Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Halladat
Johann Wilhelm Ludwig Gleim

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Johann Wilhelm Ludwig Gleim

Halladat oder Das rothe Buch.

1774


Das rothe Buch

Erster Theil

I.
Der Beruf
                        Der Seher Gottes ist ein Menschenfreund!
Er sähe gern, daß alles um ihn her
Ihm lächelte, wie dieses Kind, das ab
Von seiner Mutter Brust sich wendet, und
Nach einer schönen Rose sieht! Allein
Nicht immer lächelt alles um ihn her;
Und weniges in dieser Unschuld; denn
Er sieht die Himmel seines Gottes nur,
Wenn sein Beruf vollendet ist, er sieht
Die Menschen, seine Brüder, eifriger,
Als gute Geister eines Himmels, der
Erst dann für seine Spähungen sich wölbt,
Wenn sein Beruf vollendet ist; und sieht – – –
Ach, leider oft in seinem Eifer dann
Die Menschen böser, böser als er sie
Einst glaubte, da er noch an seiner Hand
Zu Quellen seines Gottes einen Freund
Auf Blumenwegen führte, da zu sehn
Den guten Gott! die Quellen sprangen hoch,
Wie die gezwungnen Wasser springen, rein
Wie fliessender Crystall! ein jäher Fels
Hieng über uns und gab uns Schatten; Gott,
Wie gut bist du! rief ich, und meinen Freund
Hört' ich das Echo seyn. Wie gut ist Gott!
Erthönten Wald und Wald, und Freund und Freund
Umarmten sich, und sangen unterm Fels
Den guten Gott. Da, Menschen, wäret ihr
Nicht böse! Zehn und sieben Jahre blieb
Der Freund ein Freund, in diesen Jahren floß
In allen Bächen Silber, alles lachte dem,
Dem seine lieben Menschen alle noch
Nicht böse waren; aber finstre Nacht
Umzog den Frölichen! Sein Freund war stolz!
Er gieng allein; an seines Freundes Hand
Gieng er nicht mehr auf Blumenwegen gern
Zu Quellen seines Gottes, da zu sehn
Den guten Gott, er gieng allein, und trat
Auf eine Leiter, zwanzig Stufen hoch,
Und stand, und wollte nicht umarmen, war
Ein Feind des Frölichen! Ihr Menschen, Nacht
Umzog den Frölichen! Der Fröliche
Sah auf zu seinem Himmel, suchte Licht,
Und fand es alles finster um sich her!
Er gieng auf seiner schönsten Blumenflur,
Und fand es alles finster um sich her!
Es war, als wenn die ganze Schöpfung ihm
Entfärbet sey; er sahe Rosen schwarz
Und Menschen schwarz, und war ein Menschenfeind,
Und säß' in seiner Felsenhöle noch
Wenn nicht sein Gott gerufen hätte: Hin
Zu meinen Menschen! Hin zu ihnen gieng
Der Menschenfeind, und Gott begnadigte
Den Menschenfeind; er gieng in seinen Wald
Und sah' ihn grün, an seinen Wiesenbach
Und sah' ihn hell, auf seine Blumenflur
Und fand es alles heiter um sich her.
Er steht nun wieder mitten unter euch,
Ihr Menschen! tief in seinem Gott vergnügt,
Und wieder nun der Fröliche, dem ihr
In jenen zehn und sieben Jahren, ach!
Nicht böse wart; er fühlt in seiner Brust:
Er solle Laster hassen, Menschen nicht,
Und gehet er geraden Wegs, wohin
Er gehen muß, und trift auf seinen Feind
Und sieht ihn noch in seinem Stolz, o dann
Tritt er bey Seit', und seufzt: Der arme Mann!
Er ist gefallen, Gott, sein Gott woll' ihn
Nicht liegen lassen! geht dem armen Mann
Weit aus den Augen, daß Er still und laut
Nicht etwa seines Stolzes lache, spricht:
Der Seher Gottes ist ein Menschenfreund!
II.
Gott
Der Einzige, der Allem alles ist,
Ist unser Gott! Geschöpfe betet an!
Er schuf, was ist; Geschöpfe betet an!

Den nicht Erschaffenen, den Einzigen,
Der Allem alles ist, den Einzigen,
Den Ersten, den, Geschöpfe betet an!

Du seine grosse, weite, schöne Welt
Mit allen deinen Feuerkugeln, du!
Du warest nicht, du wurdest, und du warst!
Du schöne Welt! du warst und bist und bist
In deiner Pracht! Geschöpfe, betet an!

Zehntausend seiner Sonnen traten hin,
Und gehen ewig ihren grossen Gang!
Zehntausend seiner Erden traten hin,
Und gehen ewig ihren grossen Gang!
Zehntausend Myriaden Geister stehn
Um seinen Thron. Um seinen Thron? Hinweg
Mit seinem Thron! Er sizt, er stehet nicht,
Er ist kein König, kein Califf! Er ist
Das Wesen aller Wesen! Er ist Gott,
Ist unser Gott! Geschöpfe, betet an!

Wer ist, den er zu seiner Werkstatt rief,
Dahin zu treten, und zu sehn, zu sehn – – –

Wie er es macht? Wie er den Ocean
In so geschmeidigem Gehorsam hält,
Daß seines Wassers nicht ein Tropfe fort
Aus seiner Tiefe will! Wie er den Mond
An einen dünnen Faden bindet, und
In blauer Luft ihn schweben läßt; Wie er
In Zeit von Rosses oder Reuters Huy!
Zehntausend Millionen Sonnenfernen mißt
Und keines Apfels, keines Staubes fehlt!

Wer ist, wie Er? Auf seiner Erde wohnt
In irgend einer öden Felsenkluft
Kein ihm ergebener erhabner Geist,
Und keiner blickt von seinem Wolkenzug
Und seinem Morgenroth, der mir es sagt,
Wie er es macht! Kein Seher Gottes ist,
Kein Heiliger, kein Frommer, der es weiß,
Wie er es macht! Geschöpfe, betet an!

Von dir, du kleiner Ball, auf welchem wir
Zehntausend Millionen Ballen dort
Nur funkeln sehn, zu dir, du Sonnenball,
Und Sonnenball, von dir zum Andazull,
Der Millionenmal so groß, wie du,
Dem armen Erdenwurm ein Punctum ist!
Von dir, du kleiner Millot, bis zu dir,
Du stolzer Arrah, der den Bannadar
Auf seinem Flug für einen Kiesel sieht!
Von dir, du kleine Lißba, deren Blut
Die Hüllen stolzer Menschen färben muß,
Zu dir, du kluger BilbotEine Art von Affen, die für die klügste gehalten wird, weil sie dem Menschen am wenigsten nachmacht., welcher sich
Die Wangen färbt, um schön zu seyn, und dann
So weiter fort, zu einem Geist, der Gott,
Das Wesen aller Wesen, denken will – – –
Ha! welche Stufen! welche Stufen hier!
Und dort in allen Millionen, dort!
In allem Todten, allem Lebenden!
Und allem Leichten, allem Schweren! Gott,
Der Einzige, der allem Alles ist,
Ist unser Gott! Geschöpfe, betet an!

III.
Der kindische Gedanke
Auf jenem Felsen, dessen Spitze dort
Die Wolken spaltet, Bannadar
Ist er genennet, saß ich, weit umher
In Gottes Welt mich umzuschaun, und sah
Verschwunden unter mir das Kriegesheer
Des Misa-Lutt, der meiner Lebenszeit
Ein Wunder ist, und sah verschwunden, sah
Verschwunden – ihn und seine Sclaven, sah
Verschwunden seine tausend Thürme! Gott,
Wie klein ist alles unter Dir, dacht' ich!
Allein es war ein kindischer Gedanke! Gott
Sieht nicht mit Augen, hört mit Ohren nicht,
Hat keine Sinnen! Gott ist Gott! Wer ihn
Mit Menschengeist ergründen will, der ist
Ein Thörichter, der einen Ocean
In seine hohlen Hände fassen will!
Er ist erhaben, ist vollkommen, ist
Was seine herrlichsten Geschöpfe sind,
Und wie der Andazull vom Bannadar
(Wir wollen unsrer Menschenseele nur
Den Maaßstab geben, daß sie messen kann)
So weit darüber ist er dort, und dort,
Und oben, oder unten, überall
Das Wesen aller Wesen, das zu hoch
Für meinen und für deinen Sinn, o Mensch,
Nichts will von dir, als Demuth! Hast du die,
Dann erst kannst du mit deinen Augen sehn,
Mit deinen Ohren hören, und in Gott
Andächtig seyn! Und, wenn du dann
Auf jenem Felsen sitzest, und herab
Auf einen König oder einen Schach,
Und, ihn verschwinden siehest, dann, o dann,
Dann wird das Wesen aller Wesen sich
Dir offenbaren, wird in deinen Geist
Ein Feuer senden, einen Blitz, und laut
Wird dein Gesang erschallen: Gott ist Gott!
IV.
Die Stimme
In jener fünften, schönen, hellen Nacht
Des neunten Lenzen, meiner bösen Zeit
Und meiner festern Anschauung, stand ich
Auf jenem Kleebewachsnen Anger, den
Der hohe Buchenwald Anatabis
Umschattet, forschend in Gedanken tief,
Und betete: »Du, Wesen, über mir
In diesem Monde, der sein Silberlicht
So sanft zur Erde niedersenkt, und dort
In allen Buchen, hier in allem Klee
Du Wesen, überall, in Dunkelheit
Und Helle, grosses Wesen, alles ist,
Und du bist alles!
« Da, da leuchtete
Von weitem Glanz, wie wenn ein rother Blitz
Aus einer schwarzen Donnerwolke führ'
Und plötzlich stille stehend würde, so
War dieser Glanz, und eine Stimme rief:
»Und Welt ist Welt, und Gott ist Gott!« – Und wie
Das helle Licht des Mondes, still
War es auf Anger, und in Buchenwald,
Und: Welt ist Welt, und Gott ist Gott! rief es
Zum zweyten und zum drittenmal' – O du
Der du den armen Grübelnden zurecht
Gewiesen hast, Geist Gottes oder Gott!
Dein Lob sing' ich! Es ist des Jammers viel
Um einen armen Grübelnden! Er geht
Mit seiner Qual in seinen Hain, er geht
Auf seine Trift mit seiner Qual, und sieht
Dort seine Heerden ruhig weiden, und
Beneidet sie! Geist Gottes oder Gott,
Dein Lob sing' ich! Er ist ein Helfer, der
Den Grübler unterrichtet: Gott ist Gott,
Und Welt ist Welt!
Und alle Welt ist sein,
Und alle Welt erschallet: Gott ist Gott!
V.
Die Seele
Aus meiner Seele den Gedanken, der
In einer dunklen Tiefe drinnen liegt,
Herauszuwinden, wer, ihr Menschen, leiht
Mir eine Winde? Menschen, was es ist,
Das in mir denkt
, ist der Gedanke! Tief
Liegt er in dem, was ist! In dem, was mein
Und meines Wesens ist, in diesem Was
Liegt er zu tief! Mein volles Herze pocht!
Mein Alles strebt empor, hat eine Kraft,
Mein Alles ist mein Leib, ist meine Seel'!
Ist dieses Was, das meine Glieder lenkt.
Was aber, was ist Seele, was ist Leib?
Kann ichs ergrüblen, ha! so will ich mich
Auf ein Gebirge betten, will in Wald
Von euch, ihr meine lieben Menschen, und –
Von Weib und Kind entfernen will ich mich,
Und grübeln! Alle Weisen konntens nicht!
Was denn? Nicht wissen wollen, was es ist,
Das in mir denkt, und denken! – Gott ist Gott!
Mein Alles ist von ihm, in ihm leb' ich,
Durch seine Macht ward seine Sonne, ward
Sein Sonnenstaub! Wenn Sonn' und Sonnenstaub
Nicht denkt, dann dünk' ich mich was Besseres
Als Sonn' und Sonnenstaub, ich denk' an Gott!
Und, unbekümmert, Menschen, was es ist,
Das in mir denkt, denk' ich an Gott,
Und Gott begnadigt mich, und abgesandt
Von ihm an euch, euch, seine Menschen, soll
Ich euch verkündigen, daß euer Geist
Und euer Leib, und beydes ungetrennt
Ein eignes Gottgeliebtes Etwas ist,
Das hier auf seinem Klumpen Erde nur
Einfältig seyn, in seiner bessern Welt
Zu bessren Thaten weiser werden, und,
Wenns immer weiser gern geworden ist,
In seiner besten ewig dauren soll!
VI.
Das Gesicht
Wenn meine Seele sich in Gott vertieft,
Dann ist der Leib, der sie umgiebt, hinweg,
Dann ist sie frey, dann, o! ihr Menschen, dann
Sieht sie mit Geistesaugen ihren Gott!
Den Grossen, Guten Herrlichen sieht sie,
Der sie mit dieser Kraft zu denken, der
Mit diesem Daseyn sie begabte, den,
Ihr Menschen, sieht die Seele, die vertieft
In ihrem Gott, von allem Irrdischen
Entfesselt ist. Ha! welche Wollust, ihn
Den Grossen, Guten Herrlichen zu sehn,
Den Unsichtbaren, den zu sehn, wie Er
Von Geistesaugen nur gesehen wird!

Euch sagen das Gesicht, ihr Menschen, das
Verträgt die Sprache, die mit Zungen euch
Gesprochen wird, bey weitem nicht; es ist
Kein Wort zu finden, Menschen, keines ist
Zu machen, das euch sagt, wie Er
Von Geistesaugen nur gesehen wird!
Wenn aber ihr in eure Seelen tief
Mit euren schärfsten Forscheblicken seht,
Und seht, daß alles rein darinnen ist
Und alles hell, wenn euch die Wahrheit selbst,
Die Gott in allen Seelen sprechen läßt,
Das Zeugniß giebt, daß keine Heucheley
Und keine Feindschaft, keines einzigen
Geschöpfes eures Gottes Haß darinn
Mit euren schärfsten Forscheblicken nicht
Zu finden ist, dann, Menschen, fühlet ihr
In euren Seelen ein Verlangen, Gott zu sehn,
Ein brennendes! Auf dies Verlangen gebt,
Ihr Menschen, Acht! Und wenn in eurem Hain,
An eurem Bach, auf euren Fluren ihr
Ein ZulipZulip, ein stiller Ort, an welchen die weisen Menschen sich hinbegeben, über sich selbst Betrachtungen anzustellen. habt, woselbst ihr dann und wann
Mit euch allein euch still besprechen könnt,
Dann gehet sieben ganze Jahre durch
In dieses Zulip täglich, und besprecht,
Bis alles völlig ausgesprochen ist,
Mit allen euren Seelenkräften euch,
Und eure Seelenkräfte werden dann
Euch rathen, ob und wenn ihr euch, in die
Vertiefung eures Gottes wagen sollt.
Denn schwache Seelen zittern, beben, gehn
Zu Irrdischem zurük – Und wenn ihr dann
In die Vertiefung eures Gottes euch
Mit Spiegelhellem, reinem Willen wagt,
Dann, o! ihr Menschen, dann ist euer Gott
Der immer gnädige! Dann sehet ihr
Den Grossen, Guten Herrlichen, wie er
Von Geistesaugen nur gesehen wird!

VII.
Die Sonne
Hast du die Morgendämmerung gesehn?
Hast du das sanfte Roth betrachtet, das
Die Wiederkunft der grossen Sonne dir
Verkündigt? Wars in deinem Herzen still?
In deiner Seele heiter? Da du sie
Die grosse Sonne sahst, was dachtest du?
O! welche Wunder meines Gottes dort
In dieser einen Sonne? Herz, bet' an!
Du, meine ganze Seele, voll von ihm,
Sing' ihm ein Lied! In jedem Sonnenstral,
(Und jeder Staub empfängt den seinigen)
In jedem glänzt und leuchtet seine Macht
Und seine Gnade! Singet, Menschen, ihn
Den mächtigen und guten Gott! Wenn ihr
In ihrem herrlichschönen Aufgang sie
Betrachtet, dann, ihr Menschen, singet ihn
Den mächtigen, und guten Gott! Er hat
Mit dieser Schönheit sie geschmükt, er läßt
Dies sanfte Roth, das euch gefällt, so sanft
Aus ihren Stralen quillen, daß es euch
Gefallen muß. Ihr Menschen, singet ihn
Den mächtigen und guten Gott! Er stellt
Dies helle Thaugewölk vor ihren Glanz,
Daß euer Auge, nicht geblendet, sie
Aufsteigen seh' in ihrem Pomp! Sie geht
Vor euren Augen ihren stolzen Gang
Und alles Finstere wird Licht. Sie steigt
Im Unermeßlichen empor, und thut
Den Willen ihres Gottes, Leben fließt
Mit ihrem Licht in alles um sie her!
In alles strömt die Gotterschaffene
Wohlthaten ihres Gottes. Sehet auf,
Sie stehet da! hat eines Menschen Hand
Sie hingestellt? hat eines Königs Macht
Die ebne Bahn, aus welcher sie nicht weicht,
Ihr angewiesen? Fraget sie! sie geht
Vor euren Augen ihren stolzen Gang,
Und predigt ihren Schöpfer schweigend, thut
Den Willen ihres Gottes, Tag für Tag
Und Jahr für Jahr, ihr Menschen, singet ihn,
Den mächtigen und guten Gott! Sie geht
Vor euren Augen ihren stolzen Gang,
Und wenn es scheint, sie gehe niedriger
Vor euren Augen ihren stolzen Gang,
Dann dekt ein Purpurmantel ihr Gesicht,
Dann ist ein Stralenmeer um sie, dann sinkt
Sie nieder, aber ruhet nicht! Sie geht
Vor euren Augen ihren stolzen Gang
Und um den eurigen ist Finsterniß, und dann,
Dann ruhet ihr; ihr Menschen, singet ihn,
Den mächtigen, und grossen, guten Gott!
VIII.
Der Wurm
Gott sieht – der allgemeine Vater sieht
Von seinem unsichtbaren Himmel, wo
Der Mittelpunct von allen Wesen ist,
In alle seine Cörper, und zugleich
In alle seine Geister, sieht das Mark
Des Größten, und des Kleinsten, sieht! – und sieht
In Allem Alles! Wenn du es, o Mensch,
Begreifen willst, dann geh' und miß – und miß
Nach deinem kleinen Erdenwesen nicht
Das Wesen Gottes, du, Geschöpfe, miß
Nach deinem Auge nicht das Sehen des,
Der aller Augen Schöpfer ist. Er sieht
Mit keinem Saft und keinem Glaß! Sein Blick
Ist Einer! Dieses wisse! Willst du mehr
Von seinem Einem Blicke wissen? Ganz
Hindurch durch deine Seele dringet er,
Und alle deines Herzens Winkel sind
Ihm aufgedeckt! In einem hegst du Stolz,
Und hast in deinem Auge Demuth! ha!
Welch' eine ungeheure Narrheit, Gott
Betriegen wollen! Armer, trieg' ihn nicht,
Er läßt von dir sich nicht betriegen! Ihm
Ist keine Finsterniß, du täuschest ihn
Mit allen deinen tausend Krümmen nicht.
In deinem Blick ist Anbetung, ist Gott!
In deinem Herzen Brudermord! O du,
Du armer Blöder – deines Gottes Blick
Sieht deine Miene sich verzerren, sieht
Den Brudermord begehen! Wie so schwach
Ist deine Seele, welche nicht erkennt,
Daß Gott in Allem Alles sieht. Du hast
In deinem Erdeleben nie gedacht:
Was Gott ist; kannst du denken? Denk' es noch!
Und deines niedern Stolzes wirst du dann
Und deiner jämmerlichen Heucheley,
Und deiner ungeheuren Narrheit auch
Dich schämen! wirst den Bruder lieben, wirst
Vor deinem Gott bereun, daß Du, ein Wurm
Im Geisterreiche seiner Schöpfung dich
Ein Etwas dünktest, welches du nicht warst,
Das aber du, wenn deine Seele sich
Zu Gott erhebt, und Wahrheit liebt, dereinst
In seinem zehnten Himmel werden kanst.
IX.
An Adazull
Auf diesen heiligen Gebürgen, Adazull,
Auf welchen alle Weisere des Volks
Anbeten, diesen Ersten Weisen, der
Die Himmel alle prächtig über uns
Gewölbet hat, in diesem stillem Hain,
In welchem, abgezogen von der Macht
Des Irrdischen, gesammlet, unser Geist
Das Himmlische betrachten kann, in dem
Bin ich mit dir am liebsten, meinen Geist
Zu sättigen. Du kommst, und meine Seele spannt
Die Segel ihrer besten Freuden dir
Entgegen. Komm, o komm, mein Adazull,
Mich dürstet! Bester! Seelendurst
Ist brennender, verzehrender, als der
Des armen Erdenklumpen, der um uns
Geworfen ist, von unserm Gott; o komm
Und lösche meinen Sonnenheissen Durst
Nach deiner Weisheit, komm', ich lechze! denn
Ich habe Tage schon hinaus nach dir
Mich umgesehn, geseufzet Tage schon
Nach deiner Stimme süssen Thönen, und
Nach deinem tiefern Halladat,Halladat, ein rothes Buch, in welchem der Weise seine besten und freyesten Gedanken niederschreibt, und in seinem tiefsten Gewahrsam aufbehält, bis er einen Weisen findet, dem er ohne Sorgen alles offenbaren darf. von dem
Der alle Himmel prächtig über uns
Gewölbet hat. Gewaschen hab' ich mich
In dem geweihten Quell Abasarit
Am Thal der guten Menschen schon, und bin
Hinaufgeflogen, in dem Feuer, das
Die Seele läutert! Ungerechtes ist
Nicht mehr darin, Beflektes nichts, und nichts,
Das reiner Geister zärtliches Gefühl
Erschüttern kann. Des Sinnlichen Gewalt
Hat abgenommen dreißig Tage, Tag
Für Tag, hat seine grobe, schädliche
Gewalt nicht mehr! O komm', und laß
Zu deinem Heiligsten mich ein! Thu' auf
Das Vestverschloßne, das der Blindere
Nicht sehen darf, weil, wenn ers sähe, Licht
Ihm leuchtete, noch viel zu hell für ihn,
Für sein noch nicht versöhntes stolzes Herz,
Für sein noch schlafendes Gewissen, für
Die Augen seines Geistes! Thu' es auf
Und laß mit einem Geistesblicke heut
Mit einem halben Geistesblicke nur
In dieser Hinwerfung, Geliebter, mich
Nur eine Tiefe deines Gottes sehn!
X.
Der Zweifler
Du Trauriger am Felsen-Absturz dort!
Du zweifelst, ob ein Gott vom Himmel sieht,
O! sieh' hinauf! sieh' seinen Wolkenzug!
Und seinen milden Regen, seinen Blitz,
Und höre seinen Donner! – Wenn sein Sturm,
Gehorsam seinem Willen, allen Duft
Und alle seine Wolken über dir
Hinweggetrieben hat, dann sieh hinauf
Zu seinem hellen Himmel, und wenn dann
Dein Herz nicht frölich ist, wenn dirs nicht sagt:
»Von diesem Himmel sieht ein Gott herab;
Ein guter, der uns alle liebt, ein Gott
Der diese seine Wolken regnen ließ
–«
Dann, armer Blinder, steige, steige nur
Auf jene Spitze dieses Felsen, wo
Sein Adler nistet, und, o du, dem nicht
Ein guter Gott von seinem Himmel sieht,
Du, der du zweifelst, armer blinder Mann,
Und armes blindes Weib, und armer Sohn
Und arme Tochter, stürze, stürze dich
Von dieses Felsen Spitze nur herab,
Und werde wieder, was du warest, Staub,
Und warte, Staub, ob etwa noch einmal
Der Gott, der dort von seinem Himmel sieht,
Auf eine seiner Geisterstufen dich
Erheben will! Denn besser, besser ist
Ein träger, todter, Seelenloser Staub
Hier seyn in seiner schönen Welt, als Geist,
Und zweiflen, ob ein Gott vom Himmel sieht!
XI.
Amatabas
In welche Gegenden der Schöpfung ist,
Von ihres grossen Schöpfers Grösse voll,
In dieser hellgestirnten schönen Nacht
Mein Geist verschlagen? Ungeheuer stehn
In fürchterlichen Thiergestalten da,
Mit offnen Rachen! – Löwenrachen sind
Wie Lämmermäuler gegen diese! Gott!
In welche Gegend deiner Welt? Ist nicht
Auf deinem Erdenklumpen alles böse? herrscht
Amatabas in deiner ganzen Welt?
In deinem Andazull? in deinem Zott?
In deinem Dillabi, der unserm Blick
Von einem Hirsekorn die Kohle scheint?
In deinen Millionen Feuerkugeln, die
Wie eines Säemanns hingeworfne Saat
Gesäet sind um dich herum, um Dich,
Almächtiger, wenn einen Ort du hast,
Du Grosser, der im Unermeßlichen
Sein Wesen hat, und unveränderlich
Erhaben über Raum und Zeit, Gott ist!
Ha! wenn er herrscht in deiner ganzen Welt,
Dann bist du nicht der Gott der Götter, nicht
Der Allesmächtige, der eines Worts,
Wir reden menschlich, eines Winks bedarf,
So wären tausend seiner Sonnen – Nichts!
So wär' in allem Raum, in aller Zeit
Von nun an bis in Ewigkeit – nur Er!
Dann bist du nicht der Einzige, der uns
Erschaffen hat, nicht der Vollkommenste,
Der keines Schöpfers nöthig hatte, nicht
Der Herrscher über alles! – Aber, Gott,
Du bist der Gott der Götter, Gott, du bist
Der Allesmächtige, der eines Winks,
Der seines Gottes-Willens nur bedarf,
So wär' Amatabas hinaus, hinaus
Aus seiner Welt, und doch – Er herrscht
In deiner ganzen Welt Amatabas,
Der Gott des Bösen! –
                                    Rama Thulides,
Der Tröster der Betrübten, kam und gieng
Um mich Vertieften, ungehört, herum,
Und hörte meinen Hader, meinen Krieg
Mit meinem Gott, und legte leise sich
Zu mir an meinen Rasensiz, und sprach:

»Du grübelst wieder, Armer! dieser dein
In deinem Grübeln sogenannter Gott
Des Bösen, dieses Ungeheuer, das
Mit offnem fürchterlichen Rachen oft
Auf deiner Flur, in deinem Palmenhain
In deinem Herzen dich erschrekt, ist dir
Ein schwacher Gott! Er ist so gut, wie du
Von dem Erschaffenden erschaffen, ist
So gut, wie du, ein Unterworfner, ist
Der erste Sclave deines Gottes, ist,
Weil Alles ist. Sieh', Armer, sieh hinauf,
Unzählige der Sonnen über dir
Beleuchten deines Gottes Werke, stehn
In ewigem Gehorsam unter ihm,
Wie? wenn aus allen diesen Erden, und
Aus allen diesen Feuerkugeln Gott
Was möglich war in Geist und Körperwelt
Erschaffen wollte? Wenn er wollte, daß
In allem seinem Raum und seiner Zeit,
Was möglich war in Geist und Körperwelt,
Entstehen sollte? Mußte dann nicht auch
Amatabas? – Und kein Geschöpfe darf
Den Schöpfer fragen, was er will; er ist
Dem Fragenden ein guter Gott –« Und ich,
Bedenkend meines Trösters Weisheit, lag
Mit angeschmiegtem, blassem Angesicht
An seiner Brust, und horchte, Gott getreu,
Des Gottergebnen Weisen Herzensschlag,
Und sah im Finstern und im Hellen nun
Kein Ungeheuer, sah den guten Gott,
Und sang mit meinem Rama-Thulides,
Dem Tröster der Betrübten, herzvereint,
Und unter seiner grossen Sternenburg,
Dem Guten einen hohen Lobgesang!

XII.
Der Käfer
Du raubst dem Löwen seine Jungen, legst
Dem Bär, dem Brummer, einen Ring
Um seine Nase, baust gemächlich dir
Ein Haus auf deinem Elephanten, Mensch!
Du bist ein höheres Geschöpf, ein viel
Geliebteres dem hohen Schöpfer! Sieh
Von allem dem Lebendigen da hier
Um dich herum, und über dir, und dort
Im grossen Tap, in welchem Baraphit
Zehn tausend gute Mannes Spannen lang
Und tausend breit ein mächtiger Tyrann
Den grossen und den kleinen Fischen ist,
Was wärest du wohl lieber, als ein Mensch?

Vielleicht ein Hirsch, weil er so rasch daher
Geflogen wie ein Vogel kommt? Hast du
Denn wohl auch schon im Laufen dich geübt?

Ein Roß vielleicht, gestaltet, ey wie schön!
Wenn es im Wasser sich besieht! Es hat
Von hundert Adlerfittigen die Kraft
In seinem Huf, ein armer Todter liegt
Wohin es schlägt! Du aber stärker, hast
Auf seinem Rücken deinen Siz, du machst's
Mit einer kleinen Ruthe zittern, lenkst
Mit einem Riemen seinen Gang; o Mensch!
Auf dieser Leiter deines Schöpfers, die
Auf todtem Felsen steht, und bis zu ihm,
Durch aller Himmel Himmel reicht, bist du
Ein höheres Geschöpf, an welchem Er,
(Wenn eines Menschen Seel-Empfindung Gott,
Der alles alles denkt, was war, und ist
Und seyn wird, alles denket, haben kann)
Ein Wohlgefallen hat. In allem Raum
Der Himmel, und der Erden, und des Staubs
An deinem Scepter, oder deinem Stab,
Sieht göttlich Gott, was schön und gut gestimmt
Zu seinem allgemeinen Zweck, nur Stoff
Von seiner Weisheit, als er Schaffer war,
Gelassen ward; in allem diesem, das
Zu besserm Seyn auf einen höhern Stand
Hervorgerufen ward, sollt' er nicht sehn,
Was seiner Schaffung Bessres? was
Sein Bestes ist? Ha! deine Würde, Mensch,
In deiner Seele recht erwogen, ist:
Die erste Pflicht; die andre: deinen Rang
Vor deinem Gott behaupten, und nicht tief
Hinunter sinken zu dem Baraphit
Und nicht zum Löwen, nicht zum Bär! Auch nicht
Zu diesem kleinen Käfer, welcher seines Seyns
In diesem schlechten weggeworfnen Schlamm
Sich freut, und sein Gewühl darin vielleicht
Für einen Himmel auf der Erde hält.

XIII.
Das Recht des Starken
Dem Stärkern, sagt man, habe Gott ein Recht
Des Schwächern Herrn zu seyn, gegeben! Wo?
Wo gab es Gott dem Stärkern? Und, wo ist
Der Stärkre? Löwe, Tiger, Wolf und Bär
Stehn fertig, sich mit ihm zu messen, wenn
Er Lust mit ihnen sich zu messen hat!

Ein schöner Krieg! – Und, wenn nach langem Streit
Ganz abgemattet, überwunden da
Der Löwe liegt, und Tiger, Wolf und Bär
Das mißliche Gefecht nicht wagen will,
Ein schöner Sieg! Verwundernd sehen wir
Den Löwenbändiger, der seine Kraft
Nicht ganz erschöpfte, nicht in seinem Blut,
Ein leicht besiegter Schwacher, vor uns lag,
Und endlich einen stärkern über sich
Erkennen wollte, wenn er Leben nur
Erhalten könnte; neigend sehn wir ihn
Und wollen, wenn er drauf besteht, auch wohl
Mit Lorbeern seine Scheitel kränzen, und
Auf einem Elephanten, oder auch
Auf einem schönbemähnten Hengste, der,
Mit Stolz daher zu gehn gelehret ward,
Zur Schau ihn führen; aber, aber ihn
Den Stärkern über uns erkennen, ihm
Die Knie beugen, seine Knechte seyn,
Das, glaub' ich, möchte von uns allen ja
Wohl keiner wollen, keiner, glaub' ich, nicht,
Und hält' er noch so wenig Knochen-Mark;
Denn Geist ist mächtiger, als Leib; Ein Pfeil
Auf einem Bogen gut gelegt, und gut
Hinweggeschnellt, bezwingt den Rup,
Der seine krumgewachsnen Hörner wohl
Zu brauchen weiß, nicht aber seinen Kopf
Mit Weisheit ausgerüstet fühlt, und nicht
Dem Späher, nicht dem Tiefverstekten, und
Dem starken Seil in einer Grube nicht
Entrinnen kann;
                          Dem Weisesten gab Gott
Das Recht zu herrschen, und mit diesem Recht
Die Schuldigkeit, mit stiller Weisheit stets
Das Nöthige des allgemeinen Wohls
Und des besondern zu beherzigen,
Und jeden Theil des Ganzen an den Zwek
Des Welt-Erschaffers hinzuführen, hin
Zu Seeligkeit und Freude! Gott regiert
Mit stiller Weisheit seine ganze Welt!

XIV.
An Idalup, den Bildhauer
Von deinem Gott ein Bildniß wolltest du
Dir machen, Armer! Hast in deiner Hand
Die Hakke noch? – Und wenn in deiner Hand
Ein Meissel wäre, welcher Marmor leicht
Auf deines grossen Geistes raschen Wink
In eine wunderherrliche Gestalt
Verwandlen könnte, dennoch rath' ich dir,
Den Meissel wegzuwerfen! – Denn von Gott
Ein Bildniß machen wollen ist Beweiß
Von Geistes Schwäche. Daurende Gestalt
Gieb seinen höhern Geistern, gieb auch dem,
Der unter Menschen edle Thaten that!
Dem Gottgedankten Fürsten, der die Lust
Des menschlichen Geschlechts und seines Volks;
Dem Patrioten, der der Steuermann
Des Vaterlands, und seines Fürsten war;
Dem Weisen, der, bey später Lampe, Licht
In finstre Seelen seiner Brüder trug;
Dem stillen Frommen, dessen Frömmigkeit
Erst dann gesehn von scharfen Augen ward
Als er hinaufgetragen, lange schon,
In seines Gottes bessern Geisterwelt
Den Lohn für seine Tugenden empfieng;
Dem guten Weibe, dessen Güte spät
Den Enkeltöchtern noch Exempel ist.
Nur deinem Gott gieb keine! Deinen Gott
Kannst du nicht schnitzen, und nicht konterfeyn;
Er ist der Unsichtbare, dir zu groß!
Und gäbst du ihm erhabene Gestalt,
Aus welcher Allmacht und Gerechtigkeit,
Erbarmung, Gnade, Liebe, Langmuth, und
Die höchste Weisheit unser aller Herz
Zur Anbetung auffoderten, an der
Die grossen Künstler alle deine Kunst,
Und deines Geistes grosses Ideal,
Bewundern müßten, dennoch hättest du
Den Unsichtbaren schlecht gebildet, und
Nichts mehr als nur ein kleines Götzenbild
In deinem Tempel hingestellt, zum Spott –
Zum Spott? O! nein, zum Mittleid, Aergerniß,
Und zur Verengung der beklemmten Brust
Des Weisen, der in seiner Seele tief
Den grossen Gott der Götter und des Wurms,
Der Sonnen und der Erden, nur sich denkt,
Und, hingeworfen auf dem Staub, aus dem
Sein grosser Schöpfer, wenn er will, den Geist
Des Menschen winket, oder Himmel wölbt,
Anbetet, und in seiner Anbetung
Den nahen Gott empfindet, oder ihn
In seinem West, in seinem Meeressturm,
In seinem Donner, und auf Fittigen
Des Blitzes gegenwärtig hört, und sieht.
XV.
Die Aussicht
Die Felsenspitze Belladilla reicht
Bis an die Wolken! Einst stand ich darauf
Und sah' ins Thal Etheremol hinab
Und sah die Menschen unter mir so klein
Wie Käfer kriechen! Gott, o Gott, dacht' ich,
Und diese Käfer wärens, welchen du
Den Himmel und die Erde schufst? und sah
Den blauen Himmel über mir gewölbt;
Ha! welch ein Zelt für einen Käfer! Gott
Für einen Menschen! – Noch einmal sah' ich
Den blauen Himmel, und aus meiner Brust
Verschwand der kleine Stolz, ein Mensch zu seyn,
Und nicht ein Käfer. Gott, in deiner Welt
Ist alles groß, ist alles herrlich! Gott,
Von diesem Hügel deiner Welt seh' ich
Mit diesen meinen Menschen-Augen nur
Die Oberfläche deiner Dinge, nicht
Ihr ganzes Wesen; welch ein Raum von mir
Bis da, wohin mein Auge seinen Blick
Zu Sternen trägt! – Und dieser nicht erfüllt
Mit Denkendem Erschaffnen? Meinen Gott,
Den Allesmächtigen, zu preisen nicht
Voll Geist und Leben? – Leerer, todter Stoff
Ist Belladilla, Miridam, Gelut,
Sind Klüfte, Ströme, Seen, Höhlungen
Des Innersten der ganzen Erde nicht;
Vielleicht, daß wir auf ihrer Borke nur
In kleinen Hütten wohnen! daß hinein
In ihre Mitte sehen können, uns
Ein Aufschluß wäre mancher Schwierigkeit,
Die unsre Weisen denken, oder auch
Nur träumen! Alles aber, alles dies
Aus dieser tiefen Finsterniß vor uns
Herauszuforschen, hangen wir zu vest
An todtem Stoff; wenn unser Geist erst los
Von seinen Banden ist, dann werden wir
Von unserm Belladilla weiter hin
Und tiefer sehen! Schuppen fallen dann
Von unsern Augen! Undurchdrungenes,
In Geist und Körperwelt, wird unser Geist
Mit seiner freyern Denkens-Fähigkeit
Ins Innerste durchdringen! Krummes wird
Gerade seyn, und Böses gut, und Gott
Die unabläßige Bewunderung
Des armen Sehers, der in seiner Welt
Der Schmerzen und des Bösen immer mehr,
Als des Vergnügens, und des Guten fand.

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