Johann Peter Hebel
Alemannische Gedichte
Johann Peter Hebel

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Der Sommerabend

        Oh, lueg doch, wie isch d'Sunn so müed,
lueg, wie si d'Haimet abezieht!
O lueg, wie Strahl um Strahl verglirnrnt,
un wie si's Fazenetli nimmt,
e Wülkli, blau mit rot vermüscht,
un wie si an der Stirne wüscht!

's isch wohr, si het au übel Zyt,
im Sumrner gar: der Weg isch wyt,
un Arbet findt si überal,
in Huus un Feld, in Berg un Tal;
's will alles Liecht un Wärrni ha
un spricht si um e Segen a.

Mengg Blüemli het sie uusstaffiert
un mit charmante Farbe ziert
un menggem Immli z'trinke gee
un gfroogt: Hesch gnueg, un witt no rneh?
Un's Chäferli het hintenoo
doch au sy Tröpfli überchoo.

Mengg Soomechöpf li het si gsprengt
un's zytig Söömli uuseglengt.
Henn d´Vögel nit bis z´allerletscht
e Bettles gha un d'Schnäbel gwetzt?
Un kain goht hungerig ins Bett,
wo nit sy Tail im Chröpfli het.

Un wo am Baum e Chriesi lacht,
se het si 'm roti Bäckli gmacht;
un wo im Feld en Ahri schwankt,
un wo am Pfohl e Rebe rankt,
se het si eben abeglengt
un het's mit Laub un Bluest umhängt.

Un uf der Blaichi het si gschafft
hütie un ie uus aller Chraft.
 Der Blaicher het si selber gfreut,
doch het er nit vergelt's Gott! gsait.
Un het e Frau ne Wäschli gha,
se het si trochnet druf un dra.

's isch weger wohr, un überal,
wo d'Sägesen im ganze Tal
dur Gras un Halme gangen isch,
se het si gheuet froh un frisch.
Es isch e Sach, by myner Treu,
am Morgc Gras un z'Obe Heu!

Drum isch si jetz so sölli müed
un bruucht zuem Schloof kai Obelied;
kai Wunder, wenn si schnuuft un schwitzt,
Lueg, wie si dört ufs Bergli sitzt!
Jetz lächlet si zuem letschtemool;
j etz sait si: Schloofet alli wohl!

Un dunten isch si!Bhüet di Gott!
Der Guhl, wo uf ein Chilchturn stoht,
het no nit gnueg, er bschaut si no.
Du Wunderfitz, was gaffsch denn so?
Was gilt's, sie tuet der ball derfür
un zieht e roten Umhang f ür.

Si duuret ain, die gueti Frau,
si het ihr redli Huuschtütz au.
Si lebt gwiß mit ein Maa nit guet,
un chunnt si haim, nimmt er sy Huet.
Un was i sag: jetz chunnt er bald;
dört sitzt er scho im Fohrewald.

Er macht so lang, was triibt er echt?
Me maint schier gar, er trau nit recht.
Chumm numme, si isch nümme do;
's wird alles sii, se schlooft si scho.
Jetz stoht er uf, er luegt ins Tal,
un's Möhnli grüeßt en überal.

Denkwohl, mer göhn jetz au ins Bett;
un wer kai Dorn im Gwisse het,
der bruucht zuem Schloofen au kai Lied;
me wird vom Schaffe selber müed;
un öbbe hemmer Schöchli gmacht!
Drum geb is Gott e gueti Nacht!

 


 


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