Ulrich Bräker
Etwas über Shakespeares Schauspiele
Ulrich Bräker

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Himmel, welche Dummheit! Ein ungelehrter Tropf, ein grober Tölpelhans, ein Flegel, der irgend in einem wilden Schneeberg von zwei Klötzen ausgeheckt worden, der weder Erziehung noch Talente hat, so ein Plock erfrechet sich, an dem größten Genie sich zu vergreifen, sich an den größten Mann zu machen und seine Schriften zu kritisieren, die von der ganzen gelehrten Welt bewundert und angebetet werden. – Himmel, bewahre mich – nein, mein hochgelahrter Herr, ich würde zittern, wann mir irgend ein kritisches Wort entwischen sollte, wann irgend ein tadelnder Gedanke in meinem Busen aufsteigen sollte. Ich ehre diesen großen Mann so sehr, als man einen Verstorbenen ehren darf, und wünsch ihn in jener Welt anzutreffen. Das Glück, seine Werke zu lesen, dringt mir diese Zeilen zu seinem Lobe ab, und wenn Shakespeare noch lebte, würde er dies unmündige Lob nicht verachten; vielleicht mich zwischen den Rippen kennen und lächelnd ein gütiges Urteil fällen. Nein, nur über alle Teile etwas, nichts Kritisches, nur Gefühl, Empfindungen, Gedanken bei diesem und jenem Stück – mit diesem lieben Mann reden, als wenn er bei mir am Tisch säße. Ungereimte Fragen – ein Aber – oder Ich dachte – Ich hätte gemeint – oder ein Warum doch wird mir der gute William nicht übel nehmen.

Großer Mann – ich will zuvor abbitten – ich merk es nicht besser, du weißt gar zu wohl, wie fragsüchtig dergleichen Leute sind, wie bald ihnen unschickliche, ungeschliffene Worte entfahren – du hast eine ganze Welt in dir, wirst wohl auch so einen Kerl gezeichnet haben – er mag sein Portrait kennen oder nicht. Genug – wenn ich über alle zwölf Bände etwas schreiben will, wird dieses Bändchen voll genug werden.

Erster Band

Drei Lustspiele


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