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16

Die Schilderung meiner Lebensauffassung, des Rahmenwerkes, das mein Dasein umschließt, ist lang geworden, viel länger, als ich erwartet hatte, da ich sie in Dickons Londoner Wohnung begann. Ich überlese die korrigierten Bogen und finde immer noch Stellen, die zu verbessern wären. Ich wußte nicht, daß so viele der Grundlagen meines Seins noch keine feste Ausdrucksform gefunden hatten. Erst in dem Blick aus meinem Fenster habe ich, so will mir scheinen, endlich alles Wesentliche zusammengefaßt. Die Gegenwart, die lange Vergangenheit, die Zukunft und die Tiefen des unermeßlichen Raumes habe ich betrachtet. Und nun darf ich eine kleine Weile innehalten.

Es ist drei Uhr morgens, sternenhell und unendlich still. Der Mond ist noch nicht sichtbar; nicht einmal sein blasser Lichtschein will sich am Rand des Firmamentes zeigen. In einer Weile erst wird er als ein gehetzter Flüchtling heraufsteigen, die ihn verschlingende Morgendämmerung auf den Fersen. Lautlos liegt die Welt, in Dunkel gehüllt, nur das Wasser unter meinem offenen Fenster läßt sein Selbstgespräch ertönen. Endlich habe ich die Grenzen meiner Arbeit abgesteckt, und nun liegt klare Bahn vor mir. Morgen will ich die Arbeit wieder aufnehmen und über die menschlicheren Dinge des Lebens zu schreiben beginnen, über soziale Ordnung, Arbeit, Geschäft und Besitz, über die Hoffnungen und Wünsche von Männern und Frauen, über ihre Liebe, ihren Ehrgeiz, ihre Großmut und ihre Unbedachtsamkeit und über den Wandel aller Beziehungen zwischen den Menschen. Dieser Wandel der menschlichen Beziehungen wird an Bedeutung gewinnen, je weiter ich in meiner Schilderung gelange. Ihn wollte ich von allem Anfang an besprechen. Doch als ich mich an meine Aufgabe machte, erkannte ich erst, wie vieles ich – mir selbst sowohl als auch dem Leser – einleitend klarzulegen hatte.


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