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Künstlers Rache.

Historische Erzählung aus dem Mittelalter.


I.

Kennst du, mein Leser, die alte Stadt Danzig, durch ihre herrliche Lage, durch ihre schönen alterthümlichen Gebäude wie durch ihren ausgebreiteten Handel einst weltberühmt? Und, wenn du sie kennst, ist dir nie, wenn du die Langgasse durchwandertest, ein altes schwarzes Gebäude aufgefallen, das mit seinen erblindeten Fensterscheiben und fest verschlossenen Thüren seltsam zwischen den reinlichen wohl unterhaltenen Nachbarhäusern zu schauen ist? So wüst und verödet das Haus jetzt steht, unbewohnt und verlassen, so hell und freundlich prangte es einst, und vor allen Gebäuden der Straße zeichnete es sich aus, sowohl durch den glänzend polirten Messingknauf, der die Pforte zierte, als auch durch die immer blank gescheuerten Marmorstufen und Platten, die sich vier bis fünf Fuß von derselben nach der Straße ziehen, und damals in Danzig für die Hauptzierde eines wohlgebauten Hauses galten.

Es war im Jahre 1468, als in diesem Hause (von dem ich dir erzähle, mein freundlicher Leser) ein hochgeachteter, und ob seines Wissens weit und breit berühmter Mann lebte, Johannes Dürringer mit Namen, seiner Kunst ein Uhrmacher und Mechaniker. Einfach und glücklich war sein Leben, Alle die den biedern Meister kannten, liebten ihn um seiner strengen Rechtlichkeit und seines frommen Wandels willen; seine Hausfrau Ella, so wie sein einziges Töchterlein, die schöne Anna, waren Jede ein Muster ihres Standes und es schien, als wolle ihm das Schicksal das seltene Glück vergönnen, seine Bahn friedlich und beglückt zu beschließen, wie er sie begonnen hatte.

Es war um die Weihnachtsfeiertage, als Frau Ella und Anna im wohnlichen Stübchen saßen, süße Lebkuchen und schmackhaftes Birnenbrod bereitend, womit Gesellen und Mägde zum heiligen Christ erfreut und beschenkt werden sollten. Anna, stets guten Muthes, erzählte der Mutter allerhand Schnurren, und diese, obgleich sie zuweilen mit sorglichen Blicken nach der Wanduhr aufsah, deren Zeiger mehr und mehr auf Zehn vorrückte, konnte sich doch oft eines heitern Lächelns nicht enthalten, wenn sie in die schelmischen Augen der stets fröhlichen Jungfrau schaute.

Jetzt aber verkündete mit gellendem Ton der Guckguck in der Uhr, welche Dürringers kunstvolle Arbeit war, die zehnte Stunde, und eben trat auch dieser rasch in die Stube, warf Barett und Mantel von sich, und hastig auf und nieder schreitend, begehrte er mit seltsamem Ton einen Trunk Wasser. Verwundert sahen sich die Frauen an, denn unerwiedert blieb ihr freundlicher Abendgruß. Die Gluth des Zornes auf dem ernsten Angesicht des Vaters erschreckte die sanfte Anna, schüchtern reichte sie ihm den verlangten Becher und schaute ihm fragend in die funkelnden Augen; Frau Ella aber trat zu ihm heran, strich ihm das Haar, das wild um seine Schläfe hing, von der Stirne, und sprach schmeichelnd:

»Ei Vater, sprich, wie bist Du heute? Was hat es doch gegeben?«

»Streit, Mütterchen, Streit im Junkerhof, und Dein alter Johannes wollte recht nach Herzenslust dreinschlagen!« antwortete der Meister, und seine Augen sanken unwillkührlich auf das Glas, das er in Händen hielt.

»Der Herr bewahre uns!« rief Frau Ella höchlich erschrocken, »ein ehrsamer Bürger dreinschlagen. Johannes, was fällt Dir bei? Da sei ja Gott für, daß Du's gethan.«

»Ich habe es nicht gethan, Mutter,« sprach Johannes, »aber ein junger Fant, ein blondhaariger Milchbart mußte mich reifen Mann zu Verstande bringen, sonst wäre es doch geschehen. Nun, hört zu, Ihr sollt den Fürgang wissen, und dann mögt Ihr mir sagen, ob ich recht that oder nicht.

Ihr wißt's, daß auf dem Artushof seit lange schon in schöner Eintracht der Junkertisch neben dem unsern steht, und Kauf- und Lehnsherr sich freundlich in gutem Vernehmen grüßen, bevor sie zu ehrsamer Unterhaltung sich niedersetzen an der ihnen zukommenden Credenz. Da sah ich aber seit zweien Abenden den Erbjunker von Treuensheim, der eben von weiten Reisen heimkam, mit bedecktem Haupt und ohne den freundlichen Gruß ehrenfester Bürger und Handelsherren zu erwiedern, seinen Platz an dem Junkertisch suchen. Er ist, wie Euch wohlbekannt, der Neffe unseres Bürgermeisters, der durch Pressungen der Bürgerschaft und andre böse Unbill sich ein großes Vermögen errungen; der junge Herr war immer nicht viel besser, und ist ergrimmt, daß der Bürger nicht, wie früher, ihm zu jeder Anmuthigung gewillt ist; das merkte ich ihm gleich ab, dachte aber in meinem Sinn: ›Jugend hat nicht Tugend,‹ und schwieg, um unsere gute Eintracht nicht zu stören. Doch als heute der Junker wieder kommt, so grüßt ihn Keiner und Alle thun, als hätten sie ihn gar nicht wahrgenommen. Schweigend und den innern Grimm verschlingend, nimmt der junge Herr seinen Platz ein. Nach einer Weile fängt er an, von den feinen Sitten des Auslandes zu reden, wie dort alle Stände so wohl geschieden wären und wie der Adelige nicht genöthigt sei, wolle er vor Langeweile nicht Grunde gehen, sein Abendbrod mit gemeinem Volk, als da wären: Bürger und – hierbei warf er einen stechenden Blick auf mich – Handwerker zu theilen. Da trat mir die Zornesgluth ins Antlitz, ich blickte ihn seitwärts an, klappte des Bierkrügleins bleiernen Deckel so heftig zu, daß sich aller Augen nach mir wendeten, und sprach mit meiner kräftigen Stimme, die wohl etwas lauter als gewöhnlich klingen mochte: ›Mehr Ehre, als manchem jungen ungeschliffnen Fant gebührt!‹

Er, zufrieden wie es schien, den gesuchten Zankapfel gefunden zu haben, blieb abermals die Antwort nicht schuldig, und so erhitzte sich endlich der Streit dermaßen, daß er eben in Thätlichkeiten übergehen wollte, da fühlte ich mich ergriffen, festgehalten, und als ich zornig um mich blicke, steht der junge Jacob Reisinger, des reichen Kaufherrn Sohn, hinter mir, sieht mir mit seinen blauen, klaren Augen freundlich ins Gesicht und spricht: ›Ei mein wackerer Meister, wie mögt Ihr Euch doch also vergessen, und die lang erhaltene Eintracht so plötzlich und gewaltsam zerstören?‹

Während dieser Rede hatten die Gesellen des Junkers, welche sich seiner Aufführung herzlich schämten, ihn weggebracht. Um mich aber versammelte sich die Bürgerschaft und sprach mir besänftigend zu, vornehmlich mein blonder Kaufherr, vor dem ich, mit etwas Unwillen kämpfend, recht herzlich beschämt dastand.

Der junge Mann hat große Unbill verhindert, denn ließ er den Schlag fallen, welchen ich dem Fant zugedacht, so wäre ganz gewiß eine ernsthafte Sache daraus geworden, und so weiß ich es denn dem braven Jüngling großen Dank, und bitte Dich, liebe Ella, Du wollest morgen ein stattlich Mittagsmahl bereiten, Herr Jacob Reisinger wird eine Suppe bei uns essen.«

Somit begab sich der Meister, – ohne die Antwort der Frauen abzuwarten, nach seiner Schlafstube. Frau Ella aber nahm das Lämpchen, vom Tisch, geleitete Anna nach dem stillen Kämmerlein und sprach, dem Gatten folgend: »Gott Lob und Dank, daß er so schweres Leid von uns gewendet!« dann suchte sie sorglich und leise im breiten hohen Himmelbett die Lagerstatt und dachte mit bangem Herzen über die etwaigen Folgen des unglücklichen Streites nach. Anna aber faltete fromm die kleinen Hände, flüsterte betend: »Ich Danke dir, lieber Gott, daß Herr Jacob da war!« und schlief ein, in Gottes Huth.

*

II.

Bei Meister Johannes ruhte heute Arbeit und Werkstatt, denn das ganze Haus war in der Küche geschäftig, dort aber ward geschmort, gebraten, gedämpft und gebacken; Friedlieb, der willige Obergeselle, drehte den Bratspieß und träufelte unverdrossen frische Butter auf den duftenden Gänserich, der ihm manchen lüsternen Liebesblick entlockte; Steffen, der näschige Lehrjunge, saß im Winkelchen und reinigte den Rest Rosinen, der unter seiner durchsuchenden Hand noch übrig geblieben, die geschäftige Hausfrau selbst war aller Enden und Ecken, und die arme Anna kam auf kein Schemelchen, so hielt sie die Mutter in Athem; erst als die Glocke halb zwölf brummte, gestattete sie der Jungfrau ihr Feiertagsgewand anzulegen, die Locken unter dem zierlichen Häubchen zurecht zu kämmen, und sich aufs sorgfältigste zu schmücken, um den Mann zu ehren, der gestern dem Vater einen so großen Dienst erwiesen.

Das blendend weiße Tischtuch, von Anna's geschickter Hand in vielerlei Falten gelegt, das glänzend blanke Geschirr, die dampfende Suppenschüssel, alles zeigte schon längst an, daß die Mahlzeit fertig sei, und nur die Gäste noch fehlten, – Anna und die Mutter voll Angst um den saftigen Braten und den Bierfisch, gingen ängstlich wartend umher, als endlich Herr Jacob Reisinger an der Hand des Meisters in die Fremdenstube trat, wo heute aus schuldiger Achtung für den ehrenwerthen Gast gespeist werden sollte.

Tief sich verneigend ging ihm die freundliche Hausfrau entgegen, und begrüßte den jungen Mann mit herzlichem Willkommen zum ersten Mal in ihrem gastlichen Hause. Dieser, von einnehmender Gestalt und edlen Gesichtszügen, nahm mit bescheidenem Anstand den ihm angewiesenen Platz, und sein stilles Wesen, seine anmuthigen Sitten gewannen ihm bald das Herz der beiden Frauen. Anfänglich war Anna schüchtern und stumm, doch allmählich machte ihr jugendlich heiteres Gemüth sein Recht geltend. Sie ward gesprächig und obgleich sie, so oft Herr Jacob sie ansprach, erröthete von dem rosigen Kinn an bis unter die Spitzenkante des Sammt-Häubchens, so lachte doch der Schalk aus den Grübchen der lieblichen Wangen und eine Reihe Perlen aus dem frischen Munde hervor, also, daß der Jüngling sich bald gestehen mußte, ein freundlicheres, lieblicheres Jungfrauenbild sei ihm noch niemals erschienen; so fröhlich und sittig, so sanft und so flink dachte er sich seine künftige Hausfrau und meinte im Stillen: anders dürfte sie gar nicht sein.

Meister Johannes war ernst, denn er schämte sich seines gestrigen Eifers, auch hatte der Bürgermeister erklärt: ›sein Neffe wolle jetzt den Streit noch auf sich beruhen lassen, aber es werde wohl einst der Augenblick kommen, wo er dem Dürringer, den Schimpf, den er seinem Herzblatt angethan, bezahlen könne.‹ Das lag ihm im Kopfe. Dennoch erfreute er sich an dem Anblick der beiden jungen Leute, die sich so gut mit einander zu nehmen wußten, auch er erbaute sich an Reisingers vernünftiger und wohlgestellter Rede, und sein Wohlwollen für ihn stieg mit jedem Augenblick. Jacob lobte das herrliche Gebäck, das saftige Fleisch, die würzigen Brühen und unwiderstehlich flog ihm auch Frau Ella's Herz entgegen. Anna – ei nun, Aennchen dachte: einen feinern jungen Mann als diesen hätte sie noch nicht gesehen, und so kam es, daß, nachdem der junge Handelsherr noch ein paar Mal im Hause ein- und ausgegangen, weder Vater noch Mutter es befremdend fanden, daß sich anfangs eine herzliche Zuneigung, später eine innige Liebe zwischen den beiden jungen Leuten entspann, und daß eines Tages Jacob Reisinger im Sonntagskleide eintrat, und in aller Form um Annen's Hand bei den Eltern anhielt.

Meister Johannes war hocherfreut, und sprach: »Mein lieber Herr Jacob! Ihr seid ein Ehrenmann, habt Euer wohlanständiges Auskommen, wandeltet stets als ein frommer Christ in unserer Mitte, und ich wüßte in meiner ganzen lieben Vaterstadt keinen Junggesellen, dem ich mein Töchterlein mit freudigerer Zuversicht anvertrauen möchte, denn Euch. Darum, seid Ihr Eures Herrn Vaters Wort gewiß, so mögt Ihr immerhin meinem Aennchen den Brautkuß geben.«

Jubelnd schloß Jacob die Braut in die Arme, drückte den ersten Kuß auf die keuschen Lippen, und rief forteilend: »Der Segen meines Vaters wird mir nicht fehlen!«

Durch Annen's Seele aber zuckte plötzlich das unbestimmte Gefühl einer trüben Ahnung; verdüstert und leise sprach sie: »Das gebe Gott,« und ging beklommen an ihre Arbeit.

*

III.

Ungefähr eine Stunde war verflossen, da pochte es, und hereintrat, stattlich geputzt, aber sehr ernsten Angesichtes, der Hauptbuchführer des Reisinger'schen Hauses. Er begehrte den Meister zu sprechen, und bald folgte ihm dieser, flüchtig die erschrockenen Frauen begrüßend und baldige Rückkehr verheißend. Schweigend blickte Anna zur Mutter hinüber, diese aber sah hinaus durch die blanken Scheiben, und verbarg den Schrecken, der sie bei dem Anblick des Buchhalters ergriffen hatte.

Abermals verging eine bange Stunde, der Abend dämmerte schon, prasselnd trieb der Seewind große Schneeflocken gegen die Fenster, und der Sturm weckte seltsame heulende Töne im Kamin; mit Herzklopfen horchte Anna auf den Klang der Hausglocke, und als nun der Meister rasch eintrat, vermochte sie's nicht vor heftigem Zittern sich vom Stuhl zu erheben. Jener aber warf sich auf die Bank am Ofen, legte die Arme über einander, und schaute in tiefes Sinnen verloren vor sich hinaus.

Erschrocken starrten die Frauen nach ihm hinüber, und keine wagte die Frage auszusprechen, die sich auf die bebende Lippe drängte. Erst nach einer langen Pause unterbrach Johannes selbst das Schweigen, indem er aufstand, vor Anna hintrat, und mit beiden Händen ihr gebeugtes Haupt ergreifend, leise mit versagender Stimme sprach: »Mein armes Aennchen!«

»Vater!« rief das erschrockene Mädchen, und die lang verhaltenen Thränen stürzten heiß über ihre Wangen, »Vater, versteh ich Euch?«

»Elias Reisinger ist ein reicher, stolzer Kaufherr,« sprach dieser, sanft sie an sich drückend, »und die liebe Jugend giebt sich auf gar wunderliche Weise leicht dem tollsten Hoffen hin. So auch Jacob. Der alte Herr erfuhr erst heute zum erstenmale die Heirathsgedanken seines Sohnes, und war darob nicht erfreut. Konnt ich's doch wohl denken, daß der stolze Mann gern eine reiche Braut zu seines Sohnes Sponse machen möchte, nicht eine ehrbare, aber arme Bürgerstochter. Wie dem auch sei, er sprach mit mir ein kluges gemäßigtes Wort, und ich kann's ihm, wenn ich's so recht überlege, nicht verargen. ›Meister,‹ redete er mich an, ›was bringt Euere Anna zur Mitgift? Redet offen!‹

›Herr!‹ rief ich, ›Hans Dürringer redet wie er thut, und thut wie er redet, offen und ehrlich sein Lebelang. Meine Anna hat außer einer schönen Ausstattung, wie's eines gewerbsamen Bürgers Töchterlein wohl ziemlich, noch 10 Mark feinen Silbers, solches wir für sie im Schweiß unseres Angesichts gesammelt und gespart. Mehr hat sie nicht, und mehr kann ich ihr nicht geben, ist auch meines Bedünkens für einen rechtschaffenen Bürgersmann genug.‹

›Wohl gut, mein hochverehrter Meister, da habt Ihr höchlich recht,‹ nahm Herr Elias das Wort, ›für einen Bürger ist's genug, denn jedes Handwerk hat seinen goldenen Boden, das ist ein wahres Wort. Nun aber hört!‹ und indem er mir das Deckelkrüglein mit goldenem Henkelknauf hinschob und mich zum Trinken nöthigte, fuhr er leis und vertraulich fort, mir den Arm ganz heimlich auf die Schulter legend:

›Meister, ich habe vier Schiffe auf dem Meere, ich habe den deutschen Herren für 8000 Gulden Proviant geliefert, nächsten Herbst ist der Zahlungstermin. Zerstört ein Sturm – wofür mich Gott gnädiglich bewahren möge – meine Schiffe, geliebt's den Herren auf Marienburg nicht zu zahlen, so bin ich ein armer Mann, und mein Sohn mag sehen, wie er uns Beiden weiter hilft, der aber ist kein Handwerker, ein solcher kann sich zu aller und jeder Zeit durchschlagen. Darum Meister, weil das Loos des Kaufherrn schwankend ist, wie seine Schiffe auf den Wassern, darum muß seine Ehehälfte auch ein Scherflein in die Wirthschaft bringen, auf daß – reißen einmal alle Stränge, in Noth und Kummer der Mann noch ein Ankertaulein habe, an dem er sich und Frau und Kind in der Brandung wieder aufarbeiten könne. Versteht Ihr nun meine Willensmeinung, Meister Johannes Dürringer?‹

›Wohl versteh ich Sie, mein ehrenfester Herr,‹ entgegnete ich, ›und ob mich's gleich tief betrübt, so sehe ich ein, daß meine wackere Dirne keine Sponse für Eueren braven Sohn ist, so sehr die Leutchen sich auch im übrigen zugethan und einander allerwege würdig scheinen.‹ Ich stand ganz ehrbar und betrübt, nicht aber bös und zornig von meinem Sitze auf, langte mein Barett und meinen Stock herbei und beurlaubte mich in allem Guten von Herrn Elias Reisinger, denn ich konnte dem Manne mit seinen ehrlichen Augen und vernünftigen Worten nicht gram sein. Als ich schon den Thürknauf in der Hand hatte, rief er mich zurück und sagte: ›Meister, Ihr seid ein so wackerer, kluger und geschickter Mann, daß es mir inniglich im Herzen weh thut Euch so gebeugt, ja, Euch nicht einmal mit Hoffnung von dannen gehen zu sehen. Hört Meister, sinnt ein Mittel aus, wie Ihr es vielleicht durch irgend ein Unternehmen in's Werk noch bringen könntet, daß Ihr dem Mägdelein 1000 Gold-Gulden möchtet zur Mitgift schaffen, und meine Einwilligung soll Euch wahrlich nicht fehlen. Drei Jahre mag dann der Jacobus noch warten, die Kinder sind jung, wer weiß, will's Gott, so bringt Ihr doch am Ende so viel mit Eurer Kunst zu Stande. Und damit, Meister, Gott befohlen!

Daß ich Dir,« so schloß Johannes tief betrübt, »daß ich Dir nicht 1000 Gulden schaffen kann, in zwanzig Jahren, viel weniger in dreien, das weißt Du, mein armes Kind, und was es nun mit Deiner Hochzeit werden wird – mit dem Jacob Reisinger wenigstens, das, arme Dirne, sage Du Dir selbst. Gott wird Dir tragen helfen!« Und damit legte er seine Hände segnend auf ihr Haupt, und blickte mit Thränen gen Himmel, ein brünstiges Gebet, aus dem Innersten seines redlichen Herzens zu dem emporsendend, bei dem er in jeder Noth Hülfe und Trost fand; dann ließ er die zum Tod verbleichte Jungfrau in die Arme der gebeugten Mutter gleiten, und schritt ernsten Blickes, in tiefes Sinnen verloren, seiner Werkstätte zu, die er sorgsam hinter sich verschloß.

*

IV.

Es war tief in der Nacht, die beiden Frauen hatten sich endlich doch, die eine vom Weinen, die andere vom Trösten ermüdet, zur Ruhe begeben, als Frau Ella aus einem unruhigen Traume emporfuhr und mit Schrecken gewahrte, daß ihr Eheherr noch immer seine Schlafstelle nicht gesucht habe. Eine schwere Beängstigung ergriff sie, sie fürchtete, es möchte dem Meister etwas Uebles widerfahren sein, denn nie war er später als eilf Uhr zur Ruhe gegangen. Eilig stieg sie aus dem Bette, nahm die halbverlöschte Lampe, und schlich leise auf den Zehen in die Wohnstube; da war's so grimmig kalt, daß ihr das Herz im Leibe fror, und mit Entsetzen vernahm sie jetzt den Schlag der Guckgucksuhr, die Vier verkündete.

»Herr meines Lebens,« rief sie zum Tode erschrocken, »was ist meinem Johannes widerfahren?« Sie eilte nach der Werkstätte und legte das Ohr an die verriegelte Thüre,« tiefe Stille herrschte, von keinem Laut unterbrochen; endlich gelang es ihr den an dem oberen Theil der Pforte befindlichen Schieber ein wenig zu rücken: da lag Meister Johannes in seinem Lehnstuhl, wie es schien, im tiefsten Schlaf; vor ihm auf dem schweren eichenen Tische stand der Himmelsglobus, mehrere dicke Pergamentrollen lagen daneben, eine große Uhr, ganz auseinander genommen, bedeckte mit ihren Räderchen, Schrauben und Federn den größten Theil des Tisches. In der einen Hand hielt er einen Zirkel, die andere ruhte auf dem Globus. Die Lampe halb im Verlöschen, warf dann und wann, hellauflodernden Blitzen gleich, röthlichen Schein über die ganze ehrwürdige Gestalt. Des Meisters Haupt lag hintenüber gesunken an der Wand; sein schönes braunes Haar, das ihm in langen Locken um die edle Stirne und den Nacken fiel, erschien durch die seltsame Beleuchtung völlig ergraut, und wunderbar grauenhaft anzuschauen, wollt' es Frau Ella bedünken, als wären die Augenhöhlen leer, und es starrten augenlos schwarze tiefe Gruben in die Nacht hinaus. Bald aber ging es ihr auf, wie der falsche trügerische Lichtschein solche Täuschungen hervorbringe. Seine Lippen zitterten so heftig, daß sich der Bart beständig bewegte, als ob er eifrig spräche, die Brust arbeitete gewaltig wie unter einem riesenkühnen Gedanken, und das Herz pochte fast hörbar. Athemlos schweigend, von einem unüberwindlichen Grausen festgehalten, starrte Ella in das Zimmer, und lauschte seinem Beginnen; höher und höher hob sich seine Brust, der Zeigefinger auf dem Globus streckte sich und wuchs fest auf einer Stelle, die Hand mit dem Zirkel schloß sich krampfhaft, das Antlitz röthete sich immer mehr und mehr, die Lippen bewegten sich heftiger, und plötzlich rief Johannes mit dumpfer Stimme: »Ja, nicht allein Sekunden, Minuten, Stunden – Tage, die Monate, das Jahr, den Thierkreis, die Planeten, das ganze Weltsystem will ich schaffen auf dieser einen Scheibe.«

Ella stieß einen lauten Schrei aus, denn sie glaubte ihr Eheherr habe aus Kummer den Verstand verloren, Johannes aber fuhr, wie aus einem schweren Traum erwachend, empor, holte tief Athem und schien sich lange nicht zu besinnen wo er war. Jetzt bat ihn Frau Ella mit flehender Stimme: doch um aller Heiligen willen den Riegel wegzuschieben, daß sie ihm beispringen, die bösen Geister durch ihr brünstiges Gebet verjagen könne. Nun erst erkannte sich Johannes ganz, erhob sich, ließ die getreue Gattin eintreten, und rief dann mit leuchtenden Blicken: »Nein, Mutter, keine bösen Geister, die wagen sich nicht in eines gerechten Mannes Nähe, den sein reines Gewissen hütet, aber Engel sind mir im Traum erschienen.«

Frau Ella vermochte nicht sich aufrecht zu erhalten, die Knie versagten ihr den Dienst, da führte sie der Meister sorglich zu dem Sessel, den er eben erst verlassen, stützte sich ihr gegenüber mit der kräftigen Rechten auf den eichenen Tisch und begann folgender Maßen:

»Als ich Dich, meine treue Ella, bei unserem Kinde allein ließ, da trat ich hochbetrübt, voll Sorge und Vaterangst in diese meine Werkstatt, denn ich mußte ja unserem einzigen lieben Kind, das uns, seit der Herr es uns gegeben, nur zur Freud und Liebe lebte, die schönste Hoffnung des Lebens ohne alles Verschonen so geradehin abschneiden. ›Was hilft es, daß ich's ihr erst verzuckere und ihr die elende Mähr langsam beibringe, das Weh geht nur dann um so tiefer,‹ dacht ich bei mir selbst; doch als ich sah, wie's dem armen Dirnlein schier das Herz zerbrach, da konnte ich's länger nicht mit anschauen. Ich schloß mich hier ein, um mich mit dem Herrn und mit mir selbst zu berathen. Wohl drei Stunden schritt ich auf und ab, zerquälte mir die Seele um recht was Großes auszufinden, doch endlich rief ich zornig aus: ›So ist denn all mein Wissen Stückwerk, so habe ich denn mein ganzes Leben umsonst gearbeitet, gar Manches erlernt und studirt, das einem Andern in meinem Fache nicht zu wissen nöthig schien, mit so mancher schweren Arbeit mich geplagt, so lange nach etwas Besserem, Höherem gestrebt, um nun im ernsten Mannesalter, – wo mein Wissen, wär es was Rechtes, mein einziges Mägdlein glücklich machen könnte, nicht aus noch ein zu finden mit meiner schweren Kunst?‹ Der Unmuth, die Verzweiflung traten mir an's Herz, ich wurde trüb und dumpf im Geist, ich langte alle meine Pergamente herbei, ich zerlegte meine beste Arbeit, die Schlaguhr, um auf einen recht großen Gedanken zum Heil meines Kindes zu kommen, aber das verwünschte Wörtlein ›Geld‹ trat immer zwischen mich und meine besten Pläne, zerstreute mir den Sinn, wenn ich eben dachte es nun gefunden zu haben, und ob ich mich auch noch so sehr darüber zerärgerte, ich wußte mich nicht davor zu retten. Es war schon lange Mitternacht, und jählings überkam mich eine solche Mattigkeit, daß ich, trotz allen Sträubens und Denkens, mit dem schweren Haupte hintenüber fiel und entschlummerte. Da sah ich mich auf einmal im Geist in unsere herrlich schöne Marienkirche versetzt, und stand im Schiff, mich an dem Anblick des prächtigen goldgezierten Hochaltars erfreuend. Ein Glanz wie von tausend Sonnen verklärte das mächtige Gebäude. Da plötzlich schlägt es Zwölf, und ein wunderbarliches Glockenspiel tönt also wohlklingend durch den hohen Dom, und vom tausendfachen Wiederhall so verstärkt, daß mir das Entzücken ob solchem nie gehörten Ton die Brust zusammenschnürt; ich blicke nach der Gegend um, und denke, Ella, rechts am Hochaltar, dicht an der Pforte, zwischen den zwei himmelhohen Strebepfeilern, seh' ich eine riesengroße Uhr, die bis fast an's Gewölbe der Kirche reicht, darauf zu sehen nicht allein Stunden, Minuten, Sekunden, sondern alle Tage und Monde, das ganze Jahr, der vollständigste Kalender, der Thierkreis mit allen seinen Symbolen, ja sogar Sonne, Mond und Sterne, den Kreislauf der Planeten, den Weltengang bezeichnend. Vier Engel tragen das wunderbare Werk, schwebend auf ihren bunten Fittigen und winken mir freundlich näher zu kommen. Ich trete voll Erstaunen hinzu und rufe entzückt: ›Welcher hochbegabte Meister hat dieses Wunderwerk geschaffen?‹ Da tönt mir's von der hohen Uhr herab in vollen Orgeltönen: ›Das ist ja die astronomische Uhr von Dir, Du wackerer Meister Johannes Dürringer!‹

›Was,‹ stammelte ich mit versagender Stimme, ›mich hätte der Herr würdig gefunden solch' ein Werk an's Licht zu fördern?‹ – Aber alles schwieg um mich. Ich betrachtete nun die Uhr genau und immer näher, und siehe, da war's mir wirklich, als wäre sie mein Werk, und als träten jetzt auf einmal alle meine innersten Ideen und Gedanken so recht glänzend und lebendig vor mich hin; ich freute mich mit nicht zu sagendem Entzücken an meiner eigenen Arbeit, die so wunderherrlich vor mir stand. Lange starrte ich schweigend hin, und Todtenstille herrschte in der Kirche. Da war's mir plötzlich, als zögen die Englein, auf denen das ganze Werk ruhte, ihre Flügel leise weg, und als stünde ein Mann im schwarzen Kleide, mit einer dicken goldenen Kette um den Hals, hinter der Riesenuhr, die aber fing an zu sinken und zu wanken, sich gegen mich zu neigen, und ich war's mir im Innersten wohl bewußt, daß sie der schwarze Mann nach mir herabwälze, und daß mich das ungeheure Werk zermalmen werde. Die Glocken summten, die Räder schnurrten ablaufend, noch einmal flammte es auf, dann ward's dunkle Nacht um mich her, ich fiel, ich fühlte die Uhr auf meiner Brust, aber ich rief mit dem letzten Athemzug: ›Ich will's vollenden, Jahre, Tage, Stunden, ja das Weltall will ich –‹«

»Ich weiß nun alles,« unterbrach ihn Ella schaudernd, »mein Schrei erweckte Dich. Ach mein herzlieber Mann, was denkst Du denn nun zu thun? Was soll der Traum?«

»Was?« rief der Meister, und seine Augen funkelten, seine ganze Gestalt erhob sich, seine Lippen zitterten, er drückte beide gefalteten Hände auf die Brust und rief: »Das Werk das der Allgütige mir im Traume zeigte, will ich vollbringen, und wenn es auch mein Leben gälte! Mit Gottes Hilfe aber soll's gelingen und Jacob Reisinger führt doch wohl noch des weltberühmten Meisters einziges Töchterlein heim! Und nun Mutter, laß uns die Ruhe suchen, denn mit dem Tage beginnt mein großes Unternehmen.«

*

V.

Zwei Jahre waren verstrichen seit jener Nacht, da riefen eines Sonntags die Glocken vom Marienthurm mit heller Stimme die Gläubigen Danzigs zum Gottesdienst. Eine zahllose Menschenmenge strömte heute dem prächtigen Dome zu, denn es war der Tag des heiligen Osterfestes, und an diesem sollte die lang und vielbesprochene astronomische Uhr enthüllt werden, an der Meister Dürringer seit dieser ganzen Zeit gearbeitet hatte. Neugier und Theilnahme zeigten sich fast auf jedem Gesicht, alles wünschte ja dem wackeren Johannes Gutes, und von seiten des Rathes gingen so verschiedene Gerüchte über das Werk, für welches die Bürgerschaft tausend Gold-Gulden bezahlen sollte, wenn es gelingen würde. Unter den zur Kirche Eilenden wanderten auch, festlich geschmückt, Frau Ella und die holde Anna, mit hochklopfendem Herzen der Dinge gewärtig, die da kommen sollten, denn noch hatte ihnen Dürringer keinen Blick auf sein Werk vergönnt, das er eigensinnig vor fremden Augen hütete. Alles was geschäftige Neugier davon zu erzählen wußte, war: daß der Meister in letzter Zeit allnächtlich in der verschlossenen Kirche hantirt, daß man oftmals weithin ein wunderbar süßes Klingen vernommen als sängen die Engel im Chor, und oft gar helles Schlagen und Tönen, wie von silbernen Glöcklein, gesehen aber hatte kein Auge die geheimnißvolle Arbeit.

Stumm und tiefbewegt traten die Frauen mit ihren Nachbarn in den hohen Dom, und Anna's Blicke suchten den, dessen Antlitz ihr in diesem Augenblick der Spiegel sein sollte, worin sie das Schicksal ihrer Zukunft las. Doch er war hinweggedrängt worden von der Menge, er stand nicht an dem Pfeiler, wo sie ihn, diese ganze lange Zeit über, jeden Festtag fand. Ein leiser Händedruck, ein freundlicher Blick war dann die einzige Annäherung die ihnen der strenge ehrliebende Meister vergönnte; wußte Johannes doch nicht ob sein Werk gelingen, und er die bestimmte Mitgift seines Mägdleins dadurch erwerben würde. Um bösen Leumund zu verhüten, durften sich daher die jungen Leute nicht sehen als da, wo er's nicht hindern konnte, in dem Hause des Herrn.

Vergebens spähten Annen's Blicke nach dem Freunde umher, er war nicht zu finden; doch wohin ihr Auge traf, sah sie nur frohe freundliche Gesichter. Alles wogte zwischen den Pfeilern durch, nach der Seite hin, wo die Uhr befindlich, und mächtig fortgezogen von der Menge, standen auch die beiden Frauen eh sie's dachten, vor Dürringers Meisterstück. Mit stummem Staunen betrachteten sie die Riesenuhr, deren Gleichen man niemals gesehen hatte. Hoch und mächtig erhob sich das ungeheuere Werk bis an den Plafond der Kirche. Zuerst fiel das prüfende Kennerauge auf die ganz unten angebrachte Monatstafel, mit der Jahrzahl, Datum und allen Sonn- und Festtagen wohl versehen. Sonnenfinsternisse, Regen und Sturm, Mondes Auf- und Abnahme zeigten sich hier auf's zierlichste gearbeitet. Drüber auf der astronomischen Platte in tief blauem Grunde, glänzten goldene Sterne, die Hemisphäre bildend; in schön geschnitzten Figuren umschloß diese der Thierkreis, und Sonne und Mond strahlten in hellem Gold und Silber. Weiter oben standen Adam und Eva unter grünen Bäumen sich gegenüber, lebensgroß in Holz geschnitten, und zwischen ihnen prangte die Uhrtafel mit ihren kolossalen Ziffern. Drüber aber sah man, unter mancherlei Verzierungen von Holz und Getäfel, verschiedene Glocken hängen, und hie und da durch künstlich angebrachte Lücken das ungeheuere Werk, Räder und Stränge, Drähte und Ketten ohne Zahl, die mit gewaltigem Schnurren und Summen das ganze Getriebe beseelten. Ernst und feierlich bewegte sich der kolossale Perpendikel, und durch all' das Gelärme der Freude und Ueberraschung hallte seine immer wiederkehrende Bewegung; jetzt hob er aus, denn näher und näher rückte der Zeiger der zehnten Stunde, wo der Gottesdienst beginnen sollte.

Athemlos lauschte die schweigende Menge dem Schlage, den sie zum ersten Male vernahm. In wunderhellem Klange tönte es durch die Kirche, tausendfach wiederhallend in den ungeheueren Gewölben. Und nun wogte, wie von unsichtbaren Geisterchören gesungen, ein frommes Lied aus dem bebenden Räderwerk hervor, die kleine Welt auf der Tafel belebte sich, alle Hämmer hoben aus und erfüllten mit taktgemäßem Schlage ihre Bestimmung, Adam und Eva beugten sich, falteten die Hände über der leblosen Brust und schienen den Schöpfer zu preisen, der ihnen das Leben gegeben, der Thierkreis bewegte sich in majestätischem Schwunge; und starr vor freudigem Staunen stand die Menschenmasse, regungslos das Wunder anschauend, das sich ihrem Auge, darbot. Das Glockenspiel hatte geendet, mit dem letzten Schlage kehrten alle Figuren in ihre Stellung zurück, ruhig sang wieder der ungeheuere Perpendikel sein einförmiges Lied, und viele der Umstehenden sahen sich wie aus einem Traum erwachend an.

Nun aber brach der Jubel aus! – Mancher, der auf die Knie gesunken war, von den mächtigen Tönen des wundersamen Glockenspieles zu glühender Andacht erhoben, sprang begeistert auf und rief: »Johannes Dürringer, Du großer Meister, Dich hat der Herr selbst beseelt, da Du solch Werk geschaffen, und gottgefällig muß es sein vor aller Menschen Augen.«

Anna aber weinte stille Freudenthränen; nicht eitle Ruhmsucht erpreßte sie ihren Augen, es galt ja ihr ganzes Lebensglück und ihres Vaters Erdenhoffnung. Da fühlte sie ihre Arme ergriffen, sie wandte sich und zwei freundliche freudeglänzende Augen trafen die ihrigen, und ein alter ehrwürdiger Herr schaute ihr hell in das rosige Gesicht. Es war Herr Reisinger mit seinem Sohne, beide im Sonntagskleid, gar stattlich anzusehen. »Weint nicht mehr, mein liebes Mägdlein,« sprach der wackere Kaufmann, »die Zeit des Weinens ist um, da schaut hin und lacht mir freundlich.«

Bei diesen Worten zeigte er hinter sich, und nun sahen die Frauen, was sie in ihrer vorigen Herzensangst nicht gewahrt hatten. Auf einer langen Bank saßen die Herren eines edlen Rathes, dem Festtage gemäß gar herrlich in schwarzes Seidenkleid gehüllt und Jeder mit einer goldenen Kette geschmückt. Vor ihnen stand ehrerbietig, das Barett in der Hand, wie sich's vor einem edlen Rath geziemt, Meister Johannes Dürringer. Bescheidene Selbstzufriedenheit, hohe Freude und glühende Andacht glänzten auf seinem Angesicht; seine großen dunklen Augen strahlten gar wunderbar unter der hohen Stirn hervor, und als er nun im Gespräch die leuchtenden Blicke bald auf sein vollendetes Werk, und bald auf die Herren richtete, die ihn ob seiner gelungenen Arbeit höchlich rühmten, da sagte sich Frau Ella mit Stolz: »Dieser treffliche Mann ist der Meine!« Anna aber blickte vom Vater auf seine Umgebung, und sah, wie alle die Herren freundlich und voll Güte dem Meister zusprachen, worüber sich ihr kindliches Herz hoch erfreute.

Doch plötzlich stieß sie fast unwillkührlich die Mutter an, und flüsterte: »Seht Ihr dort den hohen Mann in schwarzer Kleidung, eine goldene Kette um den Hals? Seht Ihr das blasse schmale Gesicht, wie er stechende Blicke nach dem Vater schießt? Wie seltsam er die Lippen über einander kneift! Ist mir's doch, als wüchse er unter meinen Augen, und strecke seinen riesigen Arm weit über den Vater hin. – Wie er auf ihn herabsieht! schaut nur, er spricht nicht, und doch ist mir's, als hörte ich ihn aus der Ferne etwas sagen. Seht nur, Mutter, seht, was für ein schreckliches Gesicht!«

»Aber Kind« – besänftigte Frau Ella höchlich erschrocken, »schweige doch, was fällt Dir ein? Siehst Du denn nicht, daß es unser Herr Bürgermeister ist, den Du so oft gesehen, und daß er eben jetzt recht freundlich mit dem Vater spricht?«

»Ach ja« – entgegnete Anna tief Athem schöpfend – »Ihr habt Recht Mutter, jetzt erkenne ich ihn erst. Wie kann man doch also thöricht sein! mir kam er ganz anders vor.«

Der Gottesdienst begann, die Frauen suchten ihre Plätze, und zum ersten Mal begleitete sie Jacob bis zum Kirchstuhle. Mit welcher Andacht warf sich Aennchen heute auf die Knie, hatte der Allwaltende doch alles zum Besten gelenkt. – Da trat auch Meister Johannes zu ihnen heran, und schweigend nahm er seinen Platz ein. – Mit stiller Ehrfurcht betrachteten ihn die Frauen und wie er so in sich versunken die glänzenden Blicke voll dankbarer Rührung nach oben wandte und leise betete, da ergriff plötzlich Anna's Seele eine tiefe Wehmuth, heiße Thränen entströmten ihren Augen, und eine unbegreifliche Betrübniß erfüllte ihre Brust an diesem Tage der Freude.

Als sie endlich aus der Kirche traten, gesellte sich zu ihnen Herr Reisinger mit seinem hochbeglückten Sohne. »Geliebt es Euch, mein wackerer Meister,« so sprach er diesen an – »so soll heute über vier Wochen in unserer Marienkirche, die Euere Kunst so schön verherrlicht hat, hier dieses junge Pärlein, das nun lang genug gewartet und treulich ausgehalten hat, ehelich verbunden werden.« –

Und also ward es auch, nach der vierten Woche war der Hochzeittag, den fast die ganze Stadt mitfeierte, und als am frohen Brautmorgen die schöne Jungfrau prächtig geschmückt, die Myrthenkrone im goldenen Haar, vor den entzückten Meister trat, da drückte er sie fest an seine treue, hochschlagende Vaterbrust, legte ihr dann segnend die Hände auf die fromme Stirn und sprach tief bewegt: »So es dem Herrn gefällt, mag er mich nun fordern, wann es sein hoher Wille ist, ich habe die Frucht meines Fleißes geerntet und den schönsten Tag meines Lebens geschaut; Gottes Segen mit Dir, mein bräutliches Mägdlein!«

*

Vl.

Und wieder waren Jahre verstrichen, und alles Glück der Erde schien sich in dem kleinen Kreis, der Johannes Dürringer umgab, gelagert zu haben. Treu und liebend hingen die beiden jungen Gatten an einander, täglich mehrte sich ihr Wohlstand, so wie der Ruf des Meisters, dessen Werk zu sehen Fremde aus allen Weltgegenden nach Danzig kamen; blühende Enkel umgaukelten die glücklichen Großeltern, und kein unerfüllter Wunsch, keine Sorge bedrückte das Herz des frommen Johannes, der demüthig und in Gottesfurcht das hohe Glück, das ihm ward, mit stetem Dank gegen die Vorsehung genoß.

Eines Abends – die Frauen saßen wie damals im traulichen Stübchen und bereiteten süßen Lebkuchen, denn die Zeit der Weihnachten nahte heran, trat Meister Dürringer, ungewöhnlich spät nach Hause kommend, rasch herein; sein Gesicht glühte, doch nicht wie einst in Zorneswuth, sondern in hoher Freude.

»Mutter!« rief er den Mantel abwerfend, »auf unsere alten Tage wollen wir uns die Welt beschauen, ich reise in die Fremde, und will's Gott, Frau Ella, so gehst Du mit.« Beide Frauen wandten rasch das Haupt nach ihm um, vermeinend, er scherze; der Meister aber fuhr, sich einen Sessel zum Eichentisch rückend, also fort: »Ja schaut mich nur an, es ist und bleibt so. Ein hoher Rath von Hamburg hat zwei Herren hieher gesandt nach Danzig, den Johannes Dürringer einzuladen, alldort in der St. Katharinenkirche eine astronomische Uhr zu bauen, gleich der hiesigen, und obwohl mich die glatten Worte der Herren und ihre goldenen Verheißungen nicht locken, so scheint mir's doch gar rühmlich und schön, alldort in der großen Handelsstadt, meines Herrn Tempel schmücken zu dürfen zur Freude christlicher Seelen, so daß ich den braven Hamburgern freudig zugesagt habe. Im Frühjahr, sobald die Schifffahrt offen, steche ich in See, willst Du mit, so mache Anstalten, Mütterchen.«

Frau Ella entsetzte sich ob dieser Rede, der Gedanke einer Reise auf ihre alten Tage war ihr zu fremd, als daß sie sich damit befreunden konnte. Anna aber fühlte sich von einer so schweren Angst befallen, daß sie glaubte, es müsse dem Vater bei dieser Unternehmung irgend ein Unheil drohen. Vergebens versuchten beide durch Bitten und Vorstellungen, ja durch Thränen, den Meister von seinem Vorsatz abzubringen, er war entschlossen und somit unbeweglich. – Auch Jacob gab dem Vater recht, und als vollends des andern Tages die Hamburger Herren ins Haus kamen und die Unterhandlungen immer ernster wurden, da sahen die betrübten Frauen wohl ein, daß aller Widerstand vergebens sei, und so wurden denn, den Winter über, alle Anstalten zu dieser Reise getroffen, die ihnen eine lange Trennung drohte.

Bald verbreitete sich das Gerücht durch die Stadt, daß Johannes Dürringer den Hamburgern eine Uhr bauen wolle, wie sie die Welt noch nicht gesehen, die Danziger wäre nur der Anfang gewesen, jetzt aber werde er zeigen, was er zu leisten im Stande sei; jeden Tag vermehrte sich das Gerede, und jeden Tag fand sich ein neuer Zusatz. Der Meister ging ruhig seinen Weg, ohne sich viel um die allzugeschwätzigen Zungen zu bekümmern, und bereitete in der Werkstatt die neue Unternehmung vor.

So saß er eines Tages in tiefem Studium verloren, als ein Rathsdiener in die Stube trat, und ihn mit einem seltsamen Gesicht, morgenden Tages nach dem Rathhause beschied.

»Mich?« fragte Johannes höchlich verwundert, »mein guter Freund, Ihr irrt Euch wohl, was hätte ich annoch mit dem hohen Rath zu schaffen, der sich seit Jahr und Tagen gar wenig mehr um mich bekümmert hat?«

»Irre mich nicht,« entgegnete der Rathsdiener kopfschüttelnd, »morgen um Zehn erwartet man Euch, mein werther Meister, vor der hohen Rathsversammlung.«

»Wißt Ihr denn nicht, was man von mir verlangt?« fragte dieser wieder.

»Kann's nicht sagen, Meister Dürringer, aber etwas Hochwichtiges muß es wohl sein, denn alle Rathsherren kommen zusammen, und somit Gott befohlen.« Damit ging er seiner Wege.

Als aber des andern Tages Johann Dürringer vor einem hohen Rath erschien, neugierig, was man denn eigentlich von ihm begehre, da traf er auf lauter finstere Gesichter und die Herren saßen da so ernsthaft, als hätten sie über ein Menschenleben zu verhandeln. Der Meister stutzte nicht wenig, als der Bürgermeister sich, mit einem finsteren Blick auf ihn, erhob und also sprach: »Meister Dürringer, es wird Euch annoch erinnerlich sein, daß ein hoher Rath Euch vor acht Jahren für die astronomische Uhr, so Ihr für unsere Marienkirche zu fördern hattet, tausend Goldgulden baar und richtig ausgezahlet hat.«

Johannes bejahete schweigend.

»Ferner werdet Ihr Euch Eures Versprechens wohl entsinnend sein: es sollte dieß, wie Euere eigenen Worte an dieser Stelle, wo wir jetzo stehen, lauteten, ein Werk sein, daß in Europa keine Stadt ein zweites aufzuweisen hätte; unter dieser allgemeinen Bedingung verhieß Euch ein hoher Rath die große geforderte Belohnung, und zahlte Euch ehrlich und redlich Augenblicks das Kapital, als Ihr Euer Versprechen rühmlichst erfüllet, und ein Werk gefördert hattet, wie in solcher Art Europa kein zweites aufzuweisen hatte.«

Hier schwieg er, eine lange Weile herrschte Stillschweigen im ganzen Kreise, dann fuhr er fort: »Ist's wahr, Johannes Dürringer, daß Ihr nach Hamburg reisen, allda eine zweite astronomische Uhr erbauen, und also unserer freien Handelsstadt den Ruhm des alleinigen Besitzes und ihr Geld entwenden wollt? Darauf antwortet, Meister, Angesichts eines hohen Rathes, der Zeuge Eures Versprechens war.«

Einen Augenblick stand Dürringer sprachlos, doch plötzlich schlug eine rothe Zornesflamme in seinem Antlitz auf, er trat einen Schritt näher zu der Tafel, an welcher die Herren mit ihren schwarzen Röcken prangten, und rief mit seiner starken, festen Männerstimme: »Entwenden? Das soll zu deutsch wohl stehlen heißen, Herr Bürgermeister? Ich hab' meine Arbeit gegeben, und ein hoher Rath dafür den ausbedungenen Preis, ich hab' das Meine erhalten, die Stadt hat dafür ein unvergängliches Werk und somit, mit Verlaub, ist stehlen hier ein seltsam Wort; ich hab das Geld verdient, und hab's mit Ehren.«

Gelassener fuhr er fort: »Was Ihr mit meinem Versprechen meinen mögt, verzeiht, versteh ich abermals nicht recht. Ich habe mich verpflichtet, der Stadt ein Werk zu liefern, wie bis jetzt noch keines zu finden war; ich hab' mein Wort erfüllt, ein hoher Rath hat das erkannt, und somit ist die Sache abgethan; doch meint Ihr, ich habe meine Kunst dem Rath um tausend Goldgulden verpfändet? Glaubt Ihr wohl, Danzig sei reich genug, um diese mir abzuhandeln? Ich will nicht all mein Wissen, die Früchte meines jahrelangen Studiums vergraben, ich will nützen, schaffen so lang der Herr mir das Licht meiner Augen vergönnt, und den Hamburgern will ich allerdings eine Uhr bauen, auf daß ich, dort wie hier, die christliche Gemeinde durch mein frommes Glockenspiel zur Andacht rufe und zur Verehrung des Allgewaltigen, der durch Menschenhand so Wunderbares werden ließ.«

»Das sollt Ihr nun und nimmermehr!« fuhr ihn der Bürgermeister zornig an.

»Wer soll mich daran hindern?« fragte Johannes sich stolz emporrichtend. »Ich will den sehen, der mir's verbieten kann mit meinem Wissen zu schalten, zu der Menschheit Nutz und Frommen.«

»Wir, wir wollen's Euch verbieten und können's auch!« rief der Bürgermeister wüthend. »Wir, ein hoher Rath der Stadt Danzig, verkünden Euch, Johannes Dürringer, daß Ihr die Stadt nicht verlassen dürft, kraft Eueres früheren Versprechens, und daß wir Euch keinen Geleitsbrief noch sonstige Freiheit zu reisen ertheilen werden; wornach sich nun zu achten.« Bei diesen Worten wandte sich der Bürgermeister, und ehe Johannes sich recht besinnen konnte was geschehen, sah er sich allein in dem großen Saal.

*

VII.

Fester entschlossen als je, seinen Plan nun dennoch durchzuführen, setzte der Meister die Vorbereitungen zu seiner Reise fort, ja als die Schifffahrt sich endlich öffnete, sandte er nach dem Rathhaus, um einen Geleitsbrief auszuwirken, und als dieser ihm mit schnöden Worten versagt wurde, nahm er das Erbieten der Hamburger, ihn ohne solchen anzunehmen, an, und ließ seine Sachen ruhigen Muthes nach den Schiffen der Hansestadt hinausbringen.

Es war am Vorabend des Tages, an welchem Johannes Dürringer sich und sein ferneres Glück den Wellen anvertrauen wollte, Jacob hatte eben das Haus verlassen, um noch eine Flasche Danziger Lebenswasser dem Vater zum Geleit zu holen, Anna waltete schweigend und tiefbetrübt zwischen Kisten und Kasten, der ängstlichen Mutter beistehend, deren Augen nicht trocken werden wollten – da trat jählings jener Rathsdiener mit vier bewaffneten Knechten ein, und lud den Meister noch einmal vor den hohen Rath. Dieser, der aus den Mienen der Knechte wohl ersah, daß man, folgte er nicht freiwillig, Gewalt zu brauchen entschlossen sei, schickte sich an, mit ihnen zu gehen. Doch Anna sank, von einem unerklärlichen Gefühl ergriffen, vor ihm zur Erde, umfaßte seine Knie, und flehte ihn mit den rührendsten Tönen an, nicht vom Hause zu gehen. Frau Ella, von ihrer Bedrängniß angesteckt, bat ihn gleichfalls mit eindringlichen Worten der Vorladung nicht Folge zu leisten. Doch Dürringer zog die weinende Tochter an sein Herz, umschlang die ängstlich bebende Gattin und sprach: »Bin ich nicht ein frommer Christ, ein freier Bürger und mir keines Vergehens gegen göttliche und menschliche Satzungen bewußt? – Wie mögt Ihr also zaghaft meine Schritte hemmen! Was kann ein hoher Rath mir weiters anhaben, als mich bereden wollen, nach seinem Willen zu handeln, und schützt mich gegen Wankelmuth nicht mein fester Sinn, und gegen Gewaltthat mein Herr dort über den Wolken?«

»Wie Du mich führst, mein Gott und Hort, will ich getreulich wandeln!« betete er hinausschreitend, und hob die leuchtenden Blicke zum Himmel, Anna aber sank mit einem durchdringenden Schrei ohnmächtig in die Arme der Mutter, und diese schauerte fieberhaft zusammen, denn Dürringers finsteres Traumbild trat drohend vor ihre Seele.

Im großen Rathssaal saßen heute nur sechs Räthe, die starrten mit trüben Augen schweigend vor sich hinaus, und keiner wagte einen Blick auf den Andern zu richten, denn der mächtige Bürgermeister von Trauensheim belauschte mit kalter Ruhe die Mienen seiner Untergebenen und Jeder, der nicht that nach seinem Willen, konnte der Rache des eisenfesten Mannes sicher sein. Da trat Johannes ein, stellte sich bescheidentlich auf den ihm angewiesenen Platz, und sein großes Auge flog fragend von einem Antlitz zum andern und ein wunderliches Gefühl durchrieselte ihn, als er dem stechenden Blick des Bürgermeisters begegnete, der mit einem leisen Anflug von hämischem Lächeln ihn anstarrte. Auch in ihm stieg jetzt aus der Tiefe der Erinnerung sein wunderbares Traumbild auf, und mehr und mehr trat die schreckliche Aehnlichkeit des Bürgermeisters mit jenem schwarzen Mann vor seine Seele, deutlich war ihm das Verständniß des Gebildes, und unter Todesschauer sprach er jetzt leise die kalten Hände faltend: »Dein Wille geschehe, o. Herr!« dann wandte er sich zu den dunklen Herren auf den Richterstühlen und frug mit fester Stimme: »Was verlangt ein hochedler Rath von mir?« Nun erhob sich die lange hagere Gestalt des Bürgermeisters, über sein bleiches Gesicht flog eine brennende Röthe, doch sein kalter Ton zeigte keine innere Bewegung an: »Wir fragen Dich noch einmal, Johannes Dürringer, ob Du wahr und wahrhaftig entschlossen bist, morgen mit den Hamburgern zu Schiff zu gehen?«

»Ich bin's,« entgegnete der Meister ruhig, »und ich denke, Ihr sollt mich nicht abhalten das zu thun, wozu das Herz mich treibt. Warum bescheidet Ihr mich nochmals hieher? Ich hab' Euch meine Willensmeinung in Ehrbarkeit kund gethan, und nutzlos ist Eure Mühe, wenn Ihr denken mögt mich heute zu beschwatzen.«

»Johannes Dürringer« rief der Bürgermeister, »wir bieten Euch tausend Goldgulden, unterlaßt's.«

»Herr Bürgermeister« entgegnete Johannes, »ich arbeite zur Ehre Gottes, that's nur einmal des Geldes wegen, weil es mein liebes Kind betraf. Das ändert meine Willensmeinung nicht. Und nun bitte ich Euch, haltet mich nicht länger auf, es ist der letzte Abend vor der Reise, ich dacht' ihn mit den Meinen zu verbringen.«

»Das könnte anders werden!« knirschte der Bürgermeister und nun erhob er die Stimme, und wie Donner hallten seine Worte durch das Gewölbe des Saals, und des Meisters Blut erstarrte, als er also sprach: »Wir sehen, daß Dein Eigensinn, ja Deine Bosheit unüberwindlich ist, und so haben wir beschlossen, Dir Zittern und Zähneklappen zu lehren, Du großsprechender Bürger, der Du vermeinst frei zu sein und das Gesetz mit Fug und Recht nichts achten zu können. Wir wollen Dir die Werkzeuge zerstören, die Dir zum Verrath unserer Stadt und zum Wortbruch dienen sollten, auf daß Du erkennen mögest, wie hoch unser Wille über dem Deinen steht, und ob wir Gewalt haben, aufrührerische Köpfe zu zwingen.«

»Aufrührerisch!« schrie der Meister in wüthendem Zorn, »das bin ich nimmer. Ich sage Euch, Ihr sollt mich wohl unangetastet lassen. Ich bin ein freier Mann und steh in Gottes Schutz, Ihr habt nicht Macht, die Hand an mich zu legen.«

»Das werden wir Dir zeigen,« lachte der Bürgermeister. – »Herbei, ihr Lanzenknechte, greift diesen Mann, und thut, wie Euch befohlen.«

»Was,« rief Johannes, »also könntet Ihr das heilige Recht der Bürgerschaft verletzen, daß Ihr Hand an mich zu legen waget? – Ihr schwarzen Herren« wandte er sich an die Räthe, »seid Ihr Drahtpuppen oder Menschen, daß Ihr hier so ruhig und lautlos dabei sitzt, wenn man Euch beschimpft, Euch und Eure Kindeskinder für ewige Zeiten? Noch fasse ich es nicht, was man mir will, doch weiß ich, daß Dieser schlimme Unbill brütet; steht auf, Ihr Herren, verwaltet Euer Amt. Dem Bürger Schutz, so heißt Eure Pflicht! Ich rufe Euch um Hilfe an, ich, ein wehrloser, schuldloser Mann, gegen diese feilen Buben, die mein Todfeind zu Zwölfen über mich schickt. Hört Ihr's, Gerechtigkeit fordere ich von Euch.«

Doch schon erfaßten ihn die Knechte, und zogen ihn nach der dunklen Pforte eines Seitengemachs. Dürringer brüllte wie der gefangene Löwe. »In die Folterkammer schleppt Ihr mich? Herr meines Lebens, das ist ja nun und nimmermehr möglich. Männer, im Namen Gottes ruf' ich Euch an, was habt Ihr mit mir vor?«

»Fort mit ihm,« herrschte jetzt der Bürgermeister den Knechten zu, die zögernd still gestanden, und bald war Johannes übermannt, die gräßliche Pforte drehete sich ächzend in ihren Angeln, und grausig schlug das Entsetzen ihm die Krallen in die Brust, denn zwei Henker warfen ihn jetzt mit riesiger Kraft zu Boden, und einmal noch schlug der Meister das schöne Auge zu dem Glanz des Mondes auf, der ruhig seinen Silberstrahl durch das Gitterfenster sandte, dann zuckte ein höllischer Schmerz durch sein Gehirn, ein furchtbarer Schrei entrang sich der gepeinigten Brust, und tiefe, ewige Nacht zog ein in die durchbohrten Sterne seiner Augen.

Da stand er nun auf's Neue seinen Henkern gegenüber, und sein lilienblasses Antlitz, die wankenden Knie, die grausigen Wunden, die seine edlen Züge gräßlich verzerrten, schrieen ohne Worte die schlafenden Rachegeister wach, und unter Allen nur Einer vermochte den Blick festzuhalten auf dem unseligen Opfer der Barbarei und des Hasses, die anderen aber verhüllten die verbleichenden Gesichter in ihre Mäntel, und das Schweigen des Todes herrschte, von keinem Laut unterbrochen in dem fürchterlichen Kreise.

»Wo bin ich?« frug endlich der augenlose Meister, und zum ersten Mal in seinem Leben griff er prüfend mit der Hand um sich; das ganze Gewicht seines Elends brach mit furchtbarer Macht herein über seine feste Seele und ein herzzerreißender Seufzer wand sich aus seiner Brust. »Vor Deinen Richtern, stolzer Bürger!« entgegnete ihm der Bürgermeister mit fester Stimme.

»Vor meinen Henkern!« donnerte ihn Johannes an, und seine Brust hob sich in rascheren Athemzügen, auf die bleiche Wange trat glühendes Roth, und schmerzlich verzerrten sich die Züge in dem nutzlosen Streben, aus dem durchbohrten Auge den Blitz des Zornes zu schleudern. »Höre mich« rief er, und fürchterlich drang seine Stimme in das Ohr der Richter, »höre mich, allmächtiger Herr des Himmels und der Erde! Ich fluche diesen Henkern, die dem Wehrlosen das heil'ge Licht der Augen stahlen, ich verfluche dreifach diese Mörder, die meine Seele mit Murren gegen Dich mein Herr und Gott erfüllten! Höre mich aus der Tiefe meines Jammers, höre den Fluch, ewiger Rächer! und ziehe die schwarze That aus Nacht an das Licht!« Seine Stimme brach, kalt und starr lag er in den Armen der Knechte.

Kalter Schauer durchrieselte die Gebeine der feigen Unmenschen, die sich dem Willen ihres tyrannischen Oberhauptes gebeugt, das jetzt, verblaßt und die Gefahr erkennend, den Knechten zurief: »Fort mit ihm nach dem Schloßkerker,« und rasch ward der Befehl vollstreckt.

»Auf, Ihr Herren, auf und muthig,« herrschte der Bürgermeister seinen erstarrten Genossen zu: »Diese That soll nicht an's Licht, und wenn Gott selbst den Schleier lüften wollte. Unser Leben ist nicht sicher,« fuhr er fort, »wenn der Pöbel den augenlosen Meister erblickte, so wie wir ihn eben sahen; drum müssen wir nur daran denken, ihn der Welt zu verbergen für immer, und das sei meine Sorge.« Damit erhob er sich und verließ mit festen Schritten die Versammlung, die Anderen aber schlichen mit zitternden Knien und vom Fieber gerüttelt ihren Wohnungen zu.

*

VII.

Wer beschreibt die Todesangst der geängsteten Frauen, wer den Jammer, welcher unbarmherzig über sie hereinbrach, wer die vergebenen Schritte, welche den Meister befreien sollten, und die Riegel seines Kerkers nur fester schmiedeten.

Er habe sich schwer gegen die Stadt und den hohen Rath vergangen, predigte man dem beunruhigten Volke, und jede Mühe sich dem Unglücklichen zu nahen, ward vereitelt. Aus übergroßer Nachsicht, wie er versicherte, duldete der Bürgermeister, daß Betten und Kleidungsstücke, und täglich warmes Essen ihm aus dem Hause zugesandt werden durften, aber unzugänglich war für jeden Andern, außer dem Gefängnißwärter, Dürringer's Kerker, und wie seine Augen, blieb auch der an ihm verübte Frevel mit Nacht bedeckt.

Vergebens hatte Jacob Reisinger und sein wackerer Vater die Kaufmannschaft zur Rache gegen die seinem Schwiegervater zugefügte Unbill aufgerufen, an des Bürgermeisters Macht und seinem eisernen Sinn scheiterte jeder Angriff, und verzweiflungsvoll mußte man sich mit der Hoffnung begnügen, daß ja seine Haft nicht ewig dauern werde. –

Von furchtbaren Träumen gemartert, wälzte Meister Johannes sich auf dem Schmerzenslager, ein zehrendes Fieber rüttelte an seinem kräftigen Körper, und der glühende Durst nach Rache raubte ihm selbst die Erquickung des Schlafes. In gräßlichen Bildern zog sein Elend, der Gräuel den man an ihm verübt, an seiner Seele vorüber, und die Sehnsucht nach den Seinen mischte dem Leidenskelche noch die bittersten Tropfen zu. Eben kämpfte er träumend mit dem Bürgermeister, den er vergebens zu erwürgen strebte, als ein heftiger Stoß ihn aus dem qualvollen Schlummer weckte. Erschrocken fuhr er in die Höhe, da vernahm er ein Getöse, wie ferner Donner. Die kleinen Fenster des Gewölbes stürzten klirrend herab, und ihm war als dränge ängstliches Rufen aus weiter Ferne in seine Gruft.

Da sein Auge die leuchtenden Blitze nicht sehen konnte, welche die Luft durchzuckten, saß er lange in bangem Zweifel was um ihn vorgehe, doch jetzt warf ihn ein zweiter Stoß vom Bett in eine Ecke seines Kerkers. »Herr des Himmels!« rief er, sich aufrichtend, »das ist ein Erdbeben!«

Und fürchterlich sauste der Sturm, ein heftiger Donnerschlag erschütterte das feste Gewölbe, und im gräßlichen Gefühl seines hülflosen Elends betete jetzt Johannes auf den Knieen mit lauter Stimme: »Du, der Du einher fährst auf den Schwingen des Sturmes, und Deine Stimme donnernd sendest durch die Wüste, erbarme Dich meiner, sende mir den Todesengel o Herr, der mich zum ewigen Lichte führen möge, auf daß Du den Gerechten belohnest, der da treu geglaubt! Aber laß mich nicht sterben, ehe die Strafe das Haupt meines Feindes traf!«

Und wieder bebte die Erde, ein seltsamer Klang schrillte durch das Gewölbe und ein kalter Luftstrom wehte dem Meister eisig entgegen. Nach alten Chroniken verspürte man in damaliger Zeit einige heftige Erderschütterungen in Danzig. »Was ist das?« rief dieser mit den Händen an der Wand hintappend, und jetzt, jetzt ward der Luftzug stärker, und sein rechter Arm stieß an eine kleine geöffnete Pforte, deren verrostete Bänder und Riegel die Erderschütterung gesprengt hatte.

»Freiheit!« jubelte der Greis – Blindheit, Elend, alles vergessend; »Freiheit! Freiheit!« rief er, sich an der Pforte fortgreifend, und ein enger Gang nahm ihn auf, und langsam, unmerklich sich erhöhend, führte er ihn in vielen Windungen vorwärts.

Eine halbe Stunde wohl dauerte schon die Wanderung des blinden Meisters, aus der Ferne nur tönte zuweilen der rollende Donner an sein Ohr, und hier und dort stieß sein Fuß an Steine und modernde Knochen, oder auch wehte ihn die Luft erfrischend aus einer Kellerluke an, jetzt endlich fand er Stufen, vorsichtig kletterte er hinan, näher rollte jetzt der Donner, lauter tobte der Sturm, aber: »Horch, horch, wieder und immer wieder vernehme ich einen taktmäßigen Klang über mir, wie den Perpendikel einer Thurmuhr,« sprach jetzt Johannes, und lehnt sich lauschend an die eiserne Stange, welche ihm den Weg zur Treppe gezeigt hatte; jetzt, jetzt hob es aus –

»Wo bin ich denn?« frug der Meister und hielt den Athem an, um am Schlag den Thurm zu erkennen, zu welchem ihn die Wendeltreppe führen mußte. Da tönte auch endlich der Klang zu ihm nieder, langsam verkündete die Glocke die zehnte Stunde, und plötzlich, gleich Engelstimmen durch die Luft getragen, erscholl das Glockenspiel aus Johannes Dürringers Meisterwerk. Die Erderschütterung hatte ihm den geheimen Verbindungsgang zwischen Schloß und Kirche geöffnet.

Am ganzen Körper zitternd vor unnennbarer Wonne, horchte der Meister den erhebenden Tönen, seine Brust kämpfte unter der Last des Entzückens, lange fand er nicht Worte; stumm faltete er die Hände, doch endlich stammelte er betend: »In die Marienkirche führst Du mich, zu meinem Werk, Du wunderbarer Herr und Gott! Sturm und Wetter mußten mir die Bahn brechen, welche ich wandeln soll nach Deiner Fügung, und der letzte Wunsch meines Lebens wird erhört!«

Und rasch schritt er nun aufwärts, bald trat er durch ein kleines nur angelehntes Pförtchen, und das wohlbekannte Schnurren und Summen, durch seine eigene Kunst geschaffen, zeigte ihm, wo er war, und ersparte ihm das Licht der Augen, denn jedes Rädchen, jeden Draht konnte er nun unterscheiden ohne Gesicht, es war ja das mühsame, Jahre lang vorbereitete Werk seiner Hände, es war die eigene Schöpfung, die ihn summend zu begrüßen schien.

Derselbe furchtbare, nie erlebte Seesturm, von Erderschütterungen und Donner begleitet, der Dürringers Schlummer geendet, hatte ganz Danzig in Bewegung gebracht. Im Aberglauben der damaligen Zeit, wähnten die Bürger das jüngste Gericht sei nahe, und zu Tausenden strömten sie nach der Marienkirche, um reuig und büßend dort an dem Fuße des Altars den Untergang der Welt zu erwarten. Weiber mit Kindern auf den Armen, Blinde von halb Lahmen geführt, Gesunde und Kranke eilten unter den Schutz ihres Erlösers und in der Mitte der gläubigen Menge sah man auch Frau Ella und Anna an Jacobs Arm dahinschwanken, um mit ihrem tiefen Leid bei dem Hülfe zu suchen, dessen Auge in das Verborgene schaut. Weinend eilten sie nach der Kirche und fanden die Menge betend auf den Knieen; ohne Unterschied des Standes lagen da der Bettler neben dem Millionär, der Troßknecht neben dem ältesten Edelmann. Aller Augen waren auf die Lippen des ehrwürdigen Predigers gerichtet, der sie mit starker Stimme von der Kanzel herab aufzurichten und ihre Seelen für die Ewigkeit vorzubereiten suchte.

Auch der Bürgermeister, dem Drängen seines einzigen Töchterleins folgend, lag nicht weit von der astronomischen Uhr an der Seite seiner Emma auf den Knieen, doch kein Gebet wollte auftauchen aus dem Abgrund seines entarteten Herzens, und doch mahnte ihn sein Gewissen, das Frösteln der Todesfurcht die ihn durchschauerte, bei jedem neuen Donnerschlag lauter und dringender zur Reue und Buße. Da plötzlich hob der Perpendikel aus in Dürringer's Meisterwerk, und raschen Schlages begann die Glocke durch die Kirche zu tönen: Aller Blicke wandten sich nach der Uhr hinauf und: » Johannes Dürringer!« riefen Hunderte zugleich. Aus einer der oberen Luken schaute das zum Tod verbleichte Antlitz des ehrwürdigen Meisters, gräßlich starrten die leeren Augenhöhlen unter der hohen Stirn hervor, und furchtbar klang seiner Stimme Ton durch das himmelhohe Gewölbe, als er sich nun weiter und weiter herausbog und also sprach: »Seht Ihr Bürger Danzigs, so habt Ihr den Meister gelohnt, der euch die Früchte seiner Mühen freudig weihte, seht diese ausgelöschten Augenlichter, sie schreien um Rache auf gen Himmel! Ihr seid nicht würdig Euch solchen Werks von Meisterhand zu freuen; so sinke denn in Dein Nichts zurück, du Schöpfung von Johannes Hand.« Und mit starrem Entsetzen sah man den blinden Greis eingreifen in die gewaltigen Fugen des Räderwerks, und ein einziges dünnes Drähtlein riß er entzwei, da hoben alle Hämmer aus, plötzlich ertönte das Glockenspiel, die Räder summten, die Ketten klirrten, die hölzernen Figuren klapperten in heftiger Bewegung, der Thierkreis flog in rasendem Schwunge um das Sternenmeer, Sonne und Mond drehten sich in schwindelnder Eile und bald war das Ganze ein tolles rasendes Wirrniß, bei dessen Anblick sich Jedem die Haare zu Berge sträubten; schneller und schneller flogen die Räder, das Lied des Glockenspieles ward ein Chaos von Tönen und jetzt plötzlich krachte ein furchtbarer Schlag durch die Kirche, und weithin schleuderte das berstende Werk Glocken und Hämmer, Verzierungen und Räder auf die erstarrte Menge.

»Mein Kind!« schrie der Bürgermeister halb wahnsinnig, und preßte die sterbende Emma an die Brust, der eine fallende Glocke das Haupt zerschmettert hatte.

»Mein Vater!« jammerte Anna auf dem Chor und hielt den scheidenden Meister mit liebenden Armen umfaßt.

»Mein Johannes!« stöhnte Frau Ella, einen langen Kuß auf seine kalte Stirne drückend, »hört Ihr's, nun wird's still in meinem Werk, es ist abgelaufen und keines Menschen Hand wird diese Töne wieder wecken, sie gehen schlafen mit dem Meister. O ich danke Dir mein Herr und Gott« seufzte er sterbend, das Haupt an Annens Brust schmiegend, »daß Du mich bettest in den Arm der Meinen zum letzten Schlafe, durch Nacht zum Licht hinüber!«

Er war nicht mehr, Fieber und Jammer hatten den überspannten Lebensfaden zerrissen.

Ohne Thränen sanken die Frauen auf seine Leiche, und erst nach Monden fanden sie Trost im Blicke nach jenseits.

Die wüthenden Bürger schleiften noch in derselben Nacht die Häuser des Trauensheim und seiner Helfershelfer, er selbst war verschwunden mit der Leiche seiner Tochter. Nach Jahren erst kam ein blinder Bettler, um die Wohlthat des Hospitals als Danziger Bürger anzusprechen, und ganz im Stillen gönnte man ihm den traurigen Genuß – es war Trauensheim, den die rächende Hand des Herrn getroffen. In der stillen Wohnung Dürringers aber sah Frau Ella oft des Nachts mit Entsetzen die Gestalt ihres Gatten im Lehnstuhl sitzen, die Hand auf dem Himmelsglobus liegend, wie in jener verhängnißvollen Stunde seines Traumes, und gemartert von diesem Bilde ihrer Phantasie verließ sie mit Kindern und Enkeln das väterliche Haus.

Und dieß, mein lieber Leser, ist das unheimliche Gebäude, das noch auf diese Stunde, 1828, unbewohnt zu schauen ist, in Mitte der Langgasse zu Danzig, und noch findest du allda die berühmte astronomische Uhr, die bis jetzt noch keine Meisterhand wieder zur alten Thätigkeit erwecken konnte, so viele tüchtige Männer sich auch daran versucht, und noch heutigen Tages siehst du den unterirdischen Gang, der von den Schloßkellern aus bis unter die Riesenuhr führt, hörst den Namen des Meisters mit Ehrfurcht nennen, und schauderst bei der Kunde seines dunklen Geschickes, und dem Rückblick in die Nacht der Barbarei – die solche Thaten in ihrem Schooße barg.

*


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