Heinrich von Treitschke
Deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts – Erster Band
Heinrich von Treitschke

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Vorwort

Eine Auswahl aus Treitschkes »Deutscher Geschichte«, die aus den fast 4000 Druckseiten seines Meisterwerks nicht mehr als etwa den zehnten Teil wiedergeben kann, legen wir nicht ohne Bedenken vor. Aber wie viele der in dem rastlosen Getriebe unserer Zeit selten gewordenen Leser ernsthafter Bücher würden ein so vielbändiges Werk von Anfang bis zu Ende durchlesen? Trotzdem würden wir die beste Rechtfertigung unserer Veröffentlichung darin erblicken, wenn die Auswahl dazu anregte, das ganze Werk in die Hand zu nehmen.

Eine jede Auswahl ist selbstverständlich – und gerade bei einem Werke wie diesem – mannigfach zu beanstanden. Die Entscheidung, welche Teile von Treitschkes »Deutscher Geschichte« hier wiederzugeben waren, war nicht leicht, und wir hätten manches Stück noch gern gebracht, das fortbleiben mußte. Unser Gesichtspunkt war, möglichst solche Abschnitte auszuwählen, die einerseits die historisch-politischen Anschauungen Treitschkes, andererseits die Art seiner Geschichtschreibung charakterisieren. Mit Absicht sind die verschiedenartigen Stellen ausgewählt worden, so die Darstellung großer historischer Entwicklungen, die Charakterisierung bedeutender politischer Persönlichkeiten, die Schilderung des Milieus bestimmter politischer Ereignisse, der wirtschaftlichen und sozialen Zustände wie der geistigen Entwicklung.

Die Einleitung versucht für einen breiteren Leserkreis ganz knapp Leben, Persönlichkeit und Bedeutung Treitschkes zu schildern, und Entstehung, Wesen und Eigenart seiner »Deutschen Geschichte« zu charakterisieren. Dabei wird zugleich versucht, zu zeigen, inwieweit die Auffassung und Darstellung der »Deutschen Geschichte« Treitschkes vom Standpunkt der heutigen Forschung aus der Korrektur bedarf. Dagegen haben wir uns versagt, Einzelheiten zu berichtigen, weil das zum Teil nur durch längere Ausführungen möglich, zum Teil für den Zweck dieses Bandes belanglos wäre. Es war natürlich auch unmöglich, die aus dem Gesamtzusammenhang der Treitschkeschen Darstellung herausgenommenen einzelnen Teile stofflich zu erklären und etwa mit historischen Einleitungen zu versehen, wir haben uns bemüht, möglichst solche Stücke wiederzugeben, die aus sich heraus verständlich erscheinen. Im ganzen kann natürlich diese Auswahl aus Treitschkes Werk nicht dem Zweck dienen, Kenntnis der deutschen Geschichte des von ihm behandelten Zeitraumes zu verbreiten, sondern nur versuchen, Treitschke selbst und seine Geschichtschreibung weiteren Kreisen näherzubringen. Gerade für unsere Auswahl gilt, was Alfred Dove einmal in einem Brief über die »Deutsche Geschichte« schreibt: »Es ist immer der große Mensch mit seiner ganzen Seele drin; man liest Treitschke um Treitschkes willen, nicht wegen der Sache.«


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