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Zusatz

Eine solche grausenvolle Erdrevolution, wie vorhin angeführt ist, hat das jetzige Menschengeschlecht, wenn wir dessen Existenz auf 2 bis 3000 Jahre vor Christus Geburt hinaufsetzen, mit welchem Zeitpunkte unsere gewöhnliche Geschichte anhebt, nicht erlebt; aber ein älteres Volk, das Zend- oder Urvolk der Erde hat die Folgen von derselben empfunden, wie in ihrem heiligen Buche der Zend-Avesta angeführt ist. Dieses heilige Wort der Parser oder die Zend-Avesta, welche in der Zend- oder Ursprache der Völker der Erde geschrieben ist, bestehet aus 21 Theilen, von welchen der Vendidad noch ganz vorhanden ist, und in welchem die Vorschriften zu allen öffentlichen und Privathandlungen des Gottesdienstes, der Opfer und der häufigen Reinigungen aufgezeichnet stehen. Von den übrigen 20 Theilen sind nur noch Bruchstücke da, welche lauter feierliche Gebete und Hymnen, wie sie täglich vor dem heiligen Feuer aller Wesen der Verehrung verrichtet werden sollen, enthalten. Hierher gehören auch die Jeschts oder die abgerissenen Bruchstücke aus größern Zendschriften, welche voll von feierlichen Anrufungen sind, und unsern Perikopen, die aus dem neuen Testamente genommen sind, gleichen.

Diese Zend-Avesta oder das heilige Wort, das in der Zendsprache geschrieben ist, von welcher die Pohlrische und Parsische Sprache abstammen, und die bis auf den heutigen Tag von den Priestern jener Völker noch erlernt und studirt werden muß, um in solcher die Hymnen und Loblieder auf das höchste Wesen aus jenem Buche absingen zu können, ist von Anquetil du Perron in das Französische und von Kleuker ins Deutsche übersetzt worden.

Als im Jahre 1723 einige Theile dieses Buches nach England kamen, so war kein Gelehrter daselbst zu finden, der nur eine Sylbe oder Ziffer aus denselben hätte enträthseln können. Dieß bewog den feurigen und nach neuen Kenntnissen schmachtenden Jüngling Anquetil du Perron zu dem kühnen mit vielen Gefahren und Schwierigkeiten verbundenen Entschlusse, zu den Ländern hinzueilen, und die Oerter aufzusuchen, wo er die Zend-Avesta oder das heilige, lebendige Wort des Zoroasters aus den Urquellen selbst kennen lernen könnte. In dieser Absicht suchte er seinen Körper auf das äußerste abzuhärten, gab ihm nur Käse, Milch und Wasser zur Nahrung, und schlief des Nachts auf einer Matratze ohne Federbetten. Und da ihm die versprochene Unterstützung zu seiner Reise zu lange ausblieb, so ließ er sich als gemeiner Soldat der Kompagnie in die Liste der Rekruten einschreiben und ging im November 1754 nach dem Orient ab. Noch ehe er sich einschiffte, erhielt er vom Könige eine Pension von 500 Livres; die Kompagnie gab ihm die Reise frei, und als er zu Pondichery ankam, bestimmte ihm diese eine ansehnliche Unterstützung. Mit dem lebhaftesten Enthusiasmus verfolgte er nunmehr seine Absicht, durchreisete zu Fuß und in verschiedenen Richtungen einen großen Theil der Halbinsel, erwarb sich viele wichtige Sprachkenntnisse, und machte zu Surate Bekanntschaft mit zwei indianischen Gesetzgelehrten, nahm Unterricht in beiden heiligen Sprachen Zend und Pohlri, und brachte es theils durch List, theils mit Gewalt dahin, daß er ihnen ihre Geheimnisse und selbst Zoroaster's heilige Bücher ablockte. Mit diesen und vielen andern Handschriften in fast allen Sprachen Indiens kam er 1761 nach Europa, reisete zuerst nach Oxford, um seine Manuscripte mit denen auf der dortigen Universität zu vergleichen, und von da in sein Vaterland, wo er einen Theil seiner literärischen Schätze der königl. Bibliothek schenkte. Er lebte nunmehr in Paris als französischer Dolmetscher für die orientalischen Sprachen, ward Mitglied der Akademie der Inschriften und in seinen letzten Jahren auch des Nationalinstituts, welches er aber wenige Monate vor seinem Tode, aus Mißvergnügen mit der damaligen Lage der politischen Angelegenheiten, verließ. Er starb im Jahre 1805 in dem 74. Jahre seines Alters.
Dieß Volk hat über 3000 Jahre auf den Hochebenen von Asien, dem jetzigen Tibet gelebt, und sich nach denselben von da nach verschiedenen Gegenden unseres Wohnortes ausgebreitet, und sich besonders astronomische Kenntnisse zu erwerben gesucht, wie aus den Ueberresten derselben, welche bei den Nachkommen von ihnen gefunden werden, auf das Deutlichste erhellet, wohin z.B. die Länge des Sonnenjahres von 365 Tagen Noah blieb gerade 365 Tage in seiner Arche, um diese Länge des Jahres seinen Nachkommen, wie es scheint, wichtig zu machen, welche er als ein Heiligthum, von seinen Vorfahren erhalten, verehrte. – die Berechnung der Mond- und Sonnenfinsternisse bei den Brahminen der Indier Die Brahminen wissen nicht ein Mal, wie diese Erscheinungen entstehen, glauben dabei die Sonne sei uns näher, als der Mond. Die Formeln zu den Berechnungen sind in Verse eingehüllt, welche sie dabei hersagen und die sie höchst wahrscheinlich nicht erfunden, sondern von ihren Vorfahren erhalten haben. S. mein kleines Werk »Ueber das Urvolk der Erde«. – die Aufzeichnung der Konjunktion von 4 Planeten im Jahre 2449 vor Chr. Geburt bei den Chinesen – die Kenntniß der alten Schweden von der Länge des Sonnenjahres von 365¼ Tagen schon vor 2300 v. Chr. &c. gehören. Denn nach der großen Revolution, wodurch der neunmonatliche Sommer in einen neunmonatlichen Winter verwandelt wurde, breitete sich dieß Urvolk nach allen Gegenden der Erde aus. Ein Theil ging nach Osten und stiftete das chinesische Reich, ein anderer nach Westen, von welchem Abraham, der seinen Gott im Feuer verehrte, abstammte, ein Theil nach Südwesten, von welchem die Aegypter ihren Ursprung genommen haben, und ein Theil nach Süden, von welchem die Perser abstammen.

In diesem heiligen Buche wird nämlich angeführt, »daß ein Naturfeind,« welcher nachher Drachenstern oder Schweifstern genannt wird, »von Süden hergekommen und über die Erde dahin gefahren sei, und daß er dieselbe habe vernichten wollen. Bun-Dehesch VII. und Rhode über den Anfang unserer Geschichte und die letzte Revolution der Erde. S. 17. 18. Im Süden verheerte er die Erde gänzlich; alles wurde mit einer Schwärze, wie mit einer Nacht, überzogen. Glutheißes Wasser fiel auf die Bäume herab, welche in dem Augenblicke verdorreten und bis zur Wurzel hin verbrannten. Die Erde selbst wurde verbrannt, und bestand noch kaum. Dennoch aber behielten Sonne und Mond ihren Lauf. Gegen die Planeten kämpfte der Naturfeind furchtbar« (welches wohl nichts weiter heißt, als er machte sie unsichtbar) »und wollte der Welt Zerstörung bringen, und Rauchwolken stiegen aus den Feuern aller Orten empor. Neunzig Tage und neunzig Nächte dauerte dieser Kampf. Hierauf wurde der Naturfeind geschlagen und zurückgeworfen. Blitze kamen nunmehr vom Himmel herab, und Tropfen von ungeheurer Größe fielen auf die Erde, und mannshoch bedeckte das Wasser die ganze Erde.«

Das Zend- oder Urvolk lebte zu dieser Zeit in Eeri-ene, Die Sylbe ene bedeutet glücklich. das ist, in dem gelobten, glücklichen Eeri oder Ari, seinem Urlande glücklich, weil es hier immer Sommer war. Plötzlich aber brach (als Wirkung des Naturfeindes) der Winter in die Welt, welcher anfänglich gelinde war und nur 5 Monate dauerte, wodurch der Sommer 7 Monate lang war. Bald darauf aber wuchs er zu 10 Monaten hinan, und nur zwei blieben für den Sommer übrig (wie es jetzt in Tibet und auf dem Hochlande Asiens überhaupt der Fall ist). Nun verließ das den Ackerbau liebende Volk sein hohes gebirgiges Urland, und zog in niedrigere, wärmere Länder hinab. Dieser Zug geschah unter seinem Anführer Dsjemschid, dem Sohne Vwengham's, und ging über Sogdho, Meru, Balkh u.s.w. bis in die Provinz Ver, Per oder Persis, wo er die Burg Ver, d.h. Persepolis, erbauete, und da, wo dieses Volk hinkam, fand es weder Thiere des Hauses, noch des Feldes, weder Menschen, noch Hunde, noch Geflügel.

Dieß sind demnach die Sagen oder Erzählungen auch der Zend-Avesta, dem heiligen Buche der Hindu und Parser, welche deutlich lehren, daß eine klimatische Veränderung mit der nördlichgemäßigten Zone vorgegangen sei–daß ein Schweifstern oder Komet diese große Veränderung hervorgebracht, und daß ein Volk der Erde diese große Revolution erlebt habe.

In diesem Urlande, welches Eeri-ene-veedjo, das eigentliche reine Eeri oder Ari, genannt wird, stand unter Vwengham, dem Vater Dsjems (Dsjemschids), der Prophet Heomo (Hom) auf, und verkündigte das Lichtgesetz Ormuzd mit folgenden Worten:

»Durch Izeds Geister, Engel der Alten. des Himmels habe ich
    Gerechter Richter Ormuzd,
Im reingeschaffenen, berühmten Eeri
   Lebendige Wesen versammelt

»Im reingeschaffenen, berühmten Eeri
    Hat König Dsjemschid,
Haupt der Völker und Heerden,
   Lebendige Wesen versammelt

»Mit himmlischen Izeds bin ich
    Gerechter Richter Ormuzd
Im reinen, berühmten Eeri gewesen
  Unter begleitender Versammlung lebendiger Wesen

»Mit himmlischen Menschen
    Ist König Dsjemschid
Im reinen, berühmten Eeri gewesen,
  In Begleitung versammleter WesenZend-Avesta von Kleuker Bd.  I.  S. 114.

Durch Ormuzd Lichtgesetz demnach und durch feierliche Gebete bewogen, vereinigten sich die einzelnen Stämme des Urvolks zu einem Volke unter dem Könige Dsjemschid, und verließen unter seiner Anführung, auf Ormuzd Befehl, das rauhe Urland, und zogen gegen Mittag hin, um sich bessere Wohnsitze zu suchen. Dieser Zug wird im folgenden Liede also beschrieben:

»Dsjemschid herrschte! Was seine erhabene Zunge befahl, geschah eiligst. Ihm und seinem Volke gab ich Speise und Verstand und langes Leben, ich der ich Ormuzd bin. Seine Hand nahm von mir einen Dolch, dessen Schärfe Gold, und dessen Griffel Gold war. Darauf bezog der König Dsjemschid dreihundert Theile der Erde; diese werden mit zahmen und wildem Vieh, mit Menschen, Hunden und Geflügel, und rothglänzenden Feuern erfüllt. Vor ihm sahe man in diesen Lustgegenden weder zahme noch wilde Thiere, noch Menschen, noch rothflammende Feuer. Der eine Dsjemschid, Sohn Vwenghams, ließ alles daselbst werden.«

Diesem Liede folgen hierauf noch fünf andere Lieder von eben demselben Inhalte, weswegen ich solche hier weggelassen habe.

Die Gründe, aus welchen das Urvolk sein Urland verließ und andere Länder besuchte, sind eben so, wie ich sie vorhin angeführt habe, im ersten und vierten Bruchstücke genau angegeben worden. Und eben so findet sich im Bun-Dehesch, einem Buche, welches in der Pohlvischen Sprache geschrieben ist, und eine Sammlung Diese Sammlung scheint zu der Zeit entstanden zu sein, als die Zendschriften anfingen unverständlich zu werden, weswegen man kurze Auszüge aus jenen starken Büchern machte, und solche für das Volk in die Landessprache (die Pohlvische) übersetzte. von verschiedenen Aufsätzen über die Schöpfung, den Kampf zwischen Ormuzd und Ahrimann, dem bösen Wesen, über die reinen und unreinen Thiere, über die Bewegung der Sonne und das dadurch bewirkte Jahr u.s.w., Uebersetzungen und Auszüge aus den Zendschriften, und jene oben angeführte furchtbare Beschreibung von der schrecklichen Zerstörung der Erde durch den Drachenstern enthält.

Was nunmehr die Aechtheit, wie auch das hohe Alter jener Erzählungen anbetrifft, so ist beides von Herrn Rhode in Breslau in dem kleinen Werke: »Ueber das Alter und den Werth einiger morgenländischen Urkunden, in Beziehung auf Religion, Geschichte und Alterthumskunde, Breslau 1817,« gründlich bewiesen und gehörig dargethan worden, indem er 1) gezeigt hat, daß die gegenwärtigen Zendschriften dieselben, oder doch Bruchstücke von denselben heiligen Schriften sind, welche die alten Parser vor der Zerstörung ihres Reiches durch Alexander besaßen. 2) Hat er solches aus dem Inhalte selbst hergeleitet, indem in demselben nichts vorkommt, was auf spätere Zeiten hindeutet, sondern vielmehr ein Religionssystem enthält, in welchem die Keime aller später in Asien aufgeblüheten Religionen enthalten sind.

Da demnach die Aechtheit und das hohe Alter jener Zendschriften dadurch bewiesen worden ist, so können wir auch jenen Erzählungen über die große Veränderung der Erde, durch den Naturfeind veranlaßt, ihre Glaubwürdigkeit nicht absprechen, welche sie außerdem noch, wegen ihrer Eigenthümlichkeit, an sich tragen; denn

1) Ihre Auswanderungsart geschah, nach der Denkungsart der alten Völker, auf den Befehl Gottes, weicht aber darin von der der spätern Völker ab, daß sie nicht von einem Andrange eines andern Volks, oder aus Lüsternheit nach fremden Ländern, oder aus Raubsucht, sondern nur von der klimatischen Veränderung ihres Landes, dem eingetretenen, 10 Monate lang dauernden Winter veranlaßt worden ist.

Dieß war die Ursache, weshalb jenes Volk sein Hochland verließ, nach Süden hinab zu den angeführten Ländern zog, und da, wo es hinkam, fand es weder Menschen, noch zahmes Vieh.

2) Stimmt dieser Zug mit der geographischen Lage der Oerter vollkommen überein. Denn er ging von dem Hochlande, an beiden Seiten des Flusses Gihin oder Oxus, in den engen Pässen desselben, hinab. Hier wurde zuerst am rechten Ufer das Stufenland Sogdho, und am linken Moore oder Meru besetzt. Von hier ging der Zug nach Balkh oder Baktra, wo die Zend-Avesta scheint aufgeschrieben worden zu sein. Und so kam er nach manchem Hin- und Herstreifen nach Ver, Per oder Persis. Und wenn sich nun auch ein Theil dieses Zuges nach Indus oder Armenien wandte, so blieb doch von jetzt an Persis der Hauptsitz dieses Volkes, wo Dsjemschid, wie schon oben angeführt ist, die Burg Persepolis erbauete, deren Trümmer noch jetzt auf einer Anhöhe zwischen den in Persis entspringenden Flüssen Medus und Araxes liegen.

Jetzt bleibt mir nur noch übrig zu beweisen, daß Eeri-ene oder das gelobte glückliche Eeri oder Ari kein anderes Land, als das jetzige Tibet sei. Der Beweis dafür liegt aber ganz deutlich in der Anführung des Berges Albordy, woran die ganze Mythologie dieses Volkes geknüpft ist, und den die Ausleger der Zend-Avesta vergebens am Kaukasus gesucht haben. Denn fast auf allen Seiten der Zendschriften wird angeführt, daß der Albordy in Eeri-ene liege. Und in einer alten Zendschrift dieses Urvolkes heißt es mit dürren Worten also:

»Von den Gewässern Albordy's, wo Ormuzd, der Gott dieses Volks und Mithra, der Lucifer, wohnen, kommt ein Strom herab, der nur mit Schiffen zu befahren ist, und Samen, Fruchtbarkeit in die Oerter von Meru und Sogdho, welche sich danach sehnen, bringt.« Zend-Avesta Bd. 2. S. 222.]

Nach der geographischen Lage dieser beiden Oerter kann dieser Strom auch kein anderer, als der Oxus sein, weil nur dieser zwischen beiden Oertern hinabfließt und schiffbar ist, und unter der Schneedecke des Albordy entspringt.

Da nun diese Angaben in der Zend-Avesta die Lage des Urlandes so deutlich bezeichnen, und welche dazu noch durch die Sagen der Hindu und Chinesen unterstützt werden, so kann man wol an der Richtigkeit der angeführten Lage dieses Landes keinen Augenblick zweifeln. Außerdem ist in ganz Asien kein Land dazu geeignet, ein Volk vor einer solchen mächtigen Revolution, wie die oben angeführte war, wodurch höchst wahrscheinlich die ganze Oberfläche der Erde mit Meeresfluthen bedeckt und die ganze lebende Schöpfung vernichtet worden ist, zu schützen, als diese Hochebene von Tibet, indem solche über 8000 Fuß über der Meeresfläche erhaben liegt, Ritter's Erdkunde 1. Th. S. 566.und dabei Berge hat, welche weit die Höhe eines Chimborasso's in Amerika, der 20,148 Pariser Fuß hoch ist, übertreffen. Denn der weiße Berg oder Tschumulari dieses Landes hat, nach der trigonometrischen Messung des Lord Teigmouth, welche vor einigen Jahren geschehen ist, eine Höhe von 27,552 englische Fuß; Diese machen 26,000 Pariser Fuß aus. ein anderer Gipfel dieses Gebirges, auf welchem jenes hervorragt, ist, nach der Messung des Majors Crawford, 25,000 englische Fuß hoch, – und so sind noch zwei andere Gipfel des Gebirges dieses Landes da, welche mit einer Höhe von 23-24000 Fuß emporragen, wobei es nur zu bedauern ist, daß man die Höhe des Albordy nicht gemessen hat.

Diese hohen Gebirge sind demnach höchst wahrscheinlich das Asyl dieses Volkes gewesen, auf welchen es sich gegen die mächtigen Meeresfluthen geschützt hat. Indessen werden diese dasselbe nicht dagegen geschützt haben, wenn der Schweifstern, welcher von Süden herkam, sich hier mit der Erde vereinigt hätte, weil alsdann die Wasserfluthen über die höchsten Spitzen dieser Gebirge würden dahingeströmt sein.

Aus der vorhin angeführten Angabe aus der Zend-Avesta über die Höhe des Wassers, welches auf die Erde fiel, und das Land hier, auf dieser Hochebene, die 8000 Fuß hoch ist, mannshoch bedeckte, folgt, daß solches über 8000 Fuß hoch, vom Meere an gerechnet, die Länder hin und wieder muß bedeckt haben, und daß daher der Schweifstern sehr nahe der Erde muß gekommen sein, weil er sonst solches nicht hätte bewirken können. Und da durch ihn die klimatische Verfassung dieses Landes und auch die der ganzen nördlichen gemäßigten Zone verändert worden ist, so muß er sich auch irgendwo mit der Erde, und zwar auf ihrer nördlichen Hälfte, vereinigt haben. Auffallend ist hierbei, daß durch die vielen Landspitzen und Vorgebirge an der südlichen Seite von Asien und Afrika, und durch die Bildung der Gestalt dieses Erdtheils, wie auch durch die von Amerika, ein solcher Fluthenzug, der einstens von Süden nach Norden hingegangen und dem Laufe des Kometen gefolgt ist, bestätiget wird. Daher haben schon längst die Geologen einen solchen Zug in der angegebenen Richtung aus der eben angeführten Gestalt und Bildung jener Erdtheile angenommen, und dabei die Behauptung aufgestellt, daß durch diesen die großen Landthiere aus Süden nach Norden, in unsere gemäßigte Zone, wo sie begraben liegen, geführt worden wären, wie ich schon oben angeführt und mit Gründen hinlänglich, wie ich glaube, widerlegt habe. Auf diese Weise stimmen demnach die Naturerscheinungen mit den Sagen und Erzählungen der heiligen Bücher der Hindu und Parser überein, und bestätigen dadurch die in denselben angeführte große Revolution der Erde und zugleich das Dasein eines Urvolkes oder eines Volkes vor derselben, welches diese große Veränderung erlebt hat.

Wie lange nun aber dieses Urvolk auf der Erde gelebt und wie weit es sich auf derselben ausgebreitet habe, darüber können wir zwar nichts Bestimmtes, aber doch Vermuthungen aufstellen, welche einen nicht geringen Grad von Wahrscheinlichkeit für sich haben. Was das Alter dieses Volkes anbetrifft, so erhellet aus den Religionsbegriffen desselben, welche die Zendschriften enthalten, daß die Verfasser derselben in dem dritten Jahrtausend nach der Erschaffung des Menschengeschlechts zu leben glaubten. Hiermit stimmen auch die Chronologien der neuen Perser überein, ob sie gleich unter sich und in Ansehung der Geschichte von den Zendbüchern sehr abweichen, welche jenen Zeitraum von der Schöpfung der Menschen bis auf Zoroaster, dem Verfasser der Zendbücher, der unter dem Könige von Iran, Veschtasp, lebte, Wie lange Dsjemschid und seine Nachkommen in der Burg von Ver oder Per (Persis) geherrscht haben, ist aus den Zendschriften nicht zu ersehen. Indeß werden in denselben Athvian und sein Sohn Feridun genannt. Dieser hatte mehre Kinder, welche unter sich uneins wurden, und das große Reich in zwei Reiche, in Tur und Ari ( Iran) theilten, welche durch den Fluß Oxus von einander getrennt wurden. In Iran war Veschtasp der fünfte König, welcher nach neuern Persischen Schriftstellern seine Residenz nach Balkh oder Baktra verlegte, um näher den Grenzen von Tur zu sein. Dieß baktrische Reich wurde zuletzt von den Assyrern unterjocht, von welchem Zeitpunkte an unsere gewöhnlichen geschichtlichen Nachrichten erst anheben. Da in den Zendbüchern keine Erwähnung von dieser Unterjochung geschieht, auch nicht die geringste Anspielung auf die großen Städte Ninive oder Babel in denselben gemacht wird, und die Namen der beiden Völker, Meder und Perser, obgleich die Nachbarn in Tur und Indien häufig in denselben vorkommen, nicht erwähnt werden, so folgt daraus doch wol, daß die Verfasser der Zendschriften in dem alten Baktrischen Reiche müssen gelebt haben, und die Geschichte ihres Volks von der Zeit erzählen, ehe solches von den Assyrern unterjocht worden ist. Mehres hierüber in Rhode's: »Ueber das Alter und den Werth der morgenländischen Urkunde, S. 36 u.s.w.«selten über 3000 Jahre setzen. Und dieser Zeitraum für das Zendvolk ist nicht zu lang, wenn wir auf die Ueberreste von Kenntnissen, besonders in der Sternkunde, welche die ältesten Völker unserer gewöhnlichen geschichtlichen Nachrichten gehabt und als Heiligthümer verehrt, und die sie, wie ich gleich im Anfange angeführt habe, nur von dem Urvolke können erhalten haben, hinblicken.

Und wenn dies Urvolk in dem Besitze solcher Kenntnisse war, wie die des Thierkreises voraussetzen, und denselben erfunden hat, wie solches höchst wahrscheinlich ist, weil es ihn von keinem andern Volke hat erhalten können, und dabei die Länge des Sonnenjahres kannte, wie aus der Zend-Avesta erhellet, auch Sonnen- und Mondfinsternisse berechnen konnte, wie die Berechnungen der Braminen beweisen, die solche nur von ihm können erhalten haben; so muß es eine geraumvolle Zeit auf der Erde gelebt haben, um durch mühsame Beobachtungen des Himmels, und durch angestrengtes Nachdenken über den Lauf der Welten an demselben nach und nach dahin gekommen zu sein.

Wie weit sich aber dieß Volk vor der letzten großen Revolution auf der Erde ausgebreitet habe, darüber findet man in der Zend-Avesta keine Belehrung.


Ehe ich aber die Resultate der Religionsbegriffe der Parser und Hindu, welche aus dem Urvolke ausgegangen sind, anführen kann, muß ich zuvor von den Schriften beider Völker Folgendes bemerken: Was zuerst die Zendschriften der Parser anbetrifft, so sind diese zwar voll von historischen Begebenheiten, aber sie enthalten durchaus keine Anspielung auf die großen Begebenheiten bei und nach der Assyrischen Unterjochung, sondern stellen das Zendvolk als selbstständig und eins unter einem eingebornen König lebend dar. Hieraus folgt demnach, daß die Abfassung sämmtlicher Zendschriften vor den Zeitpunkt der Eroberung des Staats durch die Assyrer gesetzt werden muß. Denn durch die Assyrische Unterjochung hörte die Existenz jenes Staats und jenes Volkes auf, und wurde in drei Satrapien, Baktra, Medien und Persis getheilt. In Medien bildete sich durch die Einmischung der assyrischen Sprache das Pehlvi oder die Pehlvische Sprache, und in Persis durch Einmischung indischer Dialekte, das Parsi. Nach Abschüttelung des Assyrischen Joches wurde unter den Meder-Königen das Pehlvi Haupt- und Hofsprache, und nach Cyrus trat das Parsi an die Stelle.

In dieser Hinsicht, wie wir sehen, sind die Zendschriften schon sehr wichtig für die frühere Geschichte, aber ihr Werth vergrößert sich noch durch die Darstellung des Religionswesens in dem frühesten Alterthume.

Das Zendvolk, dessen Schriften wir eben erwähnt haben, ist mit den alten Hindu, sowol wegen des ursprünglichen Vaterlandes, als auch durch seine Sprache, wie Anquetil du Perron bewiesen hat, nahe verwandt; daher müssen auch die Religionen beider Völker, wenn sie auch als Sekten von einander abweichen, viel Gemeinsames mit einander haben. Die Quellen, woraus wir das Religionssystem der Hindu schöpfen, sind die Veda's, Die besten Nachrichten über die Veda's verdanken wir Colebrooke. welche von den Braminen eben so heilig gehalten werden, wie die Perser ihre Zendschriften halten. Außerdem gleichen sie denselben sowol in Ansehung der Form, weil sie aus Gebeten, Hymnen und Gesprächen zwischen einem Seher und der Gottheit, wie in der Zend-Avesta, bestehen, wie auch in Ansehung der Gegenstände der Verehrung, indem die Hymnen und Gebete, wie in der Zend-Avesta, an die Sonne, den Mond, das Feuer, Wasser u.s.w. gerichtet sind. Und selbst der Ton, in welchem die Gebete u.s.w. abgefaßt sind, hat in beiden Schriften die überraschendste Aehnlichkeit. Außer diesen Veda's haben die Hindu noch das Gesetzbuch des Menu's, welches aber, wie Herr Rhode gründlich gezeigt hat, nicht so alt ist, wie die Veda's sind; und endlich besitzen sie noch die Fragmente aus dem Shastak des Brahma, welche Holwell bekannt gemacht hat, Holwell's merkwürdige Nachrichten von Hindostan &c. übersetzt von Kleuker, 1ster Bd.und die von Kleuker und Rhode für ächt gehalten und zu den ältesten indischen Schriften gezählt werden.

Aus allen diesen Quellen lassen sich demnach die Hauptsätze der ganzen Religion beider Völker ziemlich vollständig herleiten, wie solches von Herrn Rhode in den nachstehenden Sätzen geschehen ist, und woraus man deutlich ersiehet, daß diese Sätze die Grundpfeiler aller geoffenbarten Religionen sind:

  1. Es ist ein ewiges, höchstes, nothwendiges, heiliges, allmächtiges Wesen, Brahma, oder Zervane Akerene, d.i. der Ewige, Anbeginnlose genannt, von dem alles, was da ist, seinen Ursprung, in dem alles seinen letzten Grund hat.
  2. Das unendliche Wesen brachte im Anbeginn mehre große göttliche Wesen hervor, denen es so viel von seiner Größe, seinen Eigenschaften, seiner Macht und Herrlichkeit mittheilte, als möglich war.
  3. Eins oder mehrere der erstgeschaffenen Wesen fielen durch Mißbrauch ihrer Freiheit von ihrem Schöpfer ab, wurden böse, und Urquell alles Bösen in der Welt.
  4. Das unendliche Wesen beschloß nun, die sichtbare materielle Welt durch seine ersten Machthaber schaffen zu lassen, und sie wurde geschaffen.
  5. Der Zweck der Schöpfung der Körperwelt ist kein anderer, als durch sie die von ihrem Schöpfer abgefallenen Wesen wieder zurückzuführen, sie wieder gut, und dadurch alles Böse auf ewig verschwinden zu machen.
  6. Der Ewige hat zur Dauer der Körperwelt einen Zeitraum von zwölftausend Jahren bestimmt, welcher in vier Zeitalter abgetheilt ist. In dem ersten Zeitalter herrscht das gute (erhaltende) Princip allein, im zweiten wird das böse (zerstörende) Princip schon wirksam, doch untergeordnet; im dritten herrschen beide gemeinschaftlich; im vierten hat das Böse (zerstörende) die Oberhand, und führt das Ende der Welt herbei.
  7. Die Regierung der Welt hängt zwar im Allgemeinen von dem unendlichen Wesen ab, das alles nach seinem Rathschlusse und in seiner Weisheit bestimmt; die besondere Verwaltung ist aber zunächst dem ersten großen Wesen und von diesem wieder einer Menge vermittelnder Wesen, Erzengeln, Engeln und Schutzgeistern übertragen, die einander zu- und untergeordnet sind, und in denen sich oft Naturwesen und Naturkräfte nicht verkennen lassen.
  8. Die Seelen der Menschen sind vom Anfange der Schöpfung an, als geistige, selbstständige, freihandelnde Wesen vorhanden. Sie müssen sich blos auf der Erde mit einem Körper vereinigen, um eine Prüfungswanderung, im Kampfe gegen das Böse, zu machen. Nach dem Tode, wo sie ewig fortleben, werden die Guten in den Wohnsitzen der seligen Geister, dem Himmel, belohnt; die Bösen hingegen in den Wohnungen der Teufel, der Hölle, gestraft.
  9. Was den Menschen ihren Kampf auf der Erde erschwert, sind die Devs, Teufel oder bösen Geister, welche sie Tag und Nacht umlauern, um sie zum Bösen zu verführen. Aber der Schöpfer hat sich des schwachen Menschen erbarmt, und ihm seinen Willen in einer, von erleuchteten Propheten schriftlich verfaßten Offenbarung kund gethan. Befolgt der Mensch diesen Willen seines Schöpfers, so gewinnt er dadurch Kraft, nicht allein den Verführungen der Teufel zu widerstehen, sondern sich auch schon durch Heiligkeit in diesem Leben zu einer innigen Vereinigung mit der Gottheit zu erheben.
  10. Im letzten Zeitraume, gegen das Ende der Welt, wo das böse Princip die Oberhand hat, und das Gute ganz von der Erde zu verschwinden scheint, wird Gott den Menschen einen Erlöser senden, der dem Bösen wehrt, Religion, Tugend und Gerechtigkeit wieder herrschend macht, und das Reich der bösen Geister zerstört, indem er das Reich Gottes verherrlicht.
  11. Sind nun die zur Weltdauer bestimmten zwölftausend Jahre verflossen, so wird die Erde durch Feuer vernichtet werden, aber eine neuere schöne Erde tritt an ihre Stelle. Diese Sätze, wenn auch nicht alle, wurden in den Schulen der alten Philosophen als Geheimnisse gelehrt und dem Volke vorenthalten, wie solches auch von den Essenern geschah, wovon sich ein Theil mit dem Philosophiren über diese Sätze, ein anderer aber mit der darin liegenden Sittenlehre beschäftigte. S. Richter's Christenthum und die ältesten Religionen des Orients, 1819. Aus diesen Religionssätzen, wovon sich Spuren in den Religionen aller asiatischen Völker und auch bei denen, welche in andern Erdtheilen wohnen, vorfinden, wie auch aus der Kenntniß des Thierkreises, der von dem Urvolke erfunden und von da überall ausgegangen ist, weswegen wir ihn fast bei allen Völkern der Erde vorfinden, und wo er in Ansehung der Folge der Zeichen ganz unverändert geblieben ist, folgt doch wol, daß alle Völker der Erde von dem Urvolke müssen ausgegangen sein, und diese Kenntnisse zugleich mitgenommen haben.

Dieses Ausgehen der Völker von dem Urstamme oder Urvolke wird auch deutlich und bestimmt im Bun-Dehesch (XV) angeführt, wo es heißt, daß alle Völker Asiens aus dem Urstamme hervorgingen. Die Anzahl der Urstämme wird daselbst auf funfzehn gesetzt. Von diesen funfzehn Stämmen wanderten neun über das indische Meer, und sechs blieben in Asien zurück. Unter diesen betrachteten sich die Arier Von diesen stammen, nach Herodot, die Meder ab. als das Hauptvolk oder fortdauernde Urvolk. Der Stamm Mazendr bevölkerte den obern Theil von Tur, d.i. die Gegend um die Quellen des Oxus und Indus, und Awir oder Ophir, welches nach Moses das eigentliche Indien ist. Ferner bevölkerte der Stamm Tschines, Dai und Satat, wovon der erste Stamm mit Kathai einerlei ist, und Chinas bedeutet.

Von den neun Stämmen, welche über das Meer gingen, gingen einige, wo nicht alle, nach Afrika über, indem kein anderes Meer, als der persische und arabische Meerbusen zum leichten Uebergange da ist. Zu diesen Stämmen gehörten höchst wahrscheinlich die Aegyptier, wie die Verwandtschaft ihrer Sprache und ihrer Religion mit der des Urvolks hinlänglich beweiset. Dieser ägyptische Stamm bestand aus mehreren Stämmen, wovon der eine schwärzlich von Farbe, und dadurch dem heißen Klima sich schon angebildet hatte, der andere aber von einer hellern Farbe war. Diese Wanderung muß aber schon sehr früh geschehen sein, indem dieses Volk in Theben schon eine bewunderungswürdige Stufe von Kultur erlangt und schon ein Weltreich gestiftet hatte, ehe es uns einmal bekannt geworden ist, und wie es unserer gewöhnlichen Geschichte bekannt wurde, schon wieder von seiner Höhe herabgesunken war.

Aus den Schriften der Parser und Hindu läßt sich zwar die Bevölkerung Amerika's, weil dieser Erdtheil erst in neuern Zeiten bevölkert worden ist, nicht herleiten, aber wir finden in dem neusten Gemälde von Malte Bruns den Ursprung der Amerikaner von Asien her, über eine Reihe von Inseln mit Eisschollen angefüllt, von einer bösen Nation daselbst vertrieben, nach ihrer Sage, sehr gut dargestellt.

Auf diese Weise stammen demnach alle jetzt lebenden Völker von dem einstigen Urvolke in Asien her, und wir können daher, nach der Vernunft und Geschichte, keine gehörigen Gründe für das Entstehen der Menschen von mehren Menschenpaaren, hier und dort in den verschiedenen Erdtheilen, aufstellen.


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