Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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68 III.
An sich selbst.

        Du, der gesagt, nicht könne hinfort dir schaden ein Mägdlein,
    Siehe, da stockts; und tief sank von der Höhe dein Mut.
Kaum, Unglücklicher, bleibt dir in Ruh' ein einziger Monat,
    Und nicht löblich von dir spricht schon ein anderes Buch.
5   Kann wol, fraget' ich oft, ein Fisch auf trockenem Sande,
    Kann wol leben des Walds grimmiger Eber im Meer?
Kann ich selber denn wol ernsthafter Beschäftigung wachen?
    Ausruhn mag, niemals hebet sich Amor hinweg.
Doch nicht so das Gesicht, wie hell es auch schimmere, fing mich
10       (Mehr sind Lilien nicht als die Gebieterin weiß;
Wie Mäotierschnee mit Mennige kämpft vom Iberus,
    Und wie auf lauterer Milch rosige Blätter sich drehn) 69
Nicht so das Haar, das gewöhnlich den Marmornacken herabfließt,
    Oder die Äugelein beid', helle Gestirne für uns;
15   Noch wenn einmál vorblinkt aus arabischem Flore das Brüstlein;
    (Nicht fürwahr um ein Nichts pfleg' ich in Liebe zu glühn!)
Als wann zierlich sie tanzet bei winkender Gabe des Bacchus,
    Wie Ariadne vordem jubelnde Reigen geführt;
Und als, wann Melodien mit äolischer Saite sie anhebt,
20       Kundig des Lyragetöns, das Aganippe belauscht,
Auch wann in eigenem Liede sie ringt mit der Bardin Korinna,
    Und der Erinna Gesäng' unter den ihrigen schaut.
Hat dir Geborenen gleich am Beginn, o du Holde, der Jugend
    Amor in schimmerndem Glanz herliche Segen geniest?
25   Diese ja spendeten dir als himmlische Gaben die Götter;
    Diese ja, wähne doch nicht, dass sie die Mutter dir gab!
Nein, nein! solche Geschenke sind mehr als menschliches Ursprungs!
    Nicht zehn Monde fürwahr zeitigten Güter, wie die! 70
Du bist römischen Mädchen zum Stolz, du Eine, geboren;
30       Du wirst ruhen zuerst, römisches Mädchen, mit Zeus,
Und nicht immer bei uns wirst menschliche Lager du schauen:
    Wieder, was Helena war, bringet uns diese Gestalt.
Wundert mich nun, wenn dieser die Jünglinge sämtlich entbrannt sind?
    Für sie, Troja, war dir rühmlicher, unterzugehn.
35   Ehmals wundert' ich mich, wie Asia's Kampf und Europa's
    So um Pergamus Burg reizen ein Mädchen gekonnt.
Nun hast, Paris, du klug, und du, Menelaus, gehandelt:
    Als Abfoderer du, und als Verweigerer du.
Würdig ja war die Gestalt, dass selbst hinschwand ein Achilles;
40       Priamus, hasst' er den Krieg, billigen musst' er den Grund.
Will ein Maler besiegen an Ruf die Gemälde der Vorzeit,
    Meiner Beherscherin Bild stell' er zum Muster der Kunst. 71
Mag er sie östlichem Volk, und mag er sie westlichem zeigen;
    Glühn wird im Osten umher, glühn auch im Westen das Volk.
45   Hier sei Schranke mir doch und Befriedigung! Oder wo mir noch
    Andere Lieb' eindringt, bitterer sei mir der Tod!
Aber wie erst unbändig ein Stier sich des Pfluges erwehret;
    Bald im gewohnteren Joch gehet er kirre zu Feld:
Also sperrt sich ein Jüngling zuerst in der Liebe mit Wildheit;
50       Ward er gezähmt, dann dünkt Grades und Krummes ihm recht.
Schmähliche Band' einst trug der göttliche Seher, Melampus,
    Vom Ifiklus ertappt, dass er ihm Rinder entwandt.
Doch nicht schnöder Gewinn, nur die liebliche Pero bewog ihn,
    Die Amytháons Haus sollte begrüßen als Braut.

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