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Zweite Handlung

I

Die Schmiede des Meister Schlacke. Jan Rotleer, der Geselle, arbeitet, und Peter Mülder sieht ihm zu.

Jan: Es war bei Gott nicht meine Schuld, daß Euer Hammer heut erst fertig wird. Der Meister sagte mir, er wolle Euch erst selber sprechen, noch niemals habe einer solchen wunderlichen Hammer zu dem Holzanschlagen hier gebraucht, das sei ja eher eine Streitaxt als ein Hammer.

Peter: Es ist ein eigensinn'ger Mann; wenn ich nun meine Bäume, um sie recht zu unterscheiden, anders will anschlagen? Ihr habt doch rechten guten Stahl genommen?

Jan: Vom besten in der ganzen Welt, er kommt aus Steiermark, aus Kaisers Ländern.

Peter: Brav, Jan, Ihr solltet Meister werden, es ist ein gut Stück Arbeit. Jetzt geht's ans Schleifen. (Sie schleifen.)

Jan: Meister? Ich wär' es längst, doch muß ich dann von hier fortziehn, denn hier ist keine Schmiede frei.

Peter: In aller Welt wird Brot gebacken.

Jan: Hier schmeckt's mir besser.

Peter: Warum denn, Jan? – Ei, sieh doch auf dein Schleifen!

Jan: Das kann ich Euch nicht sagen.

Peter: Das Sagen hast du ja umsonst.

Jan: Wenn Ihr so denkt so will ich's sagen. Ihr habt doch eine Schwester?

Peter: Soviel ich weiß, ist Judith meine einz'ge Schwester.

Jan: Nun, unter uns gesagt, nimmt sie mich nicht, so schmeiß ich mich noch heute in den Rhein.

Peter: Schleift nicht so arg, die Funken brennen mir die Augen aus. – Hör, Jan, weiß sie denn schon, daß du ihr gut bist? Der Rhein wird doch bis morgen noch nicht ausgetrunken.

Jan: Wenn sie es noch nicht merkt, so ist sie dumm im Kopf, dumm wie ein Ochs. Ich mach ihr alle Morgen Feuer an, ich stell ihr einen Eimer Wasser vor die Tür und Sonntags einen Blumenstrauß daneben. Dann sagt sie wohl, das tun die Wichtelmänner, doch lacht sie mich dabei so freundlich an, sie weiß es wohl, daß ich es bin gewesen. Auch seht, hier hab ich neulich auf dem Amboß, seht, ein Herz von Glas gefunden, in Blei gefaßt, und drinnen steht geschrieben: Glück und Glas, wie bald bricht das!

Peter: Wenn's so geschrieben steht, so mag wohl zwischen Euch was sein. Ich will heut mit der Schwester reden.

Jan: Das gibt Euch Gott ein. Der Hammer soll nichts kosten, aus Lieb' zu Eurer Schwester hab ich dreifach drauf geschlagen; kein Hammer auf der ganzen Welt ist je so gut geschmiedet worden. Wann bringt Ihr mir die Antwort?

Peter: Geht nur auf Eure Kammer, will die Schwester rufen, nehmt das Gesangbuch, so vergeht die Zeit Euch schneller, weiß nicht, ob alles sich so rasch zum Ziele legt.

Jan: Wie ich Euch sage, geht es gut, so soll der Hammer Euch nichts kosten. (ab.)

II

Peter: Den Hammer, ganz wie ich im Traume ihn sah, um die Staketen, um die Köpfe einzuschlagen, ich trage ihn in meiner Hand: es ist gewiß derselbe Hammer. Nun fehlen mir noch zwei Gesellen, die ich im Traume bei mir sah und die ich nicht erkennen konnte, vielleicht war dies der eine, vielleicht kommt da der andre; bis heute sah ich alle Menschen drauf vergebens an, doch heut muß alles sich zusammenfinden. ( Meister Schlacke kommt im Sonntagstaat.)

Schlacke: Grüß dich Gott, mein stiller Peter, dich sieht man nirgends, seit die Spanier hier. Ja meiner Seel', man muß ein gutes, hartes Herz im Leibe haben, mit den Kerln zu Bier zu gehen, tagtäglich Händel. Heut fehlte doch kein Haar, so schlug ich einen tot. Er neckte mich, ich tat, als hört' ich's nicht, doch endlich kocht es über, da schlag ich auf den Tisch mit meiner Faust, daß der in tausend Stück zerspringt. Da läuft der Kerl zur Tür hinaus. Ich sag es tausendmal, wenn nur ein hundert Leute so wie ich gesinnt, wir schlügen alle Spanier aus der Stadt.

Peter: Ihr seid's, Ihr seid's gewiß – Euch muß ich recht die Hände drücken, Ihr kommt mir recht entgegen!

Schlacke: Was wollt Ihr? Habt Ihr Schlägerei mit einem? Ich lasse Euch nicht stecken, Ihr seid ein sanfter, stiller Mann; wie kommt denn Ihr dazu? Ihr geht ja hundert Schritt weit jedem aus dem Wege.

Peter: Ich hab's so in mir, bis es reif. Ihr seid doch ganz verschwiegen? Seht meinen Hammer, wer mich verrät, den schlag ich tot, doch Ihr seid mein Gehilfe, ich hör es ja, wie Ihr die Spanier haßt.

Schlacke: Mein guter Peter, was steckt Euch in dem Hirne? So hat der Jan Euch doch zulieb den närr'schen Hammer an dem lieben Sonntag ausgeschmiedet?

Peter: Ich will in dieser Nacht die Stadt von allen Spaniern reinigen. Seit einem Jahre arbeit ich daran. Ein Bollwerk hab ich heimlich, als das Wasser hoch, durchschnitten, den Graben ausgefüllt, dann hab ich so hinterlistig schlecht geschanzt, daß es noch übler aussieht. Die Staatischen sind diese Nacht vor unserm Tor, ich zeige ihnen dort den Weg, doch in der Stadt da brauch ich noch zwei andre, die durch den Klosterweg und durch die lange Gasse einen Teil wegführen, daß sich die Spanier nirgend sammeln können. Nicht wahr, Ihr seid dabei!

Schlacke: Ich mein, Ihr raset, der Angstschweiß bricht mir aus, daß Ihr von Sinnen, es hat doch keiner uns behorcht. Macht Euch doch keine solche Grillen, Peter, Ihr seid schwermütig worden, weil Euer Suschen mit dem Lozan lebt.

Peter: Das ist nicht wahr, Ihr seid ein Lügner, seid der rechte nicht, von dem ich träumte; doch sag ich Euch, Ihr schweigt von allem, was Ihr hörtet.

Schlacke: Mag keine Händel mit Euch haben, ich hab als Freund gewarnt, daß Ihr Euch solches Zeug nicht in den Kopf setzt, was wohl gut, die Spanier zu ärgern, was aber nimmermehr geschehen kann. Nun, bleibt mein Freund!

Peter: Woher denn Eure Freundschaft? Um Euer Freund zu sein, da müßtet Ihr heut anders sprechen.

Schlacke: Hört nur, ich wollt's Euch eben sagen, ich möchte Judith, Eure Schwester, freien. Ich glaub, sie ist mir gut: seid Ihr mein Werber, werdet bald mein lieber Schwager und vergeßt die Spanier. Ihr seid kein Mann zu solchem Unternehmen.

Peter: Die Spanier vergessen? Wollt Ihr mein Schwager werden, müßt Ihr helfen, wenn wir dreinschlagen.

Schlacke: Ei gern, von Herzen gern, ich denk mir oft mit rechter Lust, wie ich dem einen auf dem Amboß seinen Kopf umschmiede, dem anderen die lange Nase mit der Zange kneipe, doch mit dem Bollwerk laßt den Spaß, das geht nicht. Nun, vergeßt nicht meine Bitte, und wenn ich heute von dem Biere komme, so braucht die Schwester nur ein rotes Band durchs Fenster einzuklemmen, so heißt das Ja, ein blaues Band, das heiße Nein, wenn keins zu sehen, das heiße Nichts, daß sie sich noch nicht hat erklärt. Ja, warum kam ich doch zurück? Recht! Wollt' meinen span'schen Rohrstock holen, da habe ich mehr Ansehn bei den Spaniern. Lebt wohl! (Mit dem Stocke ab.)

III

Peter: Eh ich dir meine Schwester gebe, mag sie einen Spanier nehmen.

Jan (sieht herein): Eine feste Burg ist unser Gott, hab ich schon dreimal gesungen; habt Ihr gesprochen?

Peter: Ja, lieber Jan!

Jan: Wie steht es? Soll ich in den Rhein? Macht's kurz!

Peter: Bewahr' der Himmel! Was hat sie vom Ersaufen, Ihr sollt in dieser Nacht ...

Jan: In dieser Nacht?

Peter: Ja, diese Nacht sollt Ihr mir beistehn, alle Spanier fortzuschicken nach Hause oder in die Ewigkeit, das gute Wesel hat sie lang genug gefüttert. Die Sache ist in Ordnung, nachher will ich den Handel Euch erzählen, jetzt sagt mir nur, ob Ihr bereit seid, Euer Leben dranzusetzen. Wenn's nicht gerät, so werden wir gerädert.

Jan: Gerädert? – Wir können schwören, daß wir einander um das Leben bringen, wenn's nicht gerät, denn rädern ist ein Schimpf.

Peter: Recht so, Ihr seid mein Schwager.

Jan: Glück zu! Geht's gleich los? Seht, da hab ich einen schönen Degen, den soll der Lozan haben, nun hat er sich den eignen Tod bei mir bestellt.

Peter: Stell ihn beiseite, da kommt ein Fremder. Nicht doch, es ist mein Bruder Dierecke, der Gelehrte.

IV

Dierecke Mülder: Guten Tag, Peter! Ei, lebst du noch? ich dachte, daß du längst gestorben.

Peter: Wer weiß, wie lang es dauert, ich wollte Abschied von dir nehmen, wer weiß, was mir in dieser Nacht begegnen kann, da wollt' ich dir noch allerlei vertrauen.

Dierecke: Hast böse Ahnung? So ging's dem Brutus auch.

Peter: Wer war der Brutus, war's ein hiesiger?

Dierecke: Ein alter Römer, der hat den Cäsar umgebracht, den Cäsar, der seinem eignen Volk die Freiheit nahm.

Peter: Ein guter Mann! Nun, Bruder, sieh mich an, ich bin ein zweiter Brutus, ich schlag die Spanier tot, die uns hier die Freiheit nehmen.

Dierecke: Die Spanier? hab auch davon gehört, daß sie so viel gelehrte Bücher aus Mutwillen verderben. Ich möcht' dabei sein, Bruder, wenn sie tot geschlagen werden, ich habe nie so was gesehn und viel davon gelesen. Tu mir die einz'ge Liebe, nimm mich mit, hab alle Schlachten aller Zeiten jetzt in einem Buch beschrieben, und nimmer eine selbst gesehen, ich brauch so was zum Schluß des Werkes.

Peter: Recht gern, wenn du dazu berufen bist; doch sieh, du hast die Feder nur geführt, wie wird dir's mit dem Degen gehn?

Dierecke: Sei du nur ruhig, kein Unglück hab ich je an meinem Leib gehabt und keine Krankheit; nun quält mich aber Tag und Nacht die Lust, eine Schlacht zu sehn, ich kann es nicht begreifen, warum Horatius davongelaufen und seine Waffen weggeworfen hat. Ich bitt dich, Bruder.

Jan: Laßt ihn doch mitgehn, es wird mein lieber Schwager auch wie Ihr, und eh er wird gefangen, schwör ich auch, ich schlag ihn tot.

Peter: Es soll nicht anders sein; nun meinetwegen, so seid ihr jene beiden, die im Traume mir erschienen sind. So laßt uns hier zusammen schwören. Da liegt die Bibel. Schwört mir, in allem treu zu folgen, wie ich's befehle.

Jan: Mein lieber Peter, wir müssen doch erst wissen, was Ihr uns befehlt, ob Ihr's auch richtig überdacht.

Dierecke: Er ungelehrter Schmiedeknecht meint wohl, so etwas sei im Augenblick zu überdenken, so sind die Gymnasiasten auch, die meinen schon den Livius besser zu verstehen als der Lehrer. Mein guter Jan, Zeit – Zeit, die ist zu allem nötig, drei Jahre hatt' ich nötig, bis ich die Kriege Hannibals begriffen.

Jan: Ihr seid ein hochgelehrter Mann und Doktor, Ihr müßt das wissen, ich schwöre Euch Gehorsam, Peter Mülder.

Dierecke: Recht so, ich schwör es auch.

Jan: Und was das Rädern nun betrifft –

Peter: So schwören wir, daß einer soll den andern um das Leben bringen, eh wir den Spaniern in die Hände wollen fallen. – Das wär nun gut. – Jetzt, lieber Jan, bring uns den Henkelkrug mit Bier, wir müssen heut als treue Brüder noch eins trinken.

Jan: (bringt den Krug): Auf Eurer Schwester Wohl!

Peter: Auf du und du und treue Brüderschaft!

Dierecke: Auf gute Brüderschaft! Am Kruge steht ein guter Spruch: der alte Gott lebt noch.

Peter: Der alte Gott soll leben, der uns die reine Lehre seines Evangeliums durch Martin Luther hat verkündet, der uns die ganze Welt zum Eigentum gegeben und nimmermehr verboten hat, daß wir nach Holland kein Getreide und kein Holz verschiffen sollen!

Dierecke: Recht, Bruder, das steht nicht in der Bibel, Christus ist für alle gestorben.

Peter: Nun, lieben Brüder in Christo, wir gehen zu verschiednen Zeiten aus verschiednen Toren: du, Jan, zuerst, damit der Meister dich nicht sieht, durchs Fischtor; du, Dierecke, eine Stunde später durch das Klostertor; ich geh zuletzt durchs Deichtor. Ein jeder horcht so im Vorübergehen, ob etwas sei verraten, die Waffen könnt ihr unterm Mantel wohl verstecken. Kennt ihr den Weidenbusch, nicht weit vom neuen Bollwerk?

Dierecke: Als Kind hab ich da oft gespielt.

Jan: Ich auch.

Peter: Da treffen wir zusammen bei der hohlen ausgebrannten Weide, und wenn euch jemand sieht, so tut, als ob ihr Ruten schneidet zu dem Flechten. Lebt wohl, da sehn wir uns!

Jan: und Dierecke: Auf Wiedersehn! (ab.)

Peter: Ich kann's nicht lassen, ich muß Susanna einmal noch besuchen, muß Abschied von ihr nehmen. Da kommt die Schwester!

V

Judith: Bist du es, Bruder?

Peter: Du dachtest wohl, den Jan zu finden?

Judith: Er sollt' mir Feuer in der Küche machen.

Peter: Was gibst du ihm dafür?

Judith: Das ist sein guter Wille.

Peter: Ein armer Mensch muß von der Hände Arbeit leben, gib deine Hand dafür, heirate ihn, er will dich nehmen.

Judith: Ich habe nichts dagegen, wenn du es meinst, er kann sein Brot verdienen.

Peter: Nun, morgen kann die Hochzeit sein.

Judith: Der dumme Kerl, der Jan, hätt's mir wohl selber sagen können. (ab.)

VI

Susannas Zimmer in Reinharts Hause.

Susanna (rollt den Teig): Wär' ich der liebe Gott, ich hielt' mir eine große Rolle und führ' so einmal über Spanien hin, da müßte sich der Hochmut einmal legen, da wagt' es keiner mehr, den Kopf so hoch zu tragen, und alle Welt befänd' sich wohl. (Es klopft) Wer da?

Peter: Peter Mülder. (Tritt ein.)

Susanna Herein! Daß Euch der Lozan nur nicht findet, er kommt heut abend wieder, er kommt vielleicht recht bald.

Peter: Du sagst mir keinen guten Abend, Susanna? und niemals hatt' ich deinen Wunsch so nötig.

Susanna Du bist wohl traurig. Es ging dir schlecht heut morgen, kaum hielt ich mich, als er dich so zur Türe warf, ich hätt' ihm in die Haare fallen mögen.

Peter: Ohn' Gottes Willen fällt kein Haar vom Haupte. (Es klopft.)

Susanna Versteck dich in dem Schrank, vielleicht ist es der Lozan. (Er springt in den Schrank.) Herein!

VII

Diego (kommt): Hört, Engelskind, habt Ihr den Lozan nicht gesehn? – ich muß ihn sprechen.

Susanna Was gibt's? Ich will's ihm sagen, wenn er kommt.

Diego Ja, sagt's ihm gleich. Im grünen Keller hat der Schmied, der Schlacke sich gerühmt, in dieser Nacht würd' fremdes Volk die Stadt besetzen, da hole uns der Teufel. Da haben ihn zwei Reiter zu der Red' gestellt, da hat der Kerl sich ausgelassen, ein Paar wie sie, die nehm' er schon auf sich. Das haben sie nicht leiden wollen, er aber hat sie beide gleich so lahm geschlagen, daß ein Kam'rad aus Bosheit ihn erstochen hat. Nun fehlet uns ein Waffenschmied, es war der beste hier im Ort.

Susanna Der arme Meister Schlacke.

Diego Die armen, lahmgeschlagenen Soldaten, sage ich, ich glaub noch nicht, daß sie am Leben bleiben. Guten Abend! ich werde fleißig patrouillieren, der tote Kerl, der hatte recht vielleicht. (ab.)

VIII

Peter: (kommt hervor): Du siehst, Susanna, es geht jetzt rasch mit allem Menschenleben, sonst ward an einem Missetäter wohl ein Jahr verhört, heut stechen sie die Leute ab wie's liebe Vieh. Nun, Herz, wirf deine Sorg' auf Gott und tu, was du nicht lassen kannst.

Susanna Bei dir bin ich ganz ruhig, du mischest dich in keine solche Händel, drum wärst du auch für unsre Wirtschaft gut, da muß so vieles nicht verstanden werden, was einem Gast im ersten Zorn entfährt.

Peter: Ich will's wohl überdenken, es hat ja Zeit. Nun leb recht wohl!

Susanna Wo willst du hin? Tritt heute in den Dienst; wie soll ich abends mit den Gästen fertig werden, da Lozan bei uns ißt?

Peter: Dem Lozan soll ich auch die Teller reichen?

Susanna Er leidet keinen andern Diener in dem Zimmer – als mich, so bist du frei von dieser Kränkung.

Peter: Leb wohl! Gute Nacht!

Susanna Du bist wohl eifersüchtig, armer Peter? Ich seh dir's an.

Peter: Der Lozan ist ein schöner Herr, ist viel mit dir allein, die Leute reden allerlei von euch.

Susanna Die Leute? Erschreck mich nicht, sie reden über mich? Was können sie denn sagen?

Peter: Ei nun, du weißt ja, wie du selbst gesprochen über Fabers Tochter, bei der alltäglich Galleron zu finden. Der Lozan rühmt sich deiner Liebe allerorten.

Susanna Hör, Peter, da muß er sterben, hilf mir, ich hasse ihn, wie ich noch niemand auf der Welt gehaßt, ich könnte ihn mit kaltem Blute morden. Er rühmt sich meiner Liebe? – der Lügner!

Peter: Du bist von Sinnen, ich wollte, daß ich dir noch nichts gesagt. Leb wohl!

Susanna Du darfst mich heute nicht verlassen, ich laß dich nicht. Ich tue mir ein Leids an, läßt du mich allein.

Peter: Du liebes Mädchen, jetzt muß ich fort, ich habe meinem Bruder noch versprochen, daß ich will kommen, doch später...

Susanna Sag mir die Stunde, dir tu ich alles zu Gefallen, der Welt zum Trotz, weil sie mich böslich hat verleumdet; bei Gott, ich bin unschuldig. Wann kommst du? Ich will's dir zeigen, daß du mir lieber bist als alle Welt.

Peter: Nach zwölfe kann ich erst abkommen.

Susanna So spät? Da darf's der Vater doch nicht wissen. Nimm diesen Schlüssel, er schließt das Haus. Nun weißt du doch, daß ich dich liebe, daß ich es ehrlich mit dir meine, – sei nur vergnügt!

Peter: Mir bricht das Herz in lauter Seligkeit: ach, liebes Kind, warum warst du nicht gestern mir so günstig, wer weiß, was heute stören kann. Der Lozan kommt zum Abendessen?

Susanna Ich ärgre ihn mit jedem Wort, ich will ihn häßlich nennen, wenn er böse wird, so weicht er um so eher.

Peter: Ei, mach ihn lieber zum Gefangenen; wird er unnütz, wirf ihm Schlingen um die Arme, nachdem du ihm recht zugetrunken.

Susanna Recht so, er soll noch sehn, wie wir uns lieben, wenn er nicht weichen will. Komm, küß mich! Was hast du da für einen großen Hammer?

Peter: Den brauche ich, die Stämme zu bezeichnen, die zum Fällen reif.

Susanna Wenn du mir mißtraust jetzt, nachdem ich dir das alles opfre, so bin ich reif zum Fällen.

Peter: Mit diesem Kuß sei aller Groll vergessen, den mir die bösen Leute angeschrien: du bist so rein, so weiß wie Linnen auf der Bleiche an des Sommers Ende. Wie selig werde ich die weißen Arme wiedersehen, wieder küssen und aller Ungewitter denken, die in der Prüfungszeit sind über dir hinweggegangen.

Susanna Ist das zum Spott?

Peter: Aus vollem Herzen sag ich's, mag es unverständig sein, du bist die schönste Myrtenkrone, und wenn ich mit dem Schlüssel öffne, dann haben wir nichts mehr zu sorgen, da schlafe ich im Grünen, in der Hoffnung leb ich schon.

Susanna Leb wohl! Der Teig muß fertig werden.

Peter: Es wird heut alles fertig. (ab.)

Susanna Die Bäume rauschen wieder so freundlich, sie winken in letzter Sonne, als wär' es sein Arm, aber die Kinder spotten wohl mein und singen von mir, ich aber will lieben aller Welt zum Trotz und will singen:

Ja winkt nur, ihr lauschenden Bäume,
Liebäugelt, ihr flimmernden Räume!
Ferne Lieder, Ihr spottet mein,
Fühle wieder,
Wie ich allein,
Es hebet und senket ein Wind
Die Zweige, die Schatten geschwind
Und leget die Wolken von Staub
Aufs grünende, glänzende Laub!

Es wird schon dunkel, die Tage nehmen rasch ab, die Mücken kommen vom Felde herein, ich muß die Fenster zumachen, es wird recht heiß werden! Bald ist es Nacht! Was hab ich versprochen und nicht bedacht!


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