Christoph von Schmid
190 kleine Erzählungen für die Jugend
Christoph von Schmid

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34. Die Kürbisse

Andreas, der Sohn eines Bauers, hatte auf seinem Kasten mehrere goldgelbe Kürbisse stehen, die ihn sehr freuten. Eines Tages waren sie ihm alle weggekommen und er war darüber sehr aufgebracht. Er klagte es dem Vater, der mit der Mutter eben in die Stadt fahren wollte. Habe wegen einer so geringen Sache keinen so großen Verdruß, sagte der Vater, und geh an deine Arbeit. Schlage diesen Nachmittag das Korn droben auf dem Boden fleißig um und ich stehe dir dafür, du sollst deine Kürbisse wieder bekommen. – Abends kam der Vater zurück und fragte: Hast du den Kornhaufen umgestürzt? – Ja! sagte der Sohn. – Sind deine Kürbisse zum Vorschein gekommen? fragte der Vater weiter. – Nein! antwortete der Sohn. – O du frecher, unverschämter Lügner! rief jetzt der Vater mit zorniger Stimme; habe ich dich jetzt ertappt? Sieh, ich wollte dich nur prüfen und habe deshalb die Kürbisse an verschiedenen Stellen in dem Kornhaufen versteckt. Wenn du das Korn tapfer herumgeschaufelt hättest, so hättest du sie sicher gefunden. Jetzt aber ist deine Lüge am Tag. Der Sohn wurde feuerrot vor Scham und bat den Vater flehentlich um Verzeihung. Der Vater sprach: Ich will dir verzeihen, wenn du mir versprichst, dich zu bessern und dir deshalb das Sprüchlein zu merken:

So frech dein Mund auch lügen mag,
Man bringt die Lüge leicht an Tag.


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