Ödön von Horváth
Sladek, der schwarze Reichswehrmann
Ödön von Horváth

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Zweiter Akt

Im Weinhaus »Zur alten Liebe«. Salm, Horst, Halef, Knorke und Rübezahl sind die einzigen Gäste. Das Fräulein bedient.

Das Fräulein Die Herren sind Soldaten?

Salm Wir sehen nur so aus.

Das Fräulein Ich liebe die Uniform. Ich bin eine Deutsche aus Metz. Wir hatten viel mit den Herren Soldaten zu tun. Wenns wieder Krieg gab, das wär fein!

Horst Sie werdens noch erleben, Mädchen.

Das Fräulein Ich war auch glücklich mit einem Manöver. Die Herren sind doch Soldaten?

Rübezahl Wir sind keine Soldaten, dumme Kuh!

Das Fräulein Pardon! Seien Sie nur nicht wild, Sie Großer! Die Herren haben doch Uniform.

Knorke Wir haben uns nur noch nicht umgezogen seit dem Krieg.

Das Fräulein lacht: Oh pfui, wie pikant!

Halef Sehr geehrtes Mädchen. Ich bin zwar kein Soldat, aber ich interessiere mich für Manöver. Überhaupt für Übungen – Er schäkert mit ihr.

Knorke zu Salm: Sie heißt Schramm. Mit dem seltenen Vornamen Anna. Sie wohnt in der Prinzenstraße unter sechs und hat sich an den Sladek gehängt. Sie ist im gefährlichen Alter und könnte für ihren Bubi auch sterben.

Salm Ein schöner Abend heute abend.

Knorke Sie weiß alles, vielleicht auch das, was ihr bevorsteht. Sie wird trotzdem jede versteckte Patrone der Republik abliefern und alles den Polen verraten. Sie ist toll.

Salm Ein schöner Abend heute abend.

Knorke Ich verstehe, Leutnantleben. Liebling, wir verstehen uns wie ein Liebespaar. Es ist ein schöner Abend heute abend, und es wird für manches Kind keinen schöneren mehr geben.

Salm Was, wenn Sladek nicht kommt?

Knorke Er kommt. Er haßt sie nämlich.

Salm Warum?

Knorke Warum haßt man einen Menschen? Entweder weil er einem nichts gibt oder zuviel gegeben hat. Sie wird ihn ausgehalten haben. Sie muß mal sehr geil gewesen sein.

Horst Das Schandweib gehört totgeprügelt.

Salm Könntest du sie totprügeln?

Horst Im Interesse des Vaterlandes, jederzeit. Wir hatten zu Hause einen reinrassigen Dobermann. Dem habe ich einmal die Beine zusammengebunden und losgeprügelt, bis ich nicht mehr konnte. Das Vieh gab keinen Ton von sich. Es gibt so stolze Köter. Es hat mich nur angeschaut.

Salm Du bist so herrlich hemmungslos, so göttlich selbstverständlich. Das soll Wodka sein! Ich habe meine Jugend vergeudet.

Horst Bitte, nur nicht sentimental!

Salm Nein, ich bin nur traurig. Wenn man so zurückdenkt: Damals, du wirst erst sechs Jahre gewesen sein, damals war ich Hauslehrer in Siebenbürgen. Was ich dort bei den Rumäninnen Kraft ließ – ja, das Weib haßt den Mann, auch in der Tierwelt gibt es dafür Beispiele. Ich hab erst in der Gefangenschaft mein besseres Ich entdeckt, ich danke es dem Krieg, er wies mich den rechten Weg. Horst, du folgtest meinem Rufe.

Horst Halt! Ich habe um meiner Ideale willen und nicht aus persönlichen Gefühlen Papa und Mama verlassen. Ich wäre auch ohne dich durchgebrannt – jetzt hätte ich bald das Abitur. Wozu? Die Tat gilt mehr als das Wissen, die Waffe mehr als das Wort.

Salm Sei nicht grausam.

Horst Quält dich die Wahrheit? Stehst du über dem Vaterlande? Daß du immer Illusionen brauchst!

Salm Wie der kleine Kerl quälen kann –

Rübezahl Salm! Du hast ein Profil wie Bruno Kastner, aber ich hab kein Geld. Hast du Geld? Die Schweiz ist ein gelobtes Land.

Salm Besauf dich nicht!

Rübezahl Poussier dein Knäblein, Pädagog! Ich halt das Maul im Delirium, jedoch möchte ich nur bemerken, daß es vorschriftsmäßiger gewesen wäre, wenn wir das Schwein Schminke postwendend in der Kiesgrube –

Salm unterbricht ihn: Kusch!

Rübezahl grinst: Wir sind unter uns, Tante Frieda. Ist das ein Dorf! – Wie das klingt »unter uns«.

Halef Wie?

Rübezahl Keine Ahnung. Ab und zu verblöde ich. Dann möchte ich Großkaufmann sein. Konfektion.

Knorke Ich möcht wieder mal auf eine Redoute. Mit Frack und steifer Brust.

Rübezahl Nein, das ist nicht das Ideal. Das Ideal ist ein kleines Häuschen auf dem Lande – und die Fenster müßten so niedrig sein, daß man von draußen hereinsehen kann, daß man das Sofa sehen kann. Und die Bilder.

Das Fräulein Die Herren sind mit dem Auto gekommen?

Halef Wir sind Geschäftsreisende. Wir vertreten eine große Lebensversicherung. Unser Chef ist ein jüdischer Kommerzienrat, und jener neunzehnjährige Jüngling ist sein Sohn.

Horst Ich bin erst siebzehn.

Halef Und was du schon für Hüften hast!

Salm Halef, es gibt Dinge, die jenseits des Witzes liegen.

Halef Zu Befehl, Majestät! Ich fürchte nur, daß er die moderne Linie verliert.

Das Fräulein Daß sich die moderne Linie derart durchsetzt, ist nur eine Folge der Unterernährung. Der Kriegskost.

Rübezahl Jaja, man sieht kaum mehr Busen.

Das Fräulein Sind Sie blind?

Halef Ja, er ist blind. Ich hingegen sehe ungewöhnlich scharf.

Knorke Ich auch.

Halef umarmt sie: Ha du, als war kein Krieg gewesen! Ich liebe den Frieden. Du kannst mal mit mir fahren, im Auto.

Das Fräulein Nein, das ist mir zu gefährlich.

Rübezahl scharf: Wie meinen Sie das?

Das Fräulein droht mit dem Finger: Nanana, Sie ganz Böser! Sie können mich nicht hypnotisieren. Ich fahre aus Prinzip mit keinem Herrn mehr durch die Nacht. Da war einmal ein Chauffeur, ein geborener Österreicher, der lud mich ein zur Mondscheinpartie, und auf der Landstraße wollte er mich vergewaltigen. Ich habe gesagt: Mein Herr, das kann man nicht so ohne weiteres. Er hat gesagt: Ist das aber eine Hure! Und dann hat er mich auch noch beschimpft.

Sladek kommt. Guten Abend der Herr!

Sladek bleibt stehen: Guten Abend.

Knorke Sladek! Hier! – Nun?

Sladek Ich bin da. Ich halt mein Wort. Ich bin bereit.

Knorke Das freut uns außerordentlich.

Salm Haben wir noch Benzin?

Halef Dreieinhalb Tropfen. Nicht ganz.

Salm zu Horst: Kauf das bessere Öl. Nimm Halef mit.

Horst und Halef ab.

Rübezahl Wir brauchen bald ein neues Auto.

Knorke zu Sladek: Und wie geht es der gnädigen Frau?

Sladek Es ist aus. Radikal.

Knorke Man gratuliert.

Sladek Danke.

Das Fräulein spielt am Grammophon die Träumerei von Schumann.

Knorke Du weißt, was mit einer gnädigen Frau geschieht, die Soldaten vor dem Feinde verrät?

Sladek Sie hat noch nichts verraten.

Knorke Aber sie wird uns verraten.

Sladek Wenn sie uns verrät, so gebührt ihr nichts anderes.

Knorke Soll man warten, bis einen der Feind vernichtet?

Sladek Nein. In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht.

Salm Wir sind Natur.

Knorke Du bist auch Natur.

Sladek Ja.

Knorke Also?

Sladek Also.

Salm Zur Sache.

Sladek sonderbar erregt: Meine Herren! Als ich sie kennenlernte, war sie um fünfzehn Jahre jünger als zuletzt, obwohl bis dahin nur vier Jahre vergangen sind, aber der Reiz war schon eigentlich nach zwei Jahr weg, der natürliche Reiz –. Meine Herren, das alles ist doch kein Problem, das ist nur traurig.

Salm Zur Sache.

Knorke Du wartest hier. Wir haben es nur zu melden und sind bald wieder da. Dann erlauben wir uns, der gnädigen Frau unsere Aufwartung zu machen. Du hast doch den Schlüssel?

Sladek Ja.

Knorke Du läßt die Haustür offen, verstanden? Wir warten unten zehn Minuten, dann wirst du einen Pfiff hören, und dann sind wir auch schon droben. Die zehn Minuten brauchen wir, du mußt ihr etwas vorspielen, damit sie nur nichts ahnt und schreit. Sie ist nämlich raffiniert, das weißt du ja. Sag ihr, du seiest zurückgekehrt, hättest alles bereut – es ist alles ungeschehen und du liebst sie. Verstanden?

Sladek Ja.

Salm Sladek, falls du es dir überlegen solltest –

Sladek unterbricht ihn: Ihr müßt mir nicht drohen. Ich habe keine Angst. Ich hab mir das alles genau überlegt und kann selbständig denken. Das ist anerkannt.

Salm Das spielt keine Rolle.

Sladek Oho!

Salm Zahlen!

Das Fräulein Alles zusammen?

Salm Wir sind eine Familie.

Rübezahl Sein Vater ist mein Sohn.

Sladek Wann faß ich meine Uniform?

Knorke zu Sladek: Bald.

Sladek Auf Wiedersehn.

Salm zu Rübezahl: Los, sonst weint der General!

Rübezahl Weißt du, was ich jetzt gesehen habe? Mein Häuschen. Es ist wirklich das Einzige. Wenn alles mit Deutschland klappt, dann kauf ich mir die niedrigen Fenster –

Ab.

Salm zu Knorke; deutet auf Sladek; leise: Der Kerl ist doch blöd!

Knorke Besser blöd als feig. Ab mit Salm.

Das Fräulein Auf Wiedersehn die Herren! Auf Wiedersehn!

Sie beschäftigt sich mit ihrem Strumpfband.

Sladek beobachtet sie: Auf Wiedersehn.

Das Fräulein Der Herr kennt die Herren? Das waren doch Soldaten? Nicht? Oder? So antworten Sie doch! Sind Sie taub?

Sladek Ja.

Das Fräulein Die Männer heutzutag sind alle originell. – Was wünscht der Herr? Trinken wir eine Flasche Wein?

Sladek Was kostet das?

Das Fräulein Eine Milliarde.

Sladek Und, was kosten Sie?

Das Fräulein Wie meint das der Herr?

Sladek Wenns nicht stimmt, so sagen Sies nur. Ich habe gehört, daß Sie sich für eine Milliarde ausziehen.

Das Fräulein Manche Herren trinken lieber Wein.

Sladek Ich nicht. Ich krieg nämlich keinen Rausch. Ich spei nur alles voll.

Das Fräulein Ist das so schlimm? Dann ziehe ich mich lieber aus.

Sladek Eine Milliarde ist viel Geld.

Das Fräulein Der Herr sind Kaufmann?

Sladek Ich bin kein Schieber.

Das Fräulein Also redlich verdient?

Sladek Nein.

Das Fräulein Geschenkt?

Sladek Nein.

Das Fräulein Es geht mich auch nichts an.

Sladek Ich habe die Milliarde gestohlen. Ich kenn nämlich eine Witwe, die hat noch drei im Schrank. Sie verdient sehr schön und liebt mich, das heißt: Eigentlich gibt es keine Liebe. Man muß nur selbständig denken. Es ist ein glattes Geschäft. Sie hat sich den Sladek gekauft. Ich hab mich ihr ganz gegeben, aber sie ist so eifersüchtig, daß ich nicht zum Arbeiten komm. Sie will herrschen, drum läßt sie mich um jede Million betteln. Da hab ich die Milliarde gestohlen, sie gehört mir, ich bin im Recht. Gib mir eine Zigarette.

Das Fräulein Du gefällst mir immer besser. Gib mir die Milliarde.

Sladek Zieh dich aus.

Das Fräulein Hernach.

Sladek Hernach wird man geprellt.

Das Fräulein Du hast viel mit schlechten Frauen verkehrt.

Sladek Eigentlich nur mit Huren.

Das Fräulein Pfui! Sowas sagt man nicht!

Sladek Sie weiß, daß ich fort will, aber sie sieht es nicht ein. Ich bin zu rücksichtsvoll. Alles hat ein End. Diesmal radikal. – Weißt du, was das Furchtbarste ist? Wenn man will und kann nicht.

Das Fräulein lacht.

Lach nicht!

Das Fräulein Das ist doch komisch!

Sladek Nein, das ist tragisch. Wenn etwas schon lange tot ist, vielleicht nie gelebt hat, und man redet damit, als wärs gesund. Ich bin nicht feig und wollt nie Theater spielen und habs doch getan. Sie hat es gewußt, daß sie nur winseln muß, und ich verlier die Kraft. Weil ich ein anständiger Mensch bin, zu guter Letzt. Aber damit Geschäfte machen, das ist ein Verbrechen.

Das Fräulein Du mußt ewig gearbeitet haben, um auf solche Gedanken zu kommen.

Sladek Ich hab noch nie richtig gearbeitet. Sie hat es nicht gern gesehen, daß ich was verdien. Sie hatte Angst, ich könnte ohne sie leben. Sie hat mich lieber ausgehalten, das ist das berühmte mütterliche Gefühl. Auch so ein Verbrechen.

Das Fräulein beugt sich über ihn: Sprich nicht mehr. Das ist mir alles zu hoch. Gib mir die Milliarde –

Sladek Du hast so eine schöne Haut –

Das Fräulein Ich bin auch ein Sonntagskind.

Sladek Ich nicht. – Du bist so weich.

Das Fräulein Das hat jede Frau.

Sladek Nein, nicht jede.

Das Fräulein Was der kleine Mann für große Augen hat. Schau mich an. Wohin schaust du denn?

Sladek Ich schau dich an.

Das Fräulein Nein.

Sladek Doch.

Das Fräulein Du schaust mich an und doch nicht an. Hinter mir ist nichts. Ich glaube, du findest den richtigen Kontakt zum Weibe nicht.

Sladek Möglich.

Das Fräulein Gib mir die Milliarde, dann zieh ich mich aus.

Sladek gibt sie ihr.

Das Fräulein küßt ihn. Danke. Sie zieht sich aus. Du bist ein einsamer Mensch. Du mußt öfters kommen, sonst wirst du noch melancholisch. Das Weib ist die Krone der Schöpfung.

Sladek Zieh dich ganz aus.

Das Fräulein Nein. Heute regnet es, und ich bin sehr empfindlich.

Sladek Zieh dich ganz aus.

Das Fräulein Nein! Ich werde krank.

Sladek Ich hab dir die Milliarde gegeben, und du hast versprochen –

Das Fräulein unterbricht ihn: Nichts habe ich versprochen! Willst du, daß ich mir den Tod hole?

Sladek Das geht mich nichts an! Ich laß mich nicht betrügen!

Das Fräulein Schreien Sie nicht so mit mir, Sie!

Sladek Kusch, Krone der Schöpfung!

Das Fräulein Ich bin doch kein Hund! Ich bin ein Mensch, Sie! Hinaus! Zurück oder ich schrei! Ich schrei, du Lump, du Dieb! Hier wird nicht gehaßt, hier wird geliebt! Sie schreit und flieht.

Sladek allein; starrt ihr nach.

Anna erscheint: Guten Abend, Sladek. Stille. Ich dachte, du bist Soldat. Und schon in Uniform.

Sladek Nein. – Es ist offen, vorne, das Kleid.

Anna knöpft es rasch zu.

Laß es nur.

Anna Ja, es wird nichts geschehen. – Ich bin dir wiedermal nachgeschlichen. Ich habe dir nur noch etwas mitzuteilen, dann geh ich wieder.

Sladek Anna –. Ich wollte wieder zu dir kommen.

Anna starrt ihn entsetzt an: Das ist nicht wahr!

Sladek Doch.

Anna sieht sich ängstlich um: Wo warst du?

Sladek Bei den Soldaten. Ich hab mir das alles überlegt.

Anna Was willst du von mir? – Was denkst du jetzt?

Sladek Daß alles wieder gut wird.

Anna Das gibt es nicht.

Sladek Ich hab dich lieb.

Anna Nein. Nein.

Sladek Ich lüge nicht.

Anna Heut abend hättest du mich erschlagen können.

Sladek Ich hab dich nie gehaßt.

Anna Doch. Und mit Recht. Ja, mit Recht. Das wollte ich dir sagen.

Stille.

Ich bin daran schuld. Es war nicht recht von mir, daß ich dich mit aller Gewalt hielt, daß ich daran dachte, mit dir ein Leben lang zusammen –. Ich hätte längst abtreten müssen, aber ich dachte nur an mich. Ich hab dich gequält, ich war dir überall im Weg. Ich hab über dich bestimmt, jetzt ist es mir, als hätt ich das alles berechnet. Verzeih mir. Es ist mir plötzlich klar geworden. Klar. Klar.

Stille.

Geh, bitte. Es hat keinen Sinn, daß du bei mir bleibst. Das ist sicher nur so ein plötzliches Gefühl für mich, das bildest du dir ein. Es ist aus. Warum bin ich nicht zwanzig Jahre jünger? Warum hab ich dich damals getroffen? Es war ein reiner Zufall, das Leben ist grausam. Nein, nicht du – ich hab dich genommen, ich hab mich an dich gekettet, ich hab dir alles gegeben, alles verlangt. Und dann hab ich immer etwas gesucht, es ist dir nicht aufgefallen. Du bist eine andere Welt. Du siehst anders, hörst anders, denkst anders. – Geh, Sladek. Geh, wohin du willst. Es ist wirklich nicht schön hier. Ich halt dich nicht. Marschier mit deinen Soldaten, ich werde keine einzige versteckte Patrone anzeigen, ich geh auch nicht zu den Polen. Ich verrate nichts. Geh, bitte. Ich bleib zurück.

Salm, Horst, Rübezahl erscheinen hinter Anna.

Sladek erblickt sie und versteinert.

Du bist jung. Ich bin schon grau. Zwischen uns stehen hundert Jahr.

Salm Drauf!

Anna Sladek! Was ist das!? Was ist das?!

Rübezahl stürzt sich auf Anna: Was ist das!

Anna Hilfe! Hilfe! – Au!

Rübezahl Das Mensch plärrt!

Anna Sladek! Sladek!

Sladek Halt!

Salm mit dem Revolver; zu Sladek: Zurück! Zurück!

Rübezahl ersticht Anna: Verrat uns! Verrat uns! Vieh!

Anna bricht zusammen und winselt: Au – Sladek, du schlechter Mensch – Du, du, du – Sie stirbt. Stille.

Salm zu Sladek: Hände hoch! Was sollte das Halt?

Sladek Weil sie unschuldig war.

Salm Das gibt es nicht.

Sladek Doch.

Salm Seit wann?

Sladek Seit zwei Minuten. Sie wollt nichts verraten, hat sie gesagt. Ich glaub keiner Frau, aber diesmal wars eine außerordentliche Ausnahme.

Salm Und?

Sladek Da gibts kein Und.

Salm Du hast Halt gerufen. Weißt du, daß ein solches Halt die nationale Revolution vernichten kann?

Sladek Daran hab ich nicht gedacht. Ich hab nur an die Gerechtigkeit gedacht. Es war mir plötzlich, als wären meine Ansichten über die Natur falsch und ich hätt die Wahrheit vergessen. Ich kann nämlich selbständig denken –

Salm unterbricht ihn: Du hast nicht selbständig zu denken! Du bist Soldat.

Sladek Man kann ja nichts dafür.

Salm Du hast dafür zu können! Das ist deine Pflicht!

Sladek Ihr könnt nichts dafür.

Salm Das rettet dich du Trottel. Sonst –

Sladek unterbricht ihn: Ich hab keine Angst. Ich bin nicht feig. In der Natur wird gemordet, das ändert sich nicht.

Rübezahl Wie oft hör ich das noch?!

Stimmen unten.

Horst Da spricht wer.

Salm Rasch! Fort!

Rübezahl Sie hat sich bemacht.

Sladek Radikal


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