| I. | ||
| Kein grösser freud, Als wo zwey gleiche Hertzen Einander lieben beid, :||: Kein grösser leid, |
||
| 5 | Dann mit vndanck vnd schmertzen Lieb haben on bescheid. Dann gleich vnd gleich Gesellt sich gleich, :||: Vngleich gepreuch |
|
| 10 | Trennen ein Reich. Derhalben wol :||: Ein jeder soll Seins gleichen jm erlesen, Das auch die Lieb gleich steh, :||: 236 |
|
| 15 | Dann bei vngleichem wesen Sind vngleich Sinn vnd Eh. |
|
| II. |
||
| Es schicken sich Nicht gleich allerhand Blumen Zusamen ordenlich, :||: |
||
| 20 | Sonder man sicht, Das fein zusamen kommen Die Gruch vnd farb verpflicht; Dann so die ein Solt riechen rein, :||: |
|
| 25 | Die ander sein Stinckend on schein, So schänd je eyns :||: Dem andern seins; Also ist mit der Bulschafft, |
|
| 30 | Da muß ein gleicheyt sein, :||: Vnd ein anmut zur Huldschafft, Sonst kompts nicht vberein. |
|
| III. |
||
| Dann wer ist der, So ein vngleich par Rinder 237 |
||
| 35 | Kan zwingen vngefär, :||: Daß es daher Ziecht gleich keins meh noch minder, Dem will ich folgen sehr; Aber ich halt, |
|
| 40 | Das mann nicht bald :||: Find solcher gstalt Ein, ders verwalt; Also ist auch :||: Inn lieb der brauch, |
|
| 45 | Da spannt mann nicht zusammen Zwey vngleich Hertzen nur, :||: Sonder die zsammen kamen Auß Anmut der Natur. |
|
| IIII. |
||
| Alsdann wird leicht | ||
| 50 | Als, was sie jn fürnemmen, Weil sich jr Gmüt vergleicht, :||: All vnwill fleucht, Thut keins sichs andern schämen. Die Lieb all fähl verstreicht, |
|
| 55 | Vnd keins rupfft auff Dem andern den kauff, :||: 238 Das es zu hauff Gezwungen lauff, Sonder sie seind :||: |
|
| 60 | Fridsam verfreundt, Gedencken, das sie beyde Gott so zusammen fügt :||: Auß der Natur bescheyde, Welche dann nicht betreigt. |
|
| V. |
||
| 65 | Derhalben auß, Was sich nicht recht vereinet! Es macht sonst eng das Hauß; :||: Aber vorauß Ist eynigkeyt das Kleynet, |
|
| 70 | Welchs macht, das man wol haußt, Dann wie solln, secht, Zwey tantzen recht, :||: So das eyn schlecht Nicht folgen möcht: |
|
| 75 | Also wie soll :||: Die Lieb stehn wol, So daß ein sicht gehn Norten, Das ander sicht gen West, 239 Wie Adler auff den Orten: |
|
| 80 | Eins schirt, das ander lescht. | |
| VI. |
||
| Aber wie süß, Wo gleich Mensurlich tretten Zur Melodei die Füß! :||: Dann je gewiß |
||
| 85 | Der Tantz der ist ein Schätten, Wie lieb vnd Eh sein müß, Das wie der gang Geht nach dem Klang, :||: Also on zwang |
|
| 90 | Ir Hertz auch gang Nach beider will :||: Gestimmt in still. Wo dann sich eins so stimmet Nachs andern Sinn vnd Stimm, :||: |
|
| 95 | Als dann der Spruch sich gzimmet, Das, was sich reimt, sich rüm. – |
|
| VII. |
||
| Drumb hab ich mir Meins gleichen ein erwehlet, 240 So ist die Blum vnd zir, :||: |
||
| 100 | Vnd nur nach jr Muß sein mein Hertz gestellet Von nun an für vnd für! Sie ist der Klang, Nach dem ich gang! :||: |
|
| 105 | Sie ist das Gesang, Nach dem ich hang! Sie ist die Lieb, :||: Inn der ich leb! Sie ist mein Rhu vnd Friden, |
|
| 110 | Inn der ich rhu auff Erd! :||: O Gott, gib du eim jden, Das jm sein Eua werd! |
|