Thomas Theodor Heine
Das spannende Buch
Thomas Theodor Heine

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Moralische Erzählungen.
II. Die dankbare Ziege.

Gustav Schlögel, armer Leute Kind, vernahm beim Spaziergange in den schönen Isar-Auen ein jämmerliches Geschrei. Den Tönen nachgehend, kam er zu einer Ziege. Die hatte sich einen Dorn in den Fuß getreten, so daß sie vor Schmerz nicht weitergehen konnte. Mitleidig befreite er sie von dem bösen Stachel. Während die Ziege mit fröhlichem Gemecker von dannen hüpfte, kehrte Gustav heim in das Dachstübchen, das er mit seinen Eltern und drei kleinen Geschwistern bewohnte. Nicht eben lange danach befiel eine große Arbeitseinstellung das Land und, da kein Eisenbahnzug mehr fahren konnte, kam keine Milch in die Stadt. Manches Kind war dem Hungertode nahe. So auch Gustavs kleine Geschwister. Da klapperte etwas über die vier Stiegen herauf, pochte an die Wohnungstür – und wer war es? Die Ziege aus den Isar-Auen, gekommen, um als Zeichen der Dankbarkeit die Kinder mit ihrer Milch zu laben.

Moral: Bedenke, daß die Dankbarkeit Pflicht und Zierde desjenigen ist, der eine Wohltat empfangen hat.

Nachtrag: Vater Schlögel, von einer Versammlung heimkehrend, fand die Ziege noch bei seinen Kindern vor. Er schlachtete sie alsbald und alle hatten einen lange entbehrten Sonntagsbraten.

 


 


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