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Glahns Tod

Ein Papier aus dem Jahre 1881

 

1

Die Familie Glahn mag noch lange durch Zeitungsaufrufe nach dem verschwundenen Leutnant Thomas Glahn forschen; er kommt doch nie mehr zurück. Er ist tot und ich weiß sogar wie er gestorben ist.

Wenn ich es schließlich sagen soll, so wundert es mich auch nicht, daß seine Familie ständig mit ihren Nachforschungen fortfährt; denn Thomas Glahn war in vieler Beziehung ein ungewöhnlicher und beliebter Mann. Ich räume dies ein, um Gerechtigkeit zu zeigen und ungeachtet dessen, daß Glahn noch meiner Seele feindlich ist, und die Erinnerung an ihn meinen Haß erweckt. Er sah prächtig aus, war voller Jugend und hatte ein verführerisches Wesen. Wenn er einen mit seinem heißen Tierblick ansah, fühlte man gut seine Macht, sogar ich fühlte sie. Eine Dame soll gesagt haben: Wenn er mich ansieht, bin ich hilflos; ich fühle eine innere Bewegung dabei, als ob er mich anrühre.

Aber Thomas Glahn hatte seine Fehler und ich habe nicht im Sinn sie zu verbergen, da ich ihn hasse. Er konnte zuzeiten so albern sein wie ein Kind, so gutmütig war er, und vielleicht kam es daher, daß er die Frauenzimmer so betörte, Gott weiß es. Er konnte mit den Frauen schwatzen und über ihren nichtssagenden Unsinn lachen, deshalb machte er Eindruck auf sie. Er sagte von einem sehr korpulenten Mann in der Stadt, er sähe aus, als ob er mit Fett in den Hosen ginge und über diesen Witz lachte er selbst, obwohl ich mich dafür geschämt haben würde. Später einmal, als wir zusammen in einem Haus wohnten, zeigte er seine Albernheit auch auf offenkundige Weise: meine Wirtin kam eines Morgens zu mir herein und fragte, was ich zum Frühstück wünsche und in der Eile antwortete ich: eine Ei und ein Scheibe Brot. Thomas Glahn saß bei mir im Zimmer – er wohnte in der Kammer darüber, gleich unter dem Dach – und begann kindisch über mein geringes Versprechen zu lachen und sich darüber zu freuen. Eine Ei und ein Scheibe Brot, wiederholte er unaufhörlich, bis ich ihn verwundert ansah und ihn zum Schweigen brachte.

Vielleicht erinnere ich mich späterhin noch anderer lächerlicher Züge, und in dem Fall will ich auch diese niederschreiben und ihn nicht schonen, da er noch beständig mein Feind ist. Warum sollte ich edelmütig sein? Aber ich will einräumen, daß er nur albern war, wenn er berauscht war. Doch ist berauscht zu sein nicht an sich ein großer Fehler?

Als ich ihn im Herbst 1859 traf, war er ein Mann von zweiunddreißig Jahren, wir waren beide gleich alt. Er hatte damals einen Vollbart und trug wollene Jagdhemden, die bis zur Übertreibung ausgeschnitten waren und dabei kam es noch vor, daß er es unterließ, den obersten Knopf zuzuknöpfen. Im Anfang schien mir sein Hals ungewöhnlich schön zu sein, aber er machte mich nach und nach zu seinem Todfeind und da fand ich nicht mehr, daß sein Hals hübscher war als meiner, obwohl ich den meinigen nicht so breit zur Schau trug. Ich traf ihn das erste Mal auf meinem Flußboot. Ich wollte an den gleichen Ort auf die Jagd wie er und wir beschlossen sogleich, zusammen im Ochsenwagen über das Land zu fahren, wenn die Eisenbahn uns nicht mehr weiter bringen könne. Ich vermeide es mit Absicht, den Ort zu nennen, wohin wir reisten, um niemand auf die Spur zu bringen; aber die Familie Glahn kann ruhig aufhören nach ihrem Verwandten auszuschreiben; denn er starb an dem Ort, an den wir hinreisten und den ich nicht nennen will.

Ich hatte übrigens von Thomas Glahn reden hören, bevor ich ihn traf, sein Name war mir nicht unbekannt. Ich hatte gehört, daß er in Verbindung mit einer jungen Nordländerin aus einem großen Haus gestanden und daß er sie auf irgendeine Weise kompromittiert hatte, worauf sie mit ihm gebrochen hatte. In seinem dummen Trotz hatte er sich geschworen, dies an sich selbst zu rächen und die Dame ließ ihn ruhig machen, was ihn nach dieser Richtung gelüstete, es ging sie nichts an. Von nun ab wurde Thomas Glahns Name erst richtig bekannt, er betrug sich wie wild, verrückt, er trank, machte Skandal und nahm Abschied vom Militärdienst. Dies war nun auch eine sonderbare Art sich für einen Korb zu rächen!

Es gab noch einen anderen Bericht von seinem Verhältnis zu der jungen Dame: daß er sie durchaus nicht kompromittiert habe, sondern daß ihre Familie ihn vor die Türe gejagt und daß sie selbst dabei geholfen habe, nachdem ein schwedischer Graf, dessen Namen ich nicht nennen will, um sie geworben hatte. Aber diesem Bericht schenke ich weniger Vertrauen und halte den ersten für wahrer, da ich doch Thomas Glahn hasse und ihn des Schlimmsten für fähig halte. Aber wie dies nun auch war oder nicht war, er sprach niemals selbst von dieser Verbindung mit der hochstehenden Dame und ich fragte ihn auch nicht danach. Was ging mich das an?

Ich entsinne mich nicht, daß wir, während wir auf dem Flußboot saßen, von etwas anderem sprachen als von dem kleinen Dorf, zu dem wir wollten und wo keiner von uns vorher gewesen war.

Es soll da eine Art Hotel sein, sagte Glahn und sah auf der Karte nach. Wenn wir Glück haben, kann es uns gelingen dort zu wohnen, die Wirtin ist eine alte englische Halfbreed, hat man mir erzählt. Der Häuptling wohnt im Nachbardorf, er soll viele Frauen haben, einige sind erst zehn Jahre alt.

Nun, ich wußte nicht, ob der Häuptling viele Frauen hatte und ob ein Hotel im Dorf war, deshalb sagte ich nichts, aber Glahn lächelte und mir schien, daß sein Lächeln schön war.

Ich vergaß übrigens, daß er keineswegs ein vollkommener Mann genannt werden konnte, obwohl er so prächtig aussah. Er erzählte selbst, daß er mit einer alten Schußwunde am linken Fuß ginge und daß diese Schußwunde bei jedem Wetterumschlag voller Gicht sei.

 

2

Eine Woche später waren wir in der großen Hütte einlogiert, die unter dem Namen Hotel ging, bei der alten englischen Halfbreed. Ach, welch ein Hotel! Die Wände waren aus Lehm und etwas Holz und dieses Holz war von den weißen Ameisen durchfressen, die allerorten umherkrochen. Ich wohnte in einem Raum neben der Stube, mit einem grünen Glasfenster auf die Straße, einer einzigen Scheibe, die nicht sehr klar war; und Glahn hatte ein winzig kleines Loch gewählt, oben unter dem Dach, von wo er auch eine Glasscheibe zur Straße hatte, wo es aber viel dunkler und schlechter zu wohnen war. Die Sonne durchglühte das Strohdach bei ihm und machte es fast unerträglich heiß in seinem Raum, Tag und Nacht, dazu kam, daß es bei weitem keine Treppe war, die zu ihm hinaufführte, sondern eine elende Leiter mit vier Stufen. Was konnte ich dagegen tun? Ich ließ Glahn die Wahl und sagte:

Hier sind zwei Zimmer, eines unten und eines oben, wählen Sie!

Und Glahn besah die zwei Zimmer und wählte das obere, vielleicht um mir das beste zu geben, aber war ich ihm vielleicht nicht auch dankbar dafür? Ich schulde ihm nichts.

Solange die ärgste Hitze währte ließen wir die Jagd ruhen und hielten uns ruhig in der Hütte; denn die Hitze war so übermäßig hart. Wir hatten in der Nacht wegen der Insekten Fliegennetze um die Pritsche; aber es kam trotzdem vor, daß blinde Fledermäuse lautlos und rasend gegen unsere Netze geflogen kamen und sie entzwei rissen; dies geschah Glahn nur allzu oft, weil er wegen der Hitze ständig eine Luke im Dach offen haben mußte, aber mir passierte das nicht. Am Tag lagen wir auf Matten vor der Hütte und rauchten und beobachteten das Leben bei den anderen Hütten. Die Eingeborenen waren braune und dicklippige Leute, alle mit Ringen in den Ohren und toten braunen Augen; sie waren beinahe nackt, nur mit einem Streifen Baumwolltuch oder einem Blattgeflecht um den Leib und die Frauen hatten außerdem auch einen kurzen Rock aus Baumwollstoff, um sich zu verhüllen. Alle Kinder waren Tag und Nacht splitternackt, mit richtig großen, herausstehenden Bäuchen, die von Öl glänzten.

Die Frauen sind zu fett, sagte Glahn.

Und ich fand auch, daß die Frauen zu fett waren, und vielleicht war es auch gar nicht Glahn, sondern ich selbst, der das zuerst gedacht hatte; aber ich streite mich nicht mit ihm darum, und gebe ihm gerne die Ehre. Übrigens waren nicht alle Frauen häßlich, obwohl ihre Gesichter fett und gedunsen waren; ich hatte im Dorf ein Mädchen getroffen, eine junge Halbtamulerin mit langem Haar und schneeweißen Zähnen, sie war die hübscheste von allen. Ich stieß eines Abends am Rande eines Reisfeldes auf sie, sie lag im hohen Gras auf dem Bauch und zappelte mit den Beinen in der Luft. Sie konnte mit mir reden und wir sprachen auch miteinander so lange ich wollte, es war beinahe Morgen, als wir uns trennten und da ging sie nicht geradeaus heim, sondern tat so, als wäre sie die Nacht über im Nachbardorf gewesen. Glahn saß an diesem Abend mitten im Ort, vor einer kleinen Hütte, zusammen mit zwei anderen Mädchen, die sehr jung waren, vielleicht nicht mehr als eben zehn Jahre alt. Mit diesen saß und tändelte er und trank Reisbier, das war sein Geschmack.

Ein paar Tage danach gingen wir auf die Jagd. Wir kamen an Teegärten, Reisfeldern und Grasebenen vorbei, wir ließen das Dorf hinter uns und gingen in der Richtung des Flusses, wir kamen in Wälder aus seltsamen, fremden Bäumen, Bambus, Mango, Tamarinden, Teak- und Salzbäumen, Öl- und Gummigewächsen, ja, Gott weiß, was das alles für Bäume waren, wir verstanden uns nicht viel darauf, keiner von uns. Aber im Fluß war nicht viel Wasser und es blieb weiterhin wenig Wasser bis zur Regenzeit. Wir schossen wilde Tauben und Hühner und wir sahen im Lauf des Nachmittags zwei Panther; es flogen auch Papageien über unsern Köpfen. Glahn schoß schrecklich sicher, er fehlte nie; aber das kam auch daher, daß seine Büchse besser war als meine, ich schoß auch oft schrecklich sicher. Ich brüstete mich niemals damit. Doch Glahn sagte oft: dem brenne ich eines auf den Schwanz, den kratze ich am Kopf; dies sagte er bevor er abdrückte und wenn der Vogel fiel, hatte er ihn ganz richtig am Schwanz oder am Kopf getroffen. Als wir auf die zwei Panther stießen, wollte Glahn absolut auch sie mit seiner Schrotflinte anfallen, aber ich brachte ihn dazu, es aufzugeben, da es schon zu dunkeln anfing und wir nur mehr ein paar Patronen übrig hatten. Dessen rühmte er sich auch: daß er den Mut gezeigt hatte, mit Schrot auf die Panther zu schießen.

Ich ärgere mich, daß ich nicht trotzdem schoß, sagte er zu mir. Warum sind Sie so verflucht vorsichtig? Wollen Sie lange leben?

Es freut mich, daß Sie mich vernünftiger finden, als Sie selbst sind, erwiderte ich.

Ja, wollen wir uns einander nicht um so wenig feind werden, sagte er dann.

Das waren seine Worte und nicht meine; hätte er mir feind sein wollen, dann gerne, meinethalben. Ich hatte angefangen, Unwillen gegen ihn wegen seines leichtsinnigen Betragens und seines Verführerwesens zu fühlen. Gestern abend war ich ganz ruhig mit Maggie, der Tamulerin dahergekommen, die meine Freundin war, und wir waren beide guter Laune. Glahn sitzt da vor der Hütte und grüßt und lächelt uns zu, während wir Vorbeigehen; aber Maggie sah ihn da zum ersten Mal und fragte mich neugierig über ihn aus. Solchen Eindruck hatte er auf sie gemacht, daß, als wir uns trennten, ein jedes nach seiner Seite ging, sie folgte mir nicht nach Hause.

Glahn wollte es so abtun, als ob es keine Bedeutung hätte, als ich mit ihm darüber sprach. Aber ich vergaß es nicht. Es war auch nicht ich, dem er zugelacht und gelächelt hatte, als wir an der Hütte vorbeigingen, es war Maggie.

Worauf kaut sie denn immer? fragte er mich.

Das weiß ich nicht, antwortete ich; sie kaut, dazu hat sie wohl ihre Zähne bekommen.

Und es war auch keine Neuigkeit für mich, daß Maggie ständig auf etwas kaute, das hatte ich längst bemerkt. Aber es war nicht Betel, worauf sie kaute, denn ihre Zähne waren vollkommen weiß, dagegen hatte sie die Gewohnheit auf allen anderen Dingen zu kauen, sie in den Mund zu stecken und daran zu kauen, als ob es etwas Gutes sei. Das konnte alles mögliche sein, Geldstücke, Papierfetzen, Vogelfedern, sie kaute daran. Doch war dies auf keinen Fall ein Grund, sie herabzusetzen, wenn sie trotzdem das hübscheste Mädchen des Ortes war, aber Glahn war mir neidisch, das war die Sache. Den Abend darauf wurde ich übrigens wieder gut Freund mit Maggie und wir sahen nichts von Glahn.

 

3

Eine Woche verlief nun, wir gingen jeden Tag auf die Jagd und schossen eine Menge Wild. Eines frühen Morgens, just als wir in den Wald traten, ergriff mich Glahn am Arm und flüsterte: Halt! Im selben Augenblick wirft er die Büchse an die Wange und brennt ab. Es war ein junger Leoparde, den er schoß. Ich hätte da auch schießen können, aber Glahn behielt die Ehre für sich selbst und schoß zuerst. Wie er sich nun wieder brüsten wird! dachte ich. Wir näherten uns dem toten Tier, es war steintot, an der linken Seite aufgerissen und die Kugel saß im Rücken.

Ich liebe es nicht am Arm gepackt zu werden, deshalb sagte ich:

Den Schuß hätte auch ich tun können.

Glahn sah mich an.

Ich sage wieder:

Sie glauben es vielleicht nicht, daß ich ihn hätte tun können?

Glahn antwortet auch jetzt nicht. Statt dessen zeigt er noch einmal sein kindisches Wesen und schießt abermals auf den toten Leoparden, diesmal durch den Kopf. Ich sehe ihn wie aus dem Himmel gefallen an.

Ja, sagt er zur Erklärung, ich kann nicht von mir erzählen lassen, daß ich einen Leoparden in die Seite getroffen habe.

Sie sind heute abend so liebenswürdig, sagte ich.

Es war für seine Eitelkeit zuviel, daß er einen so einfachen Schuß getan hatte, immer wollte er der erste sein. Wie närrisch er war! Aber das war nicht meine Sache, ich würde ihn nicht verraten.

Am Abend, als wir mit dem toten Leoparden in das Dorf kamen, eilten viele der Eingeborenen herzu, um ihn anzuschauen. Glahn sagte übrigens nur, daß wir ihn am Morgen geschossen hatten und tat weiter nicht groß damit. Maggie kam auch dazu.

Wer hat ihn geschossen? fragte sie.

Und Glahn antwortete:

Das siehst du wohl, zwei Wunden, wir schossen ihn heute morgen, als wir ausgingen. – Und er drehte das Tier um und zeigte ihr die zwei Wunden, sowohl die in der Seite, als die am Kopf. Hier ging meine Kugel, sagte er und deutete auf die Wunde an der Seite, denn er wollte in seiner Albernheit es mir überlassen, in den Kopf geschossen zu haben. Ich fand es nicht der Mühe wert ihn zu verbessern und tat es auch nicht. Glahn begann danach die Eingeborenen mit Reisbier zu traktieren, ja er gab für jeden, der trinken wollte, eine Menge aus.

Sie haben ihn alle beide geschossen, sagte Maggie zu sich selbst und sie sah doch die ganze Zeit auf Glahn.

Ich zog sie mit mir zur Seite und sagte:

Warum siehst du ihn die ganze Zeit an? Stehe nicht auch ich ganz nahe dabei?

Doch, entgegnete sie. Und höre: ich komme heute abend.

Am Tag darauf geschah es, daß Glahn den Brief bekam. Es kam nämlich ein Brief mit Eilboten von der Flußstation an ihn und er hatte einen Umweg von hundertachtzig Miles gemacht. Der Brief war von einer Frauenhand geschrieben und ich dachte bei mir selbst, daß er vielleicht von seiner früheren Freundin, der hochstehenden Dame war. Glahn lachte nervös, als er ihn gelesen hatte und gab dem Boten einen Geldschein extra, weil er ihn gebracht hatte. Aber es dauerte nicht lange, dann wurde er schweigsam und finster und tat nichts anderes, als gerade vor sich hinstarren. Am Abend trank er sich voll, zusammen mit einem alten Zwerg von einem Eingeborenen und dessen Sohn und er umarmte auch mich und wollte mich absolut zum Mittrinken bewegen.

Dann lachte er sehr laut und sagte:

Hier liegen nun wir zwei mitten in Indien und schießen Wild, was? Ist dies nicht greulich komisch? Und Prosit allen Reichen und Ländern der Welt, und Prosit allen hübschen Frauen, verheirateten und unverheirateten, fern und nah. Hoho! Denken Sie sich einen Mann und eine verheiratete Frau, die um ihn wirbt, eine verheiratete Frau!

Eine Gräfin, sagte ich spöttisch. Ich sagte es sehr spöttisch und es schmerzte ihn. Er greinte wie ein Hund, denn es schmerzte ihn. Dann runzelte er plötzlich die Stirne und begann mit den Augen zu zwinkern und gründlich darüber nachzudenken, ob er zu viel gesagt hätte, so feierlich stellte er sich mit diesem bißchen Geheimnis an. Aber in diesem Augenblick kamen einige Kinder auf unsere Hütte zugelaufen und riefen und schrien: Die Tiger, ohoi, die Tiger! Ein Kind war fast dicht beim Dorf von einem Tiger weggeschnappt worden, in einem Gestrüpp zwischen dem Dorf und dem Fluß.

Das war genug für Glahn, der berauscht war und in einem zerrissenen Gemütszustand, er griff nach seinem Gewehr und sprang in einem Nu zum Dickicht hinunter; er hatte nicht einmal den Hut auf. Aber weshalb nahm er nun das Gewehr statt der Schrotflinte, wenn er wirklich so mutig war? Er mußte durch den Fluß waten, was nicht ohne Gefahr war, aber der Fluß war allerdings auch fast trocken, nun kurz vor der Regenzeit; eine Weile danach hörte ich zwei Schüsse und unmittelbar darauf noch einen dritten Schuß. Drei Schüsse auf ein Tier? dachte ich; ein Löwe wäre bei zwei Schüssen getaumelt und dies war doch nur ein Tiger! Aber sogar diese drei Schüsse waren nutzlos, das Kind war trotzdem zerrissen und halb aufgefressen, als Glahn kam; wenn er nicht so berauscht gewesen wäre, hätte er auch nicht den Versuch gemacht, es zu retten.

Die Nacht verbrachte er in Saus und Braus in unserer Nachbarhütte, zusammen mit einer Witwe und ihren zwei Töchtern, Gott weiß, mit welcher von ihnen.

Zwei Tage lang war Glahn nicht eine einzige Stunde nüchtern, und er hatte auch viele Kameraden bekommen, die mittranken. Er forderte mich vergebens auf, an der Sauferei teilzunehmen, er achtete nicht mehr darauf, was er sagte, und warf mir vor, daß ich eifersüchtig auf ihn sei.

Ihre Eifersucht verblendet Sie, sagte er.

Meine Eifersucht! Ich eifersüchtig auf ihn!

Wissen Sie was, sagte ich, eifersüchtig auf Sie! Weswegen sollte ich eifersüchtig auf Sie sein?

Nein, nein, dann sind Sie nicht eifersüchtig auf mich, antwortete er. Ich habe übrigens Maggie heute abend begrüßt, sie kaute wie gewöhnlich.

Ich verbiß meine Antwort und ging.

 

4

Wir fingen wieder an, auf die Jagd zu gehen. Glahn fühlte, daß er mir unrecht getan hatte und bat mich dafür um Entschuldigung.

Im übrigen bin ich des Ganzen herzlich leid, sagte er; ich möchte wünschen, daß Sie eines Tages fehl schössen und mir eine Kugel in die Gurgel gäben. Es war vielleicht wieder der Brief von der Gräfin, der in seiner Erinnerung glomm und ich erwiderte:

Wie man sich bettet, so liegt man.

Er wurde mit jedem Tag schweigsamer und finsterer, er trank nicht mehr und sagte auch kein Wort mehr; seine Wangen wurden hohl.

Eines Tages hörte ich plötzlich Schwätzen und Lachen vor meinem Fenster, ich sah hinaus, Glahn hatte wieder seine lustige Miene bekommen und stand da und sprach laut mit Maggie. Er wandte alle seine betörenden Künste an. Maggie mußte wohl direkt von daheim gekommen sein und Glahn hatte sie abgepaßt. Sie bedachten sich nicht einmal, sich gerade vor meinem Fenster aufzustellen.

Ich fühlte ein Beben in allen meinen Gliedern und ich spannte den Hahn an meinem Gewehr und ließ es wieder sinken. Ich trat auf den Platz hinaus und nahm Maggie beim Arm; wir gingen schweigend durch das Dorf hinaus; Glahn verschwand sogleich in der Hütte.

Warum sprichst du wieder mit ihm? fragte ich Maggie.

Sie antwortete nicht.

Ich war zu Tode verzweifelt, mein Herz klopfte so hart, daß ich kaum Atem holen konnte. Niemals hatte ich Maggie hübscher gesehen als da, ich hatte niemals ein ganz weißes Mädchen so hübsch gesehen und deshalb vergaß ich, daß sie eine Tamulerin war und vergaß alles um ihretwillen.

Antworte mir, sagte ich, warum sprichst du mit ihm? Er gefällt mir besser, antwortete sie.

Gefällt er dir besser als ich?

Ja.

Na, er gefiel ihr besser, trotzdem ich mich wohl mit ihm messen konnte!

War ich nicht immer freundlich gegen sie gewesen und hatte ihr Geld und Geschenke gegeben? Und was hatte er getan?

Er treibt seinen Spott mit dir, er sagt, daß du kaust, sagte ich.

Das verstand sie nicht und ich erklärte es ihr besser, daß sie immer die Gewohnheit hätte, alles in den Mund zu stecken und daran zu kauen und daß Glahn sich deshalb über sie lustig mache. Das machte mehr Eindruck auf sie als alles andere, was ich sagte.

Hör zu, Maggie, sagte ich weiter, du sollst mein sein für immer; willst du das nicht? Ich habe darüber nachgedacht, du sollst mich begleiten, wenn ich von hier fortreise, ich will mich mit dir verheiraten, hörst du, und wir werden in mein eigenes Land reisen und dort wohnen. Das willst du doch wohl?

Und auch dies machte Eindruck auf sie, Maggie wurde lebhaft und sprach viel mit mir auf dem Spaziergang. Sie nannte Glahn nur einmal, sie fragte:

Und wird Glahn mitkommen, wenn wir reisen?

Nein, antwortete ich, das wird er nicht. Bist du deswegen betrübt?

Nein, nein, erwiderte sie schnell, ich bin froh darüber.

Mehr sagte sie nicht über ihn und ich fühlte mich beruhigt. Maggie ging auch mit mir nach Hause, als ich sie darum bat.

Als sie mich ein paar Stunden später verließ, kletterte ich die Leiter zu Glahns Stube hinauf und klopfte an der dünnen Rohrtüre. Er war daheim. Ich sagte:

Ich komme, um Ihnen zu sagen, daß wir vielleicht morgen nicht auf die Jagd gehen sollten.

Warum nicht? fragte Glahn.

Weil ich nicht dafür haften kann, daß ich fehlschießen werde, daß ich Ihnen nicht eine Kugel in die Gurgel gebe.

Glahn erwiderte nichts und ich ging wieder hinunter. Nach dieser Warnung wagte er es wohl nicht, morgen auf die Jagd zu gehen; aber warum hatte er auch Maggie unter mein Fenster gelockt und laut mit ihr geschwätzt? Warum reiste er nicht heim, wenn der Brief ihn wirklich zurückrief? Statt dessen ging er oft umher und biß die Zähne zusammen und rief in die Luft: Niemals! Niemals! Eher lasse ich mich zerteilen!

Aber am Morgen, nachdem ich ihn abends gewarnt hatte, stand Glahn trotzdem vor meinem Bett und rief:

Auf, auf, Kamerad! Es ist das schönste Wetter, wir müssen etwas schießen. Übrigens war es dumm, was Sie gestern abend sagten.

Es war noch nicht einmal vier Uhr vorbei, aber ich stand sogleich auf und machte mich fertig um mitzugehen, weil er meine Warnung verachtete. Ich lud meine Büchse, bevor wir hinausgingen und ließ ihn stehen und zusehen, daß ich es tat. Es war obendrein nicht das schönste Wetter, wie er sagte, es regnete und dadurch verhöhnte er mich noch mehr. Aber er tat nicht dergleichen und ging schweigend mit.

Den ganzen Tag streiften wir in den Wäldern umher, jeder mit seinen eigenen Gedanken. Wir schossen nichts, wir fehlten ein Wild nach dem andern, denn wir dachten an andere Dinge als an die Jagd. Gegen Mittag begann Glahn ein wenig vor mir her zu gehen, als wollte er mir eine bessere Gelegenheit geben, mit ihm zu machen was ich wollte. Er ging direkt vor meiner Laufmündung, aber auch diesen Hohn ertrug ich. Wir kehrten am Abend heim, ohne daß etwas geschehen war. Ich dachte: Vielleicht nimmt er sich jetzt in acht und läßt Maggie in Frieden!

Dies war der längste Tag meines Lebens, sagte Glahn am Abend, als wir bei der Hütte standen.

Es wurde nichts zwischen uns gesprochen.

In den folgenden Tagen war er in schwärzester Laune, sicherlich immer noch um des gleichen Briefes willen. Ich halte es einfach nicht aus, nein ich halte es nicht aus! sagte er manchmal in der Nacht; wir hörten es durch die ganze Hütte. Sein Eigensinn ging auch so weit, daß er nicht einmal die freundlichsten Fragen unserer Wirtin beantwortete und er stöhnte sogar, wenn er schlief. Er trägt viel auf seinem Gewissen! dachte ich; aber warum in aller Welt reist er nicht heim? Sein Hochmut verbot es ihm wahrscheinlich, er wollte nicht der sein, der wiederkam, wenn er einmal abgewiesen worden war.

Ich traf Maggie jeden Abend und Glahn sprach nicht mehr mit ihr. Ich bemerkte, daß sie aufgehört hatte zu kauen, sie kaute gar nicht mehr und ich freute mich darüber und dachte: sie kaut nicht mehr, das ist ein Fehler weniger und ich liebe sie nun doppelt so sehr! Eines Tages fragte sie nach Glahn, sie fragte sehr vorsichtig. War er nicht wohl? War er fortgereist?

Wenn er nicht tot oder verreist ist, antwortete ich, so liegt er wohl daheim. Mir ist das gleichgültig. Es ist nicht mehr mit ihm auszuhalten.

Aber, als wir in diesem Augenblick zur Hütte kamen, erblickten wir Glahn, der auf einer Matte auf der Erde lag, die Hände unterm Nacken und zum Himmel starrte.

Da liegt er übrigens, sagte ich.

Maggie ging, bevor ich es verhindern konnte, gerade auf ihn zu und sagte mit froher Stimme:

Ich kaue nicht mehr, sieh selbst! Keine Feder, keine Geldstücke, keine Papierfetzen kaue ich mehr.

Glahn sah sie kaum an und blieb weiter still liegen, aber Maggie und ich gingen. Als ich ihr vorwarf, daß sie ihr Versprechen gebrochen und wieder mit Glahn gesprochen hatte, antwortete sie, daß sie ihn nur habe zurechtweisen wollen.

Ja, das ist gut, weise ihn zurecht, sagte ich; aber hörtest du ihm zulieb zu kauen auf?

Sie antwortete nicht. Was, wollte sie nicht antworten?

Sag, hörst du, hast du es ihm zulieb getan?

Nein, nein, entgegnete sie dann, ich habe es dir zulieb getan.

Und ich konnte es auch nicht anders glauben. Warum sollte sie Glahn etwas zulieb tun?

Am Abend versprach Maggie, zu mir zu kommen und sie kam auch.

 

5

Sie kam um zehn Uhr, ich hörte draußen ihre Stimme, sie sprach laut mit einem Kind, das sie an der Hand führte. Warum kam sie nicht herein und warum hatte sie das Kind dabei? Ich beobachte sie und mir kommt die Ahnung, daß sie ein Signal gibt, indem sie so laut mit dem Kind spricht, und ich sehe auch, daß sie die Augen auf die Dachstube gerichtet hält, auf Glahns Fensterscheibe. Hatte er ihr vielleicht zugenickt oder gewinkt innerhalb des Fensters, als er sie draußen hörte? Auf jeden Fall verstand ich soviel, daß man nicht so hoch hinauf zu schauen braucht, wenn man mit einem Kind unten auf der Erde spricht.

Ich war im Begriff, zu ihr hinauszugehen und sie am Arm zu nehmen; aber eben da ließ sie die Hand des Kindes los, sie ließ das Kind stehen und kam selbst durch die Türe in die Hütte. Sie trat in den Gang herein. Na, da kam sie endlich, ich wollte sie auch nachdrücklich in Zucht nehmen, wenn sie kam!

Nun stehe ich und höre, daß Maggie in den Gang tritt, ich täusche mich durchaus nicht, sie ist fast dicht an meiner Türe. Aber anstatt zu mir hereinzukommen, höre ich ihren Tritt über die Leiter hinauf zur Dachstube, zu Glahns Loch, ich höre es nur allzuwohl. Ich stoße meine Türe weit auf, aber Maggie ist bereits hinaufgelangt, die Türe wird eben hinter ihr geschlossen und ich höre nichts mehr. Das war um zehn Uhr.

Ich gehe zurück und setze mich in mein eigenes Zimmer und ich nehme meine Büchse und lade sie, obwohl es mitten in der Nacht ist. Um zwölf Uhr steige ich die Leiter hinauf und horche an Glahns Türe, ich höre Maggie drinnen, ich höre, daß sie gut gegen Glahn ist und ich gehe wieder hinunter. Um ein Uhr gehe ich abermals hinauf, da ist alles still. Ich warte vor der Türe bis sie erwachen. Es wird drei Uhr, es wird vier Uhr und als es fünf Uhr wurde, erwachten sie. Das ist gut! dachte ich und ich dachte an nichts anderes als daran, daß sie nun erwachten und daß das sehr gut sei. Aber bald danach hörte ich Lärm und Unruhe unten in der Hütte, aus dem Zimmer meiner Wirtin, und ich mußte mich eilig wieder hinunterbegeben, um nicht von ihr überrascht zu werden. Glahn und Maggie waren deutlich wach und ich hätte viel mehr erhorchen können, mußte aber gehen.

Im Gang sagte ich zu mir selbst: Sieh, hier ging sie, sie streifte meine Türe mit ihrem Arm, aber sie öffnete die Türe nicht, sie stieg die Leiter hinauf und hier ist auch die Leiter, auf diese vier Stufen ist sie getreten.

Mein Bett stand noch unberührt und ich legte mich auch jetzt nicht hin, sondern setzte mich ans Fenster und fingerte ein wenig an meinem Gewehr. Mein Herz schlug nicht, es bebte.

Eine halbe Stunde später höre ich von neuem Maggies Tritte auf der Leiter. Ich lehne mich an mein Fenster und sehe, daß sie vor die Hütte tritt. Sie hatte den kleinen kurzen Baumwollrock an, der ihr nicht einmal bis an die Knie reichte und über den Schultern noch eine wollene Schärpe, die sie von Glahn geliehen hatte. Außer diesem war sie vollständig nackt und der kleine Baumwollrock war sehr verknüllt. Sie ging langsam, wie es immer ihre Gewohnheit war und sah selbst jetzt nicht zu meinem Fenster her. Dann verschwand sie um die Hütten.

Etwas später kam Glahn mit dem Gewehr unterm Arm herunter, vollständig, fertig zur Jagd. Er war finster und grüßte nicht. Übrigens hatte er sich herausgeputzt und sich eine ungewöhnliche Mühe mit seiner Toilette gemacht. Er hat sich wie ein Bräutigam geschmückt, dachte ich.

Ich machte mich sogleich fertig und ging mit ihm und keiner von uns sagte etwas. Die beiden ersten Hühner, die wir schossen, rissen wir elendiglich in Stücke, weil wir sie mit dem Gewehr schossen, aber wir brieten sie so gut wir konnten unter einem Baum und verzehrten sie schweigend. So ging die Zeit bis zwölf Uhr.

Glahn rief mir zu:

Sind Sie sicher, daß Sie geladen haben? Wir könnten vielleicht auf etwas Unerwartetes stoßen. Laden Sie auf jeden Fall.

Ich habe geladen, antwortete ich.

Dann verschwand er einen Augenblick hinter einem Dickicht. Welche Wonne es mir sein sollte, ihn zu erschießen, ihn niederzubrennen wie einen Hund! Es eilte nicht, er konnte sich noch an dem Gedanken daran ergötzen und er verstand wohl deutlich, was ich im Sinn hatte, deshalb fragte er ja auch, ob ich geladen hätte. Nicht einmal heute hatte er es unterlassen können, seinem Hochmut nachzugeben, er hatte sich herausgeputzt und ein frisches Hemd angezogen; seine Miene war über alle Maßen hochmütig.

Gegen ein Uhr bleibt er bleich und zornig vor mir stehen und sagt:

Nein, ich halte es nicht aus! Sehen Sie doch nach, ob Sie geladen haben, Mensch, ob Sie etwas in der Büchse haben.

Darf ich Sie bitten auf Ihre eigene Büchse aufzupassen, antwortete ich. Aber ich wußte sehr wohl, warum er unaufhörlich nach meiner Büchse fragte.

Und er ging wieder von mir weg. Meine Antwort hatte ihn so nachdrücklich zurückgewiesen, daß er sanftmütig wurde und den Kopf sinken ließ, als er weiter ging.

Nach einer Weile schoß ich eine Taube und lud wieder. Während ich damit beschäftigt war, steht Glahn halb hinter einem Baumstamm versteckt und sieht mich an und sieht, daß ich wirklich lade und kurz danach fängt er an, laut und deutlich einen Psalm zu singen, und es war sogar ein Hochzeitspsalm. Er singt Hochzeitspsalmen und zieht seine besten Kleider an, dachte ich, auf diese Weise glaubt er nun heute am betörendsten zu sein. Noch bevor er zu Ende gesungen hatte, begann er mit hängendem Kopf langsam vor mir herzugehen, und während er ging sang er immer noch. Er hielt sich wieder dicht vor meiner Gewehrmündung, als wenn er dächte: Ja, nun soll es geschehen, deshalb singe ich diesen Hochzeitspsalm! Aber es geschah noch nichts, und als er schwieg, mußte er sich nach mir umsehen.

Wir schießen ja doch nichts heute, sagte er und lächelte, um sich bei mir zu entschuldigen und es wieder gutzumachen, daß er auf der Jagd sang. Aber noch in diesem Augenblick war sein Lächeln schön, es war, als wenn er in seinem Innern weinte, und seine Lippen bebten auch wirklich, obwohl er so tat, als ob er in dieser ernsten Stunde lächeln könnte.

Ich war kein Frauenzimmer, und das sah er wohl, daß er keinen Eindruck auf mich machte, er wurde ungeduldig, bleich, er umkreiste mich mit hitzigen Schritten, war bald zu meiner Linken, bald zu meiner Rechten, und hie und da hielt er an und wartete mich ab. Gegen fünf Uhr hörte ich plötzlich einen Knall und eine Kugel pfiff an meinem linken Ohr vorbei. Ich sah auf, Glahn stand unbeweglich in einem Abstand von wenigen Schritten von mir und starrte mich an, sein rauchendes Gewehr lag in seinem Arm. Hatte er mich erschießen wollen? Ich sagte:

Sie fehlten. Sie schießen schlecht in der letzten Zeit.

Doch er schoß nicht schlecht, er fehlte niemals, er hatte mich nur aufreizen wollen.

So rächen Sie sich, zum Satan, schrie er zurück.

Wenn meine Zeit kommt, sagte ich und biß die Zähne zusammen.

Wir stehen und sehen einander an und plötzlich zuckt Glahn mit den Schultern und ruft »Kujon« zu mir herüber. Warum mußte er mich auch einen Kujon heißen? Ich warf meine Büchse an die Wange, zielte ihm direkt ins Gesicht und drückte ab.

Wie man sich bettet, so liegt man ...

 

Aber nun braucht die Familie Glahn nicht mehr nach diesem Mann zu suchen, es irritiert mich ständig auf diese törichte Anzeige von so und so großer Belohnung für Aufklärungen über einen Toten zu stoßen. Thomas Glahn starb durch einen Unglücksfall, einen Fehlschuß, auf der Jagd in Indien. Das Gericht bewahrte seinen Namen und sein Ende in einem Protokoll mit durchzogenen Blättern und in diesem Protokoll steht, daß er tot ist, sage ich Ihnen, ja sogar, daß er durch einen Fehlschuß gestorben ist.

 


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