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XVII

Züchtigung des Hochmuts

Zu jenen Zeiten wo noch die gottesgelahrten
In wunderbarem gedeihn ihre grösse bewahrten –
Erzählt man – war einst ein Weiser vom höchsten rang
Der auch die herzen der lässigsten bezwang
Und sie erregte bis in ihre schwärzesten grüfte ..
Doch als er in die strahlen der himmlischen lüfte
Auf selber ihm fremden wegen gekommen war
Wohin sich nur schwinget der reinen geister schar:
Da sollte er wie ein mann der zu hoch sich verstiegen
Vom schwindel ergriffen satanischem hochmut erliegen:
»Du kleiner Jesus · wie weit habe ich dich gebracht!
Doch hätt ich am punkte dich anzugreifen gedacht
Wo auch du fehltest: so kehrte dein ruhm sich in schande ·
Du gältest als spöttische missgeburt nur im lande.«
Mit einemmal umnachtete sich sein verstand:
Ein schwarzer flor um die herrliche leuchte sich wand ·
Der wirrwarr begann in diesem kopfe zu rollen.
Im lebenden tempel dem stattlichen ordnungsvollen
Dess dächer umwölbte solche leuchtende pracht
Da sezte sich das schweigen fest und die nacht ·
So ist ein gewölbe zu dem man den Schlüssel verloren.
Von nun an war er wie das vieh vor den thoren ·
Und wenn er nichts hörend und sehend die fluren durchging ·
Nicht merkte ob sommer ihn oder winter umfing
Unbrauchbar und hässlich wie eine vernuzte sache
So ward er den kindern zur freude und zum gelache.


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