de Laclos, Choderlos
Gefährliche Liebschaften
de Laclos, Choderlos

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Hundertundfünfundsechzigster Brief

Frau von Rosemonde an Herrn Bertrand.

Soeben erhalte ich Ihren Brief, mein lieber Bertrand, und erfahre aus ihm dieses grauenvolle Ereignis, dessen unglückliches Opfer mein Neffe wurde. Ja, gewiß werde ich Ihnen Befehle zu geben haben, und nur ihretwegen kann ich an anderes denken, als an meine tödliche Betrübnis.

Das Billett von Herrn Danceny, das Sie mir geschickt haben, ist ein völlig überzeugender Beweis dafür, daß er der Herausforderer zu dem Zweikampf war; und mein Wille ist, daß Sie in meinem Namen und sofort Klage erheben. Wenn mein Neffe seinem Feinde und Mörder verzieh, so hat er seiner natürlichen Großmut nachgegeben; ich aber muß seinen Tod und gleichzeitig die Menschlichkeit und die Religion retten. Man kann die Strenge des Gesetzes nicht scharf genug machen gegen diesen Rest von Barbarei, der unsere Sitten noch verpestet; Und ich glaube nicht, daß in dem Falle Verzeihen von Beleidigungen vorgeschrieben sein kann. Ich erwarte demnach, daß Sie diese Sache mit all dem Eifer und all der Rührigkeit betreiben, dessen ich Sie fähig weiß und die Sie dem Andenken meines Neffen schulden.

Sie werden sich vor allem in meinem Auftrag zum Herrn Präsidenten von *** begeben und mit ihm die Sache besprechen. Ich schreibe ihm nicht, da es mich drängt, mich ganz meinem Schmerz hinzugeben. Sie werden mich beim Präsidenten entschuldigen und ihm diesen Brief mitteilen.

Adieu, mein lieber Bertrand, ich belobe Sie und danke Ihnen für Ihre gute Gesinnung, und bin fürs Leben ganz Ihre – –.

Schloß . . ., den 8. Dezember 17..


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