E.T.A. Hoffmann
Seltsame Leiden eines Theaterdirektors
E.T.A. Hoffmann

   weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Vorwort

Vor etwa zwölf Jahren ging es dem Herausgeber dieser Blätter beinahe ebenso wie dem bekannten Zuschauer, Herrn Grünhelm, in Tiecks ›verkehrter Welt‹. Das düstre Verhängnis jener ereignisreichen Zeit drängte ihn mit Gewalt heraus aus dem Parterre, wo er seinen bequemen, behaglichen Platz gefunden, und nötigte ihn, einen Sprung zu wagen, der zwar nicht bis aufs Theater, wohl aber bis ins Orchester, bis auf den Platz des Musikdirektors reichte. –

Auf diesem Platz schaute er nun das seltsame Treiben der wunderlichen kleinen Welt, die sich hinter Kuliss' und Gardine regt und bewegt, recht in der Nähe an, und diese Anschauung, vorzüglich aber die Herzensergießungen eines sehr wackern Theaterdirektors, dessen Bekanntschaft er im südlichen Deutschland machte, gaben Stoff zu dem Gespräch zweier Theaterdirektoren, das er schon damals aufschrieb, als er noch nicht ins Parterre zurückgesprungen war, wie er es in der Folge dann wirklich tat.

Ein Teil dieses Gesprächs, das nun im ganzen Umfange erscheint, wurde früher in den hiesigen, vor einiger Zeit selig entschlafenen ›dramaturgischen Blättern‹ abgedruckt. Benannter Herausgeber bittet dich, o günstiger Leser! nun recht von Herzen, daß du in diesem Gespräch nicht etwa tiefe, gelehrt gemeinte Diskussionen über theatralische Darstellung suchen, sondern die flüchtigen Bemerkungen, Andeutungen über das ganze Theaterwesen, wie sie sich eben im Gespräch zu erzeugen pflegen, ja auch wohl manchen zu lockern Scherz, der sich diebischerweise eingeschlichen, freundlich ohne weiteren Anspruch hinnehmen mögest.

Ein ganz vergebliches Mühen würd' es sein, wenn du, o lieber Leser! es unternehmen solltest, zu den Bildern, die einer längst vergangenen Zeit entnommen, die Originale in der neuesten nächsten Umgebung ausspähen zu wollen. Alle Harmlosigkeit, auf die vorzüglich gerechnet, würde über diesem Mühen zugrunde gehen müssen. –

Berlin, im Oktober 1818.
E. T. A. Hoffmann


   weiter >>