur. Ich lasse den Vorhang fallen vor den Augen meines Schwagers, – und möchte ihn doch lieber aufziehen.

Rummel. Das können Sie auch später. Wenn der Garten voll ist von der wogenden Menge, dann gehen die Vorhänge in die Höhe, und man sieht drinnen eine überraschte und frohe Familie; – das Haus eines Bürgers soll sein wie ein Glasschrank.

Bernick scheint etwas sagen zu wollen, wendet sich aber schnell um und geht in sein Zimmer.

Rummel. So, nun wollen wir die letzte Beratung halten. Kommen Sie mit, Herr Krap! Sie müssen uns mit ein paar tatsächlichen Aufschlüssen unterstützen.

Alle Herren ab in das Zimmer Bernicks. Lona hat die Vorhänge an den Fenstern herunter gelassen und will dasselbe gerade mit dem Vorhang an der Glastüre tun, da springt Olaf von oben die Gartentreppe herunter. Er hat ein Plaid über der Schulter und ein Bündel in der Hand.

Lona. O! – Gott verzeih Dir's, Junge, – hast Du mich aber erschreckt

Olaf verbirgt das Bündel. Pst, Tante!

Lona. Du springst zum Fenster hinaus! Wo willst Du hin?

Olaf. Pst, sag' nichts! Ich will zu Onkel Johann; – bloß zur Brücke herunter, weißt Du; – bloß ihm Lebewohl sagen. Gute Nacht, Tante!

Er läuft hinaus durch den Garten.

Lona. Nein, – bleib! Olaf – Olaf!

Johann Tönnesen,im Reiseanzug, mit einer Tasche über die Schultern, kommt vorsichtig durch die Tür rechts; später Dina und Martha.

Johann. Lona!

Lona wendet sich um. Was! Du kommst wieder?

Johann. Es sind noch ein paar Minuten Zeit. Ich muß sie noch einmal sehen. Wir können nicht so voneinander scheiden.

Martha und Dina, beide mit Mänteln, kommen durch die oberste Tür links; letztere hat einen kleinen Reisesack in der Hand.

Dina. Zu ihm, zu ihm!

Martha. Ja, Du sollst zu ihm, Dina!

Dina. Da ist er!

Johann. Dina! Dina. Nehmen Sie mich mit!

Johann Was –!

Lona. Du willst?

Dina. Ja, nehmen Sie mich mit! Der andere hat mir geschrieben, – er hat gesagt, daß es noch heute alle Leute wissen sollten –

Johann. Dina, – Sie lieben ihn nicht?

Dina. Ich habe den Menschen nie geliebt. Ich stürze mich in den tiefen Fjord, ehe ich seine Braut werde. Ach, wie er mich gestern gedemütigt hat mit seinen dünkelhaften Worten! Wie hat er mich fühlen lassen, daß er ein geringes Geschöpf zu sich emporhebt! Ich will nicht mehr, daß man mich gering achtet! Ich will fort. Darf ich Sie begleiten?

Johann. Ja, ja – und tausendmal ja!

Dina. Ich werde Ihnen nicht lange zur Last fallen. Helfen Sie mir nur hinüber; helfen Sie mir im Anfang ein bißchen weiter. –

Johann. Hurra, Dina! Das findet sich schon!

Lona zeigt auf die Tür Bernicks. Pst! Leise, leise!

Johann. Dina, ich werde Sie auf Händen tragen!

Dina. Das sollen Sie nicht. Ich will mich selbst vorwärts bringen; und drüben, da kann ich das schon. Nur fort von hier! O, diese Frauen, – Sie wissen noch nicht, – die haben mir auch heute geschrieben. Sie haben mich ermahnt, mein Glück auch zu begreifen, haben mir vorgehalten, welche Großmut er bewiesen hätte. Morgen und alle Tage werden sie mir aufpassen, um zu sehen, ob ich mich all dessen auch würdig zeige. Wie mir graut vor dieser ganzen Sittsamkeit!

Johann. Sagen Sie mir, Dina, wollen Sie nur deshalb fort? Bin ich Ihnen nichts?

Dina. Doch, Johann, Sie sind mir mehr als alle andern Menschen.

Johann. O Dina –!

Dina. Alle sagen sie hier, ich müßte Sie hassen und verabscheuen; das wäre meine Pflicht. Aber ich begreife nicht, warum das meine Pflicht sein soll, und werde es nie begreifen lernen.

Lona. Das sollst Du auch nicht, mein Kind!

Martha. Nein, das sollst Du nicht; und darum sollst Du ihm auch folgen als sein Weib.

Johann. Ja, ja!

Lona. Was? Nun muß ich Dich küssen, Martha! Das hätte ich von Dir nicht erwartet.

Martha. Glaub's wohl; ich hätte es selbst nicht erwartet. Aber einmal mußte es heraus aus mir. Ach, wie leiden wir hier unter dem Fluch des Herkommens und der Gewohnheiten! Mach' Front dagegen, Dina! Werde sein Weib! Schaff ein Ereignis, daß diesem ganzen Schick und Brauch ins Gesicht schlägt!

Johann. Was antworten Sie, Dina?

Dina. Ja, – ich will die Ihre sein.

Johann. Dina!

Dina. Aber erst will ich arbeiten, selber etwas werden – so wie Sie. Ich will nicht eine Sache sein, die man einfach an sich nimmt.

Lona. Recht so, – so soll es sein!

Johann. Gut denn; ich warte und hoffe –

Lona. – und gewinnst, mein Junge! Aber jetzt an Bord!

Johann. Jawohl, – an Bord! Du, Lona, liebe Schwester, ein Wort noch! Hör' mal –

Er führt sie in den Hintergrund und spricht eilig mit ihr.

Martha. Dina, Du Glückliche, – laß mich Dich anschauen, Dich noch einmal küssen, – das letzte Mal.

Dina. Nicht das letzte Mal; nein, teure, geliebte Tante, wir sehen uns wieder!

Martha. Niemals! Versprich mir, Dina, komm nie zurück! Sie faßt Dinas beide Hände und blickt sie an. Nun gehst Du dem Glück entgegen, Du geliebtes Kind, – übers Meer! O, wie oft habe ich mich nicht aus meiner Schulstube dahin gesehnt! Draußen muß es schön sein: ein größerer Himmel; die Wolken ziehen höher als hier; eine freiere Luft weht über die Häupter der Menschen hin –

Dina. Ach, Tante Martha, Du folgst uns schon noch einmal.

Martha. Ich? Niemals, niemals! Hier hab' ich meinen kleinen Lebensberuf; und nun glaube ich auch, daß ich ganz und ungeteilt das werden kann, was ich sein soll.

Dina. Von Dir scheiden zu müssen – ich kann es nicht ausdenken!

Martha. Ach, der Mensch kann von vielem scheiden, Dina. Küßt Dina. Aber die Erfahrung soll Dir erspart bleiben, mein Herzenskind. Versprich mir, ihn glücklich zu machen!

Dina. Ich will nichts versprechen; ich hasse Versprechungen. Alles komme, wie es kommen mag.

Martha. Ja, ja, so soll es sein; Du sollst nur bleiben, wie Du bist, – wahr und treu gegen Dich selbst.

Dina. Das will ich, Tante.

Lona steckt einige Papiere in die Tasche, die Johann ihr gegeben hat. Brav, brav, mein lieber Junge. Aber jetzt, fort!

Johann. Ja, jetzt ist keine Zeit mehr zu verlieren. Leb' wohl, Lona! Dank für all Deine Liebe! Leb' wohl, Martha; hab' auch Du Dank für Deine treue Freundschaft!

Martha. Leb' wohl, Johann! Leb' wohl, Dina! Und das Glück sei mit Euch in allen Tagen!

Martha und Lona drängen die beiden der Tür im Hintergründe zu. Johann und Dina gehen rasch ab durch den Garten. Lona schließt die Tür und zieht den Vorhang vor.

Lona. Nun sind wir allein, Martha. Du hast sie verloren und ich ihn.

Martha. Du – ihn?

Lona. Ach, halb und halb hatte ich ihn schon drüben verloren. Der Junge sehnte sich immer und immer danach, auf eigenen Füßen zu stehen. Darum habe ich ihm eingeredet, ich hätte Heimweh.

Martha. Darum? Jetzt verstehe ich auch, weshalb Du gekommen bist. Doch er wird nach Dir zurückverlangen, Lona.

Lona. Eine alte Stiefschwester, – was soll er jetzt mit der? – Die Männer, die reißen sich von gar vielem los, um zu dem Glück zu gelangen.

Martha. Das kommt zuweilen vor.

Lona. Aber wir wollen zusammenhalten, Martha!

Martha. Kann ich Dir etwas sein?

Lona. Wem denn mehr? Wir zwei Pflegemütter, – haben wir nicht beide unsere Kinder verloren? Nun sind wir allein.

Martha. Ja, allein. Und darum sollst Du es auch wissen – ich habe ihn über alles in der Welt geliebt.

Lona. Martha! Packt Martha am Arm. Ist das wirklich wahr?

Martha. Der ganze Inhalt meines Lebens liegt in diesen Worten. Ich habe ihn geliebt und auf ihn gewartet. Jeden Sommer habe ich gewartet, daß er kommen sollte. Und er kam – aber er sah mich nicht.

Lona. Ihn geliebt! Und Du selbst hast ihm das Glück zugeführt?

Martha. Sollte ich ihm das Glück nicht zuführen, wenn ich ihn liebte? Ja, ich habe ihn geliebt! Mein ganzes Leben ist ein Leben für ihn gewesen, von dem Augenblicke an, als er wegging. Welchen Grund ich hatte zu hoffen, meinst Du? O, ich glaube doch, ich hatte einigen Grund dazu! Doch als er wiederkam, – da war's, als ob alles aus seiner Erinnerung ausgelöscht wäre. Er sah mich nicht.

Lona. Dina war's, die Dich in den Schatten gestellt hat, Martha.

Martha. Gut, daß sie das getan hat. Als er wegging, da waren wir gleichaltrig; als ich ihn wiedersah, – o, dieser entsetzliche Augenblick! – da wurde es mir klar, daß ich nun zehn Jahre älter war als er. Da hatte er draußen sich getummelt im hellen, warmen Sonnenschein, hatte Jugend und Gesundheit mit jedem Atemzug eingesogen; und unterdessen saß ich hier und spann und spann –

Lona. – den Faden seines Glückes, Martha.

Martha. Ja, Gold war's, Lona, was ich spann. Keine Bitterkeit! Nicht wahr, Lona, wir sind ihm zwei gute Schwestern gewesen?

Lona umarmt sie. Martha!

Bernick kommt aus seinem Zimmer.

Bernick zu den Herren drin: Jawohl, meine Herren; machen Sie alles, wie Sie wollen. Wenn es Zeit ist, so werde ich schon – Schließt die Tür. Ah! Ihr seid da? Du, Martha, Du mußt ein bißchen Toilette machen; und sage Betty, sie möge dasselbe tun. Ich wünsche keinen Staat, natürlich; nur einen netten häuslichen Zuschnitt. Aber Ihr müßt Euch beeilen.

Lona. Und ein glückliches, zufriedenes Gesicht, Martha! Frohe Augen müßt Ihr machen.

Bernick. Olaf soll auch herunterkommen; ich will ihn an meiner Seite haben.

Lona. Hm; Olaf –

Martha. Ich werde es Betty ausrichten. Ab durch die oberste Tür links.

Lona. So ist er also da, der große feierliche Augenblick.

Bernick geht unruhig auf und ab. Ja – freilich.

Lona. In einer solchen Stunde muß sich ein Mann stolz und glücklich fühlen, denke ich mir.

Bernick sieht sie an. Hm!

Lona. Die ganze Stadt wird ja illuminieren, höre ich.

Bernick. Ja, – so was Ähnliches haben sie vor.

Lona. Alle Vereine werden mit ihren Fahnen antreten. Dein Name wird in Flammenschrift prangen. Heute nacht wird nach allen Richtungen des Landes telegraphiert werden: »Im Kreise seiner glücklichen Familie nahm der Konsul Bernick die Huldigung seiner Mitbürger entgegen als eine von den Stützen der Gesellschaft.«

Bernick. Wird wohl so sein; und draußen werden sie Hoch rufen, und die Menge wird so lange jubeln, bis ich mich zeige; und ich werde genötigt sein, mich zu verbeugen und zu danken.

Lona. Genötigt also –

Bernick. Glaubst Du, ich fühlte mich glücklich in diesem Augenblick?

Lona. Nein, ich glaube nicht, daß Du Dich so im Innersten glücklich fühlen kannst.

Bernick. Lona, Du verachtest mich!

Lona. Noch nicht.

Bernick. Dazu hast Du auch kein Recht. Nein, – kein Recht, mich zu verachten! – Lona, Du kannst es nicht begreifen, wie unsagbar einsam ich hier stehe in dieser engherzigen, impotenten Gesellschaft, – wie ich Jahr für Jahr meine Ansprüche an eine Lebensaufgabe herabstimmen mußte, die mich ganz ausfüllte. Was habe ich zustande gebracht, so mannigfaltig es auch scheinen mag? Stückwerk, – Lappalien. Anderes, Höheres, wird hier ja nicht geduldet! Würde ich der Stimmung und Anschauung, die gerade den Tag beherrschen, nur um einen Schritt vorangehen, so wäre es aus mit meiner Macht. Weißt Du, was wir sind, wir, die als Stützen der Gesellschaft gelten? Wir sind die Werkzeuge der Gesellschaft, – nichts mehr und nichts weniger.

Lona. Warum siehst Du das erst jetzt ein?

Bernick. Weil ich in letzter Zeit viel darüber nachgedacht habe, – seit Du wieder da bist, – und zumal am heutigen Abend. Ach, Lona, warum habe ich Dich nicht so recht gründlich gekannt damals – in den alten Tagen!

Lona. Was dann?

Bernick. Dann hätte ich Dich nie aufgegeben; und hätte ich Dich besessen, so stände ich nicht da, wo ich jetzt stehe.

Lona. Und bedenkst Du nicht, was sie Dir hätte werden können, Betty, die Du gewählt hast an meiner Statt?

Bernick. Jedenfalls weiß ich, daß sie mir nicht das geworden ist, dessen ich so sehr bedurfte.

Lona. Weil Du nie die Aufgabe Deines Lebens mit ihr geteilt, weil Du ihr nie ein freies und wahres Verhältnis zu Dir ermöglicht hast; weil Du sie hinsiechen läßt unter dem Vorwurf der Schande, die Du über ihre nächsten Verwandten gebracht hast.

Bernick. Ja, ja freilich. Das alles kommt von der Lüge und von der Hohlheit.

Lona. Nun denn – warum brichst Du nicht mit dieser ganzen Lüge und Hohlheit?

Bernick. Jetzt? Jetzt ist es zu spät, Lona.

Lona. Sag' mir, Karsten, welche Befriedigung gewähren Dir dieser Schein und dieser Betrug?

Bernick. Keine gewähren sie mir. Ich muß zugrunde gehen, wie diese ganze verhunzte Gesellschaft. Aber ein Geschlecht wächst nach uns heran: für meinen Sohn arbeite ich; ihm schaffe ich ein Lebenswerk. Es wird eine Zeit kommen, da sich Wahrheit auf das Leben der Gesellschaft herniedersenken wird, und auf diese Wahrheit soll er ein glücklicheres Dasein gründen, als das seines Vaters war.

Lona. Mit einer Lüge als Grundlage? Bedenk, was Du Deinem Sohne da zum Erbe gibst!

Bernick in unterdrückter Verzweiflung. Ich gebe ihm ein tausendmal schlimmeres Erbe, als Du ahnst. Aber einmal muß der Fluch weichen. Und doch – trotzdem – Leidenschaftlich. Wie konntet Ihr das alles über mein Haupt bringen! Aber jetzt ist's geschehen. Jetzt muß ich vorwärts. Mich zu verderben, das soll Euch nicht gelingen!

Hilmar Tönnesen, mit einem offenen Billet in der Hand kommt eilig und verstört von rechts. Das ist ja –. Betty, Betty!

Bernick. Was gibt es? Kommen sie schon?

Hilmar. Nein, nein; aber ich muß dringend wen sprechen – Ab durch die oberste Tür links.

Lona. Karsten, Du redest so, als ob wir gekommen wären, Dich zu vernichten. Laß Dir denn sagen, aus welchem Erz er ist, dieser verlorene Sohn, den Eure moralische Gesellschaft scheut wie einen Pestkranken. Er kann Euch entbehren, denn jetzt ist er fort.

Bernick. Aber er wollte wiederkommen –

Lona. Johann kommt niemals wieder. Er ist fort für immer, und Dina ist mit ihm.

Bernick. Kommt niemals wieder? Und Dina ist mit ihm?

Lona. Jawohl, um sein Weib zu werden. So schlagen die beiden Eurer tugendreichen Gesellschaft ins Gesicht – gerade so wie einst ich – na!

Bernick. Fort – auch sie – mit »Indian Girl« –!

Lona. Nein, ein so teures Gut durfte er der ruchlosen Bande nicht anvertrauen. Johann und Dina sind mit dem »Palmbaum« gefahren.

Bernick. Ha! – also – vergebens – Er geht rasch nach seinem Zimmer, reißt die Tür auf und ruft hinein: Krap, halten Sie »Indian Girl« auf; es darf heute nicht in See!

Krap von drinnen. »Indian Girl« ist schon auf See, Herr Konsul.

Bernick schließt die Tür und sagt matt: Zu spät, – und zwecklos –

Lona. Was meinst Du?

Bernick. Nichts, nichts! Laß mich –

Lona. Hm. Sieh her, Karsten! Johann läßt Dir sagen, daß er den Ruf und den Namen in meine Hände legt, den er Dir einmal geliehen hat, und auch den guten Namen, den Du ihm genommen hast, als er fort war. Johann schweigt; und ich kann in der Sache tun und lassen, was ich will. Sieh her, da hab' ich Deine beiden Briefe in meiner Hand.

Bernick. Du hast sie! Und nun – nun willst Du – schon heut abend – vielleicht, wenn der Festzug –

Lona. Ich kam nicht herüber, um Dich zu verraten, sondern um Dich so aufzurütteln, daß Du freiwillig sprechen müßtest. Das gelang mir nicht. So verharre denn in der Lüge! Sieh her, – ich reiße Deine beiden Briefe in Stücke. Nimm die Fetzen – da sind sie! Nun zeugt nichts mehr gegen Dich, Karsten; nun bist Du sicher; sei nun auch glücklich, – wenn Du kannst!

Bernick erschüttert. Lona, – warum hast Du das nicht früher getan! Nun ist es zu spät; nun ist für mich das ganze Leben dahin! Ich kann nicht weiter leben fortan!

Lona. Was ist geschehen?

Bernick. Frag' mich nicht. – Aber ich muß leben! Ich will leben – um Olafs willen. Er soll alles wieder gutmachen, alles sühnen –

Lona. Karsten –!

Hilmar Tönnesen kommt eilig zurück.

Hilmar. Nirgends zu finden – fort! Und Betty auch nicht!

Bernick. Was fehlt Dir?

Hilmar. Ich getraue mich nicht, es Dir zu sagen.

Bernick. Was ist? Du mußt und sollst es mir sagen!

Hilmar. Nun wohl – Olaf ist durchgebrannt, – mit »Indian Girl«.

Bernick taumelt zurück. Olaf – mit »Indian Girl«! Nein, Nein!

Lona. Doch, – doch! Jetzt verstehe ich –! Ich habe gesehen, wie er aus dem Fenster sprang.

Bernick in der Tür seines Zimmers, ruft verzweifelt: Krap, halten Sie »Indian Girl« auf – um jeden Preis!

Krap kommt heraus. Unmöglich, Herr Konsul! Wie können Sie nur denken –?

Bernick. Wir müssen das Schiff aufhalten – Olaf ist an Bord!

Krap. Was sagen Sie?

Rummel kommt heraus. Olaf durchgebrannt? Nicht möglich!

Sandstad kommt. Er wird mit dem Lotsen zurückgeschickt werden, Herr Konsul.

Hilmar. Nein, nein! Er hat mir geschrieben. Zeigt das Billet. Er sagt, er will sich im Schiffsraum verbergen, bis sie auf hoher See sind.

Bernick. Ich sehe ihn nie wieder!

Rummel. Ach Unsinn! Ein starkes, gutes Schiff, eben repariert –

Vigeland, der gleichfalls herausgekommen ist. – auf Ihrer eigenen Werft, Herr Konsul!

Bernick. Ich sehe ihn nie wieder, sage ich Euch! Ich habe ihn verloren, Lona, und – jetzt sehe ich es ein – ich habe ihn nie besessen. Horcht. Was ist das?

Rummel. Musik. Jetzt kommt der Festzug.

Bernick. Ich kann, ich will niemand empfangen!

Rummel. Was fällt Dir ein? Das geht unmöglich an.

Sandstadt. Unmöglich, Herr Konsul; bedenken Sie, was für Sie auf dem Spiele steht!

Bernick. Das alles hat jetzt gar keinen Wert für mich! Wen habe ich nun, für den ich arbeite?

Rummel. Wie Du nur so fragen kannst! Du hast doch uns und die Gesellschaft.

Vigeland. Ja, das ist ein wahres Wort!

Sandstadt. Sie vergessen doch wohl nicht, Herr Konsul, daß wir –

Martha kommt durch die oberste Tür links. Man hört die gedämpften Klänge der Musik, fern unten auf der Straße.

Martha. Jetzt kommt der Zug; aber Betty ist nicht zu Haus. Ich verstehe nicht, wo sie –

Bernick. Nicht zu Haus! Da siehst Du es, Lona; keine Stütze – nicht in Freud', nicht in Leid!

Rummel. Die Vorhänge weg! Kommen Sie und helfen Sie mir, Herr Krap! Sie auch, Herr Sandstad! Jammerschade, daß die Familie gerade jetzt so versprengt sein muß! Ganz gegen das Programm.

Die Vorhänge an Fenstern und Türe werden weggezogen. Man sieht die ganze Straße illuminiert. An dem Hause gerade gegenüber ist ein großes Transparent angebracht mit der Inschrift: »Es lebe der Konsul Bernick, die Stütze unserer Gesellschaft.«

Bernick weicht scheu zurück. Fort mit alledem! Ich will nichts sehen! Löscht aus, löscht aus!

Rummel. Mit Respekt zu fragen, bist Du nicht recht bei Troste?

Martha. Was fehlt ihm, Lona?

Lona. Pst!

Sie spricht leise mit ihr.

Bernick. Weg mit dieser höhnischen Inschrift, sage ich! Seht Ihr nicht, daß alle Lichter uns die Zunge herausstrecken?

Rummel. Aber, da muß ich doch gestehen –

Bernick. Ach, was versteht Ihr! Aber ich, ich –! Lichter im Totenzimmer sind das!

Krap. Hm. –

Rummel. Aber hör' mal, – Du nimmst Dir es auch zu sehr zu Herzen.

Sandstadt. Der Junge macht eine Spazierfahrt über den Atlantischen Ozean, und dann kriegen Sie ihn wieder.

Vigeland. Vertrauen Sie nur auf die Hand des Allmächtigen, Herr Konsul!

Rummel. Und auf die Schute, Bernick; sie ist doch meines Wissens nicht dem Versinken nahe.

Krap. Hm –

Rummel. Ja, wenn es so einer von den schwimmenden Särgen wäre, von denen man draußen in der großen Welt hört –

Bernick. Ich fühle, wie mein Haar grau wird in diesen Augenblicken.

Frau Bernick, einen großen Schal über dem Kopf, kommt durch die Gartentür.

Frau Bernick. Karsten, Karsten, weißt Du –?

Bernick. Ja, ich weiß! Aber Du, – Du, die nichts sieht; Du, die nicht wie eine Mutter ein Auge für ihn hat –

Frau Bernick. So hör' doch nur –!

Bernick. Warum hast Du nicht über ihn gewacht? Jetzt habe ich ihn verloren. Gib ihn mir wieder, wenn Du kannst!

Frau Bernick. Ja, ich kann es! Ich habe ihn!

Bernick. Du hast ihn?

Die Herren. Ah!

Hilmar. Na, dacht' ich's mir doch!

Martha. Karsten, Du hast ihn wieder!

Lona. Und nun such' ihn auch zu besitzen!

Bernick. Du hast ihn! Ist das wahr, was Du sagst? Wo ist er?

Frau Bernick. Das erfährst Du nicht, bis Du ihm verziehen hast.

Bernick. Ach was, verziehen –! Aber wie hast Du gewußt –?

Frau Bernick. Glaubst Du, eine Mutter hätte keine Augen? Ich war in Todesangst, Du möchtest etwas erfahren. Einige Worte, die er gestern fallen ließ, – und da sein Zimmer leer war, und Ranzen und Kleider fort –

Bernick. Ja, ja –?

Frau Bernick. Ich lief; holte mir Aune; wir fuhren in seinem Segelboot hinaus; der Amerikaner wollte gerade absegeln. Gottlob, wir kamen noch zu rechter Zeit, – gingen an Bord, – durchsuchten das Schiff, – fanden ihn! Ach Karsten, Du darfst ihn nicht bestrafen!

Bernick. Betty!

Frau Bernick. Und auch Aune nicht!

Bernick. Aune? Was weißt Du von ihm? Ist »Indian Girl« wieder unter Segel?

Frau Bernick. Nein; das ist es ja gerade –

Bernick. Sprich, sprich!

Frau Bernick. Aune war ebenso erschüttert wie ich; die Durchsuchung nahm Zeit weg; die Dunkelheit trat ein, so daß der Lotse Schwierigkeiten machte; und da war Aune so eigenmächtig, – in Deinem Namen –

Bernick. Nun?

Frau Bernick. Das Schiff aufzuhalten – bis morgen.

Krap. Hm –

Bernick. O, welch unermeßliches Glück!

Frau Bernick. Du bist nicht böse?

Bernick. O Betty, dieses Übermaß von Glück!

Rummel. Du bist auch gar zu gewissenhaft.

Hilmar. Ja, wenn es mal einen kleinen Kampf mit den Elementen gilt, so – uh!

Krap an einem der Fenster. Jetzt kommt der Zug durchs Gartentor, Herr Konsul.

Bernick. Ja, jetzt kann er kommen!

Rummel. Der ganze Garten ist angefüllt mit Menschen.

Sandstadt. Die ganze Straße ist gepfropft voll.

Rummel. Die ganze Stadt ist auf den Beinen, Bernick! Wirklich, ein erhebender Augenblick!

Vigeland. Lassen Sie es uns demütigen Sinnes hinnehmet, Herr Rummel!

Rummel. Alle Fahnen sind zur Stelle! Was für ein Zug! Da ist das Festkomitee mit dem Adjunkten Rörlund an der Spitze.

Bernick. Laßt sie kommen, sage ich.

Rummel. Aber hör' mal; in der aufgeregten Gemütsverfassung, in der Du bist –

Bernick. Nun, und –?

Rummel. Ich wäre nicht abgeneigt, das Wort statt Deiner zu ergreifen.

Bernick. Nein, danke schön! Heut spreche ich selbst.

Rummel. Aber weißt Du auch, was Du zu sagen hast?

Bernick. Ja, sei unbesorgt; – jetzt weiß ich, was ich zu sagen habe.

Die Musik hat mittlerweile aufgehört. Die Gartentür öffnet sich. Rörlund, an der Spitze des Festkomitees, tritt durch die Gartentür ein, begleitet von ein paar Lohndienern, die einen zugedeckten Korb tragen. Dann kommen Bürger der Stadt aus allen Gesellschaftsklassen, soviel der Saal nur faßt. Eine unübersehbare Menge mit Fahnen und Flaggen sieht man draußen im Garten und auf der Straße.

Rörlund. Hochgeehrter Herr Konsul! Ich sehe an der Überraschung, die sich auf Ihren Zügen malt, daß wir als unerwartete Gäste eindringen – in den Kreis Ihrer glücklichen Familie, zu Ihrem friedlichen Herd, wo Sie von ehrenwerten und tatkräftigen Freunden und Mitbürgern umgeben sind. Doch es war uns ein Herzensbedürfnis, Ihnen unsere Huldigung darzubringen. Nicht zum erstenmal geschieht solches, aber doch zum erstenmal in so ausgedehntem Maße. Schon öfter haben wir Ihnen unsern Dank dargebracht dafür, daß Sie sozusagen eine breite moralische Grundlage schufen für das Gebäude unserer Gesellschaft. Diesmal aber huldigen wir Ihnen vornehmlich als dem einsichtsvollen, unermüdlichen, uneigennützigen, ja aufopferungsvollen Mitbürger, der die Initiative zu einem Unternehmen ergriffen hat, das, nach der Meinung aller Sachverständigen, dem zeitlichen Wohl und Gedeihen dieser Gesellschaft einen mächtigen Aufschwung geben wird.

Stimmen aus der Menge. Bravo! Bravo!

Rörlund. Herr Konsul! Sie sind seit manchem Jahre unsrer Stadt mit leuchtendem Beispiel vorangegangen. Ich rede nicht von Ihrem mustergültigen Familienleben, auch nicht von Ihrem tadellosen moralischen Wandel überhaupt. Solche Dinge gehören ins stille Kämmerlein und nicht in den Festessaal! Aber ich rede von Ihrer bürgerlichen Wirksamkeit, so wie sie vor aller Augen offen liegt. Wohlausgerüstete Schiffe gehen aus Ihren Werften hervor und zeigen unsere Flagge auf den fernsten Meeren. Eine zahlreiche und glückliche Arbeiterschar sieht zu Ihnen auf wie zu einem Vater. Indem Sie neue Erwerbszweige ins Leben riefen, haben Sie die Wohlfahrt von vielen hundert Familien begründet. Mit anderen Worten – Sie sind in hervorragendem Sinne der Grundpfeiler dieser Gesellschaft.

Stimmen. Hört, Hört! Bravo!

Rörlund. Und gerade diese Glorie von Uneigennützigkeit, die über Ihrem ganzen Wandel ruht, ist es, was so unendlich wohltuend wirkt, besonders in Zeiten wie diesen. Sie stehen jetzt im Begriff, uns eine – ja, ich trage keine Bedenken, das Wort ganz prosaisch und schmucklos auszusprechen – eine Eisenbahn zu schaffen.

Viele Stimmen. Bravo! Bravo!

Rörlund. Aber diese Unternehmung scheint auf Schwierigkeiten zu stoßen, wesentlich diktiert von engherzigen, selbstischen Rücksichten.

Stimmen. Hört, Hört!

Rörlund. Es ist nämlich nicht unbekannt geblieben, daß gewisse Individuen, die nicht unserer Gesellschaft angehören, den strebsamen Bürgern dieser Stadt zuvorgekommen sind und sich in den Besitz gewisser Vorteile gesetzt haben, die rechtmäßigerweise unserer eigenen Stadt hätten zugute kommen sollen.

Stimmen. Ja, ja, hört!

Rörlund. Diese beklagenswerte Tatsache ist natürlich auch zu Ihrer Kenntnis gelangt, Herr Konsul. Aber nichtsdestoweniger verfolgen Sie unerschütterlich Ihr Ziel, sich dessen wohl bewußt, daß ein Staatsbürger nicht immer bloß seine eigene Kommune im Auge haben darf.

Verschiedene Stimmen. Hm! Nein, nein! Ja, ja!

Rörlund. Es ist somit der Mensch und der Staatsbürger – der Mann, wie er sein soll und muß, dem wir in Ihrer Person heut abend unsere Huldigung darbringen. Möge Ihr Unternehmen dieser unserer Gesellschaft zu wahrem und dauerndem Heil gereichen! Die Eisenbahn kann gewiß ein Weg werden, auf dem wir uns dem Eindringen fremder, verderblicher Elemente aussetzen, zugleich aber auch ein Weg, der uns rasch wieder von ihnen befreit. Und schlechte Elemente von draußen können wir ja so wie so auch jetzt uns nicht vom Leibe halten. Aber daß wir gerade an diesem festlichen Abend, wie man hört, glücklich und schneller, als wir erwarten konnten, von gewissen Elementen dieses Schlags befreit worden sind –

Stimmen. Pst! Pst!

Rörlund. – das nehme ich als ein gutes Zeichen für das Unternehmen. Wenn ich diesen Punkt hier berühre, so beweist das nur, daß wir uns in einem Hause befinden, wo die ethische Forderung mehr gilt als Familienbande.

Stimmen. Hört! Bravo!

Bernick zu gleicher Zeit. Erlauben Sie mir –

Rörlund. Nur noch wenige Worte, Herr Konsul. Was Sie für die Gemeinde getan haben, das haben Sie gewiß nicht mit dem Hintergedanken getan, daß Ihnen irgendwelche handgreifliche Vorteile daraus erwachsen würden. Aber ein geringes Zeichen der Anerkennung von Seiten Ihrer dankbaren Mitbürger dürfen Sie doch nicht ablehnen, am allerwenigsten in einem so bedeutungsvollen Augenblicke, da wir, nach der Versicherung praktischer Männer, am Vorabend einer neuen Zeit stehen.

Viele Stimmen. Bravo! Hört! Hört!

Rörlund gibt den Dienern einen Wink; sie bringen den Korb herbei. Mitglieder des Festkomitees nehmen während des Folgenden die Gegenstände heraus, von denen die Rede ist, und präsentieren sie.

Rörlund. So erlauben wir uns denn, Ihnen, Herr Konsul, ein silbernes Kaffeeservice zu überreichen. Es schmücke Ihren Tisch, wenn wir in Zukunft, wie bisher so oft, die Freude haben, uns in diesem gastlichen Hause zu versammeln.

Und auch Sie, meine Herren, die so bereitwillig dem ersten Mann unserer Gesellschaft beigestanden haben, bitten wir, eine kleine Erinnerungsgabe anzunehmen. Dieser Silberpokal ist für Sie bestimmt, Herr Rummel. Sie haben so oft in beredten Worten, beim Becherklang, die bürgerlichen Interessen dieser Gesellschaft verfochten; mögen Sie noch oft würdige Gelegenheiten finden, diesen Pokal zu erheben und ihn zu leeren. – Ihnen, Herr Sandstad, überreiche ich dieses Album mit Photographien Ihrer Mitbürger. Ihrer bekannten und anerkannten Humanität verdanken Sie die Annehmlichkeit, Freunde in allen Schichten der Gesellschaft zu zählen. – Und Ihnen, Herr Vigeland, darf ich, zum Schmuck Ihres Betstübchens, diese Hauspostille auf Velin und in Prachteinband anbieten. Unter dem reifenden Einflusse der Jahre sind Sie zu einer tiefernsten Lebensanschauung gelangt. Ihr Wirken im Drange des Tages ward in der Jahre Lauf durch den Gedanken an ein Höheres und an das Jenseits mehr und mehr geläutert und geadelt. Er wendet sich an die Menge. Und somit, meine Freunde, ein Hoch auf den Konsul Bernick und seine Mitkämpfer! Ein Hoch auf die Stützen unserer Gesellschaft!

Die ganze Schar. Hoch Konsul Bernick! Hoch die Stützen der Gesellschaft! Hoch, hoch, hurra!

Lona. Ich gratuliere, Schwager!

Erwartungsvolle Stille.

Bernick beginnt ernst und langsam. Liebe Mitbürger, – Ihr Wortführer gab dem Gedanken Ausdruck, daß wir heut am Vorabend einer neuen Zeit stehen, – und ich hoffe, es wird der Fall sein. Doch damit dies geschehen kann, müssen wir uns die Wahrheit zu eigen machen, – die Wahrheit, die bis heut in dieser Gesellschaft durchgängig und in allen Verhältnissen obdachlos gewesen ist. Überraschung unter den Umstehenden. Ich muß damit beginnen, die Lobsprüche zurückzuweisen, mit denen Sie, Herr Adjunkt, wie bei dergleichen Veranlassungen Brauch und Sitte ist, mich überhäuft haben. Ich verdiene sie nicht; denn ich bin bis zum heutigen Tage kein uneigennütziger Mann gewesen. Hatte ich auch nicht immer pekuniäre Vorteile im Auge, so bin ich jedenfalls doch jetzt davon überzeugt, daß das brennende Verlangen nach Macht, Einfluß und Ansehen bei den meisten meiner Handlungen die Triebfeder war.

Rummel halblaut. Was denn –?

Bernick. Meinen Mitbürgern gegenüber mache ich mir deswegen keine Vorwürfe; denn ich glaube noch immer, daß ich mich unter den Tüchtigen hier bei uns in die erste Reihe stellen darf.

Viele Stimmen. Ja! Ja! Ja!

Bernick. Aber woraus ich mir selbst ein Gewissen mache, das ist der Umstand, daß ich so oft schwach genug war, krumme Wege zu gehen, weil ich den Hang unserer Gesellschaft kannte und fürchtete, hinter allem, was ein Mann unternimmt, unreine Beweggründe zu suchen. Und jetzt komme ich zu einem Punkt, der damit in Zusammenhang steht.

Rummel unruhig. Hm – hm!

Bernick. Es gehen hier Gerüchte um von großen Terrainkäufen oben im Land. Diese Grundstücke habe ich gekauft, – alle, alle, ich allein.

Gedämpfte Stimmen. Was sagt er? Der Herr Konsul? Konsul Bernick?

Bernick. Sie sind vorläufig in meiner Hand. Natürlich habe ich mich meinen Mitarbeitern, den Herren Rummel, Vigeland und Sandstad anvertraut, und wir haben uns geeinigt –

Rummel. Das ist nicht wahr! Beweise, – Beweise –!

Vigeland. Wir haben uns über gar nichts geeinigt!

Sandstadt. Nein, da muß ich aber sagen –!

Bernick. Ganz recht; noch haben wir uns nicht geeinigt über das, was ich vorbringen wollte. Doch hoffe ich bestimmt, die drei Herren werden mir zustimmen, wenn ich sage, ich habe heut abend bei mir selbst beschlossen, aus diesem Bodenbesitz eine öffentliche Gründung zu machen, an der durch Zeichnung von Aktien ein jeder sich beteiligen kann, der da will.

Viele Stimmen. Hurra! Der Konsul Bernick lebe hoch!

Rummel leise zu Bernick. Ein so schändlicher Verrat –!

Sandstad ebenso. Uns so zum besten zu haben –!

Vigeland. Na, da hol' mich aber der Teufel –! Herr Jesus, was sage ich da!

Die Menge draußen. Hoch! Hoch! Hoch!

Bernick. Ruhe, meine Herren. Ich habe keinen Anspruch auf diese Huldigung; denn was ich heut beschlossen habe, das war nicht meine ursprüngliche Absicht. Meine Absicht war, alles selbst zu behalten; und ich bin auch jetzt noch der Meinung, daß diese Grundstücke am rentabelsten werden, wenn sie in einer Hand verbleiben. Doch ich stelle die Wahl. Wünscht man es, so bin ich auch erbötig, sie nach bestem Ermessen zu verwalten.

Stimmen. Ja! Ja! Ja!

Bernick. Doch zuerst müssen meine Mitbürger mich von Grund aus kennen lernen. Dann mag ein jeder sich selbst prüfen, – und halten wir fest daran, daß wir mit dem heutigen Abend eine neue Zeit beginnen. Die alte Zeit mit ihrer Schminke, mit ihrer Heuchelei und Hohlheit, mit ihrer erlogenen Sittsamkeit und ihren jämmerlichen Rücksichten soll vor uns dastehen als ein Museum – zugänglich denen, die sich belehren wollen. Und in dieses Museum stiften wir, – nicht war, meine Herren? – Kaffeeservice und Pokal, Album und auch die Hauspostille auf Velin und in Prachteinband.

Rummel. Ja, natürlich.

Vigeland murmelt. Da Sie alles andere genommen haben, so –

Sandstadt. Bitte, bitte!

Bernick. Doch nun die Hauptabrechnung mit meiner Gesellschaft. Es wurde gesagt, schlechte Elemente hätten uns an diesem Abend verlassen. Ich kann hinzufügen, was man noch nicht weiß: der Mann, auf den diese Worte gemünzt waren, ist nicht allein abgereist; ihm folgte, um sein Weib zu werden –

Lona laut. Dina Dorf.

Rörlund. Was?!

Frau Bernick. Was sagst Du!

Große Bewegung.

Rörlund. Geflohen? Durchgebrannt – mit ihm? Unmöglich!

Bernick. Um sein Weib zu werden, Herr Adjunkt. Und mehr noch – Leise. Betty, fasse Dich und ertrage, was jetzt kommt! Laut. Ich sage: Hut ab vor dem Manne! Denn er hat hochherzig die Schuld eines andern auf sich genommen. Liebe Mitbürger! Ich will heraus aus der Verlogenheit; es hat nicht viel gefehlt, und die Lüge hätte jeden Blutstropfen in mir vergiftet. Sie sollen alles wissen. Vor fünfzehn Jahren der Schuldige – war ich!

Frau Bernick leise und bebend. Karsten!

Martha ebenso. Ah, Johann –!

Lona. Da hast Du Dich endlich selbst gefunden!

Maßloses Erstaunen unter den Anwesenden.

Bernick. Ja, liebe Mitbürger, ich war der Schuldige, und er verließ das Land. Die bösen und erlogenen Gerüchte zu widerlegen, die sich nachher verbreiteten, – das steht jetzt nicht mehr in menschlicher Macht. Doch darüber darf ich mich nicht beklagen. Vor fünfzehn Jahren schwang ich mich empor vermöge dieser Gerüchte; ob ich nun mit ihnen fallen soll, – darüber möge ein jeder mit sich selbst zu Rate gehen.

Rörlund. Welch ein Blitzschlag! Der erste Mann der Stadt –! Mit gedämpfter Stimme zu Frau Bernick. O, wie ich Sie beklage, gnädige Frau!

Hilmar. Ein solches Geständnis! Na, da muß ich sagen –!

Bernick. Doch keine Entscheidung an diesem Abend! Ich bitte jeden, nach Hause zu gehen, – sich zu sammeln, – in sich selbst zu blicken. Wenn Ruhe über die Gemüter gekommen ist, dann wird sich zeigen, ob ich verloren oder gewonnen, indem ich gesprochen habe. Leben Sie wohl! Ich habe noch viel, viel zu bereuen. Aber das geht nur mein Gewissen an. Gute Nacht! Fort mit dem Festgepränge! Wir fühlen alle, daß so etwas hier nicht am Platz ist.

Rörlund. Allerdings nicht. Mit gedämpfter Stimme zu Frau Bernick. Durchgebrannt! Sie war also doch meiner ganz unwürdig! Halblaut zum Festkomitee. Ja, meine Herren, nach diesem Vorgang, denke ich, ist es das Beste, wir entfernen uns in aller Stille.

Hilmar. Wie man künftig die Fahne der Idee hochhalten soll, das –. Uh!

Der Inhalt von Bernicks Rede ist inzwischen unter Flüstern von Mund zu Mund gegangen. Alle Teilnehmer des Festzuges entfernen sich durch den Garten. Rummel, Sandstad und Vigeland gehen ab in heftigem, doch mit gedämpfter Stimme geführtem Wortwechsel. Hilmar schleicht sich rechts hinaus. Bernick, Frau Bernick, Martha, Lona und Krap sind unter Stillschweigen im Saal zurückgeblieben.

Bernick. Betty, hast Du Verzeihung für mich?

Frau Bernick sieht ihn lächelnd an. Weißt Du, Karsten, daß Du mir in all den Jahren nicht eine so fröhliche Aussicht eröffnet hast wie jetzt?

Bernick. Wieso –?

Frau Bernick. All die Jahre habe ich geglaubt, ich hätte Dich einmal besessen und wieder verloren. Nun weiß ich, daß ich Dich nie besessen habe. Aber ich werde Dich gewinnen.

Bernick umarmt sie. Ach Betty, Du hast mich gewonnen! Durch Lona habe ich Dich erst so recht kennen gelernt. Und nun laß Olaf kommen!

Frau Bernick. Ja, jetzt sollst Du ihn haben! – Herr Krap –!

Sie spricht im Hintergrund leise mit ihm. Er geht durch den Garten ab. Während des Folgenden werden nach und nach alle Transparente und die Lichter in den Häusern ausgelöscht.

Bernick mit gedämpfter Stimme. Dank, Lona! Du hast das Beste gerettet in mir – und für mich.

Lona. Habe ich etwas anderes gewollt?

Bernick. Nein – oder doch? Ich kann nicht klug aus Dir werden.

Lona. Hm –

Bernick. Also nicht Haß? Nicht Rache? Warum bist Du denn herübergekommen?

Lona. Alte Liebe rostet nicht.

Bernick. Lona!

Lona. Als mir Johann die Geschichte von der Lüge erzählte, da habe ich bei mir selbst geschworen: der Held meiner Jugend soll dastehen frei und wahr!

Bernick. O, wie wenig habe ich erbärmlicher Mensch das um Dich verdient!

Lona. Ja, Karsten, wenn wir Frauen nach dem Verdienst fragen wollten –!

Aune kommt mit Olaf aus dem Garten.

Bernick eilt ihnen entgegen. Olaf!

Olaf. Vater, ich verspreche Dir, ich will nie mehr –

Bernick. Davonlaufen?

Olaf. Ja, ja! Das verspreche ich Dir, Vater.

Bernick. Und ich verspreche Dir, Du sollst nie Grund dazu haben. Fortan sollst Du aufwachsen dürfen nicht als Erbe meiner Lebensaufgabe, sondern als ein Mensch, der seine eigene Lebensaufgabe haben wird.

Olaf. Und darf ich auch werden, was ich will?

Bernick. Ja, das darfst Du!

Olaf. Danke schön. Dann will ich keine Stütze der Gesellschaft werden.

Bernick. So? Warum nicht?

Olaf. Ei, weil ich glaube, das muß recht langweilig sein.

Bernick. Du sollst selber etwas werden, Olaf; mag es im übrigen gehen, wie es will. – Und Sie, Aune, –

Aune. Ich weiß, Herr Konsul; ich habe meine Entlassung.

Bernick. Wir bleiben zusammen, Aune! Und verzeihen Sie mir –

Aune. Wie denn? Das Schiff geht ja doch heut nicht in See.

Bernick. Und morgen auch nicht. Ich habe Ihnen eine zu kurze Frist gelassen. Es muß gründlicher nachgesehen werden.

Aune. Soll geschehen, Herr Konsul, – und zwar mit den neuen Maschinen!

Bernick. So sei's. Aber gründlich und ehrlich! Es braucht manches bei uns eine gründliche und ehrliche Reparatur. Na gute Nacht, Aune!

Aune. Gute Nacht, Herr Konsul! Und Dank, schönen Dank! Ab nach rechts.

Frau Bernick. Nun sind sie alle fort.

Bernick. Und wir sind allein. Mein Name leuchtet nicht mehr in Flammenschrift. Alle Lichter sind erloschen in den Fenstern.

Lona. Wünschtest Du, sie möchten wieder brennen?

Bernick. Um keinen Preis der Welt. Wo bin ich gewesen? Ihr werdet Euch entsetzen, wenn Ihr es erfahrt. Mir ist zumute, als wäre ich nach einer Vergiftung wieder zur Besinnung und zu mir selbst gekommen. Aber ich fühle es – ich kann noch einmal wieder jung und gesund werden. O, kommt näher, – ganz nahe zu mir heran. Komm Betty, Olaf, mein Junge! Und Du, Martha – mir ist, als hätte ich Dich in all den Jahren nicht gesehen.

Lona. Das glaube ich gern. Eure Gesellschaft ist eine Gesellschaft von Hagestolzen; Ihr seht die Frau nicht.

Bernick. Sehr wahr! Und eben darum – ja, das steht nun mal fest, Lona – verläßt Du Betty und mich nicht mehr!

Frau Bernick. Nein, Lona, das darfst Du nicht!

Lona. Wie könnte ich es denn auch verantworten, Euch junge Leute zu verlassen, die erst anfangen, einen Herd zu gründen? Bin ich nicht Pflegemutter? Ich und Du, Martha, wir beiden alten Tanten –. Wonach siehst Du denn?

Martha. Wie der Himmel sich aufklärt! Wie es hell wird über dem Meer! Der »Palmbaum« ist ein Glücksschiff.

Lona. Und hat das Glück an Bord.

Bernick. Und wir – wir haben einen langen, ernsten Arbeitstag vor uns, besonders ich. Doch mag er kommen! Schließt Ihr Euch nur dicht um mich, Ihr wahrhaftigen, treuen Frauen! Das habe ich auch in diesen Tagen gelernt: Ihr Frauen, Ihr seid die Stützen der Gesellschaft.

Lona. Dann, Schwager, hast Du eine wacklige Weisheit gelernt. Legt wuchtig die Hand auf seine Schulter. Nein, Du! Der Geist der Wahrheit und der Geist der Freiheit, – das sind die Stützen der Gesellschaft.


 << zurück