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XI.
Joseph ein Glücksvogel

Wieder wanderte Joseph von Großkirchen aus, aber diesmal sorgenlos und heiter, schöne Zukunftsbilder schwebten vor seiner Seele; er gab sich ihnen ganz hin.

Schon sieht er vor sich das ihm nur zu gut bekannte Brenndorf auftauchen, er erinnert sich an eine 4-Gulden-Geschichte und an die Untersuchung. Auch diese wollte er abtun, da er nicht die mindesten Makel mitnehmen wollte.

Er geht daher selbst zum Gerichte, schlägt die Protokolle nach über die einkassierten und dem Steueramte übersendeten Gelder; zum Erstaunen des Richters geht es auf ein I-Tüpfelchen zusammen.

Der Verstoß lag auf Seite des Gerichtsdieners, welcher die eingezahlten 4 Gulden vergessen hatte in der Liste auszustreichen und daher sie von den Bauern zu ihrer Verblüffung nochmal forderte. Daß dann die Bauern den Gerichtsdiener zornig anschnarchten, ist leicht zu erklären. Joseph wußte ganz gut, daß ihm diese Posten einbezahlt wurden, und sie lagen richtig beim Steueramte; sohin war ein großer Lärm um nichts gemacht worden.

In seiner neuen Stellung zu Innsbruck hatte sich Joseph bald das Vertrauen seiner Vorgesetzten erworben; die Behandlung war da eine noble; es ging nicht so schundig her wie bei dem Bezirksgerichte. Da der Amtsvorstand sah, daß Joseph mit Kleidern etwas ärmlich bestellt war, so ließ er ihm einige Extraverdienste zukommen, die im Jahre wohl auch bei 200 Gulden betrugen. Auch mit dem Lichte wurde nicht so schofel umgegangen wie bei den Bezirksgerichten, wo dem Praktikanten eine elende Unschlittkerze zu 2 Kreuzern auf den Tisch gestellt wurde; hier hatte Joseph monatlich 2 Gulden 42 Kreuzer R.-W. Lichtgeld und konnte sich also auch anständig beleuchten. Kurz, Joseph sparte, und in einem Jahre waren fast alle Schulden abgezahlt; denn es kam nach einem halben Jahre endlich auch die Anweisung des Geldes für die Abtakelung der Forstexzedenten in Brenndorf. Freilich wurden ihm auch da 34 Gulden abgezwickt; denn, hieß es, die Oberbehörde habe es nicht für angemessen befunden, Diäten auszubezahlen, man wolle ihm jedoch für seine außerordentliche Mühewaltung 100 Gulden in Form einer Remuneration geben; der erhaltene Vorschuß von 50 Gulden werde natürlich abgezogen. – Da hätte Joseph freilich einzuwenden gehabt, daß die Behörde protokollarische Verträge doch auch zu halten verpflichtet sei, und daß er in Wirklichkeit wegen der in Brenndorf herrschenden Teuerung nahezu 150 Gulden gebraucht habe; aber wer will gegen Vorgesetzte fechten? Da würde man ihn gleich als Rumoristen betrachten, und er hätte sich ein schlechtes Bildchen eingelegt.

Es war etwa ein Jahr verflossen, seit Joseph Großkirchen verlassen hatte, da waren in Wien einige Konzeptsadjunktenstellen erster Klasse mit dem Gehalte von 400 Gulden ausgeschrieben. Ei, dachte sich Joseph, 400 Gulden sind mehr als 300 Gulden; wagen wir einen 30-Kreuzer-Stempel und versuchen wir, uns nach Wien einzuschmuggeln, vielleicht geht es; das Probieren ist über das Studieren, und wer einmal in Wien sitzt, der ist besser daran als so ein Provinzler; will er wieder einmal in die Provinz zurück, so geht das Ding leicht, und es geht noch dazu mit Beförderung; denn in Wien wird man erst geläutert, nur da wird man ein Beamter, von der Hauptstadt geht ja alles Licht aus. Also Gesuch, sprach Joseph, i bonis avibus, d. h. ziehe hin mit den glücklichen Schwalben.

Noch waren nicht drei Wochen verflossen, hatte Joseph schon ein Dekret mit großem Siegel in den Händen, wodurch er wirklich zum Konzeptsadjunkten erster Klasse in Wien ernannt wurde, mit dem Auftrage, unverzüglich an seinen Posten einzurücken.

Der bisherige Amtsvorstand Josephs wollte ihn jedoch nicht ziehen lassen; er erwirkte, daß Joseph noch eine Zeitlang in Innsbruck mit seinem neuen Gehalte belassen wurde, bis er seinen Nachfolger in seinem Amtszweige gehörig eingeführt hätte; und Joseph blieb in Innsbruck und bezog sein Gehalt von Wien.

Schon war er vollends schuldenfrei und konnte daher hier und da seinem lieben Vater, wie etwa zum Neujahrs-, Geburts- oder Namenstage, einen Zehner und der Mutter Zucker und Kaffee schicken.

Meine Buben, sagte einmal der Nuiterbauer, werden mir alle, solange ich lebe, wohl kaum jemals mit einem Kreuzer behilflich sein können, und es ist das Sprichwort an mir wahr, das sagt, daß ein Vater leichter zwölf Kinder als zwölf Kinder einen Vater erhalten können. Dies sagte er damals, als er die zwei unentgeltlichen Praktikanten zu Hause umsonst abfüttern mußte.

Doch als er von Joseph den ersten Zehner geschickt kriegte, hob er freudig denselben in die Höhe und rief seinem Weibe zu: Weiblein ein Og! (Auge) Ein Og! Er meinte damit die auf den Zehner hinaufgeprägte Figur.

Welche Genugtuung und Freude für den Joseph, den lieben Eltern seine uralte und größte Schuld doch in etwas abzahlen zu können.

Der Jüngere hatte also an Gehalt den Älteren schon erreicht, der Alois war halt ein Pechvogel; überall hatte er Pech, obgleich er alle drei Richteramtsprüfungen mit Auszeichnung gemacht und an juridischer Kenntnis den Joseph weitaus übertraf. Alois mußte zusehen, wie andere mittelmäßige Köpfe, ich möchte nicht sagen Schafsköpfe, überall vorgezogen wurden. Freilich hatte Alois den Fehler, ein Gradaus zu sein und nicht kratzfüßeln und Hände küssen zu können; er verließ sich auf seine Geistesüberlegenheit; er machte aus sich wenig und sprach selten von seinen Leistungen, desto mehr aber arbeitete er.

Joseph hatte im Laufe der Jahre gesehen, daß der Gradaus in seinem Wege auf viele Hecken, Dornen und Bäume stoße, daher beschloß er, immer zuerst den Weg zu sondieren und manchen Hindernissen aus dem Wege zu gehen; besonders studierte er immer der Vorstände schwache Seiten und trat ihnen darin nicht entgegen; er schwieg oft, wenn er auch hundertmal recht gehabt hätte, und ließ sich für einen Fehler ausputzen, den er nicht gemacht hatte. Und wenn hintennach der Vorstand seinen Fehler einsah, so hatte sich Joseph durch sein Schweigen bei dem unverdienten Vorwurf ein Bildchen eingelegt. Alois konnte so etwas nicht hinnehmen; auch glaubte er immer, wenn glattzüngige Menschen ihm leere Komplimente vorsagten und ihm Beförderung versprachen; er meinte, jeder Mensch habe das Herz auf der Zunge wie er; wie oft wurde er daher bitter enttäuscht.

Joseph meinte auch, daß Alois nicht gut tue, aus sich selbst und seinen Arbeiten nichts zu machen; wer aus sich nichts macht, ist nichts, dachte Joseph, und darum machte er manchmal mit seinen Arbeiten mehr Fumo und Rumor, als wirklich daran war; das hatte er einigen Hohlköpfen abgelernt, welche sich überall voranstellen und wirklich oft dabei etwas erhaschen.

Bescheiden in einem Winkelein sitzen und warten, bis jemand kommt, einen aus der Verborgenheit herauszuziehen, geht in unserer Welt voll Prahlsucht nicht mehr. Man läßt das Veilchen unter dem Gesträuche einsam duften. Zur niederen Schmeichelei konnte sich jedoch Joseph nie hergeben.

Endlich hieß es nach Wien abreisen.

Joseph hatte noch bei dem Schneider ein Konto zu bezahlen. Der gute, alte, bürgerliche Schneidermeister war gestorben, sein Sohn, ein hübscher, freundlicher, junger Mann, führte das Geschäft; er war drei Jahre in Wien gewesen und hatte dort manche Großstadtmanieren angenommen. Ihn freute sein Handwerk gar wenig, denn er hätte lieber sein Geld in Fabriksunternehmungen gesteckt, um so, statt mit der Schere in der Hand, auf leichtere Weise etwas zu gewinnen. Es wollte ihm fast seines Vaters Handwerk zu schlecht sein. Doch seine Schwester Pepi, die ihm die Wirtschaft führte, war damit nicht zufrieden, sie meinte, bei den Fabriken wäre der Schwindel zu Hause, man könne da leicht in einer Nacht zum Bettler werden; lieber etwas mit der Hand auf herkömmliche Weise ehrlich verdienen, das sei zwar geringer, aber sicherer. Doch dem jungen Mann ging das gar nicht in den Kopf, und er ließ das Handwerk seines Vaters so ziemlich gehen, wie es ging, und wäre Pepi nicht gewesen, so würde es mit dem bisher so guten Geschäfte rückwärts gegangen sein.

Joseph kam also zum Schneider, um sein Konto zu bezahlen, bevor er nach Wien abreise. Pepi war auf dem Grünmarkt, um einzukaufen; denn sie hatten zwölf Gesellen, die damals bei dem Meister auch die Kost hatten. Unsere Zeit arbeitet, wie man sagt, nach Stück, und der Geselle hat beim Meister weder Wohnung noch Kost. Scheinbar verdient sich der Geselle jetzt mehr, und dennoch kommt dabei weder Meister noch Geselle auf einen grünen Zweig. Man lebt vornehmer, aber von Ersparnis ist keine Rede. Doch die Neuzeit liebt die Freiheit und verachtet das alte Zunftwesen und macht dadurch recht viele Bettler, und die Kleider sind deswegen doch nicht im Preise gesunken, ja für einen Rock, für den man früher 16 Gulden bezahlte, zahlt man jetzt schon in die Dreißig.

Der Meister konnte im ganzen Buche des Josephs Konto nicht herausfinden, seit einem halben Jahre hat sich der nichts mehr aufgeschrieben. – Das wollte derselbe vor Joseph nicht merken lassen, er fabrizierte daher aus dem Gedächtnisse ein Beiläufig-Konto.

Sie haben, sagte er, einen grünen Rock, das Tuch macht 12 Gulden, Macherlohn –

Joseph: Herr Meister, Sie irren sich, grünen Rock habe ich bei Ihnen keinen angeschafft.

Meister: Habe ich ja doch ihn bei Ihnen neulich gesehen!

Joseph: Einen grünen Rock habe ich, aber verzeihen Sie, Herr Meister, dieser ist von dem Großkircher Schneider, das Tuch hat mir der Vater gekauft, als ich noch Praktikant in Großkirchen war.

Meister: Ja, dann verzeihen Sie, sagen Sie mir selbst an, was Sie von mir gehabt, ich habe es in dem Drang der Geschäfte vergessen einzutragen.

Den Joseph ärgerte diese Unordnung des Meisters; er sagte ihm die erhaltenen Kleidungsstücke an und bezahlte die verlangte Summe. So hätte es Ihr Vater nicht gemacht, sagte er, so werden Sie oder die Partei zu kurz kommen, und ich glaube, meistens wird das erste der Fall sein; denn jeder einzelne weiß gut, was er für Kleidungsstücke erhalten oder nicht erhalten hat. Obwohl ich Ihrem Vater recht viel zu danken hatte, so werde ich Sie jetzt aufgeben müssen; denn Ordnung und Buchführung gehört zu einem soliden Geschäfte.

Da wurde der junge Meister über und über rot. Betrügen, sagte er, wollte ich Sie nicht, gewiß nicht, Sie werden mich deswegen nicht verkehren.

Ich weiß wohl, sprach Joseph, daß Sie ehrlich sind, aber mehr Ordnung sollen Sie haben. Nun leben Sie wohl, ich werde schon sehen, was ich tun werde.

Grüßen Sie mir Fräulein Pepi und sagen Sie ihr, ich hätte sie gerne auch noch vor der Abreise gesehen. – Morgen früh reise ich ab.

Mit diesen Worten verließ Joseph, den Meister.

Fahren wir, Euer Gnaden, fahren wir, ertönte der Ruf der in Nußdorf am Landungsplatze der Donau aufgestellten Fiaker, so daß der aus dem Dampfschiffe austretende Joseph fast taub wurde.

Joseph hatte viel von den übertriebenen Forderungen der Wiener Fiaker gehört, er wollte sich daher nicht dem nächsten besten anvertrauen; er ließ zuerst den Menschen- und Wagenknäuel sich entwirren. Er antwortete keinem der Fiaker, und so stand endlich nur mehr ein elender Einspänner da, an den eine schwarze Schindmähre gespannt war.

Mit dem Besitzer dieses Wagens unterhandelten Joseph und noch drei übriggebliebene Herren, deren Geldbörse sicher auch nicht glänzend bestellt war. Der Fiaker forderte zuerst für den Kopf 2 Gulden, was pflichtgemäß auf 1 Gulden 30 Kreuzer herabgehandelt wurde. Es kam das dem Joseph entsetzlich teuer vor. Sechs Gulden bis nach Wien, 1½ Stunde Weges, wie man ihm gesagt hatte; was würde erst ein glänzender Zweispänner gekostet haben? Das Wien ist ein teures Nest, wo werde ich da mit 400 Gulden im Jahre hinkommen? Das waren Josephs Selbstgespräche, als er den riesigen schwarzen Stephansturm vor sich auftauchen sah.

Wohin wollen Euer Gnaden? rief der Fiaker von seinem mit Stroh belegten Bocke zurück.

In ein nicht gar zu teures Wirtshaus mittlerer Klasse, hieß es von den Fremden.

Nun da wäre der Wirt zum Roten Hahn in der Roßau ein gar honetter Mann; man lebt dort gut und billig, vorzüglich, wenn ich ihm Gäste zuführe, diese kommen immer besser durch; so sagte der Fiaker.

Also zum Hahn, hieß es.

Wie sie über das teure Pflaster der Währingergasse fuhren, krachte es auf einmal unter Joseph und seinem Sitznachbar; das hölzerne Brett, auf dem sie saßen, brach zusammen, und beide lagen rücklings in dem mit Stroh belegten Wagen.

Malheur! rief der Fiaker; aber Sie, sprach er zu Josephs Leidensgenossen gewendet, sind schwer wie ein Mastochse, für solche Leute ist mein Wagen nicht berechnet; ich hätte sie eigentlich das Doppelte bezahlen machen sollen. Das Brett wenigstens müssen Sie mir bezahlen, macht einen Gulden.

Dieses war dem Joseph doch etwas gar zu arg. Schuft von einem Fiaker, sagte er, wir bezahlen keinen Kreuzer mehr, als bedungen ist, Sie mögen mit Ihrem Schinderkarren weiterfahren, sind so schon meine Eingeweide alle in Unordnung geraten. Ich werde den Polizeimann rufen, der dort an der Ecke steht.

Als der Fiaker den Namen »Polizei« hörte, wurde er auf einmal ganz sanft. Machen Sie um Gottes willen kein Spektakel, sprach er; wegen des Brettes wird am Ende nicht so viel daran liegen. Machen Sie es sich bequem, so gut Sie können; in drei Minuten sitzen Sie wohlbehalten am Tische des Wirtes zum Roten Hahn. Mohr – Galopp!

Die Schindmähre begann auf einen kräftigen Peitschenhieb des Fiakers einen Galopp, so daß die Fremden Mühe hatten, nicht vom Wagen herauszufallen.

Nun hielt der Fiaker, und die Fremden krochen aus der Strohumhüllung heraus. Sie waren beim Roten Hahn.

Der Rote Hahn entsprach dem Fuhrwerke, das sie herbeigebracht hatte; es war eine ordinäre Wiener Vorstadtkneipe, worin sich allerhand Bummler herumtrieben; doch was liegt an einer Nacht?

Joseph war nun einmal in Wien, zwar nicht als Uhrmacherlehrling, wie er einstens es sich geträumt hatte, und er war nicht mehr ein unerfahrener Bursche von 14 Jahren, aber dennoch kam er sich in Wien anfangs wie ein Kind vor; so ergeht es jedem Provinzler, wenn er das erstemal in eine große Hauptstadt tritt.

Das erste, was Joseph tat, war, sich in dem Häusermeere zu orientieren, denn sonst macht man viele Wege umsonst. Drei Tage tummelte er sich in der Stadt und den Vorstädten herum; nun dachte er erst daran, sich seinen neuen Vorgesetzten zu präsentieren; man hatte ihm gesagt, daß er wenigstens zehn sich vorstellen müsse. Zuerst meldete er sich bei dem Capo, dem Hofrate W.

Hofrat: Wer sind Sie?

Joseph: Seit bereits einem Jahre Ihr unterstehender Konzeptsadjunkt, bisher in Innsbruck in Verwendung.

Hofrat: Aber Sie kommen spät, hätten schon vor vier Wochen hier sein sollen. Wo schlenderten Sie herum?

Joseph: Ich war etwas unpäßlich, konnte nicht reisen, Herr Hofrat, werden meinen legalen Ausweis darüber schon in Händen haben.

Hofrat: Ja, ja, man sieht Ihnen Ihre Krankheit über das Gesicht an, schauen aus wie der Vollmond; man kennt die Geltung solcher Ausweise.

Joseph: Verzeihen, Herr Hofrat, ich habe mich eben durch meine vierwöchigen Ferien wieder erholt.

Hofrat: Lassen wir es gelten. Morgen 8 Uhr stellen Sie sich Ihrem Vorstande beim Bezirkskommissariate in der Alservorstadt, dem ich Sie zugewiesen habe. Adieu!

Die erste Visite war somit kurz abgetan. Nun ging's zum Vizepräsidenten.

Vizepräsident (dem Joseph unter Verbeugungen entgegengehend): Mit wem habe ich die Ehre zu sprechen?

Joseph: Ihre Herablassung ist wirklich für mich demütigend, ich bin nur der Konzeptsadjunkt Joseph N. aus Innsbruck, seit heute dem Bezirkskommissariate Alservorstadt zugeteilt; ich komme mich Ihnen, hochgeborener Herr Graf, pflichtschuldigst vorzustellen und Ihrer Wohlgewogenheit zu empfehlen.

Vizepräsident: Das ist schön, Sie den braven, geschickten, tätigen Tiroler kennen zu lernen ich habe von Ihnen schon lange gehört, Ihr Ruf ist Ihnen vorausgegangen!

Joseph (bei sich selbst): Das heiß' ich aufgetragen! Ich weiß gewiß, er hörte meinen Namen heute zum ersten Male. (Zu dem Vizepräsidenten): Ihre Meinung von mir ist zu gütig.

Vizepräsident: Also auf Wiedersehen! bald werden Sie Kommissär sein. Adieu, mein Teuerster!

Baron S. war als der dritte auf der Visitenliste genannt. Joseph tritt in sein Bureau.

Baron S. steckte (wörtlich wahr) in einem von allen Seiten durchsichtigen Glaskasten, der in die Mitte des Zimmers gestellt war. Durch eine Glastüre ging es erst von dem Zimmer in das Glasbehältnis. Der Herr Baron schaute aus wie das echte Muster eines Gesundheitspedanten, der alle Tage sein Pülverchen und seine Pillen nimmt.

Schließen Sie schnell, geehrtester Herr, sprach der Baron zu Joseph, ich kann die Zugluft unmöglich ertragen.

Bald hätte Joseph vor dem Manne im Glaskasten laut aufgelacht, doch er war ja ein Rat, da darf man am allerwenigsten lachen.

Baron: Mein lieber Herr, was führt Sie zu mir, womit kann ich dienen?

Joseph: Ich bin Joseph N., neuer Konzeptsadjunkt in der Alservorstadt, und ich bin da, Herr Baron, meine pflichtschuldige Ehrfurcht zu bezeugen, und bitte, mich Ihrer Güte empfohlen sein zu lassen.

Baron: O, ganz gewiß werde ich Ihnen wie ein Vater sein, kommen Sie zu mir, wenn Sie etwas brauchen, zu jeder Stunde, sei es Tag oder Nacht. Bei der nächsten Beförderung sollen Sie von meiner Seite als der erste vorgeschlagen werden.

In solchem Tone ging es bei allen Räten fort.

Wenn das, was diese Herren alles gesagt hatten, Ernst gewesen wäre, so wäre Joseph wenigstens in ein paar Monaten auch so ein Rat gewesen, aber Joseph nahm es so, wie es war, als ein bloßes Phrasentum. Dergleichen Worte sagten sie jedem sich stellenden Konzeptsadjunkten, und Phrasen sind wohlfeil. Nur der Hofrat mit seinem lakonischen, einfachen Wesen hatte ihm gefallen. – Herr Rat H. war gar nicht da, diesem legte Joseph seine Visitkarte auf den Tisch, und als Joseph nach acht Tagen wiederkam, entschuldigte sich der Rat und bezeigte in den herzzerreißendsten Ausdrücken sein Leid, daß er das Logement des Joseph nicht gewußt habe, sonst wäre er längst schon zur Visite bei Joseph angefahren.

Das aber heißt Gimpel anlaufen lassen wollen, dachte sich Joseph, ich sehe schon, ich muß mich in Wien um ein neues Sprachlexikon umsehen. Das Beste wird sein, immer das Entgegengesetzte zu sagen von dem, was man wirklich denkt, und dieses in ein recht süßes Geklingel einzukleiden; doch das erlerne ich dummer Tiroler nicht mehr. Komödiant war ich in meinem Leben nie.

Der Vorsteher des Bezirkskommissariates der Alser war von Geburt ein geschmeidiger Böhme; auch er war mit Komplimenten gespickt. Anfangs wollte ihm der derbe Tiroler gar nicht behagen, und wenn Joseph manchmal es so heraussagte, wie er dachte, dann sagte der Herr Oberkommissär: Kein Wunder, Sie sind halt ein grober Tiroler, und diese, sagt man, werden erst mit vierzig Jahren gescheit.

Joseph lachte dann und ging an seine Arbeit.

Da aber die anderen Herren Konzeptsadjunkten wohl sehr feine, zierliche und manierliche Herren waren, aber immer erst um 10½ Uhr in die Kanzlei kamen, während Joseph schon immer um 8 Uhr gegenwärtig war und ungeachtet der Masse von Geschäften nie einen Rückstand in seinen Akten hatte, obgleich ihm noch so viel als den anderen zwei Herren zugeteilt wurde, und da er eine scharfe, richtige Feder führte, welche den Nagel meistens auf den Kopf traf, so mußte der Amtsleiter den dummen, groben Tiroler am Ende doch lieb gewinnen, besonders, da Joseph des lieben Friedens wegen manche Wienerphrase angenommen hatte und zu des Vorstandes eitler Ehehälfte auch sagte: Ich küsse die Hand, gnädige Frau, haben Sie wohl geruht? Wie lebt Ihr herzallerliebster Kleine, der Karl? Ich hoffe, er befindet sich wohl etc. Das sind Kleinigkeiten, aber in der Welt will man angeräuchert sein.

Bei der Oberbehörde in der Stadt saßen ein paar adelige junge Herren, welche das Geschäft hatten, die von den Bezirkskommissariaten eingesendeten Akten zu revidieren und bei jeder Nummer ihre gutachtliche Soße abzugeben.

Diese jungen theoretischen Herren setzten nun ihre Ehre und Geschicklichkeit darin, den minder ansehnlichen Herren Kollegen der Vorstädte mit oberbehördlicher Autorität recht viele Nasen auszuschicken. Das Ding verdroß den Joseph gewaltig, da er besonders anfangs täglich solche Nasen erhielt, obgleich er sich halbtot rackerte, und die Herren in der Stadt erst noch im Unrechte waren.

Eines Tages hatte Joseph eine recht lange, große Nase erhalten, und er saß daher mißmutig an seinem Schreibtische und warf die Feder von sich.

Was haben Sie, mein lieber Tiroler? fragte der eintretende Oberkommissär, Sie schauen drein, als ob Sie mit der ganzen Welt im Unfrieden wären.

Kein Wunder, sagte Joseph, man schindet sich hier zu Tode, und dennoch alltäglich neue Nasen von den Herren auf dem Stadtkatheder.

Da will ich Ihnen einen guten Rat geben, sprach der Oberkommissär. Machen Sie es wie ich!

Joseph: Wie machen Sie es?

Oberkommissär! Wollte ich alle meine von oben herab erhaltenen Nasen zählen, so wären es deren mehr als Haare meines Hauptes, und wollte ich daraus einen Turm bauen, so reichte er höher in die Luft hinein als unser berühmter Stephansturm.

Ich machte es aber immer so: Bekam ich eine mündliche Nase oder eine Anmerkung im Protokoll, so ließ ich es durch das eine Ohr hinein und durch das andere hinaus und tat, wie ich immer tat, und weder Wien noch die Welt ging darüber zugrunde; ich wurde dabei Oberkommissär.

Erhielt ich aber die Nase mittelst Dekretes, nahm ich das ganze Dekret und verwendete es zu Käsepapier oder wohl gar zu noch niedrigeren Diensten, und auch das brachte weder Nutzen noch Schaden.

Wurde ich hingegen mündlich oder in protokollarischer Anmerkung belobt, so ließ ich auch das bei dem einen Ohr hinein und bei dem anderen hinaus. Ward mir aber die Belobung durch Dekret mitgeteilt, so verwendete ich dasselbe wie das Nasendekret. Haben Sie mich verstanden?

Joseph: O ja, der Rat ist einfach und herrlich; das wäre mir nicht eingefallen. Wenn in Wien die Nasen so wohlfeil sind, werde ich sie fürderhin auch nicht mehr achten. In Tirol ließ mich eine kleine Rüge oft ganze Nächte nicht schlafen.

Oberkommissär: Wenn Sie in Wien so täten, dann würden Sie bald auf dem Friedhofe sein. Wir Wiener sind ein leichtsinniges Völkchen, und dennoch geht's mit Leichtsinn am besten.

Von nun an kümmerten den Joseph die Nasen gar wenig, er hatte sich des Oberkommissärs goldenen Rat hinter die Ohren geschrieben, wo seine Feder saß.

Das Wiener Leben kam dem Joseph wie ein Taumel vor, wo man nie zur Ruhe kommt. Nur alle 14 Tage kam er am Sonntage außer die Stadt hinaus, wo er sich ein liebes, grünes, stilles Plätzchen in irgendeinem Walde suchte und die reine Luft mit gierigen Zügen einsaugte. Was hätte er gegeben, nur einen solchen Sonntag bei seinen lieben Eltern in Großkirchen unter dem Schatten der Bäume in ihrem Obstgarten zubringen zu können?

In Wien sah er das größte Elend neben dem blendendsten Reichtum, das tiefste Laster neben erhabener Tugend, großes bewegtes Leben und viel, viel Tod.

Er kam oft, fast täglich in das allgemeine Krankenhaus. Wie viele Hunderte von unglücklichen, verlassenen Kranken jammerten da auf ihrem Schmerzenslager, wie viele hauchten, weit, weit von den Ihrigen, unbetrauert ihre Seele aus, und die herzlosen Wärter und Wärterinnen gingen kalt an ihnen vorüber und nahten nur, wenn der Unglückliche verschieden war, um alles zu durchstöbern, ob nicht irgendwo noch ein verborgenes Geldstück abzunehmen wäre. Ja, Joseph hat dies Krankenhaus gesehen, und nie konnte er die Überzeugung gewinnen, daß hier, wo bezahlte Wächter hausen, der Unglückliche es findet, was die Schwestern der Barmherzigkeit aus heiliger Gottesliebe leisten, mochten auch Judenblätter voll des Lobes für weltliche Wärter sein und über die Schwestern der Liebe Schmähungen häufen. Joseph hatte in Innsbruck auch diese an dem Krankenbette gesehen.

Eine Szene aus Josephs Leben in Wien, und zwar gerade im allgemeinen Krankenhause, will ich hierhersetzen.

Der Tiroler E..., Student der Medizin, hatte sich durch sein ausschweifendes Leben in Wien die Lungentuberkulose zugezogen. Schon zwei Monate lag er im allgemeinen Krankenhause darnieder. E... war schon als Philosoph in Innsbruck ein Freigeist gewesen. Schmähungen über Religion ließ er schon damals hören. Joseph hatte ihn gekannt und traf ihn nun im Wiener allgemeinen Krankenhause.

Andere Tiroler Mediziner besuchten ihn öfters, und obgleich diese Herren auch sehr leichten Kalibers waren, so rührte sich doch der alte Tiroler in ihnen, und sie rieten ihrem kranken Freunde, als sie sein baldiges Ende befürchteten, er möchte als Katholik die Sterbsakramente empfangen.

Ich brauche keinen Pfaffen, sagte er, quälet mich nicht.

E... lag endlich vor Schwäche bewußtlos da, seine Freunde holten ihm den Spitalkaplan.

Dieser kam, und als er den Kranken bewußtlos und äußerst schwach fand, gab er ihm die letzte Ölung. Auf einmal öffnet E... weit die Augen, der Priester salbte eben dessen Füße.

Da rafft der Kranke noch die letzten Kräfte zusammen und sagt in gebrochenen Lauten: Jetzt – läßt – mir – der Pfaff – sogar beim Sterben – keine Ruhe! Ein Hauch noch, – und er war in der Ewigkeit. Selbst den leichtsinnigen Kameraden standen die Haare zu Berg. – Totenblaß packte der Spitalkaplan das heilige Öl zusammen und entfernte sich traurig. – Dem Joseph blieb diese Szene unvergeßlich.

O, könnte dieses Krankenhaus sprechen, von wie vielen schauerlichen Lastern und Szenen des menschlichen Elendes könnte es erzählen. Dem Joseph war es immer der Prediger, der ihm laut zurief, nicht die Wege des Lasters zu gehen. – Wie anders stirbt man nicht in Tirol, wo die Liebe und die Religion dem Dahinscheidenden die Augen zudrücken.

Und welch kurioses Ding ist ein Begräbnis in Wien? Den Vornehmen ziehen schwarzbehängte Rosse hinaus in den Friedhof, zahlreiche Wagen mit Leuten in Floren und Trauerkleidern folgen; aber das ist nur Zeremonie. Man diskurriert, lacht und scherzt im Wagen, kein Vaterunser ertönt, niemand lüftet zum Gebet den Hut, man folgt dem Toten, weil es die Höflichkeit gegen die Lebenden so erfordert. Der arme Spitaler aber dient tot als Gegenstand der wißbegierigen, oft rohe Zoten reißenden Mediziner und wandert nachts 10 Uhr zerstückt in dem Totenwagen hinaus auf den Währinger Friedhof. Der Totenkutscher führt ihn dahin wie eine ekelerregende Ware. O, wenn dem Joseph dieser Wagen begegnete, betete er für diese Vergessenen ein herzliches Vaterunser.

Nur wer sich im Spitale ein Begräbnis spendieren konnte, wurde hinausgetragen wie ein anderer christlicher Mensch in Tirol; da sah und hörte man der Leiche nachfolgende Beter.

Was Joseph sehr wehe tat, war besonders die Verdorbenheit der Studenten an den höheren Schulen. Kam ein Tiroler auch noch mit ziemlich unverdorbenem Herzen hierher, so machten sich bald seine Kameraden mit allen Mitteln an ihn, um ihn ebenso schlecht zu machen, als sie selbst waren.

Da wurde mit den Worten Pfaff und Pfaffenknecht herumgeworfen, gespottet und gehöhnt, und fruchtete das nicht, so wurde das letzte Mittel angewendet, man schickte ihm irgendein in den Verführungskünsten eingeschultes, schamloses Weibsbild über den Hals. – Und wie sollen junge Leute noch ohne feste Grundsätze und ohne Welterfahrung gegen solche teuflische Mittel standhalten?

Man hatte es an Joseph auch schon versucht; man nannte ihn einen heuchlerischen Tiroler, aber Joseph sah ja die süßen Früchte des Lasters in den Spitälern. Auf den Spott antwortete er gewöhnlich nichts, er ging täglich zur hl. Messe, wenn es ihm auch von den anderen als Verbrechen und als etwas Entehrendes angerechnet wurde. Geht ihr eure Wege, sagte dann Joseph, und ich gehe die meinigen; was gehe ich euch an? Später betrachtete man ihn dann mit einer gewissen Scheu und ließ ihn in Ruhe.

Ja, wüßten manche Eltern in Tirol, welche Wege oft ihre studierenden Söhne in Wien wandeln, so würden sie sich tausendmal bedenken, diese in die Hauptstadt zur Ausbildung zu schicken. – Das ein moralischer Seitensprung – nun weiter zur Geschichte.

Joseph lebte in Wien billiger als wie in Innsbruck und hatte sein gutes Auskommen. Freilich lebte er einfach und kannte die Genußsucht nicht, für die es in Wien tausendfache geldverschlingende Gelegenheiten gibt. Was kümmerte ihn der Prater mit seinen kindischen Unterhaltungen, das Karlstheater mit den seichten Wiener Witzen, oder andere Theater; er hatte Theater genug in seinem Amte, da gab es alltäglich der traurigen und komischen Szenen genug; die unzähligen Ballsäle zogen ihn auch nicht an; denn die Nacht schlief und ruhte er gerne. Nur hier und da ging er zu einem Konzerte, weil er Musikliebhaber war.

Joseph sah, daß die Klagen über teures Leben in Wien nur von der Unterhaltungs- und Genußsucht, von dem Laster kommen.

Joseph war nun 1½ Jahre Konzeptsadjunkt in Wien gewesen, da erhielt er eines Tages ein kleines Briefchen von der inneren Stadt. In ein paar Zeilen war er eingeladen, sich bei dem Ministerialsekretär G..... zu stellen, und zwar sobald als möglich.

Was will etwa dieser von mir? dachte Joseph. Ich wüßte nicht, vielleicht hat er mir eine Ministerialnase zu geben.

Am andern Tag war Joseph bei dem vorgenannten Herrn. Er fragte ihn über einen Herrn Beamten in Tirol und auch um sein eigenes Dienstalter. Wie zufällig warf er die Frage hin, ob er vielleicht Italienisch verstehe?

Da Joseph meinte, daß es besser sei, wenn man sage, daß man dieses auch wisse, gab er an, daß er Italienisch spreche und zur Not schreibe.

Schon gut! sagte der Ministerialsekretär.

Das war das ganze Wichtige, was der Herr Ministerialsekretär zu sprechen gehabt hatte. Joseph war fast ungeduldig, daß er wegen einer solchen Bagatelle den weiten Weg in die Stadt hatte machen müssen.

Acht Tage nach dieser Unterredung ging Joseph vor der Amtsstunde in die ebenerdige Kneipe des Dreilauferhauses, wo er wohnte, um ein Seidel Bier zu trinken. Der Wirt reichte dem Gaste mit dem Bier auch die frischgebackene heutige Wiener Amtszeitung. Joseph war just kein leidenschaftlicher Zeitungsleser, er blätterte daher in den Rubriken herum; er stieß auf das Wort »Ernennungen«.

Da Beamte immer neugierig sind, wer wieder einmal so glücklich ist, befördert zu werden, so las Joseph diesen Artikel aufmerksamer. Da liest er: Joseph N. als Kommissär nach Italien. Joseph staunt zuerst, daß er einen Amtskollegen habe, der den gleichen Namen trage wie er. Welcher Zufall! Er liest nochmals und schaut genauer, da steht auch dabei »bisher Konzeptsadjunkt in Wien«. Aber das kann ja nur ich sein, rief Joseph zu sich selbst; meine Kollegen in Wien kenne ich, und da gibt es keinen Doppelgänger von mir. Ich habe ja nicht angesucht! Das kann völlig nicht sein, und doch steht es hier schwarz auf weiß!

Nun eilt Joseph zum Oberkommissär; dieser hat schon das Dekret für ihn in Bereitschaft und gratuliert zu den 800 Gulden.

Ei, was ist zu gratulieren, sagte Joseph verdrießlich, in Italien ist ein deutscher Beamter gewiß nicht auf Rosen gebettet; ich würde in Wien in wenigstens zwei Jahren auch Kommissär geworden sein.

Bleiben Sie hier, sagte der Oberkommissär, ist mir lieber, wir kennen uns; gehen Sie zum Minister, remonstrieren Sie, Sie können es tun, da Sie um die Stelle nicht kompetiert haben.

Flugs hatte sich Joseph in den schwarzen Frack geworfen; in einer Stunde war er beim Minister. Dieser lächelte über Josephs Gründe gegen diese Anstellung und sagte: Junger Herr, gehen Sie, wir brauchen Sie dort; gewiß, es wird Ihnen nicht schaden!

Ein Ministerwille ist gar mächtig, und so verstummte auch Joseph und verbeugte sich vor demselben.

Nun war er denn doch einmal eigentlicher Beamter, und 800 Gulden sind wieder mehr als 400 Gulden. Zudem versicherte ihm der Minister, daß er nicht ewig in Italien sitzen werde, man werde seinerzeit wieder in Wien seiner sich erinnern.

So zog denn Joseph am 15. November 1852 als ernannter Kommissär aus den Mauern Wiens. Diesmal fuhr er mit einem noblen Zweispänner nach Nußdorf zum Dampfschiffe und bezahlte nicht mehr als zwei Gulden; freilich kannte er jetzt die Fiakertaxe und trug nicht mehr den einfältigen Provinzler auf der Stirne. Der Tag seiner Abfahrt, der Leopolditag, war ein herrlicher Herbst-, eigentlich Sommertag, und lustig plätscherten die Dampfräder zwischen den reizenden Ufern der Donau hinauf.


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