Hugo Ball
Ein geistlich Liederbuch für Emmy
Hugo Ball

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Ich bitt Dich, oberste Kraft,
Daß Du mir gibst gute Wirtschaft.
Deine Engel empfangen Dich mit
Dem Munde
So empfange ich Dich aus Deines
Erbarmens heiligem Grunde.
Deine Engel empfangen Dich als
Das lebendige Brot.
So empfange ich Dich gegen
Ewigen Tod.
Für den Tod empfange ich Dich.
Herr, also verwandle Du mich.
Den mir der Priester hat gegeben,
Der ist das ewige Leben.
Nun freue dich, Seele und Leib,
Daß Dir Gott so nahe bleib.

(12. Jhd.)

 

Nun rufen wir Marien an.
Ave Maria!
Als ihr der Gruß vom Himmel kam
Bitt Gott für uns, Maria!
Nun rufen wir Marien an.
Ave Maria!
Als ihr der Gruß vom Himmel kam
Bitt Gott für uns, Maria!

(Anfang eines Liedes aus dem 15. Jhd.)

 

        Wie überleuchtend der Meerstern glänzet
Im Himmel,
Der das Licht allen Sternen und Menschen
Und Geistern so schön würdiglich geboren hat!
Dich, Königin der Himmel, dies demütig
Volk mit andächtigem Herzen lobet.
Mit Singen in Freuden Dich mit allein Engeln
Über die Himmel aufführet.
Dich Jungfrau singen alle Prophetenbücher,
Der Chor jubiliert aller Priester, die Apostel
Und Christi Märtyrer Dich loben.
Dir alles Volk fleißig nachfolget, Mann und
Frauen, Himmelsfürsten in keuscher Liebe
Sich gesellen.
Darum die christliche Kirche von Herzen
Mit Lobgesang allzeit, Dich ehret.
Dir offenbart sich fleißiglich ihre groß'
Andacht, ihr demütig Beten und Rufen,
O Herrin:
Daß Du ihr Hilfe beweisest bei Christo,
Unserem Herrn, in Zeit und in
Allen Nöten. Amen.

(Notker Balbulus, gest. 912)

 

            Erlöser Du der Völker, komm,
Und zeige uns der Jungfrau Frucht.
Die ganze Welt verwundre sich:
Ein solcher Ursprung ziemet Gott.

Nicht aus dem Samen von dem Mann
Nein, durch geheimnisvollen Hauch
Ist fleischgeworden Gottes Wort
Und ist des Leibes Frucht erblüht.

Es schwillet auf der Jungfrau Leib
Das Tor der Keuschheit bleibt versperrt.
Der Tugend Fahne blinkt hervor,
In seinem Tempel wohnet Gott.

(Hl. Ambrosius, 4. Jhd.)

 

              Frau Du aller Freude, ich lobe an Dir,
Daß Du den Gott gebarst,
Dess' Tochter und dess' Mutter Du
Mit ganzer Keuschheit warst.
So daß Dir gar nicht schwer,
Was aller Bürde Überlast:
Den dort der Himmel nicht begreift
Und hier das Erdgerüste,
Der wollte Dein Gefangener sein
Mit freiem Mutgelüste.
Heil den engen Brüsten,
Darin sich barg der hohe Gast!
Dess' Allmacht ist ob aller Riesen übergroß,
In Dein Herze er sich beschloß.
Menschlich ward befanden,
Der war im Himmel samenhaft in seiner
Gottheit Stunden.
Sein Wort bei Dir zu Fleisch ward:
Durch des Geistes Zunder.
Fraue, dieses Wunder
Besiegt den Lobpreis fast.

(Konrad von Würzburg, 13. Jhd.)

 

            Maria Fraue, sei gegrüßt
Dein reiner Leib ist gesüßt.
Wie der Ölbaum du fruchtig bist,
Göttlicher Saft von Dir ist,
Daß Wucher unsere Speis' bekommen
Und aller Hunger von uns genommen.

Sei gegrüßt, Du Magd und würdiger Nam'
Du klares Licht der wahren Scham
Und bitt Dein Kind um unser Heil
Gib mir Deiner Gnade Teil.

Sei gegrüßt, Du Taube rechter Güt'
Sanft durchdringe mein Gemüt.
Gib mir von Federn ein Ringelkleid
Damit ich zu fliegen werde bereit,
Weg von der Unstatt dieser Mißwende,
Dahin, wo Ruhe ist, ohn' Ende.

Sei gegrüßt, Du Magd sondergleichen!
Hoher Trost, uns nicht entweiche.
Behalte unter Deinen Armen
Mich Waisen und viel Armen.
Denn nächst Gott vor allen Dingen
Gilt Dir allein mein Singen.

Sei gegrüßt, Magd hochgeboren,
Gewachsene Blum' auf dem Dorn.
Gewähr mir, Mutter, wess' ich begehr
Steh auf und eile zu mir her.
Reich Deine Hand zum Steuer mir.
Zieh und bringe mich auf zu Dir.

Sei gegrüßt, Magd, Dir lobsingen
Zier und Schönheit aller Dinge.

(15. Jhd.)

 

        Es ist geboren ein Kindelein
Nun singen wir frofro!
Frofro, frofro !
Von einer reinen schönen Jungfrau geboren hoch
Frofro, über alle Freud auf Erd!
Leid verwehrt!
Fröhlich singen wir frofro!

Es scheinet in dein Krippelein
Und alle Ding sind sein.
Eja, eja!
Uns wird vergeben, gegeben das Leben
Dort ewiglich.
Eja, eja, fröhlich loben wir
Mit Begier
In dieser Zeit das Kindelein!

Nun eilen wir dem Kindlein zu,
Ja, das die Jungfrau trug.
Fröhlich, fröhlich
An Scherzen, an Schmerzen, selig,
Heilig ihr werter Leib.
Fröhlich über alle Frauen auf Erd',
Jungfrau wert!
Daß wir Dich loben ewiglich.

Nun rufen wir das Kindlein an
Und dienen ihm gar schön
Gar schön, gar schön!
Schön miltiglich wird gegeben von ihm der Lohn.
Gar schön über Gottes Gut auf Erd
Jesu wert
Verleih uns dort die ewige Kron!

O Jesu, Kind, verlaß uns nicht
All Sünd uns hie vergib.
Vergib, vergib!
Uns Armen, Verdorbnen, Gefangnen, Umhangnen
Mit, Stricken viel
Vielviel, viel Mängeln auf Erd,
Jesu wert,
Verleih des Endes ein selig Ziel!

Dann loben wir Dich ewiglich
Bei Dir in Deinem Reich.
Jesu, Jesu!
O Jesu Christe, gib Gehör und zu Dir kehr,
Jesu, Jesu Christe, uns Gewähr!
Du bist Der,
Der uns behält dort ewiglich.

Drum singen wir Dir Lob und Ehr
Der Du bist kommen her
Herher, herher!
Von oben gezogen in Leiden. Freud meiden
Auf dieser Erd.
Herher durch die Himmel auf die Erd,
Milder Herr!
Dess singen wir Dir Lob und Ehr.

(15. Jhd.)

 

        In Mitten unsres Lebens Zeit
Vom Tod sind wir umfangen.
Wen suchen wir, der uns Hilfe gibt,
Von dem wir Huld erlangen,
Als Dich, Herr, alleine,
Der um Unsere Missetat
Uns rechtlich zürnen tust.
Heiliger Herre Gott
Heiliger starker Gott
Heiliger und barmherziger Heilmacher Gott
Laß uns brechen des bittern Todes Not.

(Notker Balbulus)

 

        Was man von Kreaturen alles sagt,
Nie war eine so schöne, so wonnigliche Magd.
Sie erleuchtet alle Herzen und überschönet alles,
Was da ist.
Das wußte Gabriel viel wohl.
Er sprach zu derselben Magd:
Ave, Du bist der Gnade voll,
D sollst sein Gottes Mutter,
Dazu hat Dich erwählt der heilige Christ.

Man lobet Rosen, Lilien in dem Maien:
Dich loben beide, Priester und Laien.
Niemand voll loben kann die Süße,
Die der Sonne leuchtet vor.
Sie ist des Paradieses Tor.
Hilf, reine Magd, daß wir die Sünde büßen!

(Reimar von Zweter, 13. Jhd.)

 

      Ich seh den Morgenstern
Mit seinem lichten Schein,
Die schöne Morgenröte
Aufdringen lustiglich.

Mein Herz ist da erfreuet
Die Vöglein in dem Hag;
Ich weiß nicht, wie ich's meine.
Ihr Lob, das nimmt nicht ab.

Die Nacht will sie verdrängen
Der Tag nach ihr hin weist.
Ich mein die Königinne
Die in dem Himmel gleißt.

Brich her durch alle Wolken
Und über alle Erd
Und über alle Völker
Und wer Deins Glanz begehrt.

Leucht her über alles Golde
Und über alles Gestein
Daß Dir der Tag nachfolge
Der allen Freude leiht.

Leucht her, Du Freudenreiche,
Ob aller Kreatur.
Da niemand je Dir gleichet
Du Spiegel und Figur!

Schein her über alle Berge
Schein ab in Tales Grund
Und tu Dich nicht verbergen
Und mach die Früchte gesund!

Nun schein von oben here,
Dring durch die Himmel ab.
Mein Seel Dein sehr begehret
Ohn' Dich nicht leben mag.

Nun scheine her mit Gnaden
Die Nebelflut vertreib
Aus Dir ist ja geboren
Die Sonne der Gerechtigkeit.

 

        Gott schwebet hoch mit Seraphim
Bei ihm wohnt eine Kaiserin
Ave, im Glanz.
Kein Fehl hast Du besessen
Ave, Du bist der Engel Hort
Jesaias gülden heller Port
Verschlossen ganz
Gott hat Dein nie vergessen.
Ave, Du bist der Dreiheit Vase
Aus spiegelndem Glase
Eh Gott erschuf Kräuter und Gras
Ave, in Gott verflossen wars
Du nach Jesaias.
Dein Lob kann niemand messen.

Ave, Du Welten Königin,
Dir wohnt die reihe Gottheit inn'.
Sohn, Vater, Geist
Haben Dich gänzlich umfangen.
Ave, Du hast den Fluch zerstört,
Da Adam und Eva hatte betört
Der Teufel zumeist
Im Gebilde der Schlange.
Dawider braucht die Trinität
Deinen höchsten Rat.
Gott Herr aus seiner Majestät
Ein Wort in Dir gebildet hat:
In Einer Art
Sind Drei aus Dir gegangen.

Ave, Du bist der Welt ein Schrein
In ihrer Flucht vor Höllenpein.
Du bist ein Trost
Der Christheit insgemein.
Ave, Du bist viel hoch geehrt
In rechter Barmung wohl belehrt.
Du Gottes Palast
Voll Lichtern und Glast.
Ave, Du bist ein Reis am Stamme
Der Trinität, und eine Flamme
Darein sprengt Gott göttlichen Samen.
Ave, aus Deiner Keuschheit zahm
Gott zu sieh nahm
Die klarste Blüte so rein.

Ave, Du bist der Sonne Schein.
Ave, Du bist das Kindelein
Von Abraham
Gott aufgeopfert so schön.
Ave, Dein Lob sich stets vermehrt
Die Trinität gar hoch gelehrt.
Du Gottes Amme
Des höchsten Königs wert.
Ave, Du bist, die uns ernährt
Aus Helle verklärt
Ave, nun hilf uns zu Dir und zum Sohne
Ave, zu Deiner Engel Schar,
Die schwebet wunderbar
Um Deines Kindes Throne.

(14. Jhd.)

 

        Schwarze Madonna, du bist sehr schön.
So sah ich dich auf dem Sockel stehn.
Du bist ganz schön, ganz süß und lind.
Eine goldene Krone trägt dein Kind.

Du bist so schön, daß vor dir nichtig werden
Alle Bilder und Blumen und Künste der Erden.
Du bist ganz schön ... Du hast alles vollendet.
Alles Leid hast du in Liebe gewendet.

Du hast alle Finsternis von uns genommen.
Alle Tränen-Meere sind vor dir erglommen.
Du hast ja die Schwerter im Herzen getragen,
Und alles Leben sahst du versagen...

Du bist ganz schön ... Oh, du bist die Erfüllung,
Alles Unsäglichen tröstliche Stillung.
Du hast alles leicht gemacht und erhoben,
Alle Furcht in den göttlichen Schein gewoben.

Du bist so schön, weil du lächeln konntest,
Weil du die Fruchtbarkeit übersonntest.
Weil du dein Kind noch einmal beglücktest.
Als du dich über den Leichnam bücktest.

Du bist ganz schön, o du Mutter der Qualen.
Wie bist du dunkel von Liebesmalen!
Wie bist du bewundert in scheuen Träumen.
Die dich ganz hell und zart umsäumen! ...


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