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Osterwunder

Wieder wie zum ersten Male
ist die Erde jugendfrisch,
schmücken in kristallner Schale
Osterblumen unsern Tisch,
darf zum Leben auferstehen,
was wie tot in Banden lag,
und als festlichen begehen
seiner Freiheit ersten Tag.

Dünkt die Zukunft dir verloren,
des Verderbers Beutestück,
hast du doch wie neugeboren
heute noch dein Osterglück,
und du wirst es morgen haben
und auch künftig manche Frist,
wenn der letzte Schützengraben
überblüht von Primeln ist.

Denn das Wüste soll nicht siegen,
kurze Zeit nur strahlt die Macht.
Ungefährdet darfst du liegen
schlummernd in der Frühlingsnacht,
dir die Welt verbündet fühlen,
die sich schlummernd auch erneut
und nach tödlichem Erkühlen
ihrer Lebenswärme freut.

Glaube nicht den Unglücksboten,
nicht dem eigenen Verdacht!
Immer wieder sind die Toten
mit dem Morgenrot erwacht.
Immer wieder wird im Lenze
das Unsterbliche Gestalt,
kennt die Liebe keine Grenze,
macht die Sehnsucht nirgends Halt.

Wenn die Osterglocken tönen,
ist die Leidenszeit vorbei,
freust du wieder dich des Schönen
zuversichtlich, sorgenfrei,
ist uns Feiertag beschieden,
scheint die Menschheit gutgewillt,
und das Heimweh nach dem Frieden
wird am Ende doch gestillt.


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