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IV.

Die Bernsteinstadt

Else, komm nur schnell, und sieh', was der Vater am Strand gefunden hat! Bernstein – über hundert Taler wert!«

So empfing die Förstersfrau die aus der Schule zurückkehrende Else und schob sie eiligst durch die Tür. Else gab sorgsam acht, daß Luftpeterchen zwischen ihnen zum Eintritt in das Zimmer Platz behielt, und sah den Förster ein doppeltfaustgroßes Stück Bernstein mit froh-schmunzelnder Miene hin- und herwenden.

»Ein prachtvolles Stück! Das bringt Geld ins Haus. Es ist wie ein Wunder. Es lag frei am Abhang neben dem großen Stein im Sande. Und klar wie Goldwasser! Sieh', zwei Tierchen eingeschlossen, eine Mücke und eine Libelle!«

Aldebaran, den Else fragend ansah, sagte leise: »Ich fand das Stück heute früh am Strande und trug es zum Stein; da mußte dein Vater es bemerken, wenn er morgens nach angetriebenem Strandgut spähte. Komm, laß uns zum Strand absteigen! Vielleicht ist noch mehr zu finden.«

Else sprang eilig über die Wiese und rutschte in allerbester Laune den lehmigen Abhang hinab in den weißen Dünensand. Da, wo der lockere Flugsand vom Wellenrinnsal fester war, schritten sie her und hin und achteten sorgsam auf das frisch angespülte grüne Moos. Nicht lange, da blitzte in der Tat ein Stückchen goldenen Bernsteins in der Sonne auf. Es war so groß wie ein Hühnerei. Aldebaran begann zu singen:

»Weiße, weiße Wassermaid,
Schüttele dein Spitzenkleid!
Schüttle Kronen aus und Spangen,
Laß uns goldnen Bernstein fangen!«

Da rollte eine lange, flache Welle schaumbrausend gegen Elses Beinchen an und warf mit grünen Algen und runden Steinchen, Muscheln, Seesternen und Quallen hunderte von Bernsteinstückchen auf den schimmernden Sand. Die Welle floß, noch leise prustend, in die Brandung zurück und grüßte aus ihren Schaumaugen mit aufgefangenen Sonnenstrahlen. Laut aufjauchzend und mit fiebernden Händchen heimste Else Stück um Stück die reiche Ernte ein. Sie betrachtete aufmerksam jeden der goldfarbenen Kiesel und hielt die dunkleren gegen die Sonne. Da bemerkte sie im Bernstein eingeschlossene Tierchen: Seekrebse, Spinnen, eine kleine Vogelfeder, ein feines Pflanzenblättchen, einen winzigen Farnwedel und Abdrücke von Kiefernnadeln, Laubblättern und eingeschmolzene Tierhaare.

»Wie kommt das alles da hinein, Luftpeterchen?« fragte Else.

»Mein liebes Kind,« sagte dieser, »hier schrieb mit eigener Schrift eine vergangene Welt ihre Geschichte. Wenn ich nicht wüßte, wie es dazumal hier herum in deinem Heimatlande ausgesehen hat, ich könnte dir, in diesen goldenen Perlen lesend, eine ganz genaue Beschreibung machen von der Welt, die hier einst gelebt und geatmet hat im Licht der Sonne, im Odem der Luft und nun hinabgesunken ist ins Meer. Sieh', das Meer kämpft einen ewigen Kampf mit dem Land, jede Welle ist ein Stürmer gegen seine Feste. Schau den Abhang hinauf, die stürzenden Tannen, die herabrollenden Sandfluten – das Werk der Wellen und ihrer leise nagenden Zähne! Ein anderer Wald stand hier vor tausend, tausend Jahren. Bernsteinbäume erhoben hier die Häupter, wie eure Lebensbäume und Eistannen anzusehen, die hatten dicke fleischige Blätter und ihre Hülle war von lauter träufelnden Bernsteintropfen weißlichgrau wie mit Rauhreif und Eiszapfen bedeckt. Das schmolz in der Glut der Sonne und troff in Strömen vom Baumstamm herab oder fiel von den Zweigen, schloß hier ein Tierchen, dort ein Blatt, eine Feder, ein Haarbüschel einer hängenden Fledermaus ein und nahm sie mit sich in den großen Strom von goldenem Harz.

Dieser so dem Urwald von Saftbäumen entflossene Strom sammelte sich zu großen Seen von Harz, die allmählich von Staub und Erde bedeckt wurden, erstarrten und immer tiefer wie Adern von Gestein unter der Erde verschwanden. Ein Riesenweltbrand entstand, die Bäume verkohlten, das feurig geschmolzene Harz drang immer tiefer in die Erde und endlich riß die nimmer ruhende Flut den sterbenden Wald in die See und mit ihm die im goldenen Harz aufbewahrten Bilder seines Lebens. Schau her, Elselein! Die kleine tote Fliege hier in diesem Stück, die so frisch aussieht, als sei sie soeben erst hineingeschlüpft in ihr ewiges Grab, ist über tausend Jahre schon in dieser Hülle von Topas, und doch kündet sie beredt von vielen, vielen Lebewesen, die mit ihr gleichzeitig durch die Wälder ihre glasfeinen Flügelchen jauchzend in die Luft schlagen ließen. Sie wird dem Fragenden zu einem kleinen Propheten einer verschollenen Welt, sie spricht zu mir und dir wie ein Großsiegelbewahrer der Vergangenheit. Wie dies Stück Bernstein etwas in sich schließt, was die Geheimnisse des Vergangenen aufbewahrt wie Pergament in einer goldenen Truhe, so ist nichts auf eurer Erde, im Leib der Tiere, in eurer Menschenseele, das nicht Spuren trüge seiner Vorzeit und Entwicklung, dem Kundigen lesbar und ausbeutbar, und ich werde dir, mein Kind, mit der Zeit ein Schlüsselchen feilen, mit dem du alle diese kleinen Kammern der vergangenen Geheimnisse wirst öffnen können. Die Menschen nennen dies Schlüsselchen die Phantasie; dir aber wird gegeben sein, alles von Angesicht zu Angesicht zu schaun!«

»Woher kommt aber jetzt der Bernstein?« fragte Else, indem sie die noch immer wasserfeuchten Stückchen durch die Hände gleiten lieh.

»Das kann ich dir nicht erzählen,« sprach Aldebaran, »das mußt du sehen! Hast du Mut, mit mir in die Tiefe zu fahren?«

»Ich gehe mit dir, wohin du willst, ins Meer, zu den Wolken, zu den Sternen, Luftpeterchen!«

»Nun gut!« – Aldebaran machte ein Zeichen auf einem flachen Stein und warf ihn so geschickt über die Wellen, daß er, zehnmal und mehr aufspringend, in langen Sätzen die Wogenkämme überflog, ehe er in die Tiefe sank.

Nicht lange, da geschah etwas Wunderbares. Ein kleines, gläsernes Boot ohne sichtbares Steuer oder Ruder kam durch die Wellen und bohrte sich tief in den Sand, gerade bis zu der Stelle, wo Aldebaran und Else am Strande lagerten. In allen Regenbogenfarben glitzerte es um das wie ein gläsernes Oval gebaute und allseitig geschlossene Gefährt. Nahe herangeführt von Aldebaran erkannte nun Else im Innern des kristallenen Schiffchens Bänke und kleine Sessel, einen glühenden handgroßen Kasten, der zuckte unaufhörlich wie ein lebendiges Herz. Von ihm aus zogen feurige Drähte im Boden des gläsernen Kahnes zu zahlreichen silbernen Schaufeln, die sich bohrend in den Sand wühlten.

Aldebaran trat nahe an das leise wie ein Lebewesen summende und schnurrende Kristallschifflein heran und schob seine Decke mit leichter Hand zurück; die bog sich auf wie eine halbe Muschel, schön geschwungen und breit gerillt, der herrlichste Kutschenschlag, den man sich denken konnte.

»Wart' noch ein wenig, Elselein!« sagte Aldebaran und winkte einer umherflatternden Möwe. Die umkreiste dreimal dicht Aldebarans Haupt, flatterte dann zum Waldrand empor und kam wieder mit einem Tannenzweig im Schnabel, den ihr Aldebaran abnahm.

»Den brauchen wir für dich, Elselein,« sagte er, ihn sorgsam in den Kahn auf eine Bank legend, »der atmet für dich in der Tiefe. Ihr armen Menschen braucht das Feuergas, das euch die Pflanzen spenden. Diese eure treuesten Diener, die Bäume, die Gräser, habt ihr auf Erden immer bei euch. Aber in das Wasser können sie euch nicht folgen. Habe gut acht auf deinen Tannenzweig. Es wäre schlimm, wenn du ihn verlörest. Jetzt aber, steig' mutig ein! Die Fahrt kann beginnen!«

An Aldebarans Hand kletterte Else behutsam an Bord und setzte sich fiebernd vor Erwartung, aber im Herzen fest auf Aldebarans Macht vertrauend, auf die Glasbank. Auch er bestieg den leichten Kahn und schob den Muschelschlag behutsam zurück. Ah! wie drollig das war. Nun saßen sie selbst wie zwei Fliegen in so einem hellen Bernsteinkästchen und schauten vergnüglich in die Welt von Licht und Sonne. Jetzt hob Aldebaran einen starken gläsernen Hebel vom Boden des Gefährts auf und stellte ihn vor sich hin. Ein Druck der Hand, und jetzt begann ein Rattern und Knattern wie von lauter kleinen unsichtbaren Raketen; der glühende Kasten hüpfte auf und ab, die silbernen Seitenflossen wirbelten und rumorten her und hin, und siehe da – das gläserne Zauberboot wühlte sich aus dem Sande und durchschnitt leicht wie ein großer Fisch die Flut. Staunend sah Else Strand und Küste schwinden, die Wellen an dem Schiff vorüberjagen, Möwen es umflattern und von ihrem Sitze aus durch die allseitig durchsichtigen Glasplanken tief, tief ins grüne Meer. – »Jetzt paß auf, Else!« rief Aldebaran, »wir gehen unter Wasser!« Ein Kurbeldruck, die Spitze des Bootes senkte sich; einen Augenblick ratterten die hinteren Silberflossen draußen am Schiffchen frei in der Luft – dann tauchten sie unter. Kein Himmel mehr, kein Land war zu sehen, rings nur die grünsilberne Flut, klar, hell, leicht leuchtend, unabsehbar wie eine gläserne Ewigkeit. Hei! wie lustig die kleinen Wasserflügel Wirbel schlugen, wie sich das Kielwasser zu einem schaumigen Band verdichtete und der abwärts gesenkte Bug sich wirbelnd einbohrte in die endlose Tiefe.

»Sieh' einmal hinter dich – nach oben, Else!« sagte Aldebaran. »Die goldene, farbig umkreiste Riesenscheibe, das ist das Auge der Sonne! Sie schaut uns nach. Die bunten Farben sind des Weltenauges Brauen und Wimpern. Luft und Wasser sind ihre Augenlider. Begreifst du jetzt, daß sie hinabreichen muß, lebenweckend, lebenerhaltend bis in die tiefste Tiefe! Sieh', wie hell sie leuchtet, als spendete sie nur unserer Fahrt ihr ewiges Licht!«

Unaufhörlich blickte Else um sich. Immer Neues gab's zu schauen. Da kamen Fische, groß und klein, silbern, goldig, rot und braun gefleckt, lange glashelle Aale, Seebarsse und große runde Kopffische mit glotzenden Augen, alle wie erstaunt beiseite schnellend, hüpfend, springend, sich überschlagend und neugierig dem nie geschauten dahinbrausenden Wesen nachrudernd. Quallen, mit großen Glasglocken und langen Silberbärten behangen, grüne, blaue, rote Blumenzeichen in ihrer Kuppel, schossen an ihnen vorbei, streiften die Schiffswand und saugten sich an, so daß Else staunend die schönen bunten Kreise in ihrem kristallhellen Leibe bewundern konnte; grüne Inseln von Tang und Algen schwammen an ihnen vorbei, aus denen Luftperlen aufblitzten und wie silberne Seifenblasen leuchtend in die Höhe stiegen. Manchmal war es, als führen sie dicht über eine weite, grüne Wiese, deren Gräser wie im Wind daher wehten, und aus denen Silberfischlein-Schuppen, Muscheln und kleine Krebse aufleuchteten wie Tauperlen in Halmen. Welch ein Gewimmel von Pflanzen und Getier, reicher und mannigfaltiger noch als oben auf der fernen, fernen Erde! Und noch tiefer unten Felsen, von hohen Bäumen bestanden, deren Wipfel purpurn schimmerten im gedämpften Sonnenabglanz, Wälder, wie im Herbst durchleuchtet von Gold und Rot und Violett!

»Jetzt, Elselein, merk' auf! Wir sind an der Bernstein-Insel!«

Langsamer lenkte Aldebaran sein Schiffchen, und Else erkannte deutlich eine hohe goldene Felsenwand mit tiefen Rissen, in denen Moos und Algen herabhingen wie die Zweige hoher Trauerweiden.

»Das ist die versunkene Insel. Ihr Leib ist aufgebrochen und aufgenagt von See- und Pflanzenarbeit! Sieh', wie die Stücke abbröckeln und goldige Tropfen in die Tiefe fallen! Nur eine einzige Schicht der übereinander zu Adern gefalteten Erde, aber breit, mächtig und die ganze Küste entlang. Da hast du das Bergwerk des Bernsteins, da schau die Flut und die Strudel wie Bergmänner am Werke, wie sie unaufhörlich bohren, rütteln und zerstückeln an diesem Gold der See! Denk', welche Schätze hier einst waren und wie ein ganzes Volk einst lebte von ihrem Ertrag, als diese Schicht noch nicht hinabgesunken war ins Meer! Da fuhren unzählige mit Bernstein gefüllte Schiffe über die Flut, und Gefährte trugen das kostbare Harz über Land bis in den Orient, nach Griechenland, Rom und Phönizien vor vielen hundert Jahren. Da war eine Stadt, so reich, daß jeder ihrer Bewohner sich einen Krösus dünkte, und Luxus und Begier überhandnahm, so daß sie sich gegen Gott und alle Vernunft auflehnten. Zu Sünde und Wohlleben spendete unaufhörlich die unermeßliche Bernsteinader die allzu reichlichen Mittel. Da – eines Tages, als sie in frevelhaftem Übermut ihre Kirchen schlossen, traf sie das Strafgericht. Die See hatte die Stadt unterwühlt, und gerade als die brüllende und vom Wein berauschte Masse zu den Kirchen zog, um sie zu verschließen, eben als der letzte Küster das Tor der Marienkirche verschlossen und den Schlüssel ins Meer geworfen hatte, barst das Land, und die ganze Spitze der Insel sank mit einem Schlage in die Tiefe der See. Dort steht noch die Stadt unversehrt, kein Stein vom andern verschoben, die Häuser wohlgereiht mit ihren Straßen und Märkten, und die Menschen immer noch lebend und grausam büßend für ihre Freveltat. Ihre Seelen behielten zur Strafe des Leibes Hülle; fried- und ruhelos verschollen und doch nicht tot, müssen sie ein Scheinleben im Meeresgrund führen, bereuend und doch frevelhaft, bis sie erlöst werden!«

»Willst du nun auch die Bernsteinstadt schauen, Elselein?«

Von leisem Grauen durchbebt, nickte Else dennoch.

Das Glasschiff schoß weiter in die Tiefe. Da schlugen dumpfe Glockentöne an Elses Ohr; tief im Grunde ragten Türme auf und Kuppeln, ein Meer von Dächern war zu schauen. Hoch über dem Markte hielt Aldebaran an. Da zogen in fahlem Lichte durchscheinende Schatten unruhig treibend hin und her, in altmodischen Trachten eilten Mann und Weib gespensterhaft durch die Gassen. »Fahr' tiefer! Laß mich ihre Gesichter sehen!« flüsterte Else.

Schon waren sie mitten überm Markt, aber unreichbar den Geisterhänden. Mit entsetzlich verzerrtem Antlitz blickten Tausende zu ihnen empor; sie rannten in die Häuser, auf die Dächer, Männer kletterten an Laternen und Turmspitzen in die Höhe und winkten und flehten mit überspannten Gliedern zum gläsernen Kahn hinauf. Ein dumpfes Schreien scholl zu Else. »Sie rufen um Erlösung, Else!«

»Wie können sie erlöst werden?«

»Wenn ein reines Menschenherz unter sie tritt, den versunkenen Schlüssel aufhebt und St. Mariens Kirchentür damit aufschließt, so sind sie erlöst!«

»Luftpeterchen!« sagte Else, indem sie dicht an Aldebaran heranrückte, »bin ich ein reines Menschenherz?«

»Ja,« sagte ernst Aldebaran.

»So laß mich aussteigen und den Armen helfen!«

»Es ist Gefahr dabei,« warnte Aldebaran.

»Können sie erlöst werden, auch wenn ich stürbe?« fragte mutig Else. Aldebaran nickte stumm.

»So will ich es wagen. Wo ist der Schlüssel?«

»Siehst du das Rathaus dort. In seinem mittelsten Türbogen steht ein Altar, auf ihm eine goldene Truhe, darin ist der wiedergefundene Schlüssel. Sie harren schon tausend Jahre, daß jemand käme, ihn zur Kirchentür zu tragen!«

»Laß mich hinab!« flehte Else.

Aldebaran sprach: »Nun gut! Aber eins bedenke! Nimm hier den Tannenzweig und halte ihn fest mit der Linken am Munde. Du mußt ersticken, wenn du ihn verlierst!« Dann schob er die Muscheldecke des Glasschiffes zurück. Else drückte fest mit der Linken den Tannenzweig an den Mund und konnte trotz der heranbrausenden Flut ruhig atmen. Aldebaran hob sie über Bord und ließ sie sanft hinabgleiten auf den Grund. Tausend Arme hoben sich flehend und segnend der Herabschwebenden entgegen. Jetzt stand sie mitten auf dem Markte, schritt schnell zur Rathaustür, entnahm der goldenen Truhe den großen schweren Schlüssel und schritt eiligst zur Kirche, den Tannenzweig immer fest an die Lippen gepreßt. Schon stand sie, gefolgt von vielen Tausenden, vor St. Mariens Tor. Der Schlüssel stak im Schloß – er war schwer zu drehen. Im Eifer nahm Else die linke Hand zu Hilfe – der Tannenzweig entfiel ihrer Hand, aber das Schloß sprang auf. In demselben Augenblick waren Kirche, Markt, Stadt und alle Verzauberten verschwunden; ein einziger, gewaltiger, dumpfer Schrei der Erlösung umbrauste noch Elses Ohr, dann sank sie wie tot allein auf dem Meeresgrunde um.

Wie ein Blitz war Aldebaran aus seinem Kahn, riß Else die Höhe und tauchte fast in demselben Augenblick mit ihr überm Meere gerade an ihrem Heimatstrande auf. Else atmete noch ganz schwach, war aber eiskalt. Schrill pfiff Aldebaran in die Luft. Zwölf Möwen kamen geflattert und deckten mit ihren heißen Brüsten und Flügeln das arme Elselein zu, um es zu erwärmen. Endlich schlug sie die Augen auf. »Wo bin ich?«

»Zu Hause!« sagte Aldebaran. »Und nimm in deiner Schürze auch allen gefundenen Bernstein mit! Du hast geträumt, mein Kind!«


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