Sagen aus Oberösterreich
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Die Teufelsmale auf dem Rehberg

Auf dem Rehberg bei Rohrbach steht eine Kapelle, zu der immer wieder – auch heute noch – die jugen Mädchen wandern, um dort Schutz vor dem Bösen zu erflehen, denn einmal schon hat dort ein junges, übermütiges Ding Rettung gefunden. Heute noch sehen sie alle schaudernd die Abdrücke eines Bocks- und eines Pferdefußes auf den steinernen Stufen vor der Türe.

Es war einst ein Mädchen, das gar zu gerne zum Tanz ging und lieber daheim die Arbeit Arbeit sein ließ. Und als es sich wieder einmal festlich schmückte, um dem Tanzvergnügen zu huldigen, und die Mutter zankte und schalt, da stampfte es unartig mit dem Fuße und rief in hellem Übermut:

»Und wenn ich mit dem Gottseibeiuns selber tanzen müßte, ich geh doch!« und damit ging die Dirn zum Tanz.

Als das schmucke Mädchen im Tanzsaal war, da kam just ein junger, schneidiger Jäger durch die Tür, geradeaus auf das Mägdlein zu, nahm es einfach in die Anne und schwang es im Tanze um, daß es lachte vor Vergnügen und Lust. Und der schöne Tänzer ließ es nicht los und tanzte den ganzen Abend mit ihm.

Einmal aber geschah es durch Zufall, daß das Dirndlein ihrem Tänzer auf die Füße schaute und plötzlich wurde es blaß wie Marmor: Hatte denn der schmucke Tänzer einen Pferdehuf? Das Mädchen packte das helle Entsetzen, es eilte aus dem Saale und davon und in seiner Sterbensangst lief es zu der nahen Kapelle auf dem Rehberg. Hinter der Dim drein aber rannte der Böse.

Die Todesangst gab dem Mädchen die Kraft, den Wettlauf zu gewinnen, es sank in der Kapelle hin vor dem bescheidenen Altar und schrie zum Allmächtigen um Hilfe. Knapp hinter ihm erreichte der Bocksbeinige den geweihten Ort, doch das Menschenkind war schon für ihn verloren. Es hatte den einzig richtigen Weg zu seiner Errettung gewählt. Der Böse mußte weichen; da stampfte er in seinem wilden Zorne auf, daß sich die Male seiner Füße für ewige Zeiten in den Stein gruben, ehe er sich in Rauch und Dunst auflöste.

Aus dem wilden Mädchen ist eine brave und ehrsame Bäuerin geworden.

 


 


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