Poggio Fiorentino
Die Facezien des Poggio Fiorentino
Poggio Fiorentino

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1.
Erste Geschichte. Von einem armen Schiffer aus Gaëta.

In Gaëta suchen die Leute aus dem Volke ihren Lebensunterhalt zumeist auf dem Meere. Einer davon, ein sehr armer Schiffer, kehrte, nachdem er, um etwas zu verdienen, Fahrten nach den verschiedensten Plätzen gemacht hatte und fast fünf Jahre fortgeblieben war, in seine Heimat zurück, wo er ein junges Weib und einen ärmlichen Hausrat zurückgelassen hatte. Kaum hatte er den Fuß an Land gesetzt, als er nach Hause zu seiner Frau eilte (die unterdessen, an der Rückkehr ihres Gatten verzweifelnd, mit einem andern Manne gelebt hatte). Gleich beim Betreten des Hauses sah er, daß es fast vollständig erneuert und besser ausgestattet war, und fragte seine Frau, wie es denn möglich gewesen sei, daß jenes vorher so häßliche Häuschen sich so habe verschönern können. Ohne sich zu besinnen, antwortet sie, daß ihr Gottes Gnade, der allen Hilfe bringt, zur Seite gestanden sei. »Gelobt sei der Herr, der uns so große Wohltat erwiesen hat«, rief da der Schiffer. 6 Als er ferner die Schlafkammer sah mit einem schöneren Bett und auch sonst hübscheren Möbeln, als es die Vermögenslage seiner Frau erlaubte, und fragte, woher all das denn gekommen sei, antwortete sie ihm, auch dies habe ihr Gottes Barmherzigkeit verschafft; und von neuem dankte er dem Herrn, daß er sich so großmütig ihm gegenüber gezeigt. Ebenso machte er es, als er im Hause all die andern neuen und unbekannten Dinge sah, die nach Aussage seiner Frau von der Freigebigkeit Gottes herrührten. Und als er staunend über eine solche Fülle von Gnade dastand, kam ein hübscher Knabe von über drei Jahren auf die Mutter zugelaufen und liebkoste sie (wie es Kinder tun). Betroffen fragte der Schiffer, woher der Knabe gekommen sei, da er doch so lange abwesend gewesen, und seine Frau antwortete, daß sie auch ihn der Gnade Gottes verdanke. Da rief er unwillig über diesen Überfluß himmlischer Gnade, die so weit ging, daß sie ihn ohne sein Zutun mit Kindern beschenkte: »Ja, ich muß Gott in der Tat dankbar sein, daß er sich soviel Mühe in meinem Interesse gegeben hat!« Der arme Mann fand, Gott habe sich etwas zu besorgt um ihn gezeigt, indem er in seiner Abwesenheit sich sogar mit Kinderzeugen beschäftigte. 7

 


 


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