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XI.

Eines Tages im Herbst ging Efix zu Don Predu.

Nur die Mägde waren zu Hause: Stefana, die ältere, eine beleibte Frau, die sich eines feierlichen Wesens befleißigte wie die Schwester des Pfarrers, und Pacciana, die jüngere, ein flinkes Ding, das freilich noch etwas angegriffen war vom Sumpffieber. Efix mußte in dem Zimmer im Erdgeschoß warten und blickte zerstreut in den großen Hof, auf die Schilfmatten, auf denen grüne und blaue Feigen, rötliche Trauben und geplatzte Tomaten in der Sonne dörrten. Das ganze Haus atmete Frieden und Wohlstand. Auf den hellen Mauern zitterten die Schatten der Palmen, und im goldenen Laub der Granatapfelbäume schimmerten in den aufgesprungenen, roten Früchten die schneeweißen Kerne wie Kinderzähnchen. Und Efix mußte an das trostlose Haus seiner armen Herrinnen denken, an Noemi, die in ihm verkümmerte wie eine Blume im Dunkeln ...

»Wie mager du geworden bist«, sagte die ältere Magd, die vor der Tür saß und strickte. »Hast du Fieber?«

»Ja, bei Gott, das Fieber liegt mir in den Gliedern und zehrt an mir«, seufzte er und starrte auf seine schwarzen, zitternden Hände.

»Und deinen Herrinnen, wie geht es denen? Gut? Man sieht sie jetzt überhaupt nicht mehr, nicht einmal in der Kirche.«

»Nein, seit dem Schicksalsschlag gehen sie auch nicht mehr in die Kirche.«

»Und Don Giacinto, der kommt wohl überhaupt nicht wieder?«

»Nein, der kommt nicht wieder. Der hat jetzt eine Stellung in Nuoro.«

»Ja, mein Herr hat ihn neulich gesehen. Aber es scheint nicht weit her zu sein – mit dieser Stellung.«

»Hauptsache ist, daß einer sein Auskommen hat, Stefana!« sagte Efix ernst, ohne aufzuschauen. »Ja, sein Auskommen und keine Sünden ...«

»Das ist nicht so einfach, mein Lieber! Wie soll einer durch den Fluß waten, ohne nasse Füße zu bekommen?«

»Indem er über die Brücke geht«, rief da die andere Magd, die im Hof saß und einen kleinen Berg Mandeln schälte; dann fragte sie: »Und Grixenda, die trauert wohl auch und geht nicht mehr vors Haus?«

Efix gab keine Antwort.

»Und Don Predu, der kommt jetzt wohl öfter zu euch?«

»Ich weiß nicht, ich bin doch ständig auf dem Gut.«

Die beiden Frauen brannten vor Neugierde; denn seit einiger Zeit schickte ihr Herr seinen Basen öfters Geschenke, und obwohl er selbst sich lustig machte über sie, durfte kein anderer sich in seiner Gegenwart eine hämische Bemerkung über sie erlauben. Aber Efix war nicht zum Plaudern aufgelegt. Don Predu hatte ihn zu sich bestellt, und er war nun hier, um ihn zu erwarten, nicht um zu schwätzen. Das Fieber dröhnte in seinen Ohren; es hörte sich fast an wie das Rauschen des Flusses in der Nacht, wie ferner Stimmenlärm, und er lebte in einer eigenen Welt von Träumen und Gedanken, losgelöst von den Dingen dieser Welt.

Ihn bekümmerten weder Giacinto noch Grixenda, ihn bekümmerten nicht einmal mehr seine Herrinnen. Fern, unendlich fern erschien ihm alles, als hätte er sich zu einer weiten Reise eingeschifft und sähe vom grauen, stürmischen Meer das Land am Himmelsrand verschwinden.

Aber da kommt plötzlich Don Predu nach Hause. Er ist nicht mehr ganz so dick wie früher, hat scheinbar etwas abgenommen. Die goldene Kette hängt nun etwas tiefer auf seinen schweratmenden Leib herab.

Efix stand auf und wollte sich nicht wieder setzen.

»Ich muß gleich gehen«, sagte er und deutete ins Freie, als hätte er noch einen weiten, weiten Weg vor sich.

»Ei, so viel hast du zu tun? Nun, so eilig wirst du's schon nicht haben. Setz dich, ich muß dich etwas fragen. Wein her, Stefana!«

Aber Efix schob das Glas voll Abscheu von sich. Nein, nur keinen Wein, nur keine Laster mehr! Zwei Monate fastete er schon und trank, wenn ihn bisweilen dürstete, nicht einmal Wasser, wie zur Buße. Demütig setzte er sich wieder und starrte auf seine Hände, und Don Predu, der den Hof nicht aus den Augen ließ, damit die Mägde nicht lauschen sollten, fragte ihn leise: »Sag mal, wie stehen eigentlich die Dinge bei meinen Basen?«

Efix hob die Augen, senkte sie aber gleich wieder. Eine dunkle Röte trat auf sein Gesicht, das nur noch Haut und Knochen war.

»Meine Herrinnen haben kein Vertrauen mehr zu mir und erzählen mir nicht mehr von ihren Dingen. Mit Recht. Warum sollen sie mir davon erzählen? Ich bin doch nur ein Knecht.«

»Zum Henker, dann sollen sie dich auch bezahlen! Das kannst du zum mindesten verlangen. Wieviel schulden sie dir eigentlich?«

»Sprechen wir nicht davon, lieber Don Predu! Quälen Sie mich nicht!«

»Quälen tust du dich höchstens selbst, alter Narr! Hör zu, auch ich gehe manchmal zu deinen Damen, aber ich kann nichts aus ihnen herausbekommen. Esther möchte wohl sprechen, aber Noemi ist verschlossen wie ein Grab. Nur an dem Abend, an dem Ruth starb und ich zufällig des Weges kam, vertraute sie sich mir an – aber wohl mehr aus Verzweiflung, hol's der Kuckuck! Später verschloß sie sich wieder in feindseligem Schweigen, und komme ich jetzt hin, so nimmt sie mich wohl freundlich auf, sieht mich aber von Zeit zu Zeit böse an, als wenn ich schuld wäre an ihrem Unglück. Und will Esther dann etwas sagen, so starrt sie sie so drohend an, daß das Wort auf ihren Lippen erstirbt.«

»Genau so macht sie es bei mir«, sagte Efix. »Ganz genau so.«

»Hör mich weiter an. Da ich aus ihnen nichts herausbekommen kann, habe ich Kallina gefragt. Aber auch die alte Hexe schweigt sich aus. Sie versteht ihr Geschäft, hol's der Teufel! Sie tut so, als glaubte sie noch immer, daß Esther tatsächlich Giacintos Wechsel unterschrieben hat, und behauptet, sie verlange nur ihr Recht. Ich weiß, daß du mit Esther bei ihr warst, um alles im Guten zu erledigen, und daß Kallina den Wechsel, samt den Gerichtskosten und den Wucherzinsen, auf drei Monate verlängert und Haus und Hof mit einer Hypothek belehnt hat, möge sie sich in der eigenen Schlinge fangen! Ja, das geht in Ordnung, aber was werdet ihr nun im Oktober anfangen?«

»Ich weiß es nicht. Die Damen sagen mir doch nichts.«

»Ich weiß, daß Esther den ganzen Tag herumläuft, um Geld aufzutreiben. Aber da kann sie lange laufen, sie wird die letzten Zähne verlieren und noch immer kein Geld haben! Ich weiß, sie wäre sogar geneigt, zu verkaufen, aber nicht an mich.«

Efix betrachtete seine Finger und schwieg. Da schlug Don Predu, gereizt durch seine Gleichgültigkeit, ihn derb mit beiden Händen auf die Knie.

»Was meinst du, alter Graukopf? He, sag doch was!«

»Nun, ich werde Ihnen die Wahrheit sagen. Ich hoffe, daß Giacinto noch zur rechten Zeit bezahlen wird.«

Da beugte sich Don Predu lachend auf seinem Stuhl zurück, blähte die Brust, ließ die Zähne zwischen den wulstigen Lippen schimmern. Auch seine um die goldene Kette auf der Brust geflochtenen Finger schienen mitzulachen.

»Giacinto, der nagt doch selbst am Hungertuch! Ich sah ihn neulich in Nuoro. Er sieht wie ein Bettler aus, seine Schuhe sind zerrissen, sein Rad hat er auch verkauft – na, mehr sag' ich nicht!«

»Nicht doch, sagen Sie es ruhig! Hat er gestohlen?«

»Gestohlen? Bist du verrückt? Jetzt verdächtigst sogar du ihn – deinen Liebling, deinen Engel! Und was soll er schon stehlen? Nicht einmal dazu ist er fähig!«

»Und – was sagt er? Will er zurückkommen?«

»Wenn er sich das einfallen läßt, breche ich ihm die Knochen«, sagte Don Predu mit finsterem Gesicht. Und Efix hatte plötzlich das Gefühl, daß seine unglücklichen Herrinnen endlich eine Stütze gefunden hatten, einen Beschützer, der stärker war als er. Gottlob, der Herr verläßt die Seinen nicht! Und all die alten Hoffnungen lebten plötzlich wieder auf: daß Don Predu Noemi heiraten, daß das Geschlecht seiner Herrinnen aus dem Verfall zu neuem Leben erstarken würde. Aber seine Freude erlosch ebenso jäh, wie sie aufgeflackert war, und wieder war er allein in der grauenvollen Öde, auf hohem Meer, auf der geheimnisvollen und schrecklichen Fahrt in die von Gott bestimmte Buße. Alle irdischen Güter, auch wenn sie ihm gehörten, auch wenn er der Herr der Welt wäre und die Macht besäße, alle Menschen glücklich zu machen, konnten seine Schuld nicht tilgen, ihn nicht erlösen von der ewigen Verdammnis. Warum also sich freuen? Und wieder starrte er auf seine Hände, wie um diesen klar in seinen Augen stehenden Gedanken zu verbergen. Don Predu aber fuhr fort:

»Giacinto wird nicht wiederkommen, geschweige denn bezahlen, darauf leiste ich einen Eid! Aber vergiß nicht, was ich dir schon soundso oft gesagt habe: das Gut will ich! Ich werde alles bezahlen, und so bleibt euch wenigstens das Haus. Versuche du, diese Starrköpfe zur Vernunft zu bringen. Dann sollst du auch in meinen Diensten bleiben!«

»Warum wollen Euer Gnaden nicht selbst mit ihnen sprechen? Auf mich hören sie doch nicht.«

»Auf mich vielleicht? Ich habe es doch schon versucht, aber das heißt, den Steinen Vernunft predigen. Nein, überzeugen mußt du sie«, sagte er mit Nachdruck und schlug wieder derb mit der Hand auf Efix' Knie. »Wenn du's wirklich gut mit ihnen meinst, ist das die einzige Rettung. Du mußt es tun, es ist deine Pflicht, ihnen die Augen zu öffnen, wenn sie selbst so blind sind. Hörst du, du mußt – du mußt ... Du hast wohl Wachs in den Ohren?«

Tatsächlich hatte das Gesicht des Knechtes einen verschlossenen, wie tauben Ausdruck angenommen. Du mußt?

Drohte Don Predu ihm? Wußte auch Don Predu etwas? Gleichviel, ihm graute nur noch vor der ewigen Verdammnis. Trotzdem sagte er sich im stillen, daß Don Predu vielleicht recht habe.

»Aber wie soll ich es denn anfangen?«

»Du mußt eben einmal deinen Mann stellen, mußt ihnen sagen, sie sollen dir, wenn nicht mit Geld, so doch mit Dankbarkeit deine treuen Dienste lohnen. Denn ginge das Gut in fremde Hände über, so würdest du wie ein Hund fortgejagt. Na ja, und dann – dann könntest du mit den Bettlern auf den Jahrmärkten umherziehen!«

Efix zuckte zusammen. Von dieser Buße träumte er schon lange. Er stand auf und sagte: »Ich werde alles versuchen. Unter einer Bedingung ...«

»Unter welcher Bedingung?« fragte Don Predu und packte ihn am Ärmel. »Bleib sitzen, Alter, und trink! Unter welcher Bedingung?«

Efix sank auf den Stuhl zurück. Er zitterte und schwitzte und fühlte sich einer Ohnmacht nahe.

»Unter der Bedingung, daß Euer Gnaden Fräulein Noemi heiraten.«

Da drohte Don Predu wieder vor Lachen zu bersten. Er lachte aus vollem Halse, hielt aber noch immer Efix fest, wie um ihn am Fortgehen zu hindern.

»Donnerwetter, du bist wirklich ein Spaßvogel! Dich behalte ich zeitlebens um mich, du mußt mich aufheitern, wenn ich schlechter Laune bin! Ich gebe dir Stefana zur Frau! Die ist wohl etwas dick für dich, aber sonst ganz ungefährlich, ist sie doch schon über dreißig und ...«

»Stefana! Stefana!« rief er, während er den Knecht weiter festhielt und das lachende Gesicht der Tür zuwandte. »Hör mal, hier ist ein Bräutigam für dich!«

Dunkel, mit dickem Leib, vollem Busen und feierlich ernstem Gesicht trat die Magd ein. Efix warf ihr einen flehenden Blick zu.

»Don Predu ist heute zum Lachen aufgelegt.«

»Ein schlimmes Zeichen. Wenn er zum Lachen aufgelegt ist, müssen die anderen immer weinen«, sagte die Magd und wich dem Blick ihres Herrn aus. Hinter ihr stand bleich und rätselhaft, mit schmalem, wie zwischen zwei Grübchen eingezwängtem Mund, Pacciana, die jüngere Magd.

»Ich sage dir, du wirst Efix heiraten, Stefana, wenn du jetzt auch nein sagst! Was gibt's da zu lachen?«

»Dabei lacht er selbst!« brummte Pacciana und stieß die andere an, damit sie dem Herrn eine schnippische Antwort geben sollte. Stefana aber fand es unter ihrer Würde, auf den plumpen Scherz einzugehen, und öffnete erst wieder den Mund, als der Herr und Efix zusammen fortgegangen waren.

Und nun begannen die beiden Mägde über die Basen ihres Herrn herzuziehen.

»Wenn ich mit einem Geschenk im Korb hinkomme, empfangen sie mich immer – na, ich weiß nicht, als wenn ich sie anbetteln wollte. Und dabei bringe ich ihnen doch etwas! Hast du nicht bemerkt, wie verhungert Efix aussieht? Seit zwanzig Jahren zahlen sie ihm schon keinen Lohn, und jetzt geben sie ihm nicht einmal mehr genug zu essen. Aber du hast ja gehört, wie unser Herr sich ereifert, wenn einer seinen lieben Kusinen am Zeug flicken will!«

»Kommt Zeit, kommt Rat! Nichts wird so heiß gegessen, wie es ist,« sagte Stefana weise. Aber beide fühlten, wie eine neue, fremde Macht ihr ferneres Schicksal in dem frauenlosen Haushalt bedrohte.

Inzwischen begleitete Don Predu den Knecht die von den letzten Gewitterregen noch aufgeweichte Straße empor.

An den Mauern der verlassenen Häuser grünte das junge Gras. Tiefe, sanfte Stille hüllte alle Dinge ein, gelbe Wolken hingen schwer über dem feuchten Berg, und vom Tor der Damen Pintor aus sah man die weite, von golden leuchtenden Binsen bedeckte Ebene und den grünen, zwischen weißen Sandbänken dahinfließenden Fluß. Die Stille war so groß, daß man die Frauen unter der einsamen Pinie am Ufer die Wäsche schwenken hörte. Die alte Pottoi stand vor der Tür und schaute, die eine Hand an der Mauer, die andere über den Augen, sinnend in die Ferne. Sie sah gebrechlich und elend aus, und der Schmuck fiel noch mehr, noch trauriger auf an ihrem gespenstisch mageren Halse.

»Was machen Sie da?« nickte Don Predu ihr zu.

»Ich warte auf meine Grixenda, die an den Fluß gegangen ist. Ich wollte es wahrhaftig nicht, weil Ihr Neffe es ihr verboten hat und sich sicherlich ärgert, wenn er es erfährt. Aber meine Grixenda handelt stets nach ihrem Kopf.«

»Was, hat Giacinto euch geschrieben?«

»Wem? Geschrieben? Nein, kein Wort hat er geschrieben. Man hört und sieht nichts von ihm, aber er wird sicher wiederkommen, er hat es fest versprochen.«

»Freilich, sogar die Toten kommen wieder, wenn's nach Ihnen geht!«

Da wandte sich die Alte an Efix, der mit gesenktem Haupt dastand und aufs Pflaster starrte.

»Hat er nicht zu dir gesagt, daß er sie heiraten will? Sprich doch, hat er das gesagt oder nicht?«

Efix sah sie flehend an, genau wie kurz zuvor Stefana, und gab keine Antwort.

»Am meisten wurmt mich der Groll der Damen«, sagte die Alte und blickte wieder auf den Fluß. »An uns lassen sie ihn aus, und nur Zuannantò darf sie ab und zu besuchen. Kallina, der alten Hexe – die Pest über sie –, der haben sie verziehen, uns nicht! Aber wenn der junge Herr wiederkommt, wird alles gut werden. Das sagt sogar Fräulein Noemi.«

Die beiden Männer gingen weiter. Aber die Alte rief Don Predu zurück und raunte ihm zu: »Möchten Sie nicht so gut sein und Grixenda verbieten, an den Fluß zu gehen? Das schickt sich doch nicht für sie, wo sie einen Adligen heiraten soll!«

Don Predu öffnete die wulstigen Lippen zu einem lauten Lachen und einer hämischen Bemerkung; aber da fiel sein Blick auf die zitternde Alte, auf ihr glitzerndes Halsgeschmeide und ihre funkelnden Ohrringe, und er griff nach seiner goldenen Kette, und sein Gesicht verdüsterte sich wie an dem Abend, da er die Schultern seines Neffen zittern sah.

Er eilte Efix nach, und beide blieben vor dem geschlossenen Tor der Damen Pintor stehen. Brennesseln wucherten auf den Stufen. Don Predu mußte daran denken, wie Noemi damals dort im Dunkel stand und wartete.

»Gut, wir sind uns also einig? Du mußt genau so handeln, wie ich dir gesagt habe, verstanden?«

»Ja, ich werde alles versuchen«, sagte Efix.

Er klopfte, aber niemand öffnete. Und Don Predu stand noch immer neben ihm, spielte mit seiner Kette und blickte sinnend aus den Fluß im Tal, als wenn auch er auf jemand wartete.

»Oho, sollten sie auch gestorben sein?«

»Fräulein Esther wird in der Kirche sein, und Fräulein Noemi hat sich vielleicht schon hingelegt.«

»Warum, ist sie krank?«

»Ach, wenn ich jetzt herkomme, liegt sie meistens im Bett. Sie hat ständig Kopfweh.«

»Oho, dann sollte sie erst recht viel an die frische Luft gehen.«

»Ganz meine Meinung. Aber wohin soll sie gehen?«

Wieder blickte Don Predu auf den Fluß. Sein Gesicht war auf einmal wie umgewandelt, fast schön, traurig und verträumt wie das seines Neffen.

»Nun, ich meine, man kann da und dort hingehen. Unter anderem auch nach Badde Saliche, meinem Gut am Meer. Dort gibt's sogar noch weiße Trauben ...«

Das Gesicht des Knechtes hellte sich auf, er wollte etwas sagen. Aber da hörten sie, wie das Tor von innen geöffnet wurde, und schleunigst, ohne sich noch einmal umzusehen, eilte Don Predu im Schutz der Mauer davon.


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