Autorenseite

 << zurück 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Eingang.

Der Anfang redet
Und Vor-Anfang,
Eine Stimme                unergründlich
Eine Segnung              herzenstief.

Ein Schmerz ist hinübergegangen
Aus von einer blinden Welt; –
Ein Heil ist herübergegangen
Aus vom Geist, Es selbst war Geist,
Geist war Schöpfer, Schöpfers Erbarmung
Hat Ihn weltenwärts gezogen.
Ein Licht hat da die Welt umfangen,
Verschlungen ganz aus großer Gnade,
Siehe da, o Mensch!
Da siegelte das Licht
Mit anfänglichem Siegel
Dich, o Mensch;
Mit deinem Fleische siegelte der Geist
Sich selber in dir, im Fleische dein.
Da ward Opfer, unerhörtes,
Da ward Pfand, da ward Tausch.

Im Licht ist längst die Welt verschlungen;
Eines Knaben blinden Scheitel
Rührte Es, da ward er wund.
In die Wunde stieg von Anfang,
Der ihm seine Wunde schlug.
Da wandte sich des Knaben Herz,
Er warf sich selber fort,
Vergaß sein Fleisch und allen Trost,
Um Geistes aus der Wunde.
Seine Augen wurden ganz
Gesegnet von der hohen Wunde;
Da ging ein Schemen lang der Welt,
Löschte Sonne und Sterne aus,
So helle ward es aus der Wunde.
Da schrie er auf zum Geist
Und bat und bat ein Schwert
Aus aller seiner Seele.

Ein Trotz geschah
Auf dieser Erde
Unerhört,
Häßlich frevelhaft.
Sich selber spie die Finsternis aus
Zur Finsternis wider das Licht.
Da stieg herab
Mit großem Zürnen,
Geist ist Licht,
In großer Stärke
Eines Schwertes Schmerz
Durch die Himmel,
Stieg herab in großer Stärke,
Siehe da, o Mensch!

Der Knabe ward zum Streiter,
Er empfing das Schwert.
Er jauchzte aus der Wunde,
Das Schwert durchrann ihn ganz;
Mit welchem Licht!
Ich habe das Schwert empfangen,
Zarathustra, zum Streite wider dich;
Mein Herr, der Herr der Wunde,
Gab's mir wahrhaftig.
Fürchte dich nicht,
Zarathustra,
Nun erfüllt sich deine Sprache,
Siehe da!

Der hohe Ruf.

In meines Herrn Namen, Zarathustra!
Zarathustra, steh auf aus deinem Grab!

 

Gericht zu halten, bin ich gekommen; Gericht wird längst über dich gehalten, Gericht ist auch schon über dich gehalten, über deinen Leib, Gericht zu halten über deinen Leichnam bin ich gesandt. Lebendig sollst du sein auf eine Spanne, deine Werke sollen in dich fahren, das Leben wiederzugeben, deine Werke, das sind deine Worte, deine Worte, das ist dein Geist. Welchen Geist zu richten unternehme ich da? Er erschüttert allenthalben die Welt, der Erde Altar sucht er zu zerspalten. Dem setze ich nun meinen Geist entgegen, mein Geist ist meines Herren Geist. Zarathustra, der Geist hält das Gericht. Fragst du nun, Leichnam: »Was ist Geist? Nenne ihn mir! Zeige ihn mir!«

Wie läßt Er sich nennen oder zeigen, da Er doch Geist ist? Er hat nur dieses eine Wort für sich, mit diesem steht Er wider dich. Doch hat Er Werkzeug, das Ihn kündet, mein Herz, Sein Werkzeug, schlägt Ihn dir, du fühlst vielleicht in meinen Worten, wie es klingt und wiederschlägt. Auch rüstet Er mit Licht, Licht ist meine Lanze, meine Rüstung, meine Sturmhaube. Ich habe doch nicht Lanze, noch Gewaffen, aber das Licht habe ich. Ich bin ganz bloß im Licht.

Weißt du auch, wer der Knabe ist? Sieh, Zarathustra, er liebte dich, er war dein Jünger. Deine Inbrunst nahm die seine, da vertat er alles, um deinetwillen. Weil seine Inbrunst solche war, daß er dich über alles liebte. Seine Inbrunst war der deinen gleich, darum liebte sie dich über alles. Einer Inbrunst, Zarathustra, eines Geistes.

Dein Geist war niederwärts gewandt, mein Geist ließ sich betören.

Um deiner Inbrunst willen betörte er sich.

Da kam die Stunde, da wandte er sich aufwärts, frage nicht wie, der Geist hat nur sich selbst zur Antwort. Wiederum von oben kam ihm der Befehl, Streiter zu sein gegen den Brudergeist, mit Kraft der Höhe ihn zu richten.

»Die Höhe hat ihn ewig überwunden, aber
»durch ihre Gnade ist er nun auch im Menschen
»überwunden. Die Feinde der Höhe kommen nicht
»herauf, so überwindet Höhe Feinde aus sich selbst.
»Zarathustra durch des Geistes Gnade ist nun im
»Menschen überwunden, sein Menschliches ist ausgelöscht.
»Der Brudergeist hält Richttag über ihn,
»das ziemt dem Brudergeist allein. Das geschah
»aus großer Gnade, das geschieht aus großer
»Macht. Der Spötter wird verschlossen, des Geistes
»Ehre richtet sich groß auf über ihm.«

Das tat sie mir, im Bruder!

Zarathustra! Zarathustra!

Von der letzten Blindheit.

Blind, Zarathustra, blinde Augen!
Blind vor Licht, im Licht blind.

Du hattest die wahre Inbrunst der Sehenden, so wahre Inbrunst ist die letzte Blindheit.

Doch du warst um und um verkehrt, den Geist
verkehrtest du ins Fleisch. Das blinde Auge tatest
du nicht auf, trotzig sprachst du: »Ich will anders
blind sein«.

Schlossest deine Augen nicht.

In diese Augen wandtest du den Geist.

»Dies meine Blindheit«.

Zarathustra!

Da gingen dir die Augen über, da ward es finster nah um dich.

Der Geist, wird er ins Fleisch verraten, henket er das Fleisch, das Fleisch henket ihn.

Der blinde Sinn, Zarathustra, der blinde Sinn hat das Sehen.

Das ist der Sinn des blinden Geistes, da sieht er, und er sieht in Geist.

Die Augen zugetan! das Auge aufgetan!

Da wird es helle, da wird es finster, Welt verlöscht, Geist scheint.

Zarathustra, Schauen über der Welt, wonach du hungertest, Zarathustra!

Schlossest doch deine Augen nicht, hastetest und bliebst haften.

Der Wind gab dir keine Stätte.

[Das Wort:]

       »Der Wind bläset, wo er will, und du hörest
       »sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von
       »wannen er kommt, und wohin er fähret. Also
       »ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist«.

Auge im Geist, weiße Schau, Auge aufgetan!

Welt ist blind, Zarathustra, was da wird, ist
blind geworden aus dem Licht.

Der Wind ist gnädiges Zeichen, nicht blind, der
Blinden Leiter.

Diesem Zeichen bliebst du blind.

Du bliebst seinem Sausen taub.

Zarathustra!

Der Krüppel.

Noch im Anfang, Zarathustra!
Geist wird noch stärkere Zeichen schicken.

Im Geiste liegt
Die Welt verschlungen,
Wer Ihn wohnen hat, wohnt gut.

Er braucht nicht Dach, noch gute Nähe,
Er wohnt gut, er wohnt mächtig.

Er spottet der Pflege, er spottet seiner Aufsicht,
Mann und mächtig,
Zu vollbringen.

Zarathustra, eine männliche Inbrunst,
Zarathustra, ein männlicher Haß
Wider Krüppelhaftes.

O tückischer Vogelfänger,
Hältst den Geist an Leimruten!

Grade Glieder
Die sind deines Geistes Fülle,
Grade Glieder
Speisen dich genugsam geistlich!

Ein tobender Buckliger durch die Straßen:
»Fegt aus die Krüppel! Grade Glieder!«
O deine Mannes-Würde, Zarathustra!

Gib acht, Zarathustra!
Die Bettler, daß sie dich nicht besiegen!
Lahm und siech, gefährlich Handwerk!
Ein solcher rühmt sich nicht mehr seiner Glieder.
Da steht ein ander Rühmen in ihm auf.
Achtsam, Zarathustra!

Oder ein Stummer, keinem Wort tauglich.
Der findet Worte in sich selbst.
Kalte Sinne, Zarathustra!

Ein Taub-Stummer kann sein eigen Lob nicht hören.
Da sind Quellen ausgetrocknet.
Nur seine Stirne, Zarathustra,
Da quillt es gar von hohem Licht!

Quell ist geistlich, Leib ist geistlich,
Stirbt das Wort, quillt doch das Licht.

Daß dich die Krüppel nicht besiegen!
Heimliches Gesindel!

Wohl dem Aufrechten, Zarathustra,
                   der die Krüppel haßt!
Seine Inbrunst steht aufrecht, sein Fleisch
                   hat geringes Ansehen vor ihr.

Da geht er hin und schlägt an die Menschen:
Der stolze Bau gibt halbe Antwort;
Die starken Leiber werfen Schwermut,
Die blanken Augen sind zu Spiegeln recht.

Da erkennt sich seine Inbrunst,
Genug dem Fleisch sind Spiegeldienste.

Da geht er hin und baut sich neu
Mit ernstem Sinn
Von Grund aus.

Wächst zum Geist,
Der empfängt ihn,
Siehe, das wird Gottes-Kindschaft.

Dann liegt der Leib im Sarg.
Horch, O! Eine Stimme
Zerreisst die Fäulnis über dem Leichnam,
Eine Stimme zeugt:

»Vom Vater geliebt,
»Vom Sohn geboren,
»Vom Geist gewaltsam angerührt;
»Tod, meine Lanze hungert nach dir!
»Hölle, mein Licht kann sich nicht lassen!«

Oh, Zarathustra, eines Aufrechten Sang;
Eines Mannes, gerad im Licht!
Über deinem Leichnam ist die Verwesung stille.
Zarathustra, horch, o horch!
Ferne hin rollte ein Schrei
Unterirdisch,
Eines Siechen schwermütiges Gefährt,
Zarathustra –
In Ewigkeit!

Von der hohen Freundschaft.

Zarathustras Inbrunst richtete sich auf –
Schrie überlaut:
            »Ein Freund zu mir! Meine Inbrunst hungert!
Ach, ein Einziger! Meiner Inbrunst Einziger!«
            Hart, Zarathustra, das böse Zeichen auf der Schwelle,
allen Freunden abgekehrt!
Zarathustra, harte Strafe!
Heilige Inbrunst nach dem Einzigen,
Heilige Inbrunst der Bruderschaft!

Das Auge sieht und zeugt:
Es ist nicht ein Baum wie der andre,
Es ist nicht ein Mensch wie der andre.

Wer den Geist hat, hält sein Auge in Zucht, der Geist
siehet und zeugt:
            » Ein Geist wahrhaftig. Die zu Mir sich mühen,
            »die mühen sich auch zueinander, und wer in Mir
            »ruhet, der ruhet mit vielen.«
Alsbald straft er seine Augen,
Er achtet ihrer nicht.
            Er vertraut dem Geist, er bittet um ein Werk, das Werk bleibt nicht aus.

Denn eine Brücke richtet der Geist
Von Mensch zu Mensch in großer Stärke.

Heiliger Steg über die Leiblichkeit,
Wer ihn betritt, kommt überall hin.

In der Mitte begegnet Bruder dem Bruder.
Ein Ausgang leiblich, ein Zugang geistlich.

O Geist, was wirken deine Bande!
Das ist die Liebe und zeugt von dir.

Zarathustra, dir fuhr der Geist in die Augen;
Du tatest ihn in böse Bande,
Riefest überlaut:

»Es ist kein Mensch dem meinen gleich,
Alle Brücken abgebrochen!«

So strafte dich dein Auge, Zarathustra,
So strafte dich der Geist schon jetzt.

Mit großem Krachen brachest du die Brücken,
Überlaut wider dich wütend.
»Wer so tut, soll mir Freund sein!«
Predigtest Irrsinn.

Das tat dir an dein böses Auge,
Das sah, da wurde Finsternis.
Oh Zarathustra!

Helft mir nun, ihr Engel, gnädig,
Ein brüderlich Lied helft mir singen!

O Inbrunst nach dem Einzigen,
Wie klopft mein ganzes Herz in dir!

Das ist die Inbrunst nach dem Geist,
Das ist die Inbrunst zu Dir, mein Herr.

Wehe! Wehe!

Wer zu einem Menschen spricht: »du Einziger«,
Hängt solche Inbrunst an einen Menschen!

Wehe, er tut sich in Gefangenschaft,
Weh, er wird nimmer losgetan!

Einziger, du Geist!
O Vater, Sohn und Herr.

Um den Einzigen läßt man alle.
»Verkaufe alles, was du hast, und folge mir nach!«

Wer sich dem Geiste schenkt, dem schenkt sich der Geist
Mit allen seinen hohen Werken.

Die sich dem Geiste schenken, die beschenkt er reich,
Er tut sie alle ineinander.

Brüderlich! brüderlich Werken!
Ein Kreis eines Lichts.

Ich bitte wohl um meinen Bruder;
Gleich ist ihm Deine Hilfe nah.

Deine Hilfe sieht kein Auge.

Deine Hilfe, gegenwärtig.
Und die Lippe stammelt: »Engel«.

So weit reicht Dein Geschenk.
Du hörst die Bitte um den Bruder,
Senkst gnädig Engels Hilfe nieder.

Nach Deiner Einsicht steigen Deine Boten
Herab, herauf, wie Du es gut heißt.

Unsere Gebete sind
Ihre bittenden Gesellen.

So wirken wir
Einsam für uns
Freundlich gesegnet
Scharenweis.

Amen.

O Mensch!
Du gehst dahin mit deinem Leiden,
Und ich lieb dich so.
Wollte wohl, du bliebest bei mir,
Und ich könnte dich tränken.
Doch mich ruft der Geist,
Weil Er mich einsam will,
Doch dich ruft der Geist,
Weil Er dein Leid will.
Nah nur im Gebet,
Fern am Leibe;
Auch unser Gebet entwächst unsrer Zucht
Und geht hinauf in Zucht des Vaters
Nach Seinem Willen gnädig.
In Ihm wahrhaftig eins mit dir.
Dennoch! dennoch!
Oh Mensch
Und Bruder.

Vom tiefen Herzleid.

Ein blinder Engel
Auf zum Himmel,
Hohes Lied,
Zarathustra!

O Leid! Und Leid!
Erbarmung überirdisch!

Du schüttest uns das Herz voll,
Du verstörst uns um und um.

Vor dir bebt
Und sucht die Lippe,
Das Auge wird
In dir umflort.

Du schickst uns Qual
Namlose
Innen her und von rings außen.

Das Auge tut sich zu, tief hilflos –
Sähe es die blinden Engel!
Gottes Segnung
Drüber her.

Da weicht das Leid,
Wir werden einsam –
Da tropft es Licht,
Wir sind geworden.

O Mutter du, Leid, zu Gott!
In deinen Schoß zeugt der Geist.
Da strömt uns zu tiefe Kenntnis!

Daß wir erwachen, neue Kinder –
Wessen Kinder? Gottes Kinder.

Zarathustra, Zarathustra, Oh –

Es stieß dich tief hinab in Schoß –
Blinde Engel auch dir über.

Hüllend faßte dich der Segen,
Du wurdest neu. Du wurdest blaß.

Jach bestürmte dich die Ahnung.
Da knirschtest du dir deinen Mut.

Zarathustra!
Von der Mutter so inbrünstig!
Abermals und abermals
Stieg herauf der rote Henker.

Da wurde Geist fleischlich beschrien –
Grausige Befleckung!

Zarathustra, aufgereckt,
Der rote Henker nah der Sonne,
Rief aus die Mißgeburt:
» O Mutter Lust!«

Da tat der Sohn sein Handwerk,
Verleugnete die Eltern beide.

Allem Leibe schenkte er Hochgeburt,
Die doch im Geist geboren war.

Da nahm ihn Lust als ihrer Kinder,
Warf ihn aus, Lustgeburt.

Da ward er einsam, vor großer Lust,
Da trieb er einsam Lust mit sich.

So tat ihm Lust als Erstgebornen –
Er war vom Geiste erstgeboren.

So auch das Ende –
Zarathustra!

Oh Leid, so sei du umworben!
Du stehst in einem hohen Zeichen.
Heimlich und gewiß.

Ein Kreuz ist groß emporgerichtet
Über alle Himmel hin.
Da geschah Wirken – übermächtig.
Unaussinnbare Geburt.

Oh Schoß, du wurdest ganz gesegnet –
Gott stieg in dich wahrhaftig.
Nahm den Weg, ließ keinen Schritt aus
Bis hinauf zum Kreuz.

Da tat Er dir die große Gnade,
Daß es besser mit dir werde.

Oh Mensch, auf daß es besser werde!
Darum hat dich Gott geliebt.

Oh Mensch, nimm das Kreuz in dich,
Ins Herz, das Himmel überragt,
Siehe und siehe,
Liebe und liebe,
Daß es besser mit dir werde!

So sang ich vom Herzleid
Über Zarathustra;
So schlug das Kreuz Wurzel
Tief in seines Leichnams Herzen.

Gerecht, o Richter!

Amen.

Vom Übermenschen.

Des Sohnes Heiligkeit
Aufgegangen auch über dir –

Kelch und Brot
Auch vor dir seiner Menschheit Zeichen.

Des überirdischen Wohnens
Herrlichkeit ward in dir inbrünstig.
»Werdet den Kindern gleich!«

Mächtig schrie deine Seele empor,
Wollte von neuem geboren werden.

Die Finsternis nahm dich zur Hütte,
Ihr Joch tat sie dir um.

Was Gottes, jochtest du ins Fleisch,
Da fuhr's herab mit toten Zungen –

Predigtest mit toten Zungen
Die Lehre vom Über-Menschen.
—  —  —  —  —  —  —  — 

Aus dem Fleisch stand dir auf
Eine gräßliche Geburt.

Ein Balg, wächsern, ohne Stimme,
Um ein Haupt über dich.

Dem wurdest du Vater, hegtest ihn dir an der Brust
Mit verblendeter Inbrunst.

Auf dieser Erde, wer da lebt,
Sei's ein König der Jahrtausende,
Ist Mensch und der Gefangenschaft
Menschlich, zeitlich, heimgefallen.

Grausig nahm der höchste Geist
In deiner Mißgeburt Kerker,
Grausig ward er hingemeuchelt
Ins Fleisch deiner Mißgeburt.

Siehe da, o Fluch!

Er sah aus kreisrunden Löchern,
Sein Mund klaffte im Schrei,
Sein Herz stand rot bemalt.

Rings in den Lüften her
Umschnob die Fratze wild Geschrei –
Deines ewigen Frevels
Teufel, Zarathustra!

Deine hungernde Liebkosung
(Fürchterlich verirrtes Herzen)
Überflog ein großes Sausen.
Deines geistlebendigen
Übermenschen Höllenfahrt.

Wie du starbest, Zarathustra,
Fiel der Balg über dich ein,
Unförmlich welk, bloße Haut,
Aus deiner Haut aufgeblasen!

Was von Ewigkeit, stirbt den Tod nicht;
Wer den Geist fleischlich schändet
Wahrhaftig
Wird ewige Schande leben!
Je und je.

O Zarathustra,
Dein Leichnam redet Zungen, schrecklich!

Ich will Zeugnis geben von dir,
Wie Du, Herr, den Menschen aufweckst.

Du ziehst alle Deine Kinder
Hinaus in Deine Herrlichkeit.

Angerührt von Dir, in Schoß erkoren;
Überlicht, mein Herr, Dein Richtspruch!

Dein Licht vor allem Anfang,
Dein Licht verschlingt mein Dasein.

Furchtbare Schwermut schließt mich zu,
Was fest besteht, fällt über mich.

Siehe doch, es birst Deine Strenge,
Über dem Haupt heimliches Scheinen.

Du gibst mir ein: »Sieh, Meine Güte;
»Wie du dir scheinst in Meinem Wirken!«

»Du bist es selber, überirdisch;«
Herr, Du gabst mir's ein!

Seit dieser Zeit tust Du mir heilig,
Ist mir die Sonne bittres Salz.

Ich erkenne mich im Leibe
Nur für große Traurigkeit.

Mein Blick ist hin zu Dir,
Mein Leib folgt Dir im Traum.

Du schickst Anfechtung, mein Wissen zu stärken,
Du ritzt die Hülse fürsorglich.

So regest du mich zu Dir, Gott,
So stützt mich Deine Hand himmlisch.

Da fallen neben mir Schäden,
Ich bestehe vor Dir.

Meine Ferse rührt mein Haupt,
Du hieltest mich der Freiheit gut.

Ich finde mich wie einen Bruder,
Ich finde dir nicht Lob genug,

Wie Du mich über mich erhöhtest,
Heilige Gnade, überlicht!

Ich singe so vom Über-Menschen,
Du, Herr, weißt, was Mensch heißt.

Wenn meine ersten Tränen
Meinen letzten begegnen schwesterlich –

Dir ist dies alles offenbar –

Von Gut und Böse.

»Wer die Liebe hat, er ist vollkommen,
»Er tut Mein Werk und Mein Gesetz.

»Wer mich liebt, den nehme Ich auf,
»Dem mache Ich hohe Wohnung.

»Ihr seid verklärt in Meinem Gebot,
»In Meiner Liebe seid ihr bei Mir.«

   

Das jenseits nicht besteht,
Es ist jenseitig

Gut und Böse

Wolltest du übersteigen, Zarathustra!

Dein fleischen Herz wandest du um
Aus den Fasern seiner Geburt –
Da sahest du es jenseits, Zarathustra,
Indes dein Geist niederwärts fuhr

Und wieder herfuhr mit Gesellen
Wütend in dein offen Fleisch;
Da sprangen deine Sehnen,
Da knirschten deine Knöchel –
»Zarathustra, ein Tänzer jenseitig!«

»Ei! hei! ich tanze über mir,
»Auf meinem Bauch mit meinen Beinen,
»Mit meinen Beinen um mein Haupt.

»Ein kräftig Lachen schicke ich dazwischen,
»Ich schlage über mich selber Purzelbaum,
»Meine Gelenke blase ich in Wirbel –
»Jenseitig, ich, Zarathustra!«

So schäumtest du hin vor dem Bösen,
Harpyisch rasender Gefangner.

»Ich freier Unfreier!«
Schriest du auf und wirbeltest
Fortgerissen toll vom Blasen
Deines Geistes aus der Tiefe.

Du umkreistest die Erde
Gräßlich tausende Mal,
Was dir von dir wissend wurde
Schriest du in dein stürmend Bette,
In den eignen Mut
Nutzlos es begrabend.

»Ich Schiffer jenseitig,
»Ich Abenteurer um die Erde,
»Ich mit des Windes Glück,
»Ich Ring der Ringe!«

Sinnloses Rad, du,
Aus deinem Geiste rollend
Um den eignen Nabel,
Du, endlosen Seufzens.

Das ist: dein Fleisch wolltest du jenseitig,
Da schlug dich der Geist furchtbar,
Versank die Welt irrsinnig,
Und wurde dein Leben, das sich selber hascht,
Wütend beißt und schließt
Zu neuem Beißen.

So rollte dein Kriegsruf,
Schillernde Otter, unter die Menschen.

O Zarathustra!
Zarathustra!
Welch ein Werk ward an dir irdisch!
Wie ist die ewige Verdammnis
In dir nah hinaufgestiegen!

Das war: weil du dem Geist so nahe,
Welcher ist Gottes, und ihn verkehrtest,
Da blies dich an Satanas
Aus schrecklicher Nähe.

O Herr, der Du das Wort sprachst
Uns Gut und Böse setztest zum Gericht,
Zur Rechten und Linken,
Hilf mir zum frommen Spruch!

Die Sterne haben ihre Bahnen
In geschriebenen Gesetzen,
Der Wind hat seine Bahn
Einfältiglich beschrieben.

Wie will der Mensch denn ohne Steg sein,
Ohne Fingerzeig von Dir!

Dies ist des Geistes Gesetz,
Das ist wahrhaftig über alle.

Dies ist des Fleisches Gesetz,
Das ist aus Einem für sich allein.

Wer den Geist kennt, kennt Dein Gesetz,
Wer Dein Gesetz kennt,
Sieht recht an Stern und Erde!

Das ist des Geistes Gesetz,
Daß es einfältiglich getan
Den Menschen ganz verklärt.

Es schenkt ihm die gewisse Freiheit
Von Geist her in Ewigkeit;
Freiheit fuhr vom Geist,
Nur der Geist fährt in Freiheit.

Das ist wahrhaftig Dein Gesetz,
Das Du redetest über dem Sinai,
Wer Dich hat, der begreift's.

Das ist wahrhaftig Dein Gut,
Das dein Sohn verkündete
Aus Seinem Munde heilig
Zur Liebe fassungslos.

Deine Liebe,
Die wandelt über dem Gesetz;
Deiner Liebe
Kinder wissen, was Dein ist.

Sie wandeln frei hin im Gesetz,
Weil sie aus der Liebe sind,

Die Deinen Sohn hingab,
In der Dein Sohn Sich gab.

O Herr!

Wir sind Kinder des Geists!
Was wir tun, tun wir dem Geist,
Dein Geist hat Sein Gut gesprochen.

Des Bösen Geist hast Du gezeichnet.
Du sprachest uns, was Böse heißt.

Was wir tun, tun wir dem Geist,
Das Gute dem Deinen,
Herr,
Das Böse der Finsternis Geist.

Was wir Dir tun, tun wir frei,
Frei ist, der da liebet
Vor Dir durch Deine Gnade.

Herr du gingest uns voran
Mit Deiner Tat, der Ewiglichen Guten,
Am Kreuzholz
Setztest Du Deine Tat für alle.

Auf daß wir hätten, was wir sehen,
Auf daß wir hätten, was wir gingen,
Wie Du es uns vorgeschritten
Auf! hin in dein Reich.

Deine Gnade,
Deine Gnade
Die wird in uns den Schritt vollbringen,
Wenn wir bitten, was gut ist,
Von Ewigkeit
Zu Ewigkeit.
O Vater, hilf uns zum Hingang,
In Deines Guten Kindlichkeit,
Ja, zum Kind, Herr, hilf uns!
Amen!

Vom Willen zur Allmacht.

»Ich bin über dir, da du nicht siehst,
»Ich führe dich, da du nicht Stätte hast.

»Ich tue Mein Werk, und du bist in Ruhe,
»Ich wandle vor dir, und du folgst Mir nach.

»Ich stehe auf in dir und gebe dir Meinen Willen,
»Ich erbarme Mich über dich, und du bist bei Mir –

Das Gericht über Zarathustra,
Da er als Dieb kam ins Heiligtum,
Gottes Feuer zu stehlen:

Ist nicht des Herrn Geist allmächtig, Zarathustra?
Wirkt er nicht mit Werken unzählig
Seiner Stärke ein Abbild?

Er schickt die Feuersäule vor Sich her,
Er teilt die Wasser,
Er schlägt die Menschen wund mit Plagen,
Er schüttet Segen.

Seinen Kindern hat Er vom Geist gegeben,
Daß sie allmächtig nur nach Ihm verlangen.
Ihr Willen steht nach Ihm
In unzähligen Gebeten.

Sein Sohn predigte gewaltig
Vom Geist nicht aus dieser Welt;
Über dem Schein ewiglich
Das wahrhaftige Leben.

Das begreift alles in sich,
Mit Macht alle Welten,
Alles Wissen,
Alles Wirken,
Alles Wollen
Verschlingt es weiß im Licht.

O Herr, wer schöpft Dich aus,
Herr, wo sind Worte, die nicht Boden haben?

Das ist Dein, Herr,
Daß Du herabstiegst und wurdest Fleisch.

Da warfst Du einen Brand in uns,
Eine Liebe unsäglich.

Eine Sehnsucht zu Dir
Wortlos, ganz blind, ganz stumm, ganz krank,
Daß wir gesund würden.

Und machtest uns stark in unsrer Liebe
Und gossest Licht über uns aus;
Da standen wir Siechen
Hell in einem starken Strahl.

Groß an Einsicht und Weisheit,
Mit lebendigen Worten
Wasser strömend rechts und links,
Tränkende Felsen.

Zarathustra, schleichend zur Mitternacht
Ein Dieb ins ew'ge Leben.

Er stahl den Brand von einem Herzen,
Er blies ihn an mit seinem Geist,
Da schwoll er wie ein Feuerkamm
Über wuchernden Begierden.

»Der Wille zur Macht!
»Seht an, ich habe ihn gewollt;
»Ihn will der Käfer im Gras,
»Die Sau im Stalle.«

Flugs fuhrst du in ein totes Fleisch
Mit sauren Gedanken,
Du zerfasertest die Fäulnis
Säuerlich grinsend.

Du schafftest Felsen, die rolltest du
Übereinander aus deinem Willen,
Stiegest hinauf, deinen Leichnam
Hieltst du vor dich, kauertest dahinter.

Den galligen Kadaver
Erhöhtest du über das Menschenvolk,
Riefest mit verstellter Stimme:

»O Wille zur Macht!
»Du Fund meiner Tiefe!
»Du Ausbund meiner Höhe?
»Gelber Leichnam, ich rede hinter dich
»Eine starre Leichenpredigt.

»Seht an, ein Turner der Höhe!«
Nahmest den Leichnam auf und
Stülptest ihn über dich.

»Ich Wanderer lustig in Leichnamen,
»Ich mit Kappe und Pelz der Leichname!«

So stiegest du die Grate lang
In einer Wolke ekler Fliegen,
Posaunend durch des Ungeziefers
Eitrig kriechende Verwesung –
Bis das Ende kam!

Dein Wille zur Macht,
Der hohl mit Felsen polterte,
Unterirdisch brummte dein Geist
[Der verkehrte] ein hungerndes Brummen
Die ganze Erde durch,
Alle Sterne durch
Und wird nie satt!

Das ist: Geist, Deinen Willen
In uns, Deine Auferstehung
Blenden und zur Höllenfahrt
Rote stiere Augen öffnen!

Zarathustra, Oh!

O Herr, sei uns gnädig,
Hilf uns zu Deinem Willen,
Zu Deines Geistes Allmacht
Geistig unsäglich!

Da sind wir, wie es auch geht,
In Dir geschlossen, nicht in dieser Welt,
Und mit einem Gesang Deines Willens,
Liebend dich und alle Deine Werke,
Fröhlich tönend,
Leben wir die Welt auf
Still im Strahl.

Von Ewigkeit.

»Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!
»Meine Herrlichkeit rührt an deine Übertretung,
»Ich nehme sie fort, und nehme sie zu Mir.

»Denn ich habe dir getan als Meinem Kinde,
»Auf daß meine Gnade weithin offenbar werde.

»Und mein Name soll leuchten über dir,
»Und meine Ewigkeit soll dir die Sprache schenken.

»Gehe hin im Feuer; Ich bin bei dir!«

Was ist das nun, Herr, Herr,
Daß ich mit meinen Worten will aufheben Deine Ewigkeit!

Denn mein arm Menschliches ist von der Zeit,
Und meine Worte sind von der Erde geboren!

Das möchte ich: den Leib in Schlaf geben
Und innen doch wachen, wissend überirdisch.

Und nun von Lippen reden, die nicht leiblich sind,
Und nun mit Worten reden, die nicht Worte sind.

O Herr, ich will von mir scheiden
Durch das Gericht hin in Schlaf.
Zarathustra!

Dein Geist wollte die Ewigkeit befliegen,
Der Geist, ist er verkehrt, tut an Flügel.

Wo doch nichts ist zu befliegen –
Ein Flügel rührt nur die Zeit.

Du nahmst dir den Adler
Und flogst hinauf zur Sonne
Und flogst noch weiter
Und flogst so fort.

Bis es dir trunken wurde um dein Haupt;
Das, dachtest du, sei Ewigkeit,

Flogest doch in der Zeit
Mühevoll von einem Stern zum andern!

Da wirbelten die Sterne um dich
In deines Sausens Trunkenheit.

Da hobest du die Stimme auf
Und schicktest sie dem Taumel nach.

Taumelnd verflocht sich
Zarathustra mit seiner Stimme,
Taumelnd flocht er
Stern und Flügel drein.

Da kreisten in Ringen
Sonn und Sterne feurig um dich,
Du drehtest dich feurig
Mitten zwischen Sonn und Sternen.


Es scholl dir das Sausen
Hohl in den Ohren –
Deine Stimme ging im Kreis:

»Ringe und Ring der Ringe
»Aufwärts und
»Abwärts!
»Tanz und Gefangenschaft
»Grabher
»Und grabwärts!«

A! hei! da riß dich der Geist,
Der einen stumpfen Klang vernommen,
Mitten im Taumel
Glühte er, giftfiebrig rot.

Und spie vom schweflen Feuer in dich,
Das schlangest du in dich hinab,
Deinem Leib entstiegen Dämpfe
Dichter im Zischen.

Durch falbe Umnachtung
Zuckte deiner Stimme Qual:

»Ewige Wiederkehr! Ewige!
»Wiederkehr!
»Wiederkehr!
»Ich bleibe, der ich bin,
»Zwischen Ewigkeiten!«

Da schnitt eine Flamme den Himmel
Mitten, ein rot Messer;
Du zerfielest in zwei Hälften.

Die lagen und schrien im Blut
Gellend einander;

Ich bin du!
Du bist ich!

Ich bin abermals in dir!
Du bist abermals in mir!

Sie richteten sich auf am Blut,
Trieben gräulich Unzucht.

Schlossen sich,
Teilten sich,
Vertauschten sich,
Vergaßen sich.

Dein Geist schlug seine Wurzel
Hastig in den beiden,
Seine Krone trieb zu Schlangen,
Die bissen sich schwanzwund.

Zarathustra, über seinen Hälften
Schweflig geborgen –
Mit Schlangen belaubt er sich,
Gräßliches zischelnd.

Das ist des Fleisches Ewigkeit
Im Geist, Zarathustra –
Das ist Verdammnis, Zarathustra
Ewige! Oh!

Weil du die Ewigkeit ins Fleisch triebst
– Mit schandhaften Nägeln
Treibt es dich ewig um
Fleischen verwandelt.

Oh! mein Herr!
Du schlägst mich mit Schwindel!
O Blindheit gnädig! Deines Geists!

So bin ich durchs Gericht gegangen
Unversehrt durch Deine Gnade!

Nun gehe ich zur Ruhe,
Herr, in Deiner Gewißheit.

Oh Herr, nun wird es abendlich
Heiter um mich in letzter Sonne
Bald erwacht Dein Auge!

Es schlägt sich auf, da schweigt das Wort,
Da kommt der Traum,
Der Traum!

O wie tief!
Wie tief!
Wie stille
Und still.
O wie licht
Im Wunder,
Grenzenlos weltfern!

Herr!
Mein Herr!
Dein Kind singt Dir im Schlaf,
Wachend ein Singen, das hörst nur Du!
Im Schlaf ein Singen, das hören die Menschen!
Wundern sich und staunen:
Was ist das?

O Herr!
Mein Herr!
Ich bin Dein Kind und bin im Schlaf,
Herr, hilf mir schlafend!
Sieh, es lallt sich süß, so süß
Und bewegt alles rings um:
Baum und Mensch und Tier
Und singt süß in der Nacht,
Indes Dein Auge mein,
Herr!
In der Ewigkeit wacht
Schließ mich zu!

Das Ende.

Der Herr hats wahrhaftig vollbracht,
Seine Stärke hat nicht Aufhören.

Die Schwachen füllet Er,
Die Mächtigen schüttet Er aus.

Sein Engel tut Wunder vor Ihm her –
Der Fels erbarmt sich über den Wanderer,
Das Holz biegt seine Früchte zum Gericht.

Die Felsen, die vor Dir reden, speien Worte von Feuer,
Und sie preisen Deine Allmacht lebendiger als Menschenwort.

Denn mein Wort fühle ich klein vor Dir, Herr,
Und ich bettle um einen Felsen, der Feuer gibt.

Zarathustra,
Als er vollendet hatte, was ihm zuerteilt war,
Hob sein Haupt auf zum letzten Ruf
Heimtückisch,
Sammelte in sich seines Mörderischen
Galligsten Auswurf,
Spie aus und schrie:

»Hat man mich verstanden?
»Dionysus gegen den Gekreuzigten?«

Alsbald hob ein Engel sich auf vom Himmel,
Hob sich auf mit aller Größe und stieg herab
Und hatte in seinen Händen ein Schwert, zweischneidig, weiß im Glanz,

Stieg eilend durch die Himmel in einem großen Brausen,

Kam und schlug Zarathustras Stirne mit der Schneide des Schwertes

Gewaltig

Aus aller Kraft.

Alsbald bebte sein Haupt niederwärts,
Und seine Augen versanken in sich selbst,
Und seine Lippen verwirrten sich stammelnd;

Sein Haupt klappte vornüber als eines Leichnams Haupt,

Und durch die Finsternis, die einbrach über ihn, schickte sein Auge

Boshaftig, räuberisch, hilfehungernd und verstört

Einen grellen Strahl aufwärts, der stach wie ein Gift,

Und von seinem Stachel fielen der Jünglinge zehntausend;

Und schickte ein Lachen herauf, das schütterte durch die Himmel

Und war grausig, bebend, eine Frage und eine Antwort

Und wurde eine Flamme, die wurde ein Trotz vor des Höchsten Stuhl,
Fiel herab in großem Wehe fürchterlich kreischend und
Verzehrte viel Tausende von jungen Häuptern im Brande bis aufs Mark ihres Hirnes –
Und alsdann ward er herabgerissen von einer Faust,
Fuhr herab mit einem Sausen, des Eile kein Wort nennt,
Hin in die ewige Verdammnis.
Aber der Herr versiegelt wahrhaftig meine Zunge,
Denn ich habe getan, was Er befahl, und er will, daß ich schweige,
Und ich muß schweigen, sonst käme ich um in der Herrlichkeit.

Denn es ziemt uns, noch eine Strecke zu wandern,

Mit würdiger Lobpreisung, adlig an Herz und Leib

In heller Eintracht uns zusammenzufinden

Und dem Herrn aus unseren einigen Kräften
Ein Feuer zu zünden, überberedt Zeichen.

Zu reden wenig, zu schweigen viel,
Zu bitten wenig, zu danken viel,
Zu trinken wenig, zu dürsten viel,

Bis Er uns das Ziel setzt
In sich wahrhaftig.

Das helfe er!

Amen.

Ausgang.

Engel rühren mein Leben an
Herauf, herab
Feierlich –
Tränken mich, wo ich nicht weiß,
Speisen mich, wo ich nicht weiß,
Hüllen mich in weißes Linnen,
Gießen über mein Haupt
Schalen weißen Lichtes aus –

Bis daß meine Stunde kommt,
Wo ich aufstehn darf und zeugen
Unter euch allen
Vom weißen Licht auf meinem Scheitel,
Vom hohen Sohn in meinem Herz.

 


 << zurück