Peter Hille
Gedichte in Prosa
Peter Hille

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Am Strande

Ostseeskizze

Ein blaues Gewand mit einem Saum freundlichen Silbers. – Und zitternd und streichelnd, wie der scheuschöne Liebling eines gewaltigen Mannes, so über dem Leibe, dem atemgehobenen Leibe der Tiefe, dem unentschleierten Leibe des Lebens: rinnend rieselnder Flimmer.

So vor der Zeit, vor aller Zeit.

Zart, wie die hehre Wange der Ewigkeit, hat die Weite den rötlichen Rost jungmutwilliger Sonne. Es plaudert an – immer wieder – munter, ungeduldig, wie an ein zu lange schlafendes Lager – und der Strand ist wie ein fester Leib: außen kühl, innen – heimlich weilend – wachsende Wärme. Hier ist es hehr, hier muß es sich wandeln lassen wie vor Gewaltigen!

Da: starke, fröhliche Gestalten. Ihrer sind drei: Nacken und Rücken wärmen das Auge wie die einstige Glut der Sonne. Um sie bellend der große tiefbraune Hund, der lautspringende Ausbund des Lebensjubels!

So ragen die drei Jünglinge einen Augenblick wie eine Erscheinung auf von der warmhellen Düne, zwischen den braunrötlichen mit graubläulichen Nadeln lang überschütteten Zwergkiefern in den voll und deutlich alles umlachenden Himmel.

Dann wandeln sie trocknend auf klimmendem Sande.

Und wie ihr Lied aufsteigt bis mitten in den Lerchenjubel ihnen zu Häupten:

»Noch ist die blühende, goldene Zeit,
Noch sind die Tage der Rosen!«

Ja, das sind nicht mehr sie, das ist die Weise ihrer Jugend, die da singt.

Ewige Jünglinge, wo mögt ihr nun weilen?

Ob ihr nun fischt oder ackert, ob ihr nun nieder taucht wieder, wie unlöschbare Flammen, hier in der See – neu seid ihr ewig!

 


 


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