Felix (und Therese) Dahn
Gedichte
Felix (und Therese) Dahn

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Rückblick.

(9. Februar [meinem Geburtstag] 1892.)

        Darin noch immer zähl' ich zu den Jungen!
Einst, wann die erste Lerche leis' gesungen,
Sobald der erste gelbe Falter flog,
Kam zu den Aeltern jauchzend ich gesprungen
Und rief: »Victoria! Nun ist's gelungen!
Seht Ihr, wie sich Herr Winter bang verzog?«
Ich brachte von dem Bühl, dem sonnigstillen,
Der Isarhöh'n die ersten Pulsatillen
Als Frühlingsgruß der lieben Schwester dar:
»Fort«, rief ich, »fort nun mit dem Winter-Fenster!
Es kommt der Lenz! Nicht scheut die Eisgespenster:
Es siegt der Lenz am neunten Februar.«

Wie neckten sie mich, – und von Rechteswegen! –
Trug Jahr um Jahr statt duft'gen Blüthenregen
April und Mai noch Eis und Schnee ins Land!
Wie lachten sie des hoffnungkühnen Thoren,
Der gläubig schon dem Frühling zugeschworen,
Der erst von fern gewinkt mit milder Hand.

Recht thörig war's: ich seh' es ein und doch, –
Der lieben Thorheit fröhn' ich immer noch.
Ach, leider ist es sonst mir nicht gegeben:
Das helle Hoffen in dem dunkeln Leben!
Denn Alles, was mir ist gelungen,
Hab' ich im härt'sten Kampf errungen,
Erstritten und erzwungen:
Durch Glück verlieh'n fiel nichts mir in den Schos:
Geschenkt ward mir das Leben blos.


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