Johann Peter Eckermann
Gedichte
Johann Peter Eckermann

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Keine Trennung.

          An meiner Treue willst du zweifeln, Süße?
Bedenkst du auch, ob Trennung möglich ist?
O, glaube mir! Und wenn ich dich verließe,
Ich wäre doch nur immer, wo die bist.

Zwei Bächen Liebende sich gleichen lassen,
Die, wenn ihr Pfad zusammen sie geführt,
Alsbald mit solcher Neigung sich erfassen,
Daß einer sich im andern ganz verliert.

Da bleibt kein Ich, kein Du, kein Unterscheiden,
Ihr Wasser liebend durcheinander spült;
Hinfort für beide nur ein Glück, ein Leiden,
Eins in dem andern nur sein Dasein fühlt.

So wallen die, im seligen Verfließen,
In treuer Einung, lange Strecke fort,
Von Bruch zu Brüchen und von Wies zu Wiesen,
Von Mühl' zu Mühle, so von Ort zu Ort.

Wenn die sich einst nun wieder wollten trennen,
Daß jeder flösse, einzeln, wie zuvor,
Wie würde da sich jeder finden können,
Da einer so im andern sich verlor?

Der eine würd mit andrer Hälfte scheiden,
Die eigne ließ dem andern er zurück;
Da blieben beieinander doch die beiden,
Doch jeder halb, und wäre das ein Glück?

Da würd' in Wehmut jeder seitwärts rinnen,
Einsam durch Wiesen, dunklen Büschen zu;
Abwärts zum andern schweifte jedes Sinnen,
Bis sie sich wieder hätten, ohne Ruh.

So auch mit uns. – Drum Liebchen, ohne Sorgen!
Befürchte nichts für unsrer Treue Glück;
Und glaube mir: Verließ ich dich auch morgen,
Schon übermorgen käm' ich dir zurück.

 


 


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