Wilhelm Hauff
Phantasien und Skizzen
Wilhelm Hauff

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II.

Parodie von Wallensteins Lager.

(Bierspiel am andern Tisch.)

Hörner.
Bemogelt hast Du, ich sahs genau.

Ziegel.
Beweiß Du mirs nur gleich auf der Stelle!

Rein.
Ich spiel aus. –

Hörner.
Da liegt Herz-Sau.

Ziegel.
Wart, die stech ich mit der Belle.
Und Aß – und König – und Zehner und Dam' –

Hörner.
Den Stich krieg' ich wieder, 's ist doch infam!

Kercher.
Seht, wie der Ziegel den Fuchsen dort prellt!
Anderthalb Schoppen, so will ich schweigen.

Ziegel.
'Schoppen noch! – man kommt durch die Welt
Nur durchs Bemogeln, – es soll gleich steigen.

Wund. Hohenhorst (treten ein).
Sieh, sieh!
Da treffen wir lustige Kompagnie!

Kercher.
Was für Bursche mögen das seyn?
Treten ganz schmuck und stattlich herein?

Mosstein.
Sie kommen aus Preußen, so viel mir bekannt,
's sind Bonner Bursche, ich kenns am Band.

Wirthin.
Glück zur Ankunft, ihr Herrn,
Mit was kann ich dienen? was hätten Sie gern?

Wund.
Wie? was seh ich? Himmel und Höllen,
Ist denn das nicht die Gustel aus Köllen?

Wirthin.
Ei freilich und Sie wohl gar Herr Wund,
Des Amtsvogts Söhnlein von Peterstund,
Der seines Vaters goldene Füchse
In meiner Kneipe hat durchgebracht
Zu Leipzig in einer glücklichen Nacht.

Wund.
Und die Bibel vertauscht mit der Doctorsbüchse –

Wirthin.
Ei, da sind wir ja alte Bekannte!

Wund.
Und treffen uns hier an des Neckars Strande?

Wirthin.
Heute da, Herr Vetter, und morgen dort.
Wie das Schicksal einen Wirthsbesen
Fegt und schüttelt von Ort zu Ort,
Bin seither weit herum gewesen –

Wund.
Auf Cerevis! ich glaub' ihrs aufs Wort!

Wirthin.
Von Leipzig aus, da zog mein Vater
Nach Wien und wirthschaftete in dem Prater,
Er starb – noch denk' ich dran mit Schmerz,
Ich habe, Sie wissens, ein weiches Herz.
Nach seinem Tode war ich so dumm
Und heirathete den Wirth am Museum,
Ach! Der sezte mich auf den Hund,
Richtete mich an Leib und Seele zu Grund.
Da habens wir nachher reiflich erwogen
Und sind nacher Schwaben herausgezogen,
Da will ichs in Tübingen jetzt probieren,
Obs mir in die Länge hier gefällt,
Ob mein Wirthshaus wird florieren
Und – hauptsächlich, obs abwirft – Geld.

Wund.
Doch wo hat Sie denn ihren Mann,
Den Oestreicher mein ich, hingethan?
Ist er denn nicht mit herausgezogen?

Wirthin.
Der Spitzbub' hat mich schön betrogen!
Fort ist er, mit allem davongefahren,
Was ich mir thät' am Leib ersparen.
Ließ mir nichts als den Schlingel da.

Knabe.
Mutter! sprichst Du von meinem Papa?

Wirthin.
Komm, Du kleines Affengesicht!
Ob's gerad Dein Papa ist, weis ich nicht.

Wund.
Nun, das muß die Wirthschaft ernähren,
Die Menschheit sich stets muß neu gebähren.
(Zu den anderen Burschen.)
Euch zur Gesundheit, meine Herrn!
Laßt uns hier auch ein Plätzchen haben.

Mosstein.
Wir rücken zu, willkommen in Schwaben!

Wund.
Schön hier! Auf der Reise von Land zu Land
Konntens wir nicht so bequem stets haben!

Kercher.
Man sollts euch nicht ansehn, ihr seyd galant; –
Ihr habt da saubere Spitzen
Am Kragen, und wie euch die Hosen sitzen,
Die feine Wäsch', die gestickte Mütz,
Das beißt sich heraus, potz Donner und Blitz.


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