Georg Ebers
Drei Märchen
Georg Ebers

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Nachschrift.

Da kam meine Enkelin Bianka, die seit drei Tagen die Braut des jungen, wackeren Karl Winkler, der ein Nachkomme des alten Notarius Anselmus, um den Alten zu begrüßen.

Weil mich aber der Schlaf übermannet, las sie ungestört das Heft, das mir aus den Händen gesunken war, bis ans Ende.

So wäre denn das Geheimnis verraten; denn daß sie es wenigstens ihrem Herrn Bräutigam vertraut, daran wäre kaum billig zu zweifeln.

Sie zeigte sich übrigens froh, daß das Elixir aus der Welt ist; doch behauptete sie kecklich, daß wenn etliches Blut der Frau Bianka, deren Namen und Züge sie trägt, statt des Lebenssaftes des kleinen Zeno in das Elixir gekommen wäre, oder wenn auch die Ueberhellschen Frauen die Essenz zu riechen bekommen hätten, es mit unserer Sippe anders und besser gekommen wäre.

Im Reiche der Anmut, sagte sie, gebiete das Weib, und zu Leipzig und überall würde die strenge Königin Wahrheit nur dann außer gehorsamen Unterthanen auch warme und zärtliche Verehrer finden, wenn sich Herzensgüte, wie bei dem Großvater, und Anmut mit ihr verbände.

Vielleicht ist sie nicht ganz im Unrecht, wenn gleich die Frauen . . .

Aber auch Griechen und Römer gaben ja der Wahrheit die Gestalt eines Weibes.


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