Jean Baptiste Molière
Die Schule der Frauen
Jean Baptiste Molière

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Vierter Akt

Erster Auftritt

Arnolph (allein)

Arnolph. Ich muß bekennen, mühsam harr' ich aus;
In tausend Ängsten muß ich wachen,
Um diesem Stutzer in und außerm Haus
Durch seine Rechnung einen Strich zu machen.
Wie kecklich hielt sie meinen Blicken stand,
Wie ungerührt von dem, was sie verübt!
Ja, wer nicht weiß, daß sie mich auf die Folter spannt,
Der schwört, sie hab' kein Wässerchen getrübt.
Je ruhiger sie dazustehn vermochte,
Um so viel stürmischer ward meine Wut,
Und aller Grimm, der mir im Herzen kochte,
Verdoppelte nur meine Liebesglut.
Ich war empört, entrüstet, außer mir
Und fand sie doch so schön wie nimmer,
Ward nie zuvor von ihrer Augen Schimmer
Verlockt zu solcher flammenden Begier.
Ich fühl' es tief, mein Leben wird entfliehn,
Wenn sich mein trauriges Geschick vollendet.
Wie? Hätt' ich, um sie zu erziehn,
So viele Sorg' und Vorsicht aufgewendet,
Seit ihrer Kindheit sie bei mir gehegt,
Mit zärtlich hoffendem Gemüte
Geharrt auf die Entfaltung ihrer Blüte,
Sie dreizehn Jahr' lang mir herangepflegt,
Damit sie sich in diesen Fant vergaffe
Und vor der Nase mir der erste beste Laffe
Die halb schon Angetraute wegstibitze?
Nein! Tausend Male nein! Du süßer Tropf,
Umgürte dich mit deinem ganzen Witze,
Dir treib' ich doch die Mücken aus dem Kopf,
Und du nicht bist es, der zuletzt gelacht.

Zweiter Auftritt

Arnolph. Ein Notar

Notar. Richtig, da ist er! – Guten Tag. Sie ließen
Mir sagen, ein Vertrag sei abzuschließen ...

Arnolph (für sich, ohne auf den Notar zu achten).
Was tut man da?

Notar.     Genau, was hergebracht.

Arnolph (für sich). Nach allen Seiten muß ich's überdenken ...

Notar. Ihr Vorteil wird durchaus von mir gewahrt.

Arnolph (für sich). Mich wappnen gegen Fallen jeder Art.

Notar. Sie dürfen mir getrost Vertrauen schenken.
Nur müssen Sie, wenn Sie vor Täuschung bang,
Erst unterzeichnen nach Empfang.

Arnolph (für sich). Schlag' ich Alarm und kommt man auf die Spur,
Dann wird die ganze Stadt darüber schwätzen.

Notar. Dies zu verhindern, braucht man nur
Das Schriftstück im geheimen aufzusetzen.

Arnolph (für sich). Was aber stell' ich mit ihr selber auf?!

Notar. Das Wittum folgert aus der Mitgiftsumme.

Arnolph (für sich). Ich liebe sie; das eben ist das Dumme!

Notar. In solchem Falle legt man gern was drauf.

Arnolph (für sich). Wie nur behandl' ich sie dabei?

Notar. Der Braut wird meist vom Bräutigam verschrieben
Ein Dritteil ihrer Mitgift; doch steht frei,
Auch mehr zu geben, völlig nach Belieben.

Arnolph (für sich.)
Wenn ich ... (Er bemerkt den Notar)

Notar.     Das Sondererbgut wird bestimmt
Von beiden. Wie gesagt, das andre richtet
Er nach Gefallen.

Arnolph.     Was?

Notar.         Wenn er sie nimmt
Aus großer Neigung und sie gern verpflichtet,
Kann durch ein Wittum, auch Präfix genannt,
Er sie begünst'gen, das nach Dero Sterben
Zurückfällt oder fortläuft auf die Erben;
Auch nach Gewohnheitsrecht und anderweitig
Durch Schenkung, die kontraktlich zuerkannt,
Entweder einfach oder gegenseitig.
Was soll das Achselzucken? Sprach ich Dunst?
Versteh' ich nicht die Regeln meiner Kunst?
Wer kennt sie besser? Niemand! Weiß ich nicht,
Daß beide Gatten stets gemeinsam haften
Für Hausrat, Barbesitz und Liegenschaften,
Wovon nur löst ein förmlicher Verzicht?
Und weiß ich nicht, daß von dem Brautschaftsgeld
Ein Dritteil in Gemeinschaft ...

Arnolph.     Meinetwegen,
Das wissen Sie; wer sagt denn was dagegen?

Notar. Sie, der mich hier zum Narren hält
Mit Rückendrehn und mit Gesichterschneiden.

Arnolph. Was Kuckuck will die läppische Gestalt!
Gehn Sie zum Teufel und zwar möglichst bald!

Notar. Man ließ mich zum Vertragsschluß herbescheiden.

Arnolph. Jawohl; indes zum Aufschub hab' ich Grund.
Man wird Sie rufen, wenn die Zeit es will. –
Dem Waschweib steht das Maul nicht still! (Ab)

Notar (allein). Ich glaube fast, der ist nicht recht gesund.

Dritter Auftritt

Notar. Alain. Georgette.

Notar (geht Alain und Georgette entgegen).
Rieft ihr mich nicht zu eurem Herrn ins Haus?

Alain. Ja.

Notar.     Zwar, ich weiß nicht, wie er euch erschienen;
Mir aber scheint er, richtet ihm das aus,
Ein riesiger Hanswurst.

Georgette.     Zu dienen. –

Vierter Auftritt

Alain. Georgette. Arnolph

Alain.         Herr ...

Arnolph. Kommt heran! Ihr liebt mich treu und wahr;
Von eurer echten Freundschaft hab' ich Proben.

Alain. Herr, der Notar ...

Arnolph.     Schon gut, das ist verschoben.
Doch wisset, meiner Ehre droht Gefahr,
Und für euch beide, Kinder, welche Schmach,
Würd' eurem Herrn die Ehre fortgenommen!
Ihr könntet nicht mehr unter Leute kommen;
Mit Fingern zeigte man euch nach.
Drum, weil's euch ebenso betrifft wie mich,
Sorgt, daß ihr eure Wachsamkeit verstärkt,
Damit der junge Mensch nie wieder sich ...

Georgette. Das haben wir uns schon vorhin gemerkt.

Arnolph. Gebt acht, daß euch sein Schmeicheln nicht betöre.

Alain. Nur unbesorgt!

Georgette.     Wir sind wie Stein und Erz.

Arnolph (zu Alain). Und würd' er flöten: »Freund Alain, o höre
Und lindre meinen grimmen Liebesschmerz ...«

Alain. Sie sind ein Narr.

Arnolph.     So recht. (Zu Georgette)
        »Und du, mein Kätzchen,
Du scheinst mir ein so sanftes, liebes Schätzchen ...«

Georgette. Sie sind ein Affe.

Arnolph.     Gut. (Zu Alain)
        »Was ist so schändlich
In meinem lautren, ehrenhaften Plan?«

Alain. Sie sind ein Lump.

Arnolph.     Vortrefflich. (Zu Georgette)
        »Wenn nicht endlich
Du dich erbarmst, dann ist's um mich getan.«

Georgette. Sie Tropf! Sie Lümmel!

Arnolph.     Außerordentlich.
»Du weißt ja schon, ich lasse mir nichts schenken;
Ergebner Dienste pfleg' ich zu gedenken:
Alain, dies Trinkgeld im voraus für dich,
Dies dir, Georgette, für ein Mäntelein.
      (Sie halten beide die Hand hin und nehmen das Geld)
Das ist ein schwaches Vorspiel künft'ger Gaben,
Und eines nur will ich für alles haben:
Laßt mich zu eurer schönen Herrin ein!«

Georgette (stößt ihn).
Nichts da!

Arnolph.     Sehr gut.

Alain (stößt ihn).         Nur vorwärts.

Arnolph.             Prächtig.

Georgette (stößt ihn).                 Marsch!

Arnolph. Brav! – He, genug jetzt.

Georgette.     War das, wie Sie's wollen?

Alain. War die Manier noch nicht genügend barsch?

Arnolph. Jawohl; nur hättet ihr das Geld nicht nehmen sollen.

Georgette. Der Punkt war uns entfallen.

Alain.     Will's behagen,
Daß wir von vorn beginnen noch einmal?

Arnolph. Nein; geht ins Haus.

Alain. Sie brauchen's nur zu sagen.

Arnolph. Ich sagte nein! drum geht, wie ich befahl;
Das Geld behaltet; wartet meiner drinnen
Und seid auf eurer Hut mit allen Sinnen.
      (Allein)
In all dem Leid ist mir der Trost geschenkt,
Daß er den Anschlag selbst mir ließ verlauten,
Und daß der Tropf, der mich zu foppen denkt,
Den Nebenbuhler wählte zum Vertrauten.

Fünfter Auftritt

Arnolph. Chrysald

Chrysald. Nun? Speisen wir, eh wir spazieren wandern,
Zu Abend?

Arnolph.     Nein, ich faste.

Chrysald.         Wo gebricht's?

Arnolph. Verzeihen Sie, mir ist der Kopf so voll mit andern
Geschäften ...

Chrysald.     Wird aus Ihrer Heirat nichts?

Arnolph. Ach, lassen Sie mich doch zufrieden!

Chrysald. Ei, ei, welch rauhe Tonart! Was geschah?
Sind Ihrer Leidenschaft etwa
Noch ein paar kleine Prüfungen beschieden?
Nach Ihrem Aussehn möcht' ich fast drauf schwören.

Arnolph. Ich werde nie, was auch die Zukunft hegt,
Zu jener sanften Dulderschar gehören,
Die den Verführer still erträgt.

Chrysald. Seltsam, daß Sie mit solchen Geistesgaben
Bei dieser Frage sich so wild gebärden,
Als wäre dies das einz'ge Glück auf Erden
Und keine andre Ehre sonst zu haben.
Für geizig, boshaft, feig und niedrig gelten
Scheint Ihnen nichts; der eine Makel schlägt
Die andern all; wie jemand sonst zu schelten,
Er bleibt ein Ehrenmann, wenn er nicht Hörner trägt.
Kommt's wirklich nur auf solchen Zufall an,
Um unsern guten Namen zu entscheiden?
Soll Tugend sich ein unverdientes Leiden
Vorwerfen, das sie nicht verhindern kann?
Wenn man ein Weib sich nimmt, gibt ihr Verhalten
Den Ausschlag, ob man Ruhm verdient, ob Schmach,
Und soll es uns zum Scheusal umgestalten,
Wenn uns ihr Wankelmut die Treue brach?
Nein, glauben Sie: man bleibt genau so redlich,
Faßt man ein solches Schicksal milder auf:
Da niemand lenken kann des Zufalls Lauf,
Ist dieser Schlag an sich nicht schädlich.
Bei jedem Übel, was die Welt auch sage,
Kommt's nur drauf an, wie schwer wir selbst es nehmen;
Drum soll in dieser, wie in jeder Lage
Man streng sich hüten vor Extremen.
Die Männer, die mit zu geduld'ger Seele
Noch mit dergleichen prahlen, weithin schnattern,
Wie viele Schwärmer ihre Frau umflattern,
Anpreisen ihr Verdienst mit lauter Kehle,
Ihr Einverständnis zeigen und zusammen
Mit ihnen sind bei Landpartien und Schmaus,
Sie fordern alle Welt heraus,
Mit Recht ihr schamlos Treiben zu verdammen.
Doch seien sie auch noch so tadelnswert,
Ihr Gegensatz ist ebenso verkehrt,
Und minder nicht als dieses Vorschubleisten
Muß ich den ungestümen Poltrer hassen,
Der sich mit sinnlos lärmendem Erdreisten
Zudringlich breit macht auf den Gassen,
Als könnt' er nicht beruhigt schlafen gehn,
Bevor ein jeder weiß, was ihm geschehn.
Dem redlichen und klugen Mann genügt
Der goldne Mittelweg in solchen Nöten;
Wer den gewählt, der braucht nicht zu erröten,
Wenn ihm sein Weib was Böses zugefügt.
Mit einem Wort, die Hahnreischaft
Verdient es nicht, daß wir uns ernstlich grämen,
Und wie gesagt, mit etwas Geisteskraft
Läßt sie sich auf die leichte Achsel nehmen.

Arnolph. Der schöne Vortrag müßte nach Gebühr
Des ganzen Ordens wärmsten Dank entfachen
Und wird bei jedem, der ihn hört, dafür
Recht große Propaganda machen.

Chrysald. O nein, das hieße schlecht verstehn mein Ziel;
Doch weil das Schicksal uns bestimmt die Frauen,
So muß man's machen wie beim Würfelspiel,
Wo, wenn die Zahl nicht fällt, auf die wir bauen,
Geschick und reifliches Ermessen
Den Zufall kann besiegen durch die Kunst.

Arnolph. Das heißt, man soll gut schlafen und gut essen
Und glauben, alles andere sei Dunst.

Chrysald. Sie denken mein zu spotten; doch auf Ehre,
Viel schlimmre Dinge kenn' ich in der Welt;
Manch Unheil schiene mir von größrer Schwere
Als jenes, das Sie so in Furcht erhält,
Und müßt' ich von zwei Übeln eines wählen,
Mir brächte dieses Los geringre Pein,
Als jener Biederweiber Mann zu sein,
Die um ein Nichts fortwährend schmälen,
Der frommen Furien, der Tugenddrachen,
Die solch Geschrei mit ihrer Keuschheit machen,
Die, wenn sie kleine Unbill uns erspart,
Wie ihren Hausknecht uns behandeln wollen
Und, weil sie uns die Treue stets gewahrt,
Verlangen, daß wir uns nicht mucksen sollen.
Drum wiederhol' ich, Freund, das Hörnertragen
Bedarf nur eines leichten Mutes,
Ist wünschenswert sogar in manchen Lagen
Und hat gleich vielem andern auch sein Gutes.

Arnolph. Ei, so versuchen Sie's doch nur!
Ich aber werde nie mich drein ergeben,
Und lieber als ein solch Geschick erleben ...

Chrysald. Nicht schwören! Denn das ist ein heikler Schwur.
Soll's einmal sein, dann gibt's kein Federlesen,
Und wenig hilft dann Ihr Geschrei.

Arnolph. Zum Hahnrei werden – ich!

Chrysald.     Was ist dabei?
Ja, nichts für ungut, viele sind's gewesen,
Mit deren Aussehn, Stellung und Besitz
Sie den Vergleich noch lange nicht verdienen.

Arnolph. Ich will auch nicht verglichen sein mit ihnen.
Doch hab' ich jetzt genug von Ihrem Witz:
Nun Schluß!

Chrysald.     Wie zornig! Doch in kurzer Frist
Erfährt man wohl den Grund. Auf Wiedersehn.
Was auch Ihr Ehrbegriff Sie läßt begehn,
Nur nicht vergessen, daß man halb schon ist,
Wovon man schwört, es nie zu werden. (Ab)

Sechster Auftritt

Arnolph (allein)

Arnolph. Ich schwör's nochmal! Wie solcherlei Beschwerden
Man abhilft, weiß ich; an der Ecke dort
Den Schuster werd' ich dingen zum Spionen.
Das Mädchen darf mir nicht vom Hause fort;
Streng wach' ich, und verdächtige Personen
Wie Handschuhhändlerinnen, Nähmamsellen,
Hausier- und Hökerweiber insgesamt
Verbann' ich, deren stilles Nebenamt,
Geheime Liebesposten zu bestellen.
Ich kenne Welt und Leben allzu gründlich;
Früh aufstehn muß der Herr, um mich zu äffen
Und was zu schmuggeln schriftlich oder mündlich.

Siebenter Auftritt

Arnolph. Horace

Horace. Ich freue mich, Sie anzutreffen.
Weiß Gott, ich kam noch grade gut davon;
Denn kaum verließ ich Sie, als meinen Augen
Sich Agnes plötzlich zeigt, die vom Balkon
Begehrte Kühlung einzusaugen.
Sie winkt mir insgeheim, sie zu erwarten,
Und riegelt mir das Pförtchen auf im Garten:
Doch da wir kaum in ihrem Zimmer sind,
Hört sie den Alten kommen, und im Schrecken
Bleibt ihr nichts übrig, als mich pfeilgeschwind
In einem großen Wandschrank zu verstecken.
Gleich trat er ein; ich konnt' ihn zwar nicht sehn,
Doch hört' ihn schweigend auf und nieder gehn
Mit großen Schritten; öfters seufzt' er bang,
Schlug mit der Faust auf Tische und Kommoden,
Stieß einen Schoßhund fort, der ihn umsprang,
Und warf, was er von Wäsche fand, zu Boden;
Darauf zerbrach er wütend noch die Vasen,
Die freundlich den Kamin geschmückt bisher.
Kein Zweifel, ihren Streich hat irgendwer
Dem alten Bock inzwischen eingeblasen.
Nachdem er so im Aufundniederhasten
Den wilden Zorn an allem, was ringsum
Sich darbot, ausgelassen, ging er stumm
Aus dem Gemach und ich aus meinem Kasten.
Weil wir befürchteten, er käm' zurück,
Erschien's mir als zu großes Wagestück,
Noch zu verweilen; doch um Mitternacht
Soll ich geheim mich in ihr Zimmer schleichen.
Ich werde dreimal husten; auf dies Zeichen
Wird leis das Fenster aufgemacht;
Mit einer ihr emporgeworfnen Leiter
Werd' ich ans Ziel dann dringen unverweilt.
Sie sehen, Ihnen sag' ich alles weiter,
Dem einz'gen Freund; denn Freude, die man teilt,
Ist doppelt; höchstes Glück erscheint uns arm
Und unvollkommen, strahlt es uns verborgen;
Ich weiß, Ihr Anteil dran ist echt und warm.
Grüß Gott! Ich will das Nötige besorgen.

Achter Auftritt

Arnolph (allein)

Arnolph. O, o! Mein Unstern läßt mir nicht die Zeit
Zum Atemholen; stetig muß ich zittern,
Daß Schlag auf Schlag an ihrer Findigkeit
Die Pläne meiner Vorsicht jäh zersplittern!
Mich reifen Mann soll an der Nase führen
Ein Gänschen und ein junger Galgenstrick,
Mich, der dem harten Ehemannsgeschick
Jahrzehnte philosophisch nachzuspüren
Nicht müde ward und alles tief durchdachte,
Was selbst die Klügsten ins Verderben brachte!
Von andrer Unglück lernend forscht' ich nach,
Als ich daran ging, eine Frau zu nehmen,
Wie meine Stirn ich wahrte vor der Schmach,
Sich ebenfalls dem Hornschmuck zu bequemen.
Nichts hab' ich zu solch edlem Zweck vergessen,
Was Menschenscharfsinn kann; doch ein Beschluß
Der Weltregierung scheint darauf versessen,
Daß jeder Sterbliche dran glauben muß.
Hab' ich nach so viel ernsten Forscherstunden,
In denen dieses Thema mich beschäftigt,
Nachdem ich zwanzig Jahr' mich abgeschunden
Und zur Behutsamkeit den Geist gekräftigt,
Der andern Männer Pfade nur verlassen,
Damit ihr Los zuletzt auch mich umkrallt?
O nein, dir trotz' ich, höllische Gewalt!
Noch kann ich die bedrohte Beute fassen.
Hat mir der Nichtsnutz auch ihr Herz geraubt,
Sie selbst zu stehlen wird ihm nicht gelingen,
Und diese Nacht, in der er's will vollbringen,
Soll nicht so sanft verlaufen, wie er glaubt.
Er soll mich zum Empfang gerüstet finden.
      (Klopft hastig an die Tür)

Neunter Auftritt

Arnolph. Alain. Georgette

Arnolph. Ihr Kinder, euern Beistand brauch' ich jetzt.
Ihr wißt, ich hab' euch immer hochgeschätzt;
Doch könnt ihr heut besonders mich verbinden,
Und wenn ihr euch des Zutrauns würdig zeigt,
Wird euer Lohn euch wohl zufrieden stellen.
Der Mensch – ihr wißt schon, welcher; aber schweigt! –
Will, wie mir kund ward, heute nacht mich prellen
Und zu ihr klettern an des Fensters Wand;
Wir aber werden auf der Lauer liegen.
Ihr nehmt euch einen derben Stock zur Hand,
Und hat die letzte Staffel er erstiegen
(Das Fenster öffn' ich selber, wenn es Zeit),
Dann gerbt mir den Halunken recht von Herzen,
Daß ihn noch lange soll der Buckel schmerzen
Und wir von seiner Rückkehr sind befreit.
Doch laßt nicht merken, wer euch dies befohlen,
Und sagt es niemand, daß ich zugesehn.
Seid ihr bereit, mir tüchtig beizustehn?

Alain. Wenn's nur drauf ankommt, Herr, ihn zu versohlen,
Leg' ich mal los, dann mag der Kerl sich freu'n.

Georgette. Mein Arm, scheint er auch schwächer, wird nicht zaudern,
Soviel auf meinen Teil kommt, ihn zu bläu'n.

Arnolph. Nun geht hinein und hütet euch zu plaudern. (Allein)
Ei, dies Lektiönchen könnte manchem frommen:
Heißt jeder Ehemann in seinem Haus
So die Verehrer seiner Frau willkommen,
Dann sterben die Gefoppten aus.


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