Sidonia Hedwig Zäunemann
Das Ilmenauische Bergwerk
Sidonia Hedwig Zäunemann

Sidonia Hedwig Zäunemann

Das Ilmenauische Bergwerk, wie solches den 23sten und 30sten Jenner des 1737. Jahres befahren, und bey Gelegenheit des gewöhnlichen Berg-Festes mit poetischer Feder uf Bergmännisch entworfen wurde, von Sidonia Hedwig Zäunemannin aus Erfurt.

Den 5ten Merz 1737.
Erfurt, druckts Joh. Heinrich Nonne.

Dem
Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn
HERRN
Ernst August,
Herzogen zu Sachsen,
Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen,
Landgrafen in Thüringen, Markgrafen zu Meissen,
Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Mark und Ravensberg, Herrn zu Ravenstein,
Ihro Römis. Kayserl. Majest. würcklichen commendierenden General über die sämtliche Cavallerie, auch
Obristen über ein Regiment Cuiraßiers, und über ein Regiment Infanterie etc.

Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn.

Durchlauchtigster August!

So hoch Dein Purpur prangt;
So viel Du Ehr und Macht durch die Geburt erlangt;
So scharf Dein Angesicht und Auge Fürstlich strahlet;
So viel man Dir an Furcht, an Ehr und Liebe zahlet;
So groß ist auch die Huld und Großmuth, die Dich schmückt.
Wer Dich Durchlauchtigster! das erstemahl erblickt
Fällt meinen Worten bey, und muß mit mir bekennen,
Du seyst Trajan, August, ja Titus selbst zu nennen.
Was aber sag ich viel von Deinem hohen Geist.
Den Du durch Werk und Wort vor jedermann beweist?
Du bist ein kluger Fürst, und ein gelehrtes Wissen,
Hat Deine Fürsten-Brust ganz zu sich hingerissen.
Du kennst der Weisheit Schmuck, du schliessest mit Vernunft;
Siehst alles gründlich ein, und folgest nie der Zunft
Die sich an Thorheit labt, und falsche Gründe lehret.
Indem Dein Ohr nur das, was rein und gründlich, höret.
Du fragst, Du forscht und prüfst was der und die versteht,
Wie richtig jener denkt, wie weit der andre geht.
Du bist gelehrt und klug, und von besondern Gaben:
O! möchte doch die Welt viel solche Fürsten haben!
Es sieht Dein hoher Geist in tiefe Sachen ein,
Du lößest Wörter auf, die andern Rätzeln seyn.
Du sinnest selbst was aus, giebst Kennern aufzurathen;
Kurz: Deinen hohen Geist sieht man aus Deinen Thaten.
Da Du Dich nun o Held! in edlen Künsten übst,
Was Wunder, wenn Du auch gelehrte Männer liebst
Du rühmest ihren Fleiß, und weist sie hoch zu schäzen,
Wenn sie sich nur bemühn, was kluges aufzusezen.
Dieß weis die ganze Welt; ich muß es auch gestehn:
Ich habe dieses Glück auch oft von Dir gesehn.
Du hast ein Blat von mir sehr gnädig durchgelesen,
Ob ichs gleich nicht verdient, und auch nicht werth gewesen.
Durchlauchster! diese Gnad reizt jezt auch meine Kiel,
Daß ich mein Bergwerks-Stück, und neues Saitenspiel,
Auch wiederum vor Dir in tiefster Demuth bringe,
Und abermahls so frey vor Deinen Ohren singe.
Ich widme Dir hiermit dieß gegenwärtge Blat,
Obs gleich sehr wenig Kunst und Zierde in sich hat.
Jedoch den größten Schmuck durch Dich mein Held! erlanget,
Weil es Durchlauchtigster! mit Deinem Namen pranget.
Vergib der kühnen Hand, wenn sie nicht recht gethan.
Die Pflicht befahl es mir; die Ehrfurcht trieb mich an.
Du ließt mich ja zur Fahrt viel Glück und Gutes sagen,
Drum such ich, Dir den Dank vorjezo abzutragen.
In Unterthänigkeit reich ich Dir dieses Stück.
Mein Herzog! schencke ihm nur einen holden Blick,
Nim es so liebreich an, wie allezeit geschehen,
Und laß mich fernerhin Dein Anlitz gnädig sehen.


Mein Leser!

Wenn du dieses siehst, so wirst du freylich sehr erschrecken,
daß, wie ich selbst gestehen muß, nicht wenig Fehler drinne stecken.
Allein du wirst mir leicht verzeihen, weil dieß die erste Arbeit ist,
die man von Berg- und Bergwerks-Sachen von meiner Hand und Feder ließt.
Denn was am meisten Schuld daran, daß oft die Reinlichkeit verblieben,
ja daß ich öfters rauh und hart und nicht nach Dichter-Art geschrieben:
Das sind die Berg- und Bergmanns-Reden; Die machen mir die größte Müh.
Drum schließe ein vernünftig Urtheil von dieser meiner Poesie.

Glück auf! Glück auf! wer sucht mich, schon
So früh in meiner Ruh zu stöhren?
Glück auf! o Reizungs-voller Thon!
Was könt ich wohl vergnügters hören?
So recht! mein Wunsch trift ein; der klare Ilmen-Fluß
Gibt mir Gelegenheit zu sehen,
Wie weit die Wunder Gottes gehen;
Mein Vorsaz wird erfüllt. Es ist der Bergmanns – Gruß
Wie zärtlich hör ich ihn zu vielenmahlen klingen;
Wie reizend sucht er mir durchs Ohr ins Herz zu dringen.
Wie angenehm und süß kommt mir
Der ungewohnte Zuruf für!

Nur fort! wohin? vor Ilmenau!
Da wird dein Geist Vergnügen finden.
Vergnügen? ist die Luft nicht rauh?
Liegt nicht ein festes Eis in Gründen?
Bedecket nicht anjezt ein tief gefallner Schnee
Die grün- und finstern Tannen-Wälder,
Die sonst mit Klee geschmückten Felder,
Der Thöler buntes Kleid und auch der Berge Häh?
Man hört ja, wie mich dünkt, nicht eine Wald-Sirene;
Man hört im Gegentheil ein kläglichs Wild-Gethöne.
Es sieht’ ja alles dürr und grauß,
Todt, furchtsam und erstorben aus.

Doch nein! du hegest falschen Wahn,
Versuchs! du wirst dein Herz ergözen.
Komm! sieh das Berggebäude an,
Dieß wird dich schon in Freude sezen.
Schau dort den Hütten-Rauch, geh eiligst! komm herbey
Und sieh, was Menschen-Hände bauen,
Wodurch wir Gottes Seegen schauen.
Trit her! du findest hier die alte Güt und Treu.
Wohlan! so will ich nun nicht länger wiederstreben,
Hingegen sehr genau uf alles Achtung geben.
Ich fühl auch schon in meiner Brust
Ganz ungemeine Freud und Lust.

Was blickt dort vor ein Schein hervor?
Wen hör ich uf dem Zechhaus singen?
Hier will dem Herrn ein Bergmanns-Chor
Noch vor der Anfahrt Opfer bringen.
O tröstlicher Gesang! o schönes Sterbe-Lied!
Das Herz wird kräftiglich gerühret,
Und von dem Eitlen abgeführet,
Indem die Andachts-Gluth mich recht zum Himmel zieht.
Hier lerne ich die Welt und ihre Lust verachten,
Und meines Jesus Tod und meinen Tod betrachten.
Hier lern’ ich, wie man Gott verehrt,
Bevor man sich zur Arbeit kehrt.

Das Auge kan sich überalll
An Schächten * und an Tag-Gebäuden,
Bey manchem schönen Wasser-Fall,
Mit Lust und viel Vergnügen weiden.
Drum hält mich nichts zurück, ich steige frisch hinnauf.
Der steile Berg gleich einem Walle;
Hier laufen Stürzer auf der Halle,
Ein jeder grüßet mich, und ruft mir zu: Glück auf!
Wohin ich meinen Fuß auf dem Gebürge richte,
Daselbst vergnügt sich auch mein Geist und das Gesichte.
O was vor eine Freudigkeit
Erfüllt mein Herz zu dieser Zeit!

Was hat nicht dort die Kunst vollbracht!
Och seh das wasser von den Teichen
Uf Wilhelm Ernst dem tiefen Schacht,
Zum Künsten sanft und stille schleichen;
Bald lauft es schnell und stark. Dieß wallende Crystall,
Kan mir im Winter, wie im Grünen,
Zur lieblichsten Ergözung dienen;
Bald labt mich sein Gespräng und bald sein steiler Fall.
Die Räder bey der Kunst, das Kehr-Rad läßt mich sehen,
Wie alles ordentlich und richtig müsse gehen.
So wächst durch Anfahrt, Rad und Seil,
Des Bergwerks Wohlfahrt, Glück und Heil.

Durch eine Rösche spühr ich dort
Das Wasser im Gefluder laufen.
Es eilt zur Gottes-Gabe fort,
Das Bergwerk möchte sonst ersaufen.
Hier wird durch Seil und Rad, Erz, Schiefer und Gestein,
Nach Wunsch zu Tage ausgetrieben.
Dort müssen sich die Knappen üben,
Damit in steter Gluth die Schiefer-Häuser seyn
Man läufet ab und zu, ja gleichsam um die Wette,
Und machet mit Begier und größten Fleiß die Bette:
Worauf man denn die Erze rößt,
Und dadurch die Gewerken tröst.

Am Feld-Gestänge nehm ich wahr,
Wie richtig Künst und Kreuzer gehen.
Ich kan allhier noch ohn Gefahr
Des Berg-Inspectors Aussicht sehen.
Was klingt mir vor dem Ohr? Wer spielt auf diesem Berg?
Wer pfeift, und führt den Tact so schöne?
O! wie vergnügt mich dieß Gethöne!
Nun weiß ich, was hier spielt. Es feilt das Eisenwerk.
Ich höre noch darzu so manchen Gruß erschallen,
Dieß dringt durch Geist und Mark, mein Herz fängt anzuwallen.
Des Bergwerks Schönheit nimt mich ein,
Ich will / ich muß ein Bergmann seyn.

Ich kan die Regung meiner Brust
Ohnmöglich länger unterdrücken:
Ich muß zu meiner Herzens-Lust
Mich mit dem Bergmanns-Kleide schmücken.
Der Schacht-Hut ziert mich schon, nun bin ich ganz verkleidt!
Mein Gruben-Licht hat auch sein Feuer.
Kein unterirdisch Ungeheuer,
Noch Fahrt, Gefahr noch Müh sezt mich in Bangigkeit.
Schweigt stille! denn mein Geist wagt alles durchzugehen.
Schweigt! lasset mich im Berg’ die Weisheit Gottes sehen.
Glaubt, daß ich iezt so lustig bin,
Das macht, mir liegt die Fahrt im Sinn.

Man wendet zwar darwider ein:
Kein Weib soll Mannes-Kleider tragen:
(Wenn es gelegne Zeit wird seyn,
Will ich hierauf die Antwort sagen.)
Man wirft mir weiter vor: Dieß sey nicht mein Beruf.
Es sey von Gott der Weiber-Orden
Zum Haushalt nur erschaffen worden,
Man nimmt des Salomons sein Spruch-Buch zum Behuf.
Der König hat zwar recht; allein wer wills uns wehren,
Wenn wir darneben auch uns von dem Pöbel lehren.
Wer straft uns, wenn auch unser Geist
Ein Herz voll Muth und Feuer weist?

Wozu hat uns die höchste Kraft
Verstand und Muth uns Herz gegeben,
Als daß wir auch nach Wissenschaft,
Und edlen Werken sollen streben?
Wie manches Frauenbild macht Kiel und Blat bekant;
Wie manches ist durch Helden-Thaten
Ins Buch der Ewigkeit gerathen.
Spieß, Degen, Blat und Kiel schmückt auch die Weiber-Hand.
Weswegen soll denn nicht ein Frauenbild auf Erden
Durch Leder, Licht und Fahrt ein kühner Bergmann werden?
Auch diese That muß rühmlich seyn!
Glück auf! ich fahre freudig ein.

Zurück! Warum? O nein! mir macht
Die Seiger-Fahrt gar keinen Grauen.
Ich, und mein Führer haben acht,
Ich kan ganz wohl den Wechsel schauen.
Mir kommt die Seiger-Fahrt wie Jacobs Leiter für.
Hier seh ich, wie die Seraphinen
Den Fahrenden zum Schutze dienen.
O! wären sie nicht da, wie trostloß wären wir!
Es müßte unser Leib zerschmettern und zerbrechen;
So aber können wir die Worte frölich sprechen:
So wird mit Gott der Flöz erreicht.

Was zeigt siche hier vor ein Gebäu?
Wie künstlich baut man in die Erde?
Ihr Werck - Verständigen! sagt nur frey,
Ob oben so gebauet werde?
Das allergrößte Haus, der heerrlichste Palast
Wird warlich nicht so fest gegründet,
Als man den Berg gezimmert findet.
Hier trägt ein festes Holz die allerschwerste Last.
Venedig ist gestürzt und schwebet uf de Naßen.
Hat dort Semiramis uf Pfeilern bauen lassen;
O! so beschämt doch dieser Berg
Dieß beydes, Stadt und Gartenwerk.

Jezt spühr ich, wie die Wetter ziehn,
Ich fühle nun die untern Lüfte.
Mein Auge, wende dich dorthin,
Hier siehst du übersezte Klüfte.
Wie schön und rein und frisch, wie sanft, wie schnell und klar
Lauft dort das Wasser im Gerinne.
Belustget euch entzückte Sinne!
Gebt den Gedanken Raum! doch seht! was nehm ich wahr?
Man stürzet Karren aus: Man drecket Erz und Schiefer,
Hier sizt es sich gut auf. Doch fort! nur immer tiefer!
Fahrt an des Flözes ganzen Stoß
Und uf die Häuer munter loß.

Herzu! da geht das Schmeißwerk gut.
Wie edel sind alhier die Gänge!
Dort schrämt man mit vergnügten Muth,
Denn man erblicket Erz in Menge.
Des großen Physici sein Thränen-volles Buch,
Weiß uns auch Gänge, Gold und Eisen,
Gestein und Schiefer ufzuweisen.
So gab schon dazumahl die Grube Erz genug.
Man wußte nach der Kunst die Wasser abzuschüzen,
Man fuhr dem tiefsten nach, man blieb nicht oben sizen.
So bringt des Bergwerks Alterthum,
Dem Bergwerk nicht geringen Ruhm.

Es zeiget mir der alte Mann,
Die lang-geweßne Vaters-Treue,
Und alte Güte Gottes an.
Ja, jezt erblick ich sie ufs neue.
Geschicke, Anbruch, Flöz lehrt Gottes milde Hand,
Und seiner hohen Weisheit Stärke,
Und seiner Allmacht Wunderwerke.
Hier macht sich seine Huld und Liebe recht bekant.
O! solt ein Stoicus in diese Grube kommen,
Ich weiß, ihm würde bald sein falscher Wahn benommen.
Es würde mit Ergözen sehn,
Was hier die Allmacht läßt geschehn.

Als Gott schon bey sich fest gestellt,
Die Felder herrlich auszuzieren,
So ließ er auch der untern Welt
Die Fülle seiner Güte spüren.
Gibt uns das Erd-Gebäu Feld, Wiesen, Gärten, Wald,
Korn, Obst und Kraut und andre Gaben,
Die wir zum Leben nöthig haben;
So dient das Bergwerk auch zu unserm Unterhalt.
Gold, Silber, Erz und Bley, Salz, Schwefel, Kupfer, Eisen,
Muß uns uf dieser Welt den größten Dienst beweisen.
Woraus man ja den Seegens-Fluß,
Des Bergwerks genug erkennen muß.

Wie sehr wird nicht zur Frühlings-Zeit,
In Gärten und uf bunten Auen,
Das Auge und der Geist erfreut!
O schöne Blumen, die wir schauen;
Allein wagt euch in Berg! kommt! fahret mit mir ein!
So findt ihr gleiche Anmuths Spuren,
Ihr schaut die lieblichen Figuren
In Schwülen abgebildt. Bald werdens Blumen seyn;
Bald Bäume, Fische, Kraut; bald andre Lieblichkeiten
Und Bilder, welche fast der Künstler Werk bestreiten.
So siehet nun dieß untre Haus,
Gleich wie der schönste Garten aus.

Da unßre Eltern das Gebot
Im Paradiese übergangen,
So kam der Fluch: Ihr solt das Brod,
Durch saure Müh und Schweiß erlangen.
Ja wohl trift dieses zu. Der Bergmann trägt den Lohn
Nach naßen Kitteln, Müh und Schrecken
Und Karren übern Arsch zu drecken,
Nach öftern Mord-Geschrey, an wenig Geld davon.
Von Noth und Kümmerniß, von Jammer-vollen Tagen,
Von Elend, Angst und Schmerz kan uns ein Bergmann sagen.
Er wünscht die Berghenn’ nach der Schicht,
Und schmeckt sie doch wohl öfters nicht.

Ihr Helden! die ihr euch so sehr
Uf Degen, Stahl und Lager stüzet,
Fahrt ein! schaut ob man hier nicht mehr,
Und größre Tapferkeit besizet?
Ihr könt ja euren Feind im Feld vor Augen sehn;
Ihr könt zur Linken und zur Rechten
Mit Vortheil, klug und muhtig (!) fechten;
Ihr werdet doch gewahr, woher die Kugeln gehn.
Ihr könt auch in Gefahr den Unglücks-vollen Streichen
Des Feindes oft geschickt entfliehen und entweichen;
Wodurch sich euer Leib und Geist
Dem Unfall und den Todt entreist.

Allein seht unsre Knappschaft an!
Erwegt, mit wem dieselben kämpfen!
Hier drohet uns der alte Mann;
dort will die Fluth das Leben dämpfen.
Seil, Tonne, Rath und Kunst zerquetschen Arm und Bein;
Bald zeigt der Bergmönch unser Ende;
Und bald zerschmettern uns die Wände;
Bald schläfert unsern Geist ein Stempel kläglich ein.
Wir können unsern Feind nicht sehen und entfliehen,
Noch uns, wie ihr im Feld, so leicht zurücke ziehen.
Drum auch die Grube, gleich dem Feld,
Viel tapfre Streiter in sich hält.

Wenn Krieger nach dem Lager ziehn,
So ist ihr Marsch ein Weg der Freuden;
Da wir vielmehr das Eitle fliehn,
Und unsern Geist in Andacht weiden.
So wohl die Fahrt als Gang zeigt größre Sittsamkeit,
Als jene Reise muntrer Helden.
Was wolt ihr viel von Schiesen melden?
Wir sind so gut als ihr zu dieser That bereit.
Ihr zündt das Pulver an, und schießt nach Maur und Wällen,
Wir wissen das Gestein im Berge zu zerschellen.
Ihr brechet durch; nach Kriegs-Gebrauch,
Und sprengt den Stein; wir gleichfalls auch.

Zurück! zurück! hier giebts Gefahr!
Seht! hier muß ausgewechselt werden.
Ein jeder nehme seiner wahr!
Getrost! Gott wohnt auch in der Erden;
Die Engel stehn uns bey; sie lagern sich allhier.
Ihr Flügel-Schuz bedeckt uns immer
Vor Ort, bey Künsten, im Gezimmer,
Sie reisen aus der Noth; ihr Antliz leucht uns für.
Sie unterstüzen uns, und geben Stärk und Kräfte.
Daher die Husche von uns flieht,
Die sonst in Gruben nach uns zieht.

So sehr der Arzt, Hygäens Kind,
Das Auge an den Kräutern weidet,
Die er im Feld und Wäldern findt,
Und aus den bunten Gärten schneidet;
So lieblich stellt er sich auch hier das Bergwerk vor.
Warum? es bringt ihm viel Ergözen;
Es weiß ihm Sachen vorzusezen,
Die voller Anmuth sind. Verwirft sie gleich ein Thor;
Aus Mineralien, die aus der Grube kommen,
Wird mancher edler Stein zur Arzeney genommen.
Die Welt denkt mit Verwundrung dran,
Was einstens Theophrast getan.

Herr Berg - Inspector! immer fort!
Ich muß das Vorgesümpfe sehen,
Ich muß in diesem tiefen Ort
Auch mit Betrachtung stille stehen.
Wie so? auch dahinnein? Das Wasser rauscht hier sehr.
Es hat seit zwölf und noch mehr Jahren
Kein Mensch dieß Vorgesümpf befahren.
Die Kittel werden hier von vielen Wassern schwer.
Was Wasser! laßt es seyn! laßts toben, brausen, stürmen!
Ein Zärtling sucht sich nur vor dieses zu beschirmen.
Bleibt nur mein Feuer und sein Schein;
So fahr ich in das Tiefste ein.

Dem David wurde ehedem
Von Helden, die im Tode leben,
Dort aus dem Brunnen Bethlehem
Ein Trank von Wasser übergeben.
O! hätt ich doch anjezt ein schönes Glaß bey mir,
Ich wolte meine Sehnsucht stillen,
Und dieses Glaß mit Wasser füllen:
Ich trüg es nach der Fahrt gleich meinem Herzog für.
O! daß ich doch die Hand zu Licht und Fahrt muß haben;
Ich brächte mein Geschenk und tiefste Ehrfurchts - Gaben
Dem Held August in voller Hand,
Wie Sinetä in Perser Land.

Ich habe nun die Seegens-Spuhr
Der Allmacht in der Erd erwogen,
Und aus den Wundern der Natur,
Die schönste Wissenschaft gezogen.
O wie vergnügt bin ich! wie frölich fahr ich aus!
Weg Spielen, Tanzen, Scherz und Schmücken;
Das Bergwerk kan mich nur erquicken;
Kein Garten labt mich so, als dieses untre Haus.
Auf! ich muß noch mehr sehn! ich will in nächsten Tagen
Mit gleicher Munterkeit mich auch in Stollen wagen.
Geht, bringt mir Kleid und Gruben-Licht,
Damit es mir an nichts gebricht.

Glück auf! hier fährt man Seiger zu,
Wir sind nun an das Kreuz-Ort kommen.
Was Wunder, wenn ich frölich thu?
Weil ich viel schönes wahrgenommen.
Wie lieblich, rein und klar bricht sich das Frauen-Glaß,
Wie reichlich bricht man Nester-weise
Das Erz zu unsers Schöpfers Preise?
Der Seegen zeiget sich allhier in reicher Mas.
Wie haltig ist das Erz! ich kans nicht gnug betrachten.
Wie hoch ist doch die Huld der Majestät zu achten.
Wie süße wird das Herz vergnügt,
Wenn solcher Schaz vor Auge liegt.

Ihr Künstler! bildet euch nicht ein,
Ihr wüstet alles auzuzieren.
Des Stollens Gang und sein Gestein,
Weiß schönre Farben aufzuführen.
Kommt! schaut den Sinter an; hier ist er lieblich grün;
Bald will er reinem Purpur gleichen;
Bald muß ihm Schnee an Farbe weichen;
Bald scheint sich das Gestein roth, gelb zu überziehn.
Da fügt die untre Luft und Wasser was zusammen,
Daß Bäume mancher Art in kurzen draus entstammen.
Dort sezt sich ein Gewächse an,
Das man nicht gnug bewundern kann.

Deine Weitung! Tage aus.
Wie mächtig kan das Wasser zehren!
Was lässet sich vor ein Gebrauß;
Vor ein Geräusch und Donnern hören?
Ist es dass Stoll - Gespräng. Es ist, ich hör es schon.
Bald lauft das Wasser still und sachte;
Bald scheints, als ob es Perlen machte;
Bald gibt sein sanft Geräusch den angenehmsten Thon.
Das Echo ruft sonst, nur in dick-belaubten Wäldern,
Und spricht in Thälern ein, und schwazt in grünen Feldern,
Hier aber hat es auch sein Haus,
Und füllt durch seine Stimme aus.

Glück auf! Glück auf! wir sind nun jezt
Durch dieses Stollens-Mundloch kommen:
Der Himmel hat uns unterstüzt,
Kein Schwaden hat uns eingenommen.
Nun aber will ich auch die edeln Hütten sehn.
Ich spühr sie schon von ferne rauchen,
Das Holz kan hier nicht dampfend schmauchen,
Sonst könt kein heller Schein von Heerd und Oefen gehn.
Die Roh-Hütt’ läßet mir aus allen ihrem Wesen,
Fluth, Bälgen, Oefen, Rad, Kunst, Fleiß und Nuzen lesen.
Dort brennt ein Feuer, welches bleicht,
Daß man dem blaßen Tode gleicht.

Die Seiger-Hütte sucht in mir
Ein Freuden-Feuer anzuzünden.
Sie legt mir ihre Schäze für.
Was ist wohl, nüzlichers zu finden?
Man macht auf Heerd und Rost das rohe Kupfer gar.
Der Treib-Heerd kan zur Gnüge zeigen,
Wie der Gewerken Güther steigen.
Mein Auge nimt mit Lust die Silber-Röthe wahr.
Wer nur betracht, wie hier das Silber fließt und glühet,
Der meinet, daß er auch ein Bild vom Monde siehet.
Das Silber gibt auch Blumen sat,
Woran man tausend Freude hat.

Das Feuer lummert mit Gewalt,
Sein Thon kan Ohr und Geist betäuben.
Kein Donner so durchdringend schallt;
Mich aber kans zum Jauchzen treiben.
Kein Regenbogen wird so schön an Farben seyn,
Als hier das Feuer zierlich brennet.
Wer ist, der einen Künstler nennet,
Der also schildern kan? O! seht doch diesen Schein!
Dort ist ein ander Feuer von lichten rothen Flammen,
Aus welchen wiederum viel neue Farben stammen.
Wie? sind die Hütten und der Berg
Nun nicht mit Recht mein Augenmerk?

Beglücktes Bergwerk! das die Hand
Der Allmacht stets mit Seegen krönet,
Mein! sage, ist dir nicht bekannt,
Wer sich nach deinem Wachsthum sehnet?
Dein Berg - Inspector sorgt, dein Tromler ist bedacht,
Bergmännisch und mit Ruhm zu bauen,
Man kan aus allen Werken schauen,
Wie hoch es Sein Bemühn, Kunst, Wiz und Fleiß gebracht.
Er pfleget keine Zeit und Mühe zu erspahren,
Den Stollen, das Gebäu und Schächte zu befahren.
Dein Flor steigt auch durch Ihn hinnauf,
Drum spricht mein Mund zu dir: Glück auf!

Durchlauchtigste! die Ihr noch Theil
An diesem Bergwerk habt, vergönnet,
Daß ich Euch wünsche tausend Heyl:
Euch, die man billich Götter nennt.
Glück auf! Großmächtigster! Sarmatens Haupt, August!
Glück auf! Durchlauchtigste von Sachsen!
Ihr müßt bis an den Himmel wachsen!
Lebt, blühet, grünt und prangt zu Eurer Völker Lust!
Glück auf! insonderheit Durchlauchtigster dieser Länder!
Die Gottheit schenke Dir gewünschte Liebes-Pfänder!
August! mein Herzog, Fürst und Held!
Dein Saame sey ein Schmuck der Welt.

Was fehlt mir noch? was wünsch ich mehr?
Glück auf! vortrefliche Gewerken!
Zu eurem Wohl, und Gottes Ehr,
Läßt sich ein steter Seegen merken.
Herr Berg - Inspector auf! Glück auf! zu deinem Amt!
Glück auf! Ihr Berg - Officianten!
Nebst andern Freunden und Bekannten!
Glück auf! die Knappschaft leb; die Schmelzer insgesamt!
Auf! feyret diesen Tag mit Andacht und mit Freuden,
Das Berg-Fest will jezt nicht die Grillenfänger leiden.
Ich schweige, denn die Feder bricht,
Ja heut’ ist Fest, ich mache Schicht!